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Jugend gesucht, Ältere wollen wir nicht.

Begonnen von Maria, 12. März 2020, 20:20:16

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Maria

Der Bericht im Börsenblatt ist nicht mehr ganz neu, doch ich bin beim Lesen über das mit den jungen AurorInnen gestolpert. Ist das nur heiße Luft oder zählt bei Oetinger jetzt primär das Geburtsdatum von AurorInnen, wenn man mit Jugendfantasy für den Taschenbuchbereich anklopft?
https://www.boersenblatt.net/2020-03-05-artikel-katharina_marie_lindner_neue_programmleiterin_-oetinger_taschenbuch.1822470.html?nl=newsletter20200305&nla=artikel1822470&etcc_newsletter=1

Wildfee

Ich hoffe, das ist nur eine unglückliche Formulierung und sie suchen Autor*innen, die bislang unveröffentlicht sind und noch nicht etabliert. Frisches Blut sozusagen.

Maria

Auch das wäre sehr unglücklich für mich und alle anderen, die bislang in Kleinverlagen oder Selfpublishing veröffentlicht haben oder auch in anderen Publikumsverlagen. Zudem signalisiert es, dass jede Autorin lediglich ein Buch anbringen kann, dann ist sie Debüt mehr und das war's. ?

Angela

Ich denke, sie suchen tatsächlich junge, hübsche Autorinnen.  Weil die sich besser vermarkten können für diese spezielle Sparte. Blond und lange Haare wären sicher auch kein Nachteil. Lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Coppelia

#4
Sicher, glaube ich auch. Denn ältere Leute wie Astrid Lindgren oder Joanne K. Rowling oder gar Männer wie Kai Meyer haben es schlichtweg nicht drauf. ::)

Vielleicht wird damit eine neue Art von Ghostwriting oder Ghost-Showing etabliert. Ich schreibe gute Bücher, und ein süßes Model tut so, als wäre es ich.

Ich hab's echt schon schwer genug und keine Chance mehr auf dem Buchmarkt, da werde ich von solchen Meldungen noch mal ganz besonders happy. Klar würde ich mit solchen Leuten, die mehr auf die Optik der Autorinnen als auf Inhalte setzen, auch nicht zusammenarbeiten wollen. :P

Zit

Was spekuliert ihr denn so zynisch. Da es sich um JuBu handelt, finde ich es gar nicht soweit hergeholt, besonders junge AutorInnen (sowohl Alter als auch VÖ-Status) zu suchen. Zumal sie von einem neuen Label spricht, also einem Imprint IMHO. Etablierte und/ oder ältere AutorInnen kommen halt weiter im normalen Programm unter, denke ich. :omn:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Coppelia

Das Binnen-i ist mir tatsächlich entgangen. :hmmm:

Ja, ich mag schon etwas zynisch sein, nicht zuletzt wegen vieler negativer Erfahrungen, aber ich denke schon, dass die Optik der Schreibenden in Zeiten von Instagram zunehmend von entscheidender Bedeutung ist. Wer im Unterhaltungsbusiness tätig ist, ist mit einer tadellosen Optik am besten beraten.

Anj

#7
Also in dem verlinkten Artikel kann ich die Threadüberschrift nicht wiedererkennen. Ja, es mag eine Tendenz geben für einen Bereich, der vielleicht durch diese neue Tendenz/Ausrichtung gestärkt werden soll. Aber nirgends steht "Ältere wollen wir nicht". Ich kann verstehen, dass die Nachricht beim ersten Lesen Enttäuschung oder Frust auslöst, aber mich ärgert eine derartige plakative Stimmungsmache wie hier im Threadtitel. Allerdings nicht nur hier, sondern überall. Muss denn immer gleich die schlimmste Motivation angenommen werden? Gleich mit Vorwürfen um sich geworfen werden?
Ist es nicht auch etwas positives, wenn überhaupt auf neue Autoren geschaut wird, statt vor allem auf bereits etablierte zu schauen?
Und wo steht, dass nach einem Debut Schluss sein soll? Originalausgaben sind doch nur Erstauflagen, keine Debüts?
Vielleicht wäre es hilfreich, Sachverhalte zu klären, bevor angefangen wird, zu wettern? (Oder auch zumindest sich bewusst zu werden, wie stark wir von allgemeinen Pessimismus/Frust und vielleicht auch Angst in unseren Interpretationdn beeinflusst werden.)

Nirgends steht was von blonden Models, usw. ...

Vielleicht habt ihr Recht mit euren Interpretationen  - vielleicht aber auch nicht.

Vielleicht kennt ihr die Hammergeschichte von Watzlawick - zurzeit scheint sie überall zu passieren. Und das ängstigt mich in einem digitalen Zeitalter schon sehr.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Grey

Also erstmal: "Originalausgaben" bedeutet, dass sie den Fokus auf deutsche Manuskripte legen wollen, nicht auf Lizenzen aus dem Ausland, und das begrüße ich sehr.
Was das Alter angeht: Es hat sich einfach gezeigt, dass junge Autorinnen sich tendenziell leichter tun, eine ebenfalls junge Zielgruppe anzusprechen. Das ist ein bisschen der DSDS Effekt. Ich kann schon verstehen, dass sie das nutzen wollen. Was aber zum Einen nicht heißt, dass sie gar keine anderen Bücher mehr kaufen, wenn die Qualität stimmt und der Text ins Programm passt. Und zum Anderen gilt das hier für *ein* Programm *eines* Verlages - das sich eben auf diese Art Bücher spezialisieren will, und Spezialisierungen sind ja nun wirklich nicht unüblich und auch sinnvoll in der Branche. Und dann auch noch "nur" das Taschenbuch. Was heißt, bei den prestigeträchtigen HCs ist immer noch alles offen. Ich würde da also nicht den Kopf in den Sand stecken und im Zweifel halt nicht ausgerechnet auf diesen Player setzen. Wenn ich anspruchsvolle klassische High Fantasy verkaufen wollte, würde ich ja auch nicht bei LYX anklopfen, zum Beispiel. Die stehen einfach für eine andere Art von Büchern, und ich finde es auch aus Autorinnensicht gar nicht verkehrt, wenn die Ausrichtung eines Verlags so klar ist. Da kann ich meine Energie viel leichter auf die "richtigen" Verlage fokussieren.

Schneerabe

Naja, und selbst wenn sie nur jüngere Autoren suchen - so what? Ich sehe das etwa wie Grey es ist ja nur ein Verlag. Es gibt ja auch Ausschreibungen nur für Debütanten genauso wie es Ausschreibungen nur für bereits veröffentlichte Autoren gibt. Verschiedene Stellen fördern verschiedene spezifische Autoren. Es gibt ja auch Ausschreibungen nur für Berliner oder nur für Schweizer Autoren von denen ich und andere, die nicht von da kommen regelmäßig ausgeschlossen werden - aber da beschwert sich ja auch keiner. Man muss sich eben entscheiden, wen man fördern will, denn wer alle fördert, fördert keinen. Und junge Autoren gerade Debütanten haben es nicht unbedingt leicht - normalerweise ist der Tonus doch eher - wenn du schon was funktionierendes rausgebracht hast sind deine Chancen besser, als als Noname... Aber letztlich steht man zu solchen Artikeln wohl so oder so je nachdem ob man davon profitiert oder nicht oder es einem egal ist, weil man nicht betroffen ist. An und für sich fände ich die Entscheidung, selbst wenn sie so gemeint ist aber nicht zwingend verwerflich.
"To hell or to Connacht."

Coppelia

Vielleicht habe ich es aufgrund meiner negativen Erfahrungen zu kritisch gesehen. Die Argumente sehe ich ein.

Linda

#11
Hey, ich bin langhaarig, blond und (im Herzen) jung! Meine Chance ... :engel:

Gegen die grassierende Debütitis (Erstlinge sind interessant, weil sie als Debüt beworben werden können und das immer die Aufmerksamkeit fördert) wurden ja damals seitens der Agenturen bei Bewerbungen Pseudonyme ins Rennen geworfen. - Das kannst du immer noch probieren, Coppi, wenn du ein Projekt hast, von dem du denkst, es passt, wie die Faust aufs Auge zum Verlag.
 
Die werden wissen, warum sie gerade so jemanden suchen, oder es zumindest glauben.  :darth:

Alana

Ich würde alles mögliche verwetten, dass das ein New Adult Label wird. Natürlich suchen sie da Autorinnen, die sozusagen aus der Zielgruppe kommen. Aber wenn jemand ein super New Adult Manuskript und einen gut laufenden Instagram-Account mit passender Leserschaft hätte, wäre das Alter wahrscheinlich nicht der entscheidende Faktor.
Alhambrana

Maria

Also müssen sich Autor*innen, die nicht in das Schönheitsideal der Programmleiterin passen, etwas sehr viel Besseres hinschicken, als jene, die in das Ideal passen. Und dann wahrscheinlich einen Fakenamen annehmen, um als Debüt zu gelten. Wir leben in wirklich oberflächlichen Zeiten.

Alana

Das hat doch niemand gesagt.  ??? Hast du ein New Adult Manuskript? Dann schick es ein und schau, was passiert.
Alhambrana