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Bann von chinesischen Autorinnen (& Neil Gaiman) beim ersten Hugo in China

Begonnen von Fianna, 25. Januar 2024, 09:37:21

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Fianna

Zum ersten Mal wird der Hugo Award in China verliehen werden.
Bei der Nominierung wurden jedoch die Autorinnen R.F. Kuang und Xiran Jay Zhao nicht berücksichtigt, obwohl sie ausreichend Stimmen erhielten. Auf dem Instagramprofil von Xiran Jay Zhao teilte die Autorin mit, dass ihr kein Grund mitgeteilt wurde.

Der Guardian spekulierte jedoch, dass es an politischen Äußerungen der Autorinnen liegt - auch Neil Gaimans Sandman-Episode wurde nicht nominiert, und Gaiman hat die Inhaftierung von chinesischen Schreibenden kritisiert.

Auf seiner Facebook-Seite hat der Leiter der Awards-Jury, Dave McCarty, behauptet, es habe keine Absprachen oder Wünsche mit der chinesischen Regierung gegeben (und wurde bei hartnäckigem Nachfragen
ableistisch.)   

Mehr Informationen in diesem Artikel des Guardian.

Fianna

Hab grad erfahren, dass viele Buchdiskussionen auf TikTok liefen (von chinesischen Accounts wurden die Videos nach einer Weile entfernt durch die Plattform).

Ich fand es sehr unübersichtlich und hektisch, schon als bloße Nutzerin (nicht mal als Autorin/Creator Account), aber vielleicht sollte ich es doch nochmal in ein paar Wochen probieren.

Franziska

Dass das überhaupt in China stattfindet war schon sehr fragwürdig. Damit hat sich der Preis keinen Gefallen getan. Ich weiß nicht, ob man den noch ernst nehmen kann. Ich hatte auch einige Videos dazu gesehen.

Maubel

@Fianna Korrektur: der Award ist bereits letztes Jahr verliehen worden. Jetzt wurden die Nominierungsstimmen veröffentlicht und zwar 91 Tage danach, obwohl das normalerweise innerhalb von Stinden/Tagen geschieht und eigentlich innerhalb von 90 Tagen geschehen muss. Dabei wurde dann deutlich, dass die beiden und noch ein dritter Fall (aber nicht chinesisch) genügend Stimmen hatten, um locker auf der Finalistenliste zu stehen, sie aber als unzulässig erklärt wurden (ohne wirklichen Grund)

@Franziska dass die WorldCon auch mal in China stattfindet, finde ich grundsätzlich nicht so schlimm, aber es gab dann ja doch so einige Probleme.

KaPunkt

Guten Morgen,

Offenbar gibt es inzwischen eine englischsprachige tiefergehende kritische Recherche zu dem ganzen Thema.
Ich habe den Bericht noch nicht gelesen, aber ich denke, das könnte viele hier interessieren.

Liebe Grüße
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

KaPunkt

Inzwischen habe ich den Bericht gelesen, aber nur wenige emails.
Macht es, es lohnt sich.

Was ich aus der ganzen Katastrophe für mich mitnehme ist ein geschärftes Gefühl dafür, wo die Grenzen liegen und wie leicht ich sie übersehen kann.
Ich glaube, niemand von uns möchte ein Unrechtssystem unterstützen. Wir alle glauben gern, wir würden im Zweifel auf der richtigen Seite stehen.
Okay. Im Anhang habe ich eine der ersten mails verlinkt, die an die Prüfer rausging.
Ich schwöre mir gerade selbst: Wenn ich sowas lese, nachzufragen. Abzuklären. "Moment, heißt das, wir sollen ...?", "Aber das bedeutet doch, dass wir? Finden das echt alle okay?"
Und mich selbst zu fragen: Will ich das tun und mittragen?

Weil die mail halt erstmal harmlos klingt. Okay, wir sind dieses Jahr hier, wir müssen uns an die Gesetze halten, also ...
Vielleicht hätte ich da auch einfach genickt und weitergemacht.
Dabei gab es wohl keine expliziten Forderung der Regierung. Nur vorauseilende Selbstzensur des Organisators.

Liebe Grüße
KaPunkt
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(Diane di Prima)