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Können Orks auch gut sein?

Begonnen von newdevilraider, 25. April 2007, 12:27:05

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Yangilain

Naja, also in "die Elfen" standen zumindest Trolle zeitweise auf der Seite ihrer eigentlichen Feinde (und somit einen Moment lang wohl für das Gute ) um einen dritten, gemeinsamen Feind auszuschalten...
Meiner Meinung nach kommt es darauf an, wie die Gesellen dargestellt werden. Zumeist findet man Orks und Trolle (sowie weitere Kumpanen) nur als hirnlose Schlächter, die - wenn sie grad nichts besseres zu tun haben - sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Ich persönlich mag "Böse" die denken können. Es muss doch nicht alles was auf den ersten Blick "böse" oder "hässlich" aussieht auch wirklich so sein und nur um sich schlagen. Jedem Volk seine eigenen Werte und Sichtweisen. Wenn ein Troll, ein Ork - was auch immer - Familie hat (und nicht gerade von einem bösen Magier zusammengezimmert wurde) - würde er nicht für diese kämpfen? Ich glaube auch ein zunächst "böse" dargestelltes Volk kann durchaus symphatisch rübergebracht werden, wenn der Leser die Hintergründe des Handelns versteht und irgendwie nachvollziehen kann. 

Coppelia

In meiner Welt, Phainomainica, sind die Orks das "beste" Volk und übertreffen dabei die Menschen.
Das kriegen allerdings normalerweise weder sie selber noch die Menschen mit. Trotzdem werden die Orks dort normalerweise auf der Seite der Guten stehen. Das hat mit dem Welthintergrund zu tun, der etwas schwierig zu erläutern ist.

Aber mal ehrlich: Wie öde ist es denn heutzutage, wenn die Bösen Orks sind! Das wäre ja wohl das millionste Mal, dass man so etwas aufgewärmt bekommt. Wenn überhaupt Orks auftreten, kann man sich ja mal ausnahmsweise was Originelles einfallen lassen. Ansonsten würde ich das Buch bestimmt nicht lesen. ;)

Cassi-the-Orc

#17
Sicher können Orks gut sein - wie jede böse Kreatur gut sein kann. Von ihrem Standpunkt aus gesehen. Wie schon gesagt wurde, handeln Orks in erster Linie auch nur als Handlanger für hinter ihnen stehende Personen, werden also ebenso unterjocht, wie im HDR Sauron z. B. die Menschen/Elben beherrschen will. Letztlich stelle ich es mir so vor, dass die Orks für sich das einfachere und sicherere Leben gelebt haben. Sonnenlicht ist für sie per se nicht akzeptabel, also scheidet ein Leben inmitten der "Sonnenanbeter" wie Elben und Menschen aus. Das Dunkel wird ebenso wie hässlich mit dem Bösen verbunden, wie das Licht mit schön und Gut.

Gern würde ich mal ein richtig gutes Buch  aus dem Leben eines Orks lesen, in dem dieser keine menschlichen Eigenschaften annimmt und die Hintergründe für ihre Taten glaubhaft rüberbringt.

Yangila'in hat Recht: Vergleiche es mit Nazi-Deutschland. Die meisten, die für Hitler gekämpft haben und nach außen auf seiner Seite gestanden haben, gelten als schlecht. Jedoch, wenn heute jemand ankommen und sagen würde: "Rotte dieses und jenes Volk aus, sonst siehst du deine Familie bald mit einem Strick um Hals vom Kirchturm hängen", würde wohl beinahe jeder losziehen, das gewünschte Volk vernichten, um seine Familie zu retten. So wird es auch bei den Orks sein. Jeder ist sich selbst und somit sein Hab und Gut (Familie inbegriffen) das Wichtigste. Wie es nach außen rüberkommt, wird  ihm in der Beziehung wohl recht egal sein.

Momentan plane/schreibe ich tatsächlich an einer Geschichte, in der Elben abgrundtief schlecht sind. Und weil ich für diesen Versuch gerne gnadenlos geröstet werden will, wird diese Geschichte auch inmitten der HDR-FF-Szene auftauchen. Aber bei meinem Glück darf ich mir anstatt angesickten Kommentaren, dass jegliche Warnungen über Out of Character etc. fehlen und meinem Wunsch auf den dezenten Hinweis, bitte bis zum Ende zu lesen (da klärt sich alles auf) wohl nur Kommentare wie "Wie geil... weiter so" anhören - wahrscheinlich von Lesern, die aufgrund des Ratings diese Geschichte nicht lesen sollten  ::)


Edit: Nein, ich heiße nicht gut, was damals passiert ist, doch gab es meiner Meinung nach wenig bis gar keine Wahlmöglichkeiten, wenn man sein und das Leben seiner Familie retten wollte.

DragonicGuardian

Auch in dem Buch Schattenjagd von Wolfgang und Heike Hohlbein wird beschrieben, dass die Orks keine Bösen sind.

Dort steht, dass ihnen der Platz in ihrem Land ausging und dass sie daher in andere Länder reisen wollten und neue Siedlungen gründen wollten. Die Menschen haben sie gesehen, hatten angst und was machen Menschen wenn sie Angst haben, sie töten.

Man kann gar nicht sagen, dass Orks böse sind, sie handeln in ihrem Sinne gut und die anderen Böse, doch die anderen finden ihre Absichten böse.

Samantha

Die Orks werden meist als eine zerstörerische Macht in der Hand eines Bösewichts dargestellt. Das setzt schon fast voraus, dass sie grausam sind. Warum sollten sie gut sein?
Man verbindet mit ihnen meistens rohe Gewalt; als Volk haben sie wohl urige Umgangsformen, denen zufolge der größte und stärkste Krieger als der ehrenvollste Ork gilt.
Interessant wäre es, sie so darzustellen, dass sie vom großen Bösewicht angeheuert worden sind und aus welchen Gründen auch immer abtrünnig werden und so die Schlacht entscheiden könnten. ;)

Darien

Auch die "guten" Soldaten töten.
Orks sind was sie sind (zumindest meistens).
Ich stelle sie jedoch nur als wilde, etwas dumme Kreaturen dar, die sich halt mit ihrer Methode Problemen annehmen, da die Helden oftmals nicht ganz mit den Plänen der Orks einverstanden sind führt das ab und zu zu kleineren Reibereien.


Gruß

Darien

Volker

Dann lies mal "Altes Eisen" aus dem Shadowrun-Universum, wo Orks die Hauptprotagonisten sind.

Generell wenn Du schreibst: es ist *Deine* Welst, also auch Deine Orks - wenn man von Auftragsarbeiten oder Stories in vorgegebenem Universum mal absieht (z.B. DSA-Romane).

Du solltest vom groben Rahmen des ziemlich schwammigen "Ork"-Bildes allerdings nicht allzu sehr abweichen - oder dann einen anderen Namen wählen. Hochgewachsen, feingliedrig, elegant und aristokratisch, spitze Ohren, in den Wäldern lebend, eine hochentwickelte Kultur, sehen auf die andere "kleinen", kurzlebigen Rassen wohlwollend-überheblich herab. Da fällt Dir  bestimmt auch als erstes "Ork" als Begriff ein, oder?  ;)

Feuertraum

Zitat von: Volker am 24. April 2008, 09:45:14

Generell wenn Du schreibst: es ist *Deine* Welst, also auch Deine Orks - wenn man von Auftragsarbeiten oder Stories in vorgegebenem Universum mal absieht (z.B. DSA-Romane).

Du solltest vom groben Rahmen des ziemlich schwammigen "Ork"-Bildes allerdings nicht allzu sehr abweichen - oder dann einen anderen Namen wählen. Hochgewachsen, feingliedrig, elegant und aristokratisch, spitze Ohren, in den Wäldern lebend, eine hochentwickelte Kultur, sehen auf die andere "kleinen", kurzlebigen Rassen wohlwollend-überheblich herab. Da fällt Dir  bestimmt auch als erstes "Ork" als Begriff ein, oder?  ;)

Damit kommen wir allerdings wieder in die Richtung: "War schon immer so, können wir nicht ändern." Der Leser ist darauf getrimmt, dass Orks so zu sein haben, wobei sich halt die Frage nach dem Gut oder Böse nicht stellt, weil ja - wie schon in anderen Posts erwähnt - der Ork meint, dass er sich für eine gute Sache einsetzt.
Aber hat es sich wirklich so eingetrimmt?
Ich denke, im Laufe der Jahre haben sich die ursprünglichen Charaktereigenschaften gewandelt, zwar nicht um 180°Grad gedreht, aber doch einige Änderungen erfahren. Im Rollenspielsystem Dunarion werden Orks zwar als kriegerisch beschrieben, aber sie können sich durchaus auch für eine Sache einsetzen, die z.B.von anderen Völkern als "Gut" angesehen werden. 
Von daher: Ja, Orks können auch gut sein (wie auch schon von Linda und Volker mit Romanbeispielen untermauert wurde)

LG
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Issun

Jedes Wesen kann gut sein, denn mit einem Charakter wird man schließlich nicht geboren. Es kommt ganz darauf an, unter welchem Einfluss (Umfeld etc.) deine Orks stehen. Dazu kommt noch, dass es Fantasy ist- und die engen Grenzen der Klischees sich immer dazu eignen, sie zu sprengen. Warum nicht ein bisschen Abwechslung in die eintönige Welt der Stereotypen bringen?
Auch Ästhetik ist kein Argument gegen Orks. Immerhin hat jedes Volk seine eigene Vorstellung von Schönheit- und warum sollten Orks immer dumm und hässlich sein? Ich denke was wirklich zählt, ist, dass man die Charaktere vielseitig anlegt und es kein Schwarz/Weiß. sondern nur Grauschattierungen gibt- denn "böse" ist auch immer eine Sache der Sichtweise.
Ich würde einfach meiner Fantasie freien Lauf lassen. Ich habe noch kein Buch gelesen, in dem Orks die Rolle der Guten spielen. Aber je neuer eine Idee, desto besser.

Lysander

Wie eigentlich alle anderen schon sagten, ist gut und Böse letztlich Auffassungssache und viele Autoren haben Orcs und Trolle - im Sinne unserer Moralvorstellung - zu den Helden und den guten gemacht.

In meiner Welt sind sie auch nicht vorgeprägt, haben allerdings auch den Nachteil, dass sie ein bisschen ungelenker sind, weil etwas gröber gebaut. Das ändert allerdings nichts daran, dass sie Adelshäuser führen, Reiche lenken können und einen eitlen Tick haben, indem sie sich ihre Unterkieferhauer verzieren lassen (klar, vom Goldschmied oder Drechsler).
Allerdings sind sie eine Art Zwillingsrasse zu den Elfen (soll heißen, sie sind groß und schlank, allerdings schlaksiger als Elfen und benachteiligt durch die Hauer in ihrem Unterkiefer), ergo, Orcs und Elfen befinden sich auf dem gleichen Level sozial und gesellschaftlich.
Es ist Fantasy, alles ist erlaubt, insofern man es gut erklärt ;)

ChaldZ

In dem Zusammenhang kann man vielleicht auch einen Vergleich zu Star Trek ziehen.
Gewissermaßen haben Klingonen eine Ähnlichkeit mit Orks... sie sind ästhetisch nicht so ansprechend und auch kriegerisch.
Dennoch sind sie nicht "böse", sondern haben ihre eigene Ansicht von Ehre und verfolgen eigene Interessen.

Ich denke auch, dass man - wenn man den Begriff "Ork" für das Volk nutzt - gewisse Regeln einhalten muss, sonst ist der Leser verwirrt. Doch einen Ork für das "Gute" kämpfen zu lassen, verletzt das Verständnis für dieses Volk meiner Meinung nach nicht. Man gewinnt ihm nur eine andere Facette ab.

Kaeptn

Ich seh das so: Mit Orks assoziiert der Leser etwas bestimmtes - das kann man zwar in engen Grenzen neu zu interpretieren versuchen, aber wenn man etwas ganz anderes machen möchte, was mit dem gängigen Bild nicht zusammenpasst, sollte man als Fantasy-Autor auch genug Fantasie aufbringen, um sich ein ganz neues Volk auszudenken.

Interessant zum Thema Ork und Herkunft des Wortes ist auch der Wikipedia-Eintrag
http://de.wikipedia.org/wiki/Ork

Drachenfeder

Ich finde es immer wieder spannend etwas zu lesen in dem die eigentlichen Bösewichte gut dargestellt werden und es auch sind. Wir Menschen sind doch auch nicht alle gut oder böse. Warum sollten Orks also auch nur böse sein?



Dämmerungshexe

Als ich vor einer Weile mit zwei Freundinnen ein Rollenspiel gemacht habe, habe ich die Orks zwar als grundlegend eher feindlich gesinnte Rasse auftreten lassen, aber die beiden Charaktere sind öfter (mehr oder weniger) freundlichen und hilfreichen Orks begegnet und haben sogar mit ihnen Freundschaft geschlossen, bevor sie am Ende geholfen haben den falschen Orkkönig zu stürzen.
Was den beiden besonders gefallen hat, war meien Darstellung der Orks, die weniger an Tiere, als als Neandertale oder etwas in der Art erinnert hat. Ich mag recht menschliche Orks, die nicht nur Chartakterzüge wie Ehre und Stolz zeigen, sondern auch rein körperlich eine gewisse Atraktivität haben können.

Es kommt einfach auf die Geschichte an, inder die Orks auftauchen, die Funktion die sie übernehmen. Sind sie reine Feindbilder oder ein Volk mit interessanter Kultur, das auch auch protagonisten hervorbringen kann? Das ist allein die Entscheidung des Autors.

Insgesamt kommt es mir oft so vor, als würden Völker wie Orks, Elfen und zwerge, die Standart-Rassen der Fantasy eher "Funktionen" erfüllen. Sie haben ein fest geprägtes Bild in den Köpfen der meisten Leser und je nach Autor und Geschichte folgen sie diesem Bild, varieren oder verdrehen es. Als ich mit "Cardigan" eine Stufe der Planung erreicht hatte, wo mir diese Standart-Rasse nicht mehr passend erschienen, habe ich angefangen nur noch menschliche Völker benutzen zu wollen, die sich halt in Aussehen und Verhalten voneinender unterscheiden. Das war mir dann aber auch wieder zu langweilig, die Völker zu indifferent und ich habe einfach "neue" Rassen gemacht: Elfen wurden zu Quistayi und Rastayi, Zwerge zu Druach, Orks zu Thuroq ... Für mich bedeutet das, dass ich zwar ein ungefähres Bild habe mit dem ich arbeiten kann, aber dieses einfach nach Belieben erweitern und verändern kann, ohne dass die Leser sich daran allzusehr stören weil sie sagen: "Nein, Elfen müssen gut sein und im wald leben, und Orks böse und in Höhlen hausen!"

Es ist also durchaus möglich den Orks die Rolle der guten zu geben, sowohl indem man die Geschichte ienfach aus ihrer Sichtweise erzählt und ihr Verhalten erklärt, als auch aus ihnen eine vollkommen neue "Art" von Orks zu machen. Dann bleibt nur die Frage inwieweit die Leser mitspielen, ob sie es akzeptieren.

(Noch ein letztes Beispiel: bei einer meines frühesten Geschichten waren die Orks blutrünstige Wesen, die in der Dunkelheit unter den Bergen leben, hartherzig und grausam, ihr einiziges Ziel die Vernichtung der Elfen. Aber dadurch dass die Erzählperpektive auf der Seite der "Bösen" war, konnte ich dem Leser vermitteln, dass in der Vergangenheit die Elfen die Orks aus ihrer alten Heimat hinaus unter die Berge getrieben und dort eingesperrt haben und dass sich die Orks seitdem nach Freiheit sehnen, selbst wenn sie inzwischen durch Evolution kaum noch Sonnelicht ertragen. Ihr Kreuzzug gegen die Elfen ist also nur ein verzweifelter Versuch ihr rechtmäßiges Erbe zurückzuerlangen, und sie sind sich der Grausamkeit ihrer Taten dabei sehr wohl bewusst. Es ist also immer eine Frage der Pespektive, wahrhaft Gut und Böse existieren kaum.) 
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Cruster

Ich finde Orks können, - wenn man will - auch ähstätisch dargestellt sein, sowie eine Richtung vertreten die wir als "Gut" bezeichnen vertreten.
Bedenke, ein jeder denkt das er das richtige und moralischste tut was er kann. Sogar ein gewisser Herr Hitler dachte damals das seine Sache gerecht und "gut" war. Er wollte eine Generation schaffen die seiner Ansicht nach perfekt sein müsste. Was wäre das für ein Utopia in dem alle Menschen perfekt wären?
Leider wird dies wohl niemals stattfinden.
Ich weiß nicht ob einige von euch sich auch mit Computerspielen beschäftigen, aber es gibt ein Spiel namens Bioshock, indem es um folgendes geht ; Ein Forscher hat die Vision von einer Stadt auf dem Meeresgrund, in der alle Forscher frei forschen können, die Künstler frei arbeiten können und in der die Industrie frei ist. Mit der Zeit fangen die Menschen an Genmanipulation zu nutzen und können sich von nahezu allen Krankheiten heilen. Doch diese Stoffe in den Genmanipulatoren machen die Menschen langsam verrückt, eine Revolution bricht aus und das Utopia bricht zusammen.
Natürlich wurde diese Storyline wieder einmal gestohlen von einer Autorin, welche diesen Traum von einer freien Stadt unter Wasser aber ernst meinte.

Lange Rede kurzer Sinn.
Du musst entscheiden ob die Orks nur denken das sie richtig handeln oder ob sie es nach unseren Maßstäben wirklich tun.