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Auf Englisch lesen?

Begonnen von Dämmerungshexe, 20. September 2022, 09:57:06

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Franziska

Hach, das Buch würde ich ach gerne noch kaufen. Mir geht es ähnlich, dass ich viel Englisch lesen und wie @Barra viel auf Englisch gucke und dann oft auf Englisch denke, und bestimmte Wörter die keine genaue deutsche Übersetzung haben einfach so in meinem Wortschaft auftauchen.

Als ich mal in den Niederlanden mehrere Wochen einen Sprachkurs gemacht habe, habe ich erst richtig Englisch gelernt (hatte Englisch-LK), weil da alles im TV in Englisch war, z.B. hab ich erst mitbekommen, wie witzig Star Trek eigentlich ist.  ;D
Am Ende konnte ich aber kaum noch Deutsch, weil das Niederländische dem deutschen so ähnlich ist, obwohl ich fast nur mit Deutschen gesprochen habe, das hat mein Gehirn total verwirrt.

Ich würde tatsächlich versuchen mehr deutsche Bücher zu lesen, die original Deutsch sind. Ich meine deutsche Autor*innen freuen sich eh immer, wenn jemand ihre Bücher kauft, kennen wir ja. Viele Übersetzungen von Verlagen sind aber auch gut. Es gibt auch immer mehr gute SP-Bücher, die gut übersetzt sind. Ich nehme meist eh, was die e-Bücherrei gerade hat und kaufe mir dann eher Bücher von deutschsprachigen Autor*innen.
Ich höre auch Hörbücher lieber auf Deutsch, da ich z.B. bei irischen oder australischen Dialekten kaum was verstehe und die Qualität der Sprecher auf Deutsch oft besser finde. Wenn ich zu viel am Stück nur Englisch lese oder gucke fallen mir auch deutsche Wörter nicht mehr ein.

Alana

#16
Ich konsumiere fast allen Content nur auf Englisch und denke daher auch fast nur auf Englisch. Meine Figuren reden auch auf Englisch mit mir und ich ärgere mich oft sehr, dass ich auf Deutsch schreiben muss. Ich hab auch schon darüber nachgedacht, mehr deutsche Hörbücher zu hören, aber ich kann auf Englisch einfach besser abschalten. Bei deutschen Inhalten springt sofort mein innerer Lektor an. Ich würde, wenn ich das mache, aber auch eher auf Original-Ausgaben zurückgreifen oder explizit nach solchen suchen, deren Übersetzung sehr gelobt wird, denn eine schlechte Übersetzung hilft dir ja auch nicht weiter.
Alhambrana

Nikki

ZitatWas würdet ihr tun?

Da du ja die deutsche Version schon kennst, würde ich dazu tendieren, diesmal die englische zu holen, aber  ;D  scheinbar scheinen dich beide Ausgaben vom Ästhetischen her anzusprechen (und sich voneinander zu unterscheiden in Sachen Illustration etc.), weswegen ich den "Kompromiss" machen würde und mir beide holen würde. ;D  Ich bin aber auch so jemand, die mehrere Ausgaben von z.B. Alice im Wunderland auf Deutsch, Englisch und Italienisch hat. Wenn mich eine Geschichte packt und, v.a., wenn sie oft mit (variierenden) Illustrationen kommt, reicht mir eine Version nicht. Ich male mir dann immer aus, wenn ich einmal Zeit und Muße habe, dass ich mir die verschiedenen Ausgaben zur Hand nehme und einzelne Stellen miteinander vergleiche etc.

ZitatUnd ganz allgemein: wie ist das so bei euch? Lest ihr viel auf Englisch? (Oder andere Sprachen.) Wie wirkt sich das auf eure Schreiberei aus?

Eine Zeit lang habe ich den Anspruch gehabt, italienische, französische, englische und japanische Bücher nur im Original zu lesen. Mal abgesehen von der Verfügbarkeit hat sich dieser Ansatz nicht lange gehalten, weil ich schnell dazu neige, Wörter nachzuschlagen, wenn ich sie nicht kenne, was den Lesefluss nicht unbedingt begünstigt. Insofern lese ich eher in anderen Sprachen als meiner eigenen, wenn ich meine Sprachkenntnisse wieder festigen/ausbauen will, wenn es mir aber um die Geschichte selbst geht, ist mir die deutsche Übersetzung lieber. Manche Bücher wiederum haben (noch) keine deutsche Übersetzung, wenn meine Ungeduld wieder einmal das Kommando übernimmt, lese ich halt die englische Version.

Serien, Filme etc. versuche ich allesamt in der Originalsprache (ggfs. mit Untertiteln) zu sehen, weil ich die (bundes-)deutsche Synchronisation in den seltensten Fällen aushalte. Abgesehen von bundesdeutschen Phrasen überzeugen mich synchronisierte Stimmen im Vergleich mit den Originalstimmen so gut wie nie. Die Intonation fühlt sie wie vom Tonband an und nicht wie im Original direkt aus der Szene entsprungen und damit authentisch (wenn die Stimme vor Trauer, Lachen bricht, etc.)

Worauf ich bei deutschsprachigen Büchern auch noch achte(n muss), ist, nicht zu viele bundesdeutsche Übersetzungen bzw. Originalwerke zu lesen und regelmäßig österreichisches Deutsch zu konsumieren. So wie andere neige ich auch dazu, mir Anglizismen (unbewusst) einzuverleiben, dasselbe gilt auch für bundesdeutsche Wörter und Phrasen, die ich dann als "normal" in meinen eigenen Texten ansehe. Deswegen lese ich auch vermehrt Bücher, die sich auf der österreichische Deutsch bzw. Wienerische konzentrieren, um mein Sprachgefühl in dieser Hinsicht zu stärken.

Christopher

Zitat von: Alana am 21. September 2022, 21:58:51Bei deutschen Inhalten springt sofort mein innerer Lektor an.

Das merke ich gerade beim Lesen extrem. Ich hab mir von ein paar Freunden Buchempfehlungen geholt. An bisher fast allen hab ich mich an irgendwas gestört, was mit der Zeit immer stärker wurde, sodass ich keinen Spaß am lesen hatte.

Jetzt lese ich einen englischen Text. Da sehe ich auch Schwächen (massive Exposition, fehlen eines überspannenden Bogens/Konflikts) - aber es stört mich nicht. Ich bin in der Lage das auszublenden und einfach zu lesen.

Es zeigt mir aber auch, dass die Idee, vielleicht irgendwann auch etwas auf Englisch zu schreiben, wesentlich weiter entfernt ist als ich eh schon befürchtet habe. Ich spreche ganz gut Englisch und verstehe es auch hervorragend, aber das Vokabular, das man für einen guten Text braucht, ist doch noch mal was anderes.
Be brave, dont tryhard.

Mari

Und da stand ich gestern in der Buchhandlung, das englische Original und die deutsche Übersetzung in der Hand und habe mich gefragt (aka I wondered) ... Am Ende habe ich beides nicht gekauft  :d'oh: In deinem Fall würde ich vermutlich eher beides kaufen :D

Generell habe ich auch irgendwie den Anspruch, original zu lesen. Wenn einen was stört, weiß man sonst ja nie, ob es am Autor oder am Übersetzer gelegen hat. Aber englisch zu lesen, ist trotz allem doch recht anstrengend, im Vergleich zu Deutsch. Nicht, dass mir das beim Lesen auffallen würde, aber ich brauche bei englischen Texten etwa doppelt so lange, um sie zu lesen. Und nicht, weil ich Wörter nachschaue oder so. Ich schätze, das liegt wohl an diesem Phänomen, dass man bei der Muttersprache das ganze Wort liest, statt Buchstabe für Buchstabe. Oder so ... Jedenfalls greife ich deshalb inzwischen wieder häufiger zur Übersetzung, weil ich die Zeit einfach nicht übrig habe.

Witzigerweise finde ich es manchmal hilfreich, wenn mir beim Schreiben nur das englische Wort einfällt. Die Übersetzer spucken dann meist bessere Synonyme aus und man kann sich eine Nuance aussuchen. Hilft auch bei der Suche nach dem richtigen Wort: Ein ähnliches nehmen, ins Englische übersetzen und zurück.

Snöblumma

Zitat von: Gizmo am 20. September 2022, 15:48:44
Zitat von: Antennenwels am 20. September 2022, 12:02:41Wirkt es sich negativ auf mein Schreiben aus? Ich denke ja; mir fallen ständig nur englische Begriffe ein, oder ich habe genau im Kopf, wie ich den Satz gerne bilden würde nur um dann zu erkennen, dass es im Deutschen so nicht funktioniert.
Es hilft nicht, dass  ich auf der Arbeit schon immer mehr mit Englisch als Deutsch zu tun hatte [...]
Genauso geht es mir auch. Ich schreibe Texte bei der Arbeit nur in Englisch, die Kommunikation läuft auch viel in Englisch ab. Ich habe mir deshalb vorgenommen, wieder mehr auf Deutsch zu lesen.

Genau das, und auch was @Barra sagte... ich lese eigentlich nur auf Englisch, auf der Arbeit läuft nahezu alles auf Englisch, und Musik ist auch sehr viel Englisch. Dementsprechend fällt es mir sehr viel leichter, meine Geschichten auf Englisch vorzudenken. Das geht so weit, dass ich ganze Sätze in Google Translate tippe, um mir die deutsche Übersetzung ausspucken zu lassen, und davon ausgehend nach einem hübschen deutschen Satz suche.

Nicht gerade der einfachste Weg und führt leider dazu, dass es manchmal klingt wie schlecht übersetzt, obwohl Deutsch eigentlich meine Muttersprache ist.

Also unabhängig vom Ausgang im konkreten Fall: Lest mehr deutsche Originale :D.

Ivy

Wenn der Geldbeutel damit kein Problem hat, dann das Buch in beiden Sprachen kaufen und lesen :)
Wäre bestimmt spannend zu vergleichen, inwieweit sich Original und Übersetzung voneinander unterscheiden, ob nur in Kleinigkeiten (Bsp. Redewendungen) oder sogar teilweise vom Inhalt her.

Was Bücher anbelangt, lese ich beide Sprachen, also auch Übersetzungen.
Bei Filmen oder Serien am liebsten nur noch in Originalsprache, manche Übersetzungen sind einfach zu schlecht (was mir allerdings erst aufgefallen ist, seitdem ich mal eine Weile im Ausland gelebt habe). Bei amerikanischen Filmen/ Serien brauche ich je nach Schauspieler allerdings die Untertitel dazu. Englisches Englisch und schottisches Englisch klingt für mich "normal" und "richtig", amerikanisches Englisch dagegen irgendwie "schief" und bis ich mich in den amerikanischen Akzent reingehört habe, ist ein Drittel des Filmes eventuell schon vorbei.

Wenn du deutsche Vokabeln und Formulierungen "wieder" üben möchtest, um deinen Wortschatz zu verfeinern und auszubauen, dann lies, höre (Radio oder Hörbücher) und schaue Filme für ein paar Wochen oder länger nur oder hauptsächlich in deutscher Sprache (bis du mit dir selbst wieder zufrieden bist).
I support we need diverse books !

Damiano

Das genannte Argument, es wäre für den eigenen Ausdruck als deutsche*r Autor*in wichtig, auf Deutsch zu lesen, ist ein Gedanke, der mir tatsächlich auch bereits gekommen ist.

Jedoch kann ich mich trotzdem nicht dazu durchringen, Medien anders als in ihrer Originalsprache zu konsumieren, solange ich dieser fähig bin. So würde ich deutsche Bücher nur auf Deutsch, englischsprachige Literatur nur auf Englisch, japanische Werke nur auf Japanisch usw. lesen. Immerhin handelt es sich hier um den genauen Wortlaut des Verfassers.

Bei Marken wie "The Witcher" würde ich, da ich der polnischen Sprache nicht mächtig bin, unter oben genannten Gesichtspunkt wahrscheinlich die deutsche Übersetzung wählen.

Ursula K. LeGuin jedoch... eindeutig in der Originalsprache!

Tina

Ich würde an deiner Stelle das englische Exemplar kaufen, weil du das noch nicht gelesen hast.

Generell konsumiere ich aber auch fast ausschließlich englische Medien. Sei es Bücher, Filme, Serien oder Websites. Das wirkt sich auf jeden Fall auf meine Schreiberei aus, oft denke ich mir sogar, dass es leichter wäre direkt auf englisch zu schreiben. Aber das trau ich mir dann doch nicht zu...  :versteck:
Gerade bei Dialogen und Gefühlen fällt es mir oft richtig schwer meine Gedanken richtig zu formulieren... In Zukunft möchte ich daher auch wieder mehr deutsche Werke lesen, dann aber direkt von deutschsprachigen Autor*innen, dann hab ich auch nicht das Gefühl, dass irgendwas bei der Übersetzung verloren gehen könnte.

Marius

Zitat von: Christopher am 25. September 2022, 10:36:10
Zitat von: Alana am 21. September 2022, 21:58:51Bei deutschen Inhalten springt sofort mein innerer Lektor an.

Das merke ich gerade beim Lesen extrem. Ich hab mir von ein paar Freunden Buchempfehlungen geholt. An bisher fast allen hab ich mich an irgendwas gestört, was mit der Zeit immer stärker wurde, sodass ich keinen Spaß am lesen hatte.

Jetzt lese ich einen englischen Text. Da sehe ich auch Schwächen (massive Exposition, fehlen eines überspannenden Bogens/Konflikts) - aber es stört mich nicht. Ich bin in der Lage das auszublenden und einfach zu lesen.

Es zeigt mir aber auch, dass die Idee, vielleicht irgendwann auch etwas auf Englisch zu schreiben, wesentlich weiter entfernt ist als ich eh schon befürchtet habe. Ich spreche ganz gut Englisch und verstehe es auch hervorragend, aber das Vokabular, das man für einen guten Text braucht, ist doch noch mal was anderes.
Ja ja, der innere Lektor. Geht mir sehr ähnlich.

Umgekehrt mach ich immer mehr die Erfahrung, dass der innere Lektor verzehrt wird, je nach konsumierter Sprache. Am schlimmsten ist der jargon im Büro, welcher zwar vor Ort sehr nett ist, aber sich einfach nicht gut übersetzt  :buch:

Also im Zweifel greif ich immer nach dem Original, so ich die Sprache kann. Schieres Volumen präferiert da natürlich Englisch, weswegen ich immer mehr englischsprachigen Content konsumiere. Wie einige andere im diesen Thread sehe ich als bessere Lösung da aber eher, original deutschsprachige Werke zu lesen.