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Sind zu viele (kreative) Hobbys schädlich fürs Schreiben?

Begonnen von Shin, 12. August 2011, 00:30:43

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Tanrien

Ach, was heißt denn schädlich... Es gibt unglaublich fokussierte und engagierte Leute, die sich genau für ein Thema und nur für dieses Thema interessieren (sicher auch nicht nur mit bestimmten autistischen Veranlagungen), aber wer von uns sitzt denn auch in seiner Freizeit 24/7 vor dem Word-Dokument? Hier im Tintenzirkel zu Diskutieren kann man auch als Hobby sehen - die Grenze zwischen Freizeithandlung, Nicht-Bezahlte-Handlung, Hobby und Geld-damit-verdienen sind ja nicht so streng gesetzt, wie es vielleicht scheint. "Hobby" ist ja dann vielleicht das, was man in den Lebenslauf schreiben kann, aber nichtsdestotrotz werden andere Aktivitäten, die der Zerstreuung dienen, ja ebenfalls neben dem Schreiben ausgeführt bzw in der Zeit, die Nicht-Schreiben beinhaltet und es liegt am Einzelnen, das als "Hobby" zu definieren. Gerade Post-Schule/ische Ausbildung und bei Aktivitäten, die man selber organisiert und bei denen man nur sich selber gegenüber verantwortlich ist, ist das ja dann doch komplexer.

Von daher ist es sicher sehr individuell, ob andere Aktivitäten "schaden". Schreibzeit wegnehmen muss nicht sein, denn die wenigstens dürften konstant tippen/arbeiten; Aufmerksamkeit wegnehmen genauso. Und es kommt auch auf die Zielsetzung an. Wenn das ist, "Ein Buch so schnell wie möglich schreiben", dann ist jede andere Aktivität in den meisten Fällen ablenkend; wenn es ist "Zufrieden sein und ein gutes Leben führen", dann sind viele Aktivitäten vielleicht sogar notwendig!

Zitat von: Shinya am 12. August 2011, 00:30:43
Wie geht es euch? Hat das Schreiben bei euch irgendwann andere pflegebedürftige Hobbys abgehängt?

Ich finde es in jedem Fall sehr bewundernswert, wie viele hier davon erzählen, dass sie auch Zeichnen/Malen neben dem Schreiben, weil das etwas ist, was ich persönlich vor fünf Jahren aufgegeben habe, denn ich hatte konkret für mich das Gefühl, dass ich nur in einer Sache gut werden kann: Schreiben oder Zeichnen. In beidem richtig gut zu werden, was mein Anspruch gewesen wäre, hätte nicht geklappt. Aber, wie gesagt, alles individuell. Ich kenne mehrere Leute, die "nebenbei" wirklich, wirklich gut schreiben und trotzdem lieber zeichnen und da noch besser werden wollen.
(Damit will ich Hobbys natürlich nicht nur auf "etwas, das man mit Ambition betreibt" beschränken, immerhin würde dann ja sogar Lesen oder auch bspw. Ehrenämter rausfallen, und man kann ja auch ohne weitere Ziele schreiben und zeichnen...)

chaosqueen

Ich antworte mal, ohne die vorigen Antworten gelesen zu haben, da ich etwas in eile bin (hole ich noch nach):

Ich habe als Kind Gitarre spielen gelernt, wollte aber eigentlich immer Querflöte spielen. Das habe ich dann mit Anfang 20 nachgeholt. Geschrieben hab ich immer, das Malen hab ich irgendwann mangels Talent wieder aufgegeben, genauso wie das Gitarrespielen. Dafür hab ich dann irgendwann angefangen, Seife zu sieden und betreibe das nun als Gewerbe. Dafür habe ich in den letzten drei Jahren so gut wie nichts geschrieben, was mir einerseits gefehlt hat, aber andererseits hatte ich nicht mal die Muße, auf meine Muse zu warten und mich inspirieren zu lassen.
Außerdem habe ich ca sieben Jahre lang Live-Rollenspiel gemacht, das nun auch schon seit einigen Jahren anderen Hobbies weichen musste (Tauchen ist zwar nicht kreativ, aber zeit- und kostenintensiv). Ich hab mit Sicherheit was vergessen - ach ja, eine Weile lang hab ich mit mäßigem Erfolg Brett- und Gesellschaftsspiele entworfen, das würde ich eigentlich auch gerne mal wieder machen, genauso, wie Filme zu drehen, das hab ich auch eine Weile gemacht (mit Freunden und an der Uni, lustig war es!).

Also: Ja, zu viele kreative Hobbies blockieren sich meiner Meinung nach irgendwann, weil man einfach zu wenig Zeit hat. Aber wenn etwas raus will, will es raus, und dann bringt es wenig, zu sagen: "Nö, du darfst jetzt aber nicht, bevor ich male, muss ich schreiben!" - die Ergebnisse, die dann auf dem Papier landen, wenn ich eigentlich was anderes machen will, sind nicht berauschend.

Trotzdem kann man es schaffen, einem kreativen Hobby mehr Raum einzuräumen, indem man sich feste Zeiten einrichtet. Ich habe das eine Weile wirklich gut hinbekommen, jeden Abend 30min fürs Schreiben zu reservieren. Da will ich wieder hin, auch wenn es jetzt wohl eher morgens sein wird.

FeeamPC

Ich gehöre auch zu denen mit den vielen Hobbys (Gewänder nähern, Malen, Webseiten pflegen, Giftgarten hegen, Tiffany-Glaslampen bauen). Da ich aber dazu neige, jeden Hobby anfallweise auszuüben (und dann intensiv), kommen alle zu ihren Recht.
Das Schreiben kriegt nur insofern mehr Zeit, als es relativ leicht ist, mal eben zwischendurch ein paar Sätze oder ideen aufs Papier zu bannen, egal bei welcher Tätigkeit man ist.

Zit

#18
Wenn ich daran denke, womit ich mich schon mal auseinander gesetzt habe, nur in den letzten fünf Jahren: Gitarre, Singen, Webdesign, Programmieren, Kampfsport, Fremdsprachen, Pflanzen, Nano-Aqua, Ameisen, LARP, Cosplay, P'n'P ... Viele Sachen habe ich wieder aufgegeben oder verschoben oder kämpfe noch am Loslassen (oder versuche, es zum Beruf zu machen [wie Webdesign und Programmieren als Mediengestalter]). ;D Ich denke, dass es mich mittlerweile einfach zu sehr frustet, irgendetwas ganz von vorn anzufangen und ewig keine Fortschritte zu machen, ewig der N00b zu sein. Klar, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber gerade bei den ersten Schritten braucht man viel Zeit und Energie (und zuweilen auch Geld), die ich nicht ohne Weiteres bereit bin zu investieren. Am Ende fehlt sie mir ja beim Schreiben. Wobei das Schreiben kein "Hobby" ist, das klingt immer so verniedlichend. Schreiben ist für mich Lebensinhalt numero uno, alles andere läuft da nebenher (also an Aktivitäten; meine Beziehung steht ohne Konkurrenz ebenfalls auf Platz 1); auch das Arbeiten.

Was momentan gut zusammen läuft, sind Schreiben & Lesen, wobei sich das von Tag zu Tag abwechselt, was ich davon mache, bzw. nutze ich das Lesen als Lückenfüller für Leerlaufzeiten. Beim Schreiben ist es eher so, dass ich mich da hinein denken muss, aber dann kann ich auch lange daran arbeiten. Lesen geht auch mal zwischendurch. Ach, und dann wäre ja auch das Zeichnen ... Ein Profi bin ich sicher nicht, aber mittlerweile bin ich auf einem Stand, wo ich mich nicht mehr mit total grundlegenden Dingen beschäftigen muss; in erster Linie so, dass ich mich auf das Was des Bildes konzentrieren kann und nicht erstmal um das Wie rätsel. Allerdings kommt das auch eher so schubweise, da mach ich allerdings solange bis ich das Bild fertig habe. (Nicht zuletzt ist es auch Balsam für die Seele, wenn ich mir Zeichenmaterialien kaufe. ;D Wenn ich sie nicht nutzen würde, wäre ja doof.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Farean

A propos zeichnen, dabei fällt mir auf: während meines letzten Projekts habe ich gelegentlich einfach so aus Spaß an der Freud', wenn es mich in den Fingern juckte, Zeichnungen von Charakteren und einzelnen Szenen aus der Geschichte vor mich hingekritzelt. Als dann nach den ersten 700 Seiten der Schreibfluß gelegentlich ins Stocken geriet, habe ich angefangen, ganz bewußt die Szene, an der es hakte, zu zeichnen. Und siehe da: mich auf diese Weise mit Charakteren, Umgebung etc. zu beschäftigen, half mir, wieder in Fluß zu gelangen. Kreative Hobbys können also einander sogar sehr direkt unterstützen.

Adiga

So wie es Farean gesagt hat - wenn man bei all seinen anderen Beschäftigungen - bei seinen Schreibdingen bleibt - eine schwierige Szene zeichnet und so zu etwas Neuem finden..

eine unterstützende Melodie für die jene Szene komboniert... eine Webseite dafür gestaltet - solang man im Kopf bei den Dingen bleibt - die das Schrieben anbelangen - sind andere schöpferische Prozesse fördernd und hilfreich - wenn man sich jedoch in den anderen Bereichen in andere "Geschichten" hinein bewegt - die inkombatibeler nicht sein können - dann endet wohl alles in einem schmerzlichen Erwachen und Frust

Calysta

Auweia, wenn ich die Beiträge so lese, komm ich mir ultra schlecht vor. Ich bin unmusikalisch (meine Blockflötenlehrerin meinte, es wäre besser, wenn ich nie wieder ein Instrument berühre), kann nicht nicht zeichnen (außer Diddlemäuse, aber die hatte ich auch mit 12 bis zum verrecken geübt) und basteln oder nähen ... lassen wir das. Beim letzten Versuch hatte ich mit Sekundenkleber meine Finger zusammen geklebt.
Ich treibe dafür Sport. Wenn ich nicht gerade schreibe, spiele ich Baseball . Das sehe ich allerdings als Ausgleich, weil wenn ich auf dem Feld stehe, kann ich nicht übers Schreiben oder sonstige Dinge nachdenken. Dann gilt es nur dem Gegner den Hintern zu versohlen. Deswegen hat sich bei mir die Frage, ob kreative Hobbys schädlich fürs Schreiben sind, noch nie so wirklich gestellt (auch wenn ich die Antworten sehr toll und einleuchtend finde).

Ich beneide Leute, die sich so kreativ austoben können!

Zit

Ich beneide Leute, die Spaß am Sport haben! ;D Ich habs immer wieder versucht, aber ein gutes Gefühl während der Betätigung oder danach hatte ich nie. Das heißt nicht, dass ich am liebsten sitze. *g* Ich geh gern spazieren oder sogar flanieren -- aber schon Fahrradfahren ist für mich Mittel zum Zweck, das mache ich nicht aus Spaß an der Freude. Nur blöd, dass ich weiß, dass aktivere Bewegung denn Spazieren auch gut für den Körper ist (vorallem je älter man wird) ...
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Assantora

So viele kreative Hobies habe ich gar nicht, aber bei mir ist es eigentlich genau umgekehrt. In letzter Zeit ist das Schreiben zu kurz gekommen, um nicht zu sagen, es gab eine längere Ruhepause.
Ich habe mich ein wenig intensiver mit meiner Welt beschäftigt, derzeit läuft darüber hinaus im entsprechenden Forum ein Wettbewerb. Ich habe also so ein wenig den Fokus verloren, bis heute morgen.
Ich habe einfach mal knapp fünf Seiten runter geschrieben. Eine neue Geschichte, mit noch nicht ausgereiften Plot aber anders, als andere Geschichten, die ich zuvor geschrieben habe, mit einem Ziel: Etwas zu schaffen.
Das war eigentlich in der Vergangenheit immer das Problem: Ich verliere viel zu häufig das Interesse an etwas. Ich sollte eigentlich regelmäßig mit meinem Keyboard klimpern, was ich hier problemlos mit der Hand erreichen kann, aber ich hab nie Lust dazu, auch das Lesen will sich bei mir nicht einstellen (Und bitte keine Kommentare wie: "Autor und dann nicht lesen?")
Letzten Endes kann ich froh sein, wenn ich mich wenigstens für eine kurze Zeit bei einer Sache am Ball bleibe. Ich denke, als Kind habe ich nie meine Neugier befriedigen können und nun muss ich das nachholen ;)
Aber ob ein Hobby das Schreiben benachteiligen kann? Sicher, es kommt immer darauf an, worauf man nun am meisten Lust hat. Man soll ja nicht krampfhaft schreiben, nur um Seiten voll zu bekommen, sondern schreiben, weil man es möchte. Da muss man schön von unterscheiden.

Valaé

Ich glaube, wie die meisten von uns kenne ich das Problem seeehr gut. Besonders kreative Hobbies fressen ja eine Menge Zeit. Und wie die meisten Kreativköpfe beschränkt sich kreative Energie bei mir eben auch nicht nur aufs Schreiben. Ich kann nicht Zeichnen- das macht es für mich einfacher, denn schon damit fällt ein potentieller Zeitfresser raus. Ich kann auch gar nichts mit Noten anfangen- damit fällt der nächste raus.
Dachte ich. Bis ich merkte, dass ich Photomanipulationen mag und auch gar nicht soooo furchtbar unbegabt darin bin. Seitdem bastele ich mir gerne aus Stock-Fotos anderer Leute eigene Buchcover zusammen (Stock-Fotos sind ja genau dafür freigegeben, solange ich dieses Cover niemals kommerziell nutzen wollen würde. Will ich auch nicht, dass soll mal ein Profi machen wenn ich mal so weit kommen sollte). Und die Musik? Naja, ich kann sie selbst nicht erzeugen- aber ich liebe sie. Und mehrere Stunden können durchaus auch dafür draufgehen, Musik für Charaktere zu suchen (das mache ich nämlich für mein Leben gern, wobei es meistens eher anders läuft und die Charaktere bilden sich aufgrund der Musik). Dann male ich gerne Dinge an. Mein Freund ist verrückt nach Tabletop Figuren und ich habe mich bereit erklärt, diese anzumalen, weil er es nicht mag. Zudem bin ich aufgrund meines Studiums recht eingebunden ins Webdesign und mache das ebenfalls gerne. Ich gehe auf Mittelaltermärkte, betreibe Rollenspiel und bald wohl auch Live-Rollenspiel, ich bin seit einigen Tagen im Bogenschießverein und habe zudem noch auf den ersten Blick weniger kreative /aber inspirierende Hobbies (da gehört auch das Bogenschießen schon dazu) wie  Geschichtsfilme ansehen und (man will es nciht glauben) lesen (und Computerspielen).
Meine Zeit wird also zwischen der Uni, diesen Hobbies, meinen Freunden, meinem Freund und meinen Eltern aufgeteilt. Für mich bleibt da selten was übrig (Also nur für mich). Da ich noch Studentin bin, kann ich mir diesen Überschuss an Hobbies noch leisten. Ich habe eine sehr flexible Zeiteinteilung und übe daher die meisten Hobbies nicht konstant aus. Nichtsdestotrotz habe ich immer wieder Phasen, in denen ich mich einem dieser Hobbies wieder intensiver widme. Die halten meist nicht länger als 1-2 Wochen, in denen ich dann in der Tat auch weniger bis gar nicht schreibe. Ich genieße es, dass ich das noch kann, denn ich weiß, wenn ich erst einmal arbeite oder gar einmal eine FAmilie habe, dann wird das entschieden anders aussehen.
Allerdings stelle ich mir natürlich auch die Frage: Was steht an oberster Stelle? Und da steht ganz klar das Schreiben. Es ist das einzige Hobby, was ich normalerweise relativ regelmäßig ausübe (aufgrund einer Überschätzung von meiner Kraft und eienr Unterschätzung der Uni in diesem Jahr weniger regelmäßig als geplant aber das steht auf einem anderen Blatt). Natürlich hat das zur Folge, dass nichts anderes geht. Auf der anderen Seite kann ich aber nicht schreiben, wenn mein Herz bei einem anderen Hobby hängt. Dann hat es sich das in den Kopf gesetzt (haha) und ich bin nicht bei der Sache. Meistens lege ich das Schreiben dann für ein paar Tage aufs Eis, da ich kein Profi bin habe ich diese Freiheit ja, und befriedige meinen anderen Drang. Ist die Tätigkeit der Begierde dann mit schönem Resultat vollbracht (1-2 Photomanipulationen zu einem Thema, ein neues Cover, meine Website neu gestalten...) dann kann ich auch frisch und munter und voller Elan wieder ans Schreiben gehen. Ja, diese Hobbies nehmen einander die Zeit weg, aber manchmal ist das gar nicht schlimm. Ich gehe lieber meinen Wünschen nach, anstatt sie zu verdrängen, das klappt nämlich nicht. Ich weiß genau, dass der Wunsch nach den anderen kreativen Tätigkeiten über die Zeit abflacht und wieder vergeht (für mehrere Monate). Das wird mit dem Wunsch zu Schreiben so schnell nicht passieren.
Eine Ausnahme machen dabei die Hobbies Lesen, Bogenschießen, Rollenspiel, Live-Rollenspiel, Mittelaltermarkt (und Schwimmen/Skifahren die ich aber nur selten ausübe). Diese dienen nämlich entweder der Entspannung (Bogenschießen, Lesen, Schwimmen) oder meiner Gesundheit/Bewegung (Bogenschießen, Schwimmen, Skifahren) oder lassen sich mit Interessen wie Freunde/Freund verbinden (Bogenschießen, Rollenspiel, Mittelaltermarkt, Live-Rollenspiel) und sind daher ganz fester Bestandteil meines Lebens, denn meiner Meinung nach setzt sich das Leben zusammen aus überlebenswichtigen Tätigkeiten (Essen Trinken Schlafen etc.), beruflichen Tätigkeiten und der Freizeit, die allerdings wiederum untergliedert sein muss in Entspannung, Bewegung, Geselligkeit und x. X nehmen bei mir kreative Tätigkeiten ein, für andere mag es Computerspielen sein oder Musizieren oder sie legen ihre x-Zeit auf den Spot oben drauf.
Was ich damit sagen will: Freunde, Bewegung und Entspannung sind Dinge, die meiner Meinung nach nicht als Zeitfresser gesehen werden dürfen, weil sie einfach lebenswichtig sind. Deswegen zähle ich diese Hobbies nicht wirklich zu den mit den Schreiben konkurrierenden dazu, weil sie einfach in eine andere "Kategorie" fallen sozusagen.
So ist eben Bogenschießen beispielsweise ein Ausgleich zu den dauernd sitzenden Tätigkeiten beim Schreiben.
Letztlich habe ich viel zu wenig Zeit für zu viele Interessen. Manche Interessen haben andere zurückgedrängt. Seit ich im TZ bin spiele ich keine Online-Rollenspiele mehr und auch andere PC-Spiele haben sich zugunsten des Schreibens enorm zurückgezogen aus meinem Leben. Auch die Tipp-Rollenspiele habe ich früher viel intensiver betrieben. DAfür hatte ich früher keine Möglichkeit für Mittelaltermärkte, was ich heute als eine wunderbare Ergänzung zum Schreiben sehe, denn man ist an der frischen Luft, draußen, unter Freunden, in Bewegung und trotzdem hat es etwas mit meinen Hauptinteressen zu tun.
Manche Dinge konkurrieren sich aber auch allein wegen den Zeiten nicht. So kann ich sportliche Tätigkeiten nur Mittags/Nachmittags ausüben oder sogar Vormittags (obwohl ich da meistens in der Uni bin/schlafe), Schreiben kann ich aber ausschließlich(!) abends/nachts. Nur da ist der ganze Stress des Tages hinter mir, ich werde ruhiger und entspannter. Genau dann bekommt meine FAntasie mit einem Blick in die Dämmerung/den schon im Dunkeln liegenden Wald Flügel und bringt mich dazu, wie eine Irre in die Tasten zu kloppen.
Was dazu jedoch lustig ist: Überarbeiten kann ich nur tagsüber. Nachts sehe ich nur wenig Fehler, Rechtschreibregeln verschwimmen und Richtlinien sind auf einmal nicht mehr sooo wichtig. Soll heißen: Die Nacht gehört bei mir dem Herzen und dem Gefühl, der Tag dem Verstand. In der Nacht leiten mich Leidenschaften, am Tag mein Denken. Lustigerweise kann ich aber auch nur so etwas Gutes fabrizieren: Leidenschaftlich drauflos in der Nacht und am Tag streng nach Regeln, Technik und dem Plot drüber denken.

Alles in allem kommt es bei mir also darauf an, ob mich gerade eine neue Leidenschaft gepackt hat oder ich sie wiederentdeckt habe, wie lange das anhältm in welche Kategorie Hobby etwas fällt und in welcher Tageszeit ich für was in der Stimmung bin ob sich ein kreatives Hobby bei mir mit dem Schreiben beißt oder nicht. Leider tun es die meisten. Gott sei Dank habe ich für kein anderes eine solch penetrante Leidenschaft entwickelt. Ich habe also durchaus auch eine gefühlsmäßige Priorität. Und Glück, dass die Wehmut nach den anderen Hobbies höchstens 2-3 Mal im Jahr kommt. Dann nehme ich mir auch Zeit für sie.

Rosentinte

Hallo,
Ich denke, diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten.
Auf der einen Seite ist es auf jeden Fall so, dass das Schreiben eigentlich ein Hobby ist, das enorm viel Zeit braucht. Andere Hobbies stehlen diese Zeit. Prinzipiell denke ich, wenn man ein Hobby wirklich, wirklich liebt und sich hier weiter entwickeln will, dann bleiben die anderen Hobbies zwangsläufig auf der Strecke. Und zwar nicht nur, weil man den Überblick verliert, sondern auch, weil man eben keine Entwicklung mehr hat, wenn man sich nur beiläufig etwas widmet. Ich zeichne und male ab und zu, auch wenn ich dem sicherlich mehr Zeit schenken müsste, um besser zu werden. Aber der Aufwand ist mir schlicht und ergreifend zu groß. Ich müsste bestimmt beinah täglich üben - aber dann bliebe das Schreiben auf der Strecke. Und zumindest momentan ist mir das Schreiben einfach wichtiger.
Auf der anderen Seite können mehrere kreative Hobbies sich auch ausgleichen. Wenn ich gerade keine Lust zum Schreiben habe, dann versuche ich, diese Zeit nicht sinnlos zu verplempern. Ich spiele zum Beispiel Flöte seit mehreren Jahren und habe mittlerweile einen Status erreicht, mit dem ich zufrieden bin. Ich kann einigermaßen spielen und habe keinen Ehrgeiz, besser zu werden. Also sorge ich dafür, dass ich immer ein paar Noten aufgeschlagen habe und wann immer ich prokrastiniere oder nicht weiterkomme, spiele ich. Oft gelange ich dadurch sogar in eine Art meditativen Zustand (das Spielen fordert mich nicht intellektuell, ich kann dabei nachdenken) und ich finde eine Lösung für mein Problem.
Anders sieht es z.B. mit dem Gitarre-Spielen aus. Ich würde mir das wahnsinnig gerne beibringen, aber es scheitert oft daran, dass ich nicht die Zeit und Lust zum Üben finde.

Aber bevor ich jetzt anfange, hier alles zuzumüllen, hier lieber ein Fazit: Man kann mehrere Hobbies haben, aber dann muss man auch damit leben, dass man nicht für alle gleich viel Zeit hat. Im Moment ist mir das Schreiben am wichtigsten, also setze ich meine Prioritäten so, dass ich jeden Tag zum Schreiben komme. Für andere Hobbies habe ich entweder feste Termine oder sie sind sozusagen Nebenprodukt - wenn ich nicht schreiben kann/will, dann konzentriere ich mich darauf.
Mehrere Hobbies sind auf gar keinen Fall schädlich. Man muss nur Prioritäten setzen und ein bisschen planen, dann kommt es auch zeitlich hin.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

sirwen

Also ich habe definitiv zu viele Hobbies. Ob das schädlich ist? Was den Zeitaufwand betrifft ja, was die Kreativität betrifft, weniger. Ich brauche immer Pausen, um dann wieder schreiben zu können. Schreiben ist für mich kein 100%-Hobby, auch wenn ich mir oft wünsche, ein bisschen mehr Herzblut dafür aufbringen zu können. Aber dann guckt mich meine E-Gitarre traurig an, oder mein Klavier wartet darauf, entstaubt zu werden. Und jetzt habe ich mir in Bolivien noch eine Charango gekauft (die sich zur Ukulele gesellen darf). Wenn ich dann zu lange am Schreibtisch sitze, schreit mein Körper nach Sport. Mittlerweile habe ich es mit dem regelmässigen Parkour-Training aufgegeben, aber dafür will ich wieder anfangen, Fussball zu spielen, und klettern will ich eigentlich auch, weil wir hier in der Gegend tolle Felsen haben ... und manchmal möchte ich Fotografie-Ausflüge machen. Das Lesen bleibt bei all dem auf der Strecke, ich lese nun im Schnitt alle zwei Monate ein Buch. Früher waren es vielleicht zwei pro Woche.
Wenigstens habe ich mir das Zeichnen zum Beruf gemacht. Dummerweise geht da viel kreative Energie drauf, die dann beim Schreiben fehlt.
Tja, es muss jeder selbst wissen, wie viel Zeit er für welches Hobby aufbringen will. Aber grundsätzlich schliessen sich Hobbies nicht aus, ich denke, Abwechslung tut ihnen gut. Nur wer allzu viele hat, muss damit leben, dass er nicht alle genau gleich gut pflegen kann. :)

Serena Hirano

Zitat von: Shinya am 12. August 2011, 20:03:02
Soll das bedeuten, dass wir alle besonders kreative und begabte Köpfe sind, die einfach nur einen Weg als 'Ventil' für diese begabte Ader brauchen?  :engel:

Um das Thema auch nochmal aufzugreifen. Ich denke da ist was dran. Zeichnen, Musik, Tanzen, Schreiben. Auch wer etwas nicht beherscht, hat es ja meistens schonmal ausprobiert. Alles um die Kreativität und den Tatendrang irgendwo loszuwerden, und dann bei dem hängen zu bleiben, was ihm am meisten liegt.

Ich plädiere dafür so viel auszuprobieren, wie man kann (es die Zeit und auch leider ein Geldbeutel erlaubt). Es kann nie schaden, sich mal genauer mit einem Instrument zu beschäftigen, doch ne Sprache zu lernen, und seis auch nur 1-2 Semester...etc. Erfahrung gibts allemal, aber man sollte sich im Klaren sein, dass es so nie zur Perfektion reicht.

Wie ich zu meinem Roman gekommen bin? Naja, ich wollte mein Jahr Elternzeit auch unbedingt nutzen, um mich fernab vom Job endlich kreativ bedingungslos autoben zu können. Ich habe darüber nachgedacht viel zu Zeichnen, mit dem Resultat, dass man in einem Jahr mit Kind echt nicht so viel Chancen haben wird, sich mal ruhig 8-10 Stunden hinzusetzen. Das fand ich unbefriedigend. Also dachte ich "Hey, vielleicht sollt ich endlich mal das Ding schreiben, was schon seit Jahren in den Hirnwindungen gährt" Und ich habs geschafft. Dafür aber nur 1.5 Bilder gemalt.

Ich bin unbedingt dafür sich an allen Fronten auszuleben, aber man sollte, bei dem Versuch sich ernsthaft mit einer kreativen Thematik auseinanderzusetzen nicht den Zeitfaktor unterschätzen. Leider  :seufz:

Mohnrote

Zitat von: Serena am 23. August 2011, 12:23:33
Ich bin unbedingt dafür sich an allen Fronten auszuleben, aber man sollte, bei dem Versuch sich ernsthaft mit einer kreativen Thematik auseinanderzusetzen nicht den Zeitfaktor unterschätzen. Leider  :seufz:

Der Zeitfaktor ist bei mir auch das große Hindernis, an dem meine anderen kreativen Betätigungsfelder zur Zeit scheitern. Angefangen hat es bei mir mit dem Zeichnen, das habe ich von der Kindheit bis zur Teenagerzeit geradezu exzessiv betrieben. Natürlich waren die Ergebnisse eher ein Produkt von Tagträumereien als wahres Kunsthandwerk, und als ich das dann irgendwann begriffen hatte, verging mir die Lust daran. Bis ich dann vor ca. einem Jahr die Motivation bekam, es doch endlich einmal "richtig" zu lernen und mit dem Porträtzeichnen angefangen habe. Im Moment zeichne ich jedoch nur, wenn ich einen ganzen freien Tag vor mir habe, und das passiert herzlich selten.
Klavierspielen habe ich in der zweiten Klasse angefangen, seitdem ich den Unterricht aber wegen dem Studium beenden musste, lasse ich das auch zu sehr schleifen.
Zum Fotografieren komme ich sozusagen auch nur an Feiertagen. Das Wetter muss stimmen, die Lust zum Spazierengehen muss vorhanden sein, und am besten sollte noch jemand da sein, der einen dabei begleitet. Insgesamt ungünstige Bedingungen.
Allein das Schreiben, das bei mir zuletzt dazu kam, hält sich trotz aller Widrigkeiten wacker. Es hat natürlich den Vorteil, dass man es eigentlich "immer mal schnell" in den Tagesplan einschieben kann, vorausgesetzt, man hat einen konkreten Plan.
Von daher würde ich also auch nicht sagen, dass sich die verschiedenen Hobbies gegenseitig negativ beeinflussen, es ist vielmehr die mangelnde Zeit, die einen dazu zwingt, sich für das zu entscheiden, was am ehesten zu machen ist und einem die meiste Erfüllung bringt. Und ich kann von Glück sprechen, dass dies bei mir auf das Schreiben zutrifft.  :)

Pestillenzia

Zitat von: Mohnrote am 23. August 2011, 20:24:38
Zum Fotografieren komme ich sozusagen auch nur an Feiertagen. Das Wetter muss stimmen, die Lust zum Spazierengehen muss vorhanden sein, und am besten sollte noch jemand da sein, der einen dabei begleitet.
Das ist bei mir genau umgekehrt. Ich kann nur alleine fotografieren, weil ich mich sonst immer unter Zeitdruck fühle und davon überzeugt bin, dass der andere sich tödlich langweilt, während ich zig verschiedene Aufnahmestandorte, Belichtungszeiten und Bildausschnitte ausprobiere.