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Eine Figur zu quälen

Begonnen von HauntingWitch, 29. Oktober 2013, 15:14:28

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Nachtblick

#90
Mein Problem mit Vergewaltigung ist, wie schon gesagt, dass Vergewaltigung überall ist. Und zwar nicht nur in der echten Welt, sondern auch in Fiktion, in allen Serien, Filmen und Büchern. In Game of Thrones wurde fast jede weibliche Figur zumindest mit Vergewaltigung bedroht, viele wurden tatsächlich vergewaltigt. Das geht natürlich nicht allen so, aber ich als junge Frau bin es gottverdammt leid, eine Frau in einer dramatischen Situation und einer bedrohlichen, feindlichen Umwelt zu sehen und zu wissen, dass sie höchstwahrscheinlich vergewaltigt werden wird, oder zumindest in eine Situation kommt, in der sie sich vielleicht selbst befreien kann, in der aber viel wahrscheinlicher ein Mann zu ihrer Rettung eilt.
Es geht oft nicht um die Frauen und ihr Schicksal und ihr Leiden. Das ist illusorisch. Vergewaltigung ist Mittel zum Zweck, etwas, was nach Lust und Laune verteilt wird, um einen bedrohlichen, dystopischen, kriegerischen Hintergrund zu zeichnen und deutlich zu machen, wie schlecht es denn nun steht. Es geht viel öfter um die Männer, die Rache für ihre Frauen nehmen müssen, die heroisch eingreifen können, die strahlende Helden im Gegensatz zu den bösen Vergewaltigern sind.
Ich weiß nicht, was diese Faszination mit Vergewaltigung ist und warum so viele das in Game of Thrones ganz normal und keineswegs bedenklich finden, gerade in den Änderungen, die die Serie an den Büchern vorgenommen hat. Hallo, Sansas Story in der letzten Staffel?
Ich gehe durch die wirkliche Welt und weiß, dass Vergewaltigung real und allgegenwärtig ist. Manchmal würde ich gern abschalten, ohne immer wieder darauf gestoßen zu werden, in dieser Masse und in dieser Anzahl an reißerischen, billigen Darstellungen, in denen Vergewaltigung völlig unverschleiert nur Mittel zum Zweck ist.

Edit: Ich frage mich halt, ob die Vergewaltigung von Männern genauso vehement verteidigt würde. (Damit meine ich durch Männer oder Frauen – und Outlander kann ich mir zwar aus vielfältigen Gründen nicht angucken, zum Beispiel, weil alles an dieser Serie unter aller Sau ist, aber auch wegen dem "bösen Schwulen", danke ...)

Judith

Zitat von: Nachtblick am 25. September 2015, 22:08:42
Ich weiß nicht, was diese Faszination mit Vergewaltigung ist und warum so viele das in Game of Thrones ganz normal und keineswegs bedenklich finden, gerade in den Änderungen, die die Serie an den Büchern vorgenommen hat. Hallo, Sansas Story in der letzten Staffel?
Ich habe Game of Thrones hauptsächlich aus diesem Grund aufgehört anzuschauen. Gut, es gab vieles darin, das mich massiv gestört hat, aber für mich hat die Szene mit Cersei und Jaime das Fass zum Überlaufen gebracht. Nach dem, was ich dann über Sansas Storyline gehört habe und darüber, dass Meryn Trant zu einem pädophilen Sadisten gemacht wird, damit es dann "cool" ist, wenn Arya ihn grausam tötet, bin ich sehr froh, dass ich vorher ausgestiegen bin. Für mich ist Game of Thrones ein Beispiel dafür, wie mit Vergewaltigungen extrem schlecht umgegangen wird. Outlander wäre für mich eher ein Beispiel, wie eine Serie sehr gut damit umgeht.

Mich nervt es auch, wenn Vergewaltigungen gerade in historischen Romanen gern nur dazu dienen, damit der strahlende Held zur Rettung eilen kann und die kaum Folgen nach sich ziehen. Das ist aber allgemein etwas, das mir sehr oft in Büchern auffällt - in letzter Zeit vor allem auch in Jugendbüchern: Es kommt zu traumatisierenden Ereignissen (nicht zwangsläufig eine Vergewaltigung), aber sie haben für die Hauptfigur keine Folgen. Sie verändert sich nicht, es wird mit einem Achselzucken abgetan, es hat keine längerfristigen Folgen. Und in den Hunger Games, wo Katniss ganz klar von den Ereignissen traumatisiert ist und lange unter den Folgen zu leiden hat, wird ihr genau das von vielen Lesern vorgeworfen ...  ::)

Churke

Zitat von: Nachtblick am 25. September 2015, 22:08:42
Es geht oft nicht um die Frauen und ihr Schicksal und ihr Leiden. Das ist illusorisch. Vergewaltigung ist Mittel zum Zweck, etwas, was nach Lust und Laune verteilt wird, um einen bedrohlichen, dystopischen, kriegerischen Hintergrund zu zeichnen und deutlich zu machen, wie schlecht es denn nun steht.
In einer archaischen Gesellschaft sind Frauen Kriegsbeute, und wenn man sie dem Feind wegnimmt, ist das dessen ultimative Demütigung. Auch wenn es komisch klingen mag, aber nicht die Frau ist das eigentliche Ziel der Vergewaltigung, sondern der Mann.  "Ich hab deine Frau und deine Töchter geschändet" heißt: "Du hast verloren."

ZitatEs geht viel öfter um die Männer, die Rache für ihre Frauen nehmen müssen, die heroisch eingreifen können, die strahlende Helden im Gegensatz zu den bösen Vergewaltigern sind.
Das ist nun mal Männes Job, das wurde erwartet. Wenn Germanen vom Schlachtfeld flüchteten, mussten sie damit rechnen, von ihren Frauen erschlagen zu werden. Die Helden vergangener Tage standen schon ein wenig unter Leistungsdruck.  ::)

Aljana

Also ich kann mich der Aussage nur anschließen, dass solche Darstellungen wie in Game of Thrones als reißerisch und Publikumswirksam zu bezeichnen sind. Das hat mir aber dort von der ersten Folge an nicht gefallen.

Dass sie, als traumatisierendes Erlebnis gesehen, Einfluss auf die Charakterentwicklung haben, finde ich gut (Da muss ich übrigens auch grad mal zum Thema Katniss einhaken. Auch ich gehöre zu denen, die Hunger-Games nicht mögen. Ich habe eben im ersten Buch einen starken Charakter erwartet und gehofft. Dann hat die Autorin diese Romanheldin konsequent zerstört. am Ende war sie ein schwaches Mädchen, traumatisiert und nicht in der Lage wirklich was zu tun, sondern nur noch Spielball der Erwachsenen. Das war sehr realistisch, aber nicht das, was ich halt lesen wollte. Die Darstellung ist gelungen, hat mir aber kein Lesevergnügen bereitet.)

ansonsten kann ich Churke in gewisser Weise zustimmen. Auch wenn wir Frauen das nicht gerne hören, aber wir sind aus dem historischen Kontext das 'schwache Geschlecht'. Nein, nicht moralisch, nicht seelisch, aber rein von unserer Physiologie sind die durchschnittlichen Frauen schwächer als der durchschnittliche Mann. Das ist ein Geschlechtsdimorphismus, den die Evolution nun einmal hervorgebracht hat und über viele Jahrtausende hinweg hat es sich damit unter Männer eingebürgert, sich zu nehmen was sie wollen. Und Ja, jemandes Frau zu vergewaltigen hieß seinen 'Besitz' schänden.
Das mag heute nicht mehr immer das Motiv sein, doch vergewaltigende Mnner sind auch heute noch deutlich häufiger, als Frauen die das tun.
Im Übrigen gibt es da einen Film 40 Tage 40 Nächte ... kennt ihr den? Da wird am ende auch der Kerl von seiner Ex vergewaltigt. doch irgendwie törte sich da keiner daran. Ich mich schon.

Nachtblick

#94
Zitat von: Aljana am 26. September 2015, 13:21:32
Auch wenn wir Frauen das nicht gerne hören, aber wir sind aus dem historischen Kontext das 'schwache Geschlecht'.

Und ist es ein Wunder, dass wir das nicht gern hören? Ich habe es satt, auch noch in Fiktion ständig daran erinnert zu werden, dass Männer uns hassen. Ich will vor allem nicht von Männern "Na aber hör mal, damals war das so, heute ist das so, so ist das" hören, als ob mir das irgendwer erklären müsste. Niemand muss mich daran erinnern, wie die Welt ist, ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich als Frau in Gefahr bin, missbraucht zu werden. Ich will das allerdings nicht auch noch immer und überall lesen, es ist für mich nicht spannend, es ist furchtbar, und ich wüsste wie gesagt gern, ob die Männer, die hier mitreden, genauso die explizit dargestellte Vergewaltigung von Männern nicht nur ganz normal, sondern auch ansehbar finden.

Norrive

@Tigermöhre Dann meinen wir prinzipiell das gleiche und haben aneinander vorbei geredet :)

Zitat von: Nachtblick am 26. September 2015, 14:07:51Ich habe es satt, auch noch in Fiktion ständig daran erinnert zu werden, dass Männer uns hassen.
Ist das jetzt nicht sehr pauschal?

Generell denke ich, dass auch die Darstellung von Vergewaltigungen von Männern und Jungen einen Platz hat und ebenso direkt oder indirekt beschrieben werden sollte. Irgendwo kommt diese Art des Missbrauchs weniger häufig vor (wobei die Dunkelziffer viel viel höher ist), aber oft genug, um sie in Büchern einzubinden.
Ein gutes Beispiel ist die Duschszene in American History X. Oder in Pulp Fiction, obwohl das da eher absurd und irritierend wirkt.  Gerade ersterer hat glaube ich überwiegend männliches Publikum. Außerdem wird das Thema explizit in diversen Krimi-/Thrillerserien wie Criminal Minds oder Law&Order: SUV behandelt und in den letzten Jahren einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ich kann mich umgekehrt einfach nicht mit Büchern oder Filmen anfreunden, in denen potentielle Vergewaltigungen per Definition nicht vorgesehen sind. Ich denke, so etwas gehört einfach zu einer realistischen Welt mit der Spezies Mensch dazu. Menschen an sich sind brutal und aggressiv (beide Geschlechter), während das, was wir Zivilisation nennen, nur eine sehr, sehr dünne Fassade ist, weil es uns gerade ganz gut geht. Einen Abgrund hat jeder von uns, und der gehört für mich bei der Darstellung eines menschlichen Szenarios eben auch dazu.
Ich kann verstehen, dass du da einen anderen Geschmack hast. Es ist auch oft einfach richtig blöd umgesetzt in der Fiktion und übertrieben oft wird das Mittel auch genutzt, aber ich denke, es gehört eben dazu (beide Geschlechter).

Aljana

Also es gibt Geschichten, die ganz ohne explicite Gewalt auskommen und ganz ohne Vergewaltigungszenen. Nur weil eine Welt Fantasy ist und realistisch muss das nicht zwingend Teil davon sein. Aber wenn man zum Beispiel etwas düsterer schreibt oder eben ganz grim und gritty, dann sind solche Szenen unerlässlich. Und man streitet ja auch nicht darüber, ob man von einer blutigen Schlacht schreiben sollte oder nicht.
Zu expliciter Gewalt an Männern: da könnt ihr in 'die schwarzen Juwelen' von Anne Bishop fündig werden. Ihre Gesellschaft beruht auf der Herrschaft von Frauen und der expliciten Unterdrücken der Männer durch zumeist sexuelle Gewalt. Vieles an dem Buch kann man kritisieren, aber sicher nicht die gelungene Darstellungen dieser 'verkehrten' Welt. Obwohl auch Gewalt an Frauen in dem Buch nicht zu kurz kommt (das ist der Punkt wo es für mich hakt. Es ist von allem zu viel. Aber das sei hier nicht Thema) Also geben tut es das sehr wohl.

Das man sagt, man möchte das nicht lesen. Okay. Dann meidet man solche Bücher eben. Doch auch ich muss sagen, eine gefährliche Welt in der ich keine Bedrohung für Seele Leib und Leben erlesen kann, ist für mich irgendwie auch nicht echt.

aber grade in der Jugendfantasy gibt es genug Bücher, die ohne all das aus kommen und das ist doch auch gut. Ich denke alles hat seine Leser, aber man sollte nicht perse sagen, man darf das nicht oder sollte das nicht. Doch ja, aus meiner Sicht profitiert eine Geschichte manchmal davon, wenn sie einen bis in die Abgründe menschlicher Grausamkeit führt. Es ist dann keine leicht Kost mehr und man muss sicherlich schlucken, aber wenn es nicht nur um seiner selbst willen da steht, dann bringt es die Geschichte weiter

Norrive

@Aljana Ach, die Black Jewels Reihe! Danke, jetzt weiß ich wieder, in welchem Fantasy-Roman ich das mit der sexuellen Gewalt gegen Männer gelesen habe. Aber gegen Frauen ist selbige da ja auch nicht zu knapp.
Hatte vorhin überlegt ob ich auch Fantasy-Buch-Beispiele kenne, aber ich kam nicht mehr drauf.

Aber wenn die Welt, wie du sagst, nicht mit expliziter Gewalt beschrieben ist, ist man sich doch meistens bewusst und es wird angedeutet, dass sowas da genauso passiert und passieren kann, auch wenn es für das Buch keine Rolle spielt. Und klar, es wird ja zum Glück in der Realität auch nicht jede Frau ständig vergewaltigt, so wie es in manchen Serien/Büchern den Anschein hat.

Roca Teithmore

ZitatMein Problem mit Vergewaltigung ist, wie schon gesagt, dass Vergewaltigung überall ist. Und zwar nicht nur in der echten Welt, sondern auch in Fiktion, in allen Serien, Filmen und Büchern. In Game of Thrones wurde fast jede weibliche Figur zumindest mit Vergewaltigung bedroht, viele wurden tatsächlich vergewaltigt. Das geht natürlich nicht allen so, aber ich als junge Frau bin es gottverdammt leid, eine Frau in einer dramatischen Situation und einer bedrohlichen, feindlichen Umwelt zu sehen und zu wissen, dass sie höchstwahrscheinlich vergewaltigt werden wird, oder zumindest in eine Situation kommt, in der sie sich vielleicht selbst befreien kann, in der aber viel wahrscheinlicher ein Mann zu ihrer Rettung eilt.

Das ist Stark vom Genre abhängig oder der Zeit in der ein Buch steht. Gerade bei GoT oder auch Vikings ist das Thema recht häufig vertreten. Wobei bei Wikings, wie auch Historisch richtig dargestellt die Ehefrauen der Männer sehr anerkannt sind und Vergewaltigung bei Überfällen oder Gefangenen/Slaven praktiziert wird. Hierbei ist es ein Ausdruck von Macht und Dehmütigung des Verlierers. Warum es Frauen trifft? Sie sind wohl "einfacher" in diese Situation zu bringen. Wenn man sich das Alte Rom ansieht... Pedofelie im heutigen Sinne GAB es da nicht. Da war es völlig normal das Schüler, die damals vor allem männlich waren gewisse "Dienste" für ihre Meister zu tätigen hatten. Ob das alles immer so freiwillig war, wage ich mal zu bezweifeln...

Ich denke aber das es in den heutigen Medien eher mit einem Tabuthema für Männer zu tun hat.
Während Frauen in dem Thema eher Hilfe bekommen, da ihnen geglaubt wird. Ich will hiermit nicht eine Vergewaltigung herunter Spielen. Aber Wenn man es auch mal aus der Gleichberechtigungssicht sieht, hat es ein Mann im wirklichen Leben sehr schwer, mit dem Thema umzugehen, da es auch aus gesellschafltichen Stand undenkbar ist, dass sowas überhaupt passieren kann. Gerade wenn die Vergewaltigende Person auch noch weiblich ist. Dann kommt auch noch dazu, das viele sich das pysisch nicht vorstellen können wie das klappen solll, aber den Punkt außer acht lassen, dass auch psychischer Zwang eine Vergewaltigung umschreibt und auf lange sicht gesehen genausoschrecklich wie körperliche Gewalt ist, wenn nciht sogar schlimmer.

ZitatEs geht oft nicht um die Frauen und ihr Schicksal und ihr Leiden. Das ist illusorisch. Vergewaltigung ist Mittel zum Zweck, etwas, was nach Lust und Laune verteilt wird, um einen bedrohlichen, dystopischen, kriegerischen Hintergrund zu zeichnen und deutlich zu machen, wie schlecht es denn nun steht. Es geht viel öfter um die Männer, die Rache für ihre Frauen nehmen müssen, die heroisch eingreifen können, die strahlende Helden im Gegensatz zu den bösen Vergewaltigern sind.
Ich denke auch dass es oft benutzt wird um heraus zu stellen, wie Machtbessesen und widerwertig eine Figur ist. Auch wenn das sicherlich nicht die einzige Motivation für einen Vergewaltiger/In wäre.

Aber so gesehen finde ich es auch banal. Manchmal habe ich auch das Gefühl, das es Leute gibt, die eine wie soll ich es sagen... *räusper* Opferfantasie hegen. Bei Frauen wie auch Männern. Kontrolle zu verlieren ist oftmals gerade bei Kontrollfreakts die seite die sie Sexuell sehr anregend finden. Platt gesagt kann man auch eine Vergewaltigung so sehen, was wohl den Absoluten kontrollverlust darstellt. Für die Firgur allerdings, nicht für den Betrachter... der befindet sich nämlich noch in der Position jederzeit die Reisleine zu ziehen. Was es SM gleichen lässt. Etwas pervers, aber durchaus denkbar, das deshalb dieses Mittel derzeit in Medien so beliebt ist...

Wenn die Vergewaltigung eine Hauptfigur betrifft und sie keine Charakterentwiklung damit durchmacht würde ich den Hauptcharakter allerdings als unglaublichen Soziophaten abstempeln  :zensur:
Wer dahingehend keine Empfindung hat ist wohl nicht ganz klar in seinem Lymbischen System. Alledings bin ich mir sehr sicher dass es sich bei jedem anders auswirkt und jeder damit auch anders umgehen würde. Situationen und Menschen sind eben nicht gleich.

Ein interessantes Beispiel finde ich hier Korra von der Avatar Saga. Sie wurde zwar nicht vergewaltigt, aber von dem ersten Bösewicht in eine ähnlich beängstigende und erniedrigende Position gebracht. Obwohl die Figur eine sehr starke und selbstbewusste Persönlichkeit hat, hat sie selbst noch in der Letzten Staffel Albträume und Ängste vor ihm und muss diese erst verarbeiten...

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Was das Quälen von Hauptfiguren oder Figuren angeht... ist unterschiedlich bei mir. Es kommt stark auf das Genre an. Wobei ich besonders brutal war, während meiner Teenager Zeit. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, aber das Phänomän ist mir bei einigen in dem Alter aufgefallen. Vermutlich versucht man damit irgendwas zu verarbeiten.
Ob es mir Spaß macht? Mmmh kommt auf die Figur an xD. Manchmal hab ich eine Perfiede Lust daran jemanden eines auszuwischen... und im nächsten moment tut mir der Hase leid den ich den Kopf umdrehen muss damit XY nicht verhungert... Vielleicht Stress abbau ider die Möglichkeit mich an Eigenschaften von Menschen zu rächen die ich im echten Leben nicht mag? Who knows. Das sollte man mal seinen Therapeuten Fragen xD

Und ja ich hatte auch schon den Fall einer Vergewaltigung bei zwei Relevanten Figuren. Warum habe ich das gemacht? Beide Punkte hatten einen signifikanten Einfluss auf die Figuren. Wobei die eine es eher stellvertretend war, da es sich um die Mutter einer Hauptfigur handelte und die andere hat eine gewisse Verhaltensweise dadurch an den Tag gelegt. Beide Szenen standen aber von meiner Teenager Zeit und ich kann mir vorstellen, das ich eigene Ängste damit verarbeitet habe. :P sagen wir mal ich war ein Spätzünder -.-
Im Moment bin ich an der Geschichte im neuen Konzept. Ich weiß noch nicht, ob die zweite Figur so bestehen bleibt, wie damals. Die Mutter wird aber leider nicht drum rum kommen und ich LIIIEEEBE diesen Charakter. Sie tut mir jedes mal sehr Leid. Dennoch ist sie eine Schlüsselfigur für die eigentliche Hauptfigur aus diesem Teil der Chronik und die Erlebnisse wirken sich extrem auf ihn aus.

Amanita

Interessantes Thema.  Meiner Meinung nach ist es nicht besonders sinnvoll, die Protagonisten Dingen wie Folter, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch usw. zu unterziehen, wenn das kein wichtiger Teil der Handlung sein soll. Dann stören die Folgen eher die eigentliche Handlung oder werden ignoriert. Schreckliche Erlebnisse aneinander zu reihen machen eine Geschichte keineswegs automatisch spannender oder ,,erwachsener", wenn man nicht weiß, was man tut.
Besonders genervt bin ich, wenn ich ein Buch lese, in dem der gefolterte (männliche) Held danach sofort wieder aufspringt und weiterkämpft und keinen Gedanken mehr an die Sache verliert, aber die vergewaltigte Frau ist natürlich auf ewig traumatisiert. Vor allem, wenn es sich vorher um eine starke, selbstbewusste Frau gehandelt hat, die dann vergewaltigt werden ,,muss" damit sie verwundbarer/schutzbedürftiger/weicher etc. wird sprich besser den weiblichen Rollenklischees entspricht und dies wird dann als notwendig für die Charakterentwicklung bezeichnet.  :wums:
Das bedeutet aber nicht, dass ich grundsätzlich der Meinung bin, dass das Thema Vergewaltigung nicht vorkommen sollte. Es geht nicht um das ob sondern um das wie. Bei der weiter oben beschriebenen Situation im Krieg, wo die Frauen vergewaltigt werden, um den Männern ihre Niederlage klarzumachen, liegt es ja auch am Autor, ob er sich selbst diese den Frauen ihre eigene Menschlichkeit absprechende Einstellung zu eigen macht, oder ob er das Thema so beschreibt, dass er ihnen ihre Würde lässt.
Zum Thema Folter habe ich auch einiges recherchiert und ich finde, dass das in Fantasy häufig stark verharmlost dargestellt wird. Dabei wird auch gerne übersehen, dass auch bei nicht sexualisierten Foltermethoden Erniedrigung und Zerstörung der körperlichen Integrität wichtige Ziele sind und auch das übersteht selbst ein ,,starker Mann" nicht völlig unbeschadet.

Falls in meinen Geschichten Protagonisten gefoltert werden oder foltern, tendiere ich dazu die Möglichkeiten der Fantasy zu nutzen und auf magische/telepathische Methoden zurückzugreifen. Ich weiß, dass das von vielen abgelehnt wird, aber ich persönlich finde, dass das Genre Fantasy hier eine große Chance bietet solche Themen zu behandeln, ohne direkt Szenen zu beschreiben, die manche Leser womöglich schon so ähnlich erlebt haben und die dazu noch in aktuelle politische Diskussionen fallen und den Leser damit aus der Geschichte reißen.
Vergewaltigung und reale Foltermethoden existieren in meinen Geschichten auch, aber eher im Hintergrund, sodass sie nicht direkt aus Sicht des Opfers oder Täters beschrieben werden, sondern eher die Folgen an anderen sichtbar werden.
Wobei ich aber nicht sicher sagen kann, dass sich das nicht mal ändert, wenn ich das Gefühl habe, dass die Geschichte es verlangt.

criepy

Zitat von: NorriveIch kann mich umgekehrt einfach nicht mit Büchern oder Filmen anfreunden, in denen potentielle Vergewaltigungen per Definition nicht vorgesehen sind. Ich denke, so etwas gehört einfach zu einer realistischen Welt mit der Spezies Mensch dazu.
Da schließ ich mich an und benutze diese Worte auch für Gewalt allgemein.

Ich persönlich lese allgemein eher "dunklere" Geschichten mit viel Blut, Gewalt und Kriegen. Ich bin immer glücklicher damit zu wissen, dass es jeden Charakter treffen kann - auch die Protagonisten. Ansonsten kommt für mich keine wirkliche Freude beim lesen auf, wenn ich weiß, den Hauptcharaktern kann sowieso nichts passieren, also ist es egal, in was für einer gefährlichen Situation sie auch stecken.
Ich finde es aber auch ganz und gar nicht gut, wenn man solche Szenen nur schreibt, um sie drinnen zu haben. Man tötet beispielsweise einen Charakter nur, damit einer gestorben ist. Find ich nicht gut. Es sollte nicht gestellt oder erzwungen wirken.

Ich schreibe aber auch eigentlich so gut wie nie wirkliche Folterszenen und von Vergewaltigungen halte ich mich auch fern. Ich kenne mich allgemein nicht genug mit diesen Thematiken aus um darüber schreiben zu können. Außerdem bin ich der Meinung, man kann seine Charakter auch andersweitig quälen, als nur mit roher Gewalt. Ein bisschen Psychoterror und Verrat sind da mehr mein Gebiet. Mentaler Missbrauch. Sowas lese ich aber nicht ganz so gerne wie oben erwähntes.  ::)
Achso, und ich mag solche "tragischen" Vorgeschichten meist nicht - da ist es mir lieber, ein glücklicher und heiler Charakter wird im Verlauf des Plotts mental verstümmelt durch ein paar gemeine Sachen. Charakter mit trauriger Kindheit halten meine Methoden selten aus und wollen sich dann irgendwann umbringen, da sie ja nie was glückliches im Leben erlebt haben.  :-\

Thistle

#101
Zitat von: criepy am 22. Juni 2016, 03:04:40
Ich bin immer glücklicher damit zu wissen, dass es jeden Charakter treffen kann - auch die Protagonisten. Ansonsten kommt für mich keine wirkliche Freude beim lesen auf, wenn ich weiß, den Hauptcharaktern kann sowieso nichts passieren, also ist es egal, in was für einer gefährlichen Situation sie auch stecken.

Das kann ich nur so unterschreiben. Ich bin zu meinen Protagonisten auch nicht immer nett, wenn es so kommt, dass sie etwas Schlimmes durchleben müssen, ist es halt so, deswegen mache ich mir keine schlaflosen Nächte, aber nur um das "Quoten-Trauma" drin zu haben, würde ich es nicht reinpacken.

Zitat von: Amanita am 21. Juni 2016, 22:05:54
Falls in meinen Geschichten Protagonisten gefoltert werden oder foltern, tendiere ich dazu die Möglichkeiten der Fantasy zu nutzen und auf magische/telepathische Methoden zurückzugreifen.

Obwohl das manchmal auch schlimmer sein kann als körperliche Folter. In Eragon fand ich es sehr heftig, dass die mentale Folter die letzte, verschärfte Möglichkeit des Bösen war, was die sonst so starke Persönlichkeit an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.
Aber generell gebe ich dir da Recht, ich foltere auch gerne psychisch. Einmal habe ich meine Protagonisten ihre schlimmsten Albträume wahr werden lassen, während sie in einer Art Trance gefangen waren. Was dummerweise zur Folge hatte, da ich der einen Frau meine eigene Angst vor Puppen angedichtet habe, dass ich selbst nachts schreiend hoch geschreckt bin. Karma, oder?  ;)

Lucien

Zitat von: criepy am 22. Juni 2016, 03:04:40
Außerdem bin ich der Meinung, man kann seine Charakter auch andersweitig quälen, als nur mit roher Gewalt. Ein bisschen Psychoterror und Verrat sind da mehr mein Gebiet. Mentaler Missbrauch. Sowas lese ich aber nicht ganz so gerne wie oben erwähntes.  ::)
Achso, und ich mag solche "tragischen" Vorgeschichten meist nicht - da ist es mir lieber, ein glücklicher und heiler Charakter wird im Verlauf des Plotts mental verstümmelt durch ein paar gemeine Sachen. Charakter mit trauriger Kindheit halten meine Methoden selten aus und wollen sich dann irgendwann umbringen, da sie ja nie was glückliches im Leben erlebt haben.  :-\
Ich bin ein großer Fan von Psychoterror, da ich nicht wirklich "blutrünstig" veranlagt bin (Tierattacken ausgenommen). Beim Lesen kann ich mich in das Leid der Figur auch viel besser einfühlen, wenn sie psychische Gewalt erlebt, als wenn sie körperliche Gewalt erfährt. Einfach, weil ich selbst nie so schlimme Schmerzen hatte, von einmal Zahnschmerzen, die sich ebenfalls noch in Grenzen hielten, abgesehen. Wenn aber z.B. einer Figur mit dem Tod geliebter Menschen gedroht wird, kann ich nachvollziehen, wie ich mich in so einer Situation fühlen würde.
Außerdem bin ich im Bereich Psychoterror einfach viel kreativer, deshalb schreibe ich das lieber. ;D

Was tragische Vorgeschichten angeht: Ich habe in meinem Herzensprojekt einen Prota mit und einen ohne schlimme Kindheit. Es fiel mir zu Beginn sehr schwer, mich in den glücklichen Prota einzufühlen und ihn überzeugend darzustellen, während es bei dem unglücklichen sofort funktioniert hat.
Natürlich finde ich es auch spannend, eine Figur im Laufe der Geschichte mit schlimmen Dingen zu konfrontieren, die sie verändern, aber ich habe eine größere Schwäche für die leidenden Figuren (sofern es keine Heulsusen sind, die sich die ganze Zeit selbst bemitleiden). Beim Schreiben mag ich es, solche Figuren wirklich an den absoluten Rand der Verzweiflung zu treiben, bis hin zu Suizidgedanken, um ihnen am Ende dann doch ein wenigstens bittersüßes Happy End zu bescheren.

Trippelschritt

Als gutmütiger und friedvoller Mensch tue ich mich mit Grausamkeiten immer etwas schwer beim Schreiben. Beim Lesen ist es etwas einfacher, vor allem wenn ich merke, dass die Grausamkeit nicht wegen des Effekts, sondern wegen des Plots geschrieben wurde. Vergewaltigungen oder sexueller Missbrauch sind aber wesentlicher Teil der der meisten menschlichen Kulturen. Und wenn man japanische Romane schätzt, findet man dort auch immer wieder diese Themen unter Männern, weil Homosexualität dort eine gesellschaftlich akzeptierte Spielart war. Sie wurde auch von Heteros eingesetzt, um Dominanz zu zeigen. Das nur zur Ergänzung der oben gelaufenen Diskussion.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Manja_Bindig

Frage ist immer, ob man zum effektiven Quälen wirklich immer so extrem werden muss. Ich fühle mich bei Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch ebenfalls immer sehr, sehr unwohl, einfach weil es extrem oft sehr schlecht gehandhabt wird.
Folterszenen sind schon besser (naja, besser), aber...

Aber wie gesagt, warum so drastisch werden? Eine Figur lässt sich - je nach Plot - auch langsam zermürben und oft auch, ohne dass ihre Lieben Schaden nehmen (noch etwas, was mich an Vergewaltigungen als Plot device stört - oft genug ist es dann nicht die Geschichte der Überlebenden - die meisten Vergewaltigungen in der Literatur passieren Frauen, von daher rede ich der Einfachheit halber in der weiblichen Form - wie sie damit klarkommt und weitermacht oder Rache sucht - sondern es ist die Geschichte ihres Mannes, Vaters, Bruders, der damit zurechtkommen muss.
Gleiches gilt für dieses ekelhafte "Stuffed in the fridge" Motiv. Sprich, das Leid und der tod einer Figur ist am Ende nicht mehr etwas, was auf diese leidende Figur gerichtet ist, sondern auf jemanden, der in einer Beziehung zu ihr steht und das ganze auf sich bezieht. Mich nervt das ein bisschen.

Wie gesagt, man kann Figuren ganz gepflegt langsam kaputt schlagen. Lass sie ihren Job verlieren, an irgendwas scheitern - vielleicht durch ihre eigene Schuld. Vielleicht werden sie in ein moralisches Dilemma gebracht. Oder müssen sich einem Trauma stellen, ohne dass sie es glorios überwinden.
Vielleicht führt sich die Figur auch aus Gründen (vielleicht weil die Situation extrem stressig ist) sich wie ein Arsch auf und stößt so nach und nach alle Freunde von sich, was den geistigen Zustand nicht besser macht und - wer weiß, vielleicht versucht die Figur, zu retten was zu retten ist, aber der Schaden ist zu groß.

Wenn die Zeit es erlaubt, ist das langsame Aufbauen von Stress und Druck eine ziemlich gute Methode, eine Figur leiden zu lassen, ohne dass notwendigerweise die Freundin/Mutter/Tochter/Schwester zerstückelt werden muss.