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Pferdetagesmarsch

Begonnen von Wieoderwas, 31. Mai 2008, 23:54:03

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felis

@Churke,
Maultieren sagt man nicht zu Unrecht eine gewisser Dickschädeligkeit nach, die sie erheblich schwerer trainierbar macht, als Pferde.  Pferde sind natürlich auch prestigeträchtiger als Maultiere. Außerdem meist auch etwas größer, auf der Kurzstrecke und mittelstrecke mit leichter Last auch schneller. Als Tragtiere und im unwegsamen Gelände sind die Mulis allerdings im Vorteil (weswegen sie als Saumtiere bei den Gebrigsjägern u. ä. sehr beliebt waren/sind.
Trotzdem gibt es Helden, die Maultiere reiten (Sam Hawkins z. B.)  ;)

Falckensteyn

Zitat von: felis am 01. Juni 2008, 22:22:08
Hat man nur ein Pferd zur Verfügung und Gepäck dabei reitet man weit überwiegend Schritt und nur gelegentlich zu mAuflockern etwas Trab. Galopp besser gar nicht, weil das Gepäck dazu neigt, sich da selbstständig zu machen.

Zu diesem Thema kann ich leider überhaupt nichts beitragen, da ich mich mit Pferden gar nicht auskenne.

Aber eine zusätzliche Frage taucht bei mir gleich auf, die mir felis vielleicht beantworten kann? Du hast Schritt, Trab und Galopp erwähnt. Sind das 3 grundsätzlich verwendbare Definition für die Laufart/Laufgeschwindigkeit eines Pferdes?

Also das Pferd reitet Schritt, d.h. dann dass es langsam unterwegs ist?

Bitte verzeiht meine Unwissenheit!

Wieoderwas

#17
Hier wird ganz ordentlich erklärt, was diese Gangarten sind:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pferdegangart
Ich hoffe, das trifft die Fragestellung.

felis

@Frankensteyn, das Pferd reitet (hoffentlich gar nicht.  ;D Das tut der Reiter.
Das Pferd geht entweder Schritt (die langsamste Gangart,ca. 5 - 6 km/h,  ein Viertakt)
oder es geht Trab/ trabt. (mittelschnell ca. 12 - 15 km/h, ein 2Takt)
oder es geht Galopp/gallopiert - schnellste Gangart, Dreitakt - Spurtgeschwindigkeiten bis 60 km/h möglich, aber überhaupt keine Reisegangart. Die Western, in denen ewig galoppiert wird, sind völliger Blödsinn. Würde in Wirklichkeit kein Mensch machen, weil die Pferde zu schnell ermüden.

Rhiannon

DAs Problem an den Mulis ist eben auch, dass man mit denen z.B. nicht so gut kämpfen könnte, weil das Muli keine Lust hat, sich für seinen Reiter zu opfern, dazu ist es viel zu intelligent. Also würde der Her Ritter gezwungen werden seine Rüstung selber zu tragen und das kann man ja nicht machen. Außerdem sind Pferde wesentlich größer, das heißt, auch ein sehr großer Mensch schleift die Füße nicht am Boden, wenn das Pferd schnell unterwegs ist, weil im Galopp geht der Bauch doch ziemlich weit in Bodennähe. Und durch ihre Größe sind Pferde deutlich bequemer zu sitzen, als Mulis, die sehr viel abgehackter gehen.

Blake

#20
Um die Sache noch etwas vewirrender zu machen. Pferde sind zwar die vielseitigeren Tiere, wenn es um den Transport von Lasten pro Einzeltier geht. Aber sie sind sehr anfällig auf langen Strecken und ermüden entsprechend schnell. Das Säugetier, dass die längste Strecke am Stück zurück legen kann, ist der Husky (vor allem der Sibirische Husky und der Alaskan Malamute). Beim Yukon Quest in Alaska legen sie 1.600 Kilometer in zehn bis 14 Tagen zurück. Mit ein paar hundert Kilo Gepäck und einem Führer als Ballast (sie könnten also viel schneller sein!) Bei Minus 30 Grad und bis zu 150 km/h Wind. Ein trainierter Husky kann 80 Kilometer am Stück laufen, ohne Pause. Das schafft kein Pferd. Das einzige Tier mit vergleichbarer Ausdauerleistung ist der Mensch, aber wie würden bei den Minusgraden keine zehn Kilometer rennen, ohne an Überhitzung zu sterben. (kurios, nicht wahr?)
Also setzt deinen Elfen auf einen Wolf (die sind nahe Verwandte und nicht annähernd so ausdauernd wie ein Husky, aber immer noch besser als ein Pferd). Erinnert dann natürlich an Prinzessin Mononoke...

Junipera

Hallo!

Habe auch eine Frage zur Ausdauer von Pferden.

Wusste gar nicht das Pferde im Galopp 60 km/h erreichen.

Aber wie lange kann ein (Normales ) Reitpferd am Stück Galoppieren bevor es zusammen bricht?   10km? weniger? mehr? Bestimmt keine 60km am Stück ohne Pause ?

Man kennt doch den Satz ein Pferd zu Tode bzw. zu Schanden reiten. 


Gruß Juni

Julia

#22
Zitat von: Blake am 22. August 2008, 13:15:10
Ein trainierter Husky kann 80 Kilometer am Stück laufen, ohne Pause. Das schafft kein Pferd.

Sorry, Blake, aber da muss ich Dir widersprechen - die Königsdisziplin im Distanzreiten ist der Hundertmeiler - one hundred miles in one day. Das sind 160 Kilometer - eine Distanz, die auch heutzutage noch auf (hervorragend trainierten) Pferden geritten wird. Eine Strecke von 50 - 90 km gilt gerade mal als "Mittlere Distanz". Einzige Einschränkung bei den Ritten: Das Pferd wird auf verschiedenen Streckenabschnitten immer wieder von Tierärzten kontrolliert - es geht also nicht mehr darum, die Strecken nur möglichst schnell hinter sich zu bringen, sondern die Leistung auch im Sinne des Pferdes zu absolvieren. Bei der preußischen Kavallerie war das noch anders ...
Einzig unter Extrembedingungen können Pferde diese Leistung nicht erbringen - dazu gehören tiefe Minusgrade (in der Arktis haben Hunde dann tatsächlich Vorteile), oder extrem schlechtes Gelände (hohe Berge, etc). das Temperaturoptimum eines Pferdes liegt übrigens zwischen +10 und -15 Grad Celsius, d.h. das ist der Bereich, in dem das Pferd keine zusätzliche Stoffwechselleistung erbringen muss, um die Umgebungstemperatur auszugleichen (Bei scharfem Wind verschiebt sich die ganze Sache wieder ein wenig, aber das würde jetzt wohl zu weil führen ...  ;) )

@ Junipera: 60 km/h schaffen nur Rennpferde auf kurzen Strecken (etwa eine Viertelmeile) - und das mit so wenig Gewicht wie möglich.
10 Kilometer am Stück zu galoppieren sind aber (im moderaten Tempo) für ein gesundes, halbwegs trainiertes Pferd kein Problem - danach wird es langsam haariger. Der berühmte "Pony-Express" im Wilden Westen hatte seine Stationen in Abstand von etwa 15-20 Kilometern - dass sehe ich damit als realistische Distanz an, die man ein Pferd im vollen Tempo laufen lassen kann, ohne es dabei Zuschanden zu reiten. Für längere Distanzen muss es dann entweder langsamer angehen lassen, oder zwischendurch Pause machen (aber dann kann man auch gleich langsamer reiten), oder man muss das Pferd wechseln.

Liebe Grüße,

Julia

Blake

@Julia
Sozusagen der Widerspruch zum Widerspruch. Ein Husky läuft sein Maximaltempo über 80 Kilometer, da war ich vielleicht ein wenig ungenau. Ich kenne mich zwar nicht so gut mit Pferden aus, aber vertraue hier den Posts, dass ein Pferd nicht wirklich lang im Galopp unterwegs sein kann. (Ich habe einen Husky und wenn ich mit dem unterwegs bin schaut er mich jedesmal vorwurfsvoll an, wenn ich stehen bleibe. Undankbarer Köter!)

Julia

@ Blake: Dann hast Du Recht, denn das mit dem Maximaltempo bei Huskys wußte ich nicht. Pferde müssen zwischendurch tatsächlich immer mal wieder eine langsamere Gangart einlegen ...

... etwas OT: Und manche Pferde galoppieren freiwillig gerade mal 200 Meter, dann bleiben sie wieder stehen. So wie mein fauler Isländer. Warum rennen, wenn man auch hübsch langsam gehen kann? *grrr*
Vielleicht sollte ich ihn mal mit Deinem Husky bekanntmachen ... *OTwiederaus*

Liebe Grüße,

Julia

felis

#25
@Blake, dass der Husky sein Maximal-Tempo über 80 km läuft kaufe ich dir schlicht nicht ab.
Auch ein Husky ist vermute ich mal, in der Lage zwischen schnellem Spurt und ausdauernder Langstrecke zu unterscheiden.
Bei Pferden gibts da Spezialisten (wie bei Menschen, nebenbei bemerkt, auch.)
Quarter Horses sind die schnellsten Pferde auf der Kurzstrecke, aber für Langstreckenrennen bekanntermaßen ungeeignet. Typische Distanzpferde, wie Araber erreichen bei weitem nicht so hohe Endgeschwindigkeiten wie die Quarters, können eine geringere Geschwindigkeit aber sehr viel länger durchhalten. Das hat was mit der Muskulaturzusammensetzung zu tun. auch ein Araber kann eine Spurt einlegen, der schneller als sein Distanztempo auf der Langstrecke ist.
Dass ein gut trainiertes Pferd bis zu 160 km am Stück schafft, hatte Julia schon erwähnt. Allerdings ist das wie beim Marathon-Lauf bei Menschen: Solche Spitzenleistungen kann es nur alle paar Wochen mal bringen. Distanzreiter planen ihre Wettkampfsaison sorgfältig um wenige Jahreshöhepunkte und reitern pro Jahr nur eine Handvoll 100Meiler.

Wie ist das beim Husky? Schafft der über mehrere Tage hinweg 80 km oder ist das auch nur eine momentane Spitzenleistung.

Im Vergleich machst du übrigends noch ein Fehler: du erwähnst die Zugleistung. Diese ist bei (Kutzschpferden) ebenfalls weitaus höher, als das was sie auf ihrem Rücken spazieren tragen können.
LG
Felis, deren alter "Rennzossen" schnelle lange Ritte liebt.  ;)

Tenryu

#26
Zitat von: Julia am 22. August 2008, 19:50:01... etwas OT: Und manche Pferde galoppieren freiwillig gerade mal 200 Meter, dann bleiben sie wieder stehen. So wie mein fauler Isländer. Warum rennen, wenn man auch hübsch langsam gehen kann? *grrr*

Haha, so ein Pferd kannte ich auch mal. Das war ein Friese. Ein lieber Kerl und sehr dekorativ anzuschauen, aber zum Reiten ziemlich mühsam.  :)

Nach meiner Erfahrung spielt es auch ein Rolle, wie gut das Tier "gefedert" ist. Ich kenne Pferde, da sitzt man  auch im Trab, wie auf einem Schaukelpferd und andere, da wird man bei jedem Schritt zusammengestaucht, daß einem schon nach ein paar hundert Metern das Kreuz weh tut.

Blake

@Felis
Glaube mir das ruhig. Huskys besitzen einige über Jahrtausende gezüchtete Besonderheiten. So haben sie von allen Säugetieren im Vergleich zum Körper das größte Herz. Ihre Muskulatur verbraucht relativ wenig Sauerstoff und ihr ganzer Stoffwechsel ist darauf ausgelegt, weit und schnell zu laufen. (Da sieht man die im Vergleich zu unseren "normalen" Haushunden engere Verwandschaft zu Wölfen. Die Rudel verfolgen ihre Beute teilweise über Tage und Nächte.) Aber natürlich gibt es auch Huskys, die zum Rennen schlichtweg ungeeignet sind. Wir hatten mal ein Weibchen, das bewegte sich so gern wie ein Bettvorleger. Außerdem sind Höchstleistungen im Tierbereich nicht so ungewöhnlich. Eisbären schwimmen über 65 km, Mauersegler verbringen ihr ganzes Leben in der Luft (von der kurzen Nestzeit und dem Brutzeitraum mal abgesehen), Spinnen weben 60 Meter Seide in einer Stunde usw. Huskys sind nunmal spezialisiert und sozusagen Rennwagen auf vier Beinen.

felis

@Blake, klingt ja faszinierend. Ich hab mir immer einen Husky gewünscht, wil ich die so hübsch finde, aber ich fürchte ich könnte so einen Hund nicht im geringsten auslasten.
Zitateim Yukon Quest in Alaska legen sie 1.600 Kilometer in zehn bis 14 Tagen zurück. Mit ein paar hundert Kilo Gepäck und einem Führer als Ballast
Die Last verteilt sich doch aber auf wieviele? Hunde im Gespann.
Einen direkten Vergleich mit Pferdeschlitten  kebnn ich jetzt leider nicht, weil hierzulande im Regelfall zu wenig Schnee liegt, aber mit Kutschen ziehen Pferde auch ein vielfaches ihres Eigengewichts über nicht unerhebliche Strecken, sofern das geläuf es hergibt. Ich nehme mal an, die durchscbittliche zugleistung der Hunde hängt auch nicht unerheblich von der Qualität des Untergrundes ab?

Grey

Zitat von: Blake am 23. August 2008, 10:41:34
Huskys besitzen einige über Jahrtausende gezüchtete Besonderheiten. So haben sie von allen Säugetieren im Vergleich zum Körper das größte Herz. Ihre Muskulatur verbraucht relativ wenig Sauerstoff und ihr ganzer Stoffwechsel ist darauf ausgelegt, weit und schnell zu laufen. (Da sieht man die im Vergleich zu unseren "normalen" Haushunden engere Verwandschaft zu Wölfen.)

Was nu? Sind die Eigenschaften nun gezüchtet oder sind sie nah an den Wölfen? ???