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Plotten mit der "Schneeflocken-Methode"

Begonnen von Hr. Kürbis, 09. Juni 2008, 07:56:58

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Derexor

Hmm...
Keine einfache Frage. Allerdings muss man eine Gegenfrage stellen: Warum lernen manche Leute z.B. viele Naturwissenschaften in der Schule und stellen dann plötzlich selbst Theorien auf?
Ganz übertragen lässt sich dass nicht, aber es hilft zu dem einzigen, bei dem diese Bücher einem helfen können: Denkprozesse anregen.

Die Methode an sich schärft ein bisschen das Erfassen von dramatischen Strukturen.
Und was heißt erfolgreich? Ein Rezept einen Bestseller zu schreiben gibt es nicht.
Wenn diese Dinge helfen, dann einfach machen. Wenn nicht, dann nicht. Man sollte nie aufhören zu denken und sich auf etwas zu verlassen. Nichts ist fest. Alles ist erlaubt. Nur nicht für jedes Publikum.

Sorella

@ Farean Bitte nicht in den falschen Hals bekommen, das ist nur MEINE Meinung:
Der Erfinder braucht es mMn nicht anwenden, auch sonst braucht es keiner auf der Welt anwenden. Es braucht auch niemand gut zu finden und trotzdem kann es mir persönlich in meiner Situation helfen.

@Zitkalasa  Der Begriff Prämisse stößt mir auch unangenehm auf. Er scheint sich aber einigermaßen festgesetzt zu haben, daher verwende ich ihn auch. Ich gebe dir Recht, dass er gekünstelt und aufgeblasen wirkt, obwohl es einfach nur die Kernaussage (oder auch Kernhandlung) der Geschichte ist.

Bin gespannt ob sich in der Diskussion ein eingefleischter Schneeflocken-Jünger findet, der Schritt 1 bis 10 kompromisslos durchgezogen hat ;D ...   

zDatze

#47
Tihi. Hab auch grade meinen alten Post hier gelesen und mir fällt gerade absolut nicht ein, welche Geschichte ich damals mit der Schneeflocke geplottet habe ... meine kleine Diebin, vielleicht? Auf jeden Fall ist das Projekt damals sang und klanglos im Schulstress versunken. ::)
Das sagt jetzt natürlich nichts über die Methode aus, nur über meine Arbeitsweise. Ach. Egal. Ich werde wohl mal mein altes Notebook nach der Datei durchstöbern.

Einige Dinge sind von der Methode hängen geblieben und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sonst ewig gebraucht hätte um zu verstehen, dass es durchaus Sinn macht so nützliche Dinge wie die Motivation meiner Charas und einen fertigen Plot vorher auszuarbeiten. ;D

Farean

Zitat von: Zitkalasa am 29. März 2011, 16:49:44
Dass Eschbach die Schneeflocke als zu formalisiert betrachtet, liegt vll. einfach daran, dass es nicht seine Arbeitsweise ist. Das macht Methoden im Allg. aber nicht überflüssig.
Das hatte ich auch nicht sagen wollen. :D Sorry, wenn es so angekommen ist. Klar, so eine Richtschnur kann dir sicher helfen, dein Szenario aufzubauen. Ich will hier bestimmt kein Plädoyer für das dadaistische, chaotische, rein inspirationsgetriebene Schreiben halten.

Mir war halt nur aufgefallen, daß sogar Eschbach, der das Schreiben nach eigener Aussage als reines Handwerk betreibt und den deutschen "Geniekult", wie er es nennt, ablehnt, sich gegenüber einer dermaßen strikten Formalisierung des Schreibens skeptisch äußert. (Ich weiß nicht mehr, ob es gerade die Schneeflocken-Methode war, es ist eine Weile her, daß ich von ihm gelesen habe.)

Zitat von: Sorella am 29. März 2011, 16:59:11
@ Farean Bitte nicht in den falschen Hals bekommen, das ist nur MEINE Meinung:
Keine Sorge! :) Ich hoffe, daß du umgekehrt auch mein Posting nicht in den falschen Hals bekommen hast. Ich habe schließlich auch nur meine Meinung geäußert, und die würde ich mit den Worten zusammenfassen: solche Schemata sind mit Vorsicht zu genießen. Wenn es dir hilft, beim Schreiben in Fahrt zu kommen, wende um Himmels Willen die Schneeflocke an und laß dir da nicht reinreden. Es ist nur so, daß ich selbst mit Versuchen, in dieser Form systematisch und durchgeplant zu schreiben, sehr schlechte Erfahrungen gesammelt habe. :-\

Lavendel

Zitat von: Farean am 29. März 2011, 17:15:31

Mir war halt nur aufgefallen, daß sogar Eschbach, der das Schreiben nach eigener Aussage als reines Handwerk betreibt und den deutschen "Geniekult", wie er es nennt, ablehnt, sich gegenüber einer dermaßen strikten Formalisierung des Schreibens skeptisch äußert. (Ich weiß nicht mehr, ob es gerade die Schneeflocken-Methode war, es ist eine Weile her, daß ich von ihm gelesen habe.)

Ich denke, es ist nicht unbedingt verkehrt, sich an ein Schema zu halten - um ein Gerüst zu bauen, um erstmal zu sehen, wie ein Roman überhaupt strukturiert ist. Wenn man das tut, dann sollte man allerdings auch keine Angst haben, von dem Schema abzuweichen. Wenn man ein paar Romane geschrieben hat, dann weiß man, dass eine Geschichte sich im Verlauf des Schreibprozesses stark verändern kann. Charaktere entwickeln sich anders als gedacht oder andere Details passen doch nicht so gut zusammen, wie man dachte. Das erfordert es dann, das ganze mühsam aufgestellte Konzept (und ich finde es wirklich mühsam, die gesamte Schneeflockenmethode anzuwenden) mittendrin womöglich komplett umzuwerfen. Dass man davor nach der ganzen Arbeit vielleicht zurückschreckt ist klar. Und wenn man sich dann strikt ans Konzept hält, verliert man entweder die Lust oder man setzt das Ding in den Sand.
Also, um anzufangen, kann es schon helfen, aber man muss dann auch erkennen und akzeptieren, dass allein das Konzept vielleicht nicht reicht.

Luna

#50
@ Zitkalasa
Zitat
Im Gegensatz zu Luna scheiterte ich an der Aktefrage. Woher soll ich wissen, was der Höhepunkt meiner Geschichte ist, wenn ich die Figuren nicht kenne und nicht weiß wie die Welt aussieht?
Oh, da hast Du mich falsch verstanden oder ich habe mich unglücklich/wirr ausgedrückt ;). Im Grunde ging es mir da ähnlich wie Dir. Auch ich scheiterte an der Drei-Akte-Frage.
Bei mir war es so, die Charaktere kannte ich im Groben schon, wußte so in etwa, was im Laufe der Handlung passieren soll, nur, das waren leider keine Höhepunkte im Sinne dieser Methode :happs:.  Und da ich mich zu sehr darauf versteift habe, unbedingt drei Höhepunkte finden zu müssen, habe ich welche kreiert, die, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, alle murks waren. Ich musste später vieles über den Haufen werfen und umplotten. Ohne diesen Druck (den ich mir selbst gemacht habe) ging es mir besser. Ich war freier.

caity

Hallo,

nur mal kurz reingeworfen: Ich glaube, die Aktefrage setzt voraus, dass man sich auf einen Charakter im Roman konzentriert und ihn als Drehachse von allem ansieht. Zumindest klappt das bei mir soweit ganz gut. Sobald man aber mehrere Charaktere hat, haben die zum Teil auch an unterschiedlichen Stellen im Roman ihre drei Aktwenden ...
Ansonsten: das schöne an der Schneeflocke ist ja auch, dass man die Punkte in verschiedenen Reihenfolgen abarbeiten kann. Ich persönlich finde die Schritte je für sich alle sinnvoll und es ist imho gut, sich darüber Gedanken zu machen. Nur, wann was gemacht wird, das ist bestimmt von Autor zu Autor unterschiedlich und da muss jeder seine, ihm persönlich passende Abfolge finden.
Es ist doch toll, wenn ihr wisst, dass ihr eure Charaktere zuerst braucht, dann könntet ihr mit Schritt 3, 5 und 7 anfangen - wobei ich persönlich finde, 7 könnte man auch später machen - und danach erst 1, 2 und 4. Vielleicht ist das mal ein Versuch Wert.

Zum Thema "Welten": Die Schneeflockenmethode ist ja nicht für Fantasy-Romane konzipiert worden, deshalb finde ich es zwingend notwendig, sich die Regeln der Welt separat zu überlegen und hierfür zu anderen Hilfsmitteln zu greifen - wobei: Kann man die Welt als eigenen Charakter betrachten?  :hmmm:
Vermutlich nicht ^^"

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Farean

Zitat von: caity am 30. März 2011, 09:01:12
Kann man die Welt als eigenen Charakter betrachten?  :hmmm:
Man kann. ;D Hatt' ich schon, wenn auch in der SF, nicht in der Fantasy.

Zit

Stimme Farean zu. Besonders in der HF, mit ihren Kriegen im Hintergrund. Die brauchen ja auch ihren Verlauf. :)

Nja, Charaktere und Welt entwickeln sich dann doch irgendwie synchron. Zuerst Welt und dann Charaktere, wie ich schrieb, gilt bei mir nur für das allernötigste Grundgerüst. Wie sieht meine Welt aus, wo mangelt es ihr? Was will mein Charakter, im Rahmen der Welt, für sich und vll. auch für andere erreichen? Nja.
Wenn wir mein letztes NaNo nehmen. Da hatte ich auch zuerst Jindric mit seiner Geschichte und bastelte dann ein bisschen an der Welt. (Ich mein, ein König der foltern lässt und völlig unfähig ist als Feldheer, wo doch ein seinen westlichen Landesgrenzen der Krieg tobt?) Jindric schien mir aber zu gefangen in seiner Rolle, als dass er von alleine seinen Job hinwirft und auszieht. Ohnehin sah er keinen Weg wie er das bekommen kann, was er will. Dann kam Liska. Sie hat ihre eigene Last damit zu tragen, was für Jindric aber nötig ist, sein Ziel zu erreichen. Mit ihrem Auftauchen hat er es plötzlich und kann ausziehen. Hm, jetzt im Laufe des Plottens war es mir zu langweilig, dass beide ohne Stress durch die Pampa ziehen. Also nutzte ich es, dass Liska als böse Hexe verschrien ist und schuf einen fanatischen Glaubensorden, der Hatz auf sie macht, um sie verbrennen zu können. Mittlerweile fehlt mir etwas die Zeit, um weiter daran zu arbeiten, aber ich bin mir sicher, dass sich im Laufe weiteren Plottens noch weitere solcher Möglichkeiten ergeben.

Als ich die Schneeflocke ausprobierte, saß ich dagegen an einem Projekt mit fünf Haptcharakteren, die durch ein Spiel in einer fremden Welt landen und dieses Spiel mit all seinen Gefahren zu Ende spielen müssen. (Ja, Jumanji prägte.) Das funktionierte aber nicht. Also lenkte ich um: Sie finden ein Buch, mit dem man durch die Zeit reisen kann, und in diesem Buch ist auch ein Zettel. Nja, sie wollen halt rausfinden, was mit dem Zettel ist und reisen so durch die Welten. Der Zauberer, der dieses Buch erschuf, sollte auch noch eine Rolle spielen, aber ich weiß nicht mehr genau welche. Aber auch hier scheiterte die Schneeflocke -- obwohl ich mich bei diesem Versuch 1.2 nicht an die Reihenfolge hielt.

Das Problem mit der Schneeflocke ist, dass man sie nicht anders abhandeln kann. Was vll. zu skippen ist, ist ihre Aufforderung, die Handlung am Anfang in einem Satz darzustellen oder so. Wenn ich keinen Überblick über die Handlung habe ... Nja. Mir fällt es auch schwer mich bei neuen Ideen kurzzufassen, weil mein Hirn automatisch anfängt Brainstorming zu betreiben. Ich find den ersten Punkt also schon total doof und bremsend. *g*
Ich habe einfach das Gefühl, dass die Schneeflocke nur dann funktioniert, wenn man Charaktere und Handlungen einfach so aus dem Ärmel schütteln kann -- und wenn man gern Punkt für Punkt durchgeht. Ich springe selbst zu sehr zwischen den einzelnen Dimensionen einer Geschichte, dass ich da linear arbeiten könnte.

Die Schneeflocke ist halt eine ziemlich spezielle Methode.

@Luna

Genau die Erfahrung habe ich auch gemacht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sorella

Zitat von: Farean am 29. März 2011, 17:15:31
Keine Sorge! :) Ich hoffe, daß du umgekehrt auch mein Posting nicht in den falschen Hals bekommen hast.

Nee, nee, kein Problem - Eine kritische Beleuchtung von allen Seiten ist immer gut.  ;)

Ansonsten bin ich sehr gespannt, ob ich bei der nächsten Geschichte freier arbeiten werde. Lavendels Einwurf, dass gerade anfangs eine Struktur hilfreich ist, aber bei steigender Erfahrung nicht mehr so notwendig ist, könnte durchaus zutreffen.

Ein wichtiger Punkt ist mMn immer die rückwärtige Korrektur der vorangegangenen Schritte.
Die Prämisse, die ich z. B. zu Beginn hatte, übrigens auch beinahe alle Charakterzusammenfassungen, musste ich im Verlauf des Schreibens völlig umkrempeln. Am Ende hatte ich jedoch als Anfänger bereits ein ansehnliches Verkaufswerkzeug an der Hand.

(Ob mein Schreibstil und die Umsetzung gefällt, steht allerdings derzeit noch auf einem anderen Blatt  ;D Wenn man nicht gut genug schreibt, hilft auch die schönste Methode nichts ... )

Judith

#55
Zitat von: Zitkalasa am 30. März 2011, 11:19:47
Ich habe einfach das Gefühl, dass die Schneeflocke nur dann funktioniert, wenn man Charaktere und Handlungen einfach so aus dem Ärmel schütteln kann -- und wenn man gern Punkt für Punkt durchgeht. Ich springe selbst zu sehr zwischen den einzelnen Dimensionen einer Geschichte, dass ich da linear arbeiten könnte.
Genau das ist bei mir eins der Hauptprobleme mit der Schneeflocken-Methode und mit detaillierten Planungen jeglicher Art. Figuren funktionieren nämlich bei mir am besten, wenn sie sich im Schreiben entwickeln und ich ihnen zumindest teilweise freie Hand lasse. Die interessantesten Wendungen oder coolsten Entwicklungen sind bei mir oft durch die hohe Eigeninitiative von Figuren entstanden.
Den genauen Weg der Figuren hingegen noch vor dem Schreiben zu planen, funktioniert bei mir nicht wo richtig. Das eine Mal, wo ich es gemacht habe, ist es, wie gesagt, in die Hose gegangen.

Was nicht bedeutet, dass ich es nicht für sinnvoll halte, einen Roman nach der Schneeflocken-Methode zu planen. Im Gegenteil: Ich beneide alle, die auf diese Weise arbeiten können.
Bei mir funktioniert es eben nicht, weil ich auf viele Dinge erst durch das Schreiben an sich stoße. Klar überlege ich mir vorher einen groben Handlungsverlauf und vor allem eine genaue Ausgangssituation. Aber detailliertes Planen klappt nicht. Die wirklich guten Ideen kommen mir fast nie im Vorfeld oder beim Plotten, sondern erst beim Schreiben oder manchmal sogar erst, wenn die Rohfassung schon steht.  :-\

caity

@ Zitkalasa:
Jetzt frage ich mich gerade: bist du, wie Judith schreibt, jemand, der erst während dem Schreiben die Ideen entwickelt? Ansonsten verstehe ich nämlich bei deiner Vorgehensweise nicht ganz, warum du nicht z.B. mit Schritt 05 anfängst, das wäre für dich doch eigentlich ideal, so wie du es bisher beschreibst.

Ansonsten finde ich die Schneeflocke einfach auch geschickt, um das Projekt zu vermarkten. Gerade Schritt 02 und 04 eignen sich imho hervorragend als Grundlage für ein Exposé, und das kann man auch noch schreiben, wenn die Geschichte bereits geschrieben ist, Schritt 10 (das Schreiben selbst) gehört ja genaus zu der Vorgehensweise wie die Planungen ;)
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Zit

#57
Nein, bin ich nicht. Aber ich habe viel Vorlaufzeit. Auch weil ich viel recherchiere, da ich sonst blockiert bin da zu schreiben. Deswegen hatte ich letztens im Haustiere-Thread die Frage gestellt. Dass meine Werwolfsdame auf Haushunde und Wölfe trifft, ist nicht plotrelevant. Da ich aber keine Ahnung habe wie sich Hunde und Wölfe im Verhalten unterscheiden, könnte ich trotzdem keine Szene einbauen, wo sie auf HH/W trifft und dabei vll. ins Fettnäpfchen tritt.
Ich entwickel viel Welt vorher. Wenn ich weiß, dass meine Protas in ein Wirtshaus kommen, mache ich mir vorher Gedanken um die Architektur, wo das Ding steht, was da für Leute drin sitzen könnten, was der Wirt für 'ne Type Mensch ist (vll. auch irgendetwas aus seiner Vergangenheit festlegen, warum er so ist wie er ist). Wenn ich einen Wald habe, überlege ich, was da wächst, was da lebt, ob es Geistergeshcichten gibt und welche davon wahr sein könnten -- und ob meine Protas nicht mit so einer Geschiche konfrontiert werden können. Wenn mir Szenen vorm geistigen Auge schweben, merke ich sie mir entweder, wenn es ein Projekt ist, dass ich aktiv bearbeite, oder ich schreib es mir in Stichpunkten auf.
Das alles passiert bei mir zwar schriftlich, aber nicht als Fließtext, der komplett ausformuliert ist mit Dialog und Trallala. Das wird alles vorher überlegt -- und manches davon auch wieder verworfen. Bis ich anfange den Roman zu schreiben, dauert es wirklich lange. Manchmal merke ich dadurch aber auch, dass meine Idee einfach nicht funktioniert, egal wie ich sie drehe oder wende (wie die mit dem Zauberer und dem Reisebuch). Dann brech ich es ab, trauer ein bisschen nach und arbeite dann an neuen Ideen. (Das ist auch das schöne an diesem ausführlichen Plotten: Ich kann zwischen einzelnen Projekten hin und her springen ohne mir Sorgen zu machen, dass sich nach einem halben Jahr Pause den Ton der Geschichte nicht mehr treffe -- gab ja noch keinen. :) )

Wobei diese Vorgehensweise auch nicht so alt ist. Ich schreibe seit, warte, 8 bis 9 Jahren. Die ersten 4 bis 5 habe ich dabei so allein vor mich hingeschrieben, ohne Plan, ohne alles. Waren eh nur meine Mary Sue-Phantastereien. Dann habe ich angefangen mich mit dem Handwerk auseinander zu setzen, viel Kurzes geschrieben. Seit vll. zwei Jahren probier ich jetzt schon diese Methode -- und ich mag sie wirklich. Ich such jetzt nur noch Wege, wie ich bspw. die Recherche schneller machen kann ohne dabei zu oberflächlich zu werden oder wie ich mein Hirn dazu bekomme, dann etwas auszuspucken, wenn ich Zeit habe und es brauche -- und die Ideen gleich halbwegs brauchbar sind. Auf der anderen Seite habe ich mich damit abgefunden, dass ich Zeit brauche und ziemlich penibel bin. Anders als bei Prüfungen beweise ich bei meinen Geschichten keinen Mut zur Lücke, weil es vll. gerade die Lücke sein kann, die so tief geht und somit alles einstürzen lassen kann.
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Unbekannt

Dogtales

Ich hoffe, ich darf den hier noch aus der Versenkung holen. Ich hatte ja schon seit geraumer Zeit vor, meine Erfahrungen mit der Schneeflocke aufzuschreiben. Nur ist mir diese geraume Zeit bisher immer abhanden gekommen ...

Meinen Roman habe ich, meinen Aufzeichnungen zufolge 2004 angefangen, damals noch arg planlos und arg ... nichtswissend. In der Zwischenzeit haben mein Roman und ich uns weiterentwickelt und sind, nach anfänglicher Euphorie, schnell in ein großes, tiefes Plotloch gefallen. Und warum? Weil es (eigentlich) gar keinen Plot gab. Es gab Charaktere, einen Anfang und ein gefühltes Ende, dazwischen war dunkle Suppe. Nicht weiter verwunderlich also, dass da nichts weiter ging. Dann gab es ja zum Glück den Tintenzirkel und diesen netten Beitrag. Und weil's ja eigentlich nicht schaden konnte, hab ich mich der Methode angenommen und sie auf meine Geschichte übertragen.

Das war im Januar.

Ich hatte ja nun bereits Vorkenntnis über die Handlung und die Charaktere, habe also, anders als es (eigentlich) laut Randys Methode gemacht wird, nicht direkt beim Urschleim angefangen, habe mir aber Mühe gegeben, so weit wie möglich alles außen vor zu lassen und somit möglichst unvoreingenommen an die Sache ranzugehen.
Zur Grundlage habe ich mir im Übrigen die englische Version auf seiner Seite genommen, der Ausführlichkeit halber.

Mit Schritt 1 hatte ich, ehrlich gesagt, große Probleme. Ich bin ja noch relativ neu im Geschäft und wollte ganz, ganz viel mit meinem Roman aussagen und hatte meine Schwierigkeiten, mich auf das Wesentlichste zu konzentrieren. Da sind viele Sätze in den Papierkorb gewandert :) Schritt 2 war dafür schon erstaunlich hilfreich. Auch arbeitsintensiv, aber er hat mir die entscheidende Erkenntnis gebracht, woran ich arbeiten müsste und wie es funktionieren könnte.
Schritt 3 (die Charaktere) und Schritt 4 (Ausbau von Schritt 2) gingen mir hingegen recht leicht von der Hand. Ich kannte meine Charaktere schon und die Einordnung in eine geschlossene Handlung tat ihnen gut. Manche haben sogar eine ganz neue Funktion bekommen.
Auch Schritte 5 bis 8 gingen ganz locker flockig von der Hand. Mein Plot ist gewachsen, meine Ideen sind gesprossen und ich hatte Spaß bei der Arbeit. Das ganze lief so gut, dass ich das sogar nebenbei, in den Mittagspausen machen konnte und nach einem Monat hatte ich den Plot stehen. So schnell und so produktiv habe ich an diesem Roman in den letzten 7 Jahren nicht gearbeitet.
Mit Schritt 8 habe ich erst ein wenig gehadert, wegen des Aufwands. Aber auch das habe ich durchgezogen, habe die Dokumente, die ich geschrieben hatte, auseinander genommen und in eine Excel-Tabelle gepackt. Alles sortiert und hin und her geschoben. Nach Charakteren und Storylines gruppiert. Wieder sortiert. In Szenen gegliedert und auf Karteikarten übertragen. Wieder sortiert. Ende März war ich auch damit fertig. Und ich war zufrieden. So richtig zufrieden und ich hatte das Gefühl, endlich wird's was mit dem Roman. Ein gutes Gefühl, in Anbetracht der Lebensdauer dieses Babies  ::)

Die Kritik von Lavendel

ZitatUnd diese Methode lässt sehr wenig Platz für solchen 'Schnickschnack', der eine Geschichte aber auch das gewisse Etwas geben kann. Ich kann mir durchaus eine Szene vorstellen, in der jemand (um mal auf das alte Beispiel zrückzukommen), in der Sonne liegt und sich wohlfühlt, ohne dass jemand etwas tut, das ihn/sie dabei stört. Vielleicht, nach einem actionreichen Plotteil.
kann ich in dem Fall nicht bestätigen.
Ich habe mir meine Szenen grob aufgeschrieben, also, wer handelt, was passiert. Aber eben nur soweit, wie sie für den Fortgang der Geschichte notwendig sind. Beim Schreiben selbst bleibt mir noch genügend Raum, die Szenen auszubauen, den Charakteren ein wenig Platz zum Leben und Spielen und Schwafeln zu lassen. Ich weiß zwar, in welche Richtung es geht, aber die Geschwindigkeit der einzelnen Szenen und ob ich nicht noch eine - für mich angenehme, für den Fortschritt belanglose - Szene mit einbauen möchte, bleibt immer noch mir selbst überlassen. Es wird ja nichts vorgeschrieben.

Alles in allem also eine sehr schöne Methode, um sich der Hintergründe und dem Plot des Romans klar oder besser, bewusster zu werden. Ich bin zufrieden und habe wie gesagt, in recht kurzer Zeit recht viel geschafft.

ABER, ja, warum hänge ich dann schon wieder?

Weil Judith sagt

Zitatund die Planung der Figuren hat dazu geführt, dass ich ihnen beim Schreiben keine "freie Hand" mehr zugestanden habe - wodurch sie blass, starr und widersprüchlich geworden sind.

Und weil eben diese Methode meiner Meinung nach zwar sehr schön auf den Plot eingeht, aber nicht auf die Charaktere. Vielleicht habe ich die Punkte auch nicht ausführlich genug betrachtet, aber, jetzt, wo alle meine Charaktere ein Ziel haben, eine Richtung, in die sie gehen können, die auch einigermaßen verständlich, logisch und nachvollziehbar ist, fällt mir auf, dass sie kein Leben besitzen. Die Methode geht mir zu wenig auf die Gefühlswelt der Charas ein, auf ihre Eigenheiten und Merkmale, die die Charaktere unverkennbar machen und ihnen Leben einhauchen. Sie wirken zwar durchdacht, aber in ihrem Wesen irgendwie stereotyp. Und darauf geht Randys Methode leider nicht ein. Was das betrifft, muss man sich definitiv anderer Möglichkeiten bedienen (und die muss ich mir noch raussuchen, weil ich sonst nicht weiterkomme).

caity

Hallo Dogtales,

ZitatVielleicht habe ich die Punkte auch nicht ausführlich genug betrachtet, aber, jetzt, wo alle meine Charaktere ein Ziel haben, eine Richtung, in die sie gehen können, die auch einigermaßen verständlich, logisch und nachvollziehbar ist, fällt mir auf, dass sie kein Leben besitzen. Die Methode geht mir zu wenig auf die Gefühlswelt der Charas ein, auf ihre Eigenheiten und Merkmale, die die Charaktere unverkennbar machen und ihnen Leben einhauchen. Sie wirken zwar durchdacht, aber in ihrem Wesen irgendwie stereotyp.

Ich habe dabei immer das Gefühl, das unglaublich viel an diesem fünften Schritt hängt. Je nachdem, wie man den macht und wie man da an die Charaktere herankommt, so lebendig werden sie auch nachher. Wie hast du denn diesen fünften Schritt gemacht? Weil ich schaue da immer, dass ich zwar meine grobe Struktur habe, aber dann einfach mal die Charaktere erzählen lasse, wie sie sich bei Ereignis XY gefühlt haben, und dadurch gewinnen sie imho unglaublich viel Lebendigkeit.

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)