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By its cover - Buchumschläge und ihre Evolution

Begonnen von Schreinhüter, 03. Juni 2012, 11:06:10

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FeeamPC

Ich bin mit Bücher groß geworden. Ich habe mir schon Bücher gekauft, mit deren Inhalt ich gar nichts anfangen konnte, nur weil ich das Cover so toll fand (z.B ein Buch auf Schwedisch, von dem ich nicht ein Wort verstand). Und ich habe mich intensiv mit Buchbinden beschäftigt, in erster Linie, um die vielen, vielen alten Bücher bei mir im Hause einigermaßen sachgerecht reparieren zu können. Sternstunden waren da immer die Besuche im Gutenberg-Museum in Mainz.
Ich verstehe vollkommen, Dämmerungshexe, dass es dir den Magen umdreht, wenn du billig gemachte Bücher siehst.
Nur, das es meist diese billig gemachten Bücher sind, die tatsächlich Verlag und Autor mit Brötchen und Butter versorgen, und eher selten die literarisch-handwerklichen Perlen.

Guddy

#46
Hm, kann es sein, dass du die Diskussion auf dich und deine Cover beziehst, Fee? Es wirkt auf mich, als würdest du eine Abwehrhaltung einnehmen, und die ist meines Erachtens nach doch gar nicht nötig :)

Ich finde es richtig und wichtig, dass solche Diskussionen (über die allgemeine Covergestaltung, die eben auch Rendering und kleinere Verlage etc. einschließt) geführt werden, für alle Beteiligten. Habe btw. auch schon verdammt gute, günstig produzierte Cover gesehen. (edit: und verdammt schlechte teure Produktionen ;) )

Steffi

#47
Zitat von: FeeamPC am 11. September 2015, 08:43:38
Nur, das es meist diese billig gemachten Bücher sind, die tatsächlich Verlag und Autor mit Brötchen und Butter versorgen, und eher selten die literarisch-handwerklichen Perlen.

Dem muss ich eindeutig wiedersprechen. Die Cover von Romance Edition zum Beispiel mögen zwar nicht meinen persönlichen Geschmack treffen, aber sie sind handwerklich gut gemacht und trotzdem auf die Zielgruppe zugeschnitten. Ob ein Cover als echte Perle der grafischen Kunst heraussticht oder ob es einfach gut gemacht ist, sind nochmal zwei völlig verschiedene Dinge. Gerade bei letzterem sehe in letzter Zeit - auch bei Großverlagen - Cover, wo sich mir die Fußnägel hochrollen und wo ich den Eindruck bekomme, das hat vermutlich der Praktikant gemacht. In Paint.

Ich glaube, dass Problem ist, dass viele Cover-Designer ihre Fähigkeiten maßlos überschätzen - es ist ja auch immens einfach geworden, an Programme wie Photoshop zu kommen. Zum grafischen Gestalten gehört aber einiges mehr, als zu wissen, was Ebenen sind und wie man einen Farbverlauf über ein Bild legt. Ich habe für den iFuB auch zwei Cover gemacht, aber für mich war völlig klar, dass da am Ende nochmal jemand drüber guckt, der das gelernt hat, das ganze auf Sauberkeit überarbeitet und das finale "Okay" gibt.

Eine gute Freundin von mir ist studierte Grafikdesignerin. Ihr bei der Arbeit zuzusehen ist, wie jemand beim Zaubern zuzuschauen. Da fallen dann Sätze wie "Ich finde, die Schrift müsste noch zwei Pixel mehr nach rechts".  Entsprechend hochwertig sehen die Sachen aus, die sie macht.
Sic parvis magna

Sascha

Zitat von: Dämmerungshexe am 11. September 2015, 06:36:35
Ja, das verstehe ich. Aber hier geht es nicht um eine verfälschte Darstellung, sondern um die Ausführung des Jobs an sich.
Mir ging es auch nur darum, daß eben jeder in dem Bereich, wo er sich besonders gut auskennt, auch besonders genau hinschaut und hohe Ansprüche hat. Mir waren die Cover bisher meist wurscht, ich schau in den Klappentext und lese vielleicht noch die erste Seite an. Und damit kann man immer noch reinfallen.

Zitat von: Dämmerungshexe am 11. September 2015, 06:36:35
Deine Frau würde auch nichts davon halten, wenn jemand auf der Intensivstation auftaucht und ihren Job machen will "weil er ja weiß wie es geht, habs mal im Fernsehen gesehen und war jahrelang Putzfrau im Krankenhaus ..." Das Beispiel klingt schräg, aber mit solchen Leuten schlägst du dich als Grafiker tatsächlich herum. Unser "Problem" ist, dass nichts "kaputt" geht, wenn wir mal nicht richtig aufpassen und man "braucht ja nur einen Computer und die richtigen Programme und schaut sich halt YouTube-Tutorials an"
Du sprichst den Unterschied ja schon an, bei meiner Frau geht es um Menschenleben. Und Du glaubst nicht, was da trotzdem noch für Pfeifen arbeiten.
Aber das mit den "Das kann ich auch"-Typen habe ich in der Dotcom-Blase (Mitte/Ende der Neunziger) auch reichlich zu tun gehabt. Was da für Code rauskam – gruslig. Andererseits kenne ich auch Quereinsteiger, die wirklich gut sind.

FeeamPC

ZitatHm, kann es sein, dass du die Diskussion auf dich und deine Cover beziehst, Fee?

Nicht wirklich. Da habe ich ein dickes Fell.
Nein, ich versuchte irgendwie, den Tellerrand etwas zu vergrößern, über den die meisten hier schauen. Der Zirkel ist nur ein kleiner Teil der Buchwelt. Und die Brot und Butter-Autoren in Deutschland sind tatsächlich zu einem ziemlich großen Teil Genre-Autoren (z.B. bei den Groschenheften und entsprechenden Werken in Taschenbuchformat), die mit entsprechend überscheußlichen Covern zu leben haben. Im Unterschied zu den meisten TiZis können und müssen die meist von ihrer Schreibarbeit leben. Da wird halt Masse rausgehauen, und entsprechend handhaben die Verlage es auch mit den Covern. Was solls- das Zeug verkauft sich. Trotzdem oder gerade deswegen.

Wenn jemand (wie Maja) bei Klett-Kotta ist, stelle ich sowohl an den Inhalt als auch an das Cover natürlich sehr deutlich höhere Ansprüche.
Und es gibt Cover, da gerate ich einfach nur ins Schwärmen.

Aber diesen Thread, Evolution der Buchcover, hatte ich irgendwie als allgemeiner aufgefasst, als die Diskussion hier in Teilbereichen geführt wird.
Tut mir leid, wenn das so nicht gewollt ist.

Dämmerungshexe

Ich glaube die Diskussion allgemeiner zu führen ist bei der schieren Masse aller Buchcover schlicht nicht möglich. Ich sehe natürlich auch, dass der Trend sich in anderen Genres ebenso abzeichnet. Aber gerade bei Fantasy bin ich ja sozusagen "Betroffene" in allen Bereichen. Deswegen versuche ich meine Argumentation auf dieser Ebene zu führen.

Und noch einmal: ich verstehe, welche wirtschaftlichen Mechanismen hinter dem Trend stehen. Ich weiß auch, dass sich solche Moden entwickeln. Aber das heißt nicht, dass ich es gutheißen muss. Es ist nett, dass es funktioniert. Aber eben nicht gut, und ich frage mich, ob wir uns als Autoren - und auch Verleger und Leser - nicht auf Dauer selber ein Bein stellen.

Und:
Zitat von: Sascha am 11. September 2015, 09:48:31
Du sprichst den Unterschied ja schon an, bei meiner Frau geht es um Menschenleben.

Ich weiß - das ist wie gesagt das "Problem" meiner Branche - es geht ja nix kaputt mit schlechter bzw. billiger Grafik - außer dem Marktpreis und damit die Überlebensfähigkeit der Grafiker und der Qualität der Produkte und in diesem Fall auch ihr Image.
Und ich kenne ebenfalls Quereinsteiger, die überragende Ergebnisse liefern - aber da steckt dann unheimlich viel Kreativität dahinter. Sowas kann natürlich der ausgleichende Faktor sein. Aber das kommt eben selten vor und die überwiegende Zahl liefert eben Mist ab. Nur haben sich die meisten inzwischen daran gewöhnt oder akzeptieren es, weil es gewisse Vorteile bringt und sagen deswegen nichts mehr dagegen.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Schreinhüter

Zitat von: FeeamPC am 11. September 2015, 10:11:02
Aber diesen Thread, Evolution der Buchcover, hatte ich irgendwie als allgemeiner aufgefasst, als die Diskussion hier in Teilbereichen geführt wird.
Tut mir leid, wenn das so nicht gewollt ist.

Ich würde mir, als Ersteller des Threads, doch ebenfalls sehr wünschen, zurück meinem damals eigentlich scharf umrissenen Thema zurück zu kommen. Mir ging es um Blendertum, um die Effekthascherei, nicht um die Qualität noch die Genrespezifikation eines Covers. Für diese wäre es nett, wenn ihr einen weiteren Thread eröffnet.

Noch einmal: Es ging um die Diskrepanz von Umschlag-Effekten und dem Design, die meines Erachtens nach dem Design die notwendig wichtige Wirkung genommen haben. Nicht um Qualität, nicht um Künstler und Einordnung, nicht um Selfpublishing im eBook-Bereich.

Danke.

FeeamPC

Wenn ihr mal so richtig Buchcover mit Special Effects sehen wollt, dann schaut mal auf diese Seite:
Zitathttp://www.boredpanda.com/polymer-clay-book-covers-mandarin-duck-aniko-kolesnikova/

Akirai

Oooooh, so was will ich auch im Schrank haben!!!  :vibes:

Jen

Ich freue mich, wenn man es schafft, ein Cover so minimalistisch wie möglich zu halten (wenn es trotzdem noch nach etwas aussieht und zum Roman passt).
Dabei denke ich vor allem an das geniale Cover zu "Er ist wieder da" von Timur Vermse.  :pompom:
Oder "Der Schwarm" von Schätzing.
Mein absoluter Favorit ist "Schiffbruch mit Tiger" von Yann Martel, das trotz seiner Einfachheit perrrfekt passt. Da stört es mich nicht, wenn die Ausgabe aus der Taschenbibliothek (Fischer) ein kleines bisschen ... perlmuttartig schimmert (fühlt sich trotzdem noch vernünftig an).

Was nicht heißt, dass es keine nicht-minimalistischen Cover gibt, die mir nicht gefallen. Aber die Herausforderung, etwas auf das Wesentliche zu reduzieren, muss auch erst einmal gemeistert werden.

Stanzungen finde ich übrigens toll, oder wenn der Schriftzug sich glatter anfühlt als der Rest des Covers. Mehr muss aber nicht sein.
Guilty feet have got no rhythm.