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Amazons Kindle Unlimited

Begonnen von Kaeptn, 19. Juli 2014, 11:06:39

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Lamarie

Chaosqueen, diese Idee möchte ich an dieser Stelle mal unterstützen - ich wäre sofort dabei ;)

Ich habe generell das Gefühl, dass es auch in Sachen Büchern immer mehr in Richtung Flatrate gehen wird - eine Entwicklung, die ich eher negativ sehe, weil ich das Gefühl hab, dass es weniger darum geht "gute Bücher" als "möglichst viele Bücher" lesen zu dürfen - insofern stehe ich Kindle Unlimited generell noch nicht ganz überzeugt gegenüber.

Kaeptn

Wenn man sich die Entwicklung von Kindle Unlimited so ansieht, muss man das als Autor wirklich boykottieren. Bei der Selfpublisherbibel kann man sehen, wie stark das Programm mittlerweile angenommen wird (4 Milliarden gelesene Seiten im Monat). Amazon erhöht zwar den Fonds von Monat zu Monat, aber weit weniger stark als die Zahl der gelesenen Seiten wächst.
siehe: http://www.selfpublisherbibel.de/kindleunlimited-quoten-fuer-januar-nur-noch-033-cent-pro-seite/

Seit im Juli 2015 auf seitengenaue Zählung umgestiegen wurde, ist der Fonds um 30% gewachsen, die Zahl der gelesenen Seiten aber um 100%. Folglich kriegt man nun nur noch 0,33 Cent pro Seite (im Juli waren es mal 0,53 Cent). Für die Top-Autoren lohnt es sich dank AllStar-Bonus trotzdem noch, aber wenn man als Normalo für 1000 gelesene Seiten nur noch 3,30 Euro bekommt, sollte endlich jedem klar sein, dass das reine Ausbeutung ist. Hätte die Vergütung sich mehr auf 1 Cent pro Seite zubewegt, wäre es ja ok gewesen.

Nun will Amazon mit einer neuen Zählweise auf "Augenwischerei" umschalten. Vermutlich kommt dabei heraus, dass plötzlich nur noch halb so viele Seiten gelesen wurden und der Autor deshalb viel mehr pro Seite bekommt. Da sowieso niemand nachprüfen kann, inwieweit die Zahlen stimmen, kann Amazon da bescheißen wie sie wollen und sich die Zahlen immer so zurechtdrehen, dass ihre Marge stimmt.

Ich rate daher dringend von Kindle Select ab - höchstens für Kurzgeschichten und im Erotik-Sektor mag sich das lohnen.

FeeamPC

Die Sache ist ziemlich einfach. Der einzige wirkliche Gewinner dabei ist Amazon.

Wie immer die zählen, und was immer die zählen, darüber gibt es eh keine Kontrollmöglichkeit (im Gegensatz zu gekauften Ebooks, bei denen es so Sachen wie Novelrank gibt, die zwar keine exakten Zahlen, aber zumindest Näherungswerte liefern).

Das heißt, Verlage und Autoren sind vom Goodwill Amazons abhängig. Und der reicht nur bis zur nächsten Dividenden_Ausschüttung der Aktionäre.

Alana

Ich denke, auf Dauer wird die Entwicklung dahin gehen, dass es in KU nur noch Ramsch gibt. In USA ist es wohl schon so.
Alhambrana

Kaeptn

Ich krame den mal hier hervor.

Die Entwicklung, die wir oben vorhersahen, ist ja anders verlaufen als gedacht und die Strategie ist für Amazon voll aufgegangen. 10 Milliarden gelesene Seiten pro Monat mittlerweile, nur noch 0,26 Cent pro Seite und trotzdem haben sie immer noch jede Menge exklusive Autoren auf ihrer Seite.

Wobei ich mich frage: Ist die Exklusivität eigentlich rechtens?
a) von wegen Kartellrecht/marktbeherrschender Stellung
und vor allem
b) wegen der Tatsache, dass nur Selfies die Exklusivität bieten müssen, Verlage hingegen auch an KU teilnehmen können, wenn sie ihr Buch auch noch anderswo digital anbieten.
Gab es da mal einen Versuch, das zu kippen seitens einer Branchenvertretung?

Denn meinen Boykott-Aufruf von oben kann ich zwar moralisch immer noch vertreten, aber wenn es um's Geld geht, muss ich schon klar sagen, dass ich in meinen  KU-Monaten bei Amazon meist mehr verdiene, als mit Verkäufen bei Tolino. I.d.R. mache ich KU die ersten 3 Monate, probiere dann Tolino, und wenn das so gar nicht läuft (leider die Regel), schmeiße ich das Buch bei Tolino wieder raus und gehe wieder zu KU. Wenn auch mit dem blöden Gefühl, einen Monopolisten zu stärken, aber wenn das Buch bei Tolino eh kaum einer wahrnimmt...

Wie handhabt ihr das?

Alia

Ich habe ca. 2/3 meiner Einnahmen über KU.
Den Tolinoversuch habe ich auch gemacht, aber es lohnte einfach nicht.
Ich werde jetzt einen Versuch mit epbuli Print + ebook bei KU/Amazon starten.
Aber solange KU mir das Geld einbringt und Tolino nicht, werde ich bei den Ebooks wohl exklusiv bei Amazon bleiben.

FeeamPC

Ich werde meine ganzen Selfpublisher-Bücher jetzt aus KDP rausnehmen, sobald die jeweilige 3-Monate-Bindung beendet ist, und damit über Bookwire auch in die Tolino-Fraktion geben. Habe ich schon einmal ohne Erfolg versucht, aber da waren es nur einzelne Bücher. Mal sehen, was passiert, wenn ich die komplette Serie umswitche.
Wenn sich bei Tolino was verkauft, nehme ich die Bücher auch bei Amazon KDP heraus und lass Amazon nur noch über Bookwire beliefern. Ansonsten bleiben sie bei KDP und ich kann das nach Bedarf wieder aktiv schalten.
Das finanzielle Risiko ist überschaubar, da bei Amazon sowieso sehr viel weniger verkauft wird als noch vor einem Jahr. Ich habe das Gefühl, die boykottieren meine Bücher bei der Suche, seit ich einmal abgelehnt habe, in deren "Buch der Woche"-Sonderangebot mitzumachen. Dafür hatten die mir, wie schon bei diversen Malen zuvor, nur ein besseres Butterbrot angeboten, und das habe ich nicht eingesehen.
Der letzte Kindle-Deal hat mir den Gegenwert von 40 Normal-Verkäufen damals eingebracht, aber Amazon hat fast 350 Bücher verkauft - und danach, vermutlich, weil sich die Leser mit dem Billig-Angebot eingedeckt hatten, brachen die Verkäufe komplett ein.
Wenn ich selbst die Bücher auf so billig (99Cent) gesetzt hätte,  hätte ich doppelt so viel verdient wie mit dieser Amazon-Werbeaktion. Profitiert hat also letzten Endes nur der Konzern.
Und darauf habe ich keinen Bock mehr.

Marta

Ich bin da größtenteils bei euch, @Kaeptn  und @FeeamPC. Zumindest, soweit ich euch verstanden habe.  ;D

Ich bin Amazon wahnsinnig dankbar, dass sie Selfpublishing so einfach gemacht haben. Aber die Exklusivität bei KU finde ich zum Kotzen. Und nein, ich verstehe auch nicht, warum die legal ist. Oder nötig. Okay, klar, Amazon will sich so einen Marktvorteil verschaffen. Das ist alles. Und es funktioniert und wenn es so weitergeht und all ihre KU-Autoren weiter mitmachen, haben sie die Konkurrenz irgendwann ausgeschaltet. Und bis dahin verlieren wir Autoren Geld.

Ich gehöre nämlich zu denen, die ihre Bücher nach 3 Monaten Exklusivität zu Tolino bringen und das lohnt sich. Man braucht nur einen langen Atem. "Mal ausprobieren" bringt nichts, man muss durchhalten. Im ersten Jahr (2015? 2016?) habe ich nur zweistellig verdient, im zweiten dreistellig ... und jetzt stehe ich knapp vor meinem ersten vierstelligen Monat. Geld, das mir durch die Lappen gehen würde, wenn ich exklusiv sein müsste. Ich bin inzwischen sehr froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe, nur ärgert es mich, dass ich die Bücher nicht gleichzeitig bei KU haben darf. Das finde ich nämlich eigentlich nicht übel für Leser mit einem schmaleren Geldbeutel. Und es sind halt monatlich ein paar (hundert Euro), die ich gut brauchen könnte.

Ich finde auch die Diskussion pro oder kontra KU ... kompliziert, weil die Befürworter nur mit "Da kriege ich mehr Geld" argumentieren, und die Gegner meist mit "Die Exklusivität macht den Buchmarkt kaputt und die immer kleineren Beträge sind eine Frechheit." Das geht seit Jahren so und ich schätze, so bleibt es ... bis Tolino aufgibt, weil alle exklusiv sind oder Amazons Cent-Bruchteils-Beträge irgendwann doch zu klein sind. Meine persönliche Grenzen habe ich schon gezogen: Sobald ich mit einer Leihe nur noch ein Drittel dessen verdiene, das ich bei einem Kauf bekomme, bin ich komplett raus.

Zur Zeit handle ich es so, dass ich zuerst überall veröffentliche und dann nach einer Woche aus Tolino rausgehe und das Buch für 3 Monate nach KU bringe. Dann gehe ich endgültig raus.

Aber es ist auch nicht ganz so einfach, gerade im Mittelfeld, wo ich mich bewege. Ich weiß anhand meiner Zahlen leider, dass ich ab und zu einen AllStar-Bonus einstreichen würde, wenn ich mit allen Büchern exklusiv wäre. Das ist verlockend, trotz allem ... Ich hoffe jetzt mal, dass es bei Tolino so weitergeht, dann komme ich aus der Zwickmühle raus und kann das tun, was ich moralisch für richtig halte ... und trotzdem mehr Geld verdienen als ohne KU. Hey, ich bin auch nur ein Mensch, und zu wissen, dass ich Geld verliere, wurmt mich.

Ah, eins noch: Ich höre wirklich oft, dass jemand die Hälfte oder mehr über KU einnimmt. Was ich gemerkt habe, als ich da rausgegangen bin, war Folgendes: Die Leser kaufen mehr. Ist ja auch logisch, weil sie nicht mehr alles leihen können. Man kann es also nicht wirklich vergleichen.

Okay, soweit meine Meinung zu KU. Ich hoffe, ich bin niemandem auf die Füße getreten, das Thema regt mich leider auf.  :brüll:

Fianna

Ihr schreibt doch oft Reihen, warum keine Sammelbände Amazon-exklusiv?  ??? Das habe ich schon mehrfach gesehen.

FeeamPC

Weil Amazon die Sammelbände bei KU nur akzeptiert, wenn auch die kompletten Einzelbände bei KU sind. Jedenfalls im Selfpublishing. Wenn es Autoren gibt, die das anders hinkriegen, wundert mich, dass Amazon die noch nicht gesperrt hat. Das machen die nämlich, wenn sie merken, dass man gegen diese Auflage verstößt.

Koriko

Mir geht es ähnlich wie Marta - ich bin ja auch kein KU Fan, einfach weil ich das moralisch nicht vertretbar finde und diese Exklusivität mir massiv auf die Nerven geht. Aktuell kann ich nicht sagen, was besser läuft - meine Nachtschatten-Reihe läuft auf Tolino wie verrückt, gerade der Sammelband knackt bald die 1.000 Verkäufe (für mich ist das wirklich viel!) auf Tolino, während er auf Amazon gerade 250 mal verkauft wurde. Mein neues Buch "Herz aus Kristall" läuft wiederum gar nicht -  bei Tolino hab ich einige wenige Verkäufe, ebenso bei Amazon - woran das liegt, weiß ich nicht. Jetzt bin ich am Überlegen, das Buch doch bei KU einzustellen, einfach um noch ein bisschen Geld zu generieren, denn von meinen Ausgaben hab ich halt bisher nur einen Bruchteil wieder drin. Eigentlich widerstrebt mir KU, aber auf die möglichen Einnahmen (zumal bei Tolino nix geht), kann ich jetzt auch nicht einfach so verzichten ... ist halt blöd, weil man das Gefühl hat, dass man ohne nicht weit kommt :-\
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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Kaeptn

Die Sorge, dass Tolino irgendwann aufgibt, habe ich auch. Denn dann können wir die 70% bei Amazon vergessen (und effektiv werden es ja auch immer weniger, weil man ja mehr und mehr Geld in Amazon-Werbung stecken muss). Tolino ist aber z.T. auch selbst Schuld, weil sie Selfies benachteiligen (Verkaufsrang nach Umsatz, nicht nach Anzahl, da hat man als 2,99 eBook natürlich gegen die großen Namen die für 9,99+ verkauft werden nie eine Chance) und keinerlei Werbemöglichkeit außer Preisaktion bieten.

Aber diese KU-Exklusivität treibt schon seltsame Blüten. Torsten Weitze, mit "Der 13. Paladin" ein megaerfolgreicher Selfpublisher, bietet derzeit Band 5-9 bei Tolino als eBook und nicht in KU an. 1-4 sind in KU und nicht bei Tolino. Wer Band 5-9 kaufen soll, wenn es 1-4 nicht gibt ... ?

MMn sollte ein Branchenverband da mal Klage einreichen. Ich glaube nicht, dass das rechtens ist, schon gar nicht wenn nur Selfies exklusiv sein müssen, Verlage aber nicht. Fragt sich nur, wer sich traut, sich mit A anzulegen.

Coppelia

#27
Edit: Habe hier definitiv im falschen Thread geschrieben (tut mir leid!) - haben wir einen, wo allgemeine Fragen zum Selfpublishing zugelassen sind?

Alia

Wäre es eigentlich eine Alternative, für sich selbst einen Verlag zu gründen und bei Amazon dann über den die eigenen Bücher einzustellen?  :hmmm:
Ich weiß, dass Anja/Mella Dumont das gemacht hatte, aber sie kann ich leider nicht mehr fragen.  :'(

Coppelia

Das hatte ich auch schon mal überlegt, aber jemand (Marta?) hatte mir gesagt, dass sich das überhaupt nicht rentiert. Die Gründe weiß ich allerdings nicht mehr.
Einen eigenen Verlag zu gründen, würde mich schon reizen (auch wenn es dann streng genommen immer noch Selfpublishing wäre).