Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 13:58:41

Titel: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 13:58:41
Hallo zusammen,

zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob diese Frage schon einmal ein Thema war, aber ich habe nichts passendes gefunden.

Es geht um Auftragsarbeiten. Was mich interessieren würde, ist, wie diese gehandhabt werden. Prinzipiell kommt so etwas vermutlich verstärkt bei Heft-Serien vor und vereinzelt wohl auch bei Roman-Serien. Aber gibt es das auch bei Einzelromanen?

Hat jemand Erfahrung damit? Wenn ja, wie sehen dort - seriöse! - Vertragsbedingungen aus? Wie ist es mit der Bezahlung? Gibt es einen festen Betrag? Gibt es vielleicht sogar eine Circa-Größenordnung, nach der rund x-tausend Worte zwischen y und z Euro liegen?

Wenn es solche angebotenen Auftragsarbeiten gibt - wie sehen dann üblicherweise die Vorgaben aus? Ein einfaches Exposé oder vielleicht sogar ein regelrecht durchgeplotteter Rahmen? Und was passiert, wenn beide (oder einer der beiden) Vertragpartner feststellt, dass es doch nicht funktioniert?

Viele Grüße
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Sebastian am 14. Dezember 2011, 15:37:45
Hy Zanoni,

ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fragen jetzt alle richtig verstanden habe. Ich glaube nämlich du zäumst das Pferd irgendwie von der falschen Seite auf.

Du hast schon recht, Auftragsarbeiten von Verlagen gibt es, auf dem amerikanschen Markt genauso wie auf dem deutschen. Aber es wird nie (und dafür lege ich jetzt einfach mal meine Hand ins Feuer), nie passieren, dass ein großer Verlag einem unbekannten Autor den Auftrag gibt: "Hey, schreib mir mal einen Einzelroman, den wir dann groß raußbringen, hier ist der Vorvertrag."

Diese "Auftragsarbeiten" finden nur dann statt, wenn der Autor schon einen oder mehrere Romane veröffentlicht hat. Dann kann es passieren, dass der Verlag dich anschreibt und sagt: "Die Serie ist gut angelaufen, wir hätten gerne einen Folgetitel." Ich denke so wird das bei Heftserien auch gehandhabt. Wenn der Verlag auf dich zukommt, gelten meist dieselben oder bessere Konditionen, als beim Vorgänger.

Aber wie gesagt, "Auftragsarbeiten" von Einzeltiteln gibt es in diesem Sinne nicht.

Meintest du das oder hab ich dich da jetzt einfach falsch verstanden?

Viele Grüße,
Sebastian
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: FeeamPC am 14. Dezember 2011, 17:24:49
Hallo Zanoni, ich glaube, du suchst nach so etwas:
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1124111713 (http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1124111713)

oder hier (etwas älter, aber inhaltlich immer noch aktuell):
http://www.swarthmore.edu/Humanities/ssimon1/popular_culture/birken.htm (http://www.swarthmore.edu/Humanities/ssimon1/popular_culture/birken.htm)
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 18:00:48
@Sebastian:

Ja, danke, absolut richtig verstanden. Nur mit einer kleinen Einschränkung, was aber meinem eigenen Versäumnis geschuldet ist. Denn mir geht es überhaupt nicht darum, selbst Auftragsarbeiten umsetzen zu wollen. Mich hatte das Thema nur mal interessiert. Denn es gibt ja einige Ausnahmefälle, in denen Verlage auch mal Ideen zu irgendwelchen Geschichten haben, an bestimmten Themen interessiert sind oder sogar eine kleinere Reihe oder Serie besitzen. Und da habe ich mich gefragt, ob so etwas überhaupt öfter vorkommt, ob Autoren so etwas überhaupt machen wollen, und wie die Rahmenbedingungen in der Praxis aussehen ... oder aussehen müssten, um für Autoren überhaupt interessant zu sein.

Ein klein wenig Ähnlichkeit gibt es ja mit manchen Anthologie-Ausschreibungen. Auch da gibt ein Verlag - mehr oder weniger strenge - Vorgaben vor und die teilnehmenden Autoren nehmen diese auf (oder beteiligen sich erst garnicht daran). Nur halt mit dem Unterschied, dass Anthologien natürlich (bis auf Ausnahmen) kein Geld bringen und dafür aber die Rechte an den jeweiligen Texten bei den Autoren bleiben, was bei Auftragsarbeiten nicht unbedingt der Fall sein muss.

Es war einfach eine Interessensfrage, ob es so etwas gibt, und wenn ja unter welchen Bedingungen so etwas üblicherweise läuft.


@Feeampc:

Danke für die Links. In beiden Fällen geht es um Heftserien - damit ist der vermutlich am häufigsten auftretende Fall einer Auftragsarbeit schon einmal gut umrissen. Vermutlich gibt es von Serie zu Serie noch kleinere Unterschiede, aber das Prinzip scheint klar. Interessant!
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: gbwolf am 14. Dezember 2011, 19:21:21
Zitat von: Sebastian am 14. Dezember 2011, 15:37:45Aber es wird nie (und dafür lege ich jetzt einfach mal meine Hand ins Feuer), nie passieren, dass ein großer Verlag einem unbekannten Autor den Auftrag gibt: "Hey, schreib mir mal einen Einzelroman, den wir dann groß raußbringen, hier ist der Vorvertrag."
Ja natürlich passiert das und es ist auch nicht ungewöhnlich. Meistens laufen solche Aufträge aber entweder über die Agentur oder über ein gutes Netzwerk, nicht aus einer Verlagsbewerbung heraus (Obwohl es sowas auch gibt: Felsenkatze wurde aufgrund einer Fantasybewerbung angesprochen, ob sie nicht einen Jugendthriller schreiben wolle).

Bei mir lief es jetzt einmal, so, dass eine Autorin jemanden suchte, der eine Auftragsarbeit übernehmen konnte, für die ihr die Zeit gefehlt hat (Hörbuch mit regionalen Sagen). Ich hatte durch hochwertige Kurzgeschichtenveröffentlichungen zumindest eine kleine Referenz (Habe für eine Antho auch schon mal im Auftrag zu einem Thema etwas geschrieben) und bekam den Auftrag. Wir legten die Konditionen fest und einen Zeitrahmen - es war eilig - und später habe ich noch eine zweite Auftragsarbeit bekommen.
Beim zweiten Mal hatte die Agentur Fantasy von mir angeboten, die der Verlag ablehnte. Da er aber eine Jugendthrillerreihe aufbaut und ich bei denen vor zwei Jahren schon einmal einen Jugendthriller angeboten hatte, den wir nur ganz knapp nicht gemacht hatten, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir ein Konzept erarbeiten - Vertrag zu den üblichen Konditionen (Vorschuss und Tantiemen). Wir wollen auch weiter zusammenarbeiten und es wird für mich wohl ein gewisses Thema geben, dass ich einhalte, um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.
Ansonsten habe ich auch schon einmal abgelehnt, als ein Vertrag die Agentur angefragt hatte, weil das Genre überhaupt nicht meins war.

Ob es Verträge gibt, bei denen nach Worten abgerechnet wird, kann ich dir nicht sagen. Ich hatte meistens einen Rahmen über soundso viele Zeichen und Kapitel (Die Hörbücher haben alle die gleiche Länge), Einmalzahlungen, Tantiemen, Vorgaben mit der Länge in Normseiten, ... meistens sieht das nicht anders aus als jeder andere Vertrag auch.
Manchmal muss man neben dem Exposé und evtl. einem Kaüitelexposé noch eine Leseprobe einreichen, das ist ganz unterschiedlich.

Zu Rollenspielreihen haben wir hier auch was: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,7489.0.html
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 20:03:19
Ah, interessant. Vielen Dank Wölfin.

Dann sind die meisten Auftragsarbeiten doch auch wie Standardverträge aufgebaut und kein Pauschalhonorar. Gut, das wäre dann ja eigentlich auch eher dem Ghostwriting zuzuordnen.

Und FanPro ist sicherlich auch noch ein Sonderfall - viel Geld ist damit offensichtlich für niemanden zu verdienen. Eher "Ruhm und Ehre".
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: TheaEvanda am 14. Dezember 2011, 21:30:45
Auch FanPro/Ulisses macht wenige Vorgaben jenseits der Welt und der Zeichenlänge. Aber gnaden dir hinterher die Fans, wenn du auch nur einen kleinen Fehler machst.
Aber falls du zu dem Thema Fragen hast, PN mich mal bitte direkt. Ich bin gegenwärtig nur sehr unregelmäßig online,

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: TheaEvanda am 15. Dezember 2011, 08:53:00
So, noch einmal in Ruhe.

Meiner Erfahrung nach kommen Auftragsarbeiten in zwei Gruppen:

a) eigentlich freie Arbeiten innerhalb eines gegebenen Rahmenwerks (zum Beispiel Rollenspielromane auf Regelwerksbasis), die mit nur wenigen Vorgaben frei ausgestaltet werden können und von Lektorat und Korrektorat her wie normale Romane behandelt werden. Im Vertrag steht dann etwas von "muss als Auftragsarbeit betrachtet werden". Die vorgegebenen Rahmenbedingungen sind zum Beispiel: "spielt in der Welt des Rollenspiels XYZ, Länge von 450.000 bis 600.000 Zeichen, darf Setzungen nicht widersprechen".

b) Arbeiten nach Expose innerhalb einer geplanten Reihe oder Serie. Hier wird eine volle Romanhandlung, die Charaktere und das Setting grob (manche Liebesromanheftchen) oder fein (Perry Rhodan) und die Länge in Zeichen exakt vorgegeben. Der Autor ist "nur" eine verbesserte ausführende Hand. In einem lockeren Expose kann man noch eine eigene Binnenhandlung unterbringen, ein fixes Expose darf man nur noch ausführen. Im Vertrag steht meist "verpflichtet sich der Autor ... nach den Vorgaben umzusetzen".

Beide Arten von Auftragsarbeit haben ihren Reiz und ihre üblen Fallen. Gemein wird es, wenn Mischformen auftreten, man also zum Beispiel im Rahmenwerk a) eine Arbeit nach b) annimmt. Dort muss man die Exposes und Verträge genauestens studieren, damit man sich nicht in eine "unhaltbare" Situation begibt - wenn das Expose nach b) zum Beispiel eklatante Brüche der Vorgaben nach a) verlangt.

Die Vorteile von Auftragsarbeiten nach b) sind schnell gesagt: Man kann, wenn man sich im Rahmenwerk gut auskennt, den Text einfach ohne Einsatz des Gehirns runterschreiben.
Auftragsarbeiten nach a) haben den Reiz, innerhalb einer "funktionierenden" Welt etwas Eigenes umsetzen zu können. Da man einen Reihentitel schreibt, muss man sich über Vermarktung etc. wenig kümmern. Die Fans sorgen für den Grundabsatz.

Honorar: Wer für weniger als 4 Euro pro Normseite arbeitet, muss verzweifelt sein.

--Thea
Herzogenaurach, Germany
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 15. Dezember 2011, 10:31:43
Hallo TheaEvanda,

das sind ja super interessante Informationen - herzlichen Dank dafür! :-)

Der eine Satz, den Du schreibst, dass es eine sehr einfache Arbeit sein kann, wenn man sich in dem jeweiligen Thema bzw. der Serie bereits gut auskennt, ist für mich der Entscheidende. Kennt man sich nicht aus, kann nicht nur extrem arbeitsreich sein, sondern darüber hinaus auch sehr leicht zum Reinfall werden. Kennt man sich hingegen gut aus, braucht man das Gehirn kaum einschalten, wie Du es so schön beschreibst. Insofern kann ein umfangreicher Hintergrund bzw. Regelwerk entweder zum Fluch oder zum Segen werden. Sehr interessant.

Was mich allerdings wundert, ist, dass diese (oder eine ähnliche) Vorgehensweise extrem selten bei Einzelromanen vorzukommen scheint. Wenn ich das bspw. mit der Filmbranche vergleiche, gibt es ähnliche "Vorarbeiten" wie beim Buch, also zunächst eine einfache Stoffidee, dann das Exposé, danach - allerdings nicht immer - ein Treatment und zum Schluss erst das eigentliche Drehbuch. Und interessanterweise geschieht es nicht allzu selten, dass diese einzelnen Schritte von unterschiedlichen Autoren umgesetzt werden. So gibt es z.B. einzelne Autoren, die sich allein auf die Entwicklung von Filmstoffen spezialisiert haben. Die denken sich Stoffideen aus und entwickeln sie zu einem runden Exposé, das sie dann verkaufen. Mit der eigentlichen Umsetzung haben sie dann nichts mehr zu tun. Zwar ist diese Vorgehensweise auch nicht gerade der Regelfall, aber auch nicht völlig unüblich. Doch insgesamt scheint es wohl tatsächlich ein Sonderfall zu sein, und bei Romanen überhaupt nicht vorzukommen.

Interessant finde ich auch das Mindesthonorar. Das Idealhonorar liegt dann vermutlich eher bei 6-7 Euro, wobei die bekannten Autoren sicher im Einzelfall noch etwas mehr werden aushandeln können.


Viele Grüße
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Tintenweberin am 15. Dezember 2011, 10:47:09
Zitat von: Zanoni am 14. Dezember 2011, 13:58:41
Es geht um Auftragsarbeiten. Was mich interessieren würde, ist, wie diese gehandhabt werden. Prinzipiell kommt so etwas vermutlich verstärkt bei Heft-Serien vor und vereinzelt wohl auch bei Roman-Serien. Aber gibt es das auch bei Einzelromanen?
Ich kann nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich weiß, dass es vor allem in Kinder- und Jugendbuchbereich vorkommt, dass ein Verlag auf einen bewährten Autor zukommt, um ihm ein "markgängiges Thema" oder sogar eine grobe Plot-Idee nahezulegen. In einem anderen Forum, in dem vor allem um die Vernetzung von Profi-Text-Frauen ging, kam es immer wieder vor, dass eine dieser Frauen ein Thema, das ihr angeboten wurde, öffentlich bekannt gemacht hat, weil sie keine Zeit (oder keine Lust) hatte, das angefragte Buch selbst zu schreiben.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: TheaEvanda am 15. Dezember 2011, 12:03:42
Hallo Zanoni,

Die von Dir angesprochene Arbeitsteilung beim Film liegt darin begründet, dass im Film mehr Leute an der Suppe kochen als nur Autor, Redakteur, Lektor und Setzer. Ich arbeite mittlerweile fast schon filmisch, da ich nach ein paar Romanplot - versinkt - im - Nirgendwo - Schlappen nicht ohne eine ordentliche Kapitel- und Szenenplanung (aka Treatment) ans Werk gehe. Das liegt aber auch am Schreibtempo - über 10.000 Zeichen am Tag geht nur, wenn man nicht mehr über den Romaninhalt oder die Personen nachdenken muss.

Im Filmbereich ist das Treatment und das fertige Drehbuch vor Arbeitsbeginn extrem wichtig, da die Filmszenen nicht konsekutiv (also zeitlich korrekt) sondern gruppiert (alle Szenen in Koblenz auf einem Set in einer Woche, egal wann im Film sie vorkommen) gedreht werden. Da muss schon vor Drehstart alles perfekt stimmen. Der Dreh entspricht dem schnellen Runterschreiben des fertig geplanten Textes.

Pitching etc. sind davon ausgelagerte Marketing-Maßnahmen, da vor einem Film oder Drehbuch noch das Auffinden von Geldgebern, Verleih, etc. steht. Im Romangeschäft muss man ja nur einen Verlag und nicht zehn Investoren interessieren, also ist das nicht notwendig.

Näher an Romanen hat mir ein gutes Pitch drei Einladungen von Agenturen eingetragen, mein Expose vorzustellen. Die Filmtechniken kann man also in gewisser Weise gut ins Romangeschäft übertragen - nur dass eben alles in einer Autorenhand liegt. Filmische Prämissen dagegen helfen dabei, die Charakterzeichnungen und den Plot zu verdichten.

Um zurück zum Thema zu kommen - die meisten Serien haben lang etablierte, eingespielte Teams aus Autoren, Exposeautoren und Redakteuren. Dort braucht man keinen überbordenden Firlefanz aus Arbeitsteilung, da dieser nur Geld kostet.

Und das Mindesthonorar ist nichts offizielles, es ist nur ein Erfahrungswert aus dem unteren Ende der schriftstellerischen Nahrungskette. Wer für so wenig Geld arbeiten muss, ist verzweifelt. Oder er wird verzweifelt sein, weil das Geld nicht reicht.

--Thea
Herzogenaurach; Germany
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 15. Dezember 2011, 13:24:17
Ich danke Euch - da waren wieder viele neue Anregungen und Hinweise dabei, klasse. :-)
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 16. Dezember 2011, 11:29:27
Ach herrje ... manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. ts ts ...

Du hast natürlich vollkommen recht mit Deinen Anmerkungen, TheaEvanda. Nur war so blöd, völlig zu vergessen, dass man das Pferd auch aus einer ganz anderen Richtung aufzäumen kann.

Nehmen wir also an, jemand schafft es 10.000 Zeichen pro Tag zu schreiben. Dann sind das - rein rechnerisch - ungefähr 6,9 Normseiten. Rechnen wir ruhig mal abgerundet 6 Seiten, weil man schließlich nicht jeden Tag immer Vollgas geben kann, und ab und zu ist man auch mal krank oder macht Urlaub. Okay also durchschnittlich 6 Normseiten pro Tag. Das sind 30 in der Woche und 120 im Monat (bei einer normalen Fünftagewoche).

Wenn man nun die Summe nimmt, die man im Monat haben möchte oder mindestens benötigt, dann kann man diese durch 120 teilen und bekommt so den Eurobetrag, den man pro Seite berechnen muss, um auf den Monatsbetrag zu kommen.

Wenn man nur nebenbei schreibt, ist diese Kalkulation vielleicht nicht ganz so wichtig, aber spätestens bei einer freiberuflichen Selbstständigkeit als Autor (oder in diesem Beispiel als Auftragsschreiber) muss auch noch andere Ausgaben berücksichtigen, die man außerdem selbst zu tragen hat. Ganz grob gepeilt kann man sagen, man muss als Selbstständiger in etwa das 1,3 fache dessen verdienen, was man als Angestellter verdient hat, sofern man im Endeffekt das gleiche Einkommen haben möchte.

Insofern sind selbst die von mir genannten 8 Euro je Normseite noch eine sehr niedrige Zahl. Und 4 Euro ... na ja, ich würde sagen, deutlich mehr als "verzweifelt".

Für einen Hobbyautor, ganz am Anfang seines Schaffens, und nur nebenbei, sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Da ist man für jede Veröffentlichung dankbar, klar. Nur sollte man schon darauf achten, dass man nicht an solche "Geschäftspartner" gerät, welche diese Situation zum eigenen Vorteil ausnutzen.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: TheaEvanda am 16. Dezember 2011, 13:26:47
Willkommen in der freien Wirtschaft ...

Abgesehen davon musst du durch anfallende Steuern und Nebenkosten bedingt 200% deines gewünschten Gehalts einnehmen. Also - willst du einen Stundenlohn von 10 Euro, musst du 20 Euro pro Stunde verlangen. Der Faktor 1,3 ist zu wenig, damit kannst du deine Investitionen nicht mehr reinholen und hast kein Pölsterchen, wenn dich eine Erkältung eine Woche aus dem Verkehr zieht.

Auftragsschreiber sind übrigens auch Autoren, selbst vor dem harten Gericht der Künstlersozialkasse. Diese verlangt von ihren Leuten auch, mindestens 3900 Euro Gewinn pro Jahr auszuweisen. Und da muss man mit allen Kosten erst einmal hinkommen.

--Thea
Herzogenaurach, Germany


Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Lomax am 16. Dezember 2011, 14:41:42
Zitat von: TheaEvanda am 16. Dezember 2011, 13:26:47Abgesehen davon musst du durch anfallende Steuern und Nebenkosten bedingt 200% deines gewünschten Gehalts einnehmen ... Diese verlangt von ihren Leuten auch, mindestens 3900 Euro Gewinn pro Jahr auszuweisen.
Nun ja, ganz schlimm ist es für genügsame Autoren auch nicht. Die Investitionen und Abzüge bleiben ja recht überschauber. Gerade bei den Einkünften, die das Existenzminimum decken, ist die Steuer ja überschaubar, und Nebenkosten und Investitionen halten sich für das "Unternehmen Autor" ja in Grenzen ... so lange man nicht schon ein "richtiges" Büro finanzieren muss o.ä. Und die Sozialabgaben, die den größten Batzen der Ausgaben ausmachen, zählen zumindest für die KSK dann ja nicht dazu.

Ich kalkuliere mit 20-25 Euro pro Stunde, und da bleibt doch deutlich mehr als die Hälfte als Gewinn übrig, wenn ich mir die GuV so anschaue. Allerdings ist es als Autor deutlich schwieriger, die kalkulierten Stundenlöhne zu erreichen ... bzw. eine lückenlose Auslastung wie beispielsweise als Übersetzer. Trotzdem, einen Seitensatz, der zumindest den Mindestsätzen für Übersetzer entspricht - also wenigstens etwa in der Größenordnung von 10 Euro pro Manuskriptseite liegt - halte ich letztlich für unverzichtbar, wenn man es wirklich als Geschäft sehen und davon leben will. Alles, was wesentlich darunter liegt, ist schon ziemlich verzweifelt. Aber es gibt halt viele verzweifelte Anbieter auf diesem Markt, die gar nicht wirtschaftlich kalkulieren und das ganze eher als bestenfalls bezahltes Hobby oder Zusatzeinkommen bewerten. Das drückt natürlich die Preise, und insofern sind geringere Honorare auch keine Seltenheit.
  Ich für meinen Teil sehe jedenfalls auch vom Arbeitsaufwand keinen großen Unterschied zu einer Übersetzung - wenn überhaupt, geht eine Übersetzung höchstens schneller. Dementsprechend ist da auch kaum Spielraum, das ganze billiger zu machen. Zwei Seiten pro Arbeitsstunde sind allerdings auch eine realistische Größe, die man schaffen kann ... wer mehr schafft, kann vielleicht auch solide kalkuliert billiger, aber derjenige bin dann irgendwie nicht ich ;)
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 16. Dezember 2011, 17:19:16
@TheaEvanda:

Wem sagst Du das ... die Problematik kenne ich selbst nur zu gut. Ich bin ja selbst freiberuflich selbstständig (nur halt nicht als Autor) - deshalb ist es ja so peinlich, dass ich nicht selbst auf diese Selbstverständlichkeit gekommen bin, das Ganze noch einmal anders herum zu rechnen.  :versteck:


@Lomax:

Das stimmt allerdings. Wenn ich die Ausgaben eines Autors bspw. mit anderen Selbstständigen vergleiche, dann liegen da teilweise Welten dazwischen. Ein Rechner zum Schreiben muss nicht das absolute Hammerteil sein, viele Software ist sogar kostenlos erhältlich. Früher gab es vermutlich viel Porto- und Versandkosten, die vielen Seiten Ausdrucke nicht zu vergessen, aber selbst da geschieht mittlerweile vieles rein digital. Da haben andere Freiberufler deutlich höhere Investitionen zu tätigen.

Allerdings ist mein Eindruck, dass Übersetzer derzeit noch mehr gedrückt werden als Autoren. Und dass nicht einmal von Kleinverlagen, sondern von den großen. Das scheint mir teilweise die Anstandsgrenze schon deutlich unterschritten zu haben.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Ludovica am 16. Dezember 2011, 17:53:55
Mehr oder weniger OT, weil gerade das Thema Übersetzen aufkommt:

Vom Literaturübersetzen allein kann man in unserer Wirtschaft nicht leben. Da wird abgezockt, gegeizt und ausgebeutet was das Zeug hergibt, vor allem, wenn man die Löhne, die man für Literaturübersetzen mit dem vergleicht, was man z.B. im Tourismusbereich für eine Fachübersetzung bekommt (die hier erwähnten 10 Euro pro Manuskriptseite in Gegenüberstellung zu 2,50 pro Zeile für Fachübersetzungen, wenn man nicht mehr unbedingt ein absolut blutiger Anfänger ist). Das ist auch etwas, das uns unsere Professoren sehr deutlich gemacht haben - Literaturübersetzung ist etwas für Übersetzer, die ein anderes Standbein haben (die z.B. im technischen Bereich, der zu den am besten bezahlten Bereichen gehört, sehr gut verdienen, oder deren Partner genug verdient) oder für Leute, die selbst professionell schreiben (Literaturübersetzung gilt auch als einziger Teilbereich der Übersetzerbranche, in der nicht-ausgebildete Menschen sehr professionelle Texte produzieren können). Leider ist Literaturübersetzen, obwohl es ein unglaublich spannendes und tolles Feld der Translationswissenschaften ist, einfach nicht genug, um sich anständig zu erhalten  :-\ Vor allem nicht, wenn man irgendwann eine Familie haben will...
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Lomax am 17. Dezember 2011, 03:05:00
Zitat von: Zanoni am 16. Dezember 2011, 17:19:16Allerdings ist mein Eindruck, dass Übersetzer derzeit noch mehr gedrückt werden als Autoren. Und dass nicht einmal von Kleinverlagen, sondern von den großen.
Nein. Definitiv nicht. Als Übersetzer geht eigentlich alles besser als für Autoren. So habe ich es aus eigener Erfahrung erlebt, und da habe ich schon eine Menge entsprechender Zitate von Kollegen gehört, die auch aus der Übersetzung kamen und ähnliche Erfahrungen beim Übergang gemacht haben. Stundenlohn, Arbeitszeiten, Planbarkeit, Termine, Vertragsfragen bis hin zu den kleinsten Belangen der Organisation - irgendwie hakt bei eigenen Romanen alles noch ein klein bisschen mehr als bei Übersetzungen, und am Ende summiert sich das doch.
  Die Frage, ob man einen Roman oder lieber eine Übersetzung schreibt, ist ganz klar auch eine Abwägung zwischen Idealismus und Enthusiasmus vs. ökonomisches Denken. Das ändert sich irgendwann bei Auflagenzahlen im höheren 5stelligen Bereich. Da dürfte dann die höhere prozentuale Beteiligung durchschlagen. Aber eben wirklich erst im Bestsellerbereich, und das lässt sich, im Ggs. zu Übersetzerhonoraren, halt auch nie sicher einplanen.
Zitat von: Ludovica am 16. Dezember 2011, 17:53:55Vom Literaturübersetzen allein kann man in unserer Wirtschaft nicht leben.
Das möchte ich so doch nicht stehen lassen. Es hat schon seinen Grund, dass ich als Nur-Literaturübersetzer eigentlich sehr gut gelebt habe und jetzt als Autor doch wieder einen Nebenjob habe.
  Um das ganze mal in konkrete Zahlen zu fassen, als Literaturübersetzer hatte ich nie Probleme, so in etwa auf meine zwanzig Euro pro Stunde zu kommen. Nicht immer ganz, aber in etwa. Reich wird man damit zwar nicht, aber da man, wenn man Geld brauchte, recht einfach über die Erhöhung der Stundenzahl das Einkommen steuern konnte und auch kontinuierlich Aufträge da waren und keine Zeit für Akquise draufging, kam ich eigentlich sehr stressfrei über die Runden.
  Man muss natürlich bedenken, dass die Stundenlöhne umso besser werden, je einfacher die Texte waren. Denn man kann beliebig viel Zeit in Recherche und sprachliche Feinheiten stecken, und auch, wenn es Zuschläge für schwere Texte gibt, gleichen die in der Regel die Mehrarbeit nicht aus. Bei solider Mischkalkulation war es aber durchaus drin, dann und wann einen interessanten Auftrag anzunehmen, von dem man wusste, dass er weniger abwerfen würde. Denn die schwierigeren Texte waren halt oft auch die (sprachlich) interessanteren, die Herausforderungen boten oder die man einfach wegen der literarischen Qualität gerne auch mal gemacht hat.
  Wenn man das im Blick hat und vorher einschätzen kann, wie Aufwand und Ertrag zueinander stehen, kann man das Leben von Literaturübersetzungen recht gut steuern - ich denke mal, die Aussage, dass man nicht davon leben kann, würde ich allenfalls dann unterstreichen, wenn man den Anspruch erhebt, nur Hochliteratur übersetzen zu wollen; also den Bereich, in dem hierzulande auch viele Autoren stark von Stipendien und Förderungen profitieren und der "harte" Buchmarkt nur eine Einkommensquelle von vielen ist.

Als Autor habe ich festgestellt, dass etwa 30% weniger bei rumkommt als bei Übersetzungen, und das merkt man schon. Das liegt weniger am Stundenlohn bzw. Honorar pro Seite, sondern eher an organisatorischen Fragen. Der Workflow zwischen allen Stufen der Produktion vom Angebot bis hin zum Drucktermin klappt bei eigenen Büchern einfach nicht so reibungslos, und die Lücken sind so unregelmäßig, dass man schlechter Übersetzungen bzw. andere Aufträge zwischenschieben kann. Während die Arbeit als Übersetzer sehr gut planbar war, hat man als Autor einfach mehr Wartezeiten dazwischen - und mehr Zeiten, wo plötzlich mehrere Dinge aufeinander prallen, weil man versucht hat, die Wartezeiten zu vermeiden, was dann automatisch dazu führt, dass man einen Leerlauf einplanen muss, den man als Übersetzer nie hatte - und der sich dann halt in den oben erwähnten 30% niederschlägt. :(
  Und da ich weiß, das andere Autoren auch noch größere Zugeständnisse beim Stundenlohn bzw. beim Seitenlohn machen müssen, würde ich davon ausgehen, dass Autoren verglichen mit Literaturübersetzern im Durchschnitt zumindest bei rein kaufmännischer Betrachtung sogar noch um einiges schlechter stehen , als ich das aus eigener Erfahrung erlebt habe.

Aber natürlich ist es immer auch eine Entscheidung aus Leidenschaft, und ich für meinen Teil habe festgestellt, wenn ich die Möglichkeit habe, einen eigenen Roman zu schreiben, dann kann ich nicht nein sagen ... Auch dann nicht, wenn ich weiß, dass ich dafür de Facto zwei Übersetzungen aufgeben muss und am Ende auch noch einiges mehr an Stress damit habe. Also akzeptiert man das halt und organisiert den Rest der Arbeit so gut darum herum, wie es halt geht. Aber das der Übersetzer in der Nahrungskette der Selbstausbeutung noch hinter dem Autor kommt, stimmt definitiv nicht.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: canis lupus niger am 13. Februar 2012, 19:13:24
Ob das eine richtige Auftragsarbeit ist, weiß ich nicht, aber ich stehe mit einem klitzekleinen Verlag in Kontakt, der eine Fantasy-Reihe begonnen hat, Als der vor einem Jahr ungefähr verlauten lassen hat, dass er sich über Mitstreiter an dieser Reihe freuen würde, habe ich mich mal gemeldet und zunächst allerhand Informationen über das Setting und die vorhandenen Bücher (drei Romane, zwei kleine Anthologien bisher) bekommen, außerdem mehrere Plotvorschläge zur Inspiration. Das Thema hat mich gefesselt, und deshalb habe ich einen der Vorschläge aufgegriffen und in geänderter Form ausgearbeitet. Weil ich mich in so einer kreativen Phase immer nicht bremsen kann, ist inzwischen der Roman in der Rohversion zu ca. 80 % fertig. Die beiden Hauptakteure des Verlages und ich stehen in regem Austausch und vermutlich wird der Roman innerhalb der nächsten 12 Monate herauskommen.

Eigentlich ist dieser Verlag wohl eher so eine Art Selbstverlag einer Autorengemeinschaft und mein Beitrag deshalb nicht wirklich eine Auftragsarbeit. Sollte es jemals zu Verkaufsgewinnen kommen, würden die vermutlich geteilt.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Maria am 14. Februar 2012, 05:17:14
Ich habe eine Auftragsarbeit bekommen über die regionale Autorengemeinschaft.
War ein Geschenkbuch für den Wartbergverlag (Aus der Reihe: "Wir vom Jahrgang..." - aus Österreich).

Ich musste erst einen Probetext schreiben und mir das Konzept einverleiben, aber das ging dann ganz gut und hat Spaß gemacht.
Das Buch erscheint diesen Februar.
Es gab 600 Euro Vorschuss, nach Abnahme des Manuskripts.
Mehr Problem als mit den Textchen hatte ich mit den Fotos, aber ich bin froh, dass am Ende alles wieder gepasst hat.

Ich würde sofort wieder für Wartberg schreiben, die Lektorin dort war sehr kompetent, höflich und hilfsbereit.

Wer sich für regionale Themen erwärmen kann, der Verlag sucht immer noch Autoren und vergibt Auftragsarbeiten:
http://www.wartberg-verlag.de/
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Alaun am 14. Februar 2012, 08:36:11
Hallo Maria,

das klingt nicht unspannend, aber wie viel Rechercheaufwand hast Du denn für das Buch aufgewendet? Ich kann mir vorstellen, dass so etwas sehr schnell ausufern kann. Und dann verpuffen 600,- Euro Vorschuss ja doch irgendwie im Nichts. Oder hattest Du eine klare Vorgabe vom Verlag inklusive Fotos für das Buch, für die dann "nur noch" Texte erstellt werden mussten?

Danke für die Infos!
*Aquamarin
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Maria am 16. Februar 2012, 04:28:42
Da es um meine Kindheit ging, musste ich eigentlich nur ein paar historisch-politische Ereignisse recherchieren und sobald ich ein paar gute Quellen hatte, lief es flott.

Das Buch hat nur 60 Seiten, ist also wirklich dünn. Das Schreiben habe ich in zwei Monaten erledigt. Die Fotos bekam ich teils von Freundinnen aus derselben Altersklasse, teils von Bildquellen im Netz mit denen der Verlag Verträge hat. Es sind auch Kinderfotos von mir drin.

Ich nehme nicht an, dass es bei den 600 Euro bleiben wird, die Bücher verkaufen sich recht gut, sind mit 15 Euro auch nicht spottbillig, sodass ich hoffe, dass ich den Vorschuss bald schon verdient haben werde und noch etwas nachfolgt.

LG
Angelika
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 21. Februar 2012, 12:07:51
Das gehört jetzt nur am Rande zu diesem Thema, aber dennoch ist es im Grunde Schreiben nach Auftrag ...
Gibt es unter uns hier eigentlich auch Werbetexter?
Ich hatte gestern ein Gespräch in einer kleinen Agentur - eigentlich ging es mir mal nur darum, mal ganz allgemein über diesen Beruf zu sprechen und ein paar erste Infos einzuholen, da ich ja überlege, welche Jobmöglichkeiten es für mich vielleicht noch gäbe, an die ich vorrangig noch gar nicht gedacht habe.
Tja, und irgendwie fand ich mich gestern Abend wieder mit der Aufforderung einer der größten Werbenagenturen Österreichs, mich bei ihnen als Texterin zu bewerben, da sie gerade händeringend suchen - inklusive eines wirklich anspruchsvollen Textertestes, bei dem man eine Reihe von verschiedenen Aufgaben bewältigen muss (Werbekonzepte, Sujets, Radiospot, etc.) und an dem ich mir schon den ganzen Vormittag die Zähne ausbeiße. Eine Aufgabe ist zwar erledigt und für ein paar andere hab ich zumindest erste Ideen, aber trotzdem fühle ich mich gerade gänzlich unkreativ, unoriginell und eigentlich völlig unfähig für einen solchen Job.

Gibt es hier jemanden, der ein paar Erfahrungen mit mir teilen kann? Bringt es überhaupt etwas, mich zu bewerben, wenn ich nicht gleich vor Ideen übersprudle und unter Druck in meiner Kreativität manchmal blockiert werde? Oder ist das zu einem großen Teil auch einfach eine Frage der Erfahrung und der Übung? Immerhin habe ich sowas vorher noch nie gemacht.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Alaun am 21. Februar 2012, 12:30:21
Hallo Judith,

ich habe vor einigen Jahren mal bei einem Auswahlverfahren für eine große Berliner Werbeagentur mitgemacht. Naja, genauer gesagt ging es um ein Traineeprogramm, bei dem man innerhalb eines Jahres an verschiedenen Stellen (u.a. eben bei dieser Agentur und bei der taz und noch irgendwo, ich habs vergessen) Erfahrungen sammeln konnte. Dazu musste ich auch solche Probeaufträge bearbeiten, die mich damals übrigens extrem verunsichert haben - u are not alone  ;)

Letztendlich hat es nicht geklappt, aber ich fand die Herausforderung dieser Probeaufgaben sehr spannend. Weil ich damals für mich auch feststellen konnte, dass Werbung einfach nicht mein Metier ist. Ich kann Dir leider auch nichts genaueres zur Arbeit als Texter innerhalb einer Werbeagentur sagen. Wenn Dir diese Probearbeiten gefallen, dann versuch es einfach, gib Gas und schau, was dabei herauskommt. Das Gefühl, überfordert zu sein und zu blockieren, hatte ich damals auch. Es kamen dann zwar trotzdem noch ein paar nette Ideen dabei raus, aber ich merkte, dass ich unter Zeitdruck so nicht arbeiten kann, und dass ich auch nicht der Typ bin, dem diese Art von Ideen einfach mal so eben aus dem Hirn sprudeln - und das dauerhaft, um damit arbeiten zu können.

Aber das ist eben nur mein kleines bißchen Erfahrung mit dem Bereich. Bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht, lass es uns wissen, ja?

Liebe Grüße und viel Erfolg!!!
*Aquamarin
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 21. Februar 2012, 12:37:23
Danke, Aquamarin.  :knuddel:
Dann scheine ich ja mit meinen Problemen nicht alleine zu sein. Ich befürchte ja, dass Werbung auch nicht mein Metier ist und so ein Job auch nicht unbedingt meins ist. Aber ich habe einfach überhaupt keine Jobaussichten derzeit und meine Zukunft ist ein einziges schwarzes Loch, daher muss ich das zumindest mal versuchen.
Vielleicht täusch ich mich ja und es wäre doch etwas für mich.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Alaun am 21. Februar 2012, 12:47:39
Du kannst es nicht wissen, wenn Du es nicht versucht hast. Insofern: ran an den Speck  ;D Ich drücke Dir die Daumen!
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 27. Februar 2012, 10:54:31
Ich hab ja dann letzte Woche den Test und die Bewerbung abgeschickt, und gerade eben kam ein Anruf von der Agentur: Am Donnerstag hab ich ein Vorstellungsgespräch. Ich bin grad ganz geplättet und muss jetzt versuchen, meine Erwartungen niedrig zu halten (bin grad so ein bisschen am Durchdrehen). Es ist ja erst mal nur ein Gespräch.  :omn:
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Alaun am 27. Februar 2012, 16:39:54
Haaaa!!!!!!!!! Geil!!!!!!! Glückwunsch, ich drücke die Daumen  :pompom:
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: KaPunkt am 27. Februar 2012, 16:47:16
*Judith um den Hals fall*
:knuddel:
... öhm sorry, für den emotionalen Ausbruch, aber ich irgendwie freue ich mich gerade sehr für dich. Stell dir mal vor, du kriegst den Job?
Selbst wenn er Scheiße ist du nach zwei Jahren hinschmeißt. Das sind doch sehr, sehr wertvolle Erfahrungen und Verbindungen, die man da knüpfen kann.
Und wenn du ihn nicht kriegst, hast du immer noch dir selbst bewiesen, dass du offensichtlich auch unter Druck was anständiges, rekatives abliefern kannst.
Also, freu dich ruhig ein wenig.

Und dann sieh zu, dass du dich schlau machst über das richtige Verhalten in Vorstellungesgesprächen.
Im Netz gibt es Fragenkataloge mit ungefähr hundert häufigen Fragen, die kommen können. Die habe ich damals mal alle durchgearbeitet und schriftlich beantwortet. Dann verschlägt es einem nicht mehr so schnell die Sprache.  ;D

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 27. Februar 2012, 16:53:13
Danke ihr zwei.  :knuddel:
Mein erstes Vorstellungsgespräch ist es ja nicht, aber das erste für einen "großen" Job. *bibber*
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 01. März 2012, 13:21:03
So, mein Vorstellungsgespräch ist vorbei und es war nicht so der Bringer. Zum einen suchen sie mittlerweile nicht mehr konkret und zum anderen meinte der Personalchef, meine Ideen wären gut, aber es fehlt mir natürlich an Marketingwissen. Naja, es war halt auch eine rechte Schnellschussaktion. Ich bin mir ja nicht mal selbst sicher, ob das wirklich mein Ding wäre.
Es wär mir halt mehr darum gegangen, endlich mal irgendwas zu finden als jetzt konkret um diesen Job. Hab natürlich versucht, das im Gespräch zu vertuschen, aber wenn man sich meinen Lebenslauf ansieht, dann merkt man schon, dass der Werbebereich wohl nicht meine erste Wahl war.  :-[
Na, auf alle Fälle hat er gemeint, er meldet sich, falls sie neue Texter brauchen, aber das war wohl eher die höfliche Abschlussformel.

Ach, und ich hatte mir natürlich tolle Antworten auf die üblichen Fragen überlegt - und dann kamen ganz andere.  :rofl:
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Nayoni am 01. März 2012, 13:54:11
Hi Judith,

Hab gerade diesen Eintrag gesehen und da ich lange in einer PR- und Werbeagentur gearbeitet habe, wollte ich dir kurz raten, dranzubleiben. In der Branche werden tatsächlich oft Texter sehr sehr kurzfristig gebraucht, die Floskel, wir melden uns, wenn wir jemanden brauchen, ist hier auch mal ernst gemeint.

Die Arbeit (ich war zwar kein Texter, aber hab oft mit denen zusammen gearbeitet) kann unglaublich stressig sein und Kreativität unter Druck muss drin sein, da darf man sich nichts vormachen, aber meistens hat man auch echt viel Spaß, weil dass Team jung ist und eben alle Spaß an Kreativität haben. Gerade auf Texter wird allerdings viel Druck ausgeübt, da müssen Ideen schonmal sprudeln und einige gehen nach 1 bis 2 Jahren wieder oder wechseln die Agentur. Das Gute: Als Texter kann man auch frei arbeiten. Wenn du ihnen das im Gespräch noch nicht angeboten hast, könntest du also ne Mail hinterher schicken. Vielleicht auch reinschreiben, welche Themen / Produktpaletten dich am ehesten interessieren, dann können sie dich besser zuordnen.

Das alles unter Vorbehalt, denn: nicht jede Agentur ist gleich.

Wenn sie auch PR machen, könntest du dich auch mal danach erkundigen, ob sie eine hausinterne Redaktion haben, da schreibt man dann weniger kreativ, aber vor allem längere Texte, für die man mehr Zeit bekommt. Darunter Interviews, Pressemitteilungen, Portraits und mit etwas Glück und dem richtigen Kunden auch Reportagen :)

Vielleicht konnte ich etwas helfen und wenn du dich für etwas ganz anderes entscheidest, wünsche ich dir damit viel Glück  :D

LG Nayoni
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Judith am 01. März 2012, 14:06:09
Danke, Nayoni, für deine Erfahrungen!  :)
Ich hab ja ehrlich gesagt die Befürchtung, dass dieser Job mich letztendlich überfordern würde, da Kreativität unter Zeitdruck nicht wirklich meine Stärke ist. Allerdings werde ich mich jetzt auf alle Fälle weiter informieren und mir Grundwissen über Marketing anlesen und dann mal weiterschauen. Ich bin zu dieser Bewerbung ja fast wie die Jungfrau zum Kind gekommen, daher war natürlich auch die Vorbereitung nicht optimal.
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Nayoni am 01. März 2012, 14:35:18
Du hast Recht, wenn du das schon weisst, dann solltest du es vielleicht lieber lassen. Für mich wär Texter ja auch nichts gewesen, ich kann dich gut verstehen. Dann drücke ich die Daumen, dass dir bald was Neues unter die Nase kommt!
Titel: Re: Auftragsarbeiten
Beitrag von: Zanoni am 05. März 2012, 23:48:13
Hi Judith,

ehrlich gesagt, weiß ich nicht so recht, ob ich Dir zum nicht bekommenen Job als Texter gratulieren soll oder nicht.

Denn einerseits wünsche ich Dir einen "großen" Job, aber andererseits glaube ich nicht, dass man - gerade heute - in einer Agentur glücklich wird, wenn man nicht absolut "brennt" für diese sehr spezielle Art von Arbeit und Arbeitungsumgebung. Ich selbst habe sehr lange in verschiedenen Agenturen gearbeitet und bin froh, das mittlerweile hinter mir zu haben. Diese Arbeit ist wirklich sehr speziell, und die Bedingungen in Agenturen haben sich in den letzten 10 Jahren nicht gerade zum Vorteil hin entwickelt. Klar, natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber nicht viele.

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass gute Texter tatsächlich so gut wie immer gesucht werden. Je größer die Agentur, desto stärker ihr Bedarf. Allerdings müssen die tatsächlich "auf Knopfdruck" funktionieren. In Agenturen wird eigentlich immer mehr oder weniger unter hohem Druck gearbeitet. Dafür werden richtig gute Texter aber auch sehr gut bezahlt. Hat halt alles zwei Seiten ...

Wenn die sagen, bei Bedarf melden sie sich, kann das wirklich exakt so gemeint gewesen sein. Denn der "Bedarf" verändert sich nirgendwo so schnell und so deutlich, wie in Agenturen. Heute so, morgen so und übermorgen noch ganz anders. Wenn ein großer Auftrag reinkommt, werden von jetzt auf sofort Leute gebraucht. Fällt plötzlich ein großer Auftrag oder Kunde weg (was ständig sehr schnell passieren kann), sind auf einmal viele Leute überflüssig. Auch das muss man in dieser Branche abkönnen.

Deutlich einfacher wird es, wenn man als freier Texter an verschiedene Agenturen herangeht. Auch da werden meist schnelle Ergebnisse benötigt, aber es gibt auch viele kleinere Agenturen, die keinen eigenen Texter haben, dafür aber Kunden, mit denen sie teilweise schon lange zusammenarbeiten. Wenn Du sowieso als freie arbeitest, könntest Du Dir also ruhig mal den Spaß machen und Dir eine Referenzmappe zusammenstellen. Mit Beispieltexten für verschiedene Branchen, Produkte usw. - Agenturen stehen auf so etwas.

Viele Grüße