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Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Klecks am 17. September 2021, 13:57:53

Titel: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Klecks am 17. September 2021, 13:57:53
Hi ihr Lieben,

ich schreibe gerade an der 2. Episode meiner Gay Fantasy-Serie und nähere mich einer meiner ersten Zweikampf-Szenen. Vielleicht kann jemand von euch beurteilen, der sich auskennt, ob die Verletzung, die daraus resultieren soll, realistisch ist.

Nebenfigur A hat den Antagonisten zu einem Duell herausgefordert, bei dem nur Messer benutzt werden dürfen, um die Ehre einer zweiten Nebenfigur B zu verteidigen. Als der Antagonist vom Auftauchen seines Love Interest (= Nebenfigur B) abgelenkt wird, mitten im Kampf, nutzt Nebenfigur A das aus, um seine angestauten Gefühle herauszulassen: Er schlägt dem Antagonisten mit der geballten Faust mitten ins Gesicht, um zu demütigen und Schmerzen zuzufügen.

So, nun zur Verletzung: Ich hätte gerne, dass der Antagonist so heftig getroffen wird, dass Blut spritzt und er zu Boden geschleudert wird, wo er erst einmal schmerzerfüllt liegen bleibt, bis sein Love Interest ehrenhaft zu ihm eilt, um ihm zu helfen. Ist das alles realistisch, ohne dass ihm die Nase gebrochen wird bzw. er langfristige Schäden davonträgt? Ich hätte gerne, dass er trotzdem problemlos atmen sowie aktiv und "out and about" actionreich durch die Stadt springen kann.  :P :engel:

Danke und liebe Grüße,
eure Klecks
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Araluen am 17. September 2021, 14:23:38
Bin jetzt kein Mediziner, aber mein erster Gedanke neben gebrochener Nase war eine aufgeplatzte Lippe. Entweder aufgeplatzt durch den Schlag oder weil er sich durch den Schlag drauf gebissen hat. Das blutet zumindest wie sau, aber er kann noch fleißig durch die Gegend hüpfen. Nur beim Knutschen muss er vorsichtig sein ;)
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Coppelia am 17. September 2021, 14:49:35
Also wenn jemand zum Nasenbluten neigt, kann es sein, dass die Person spektakulär alles vollblutet, sogar ohne äußeren Einfluss, aber nach kurzer Zeit ist es wieder in Ordnung. Als Lehrerin erlebst du so einiges ...  ::)

Für mich klingt das relativ harmlos und finde schon, dass man von einer verletzten Figur auch verlangen kann, an einer Actionszene teilzunehmen. :D Wenn er durch die Nase nicht so gut atmen kann, soll er doch den Mund nehmen. Aber gut, ich verlange meinen Figuren immer relativ viel ab. Wie gut trainiert ist denn dein Antagonist? Meine Ritter würde ich da durchaus ins "Rennen" schicken.

Generell habe ich gehört, dass Kopfverletzungen angeblich relativ stark bluten sollen, aber Expertin bin ich nicht.
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Anila am 17. September 2021, 15:11:30
Also ich bin Kinderärztin und deswegen auch nicht die Oberexpertin in blutenden, aber harmlosen Wunden bei einem Faustkampf.

Aber ich glaube, alles was meine Vorgängerinnen geschrieben haben, ist ok.
Nasenbluten: es blutet wie Sau, oft ist die Nase danach geschwollen, aber deswegen noch nicht gebrochen. Ist vll ganz cool, wenn der Antagonisten für einige Tage noch Spuren von dem Kampf tragen soll und vor sich hin näselt.

Der ganze Mundbereich blutet auch ordentlich: sei es eine aufgeplatzte Lippe, gerissenes Lippenbändchen oder eine Zunge, auf die sich gebissen wird... blutet stark, heilt aber sehr schnell und benötigt selten chirirurische Versorgung, daß heißt die Handlung kann gleich weitergehen.

Zu Boden geschleudert werden, kann man unabhängig davon bei jeden Schlag ins Gesicht. Dabei sind auch kurzfristige Bewußtlosigkeiten möglich, ohne dass eine Gehirnerschütterung zu Grunde liegt, die einen außer Gefecht setzt.
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Volker am 17. September 2021, 16:17:22
Wenn A einen Ring mit Kanten trägt, dann kann das zu einem bösen (schlecht verheilenden) Riss führen. Spektakulär an/über der Augebraue.
Oder bei halboffenem Mund die Lippe in die Zähne gehämmert - oder auch die Zähne aufeinander, mit Lippe/Wange und/oder Zunge dazwischen.
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Ilva am 17. September 2021, 16:36:17
Ich habe zum Glück keine einschlägige Erfahrung, aber ich glaube, in einem Messerkampf ist eine gebrochene Nase sein kleinstes Problem.

Angeblich sind Messer auch in ungeübten Händen sehr gefährlich und man kann grossen Schaden damit anrichten, auch wenn man nur wild rumfuchtelt.
Ich habe mal gehört, dass Messer im Nahkampf gefährlicher sind als eine Pistole, aber das könnte auch eine Urban Legend sein.

Vielleicht kennt sich hier im TiZi ja in Selbstverteidigung gegen Waffen aus?
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Barra am 17. September 2021, 18:29:30
Zitat von: Ilva am 17. September 2021, 16:36:17
Ich habe mal gehört, dass Messer im Nahkampf gefährlicher sind als eine Pistole, aber das könnte auch eine Urban Legend sein.

Wer kommt denn mit nem Messer zu nem Pistolenkampf? (Rhetorische Frage, Trope  ;) )

Ich schließe mich den Vorposts an. Da er eh eine Waffe in der Hand hat, kann einiges schief gehen, je nach Waffenart (Messer ist ja ein großer Begriff) und Setting, kann man sicher auch prima mit dem Knauf der Waffe zuschlagen. Es darf auch gern eine ansehnliche Narbe dabei herumkommen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Mein Kind hat mir in den letzten Jahren schon so manchen unabsichtlichen Nasenstüber verpasst. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, sprich abgelenkt: Tut das saumäßig weh und blutet auch. Wenn der Ärmste - wie schon angesprochen - sogar zu Einblutungen neigt, kann sogar ein dicker blauer Fleck übrig bleiben. Meine Katze hat mich mal an der Augenbraue erwischt, sah nach nichts Schlimmen aus, nächsten Morgen hatte ich einen blauen Fleck nahe des Augenlids in der äußersten Ecke, weil das Blut eben "runter" läuft. Tut aber weder weh, noch schränkt es ein oder hinterlässt bleibende Schäden. Sieht nur krass fies aus. (Hab eine Gerinnungsfaktorstörung, die dafür sorgt, dass bei mir jeglicher Stoß übler aussieht, als er tatsächlich ist.)
Also ja: Gib ihm! Damit er auch was hat, wofür es sich zu revanchieren lohnt, es ist schließlich der Antagonist. ;D

Mal abgesehen davon: Ich find es total schön, dass dein Anta einen eigenen L.I. hat!
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Anila am 18. September 2021, 08:56:15
ZitatIch hätte gerne, dass der Antagonist so heftig getroffen wird, dass Blut spritzt und er zu Boden geschleudert wird, wo er erst einmal schmerzerfüllt liegen bleibt, bis sein Love Interest ehrenhaft zu ihm eilt, um ihm zu helfen. Ist das alles realistisch, ohne dass ihm die Nase gebrochen wird bzw. er langfristige Schäden davonträgt? Ich hätte gerne, dass er trotzdem problemlos atmen sowie aktiv und "out and about" actionreich durch die Stadt springen kann.  :P :engel:
Ich hätte Narben jetzt unter langfristige Schäden einsortiert. Wenn man keine Narben usw will ist der Nasen-Rachenraum schon besonders gut für viel Blut ohne Konsequenzen. Aber aufgeplatzte Augenbrauen und alles andere sind natürlich auch cool... :darth:

ZitatMein Kind hat mir in den letzten Jahren schon so manchen unabsichtlichen Nasenstüber verpasst. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, sprich abgelenkt: Tut das saumäßig weh und blutet auch.
Oh ja! Insofern auch gut für "kurz außer Gefecht, aber dann kann weitergehen".

Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Antigone am 18. September 2021, 15:16:09
Zitat von: Ilva am 17. September 2021, 16:36:17
Ich habe mal gehört, dass Messer im Nahkampf gefährlicher sind als eine Pistole, aber das könnte auch eine Urban Legend sein.

Das stimmt leider. Bei uns war erst vor ein paar Tagen ein Bericht darüber in der Zeitung, dass sogar die Polizei auf Nummer sicher geht (sprich: notfalls schießt), wenn jemand mitm Messer herumfuchtelt. Und die haben sicher Ahnung vom Nahkampf!
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Gizmo am 18. September 2021, 15:34:38
Also ich bin auch kein Azrt, habe aber jahrelang im Fußballtor gestanden, und da kann es einiges auf die Nase geben (Ellenbogen, Beine, Bälle, was man sich vorstellen kann). Gebrochen habe ich mir die Nase dabei nie (das habe ich mir für den Schulsport aufgehoben ;D) aber auch bei "nur" einer Prellung kann es ziemlich stark bluten. Und auch wenn man nicht so hart getroffen wird, ist es gut möglich, einen Moment total desorientiert auf dem Boden zu liegen. Vor allem, wenn man den Treffer nicht erwartet hat - weil einen z.B. ein Spieler, den man nicht kommen sieht, von der Seite anrennt. Das unangenehmste danach war die Schwellung, wegen der man nur schwer durch die Nase atmen kann. Das hindert aber nicht daran, unterwegs und aktiv zu sein, man kann ja durch den Mund atmen.

Zitat von: Anila am 17. September 2021, 15:11:30
Ist vll ganz cool, wenn der Antagonisten für einige Tage noch Spuren von dem Kampf tragen soll und vor sich hin näselt.
Sehe ich auch so. Das könnte sogar die nächste Actionszene interessanter machen, wenn er nur schlecht durch die Nase atmen kann, immer noch alles sehr empfindlich ist usw. Oder andere Szenen, Action ist ja nicht das einzige, wobei man sich die Nase stoßen kann. :engel:

Zitat von: Ilva am 17. September 2021, 16:36:17
Ich habe mal gehört, dass Messer im Nahkampf gefährlicher sind als eine Pistole, aber das könnte auch eine Urban Legend sein.
Da geht es mWn meistens darum, dass man ab einer bestimmten Entfernung (ich glaube, etwas um die 6-7 Meter) nicht ausreichend Zeit hat, eine Pistole zu ziehen, zu entsichern, zu zielen und abzudrücken, bevor einen der Angreifer mit dem Messer erreicht.
Titel: Re: [Medizin] Ist die Verletzung meines Antagonisten realistisch?
Beitrag von: Klecks am 18. September 2021, 16:14:19
Ach, die TiZis sind einfach die Besten, tausend Dank euch für eure vielen tollen Beiträge.  :vibes:

Ich schätze, ich werde es dann so machen wie geplant. Der Antagonist bekommt ordentlich eins auf die Nase, blutet hübsch spektakulär und muss sich dann anschließend mit einer Schwellung herumschlagen, ohne dass die Nase gebrochen wurde.  :D