• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Du oder Sie bei Ratgebern?

Begonnen von FeeamPC, 09. August 2018, 12:55:19

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Feuertraum

Wie schon von einigen Tizis angesprochen, kommt es auf die Zielgruppe an. Ich selber bin jemand, der auch in Ratgebern ein "Sie" bevorzugt. Allerdings versuche ich den Mittelweg zu gehen und neutral zu schreiben, sprich, so zu schreiben, dass weder "Sie" noch "Du" nötig sind.

Um einen kleinen Bogen zu meiner Arbeit im Handel zu schlagen: (Kleine) Kinder - so bis 12/13 Jahre duze ich auch. Sehen diese älter aus, sieze ich sie. Die Reaktionen sind da auch unterschiedlich. So mancher ist darüber verwundert, aber es gibt auch gar nicht mal wenige, die sich durch das "Sie" ernst genommen fühlen, nicht als Kind, sondern als ein vollwertiger Mensch.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Zit

#16
Beim Bloggen schreibe ich im "Plural", also als Anrede "ihr", setze es aber sporadisch ein. Vieles lässt sich allgemein formulieren ohne Anrede oder mit "man", wenn unbedingt nötig. In Schreibratgebern bevorzuge ich auch "ihr" bzw. gar keine Anrede (der Text kann dann mehr wie eine Erinnerung oder wie ein Forenpost geschrieben werden).
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Maria

Ich bin jemand, der siezt und es aufdringlich findet, wenn im Geschäft geduzt wird. Das lässt Professionalität und Respekt gegenüber dem Kunden vermissen.

Mein Arzt ist etwas sonderbar und spricht mit mir in der dritten Person.
"Sie hat wohl zu wenig geschlafen. Sie sollte das hier dreimal am Tag einnehmen."

Meine Lektorinnen duzen mich, daher nehme ich an, dass die Mehrheit der Autoren und Autorinnen heute lieber das "Du" hört.

Es ist eigentlich einfach: Du --> gleiche Ebene oder der Duzer eine Ebene über dem Geduzten (je nachdem wie dieser es empfindet)
Sie --> gleiche Ebene, oder der Siezer eine Ebene unter dem gesiezten.

Wie will ich also dem Leser gegenüber auftreten?

flowrite

Kommt nicht nur auf die Zielgruppe an, sondern auf das Thema: So geht es mir in Unterhaltungen mit Fremden. Bei sachbezogenen Themen ("Weißt du, wann der nächste Bus kommt?") hab ich nix gegen "Du", dagegen schon eher, wenn es personenbezogen wird: "Verzeihen Sie, Ihre Schnürsenkel sind offen, stolpern Sie nicht". Halt eine Frage der Distanzwahrung, sei es aus höflicher Zurückhaltung oder aus Respekt. Welche Münder n. Wlatzlawick sind wie gewichtet? Selbstoffenbarung, Appell, Sachinformation, Projektionen auf den anderen. Steht die Selbstoffenbarung im Vordergrund, ist das Du eher in Ordnung als wenn der Appell im Vordergrund steht. Beispiel: Wenn jemand einen Alkoholismus-Ratgeber schreibt, der selbst Alkoholiker ist, lasse ich mich von mir aus duzen. Schreibt das aber ein Arzt, soltte er mich tunlichst siezen. Zum Glück habe ich solche Ratgeber nicht nötig, aber wär ich nur einen Tick weit anders gelagert, wer weiß. Wie ist das mit Ihnen? (rhetorisch gefragt, als Exempel, nicht drauf antworten)

Ahneun

Hallo Fee,
ich bin ebenfalls für das "Sie" im allgemeinen. Im speziellen, und, hier meine ich die Bekannten unter Deiner Leserschaft, die kannst Du im Ratgeber per "Du" ansprechen. Das "Du", so wie es in dem gelb-blauen Einkaufscenter Verwendung findet, kann zum Einen als nicht störend empfunden werden, - wenn man es von dieser Firmenphilosophie nicht anders gewöhnt ist.
In Einem Ratgeber würde ich aus Respekt die Leserschaft mit einem netten "Sie" ansprechen.
Ich selbst würde es befremdlich empfinden, mit einem klassischem "Du" vom Autor angesprochen zu werden. Das "Sie" ist eine Höflichkeitsform und solltest Du Dir nicht sicher sein, dann ist das "Sie" auf jeden Fall angebracht.
LG

PS:
hatte mich selbst bei einem Sachbuch/Projekt für ein Leser-bezogenes "Sie" entschieden.
Es liegt z.Z. auf Halde. Aber ich werde es irgendwann wieder aus der Schublade holen.
- Ein Diamant
ist

Gilwen

Ich habe oft Ratgeber zum Korrigieren da, da wird meistens gesiezt. Wenn sich ein Autor doch für das Du entscheidet, erwähnt er meist im Eingangstext, warum er das so macht - mehr Nähe zum Leser schaffen, zum Beispiel.

Beim Siezen schreiben viele meiner "Klienten" übrigens das Sie trotzdem klein, oder zumindest manchmal, was an einigen Stellen dann gar nicht so einfach zu korrigieren ist (Hm, meint er jetzt sie, die Kunden oder Mitarbeiter zB, oder Sie, der Leser?). An einigen Stellen muss ich dann mehrmals drüberlesen, bis ich sicher bin, dass ich die richtige Bedeutung erfasst habe.
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."