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Der Einfluss von E-books auf den Leseranspruch

Begonnen von Debbie, 26. Oktober 2013, 15:39:50

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Alaun

Was die Lese- und Schreibkompetenz angeht, so habe ich letztens mit einer Mischung aus Staunen und Grusel mitbekommen, dass Kinder in vielen Bundesländern in der Grundschule erstmal "schreiben wie sie wollen". Das scheint ein pädagogisches Konzept zu sein, das aus Skandinavien kommt und dort wohl auch prima funktioniert. Ab der 3. Klasse wird dann "korrekt umgelernt".

Ich finde eigentlich dass die skandinavischen Länder gewaltig viel richtig machen was ihre Pädagogik angeht, aber was das soll, erschließt sich mir nicht. Die Kinder, die ich bisher getroffen habe, die gerade in diesem "Umschulungs-Prozess" stecken, sind eigentlich nur verwirrt und verunsichert, weil sie das, für das sie bisher gelobt wurden, nun nicht mehr dürfen und es auf einmal "falsch" sein soll.

Öhm, ist zwar total OT, sorry, aber ich denke, dass gerade auch solche frühen Erfahrungen die Lust auf Lesen und Schreiben stark mitbeeinflussen können. Wenn man gleich da schon Verwirrung stiftet - hm.

Alana

#31
Das Problem an Lesen durch Schreiben ist, dass es von vielen Lehrern nicht bis in die letzte Konsequenz durchgeführt wird. Ich habe mich mal eingehend damit beschäftigt und das Konzept ist eigentlich schon toll. Es soll Kinder ermutigen zu schreiben, ohne ihnen durch allzuviel Kritik den Spaß zu verderben. Kinder können so schon recht schnell eigene kleine Geschichten schreiben und werden dazu auch ermutigt. Das Problem ist nur, ähnlich wie bei der antiautoritären Erziehung, dass viele Aspekte der eigentlichen Methode nicht umgesetzt werden, wodurch es tatsächlich zu grausigen Rechtschreibergebnissen in den höheren Klassen kommt. Ob die Methode funktioniert, hängt also hauptsächlich vom Lehrer ab.

Abgesehen davon stört mich bei dieser ganzen Diskussion hier ein wenig das Gefühl, dass sie von oben herab geführt wird. Sorry, dass ich das so offen sage, ich wollte auch eigentlich gar nichts dazu sagen. Ich finde nur, dass gerade wir Fantasyautoren doch da etwas sensibler sein sollten, schießlich werden wir oft genug von anderen in eine Schund-Ecke gedrängt.
Außerdem mag ich mich so apokalyptischen Zukunftsvisionen immer nicht anschließen. Natürlich mag ich es auch nicht, dass Qualität offensichtlich nicht so ein wichtiges Kriterium ist, wie es sein sollte. Trotzdem glaube ich, dass ein Buch vor allem das Herz ansprechen muss. Und wenn ein Buch Jugendliche dazu bewegt, es zu lesen, die sonst vielleicht gar nicht lesen würden, dann ist das für mich absolut in Ordnung.
Außerdem kennt ihr doch alle diese witzigen Texte, wo kaum noch ein Buchstabe am richtigen Platz ist. Trotzdem kann man sie lesen. Menschen, die sich nicht so mit Sprache beschäftigen wie wir, haben kein Auge dafür und ihr Gehirn liest das Wort automatisch richtig. Also für mich alles kein Grund für Weltuntergangsstimmung. Wenn man Bücher schreibt, die die Menschen bewegen, und es schafft, die Leser darauf aufmerksam zu machen, (das ist eher das Problem) wird man auch Leser finden.

Edit sagt noch: Was ich aber absolut genauso sehe, ist, dass jemand, der ein Buch schreibt, sich mit den Rechtschreibregeln auseinandersetzen und diese beachten sollte. Nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in Foren und auf facebook. Klar, es gibt immer mal Vertipper, aber ein Autor, der schon auf facebook das und dass nicht unterscheiden kann, wird mich sicher nicht dazu bewegen können, mir seine Bücher genauer anzusehen.
Alhambrana

Debbie

#32
Zitat von: Alana am 03. November 2013, 12:18:46
Außerdem mag ich mich so apokalyptischen Zukunftsvisionen immer nicht anschließen. Natürlich mag ich es auch nicht, dass Qualität offensichtlich nicht so ein wichtiges Kriterium ist, wie es sein sollte. Trotzdem glaube ich, dass ein Buch vor allem das Herz ansprechen muss. Und wenn ein Buch Jugendliche dazu bewegt, es zu lesen, die sonst vielleicht gar nicht lesen würden, dann ist das für mich absolut in Ordnung.
Außerdem kennt ihr doch alle diese witzigen Texte, wo kaum noch ein Buchstabe am richtigen Platz ist. Trotzdem kann man sie lesen. Menschen, die sich nicht so mit Sprache beschäftigen wie wir, haben kein Auge dafür und ihr Gehirn liest das Wort automatisch richtig. Also für mich alles kein Grund für Weltuntergangsstimmung.

Die beiden Dinge, die ich hervorgehoben habe, gehören m. E. zusammen und kommen eben wieder genau auf den Kern zurück. Ich weiß nicht, wann ihr angefangen habt zu lesen, aber für mich war jedes Buch zum Geburtstag die reinste Geldverschwendung bis ich ungefähr 14 war. Vorher hab ich mich über Buchgeschenke immer nur maßlos geärgert ... Für dich, Alana - und für uns hier - ist es kein Problem solche Texte zu lesen, denn wir wissen ja, wie die Wörter geschrieben werden, haben sie tausend mal selbst auf die gleiche Art gelesen und geschrieben - und in jedem Buch standen sie gleich. Was wäre aber, wenn wir, in den uns schreiberisch prägenden Phasen, Joghurt oder Professor immer unterschiedlich gelesen hätten? Was, wenn wir in verschiedenen Büchern einmal "wendete" und ein anderes mal "wandte" als Vergangheitsform von "wenden" gelesen hätten? Was, wenn wir von klein auf auch "sehbar" für "sichtbar" gelesen hätten? Glaubst du wirklich, dass sowas keinen negativen Einfluss auf die Sprachfähigkeit unserer Kinder haben wird, wenn es auch weiterhin keine Qualitätskontrollen bei E-books gibt und der Markt ständig wächst?

Ich will die Diskussion nicht von oben herab führen, aber ich finde es wichtig, dass sie geführt wird. Und ich finde es wichtig, dass endlich ein Qualitätsprüfsystem für Selbstverleger eingeführt wird.


Schneeleopardin

Bei uns in der Grundschule war es schon vor zehn Jahren so, dass die ersten zwei Jahre komplett nach Gehör und Meinung der Kinder geschrieben wurde. Ich nehme an, dass viele deshalb so Probleme mit Diktaten haben. Ich bin froh, dass meine Mutter dem konsequent entgegen gewirkt hat, in dem sie uns nie nach Gehör schreiben ließ, sondern unsere falsch geschriebenen Wörter verbessert hat. Das hat sie bei mir durchgezogen und bei meinen beiden Schwestern. Eine von Beiden ist momentan in der zweiten Klasse und schlägt sich dafür, dass es ihr durch andere Umstände eigentlich noch erschwert wird, ganz gut.
Sie schreibt trotz der Verbesserung seitens meiner Mutter gerne kleine Geschichten auf und sie liest auch gerne - sogar die Spielanleitungen von diversen Spielen. Es wird ja auch mit sogenannten Lesepässen und dergleichen gearbeitet, was gar nicht verkehrt ist und die Kinder zum lesen motiviert.

Ich gebe zu, die ganzen Beiträge habe ich nicht gelesen, allerdings finde ich das mit dem "Qualitätsprüfsystem" für Selbstverleger etwas übertrieben. Letztendlich entscheidet doch jeder selbst, was für ein Ebook er kaufen will oder eben nicht.
Angenommen die Rechtschreibung so mancher Ebooks wäre korrekt - ich würde es dennoch nicht lesen/kaufen, wenn mir die Geschichte nicht zusagt. Da überzeugt mich die einwandfreie Rechtschreibung auch nicht. Über kleine Fehler kann ich problemlos hinweg lesen, wenn man die einzelnen Wörter aber entcoden muss, um den Sinn herauszufinden, landet das Buch und der Autor schon auf der Liste 'Schlecht - Lese ich nicht'. Da kann mir die Story dann noch so sehr zu sagen, wenn ich Augenkrebs von schlechter Rechtschreibung und Grammatik bekomme, tue ich mir das garantiert nicht an.
Aber das weiß ich vorher - ich sehe ja schon in der Beschreibung oder der Leseprobe, wie es von Stil etc her ist.

Und wenn man als Selbstverleger meint, man hätte Erfolg, obwohl man so wenig Mühe in sein eigenes Projekt steckt - Entschuldigung, aber dann kann ich demjenigen auch nicht helfen. Wenn man es selbst nicht auf die Reihe bekommt, etwas einigermaßen akzeptabel herzurichten (es muss ja nicht zwingend mit einem perfekten Cover ausgestattet sein usw.) dann verdient derjenige auch keine Qualitätskontrolle.
Für jene die das machen würden, wäre es reine Zeitverschwendung, ein lieblos hingeklatschtes Buch zu prüfen, wo es der Autor nicht annähernd Ernst meint und die Veröffentlichungsgründe nicht "vorhanden" sind (Im Sinne von Auf gut Glück, kauft schon wer oder Vielleicht wird es ja der nächste Bestseller oder Wird schon irgendwer lesen".
Das mag zwar hart klingen, ist aber meine Ansicht der Dinge. Keiner ist perfekt, aber man kann sein bestmöglichstes zu tun, um es für den Leser als angenehmes Leseerlebnis zu gestalten. 

Alana

#34
ZitatIch will die Diskussion nicht von oben herab führen, aber ich finde es wichtig, dass sie geführt wird. Und ich finde es wichtig, dass endlich ein Qualitätsprüfsystem für Selbstverleger eingeführt wird.

Natürlich kann und soll man ruhig darüber diskutieren, aber ich finde diese Weltuntergangsstimmung einfach übertrieben.
Dein Beispiel würde vorraussetzen, dass immer genau die gleichen Wörter von verschiedenen Autoren auf die gleiche Art falsch eingesetzt oder falsch geschrieben werden. Und dass die Leser eigentlich kaum schulische Vorbildung mitbringen, wenn sie sich in ihrer Rechtschreibung so derart verunsichern lassen. Und das ist dann sowieso eine Lesergruppe, um die man sich Gedanken machen muss. Leute, die sich wirklich für Bücher interessieren, lesen nicht nur kostenlose vor Fehler strotzende E-Books. Und die, die nur E-Books voller Fehler lesen, weil sie nicht bereit sind, Geld auszugeben, oder es nicht können, würden sonst vielleicht gar nichts lesen. Und ich denke, da ist dann jedes Buch besser als nichts. Statistische Daten wären hier mal wirklich interessant.

Ein verpflichtendes Prüfsystem für Self-Publisher wird sich schwerlich durchsetzen lassen. Es gibt ja auch für Verlage keins. Hast du dir in letzter Zeit mal Bücher von Großverlagen angeschaut? Die Wimmeln genauso vor Fehlern.
Abgesehen davon bin ich sehr für Qualitätsstandards, nur ist die Frage, ob die Jugendlichen sich um solche Siegel scheren. Wohl eher nicht.

Edit: Weil du gefragt hast: Ich hab mit 8 Die unendliche Geschichte gelesen, mit 11 Vom Winde verweht. ;D

@Schneeleopardin

Ich stimme da absolut zu. Der Autor hat die Verantwortung für sein Buch. Es gibt ja auch freiwillige Kontrollsiegel für Selfpublisher, nur werden da Selfpublisher teilnehmen, die sowieso schon eher einen hohen Qualitätsanspruch haben.

Alhambrana

Schneeleopardin

@ Alana
Und das sollen sie natürlich auch weiterhin.
Insofern, wenn man es Ernst mit seinem Buch meint, macht man sich auch die Mühe von 3 - 4 - 5 Kontrollgängen und Betaleserverbesserungen und den anderen zahlreichen Services die u.a das Internet so zu bieten hat.

Alana

#36
Ich finde das gehört sich sowieso. Das machen wir doch eigentlich alle hier, bevor wir das Buch irgendwo anbieten, oder? (Natürlich abgesehen von einem selbst bezahlten Lektorat, aber Betalesedurchgänge und mehrfache Überarbeitung, Rechtschreibüberprüfung etc.)

@Debbie: Eines hab ich noch vergessen, das ist mir wichtig. Du hast absolut recht, dass das sicher ein Thema ist, um das man sich Gedanken machen muss. Ich denke jedoch, dass es sehr einseitig ist, sich dabei auf minderwertige E-Books zu beschränken, weil ich glaube, dass die in der ganzen Entwicklung keine so große Rolle spielen, wie zu schlechte Bildungschancen für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen und dergleichen. Ich habe lange Zeit selbst Hausaufgabenbetreuung gemacht und falsche Rechtschreibung ist da eines der kleineren Probleme. Vielen Schülern fehlt heute schon das Vokabular, um normale Texte vollständig zu verstehen. Das finde ich viel besorgniserregender und ich glaube nicht, dass das durch falsches Lesen passiert, sondern durch gar nicht lesen.
Alhambrana

Debbie

#37
@Alana: Nein, ehrlich gesagt habe ich in letzter Zeit keine neuen Bücher aus deutschen Verlagen gelesen. Ich lese ja fast ausschließlich in Englisch, die Ausnahme bildet da die Inspektor Lynley Reihe, aber die ist ja z. T. sogar noch in alter Rechtschreibung verfasst (meine Exemplare jedenfalls  ;)). Und natürlich gibt es auch in den amerikanischen/englischen Büchern Fehler, aber es sind doch eher sehr wenige. Mal eine vergessene Präposition, ein falscher Fall, etc.. Aber das sind Fehler, die nicht immer wieder im Buch auftreten, sondern in 99% der Fälle richtig geschrieben sind. Sie basieren nicht auf Unwissen, sondern auf einem Versehen - vielleicht 1 auf 100 Seiten.

Und ich denke nicht, dass es eine Rolle spielt, ob ein Wort immer auf die gleiche Weise falsch geschrieben wird. Ich denke eher, dass es v. a. schwerwiegend ist, wenn a) Grammatik-Fehler, in einem Buch, dessen Geschichte mich besonders fesselt (und was ich deshalb auch besonders mag) immer wieder gleich auftreten, oder dieser Autor Probleme mit der richtigen Satzstellung hat und b) wenn man eben verschieden falsche Schreib- und Ausdrucksweisen liest, vielleicht noch gemischt mit den richtigen. Da kann man nie im Leben ein Sprachgefühl entwickeln.

Edit: Meinst du das Bildungs- und Sprachniveau hebt sich bei diesen Kindern durch fehlerhafte Literatur? Und gerade die Kinder aus Haushalten mit geringem Einkommen werden eher zu dem E-book für 1,99 als zu dem Taschenbuch für 13 € greifen. Dass der Staat nicht mal annähernd genug tut, um diesen Kindern gleiche Bildungschancen einzuräumen, steht dabei natürlich völlig außer Frage. Unsere Bildungspolitik ist ein einziges Trauerspiel ...  :seufz:

Und was ich wirklich, wirklich schlimm finde ist, dass es inzwischen offenbar auch einfach nicht mehr tragisch ist, wenn man Autor werden will/wird, ohne sich genügend mit Sprache auseinanderzusetzen oder sich großartig Mühe zu geben. Warum sollten sich dann Verlage ein Bein ausreißen, wenn es dem Leser sowieso egal ist?
Mag ja sein, dass es dem Leser (den meisten Lesern) egal ist, und v. a. dass ihnen die Konsequenzen überhaupt nicht bewusst sind - aber kann es uns und allen anderen egal sein, wenn in 100 Jahren kaum noch einer einen geraden Satz formulieren kann?


@Schneeleopardin: Du erkennst die Fehler ja noch, aber jemand, der mit den Fehlern aufwächst, kann sie nicht so einfach als Fehler identifizieren.

Alana

ZitatUnd was ich wirklich, wirklich schlimm finde ist, dass es inzwischen offenbar auch einfach nicht mehr schlimm ist, wenn man Autor werden will/wird, ohne sich genügend mit Sprache auseinanderzusetzen oder sich großartig Mühe zu geben.

Da sind wir absolut einer Meinung.

Ich lese auch fast nur noch englische Bücher und habe in letzter Zeit sehr häufig Fehler gefunden. So häufig, dass ich sogar mal nachgeschaut habe, ob das Buch nun selbstverlegt war oder aus einem Verlag. (Denn beim runterladen achte ich darauf nicht so sehr, wenn mir das Buch empfohlen wurde und mich anspricht.) Das fragliche Buch war von Penguin. Das war ich schon etwas geschockt, muss ich sagen.
Alhambrana

Debbie

#39
Da bin ich aber froh, dass nicht nur die deutsche Verlagslandschaft den Bach runtergeht  :snicker:

Ich glaube, ich habe hier kein Penguin Book rumliegen ... Gibts das Buch auch als Paperback oder Hardcover? Gerade gestern hab ich ein bisschen bei den Rezensionen zu "Beautiful Disaster" gestöbert und da überraschenderweise gelesen, dass das E-Book viele Fehler enthalten soll. Ich hab nur das Audio Book gehört, und da sind keine Fehler drin?!  :hmmm:

Alana

Das war ein E-Book. Die englischen Bücher kaufe ich eigentlich nur noch als E-Books. Ich glaube aber, dass es davon auch Taschenbücher gibt.
Alhambrana

Schneeleopardin

@ Debbie:
Ich erkenne die Fehler, ja - aber jemand der sie nicht erkennt kann immer noch sagen, er lernt das Wort, welches ihm Schwierigkeiten bereitet auswendig. Oder beschäftigt sich anderweitig mit Rechtschreibung und Grammatik und lernt es dadurch. Ich kenne ein paar Leute, die Probleme mit Grammatik und Rechtschreibung haben und sich einfach hinsetzen und das lernen - und sie können es dann eben auch.
Wenn man es versucht und einen Fehler macht, ist es ja nicht weiter tragisch. Wenn man es allerdings nicht macht und dementsprechend eben auch Fehler hat, ist das in meinen Augen Faulheit. Es gibt ja auch genug Leute mit Lese-Rechtschreib-Schwäche die ihre Texte dann eben durch Word etc jagen und von Aussenstehenden kontrollieren lassen. Das ist irgendwie so eine Sache zwischen "Will ich überhaupt oder Ist es mir egal".

@Alana
Klar, wir machen das. Es gibt aber auch Autoren die das eben nicht machen bzw. zumindest wirkt es so, als würden sie es eben nicht machen.

Es gibt aber mittlerweile tatsächlich einige offensichtliche Fehler in Büchern von großen Verlagen, wo man sich dann fragt, ob das Korrektorat das überlesen hat oder was da schiefgelaufen ist.
Ich testlese ja für mehrere Verlage und selbst wenn dabei steht, dass es eine unlektorierte und unkorrigierte Fassung ist, schreibe ich mir die Fehler raus und sende sie dem Verlag zusammen mit meiner Bewertung zu. Lieber mach ich mir die Mühe mit dem rausschreiben und eintippen, wie wenn nachher ein so offensichtlicher Fehler im Buch landet.

Fianna

#42
Zitat von: Schneeleopardin am 03. November 2013, 14:18:14

Es gibt aber mittlerweile tatsächlich einige offensichtliche Fehler in Büchern von großen Verlagen, wo man sich dann fragt, ob das Korrektorat das überlesen hat oder was da schiefgelaufen ist.
Die Lektoren bekommen weniger Zeit für die Aufträge bzw. weniger Geld (was bei freiberuflichen Lektoren damit aufs Gleiche rauskommt). Das Budget für Lektorat wird immer mehr zusammengestrichen.
Quelle habe ich nicht, aber vor einigen Monaten kursierten viele Artikel/Blogbeiträge zu dem Thema, die ich gelesen habe, da viele meiner Freunde mit dem Berufsziel Lektor gerade studieren.

Nach dem Verlinken in einer PN habe ich die Lesezeichen aber wieder gelöscht.

Natürlich könnte man jetzt den Bogen zum Ausgangsthema zurückschlagen und sagen: Lektoren gehen etwa 10 % der Fehler durch, durch diese knappere Budgetierung mehr - somit trägt der Ausgangstext, den der Autor dem Verlag zusendet, eine "Mitschuld", also müssen da ja ordentlich welche drin gewesen sein... und bei jüngeren Autoren (k.a., unter Dreissig Jahren), könnte man spekulieren, ob da auch eine mangelhafte Organisation des Deutschunterrichts an einer so hohen Fehlerquote im Manuskript schuld ist ;)

Linda

Zitat von: Debbie am 03. November 2013, 13:46:59

Edit: Meinst du das Bildungs- und Sprachniveau hebt sich bei diesen Kindern durch fehlerhafte Literatur? Und gerade die Kinder aus Haushalten mit geringem Einkommen werden eher zu dem E-book für 1,99 als zu dem Taschenbuch für 13 € greifen. Dass der Staat nicht mal annähernd genug tut, um diesen Kindern gleiche Bildungschancen einzuräumen, steht dabei natürlich völlig außer Frage. Unsere Bildungspolitik ist ein einziges Trauerspiel ...  :seufz:

Wenn je-man-d sich bemüht, kann auch ein Kind aus einer bildungsarmen und/oder armen Familie richtige und ralativ fehlerfreie Bücher lesen (mal abgesehen davon, dass arme Familien bestimmt eher weniger Geld für Reader und dessen Bestückung für den Nachwuchs zur Verfügung haben.)

Natürlich müssen sich da Eltern, Paten oder Verwandte bzw Freunde reinhängen, aber einen Leseausweis für die Schulbücherei sollte es kostenlos geben, und auch die Stadtbüchereien, kirchlichen Büchereien und Bibliotheken sind für Schüler bzw. Jugendliche erschwinglich.  Sogar in unserer klammen Gemeinde steckt die Stadt gesponserte Leseausweise fürs 1. Jahr in die Schultüten. Der muss dann jedes Jahr für 10 Euro verlängert werden - soviel kosten heute ein Kinobesuch ohne Popcorn (und streng genommen genügt ein Ausweis pro Familie, und auf den bekommt man auch CD's und DVD's oder sogar diverse Spiele). Und wenn man Mitglied ist, kann man auch an der Onleihe teilnehmen, die auch eben nicht gerade ein kleines Angebot aufweist - wenn man einen Reader besitzt.
Es gibt also, Interesse vorausgesetzt, Mittel und Wege.  Man muss sie nur beschreiten.

Schneeleopardin

@ Linda

Das sehe ich genauso. Es gibt halt die Leute die so Angebote gut und gerne nutzen und es gibt leider Gottes auch Leute, die es nicht nutzen und ihren Kindern damit eigentlich schaden. Durch das Lesen lernt man viele unterschiedliche Worte und dergleichen.
Es gibt einfach viel zu viele Kinder, die manche Wörter noch nie gehört haben und da fragt man sich dann schon. Zehnte Klasse, Deutschunterricht. Lehrerin wollte das Gegenteil vom Patriarchat wissen. Ich war als Einzige dazu in der Lage, die Frage mit Matriarchat zu beantworten. Bis dann geklärt war, was Beides ist war die Stunde auch schon rum  :nöö: Man muss kein Experte sein um sowas zu wissen.