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Darstellung von Schwerhörigkeit, Taubheit, Gehörlosigkeit

Begonnen von Nikki, 07. August 2020, 13:15:57

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zDatze

Hallo Nikki!
Eine sehr interessante Musikerin (Schlagwerk), die ich vor Jahren entdeckt habe, ist Evelyn Glennie. Es gibt auch eine Doku von ihr, der Titel ist "Touch the Sound". Es gibt auch einen sehr interessanten TED-Talk von ihr: How to truly listen. Vielleicht ist da etwas Brauchbares für dich dabei. :)

Nikki

Vielen lieben Dank für eure Antworten, die so vielfältig ausfallen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, um mich daran zu bedienen.  ;D

Du hast super ausgeführt, wie unterschiedlich sich Schwerhörigkeit bilden und auswirken kann, @Lucien, dafür bin ich dir sehr dankbar! :vibes: Es gibt nicht nur diese eine Art von vermindertem Hörvermögen, das kann man gar nicht oft genug betonen und sich selbst verinnerlichen, wenn man nicht unmittelbar davon betroffen ist. Ich hoffe, dass ich mir immer vor Augen halten kann, keine allgemeingültigen Aussagen (die sind ja ohnehin zum Schmeißen) aufgrund des veränderten Hörvermögens meiner Figur zu tätigen.

Etwas, was ich immer im Hinterkopf behalte, ist die Warnung davor, die entsprechenden Figuren auf ihre Merkmale zu reduzieren, die von der vermeintlichen Norm abweichen. Mit dieser Figur habe ich einen "Startvorteil", da sie ja bereits im Vorfeld durchdekliniert wurde und das zerfetzte Trommelfell eines von vielen Merkmalen ist. Dennoch muss ich darauf achten, in Zukunft ihre Schwerhörigkeit nicht zu überbetonen. Ich möchte mit meinen Figuren eine möglichst vielfältige Lebenswelt abbilden, aber damit nicht übers Ziel hinausschießen, indem ich, subtil oder auch nicht, schreibe: Seht hier, Person XY steht für dieses oder jenes!

Eure Antworten helfen da sehr, einen differenzierten Blick zu erhalten und ein Gespür zu entwickeln, inwiefern die Figur in ihrer Handlungs- und Denkweise durch ein vermindertes Hörvermögen verändert wird oder eben auch nicht.

Danke euch beiden, @Mara und @zDatze , da habe ich gleich etwas mehr zu recherchieren :)

ZitatMeine Schwägerin sagt übrigens immer nur, dass sie "auf einem Ohr schwerhörig" ist, während meine Mutter sich früher als schwerhörig und heute als gehörlos bezeichnet. Die Bezeichnung "taub" verwenden wir für gewöhnlich nicht.

Das finde ich sehr spannend. Ich habe das Gefühl, dass "taub" mehr Fremd- als Eigenbezeichnung ist. "Taubstumm" ebenso. Wenn ich Redewendungen wie "sich taub stellen" verwenden will, habe ich immer Bauchweh, ob diese Redewendung wirklich angemessen ist. Eigentlich ist sie ja schon ein Widerspruch in sich, da "Taubsein" kein Zustand ist, den man je nach Belieben an- und wieder abschalten kann. Ähnlich empfinde ich bei Formulierungen "blind vor Liebe" etc. Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht? Wendet ihr bewusst diese Redewendungen an? Lest ihr sie gerne? Sucht ihr nach Alternativen?

Rynn

#17
Zitat von: Nikki am 13. August 2020, 08:06:04
Das finde ich sehr spannend. Ich habe das Gefühl, dass "taub" mehr Fremd- als Eigenbezeichnung ist. "Taubstumm" ebenso.
Ich glaube, ob "taub" oder "gehörlos" ist nicht so relevant. Eine Zeit lang war ich der Meinung, "gehörlos" wäre eher die Eigenbezeichnung, aber das scheint nicht mehr so ganz aktuell zu sein. Mittlerweile wird, glaube ich, beides verwendet. Was aber meines Wissens überhaupt nicht verwendet werden sollte, ist "taubstumm". Da gibt es online viele Quellen von Experten und Gehörlosen, wie diese hier: https://gebaerden.de/de/151591-Gehoerlos-oder-Taubstumm oder diese hier: https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/gehoerlos-und-nicht-taubstumm/ Gebärdensprache ist eine Sprache, weshalb Gehörlose, die die Gebärdensprache beherrschen, eben nicht stumm sind, ich spreche nur eben ihre Sprache nicht.

Ich finde das Thema übrigens sehr spannend. Danke für den tollen Thread, @Nikki, und die vielen Anworten. :)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Nikki

ZitatWas aber meines Wissens überhaupt nicht verwendet werden sollte, ist "taubstumm".

Ich hatte so etwas dunkel im Hinterkopf, konnte es aber nicht mehr einordnen. Danke für die super Links, @Rynn  :) Ich hoffe, dass wir zumindest unseren Teil dazu beitragen, eine positive Repräsentation voranzutreiben und verletzende Sprache als solche auch erkennbar zu machen und in der jeweiligen Community empfohlene und gebrauchte Bezeichnungen als allgemeinbekannte Begriffe zu etablieren.