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Der Einfluss von E-books auf den Leseranspruch

Begonnen von Debbie, 26. Oktober 2013, 15:39:50

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Debbie

Weil ich gerade echt am Grübeln und Zweifeln bin, wende ich mich einfach mal an euch ...

Da ich demnächst quasi als "Verleger" agieren werde (Create Space und Kindle), hab ich mich gerade mal so ein bisschen bei den Kindle E-books umgesehen - was ist gefragt, wie sind die Preise, welche Kindle-Selfpublisher haben es geschafft, wieviele Bücher haben die so vorzuweisen, etc..

Im Großen und Ganzen gibt es da wohl drei Gruppen:

Die Profis, deren Werken man schon an Cover und Leseprobe ansieht, dass sie keine Kosten gescheut und Lektorat, sowie Coverdesign meist ausgelagert haben.
Die Semi-Begabten, die gute Ideen haben/hatten, aber (oftmals eindeutig wegen des Stils) von allen Verlagen abgelehnt wurden.
Die Möchtegern-Autoren, die weder gute Ideen, noch einen guten Stil haben und einfach schon immer mal ein Buch schreiben wollten.

Dass die Bücher der Profis ankommen und sich verkaufen, kann ich verstehen. Die sind teilweise wirklich super gemacht und in einem flüssigen Stil geschrieben, dass man fast (!) denken könnte, sie kämen aus einem Verlag. Die Möchtegerns sind für meine Frage wohl eher nicht relevant, da der Erfolg hier (verdienterweise) ausbleibt. Aber was ist mit den Semi-Begabten? Was bringt deren Leser dazu, ohne zu zögern, über diesen und jenen Grammatik- und Satzzeichenfehler hinwegzusehen?

Und wie ist es bei euch? Könnt ihr über sowas hinwegsehen, wenn euch die Geschichte fesselt? Kann einem solch eine Geschichte überhaupt fesseln? Habt ihr schon solche E-Books gelesen?

Kann sich der lektoratsverwöhnte Durschnittsleser wirklich an sowas gewöhnen? Wird es vielleicht sogar irgendwann zu (einem) toleriertem Standard?  ???

Isabel

Wenn mich schon in der Leseprobe Rechtschreib- und Grammatikfehler anspringen würden, würde ich mir das entsprechende E-Book nicht kaufen. Aber ich bin eh eine sehr schwierige Leserin und finde auch so nur selten etwas, das mir gefällt, von daher tauge ich kaum als Beispiel für einen wie auch immer gearteten "Durchschnittsleser".

Mich würde aber zuerst mal interessieren, wie du die von dir aufgeführten "Semi-Begabten" genau definierst. Könntest du hier konkrete Beispiele nennen (Autoren, Buchtitel)? :)

Im Übrigen gibt es auch einige Verlagstitel, bei denen man sich berechtigt fragen kann, ob da je ein Lektor (bzw. Korrektor) reingeschaut hat...


Cairiel

Zitat von: Debbie am 26. Oktober 2013, 15:39:50
Und wie ist es bei euch? Könnt ihr über sowas hinwegsehen, wenn euch die Geschichte fesselt? Kann einem solch eine Geschichte überhaupt fesseln? Habt ihr schon solche E-Books gelesen?
Nein, eher nicht. Ich bin zwar anders als Isabel ein schnell begeisterungsfähiger Leser, d. h. mir gefällt so gut wie jedes Buch, das ich lese (nur das sich da eben unterscheide zwischen "gigantisch" "gefällt mir sehr gut", "gefällt mir gut" und "gefällt mir"), aber auffallend viele Fehler ...?  :no:

Das einzige Buch, bei dem ich jemals über merkliche Fehler hinwegsehen konnte, war "Der Fremde" von Heike Korfhage (canis lupus nigier). Ich liebe die Geschichte und ihren Schreibstil, aber dennoch hatte ich an den Fehlern zu knabbern, die aufgrund des verschlimmbessernden Zuschussverlagslektorats darin zu finden sind. Obwohl sich das im Vergleich zu manchen Semi-Begabten noch in Grenzen hält und sie zumindest mit einem hervorragenden Stil punkten kann.

Ich habe jetzt schon ein paar wenige E-Books von Leute gelesen, die ich bei diesen Semi-Begabten einsortieren würde, und muss sagen: Nein. Da suche ich lieber auf einer Seite wie Fanfiction.de nach guten Prosa-Geschichten (die es dort tatsächlich gibt), weil die teilweise herausragend sein können, noch dazu kostenlos sind und ich dem Autor im schlimmsten Fall die Fehler leicht und direkt mitteilen könnte.

Mein Fazit: Trotz meiner Begeisterungsfähigkeit würde ich nur zu E-Books von Profis greifen, außer ein Semi-Begabter wurde mir von jemandem empfohlen, auf dessen Meinung ich vertraue.

Debbie

@Isabel: Amanda Hocking wäre da ein sehr gutes Beispiel. Weniger bekannt, aber dafür deutsch: Die MondSilberLicht-Reihe von Marah Woolf. Weil Amazon sie als "Erfolgs-Autorin" vorgestellt hat, hab ich mal die ersten Seiten angelesen - bin aber nicht bis zum Ende gekommen, weil es mich in den Fingern kribbelt den Rotstift anzusetzen. Nicht wegen eindeutiger Grammatik- oder Rechtschreibfehler, sondern wegen Begrifflichkeiten und Syntax. Es sind also keine Fehler, die einem direkt anspringen, aber ich komm da einfach nicht durch ...

Trotzdem scheint es viele Menschen zu geben, die damit kein Problem haben. Und dann frage ich mich natürlich: Was sind das für Leute? Bin ich nur pingelig, weil ich mich selbst ständig mit Grammatik- und Stilfragen beschäftige oder nach den "richtigen" Begriffen suche?

Christopher

Habe bisher einige der kostenlosen E-Books gelesen, die wohl in die Semi-Begabten bzw. Möchtegern-Autoren Ecke gehen. Und die gehen einfach gar nicht. Da passieren so viele Dinge, die ein Lektorat mit sicherheit behoben hätten...
Obwohl sie kostenlos sind, ist mir da meine Zeit fast zu schade für, sowas zu lesen. Was natürlich im Umkehrschluss sehr ärgerlich für diejenigen guten Semi-Autoren ist, die auch mal kostenlos/günstig anbieten. Die gehen da einfach unter.
Be brave, dont tryhard.

Franziska

Also ich finde deine Einteilung sehr zweifelhaft. Du schreibst es so, als würden nur ebooks sich gut verkaufen, bei denen der Autor das Lektorat und Cover ausgelagert und dafür viel Geld ausgegeben hat und in allen anderen fänden sich mehr oder weniger Fehler.
Ich sehe das ganz anders. Es gibt Autoren, die ein professionelles Cover und Lektorat vorweisen, teils gekauft, teils aber auch selbst gemacht, weil sie es offenbar können. Diese Bücher weisen keinen Unterschied zum Buch eines Verlages auf, außer dass kein Verlagsname draufsteht.
Dann gibt es Autoren, die kein Geld investieren wollen und das nurmal ausprobieren und vielleicht kein mega gutes Cover haben, und es finden sich mehr Fehler im Text als üblich (denn auch bei Verlagstexten findet man noch genug Fehler).
Was aber etwas ist, was ich nicht verstehe ist, wenn ebooks mit grauenhaftem Cover und zig Fehlern sich dennoch gut verkaufen. Denn das gibt es ja genug. Offenbar gibt es genug Leser, die überhaupt nicht interessiert, ob da Rechtschreibfehler drin sind, der Stil gut ist, oder die Story irgendeinen Sinn ergibt. Hauptsache der LI sieht gut aus oder so. ::)
Aber offenbar verstehen die Leute, die das Buch gekauft haben etwas anderes unter einem grauenhaften Cover als ich. Gut sind auch die Bücher, die ein gutes Cover haben, die verkaufen sich dann oft auch sehr gut, aber wo der Inhalt dagegen gar nicht stimmt. Ich glaube, es gibt eine Leserschaft, die einfach alles kritiklos liest und gut findet und dann gibt es Leser, die durch schlechte Qualität abgeschreckt werden und sagen, ich kaufe jetzt gar keine ebooks mehr von Selfpublishern.

Aphelion

Zitat von: Franziska am 26. Oktober 2013, 23:50:47
Was aber etwas ist, was ich nicht verstehe ist, wenn ebooks mit grauenhaftem Cover und zig Fehlern sich dennoch gut verkaufen.
Das frage ich mich auch - aber unabhängig davon, ob es sich um ein Buch eines Verlages oder eines Selfpublishers handelt. Deshalb denke ich, dass der Grund, warum es "trotzdem" funktioniert, eher ein grundsätzlicher ist und nicht daran liegt, dass z.B. das Cover von allen Menschen als gleich schrecklich wahrgenommen wird und das Buch eben nicht trotz des schlechten Covers gekauft wird; denn für die Kaufende Person ist es womöglich gar kein schlechtes Cover.

Tanrien

#7
Zitat von: Aphelion am 27. Oktober 2013, 11:40:19
Das frage ich mich auch - aber unabhängig davon, ob es sich um ein Buch eines Verlages oder eines Selfpublishers handelt. Deshalb denke ich, dass der Grund, warum es "trotzdem" funktioniert, eher ein grundsätzlicher ist und nicht daran liegt, dass z.B. das Cover von allen Menschen als gleich schrecklich wahrgenommen wird und das Buch eben nicht trotz des schlechten Covers gekauft wird; denn für die Kaufende Person ist es womöglich gar kein schlechtes Cover.
Ich denke ja, und so habe ich es aus Diskussionen mit anderen intensivst-ebook-Lesern bisher herausfiltern können, dass der Grund eine Mischung ist daraus, dass wegen all der schlechten Cover eh nicht angenommen wird, dass ein Cover gut ist und deswegen auch niemand aufs Cover achtet (außer, klar, es ist jetzt so ein mega gutes und innovatives), und/oder dass die Leute bei ebooks schlicht weniger nach Covern browsen und deswegen auch weniger danach kaufen. Wer geht denn in einen ebook-Shop und klickt auf Fantasy und geht dann nach den Covern durch? Hängt sicher auch mit dem ersten Grund zusammen, aber während man im Laden selbst nur nach Autorennamen und Cover unterscheiden kann, gibt es in den ebook-Shops, die ich kenne, mindestens immer noch schöne Unterkategorien, nach denen man sich genau das ebook raussuchen kann, was einem gefallen könnte. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das dank der großen Online-Buchhändler auch für physiche Bücher und so Seiten wie Goodreads noch weiter zunimmt - bei ebooks fällt es nur mehr auf, weil sich die meisten die Mühe schon gar nicht machen.

(Eine andere These, die ich kenne, ist, dass ebook Cover so schlecht sind, um das Genre wiederzuspiegeln. Da MUSS dann halt die halbnackte Frau ohne Gesicht für den Erotik-Roman stehen, egal, wie schlecht das als Cover ist, weil es schon so oft verwendet wurde und man da schlicht nicht mehr innovativ sein kann. Aber es ist halt das Genre.)

Von daher würde ich schon zustimmen, dass zumindest bei Covern ebooks abstumpfen lassen.

Isabel

@Debbie: Von Marah Woolf hatte ich auch mal eine Leseprobe angeschaut und sie aus denselben Gründen abgebrochen wie du. Ich weiß nicht mehr, ob es dieser Titel war, aber irgendwo stachen mir gleich in der Leseprobe erzählerische Kinderkrankheiten ins Auge: Rückblende direkt am Anfang, seitenlanger innerer Monolog, Telling statt Showing ... alles, was unsereins versucht hat, in den eigenen Texten tunlichst zu vermeiden, weil es immer als "böse" galt. Trotzdem war es ein Bestseller mit geradezu frenetischen Leserbewertungen.

ZitatFranziska: "Was aber etwas ist, was ich nicht verstehe ist, wenn ebooks mit grauenhaftem Cover und zig Fehlern sich dennoch gut verkaufen. Denn das gibt es ja genug. Offenbar gibt es genug Leser, die überhaupt nicht interessiert, ob da Rechtschreibfehler drin sind, der Stil gut ist, oder die Story irgendeinen Sinn ergibt."

Ja, offenbar gibt es eine große Leserschaft, die gerne mal über eventuelle Rechtschreib- und Grammatikfehler, vielleicht auch stilistische Mängel hinwegsieht und auf der Suche nach Literatur ist, die einfach ein bestimmtes Bedürfnis bedient. Zum Beispiel nach Romantik, nach Erotik, nach Spannung ... was auch immer. Solange dieses Bedürfnis bedient wird, ist alles andere nicht so wichtig.

Letztlich geht es nur um individuelle Geschmacksfragen, und wenn ein Autor mit seinem Buch bei den Leuten einen Nerv trifft, wird es gekauft - egal, ob mit Mängeln behaftet, egal, ob vom Verlag oder nicht.

Die Begriffe "Semi-Begabter" oder auch "Semi-Autor" finde ich übrigens problematisch. Wer legt fest, ob jemand nur "halb begabt" oder ein "halber Autor" ist? Selfpublisher ist mir da als Begriff doch viel lieber.

Debbie

#9
Das man E-books nicht nach dem Cover beurteilt, kann ich nachvollziehen, weil man (wenn man Ahnung hat) weiß, dass die oft selbsterstellt sind - wobei Franziska natürlich recht hat und man es teilweise wirklich kaum oder garnicht erkennen kann, dass das Cover selbstgemacht ist. Dass Cover unseren Sinn für Ästhetik abstumpfen lassen, ist auch nicht meine größte Sorge ...

Eher, dass v. a. jüngere Leser, die sich vielleicht in der nächsten oder übernächsten Generation nur noch von E-books "ernähren", das Gefühl für Sprache völlig verlieren. Das Gefühl für die richtige Syntax, Sprachmelodie, etc.. Werden dann die verlagsverlegten Bücher "von früher" nur noch Beispiel für einen antiquierten Stil sein (in den Augen der Schüler - zunächst)?
Und liegt der Siegeszug der semi-professionellen E-books wirklich hauptsächlich im Preis begründet? Oder ist dem Durchschnittsleser die Sprache wirklich einfach nicht so wichtig - und war es vielleicht noch nie?

Im Zuge dessen wird mir immer klarer, wie wichtig ein Qualitätskontrollsystem tatsächlich ist. Nicht nur für die selbstverlegten Bücher, sondern auch für freischaffende Lektoren, die aus allen möglichen Branchen kommen, weil der Begriff "Lektor" ja nicht an eine entsprechende Ausbildung gebunden ist ...


@Isabel: Mich hat tatsächlich v. a. die Sprachwahl und die Satzstellung "befremdet". Dass mit Schreib-Regeln gebrochen wird, sehe ich weniger als Problem, weil sie für mich ein wertvoller Leitfaden, aber nur der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Stil sind - bei dem dann, mal mehr, mal weniger, eine oder mehrere dieser "Regeln" gebrochen werden.
Und Selfpublisher trifft eben auf alle zu - von Sehr Gut bis Ungenügend. Ich habe einfach nur (für mich) versucht, das ganze etwas einzuteilen. Aber es gibt, gerade sprachlich, schon objektive Bewertungskriterien. Denn mit der Sprache ist es (noch) nicht so, wie mit den Schreibregeln; in der Sprache gibt es richtig und falsch, und daher ist Sprache, zumindest teilweise, eben keine Interpretationssache.

@Franziska:
ZitatAlso ich finde deine Einteilung sehr zweifelhaft. Du schreibst es so, als würden nur ebooks sich gut verkaufen, bei denen der Autor das Lektorat und Cover ausgelagert und dafür viel Geld ausgegeben hat und in allen anderen fänden sich mehr oder weniger Fehler.
Ich sehe das ganz anders. Es gibt Autoren, die ein professionelles Cover und Lektorat vorweisen, teils gekauft, teils aber auch selbst gemacht, weil sie es offenbar können. Diese Bücher weisen keinen Unterschied zum Buch eines Verlages auf, außer dass kein Verlagsname draufsteht.

Deshalb hab ich ja geschrieben "Im Großen und Ganzen" - weil es sehr wohl die Ausnahmen gibt, die du beschreibst. Aber das sind eher einzelne, die ich eine Unterkategorie der Profis packen würde.



Zit

Ich räume den niedrigpreisigen E-Books denselben Lebenszweck ein wie Groschenromanen. Es gibt sie, die mit einem wunderbaren Stil und nicht offensichtlichem Plot daher kommen, aber das Gros ist trotzdem Massenfutter. Ebenso konsumier ich sie auch.
Und ich denke nicht, dass von den Selfpublishern einmal abgesehen, der "durchschnittliche", nicht-schreibende Leser sich groß anders verhält und E-Books einen höheren Stellenwert einräumt und hohe Qualitätsansprüche hat. Gerade weil es flüchtige, digitale Daten sind, sind E-Books prädestiniert zum Weglesen, denke ich.
(Wenn ich mir manche Texte bei meinem Brötchengeber anschaue, so geben sich die Leute natürlich Mühe, aber es ist selten, dass ich nicht doch mal den ein oder anderen Fehler entdecke. Letztens sogar in unserem gedruckten Veranstatlungskalender, oder im Produktkatalog... Ich nehme an, dass viele Leser vll. auch viele Fehler gar nicht wahrnehmen oder sich davon nicht allzu sehr stören lassen. Schließlich kostet's ja nur zwei Euro, da kann man nicht zu viel erwarten.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

FeeamPC

Der zuletzt angesprochene Punkt ist meiner Meinung nach die Antwort. Die Leser sind oft einfach nicht mehr imstande, Fehler zu erkennen, und nehmen daher nicht wahr, wie viele Fehler tatsächlich in einem Text sind. Sie lesen einfach über die Fehler weg. Uns stören die nur, weil wir durch unsere eigene Arbeit einen höheren Qualitätsanspruch haben.

Christopher

Das würde ich so unterschreiben. Seit ich mich etwas ernsthafter mit der Schreiberei befasse (also nicht nur für mich und meine 3 Betas schreibe) ist meine Emfpindsamkeit gegenüber solchen Sachen deutlich gestiegen.

Allerdings wird alles was ich auf dem Kindle lese bei mir geistig deutlich härter verrissen als ein normales Buch. Da bin ich irgendwie übermäßig kritisch.
Be brave, dont tryhard.

Alaun

#13
Puh ... Wie erschreckend ist das denn bitte, wenn die Leute Rechtschreibfehler nicht einmal mehr mitkriegen? :P Da stimmt doch etwas nicht, mal ehrlich. Ich weiß, Sprache entwickelt sich, sie verändert sich, und es gab zu jeder Zeit Menschen die predigten, die Sprache würde untergehen, wenn man nicht aufpassen würde, usw usw ... Aber wenn nicht einmal mehr die geschriebene Sprache der aktuell gültigen Norm entspricht, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Menschen es nicht mehr richtig lernen. Ich finde das bedenklich. Mal ganz abgesehen davon, dass Lesen einfach das Sprachgefühl schult. Wenn man nur noch Schund liest, einfach weil der billig und leicht zu konsumieren ist, dann ist das nicht gerade förderlich für die Entwicklung einer schönen Sprache. :-\

Aphelion

#14
Zitat von: Aquamarin am 27. Oktober 2013, 19:48:59
Puh ... Wie erschreckend ist das denn bitte, wenn die Leute Rechtschreibfehler nicht einmal mehr mitkriegen? :P Da stimmt doch etwas nicht, mal ehrlich.
Das kann man auch auf jeden anderen Bereich übertragen. Ich bekomme es auch bei Musik oft mit. Da werden selbst grob schiefe Töne nicht als solche erkannt, "Dynamik" ist ein Fremdwort, es wird absolut nicht verstanden, warum "fehlende Akzente" ein Kritikpunkt und kein Lob sind ...  ::)

Man muss fairerweise aber auch fragen: Woher sollen diese Personen dass denn auch wissen? Um auf Sprache zurück zu kommen: Deutschunterricht in der Schule vollbringt in den seltensten Fällen wirkliche Meisterleistungen (was noch nicht einmal nur den Lehrern zuzuschreiben ist). Wer hat in der Schule etwas davon gehört, dass Gedankenstrich und Bindestrich unterschiedliche Satzzeichen sind oder wie man ein Semikolon verwendet? Alte Rechtschreibung, neue Rechtschreibung, neueste Rechtschreibung in der x-ten Variante ... Ja, da kommt nicht jeder mit. Vor allem, wenn man überall etwas anderes liest (wohlgemerkt im Alltag, zur Unterhaltung etc.). Unter diesen Umständen entwickelt nicht jeder ein "Gefühl" dafür, wann ein Wort richtig geschrieben ist und wann nicht.

Ich muss mich auch mal wieder noch unbeliebter machen. ;) Ich sehe das auch in Schreibforen. Da haben "Autoren" keine Ahnung von Rechtschreibung, wollen aber eine Trilogie schreiben. Und veröffentlichen. Am liebsten sofort. Und Selfpublishing ohne Lektorat und Korrektorat trauen sie sich natürlich auch zu und sehen das als gute Option, wenn ein Verlag ihr Werk verschmäht.
Die Geschichten sind noch nicht einmal unbedingt schlecht, sondern das Problem ist, dass die Bereitschaft, sich ernsthaft hinzusetzen und zu "pauken", selbst bei "Autoren" fehlt. Es fehlt die Arbeitsmoral, wenn man so will - weil Schreiben eben nicht nur Vergnügen ist, sondern auch Arbeit. Aber eine Arbeit, die Spaß macht, wenn einem die Geschichte es wert ist.

Aber wozu sich Mühe geben, wenn man auch mal eben etwas hinrotzen kann?

Teufelskreis: Wie soll man da ein Sprachgefühl aufbauen? ...