Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Franziska am 28. November 2009, 22:13:59

Titel: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Franziska am 28. November 2009, 22:13:59
ich bin mir nicht sicher, ob es schon einen Thread zu diesem Thema gibt, aber ich habe keinen gefunden.

Ich frage mich manchmal, ob ich zu hohe Ansprüche an mich selbst und auch an andere Autoren stelle. Es ist nicht so leicht, einen Text so zu schreiben, wie man ihn haben möchte. Klar, wenn man nicht versucht sich zu verbessern, wird man sicher nie ein Meiserwek schreiben, aber manchmal denke ich, ich schaffe es nie, dass es so wird, wie ich es möchte. Ich lese sehr gute Bücher und denke, ich würde auch geren so schreiben können. Aber dann lese ich wieder schlechte Bücher, bzw. die meisten Bücher, die ich anfange, lese ich nicht zu Ende, weil mich etwas stört, und ich fange nur Bücher an, über die ich schon gute Kritiken gelesen habe, gerade habe ich ein paar Leseproben gelesen. In einer fand ich den Stil sehr schlicht, es wurden auf den ersten Seiten nur Behauptungen über den Cahrakter erstellt und nicht "gezeigt". Bei einer andern bestanden die ersten Seiten aus einem langweiligen Informationsinput, bei einer in einer komplett anderen Welt spielenden Geschiche wurde eine Person mit einer Hollywood-Schauspielerin verglichen, zwei Bücher habe ich neulich zur Seite gelegt, weil die Frauen so dargestellt wurden, wie sich Frauen einfach niemelas verhalten würden, wie ich meine .... und selbst bei meinen Lieblingsbüchern könnte ich teilweise etwas finden, was sich verbessern ließe.
Da frage ich mich manchmal einerseits, sind die ganzen Manuskripte, die Verlage geschickt bekommen so "schlecht" , wenn mir bei gedruckten Büchern schon die Haare zu Berge stehen, oder trauen die Verlage sich nichts, und vor allem, habe ich vielzu überzogene Ansprüche auch an mich selbst?

Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Hanna am 28. November 2009, 23:04:12
Mir geht es ganz ähnlich. Während ich schreibe, bin ich noch zufrieden, aber sobald ich das Buch ein paar Wochen weglege, gefällt mir das Geschriebene nicht mehr.

Und bei anderen Büchern, die ich lese oder lesen will, ist es in den letzten Jahren immer schlimmer geworden. Früher habe ich Bücher jeder Art regelrecht verschlungen. Heute komme ich vielleicht auf vier gelesene Bücher im Jahr. Früher habe ich nie eines weggelegt. Heute landen sie sehr schnell in der Ecke, weil ich immer etwas auszusetzen habe. Häufig ist es der Stil. Oft stören mich die vielen Fehler, wo ich mich dann immer frage: lektoriert diese Bücher niemand mehr?

Ich fürchte, da bleiben uns nicht viele Möglichkeiten: selber besser schreiben und veröffentlichen und auf dem Buchmarkt weiter nach Perlen suchen. Denn die gibt es ja durchaus. Man muss halt nur genau hinschauen.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Sprotte am 28. November 2009, 23:47:07
Wenn ich selber schreibe, gibt es Szenen, die mir vom ersten Schreiben an als perfekt (es gibt keine Perfektion, wenn Menschen etwas gemacht haben, ich weiß, es gibt nur perfekte Absichten) vorkommen, die ich auch im Laufe der Überarbeitungen nicht mehr ändere. An anderen Absätzen krittel ich bei jeder Überarbeitung herum.

Es ist nicht nur der eigene Anspruch - sondern der fiese innere Lektor. Bei jedem Buch, das ich lese, läuft bei mir im Hintergrund eine Analyse ab. Was ist gut? Was weniger? Was ist schauderhaft? Und warum? Möchte ich etwas davon lernen oder es mir als abschreckendes Beispiel merken?
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: FeeamPC am 29. November 2009, 09:17:37
Alles schön und gut mit dem Analysieren, Leute (insbesondere für Schriftsteller)-
aber ihr vermiest euch damit den Spaß am Lesen.  Manchmal muß man den inneren Lektor ausschalten und einfach durch ein Buch durchpflügen, um sich unterhalten zu lassen.

Abgesehen davon- wenn ihr das Buch gekauft habt, dann hat der Verlag offensichtlich irgend etwas richtig gemacht, auch wenn ihr es dann inhaltlich nicht mögt. Für den Autoren und den Verlag ist der Verkauf das Erfolgskriterium.

Was meinen eigenen inneren Anspruch angeht, mein Ziel ist es einfach, so zu schreiben, daß mein Manuskript gut unterhält. Und zwar so, wie ich selbst gute Unterhaltung definiere.

Wenn ich ein Manuskript fertig habe, lege ich es normalerweise ein paar Wochen weg und sehe es in der Zeit nicht mehr an. Danach krame ich es wieder hervor und lese es, und zwar möglichst schnell, so daß ich über kleinere Macken einfach hinweglese und nur den Inhalt erfasse. Wenn mir dann der Text gefällt, ich also mein eigenes Werk gerne lese, dann betrachte ich es als fertig.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Alaun am 29. November 2009, 09:20:51
Hallo,
das Problem mit dem eigenen hohen Anspruch kenne ich auch nur zu gut. Es gibt IMMER etwas, was man noch besser machen könnte. Aber irgendwann muss einfach Schluss sein mit der peniblen Krittelei, sonst kriege zumindest ich gar nichts auf die Reihe.

Lesen ist inzwischen auch ein Problem. Ich finde die meisten Bücher, die mir so begegnen, langweilig, schlecht oder verbesserungswürdig. Und es ist frustrierend zu sehen, wie viel Quatsch zu verlegt wird. Mich motiviert sowas aber auch sehr, ich will es unbedingt "besser" machen, "anders" machen. Und ich glaube nach wie vor daran, dass sich ein gutes Manuskript auf dem Markt durchsetzt. Wenn ich daran nämlich nicht mehr glauben würde, dann könnte ich aufhören zu schreiben und mich der Seidenmalerei widmen... Oder etwas in der Art.

Ich glaube, es ist wichtig, sich nicht beirren zu lassen. Zweifel wird es immer geben, an Texten von anderen Autoren ebenso wie an eigenen Texten. Wie wars das doch bei Becket: Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better...

Liebe Grüße,
*Aquamarin
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Elena am 29. November 2009, 11:54:58
Hallo,

hm, ich würde schon behaupten, dass ich Ansprüche habe, aber die sind, glaube ich, eher "allgemeiner". Ich will einen guten Job machen, ein gutes Buch schreiben, und das heißt für mich nicht, dass jeder Satz stimmen muss. Ob ich mit einem Roman zufrieden bin oder nicht hängt auch vor allem von dem Gefühl ab, das ich beim Schreiben hatte. Lief's gut, hat's Spaß gemacht, finde ich das Manuskript gut; wenn nicht, dann nicht. Es ist mehr eine Art Quintessenz als eine minutiöse Betrachtung.
Auch beim Lesen kann ich über eine Menge hinwegsehen, und auch wenn ich zwischenzeitlich ein paar Probleme damit hatte, das Lesen zu genießen, kann ich es jetzt wieder (Marquez, Marquez). Man sollte auch trennen zwischen "Das hätte man besser machen können" und "Das hätte ich anders gemacht", und vor allem sollte man mit den richtigen Erwartungen an ein Buch rangehen (im besten Fall: mit keinen). Wer Probleme mit den typischen stereotypen Fantasyrassen hat, ist mit "Die Elfen" und "Die Zwerge" eher schlecht beraten, wer keine kitschigen Liebesgeschichten mag, sollte sich die Bis(s) Bücher nicht kaufen.

Vielleicht habe ich auch nur Glück mit meiner Buchauswahl. Ich breche Bücher prinzipiell auch nicht ab, auch wenn ich mich dann durch manche ein bisschen quälen muss. Viele Bücher sind gut, aber wenige perfekt, und bei meinen Manuskripten verschiebe ich den 95%igen Feinschliff auf das Lektorat. Bei vielen Dingen stelle ich nämlich fest, dass ich gar nicht weiß, ob das nun gut oder schlecht ist.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Redwood am 29. November 2009, 12:14:56
Also ich merke meine hohen Ansprüche sehr (!) oft beim Lesen. Früher hab ich auch so gut wie jedes Buch, das mir in die Finger geriet, begeistert durchgelesen, heute klappt das nicht mehr so gut...Ich denke, das kommt daher, dass ich früher über kleine fehler hinweggesehen oder sie gar nicht erst erkannt habe. Heute passiert mir das sehr oft, dass ich Bücher einfach mittendrin weglege und nicht mehr weiterlese. So ging mir das mit Jonathan Strouds vielgelobtem "Bartimäus" und "Valley - Tal der Wächter". Selbst nach zwei Anläufen bin ich nicht über die Seite 130 hinweggekommen... :-\
Das fängt auch alles schon im Buchladen an. Wenn ich am Regal stehe und ab und zu ein Buch in die Hand nehme, das meinem streng prüfenden blick standgehalten hat, dieses auch aufschlage (Achtung-selten) und eine Passage lese, dann endet das meist damit, dass ich es enttäuscht wieder weglege, weil mir irgendetwas fehlt, weil irgendetwas mich nicht fesselt oder mich zwingt, genau dieses Buch zu kaufen....Ich hoffe, das ändert sich bald.
LG, Redwood
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Moa-Bella am 29. November 2009, 14:14:50
Ich habe mir angewöhnt, formulierungen, mit denen ich nicht zufrieden bin, rot zu markieren, um sie mir später noch einmal anzusehen. Das führt zu vielen, vielen roten Stellen, aber immerhin komme ich so einigermaßen voran anstatt stundenlang über eine Formulierung zu brüten.

Ich finde viele Dinge an einem Buch, die mir nicht gefallen. Manchmal auch keine, manchmal sind sie egal, weil der positive Teil überwiegt, aber andere Bücher finde ich dann wieder furchtbar. Ich kaufe selten Bücher, eher leihe ich mir welche aus. Meine Schwester ist schon total genervt un will mir keine Bücher mehr leihen, weil ich sie immer so sehr kritisiere, aber ich kann nichts dafür, manche Bücher finde ich eben schlecht.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Feuertraum am 29. November 2009, 15:08:57
Der eigene Anspruch kann auch zu einer Stolperfalle werden, einfach, weil man Gefahr läuft, immer unzufrieden zu sein und zu glauben, die anderen Autoren sind so viel besser. Aber sehen Sie es einmal von einem anderen Standpunkt: selbst ein Buch, das Sie nicht mögen, kann in den Augen vieler anderer Leser absolut spitze sein.
Stellen Sie sich die Frage, was Sie wollen: Geschichten schreiben, die von anderen gelesen werden. Oder jahrelang an einer Geschichte schreiben, die niemals fertig ist, weil Sie sie stets und ständig und immer wieder ver(schlimm)bessern?

LG
Feuertraum
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Sprotte am 29. November 2009, 15:18:31
Feuertraum: Absolut!
Ich gehöre zu denjenigen mit hoher Schreibleistung. Ein Roman pro Jahr wird bei mir mindestens fertig. Ich bin auch der Überzeugung, daß man einen Roman kaputtkorrigieren und kaputtüberarbeiten kann. Wenn ich selber eine Formulierung für meine Ansicht nicht "glatt" bekomme, werfe ich sie den Betalesern vor. Meistens kommt von denen zurück, was ich denn eigentlich habe, das wäre doch okay. Also mache ich mir nicht mehr so viel Sorgen um vermeintlich krause Formulierungen sondern warte, was die Betaschar tatsächlich kritisiert. Da die meisten zu meiner angepeilten Zielgruppe gehören, sollte das passen.

Aber wie geht man mit Büchern um, die man einfach liest? Ich lese sehr viel. TV kann mir gestohlen bleiben, solange ich nur ein Buch habe. Habe ich früher aber unbedarfter gelesen und mich manchmal nur leise gefragt, warum mir ein Buch nicht gefallen hat, so schaue ich jetzt darauf, was mir genau nicht gefiel, wie ich es besser machen würde, was ich daraus lerne.

Beispiel für jemanden, dem ich zu gerne nacheifern würde: Georgette Heyer. Ich lese ihre historischen Liebesromane auch sehr gerne im englischen Original. Sie schriebt sehr sauberes, grammatisch immer korrektes Englisch. Ihre Dialoge sind wichtig zum Übermitteln von Informationen, nicht nur Geplänkel. Und sie fängt ihre Charaktere so zielsicher, lebendig ein, daß es wunderbar ist. Ihr Humor ist leicht spitzfindig und gerne hintergründig. Da lerne ich gerne noch etwas dazu. Leider neige ich dazu, mich in diesen Büchern zu verlieren, so daß der Innere Lektor nur staunend daneben steht.  :rofl:
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Steffi am 29. November 2009, 15:55:32
Zitat von: Feuertraum am 29. November 2009, 15:08:57
Der eigene Anspruch kann auch zu einer Stolperfalle werden, einfach, weil man Gefahr läuft, immer unzufrieden zu sein und zu glauben, die anderen Autoren sind so viel besser.

Das kann ich bestätigen. Bei mir ist es so schlimm, dass ich weitesgehend mit dem Schreiben aufgehört habe.

Ich bin aber auch bei anderen Büchern etc. viel anspruchsvoller geworden und ich finde, dass es zum Beisppiel sehr, sehr wenige wirklich gute Liedertexte gibt (die ich übrigens aus demselben Grund auch kaum noch schreibe).
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Ary am 29. November 2009, 16:16:08
Ich gebe zu, ich bin anspruchsvoll. Und durch die Mitarbeit in Schreibforen und das kritische Auseinandersetzen mit dem eigenen Geschreibsel bin ich auch deutlich kritischer geworden, sowohl meinem eigenen Zeug gegenüber als auch gegenüber den Büchern, die ich lese.
Dennoch versuche ich (bisher erfolgreich) mit durch den eigenen Kritiker weder den Lese-noch den Schreibspaß zu vermiesen. Allerdings habe ich auch schon Bücher weggelegt oder von angefangenen Serien dann doch davon abgesehen, mir den zwieten Band zu organisieren.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Joscha am 29. November 2009, 22:13:01
Ob ich zu hohe Ansprüche an mich stelle, kann ich gar nicht so genau sagen. Das Problem ist, dass ich keinen Text habe, den ich nach ein paar Wochen durchlesen könnte. Der letzte Entwurf, der noch nicht in der Mülltonne gelandet ist (außer natürlich meinem NaNo-Projekt) ist schon so alt, dass ich mich seitdem so stark weiterentwickelt habe, dass er nur noch kindisch und naiv klingt (dreieinhalb Jahre, um genau zu sein).

Zitat von: Gothanna am 28. November 2009, 23:04:12
Und bei anderen Büchern, die ich lese oder lesen will, ist es in den letzten Jahren immer schlimmer geworden. Früher habe ich Bücher jeder Art regelrecht verschlungen. Heute komme ich vielleicht auf vier gelesene Bücher im Jahr. Früher habe ich nie eines weggelegt. Heute landen sie sehr schnell in der Ecke, weil ich immer etwas auszusetzen habe. Häufig ist es der Stil. Oft stören mich die vielen Fehler, wo ich mich dann immer frage: lektoriert diese Bücher niemand mehr?

Ich fürchte, da bleiben uns nicht viele Möglichkeiten: selber besser schreiben und veröffentlichen und auf dem Buchmarkt weiter nach Perlen suchen. Denn die gibt es ja durchaus. Man muss halt nur genau hinschauen.

Da geht es mir ähnlich. Zwar lese ich immer noch recht viele Bücher, aber mir fallen kleine Ungereimtheitn im Schreibstil etc. deutlich stärker ins Auge als früher. Das beste Beispiel ist da Eragon. Früher habe ich die Bücher geliebt, heute kann ich sie häufig nach drei Seiten nicht mehr ertragen. Andererseits liegt das sicherlich auch daran, dass ich früher geradezu ehrfürchtig auf jedes Buch geschaut habe, das es ur Veröffentlichung gebracht hat und dass ich mir sicher war, wenn das Buch nicht perfekt wäre, hätte es nie ein Lektor akzeptiert. Da hat mich einfach die Lebenserfahrung und der (virtuelle) Umgang mit anderen Autoren eines Besseren belehrt.

Grüße
Joscha
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Churke am 30. November 2009, 09:27:46
Zitat von: Sprotte am 29. November 2009, 15:18:31
Wenn ich selber eine Formulierung für meine Ansicht nicht "glatt" bekomme, werfe ich sie den Betalesern vor. Meistens kommt von denen zurück, was ich denn eigentlich habe, das wäre doch okay.

Der Betaleser mag es "okay" finden, weil er nicht weiß, welche Wirkung du eigentlich mit der Textstelle beabsichtigt hast. "Okay" schreibt man für einen Heftroman, wo man mit der Abgabe in Verzug ist. Außerdem denke ich, dass man sich verbessert, indem man gerde die Problempassagen so lange immer wieder durchkaut, bis Anspruch und Wirklichkeit harmonieren.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Dämmerungshexe am 30. November 2009, 09:47:02
Mir geht es in letzter Zeit so, dass ich mir sowieso nur noch sehr selten Bücher kaufe (einmal weil ich wenig Zeit zum Lesen habe, zum anderen, weil mich bei den wenigsten, die man heutzutage bekommt der Inhalt wirklich anspricht). Neulich habe ich dann doch zwei Bände einer dreiteiligen Reihe gekauft - das Cover sah toll aus und die Kurzbeschreibung klang unheimlich spannend. An sich war die Grundidee auch faszinierend, aber nach und nach, während ich gelesen habe, fing ich an zu denken: Sowas habe ich geschrieben als ich etwa 15 war ... und der Autor hier ist wesentlich älter und hat mit diesem Zeug auch noch nen renomierten Preis abgeräumt ...

Wahrscheinlich liegt es wirklich daran, dass ich in den letzten Jahren einfach unheimlich viel übers Schreiben an sich gelernt habe und deswegen besser in der Lage bin Romane zu beurteilen, und zwar nicht nur nach dem Argument: Gefällt mir!

Für mich selbst bedeutet das, dass ich mir unheimlich schwer damit tue, eine Geschichte zu meiner vollkommenen Zufriedenheit fertig zu stellen.
Früher habe ich manche Szenen einfach geschrieben weil ich mir dachte: Das muss rein! oder ich habe Charaktere etwas machen lassen weil ich mir sagte: Das wäre doch cool!
Heute kriege ich bei soetwas immer Bauchschmerzen - mein innerer Lektor schlägt sofort Alarm wenn irgendetwas nicht logisch ist und einfach nicht in die Geschichte passt oder vollkommen ummotiviert dasteht, nur damit etwas gesagt ist.
Das kann einem den Spaß am Schreiben schon ordentlich vermiesen

Gleichzeitig habe ich aber auch immer wieder Momente, wo ich Textpassagen, die schon etwas älter sind, lese und plötzlich merke, dass ich da etwas geschrieben habe, das wesentlich mehr enthält, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
Hier liegt der Vorteil von diesem ständigen "sich selbst überprüfen" - die Erzählung wird nur dann in sich stimmig, wenn man stets darüber nachdenkt: Warum macht der Charakter das? Was sind seine Beweggründe? Und warum schreibe ich, der Autor, diese Szene genau so und nicht anders?

Ich denke jeder hat da seine ganz eigenen Ansprüche an Qualität und welche Faktoren man zur Beurteilung der selbigen heranzieht. Für mich jedenfalls ist es wichtig, dass meine Geschichten "perfekt" (also so wie ich sie gerne hätte und wie ich glaube dass sie den Lesern gefallen werden) sind.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass es noch einige Jahre brauchen wird, bis ich es tatsächlich schaffe etwas zu veröffentlichen.  ::)
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Moa-Bella am 30. November 2009, 14:30:48
Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich so kritisch bin. Wenn ich es nicht wäre, könnte ich auch nichts vernünftiges Schreiben. Wenn ich dann Bücher lese und mit Ungereimtheiten auffallen, ist es mir das schon fast Wert, da es mir den Spaß an guten Büchern doch nicht verdirbt, wenn das Buch gut ist, kann ich darüber hinweg sehen und wenn es schlecht ist, finde ich es nicht besonders Schade, wenn es mir nicht gefällt. Man kann schließlich viel durch das Lesen lernen, auch von schlechten Büchern, solange man ihre Schwächen erkennt.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Fynja am 30. November 2009, 16:10:38
Wenn ich beim Schreiben eines Textes zu hohe Ansprüche erhebe, brauche ich meistens ewig, bis ich den Text fertiggestellt habe, nur um nachher festzustellen, dass er immer noch sehr verbesserungswürdig ist.
Wenn es mir allerdings gelingt, meine eigenen Ansprüche beim Schreiben zu vergessen oder herunterzuschrauben (was leider nicht oft vorkommt) und ich den fertigen Text nachher lese, bin ich meistens sogar zufrieden. Was nicht heißt, dass ich ihn dann nicht kritisch betrachte. Beim Lesen meines Textes kann ich objektiver urteilen als beim Schreiben von ebendiesem, und ich habe einfach festgestellt, dass Texte an denen ich nicht schon beim Schreiben herumkritisiere mir besser gelingen als welche, zu denen ich mir schon beim Schreiben zu viele Gedanken gemacht habe. Also gilt es für mich zu versuchen, auf die eigenen Ansprüche beim Schreiben gar nicht erst zu achten. Das Ueberarbeiten ist dann wieder eine andere Sache. Sei es meine eigenen Bücher oder die Bücher anderer Autoren- ich betrachte alles immer mit einem etwas kritischen Auge, aber hoffe dabei, es nicht damit zu übertreiben, denn das würde nur schaden.

Was andere Bücher betrifft, so gelingt es mir relativ leicht, mich für etwas zu begeistern. Ich mag Bücher, und die meisten, die ich lese, fesseln mich einfach, selbst wenn ich im Nachhinein feststelle, dass das Buch gar nicht so interessant war. Wenn es dem Autor erst gelungen ist, mich in die Welt seines Romans einzuspannen, sind meine Ansprüche beim Lesen meistens ohnehin vergessen.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Franziska am 30. November 2009, 18:03:49
es beruhigt mich, dass es euch ähnlich geht. Beim schreiben selbst sollte man wirklich nicht darüber nachdenken, ob es gut ist. Ich bin in letzter Zeit hauptsächlich am Überarbeiten. Und finde es einfach wahnsinnig schwierig, dass es so wird, wie ich es haben will. Am wichtigsten ist mir, dass die Charakterentwicklung glaubwürdig ist, der Plot sollte logisch sein, spannend sein und gleichzeitig eine Botschaft vermitteln, aber nicht zu platt und das ganze darf dabei nicht in die üblichen Fantasy-Klischees abdriften ...manchmal denke ich, wenn ich alles perfekt haben will, werde ich nie fertig, aber andererseits würde ich sicher auch nicht glücklich, würde ich einen Text veröffentlichen, der mir selbst nicht gefällt.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Romy am 30. November 2009, 18:12:44
Ich schließe mich den vielen Stimmen an, ich lese einfach viel weniger als früher. Früher einmal war ich die reinste "Bücherfresserin" und habe 1000 Seiten in einer Woche verschlungen, heute bin ich einfach sehr viel kritischer und ständig auf Fehlersuche und am Analysieren. Aber das tue ich nicht mit Absicht. Ich würde gerne mal wieder beim lesen den inneren Lektor ausstellen und es einfach nur genießen, aber ich glaube, dafür ist es zu spät. Dieser unbeschwerte Lesespaß wird wohl nie wieder zurückkehren  :seufz:
Deshalb betrachte ich als sehr gutes Buch nur Bücher, die mich völlig mitreißen und denen es gelingt, meine inneren Lektor auszuschalten. Wenn sogar der gespannt mitliest, dann weiß ich, dass ich einen wirklich guten Text vor mir habe  ;)

Was das Schreiben betrifft: Ich kann gar nicht sagen, dass ich so gewaltig hohe Ansprüche hätte. Ich will einen Text schaffen, der flüssig geschrieben und gut lesbar ist. Der unterhält und dessen Story spannend ist und deren Charaktere interessant sind und mit denen man sich identifizieren kann. Das reicht mir ja "schon". Aber - haha - ein Manuskript so weit zu bekommen ist wirklich nicht so leicht.
Ich denke häufig, dass meine Rohfassungen absolut grottig sind, erst durch die teils wirklich seeeehr aufwändigen und ausführlichen Überarbeitungen finde ich meine Texte besser. - Aber erst einmal muss ich ja die Rohfassung fertig bekommen. Solange sollte ich das Geschriebene wirklich nicht noch mal lesen, oder mir zu sehr den Kopf zerbrechen, denn viel zu oft habe ich einen vielversprechenden Roman schon abgebrochen, weil mir Zweifel kamen ...
Ich versuche mittlerweile immer, die betreffende Stelle im Zweifelsfall farbig zu markieren, um mir später den Kopf darüber zu zerbrechen. Und die Ideen für die Überarbeitung schreibe ich schon mal in einer gesonderten Datei nieder, damit sie nicht verloren gehen.
Aber solange ich nicht mal die Erstfassung habe, gäb' es ja auch nichts, womit ich arbeiten könnte ...


Zitat von: Gothanna am 28. November 2009, 23:04:12
Ich fürchte, da bleiben uns nicht viele Möglichkeiten: selber besser schreiben und veröffentlichen und auf dem Buchmarkt weiter nach Perlen suchen. Denn die gibt es ja durchaus. Man muss halt nur genau hinschauen.

Ja, damit bringst Du es absolut auf den Punkt  :jau:
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Kati am 03. Dezember 2009, 19:55:12
Ach, das kenne ich auch. Mir gefällt das, was ich schreibe nie, während ich schreibe. Erst, wenn ich es einige Wochen nicht mehr gesehen habe und mich davon sozusagen entfernt habe, finde ich es manchmal gut.  ;D
Das mache ich auch mit anderen Büchern. Wenn ich in Romanen über Sätze wie "Das mache ich, seit ich dreizehn bin" stolpere und die Figur schon lange nicht mehr dreizehn ist, rege ich mich dermaßen auf.  ;) Allerdings lege ich Bücher wegen so etwas nicht zur Seite. Nur, wenn mich der Stil wirklich aufregt oder der Inhalt mir nicht gefällt.  :) Das kam früher oft vor, in letzter Zeit kaum noch.

LG,

Kati
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Falckensteyn am 04. Dezember 2009, 10:50:26
Für mich ist der eigene Anspruch zur Zeit ein grosses Thema und auch ein Problem.
Ich hinterfrage sehr viel, wenn ich an meinem Manuskript weiterschreibe und verbaue mir dadurch wohl auch sehr viel. Mir steht die eigene Kritik also eher im Wege, als dass sie mir nützt. Aber manchmal gelingt es mir auch, einfach drauflos zu schreiben und den Kritiker beiseite zu stellen. Dann macht es mir auch richtig Spass und Freude.

Wenn ich Bücher lese, bemerke ich auch sehr oft Fehler oder Verwirrendes im Stil oder Inhalt. Aber da ich es selbst (noch) nicht besser kann, sehe ich drüber hinweg und lese das Buch trotzdem weiter. Ein abschliessendes Urteil über ein Werk erlaube ich mir erst am Schluss, wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe.

Herr Feuertraum hat es für mich eigentlich auf den Punkt gebracht. Es wäre wohl besser, lieber ein Werk zu Ende zu bringen, als ständig daran rumzubasteln, weil man zu kritisch ist.  ::)

Und Edith meint: Lustigerweise fällt mir zur Zeit das Schreiben von Texten zu meinen Rollenspiel-Chars viel einfacher, als an meinem Manuskript weiterzuschreiben.  Bei Ersterem bin ich irgendwie weniger kritisch und lockerer.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Anamalya am 04. Dezember 2009, 20:29:58
Ich bin bei mir sehr kritisch. Ich kann auch nur schreiben, wenn ich merke, dass ich etwas ordentliches auf die Reihe bekomme. Ansonsten höre ich gleich wieder auf. Mein Buch habe ich wegen meinem Anspruch auch dreimal überarbeitet *stöhn* Ich hoffe es bleibt dabei ;D
Seit ich intensiv schreibe, fallen mir aber auch bei anderen Büchern immer mal wieder Formulierungen oder Wörter auf, die ich anders gemacht hätte. Ich glaube so ganz kann ich meinen inneren Kritiker nie abschalten  :) In der Hinsicht sind die Morgenseiten ganz praktisch. Ab und zu wenn ich das Gefühl habe, ich muss irgendetwas unbedingt loswerden, kann ich auch einfach darauf los schreiben, egal was dabei rauskommt. Erstaunlicherweise gefallen mir die Texte hinterher oft sogar  ;D
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Luciel am 05. Dezember 2009, 12:39:15
Das ist interessant ... bisher dachte ich, es liegt an mir, dass ich kaum noch Bücher finde, die mich begeistern, die mich so reinziehen, dass ich sie nicht mehr aus der Hand legen kann. Wenn es euch aus so geht, dann könnte es vielleicht doch an den Büchern liegen ..

Ich glaube, ein großer Qualitätsmangel entsteht, wenn hauptsächlich nur noch Bücher verlegt werden, die auf dem englischsprachigen Markt erfolgreich waren - und am besten noch dürftige Kopien eines Bestsellers sind (man denke an die vielen Biss-Plagiate). Da kann der Lesespaß doch nur auf der Strecke bleiben. Mich langweilen Bücher einfach viel schneller als früher - die Handlung ist oft vorhersehbar, die Charaktere flach und die Sprache simpel. Da quäle ich mich nicht durch, die lege ich weg, bzw gebe ich zurück, da ich die meisten Bücher nur noch ausleihe.

Genauso kritisch bin ich auch mit meinen eigenen Texten. Mir gefällt meist gut, was ich schreibe, doch wenn ich mich Büchern vergleiche, die ich gut geschrieben finde, kommen die Zweifel. Mein Heyne-Projekt hat ein lahmes erstes Kapitel, denke ich, wenn ich die wunderbaren Anfänge anderer Bücher lese. Das gibt dann immer das gleiche Dilemma: ändere ich mein Manuskript, um es besser verkäuflich zu machen oder bleibe ich meinem Stil treu? Und wo ist der Mittelweg?
Ich suche nach diesem Mittelweg, denn für mich ist schreiben nicht nur Selbstzweck, sondern ich möchte auch gelesen werden.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Moa-Bella am 05. Dezember 2009, 13:31:25
Ich denke, es liegt auch daran, dass man Stilmittel, etc leichter durchschaut wenn man selber schreibt. Als Leihe wirkt das alles ganz anders auf einen, dadurch wird man auch anspruchsvoller.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Redwood am 05. Dezember 2009, 13:39:19
An Luciel: Ich denke, dass beide Faktoren eine Rolle spielen. Einerseits lesen, schreiben und fachsimpelnwir selbst, wodurch wir natürlich die groben fehler leicht durchschauen, andererseits
stimmt auch das, was du über die Veröffentlichungen gesagt hast. :hmmm:
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Hanna am 05. Dezember 2009, 19:46:56
@Moa-Bella: Du bist eine Leihe? Oder doch eher ein Laie?

Nicht böse sein. Ich konnte nicht widerstehen.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Moa-Bella am 05. Dezember 2009, 20:09:18
Zitat von: Gothanna am 05. Dezember 2009, 19:46:56
@Moa-Bella: Du bist eine Leihe? Oder doch eher ein Laie?

Nicht böse sein. Ich konnte nicht widerstehen.

Böse, böse deutsche Rechtschreibung... wie bin ich denn darauf gekommen?  :wums:
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Kati am 05. Dezember 2009, 20:36:36
ZitatIch denke, es liegt auch daran, dass man Stilmittel, etc leichter durchschaut wenn man selber schreibt. Als Leihe wirkt das alles ganz anders auf einen, dadurch wird man auch anspruchsvoller.

Das stimmt. Wie oft habe ich in letzter Zeit gedacht: "Was für eine offensichtliche Metapher". Oder sowas in der Art.

LG,

Kati
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Joscha am 06. Dezember 2009, 11:01:12
Mir geht es häufig so, dass ich durch meine Tätigkeit als Autor häufig einen Konflikt oder dessen Lösung vorausahnen kann, bevor er auftritt. Das trifft vermutlich auf jeden erfahrenen Leser, nicht nur auf einen Autor, zu, aber es macht die ganze Sache quälender, wenn man weiß, dass der Autor den Figuren auf jeden Fall jeden möglichen Stein in den Weg legen wird. Beispiel: Ein Charakter begeht regelmäßig Hochverrat, indem er mit der Frau des Königs ins Bett steigt. Das direkte Bewusstsein hofft, dass alles gut gehen wird, aber der innere Lektor in seinem stillen Kämmerlein sagt: Natürlich werden sie entdeckt, nur dann kann sich das Konfliktpotential entfalten.

Oder man erkennt bestimmte Personenkonstellationen wieder, z.B. Ex-Frau ist mit neuem Mann verheiratet, als sich sie und ihr Ex-Mann wieder annähern. Solange die Geschichte kein tragisches Ende nimmt, kann man in 80% aller Fälle davon ausgehen, dass der neue Mann durch einen äußeren Umstand ums Leben kommen wird, weil er sonst zwischen den beiden anderen steht,
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: caity am 06. Dezember 2009, 11:13:21
Hallo,

ich stimme euch im Grosen und Ganzen zu, wobei ich behaupte, dass ich auch weniger lese, weil ich frueher deutlich mehr Zeit hatte als jetzt und, wenn ich mich zwischen Lesen und Schreiben entscheiden muss, ich meistens das Schreiben waehle. Es ist schwierig, Lektuere zu geniesen, sobald man selbst schreibt: weil man Tricks kennt, weil man Plots kennt, weil man Charaktere/Stereotypen kennt. Mich hat das jahrelang beim Lesen und beim Schreiben wahnsinnig blockiert. Ich habe jedes Buch auseinander gepfluegt und mir von meinen Freunden jedes Mal ein gestoehne anhoeren muessen.
Mittlerweile betrachte ich das ganze gelassener. Es gelingt mir, meinen inneren Lektor abzuschalten, wenn ich lese. Ich konzentriere mich mehr auf die Story, versuche, darin zu versinken und erst, wenn mir das wirklich ums Verrecken nicht gelingt, analysiere ich, warum. Gelingt es mir wiederum, in die Geschichte einzutauchen, lese ich wichtige Stelle spaeter noch einmal, um herauszufinden, warum das so ist.
Es gibt Gruende, warum Harry Potter so erfolgreich war, warum die Biss-Reihe so erfolgreich ist, und ich persoenlich will als Autor schon auch Massen erreichen, da ist jeder anders, ich weis, viele sagen, sie schreiben lieber nur fuer sich, denn die "Massen-Buecher" gefallen ihnen nicht. Ich moechte mal dagegen halten: die Buecher sind nicht schlecht! - sie sind uns haeufig nur zu schlicht. Die Frage ist, was wir produzieren wollen: gelesen werden oder nicht und da ist der Anspruch einfach unterschiedlich.
Ich kann wieder lesen, relativ viel sogar, besonders, seit ich hier in Suedafrika bin und mein LapTop den Geist aufgegeben hat, ich also nur sehr schwer zum Schreiben komme  ;D Und es tut gut. Ich habe das Gefuehl, mich wieder aufzufrischen.
Manchmal lohnt es sich auch, ein schlechtes Buch nicht aus der Hand zu legen und bis zum Ende zu lesen und differenzierter zu ueberlegen: Was hat mir gefallen?/ Was koennte anderen gefallen? Wo hatte ich trotzdem meine Schwierigkeiten damit?
Das nur mal als kleine Gegenstimme aus dem tiefen Sueden  ;D

Bye
caity
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Romy am 08. Dezember 2009, 00:40:57
Zitat von: Joscha am 06. Dezember 2009, 11:01:12
Mir geht es häufig so, dass ich durch meine Tätigkeit als Autor häufig einen Konflikt oder dessen Lösung vorausahnen kann, bevor er auftritt.

Oh ja, das geht mir auch so.
Wenn ich einen Film oder eine Serie sehe, spiele ich für mich immer das lustige Spielchen, dass ich versuche, vorherzusagen, was wohl passieren wird. - Das ist im Regelfall logischerweise das größtmögliche Dilemma und am Ende (zumindest in Serien) ist alles wieder supi oder zumindest wieder "normal" ;)
Und ich finde, ich habe eine recht gute Quote beim Vorhersagen. Besonders lustig ist es doch immer wieder, wenn ich mit meiner Mutter Film/TV gucke und dann mal wieder etwas richtig "vorhersage" und sie sich dann über meine Treffsicherheit wundert  ;D
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Geli am 08. Dezember 2009, 07:36:24
Tja, ist blöd. Sobald man das Schema X mal erkannt hat, weiß man, wohin der Hase läuft. Selbst wenn das liebe Tier noch friedlich im Gras hockt.
Mein Mann sagt in solchen Fällen immer: Die Guten haben wieder einmal gewonnen, aber knapp.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Manja_Bindig am 08. Dezember 2009, 12:54:52
Ich werde von meiner Mutter in solchen Fällen immer angemotzt, dass ich doch nicht vorsagen soll, wenn ich den Film schon gesehen habe.
Titel: Re: Der eigene Anspruch
Beitrag von: Nessa am 14. Dezember 2009, 11:49:47
Eigener Anspruch, der war bei mir schon immer hoch. Selbst, als ich noch nicht so gut schreiben konnte, nicht wusste, wie der Aufbau einer Geschichte sein sollte. Nun bin ich durch Lektüre von diversen Schreibratgebern und ähnlichen Büchern natürlich erfahrener geworden und wenn ich es mir genau überlege, sind gewisse Schemen, die es nun einmal gibt, nur in meinem Gedächtnis aufgefrischt worden.
Und mir ist es wichtig, dass die Geschichte gelesen wird. Ich schreibe zwar auch für mich, aber wenn ich nur für mich schreiben würde, dann häte ich nicht den Anspruch, den ich nun habe. Ich würde mich nicht jeden November quälen. Ich würde nur schreiben, wenn ich dazu Lust und Laune hätte. Jedoch ist mein Ziel, dass ich auch für eine Zielgruppe schreibe, um einfach ein Ziel zu haben. Nun resultiert für mich daraus auch, dass ich einen gewissen Anspruch an den Text habe. Es müssen gewisse Regeln auf den Text anwendbar sein, so lange werde ich wohl daran rumfeilen.

Beim Lesen, da ist es, mein ich, so wie früher. Ich mag manche Bücher und andere überhaupt nicht. Mittlerweile kann ich aber sagen, woran das liegt. Zu meist sind es Charaktere die nicht ausgearbeitet sind, das ist für mich häufig ein Grund, mich entweder im wahrsten Sinne durchzuquälen, oder aufzuhören mit lesen. Das einzige, was mich da noch zum Lesen animieren kann, ist eine Sprache, die mich in das Buch hineinzieht. Da kann ich auch über Schwächen innerhalb der Handlung, Charakteren und des Universums hinweg sehen.
Im Großen und Ganzen lese ich derzeit weniger Unterhaltungsliteratur, was aber an der begrenzten Zeit liegt, die  ich nun mal zur Verfügung habe und derzeit ganz gern mein Wissen erweitern möchte.

LG Nessa