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Jugendbuch ohne Liebesgeschichte = unnormal?

Begonnen von Silvia, 27. Januar 2010, 13:05:43

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Maran

#15
Mir geht es ähnlich wie Churke.

Und ich befürchte sogar, daß ich in dem Alter ein Jugendbuch solchen Inhaltes (selbst wenn es sich nur um eine Nebenhandlung gehandelt hätte) gar nicht in die Hand genommen hätte. Liebesgeschichten waren definitiv keine Themen, über die ich damals gerne gelesen hätte. Allerdings bin ich kein Maßstab für die Allgemeinheit, fürchte ich  :-\

[edit]: Ich hätte vorher alle Beiträge lesen sollen. Anscheinend bin ich nicht die einzige Spätzünderin.  ;D

Den "Zwang" zu einer Liebesgeschichte in einem Jugendbuch halte ich für - pardon - hirnrissig. Das ist, als ob alles andere nebensächlich wird, sowohl die eigentliche story, die vielleicht gar keine Turteleien mit den entsprechenden Konsequenzen verträgt, als auch andere Themen, die vielleicht auf Interesse bei jugendlichen Lesern stoßen würden.


Silvia

#16
Wow, so viele Antworten, danke! Ich finde es echt interessant, eure Meinungen zu lesen. Von den 15jährigen bin ich inzwischen ja nun doch schon ein paar Jährchen entfernt (phu, ein Glück *gg*). Aber stimmt, diese Foto-Lovestories aus der Bravo und so hab ich damals auch gelesen ... bis die mir irgendwann zu unrealistisch waren.
Ich glaube, mein Problem mit dieser Sache liegt vor allem bei den Wörtern ,,muß" und ,,immer". Man muß im Leben nur sehr wenige Dinge und die meisten erst recht nicht immer. Und bei ,,nicht normal", denn in diese Normalitätsschiene hab ich selber in dem Alter auch nicht reingepaßt. Wie anscheinend so einige andere hier ebenfalls. Und es ärgert mich jedesmal, wenn jemand als ,,nicht normal" bezeichnet wird, nur weil er etwas anders tickt als sein Umfeld.
Ich suche derzeit auch mal wieder frustriert nach Büchern ohne Liebesgeschichte. Einfach mal wieder ein spannender Abenteuerroman gleich welcher Art, Jugend- oder Erwachsenenbuch, aber bitte ohne Schnulz ... gibt's anscheinend schon seit einiger Zeit nicht mehr. Ich sollte wohl anfangen, Jules Verne oder andere Klassiker zu lesen ... der durfte das noch schreiben ;-)
Andererseits habt ihr mich darauf gebracht, daß meine Charaktere zumindest ein Anrecht darauf haben, daß ich sie mir unter dem Gesichtspunkt mal genauer anschaue. ,,Was haltet ihr denn so voneinander - ihr seid jetzt 15/16 – wär das dein Typ? Wenn ja, warum – wenn nicht, warum nicht? Hättest du gerne einen und wie müßte der Gegenpart denn da beschaffen sein?" Diesen Gefühlsbereich hab ich tatsächlich bisher komplett ausgeblendet.
Mal drüber nachdenken kann ja nicht schaden. Irgendwas hat mir bei meinen Hauptpersonen sowieso noch gefehlt, ich konnte bisher nur nie den Finger drauflegen. Am Ende füllt die Antwort auf diese Fragen sogar diese Lücke, wer weiß?
Ein bißchen Bauchschmerzen hab ich immer noch bei der Frage, so eine Konvention nur um der Konvention Willen zu erfüllen. Ich denke, es muß irgendwie zur Geschichte passen, muß irgend etwas dazu beitragen können – oder einfach aus den Charakteren selbst heraus kommen. Ich hatte schon mal den Fall, daß aus einer Nebenfigur, die die Hauptfigur einfach nur etwas ärgern sollte, am Ende deren Lebensgefährte wurde. Das war nicht geplant! *g* Aber es ging ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr anders. Die paßten so gut zusammen. Na, das kennt ihr bestimmt selber zu genüge. :-)
So eine Entwicklung könnte ich mir durchaus vorstellen. 
Oder daß da irgendwo Gefühle im Spiel sind, die aber nicht erwidert werden. Im realen Leben passiert es ja auch, daß man nicht immer den bekommt, den man gerade besonders gern hätte.

Linda

#17
Ich finde ja, es kommt auf die Ausführung der Beziehung an. Es gibt zarte, unaufdringliche Liebesgeschichten und das Gegenteil.
Lösungsansätze sehe ich folgende: Solange die Liebesgeschichte nicht der Motor des Romans ist, kann sie ja einen kleineren Raum annehmen. Eine Nebenhandlung beleben, einer Nebenfigur Farbe verleihen. Sie muss weder kitschig noch ausgewalzt daherkommen wie bei gewissen Beern.

Die Absolutheit, mit der die obligatorische Lovestory gefordert wird, kommt mir allerdings bedenklich vor. Irgendwann schreibt jemand einen Bestseller, der diese Forderung obsolet macht, denn die Klassiker zeigen: Jugendbuch geht ganz hervorragend auch ohne. Ohne Sex, ohne Hormone und ohne Liebelei.

Und viele Leser, ihr schreibt es ja schon, verzichten auch gerne darauf. Es lebe die Abwechslung!

Gruß,
Linda

Shay

Mir ging es ähnlich wie Judith. Ich hab die echten Jugendbücher gehasst wie die Pest. Dieses "Komm, ich zeig dir jetzt, wie das so geht mit dem Erwachsenwerden und der ersten Liebe." Gibt es eigentlich auch Jugendbücher, in denen die erste "Liebe" so ist, wie es zumindest im meinem Umkreis wohl 90% der Leute erlebt haben? Nämlich eine kurze Schwärmerei, die einem nachher unendlich peinlich ist? ;)
Ich hab damals deswegen vor allem die Klassiker der Jugendliteratur gelesen: Karl May, Dumas, Lederstrumpf, Jack London, etc wobei die ja eigentlich alle für Erwachsene geschrieben haben. Mit den Liebesgeschichten konnte ich viel mehr anfangen. Da kam vielleicht mal eine vor, vielleicht auch nicht, aber weil es in aller Regel nicht die erste Liebe war, lief das in aller Regel recht undramatisch ab.

Zitatund natürlich Karl May, wo ich mich bei keiner dieser Serien an Liebesgeschichten erinnern kann.
Wie kannst du nur Nschotschi vergessen!  :pfanne:

Moa-Bella

Zitat von: Shay am 28. Januar 2010, 07:13:02
Mir ging es ähnlich wie Judith. Ich hab die echten Jugendbücher gehasst wie die Pest. Dieses "Komm, ich zeig dir jetzt, wie das so geht mit dem Erwachsenwerden und der ersten Liebe." Gibt es eigentlich auch Jugendbücher, in denen die erste "Liebe" so ist, wie es zumindest im meinem Umkreis wohl 90% der Leute erlebt haben? Nämlich eine kurze Schwärmerei, die einem nachher unendlich peinlich ist? ;)


Dem kann ich mich eigentlich nur anschließen. So etwas habe ich nie gelesen und wenn in Jugenbüchern/Filmen jedes mal die beiden 12jährigen Protagonisten zusammenkamen habe ich mich tierisch darüber aufgeregt, das stört mich auch jetzt noch. Ich mag Bücher, in denen dies nicht geschieht und baue das auch nicht zwangsweise bei mir mit ein. Es muss nicht immer eine Liebesgeschichte sein, es geht auch ohne.

Wollmütze

#20
Hallo in die Runde,


Ich bin der Meinung, dass ein Jugendbuch nicht ohne Liebesgeschichte funktionieren würde. Im Alltag der Jugend (ich gehöre auch dazu: 15) von heute dreht sich fast alles um die erste große Liebe, den ersten Freund/erste Freundin und die ersten Erfahrungen in diesem Gebiet. Liebe wird in Jugendromanen also nicht ohne Grund angesprochen. Es interessiert diese Zielgruppe nunmal, und wenn man einen Jugendroman schreibt, will man doch genau das erreichen: Interessieren&Unterhalten  :)
PS: Ausnahmen gibt es immer  ;)

Liebe Grüße,
Wolli

Kati

Na ja, Wolli.
Ich finde ja, dass in einen Jugendfantasyroman über Drachen (z.B.) nicht unbedingt eine Liebesgeschichte rein muss. Interesse kann man doch auch anders wecken und es handelt sich bei einem Jugendfantasyroman ja auch nicht um ein "typisches" Jugendbuch nach dem altbekannten Schema, in dem es nur darum geht, ob die Heldin den Helden jetzt bekommt oder nicht.
Deshalb finde ich, dass ein Jugendroman ohne Liebesgeschichte sehr wohl funktionieren kann.  :)

Zitat
Dem kann ich mich eigentlich nur anschließen. So etwas habe ich nie gelesen und wenn in Jugenbüchern/Filmen jedes mal die beiden 12jährigen Protagonisten zusammenkamen habe ich mich tierisch darüber aufgeregt, das stört mich auch jetzt noch.

Mich auch. Besonders, wenn man mir erzählen möchte, dass eine Vierzehnjährige in ihrem ersten Freund die Liebe ihres Lebens gefunden hat.  :-\ Recht unrealistisch.

LG,

Kati

Wollmütze

#22
Hi Kati,

Deshalb mein Ausnahmen gibt es immer.
Mit "Ich glaube das würde nicht funktionieren", meine ich nicht, dass in jedem Jugendbuch eine Klischeehafte Jugendliebe vorkommen muss(ich glaube selbst nicht daran, dass man mit 14 bereits die Liebe des Lebens finden kann, ganz im Gegenteil), es kann auch nur angehaucht sein, nur eine Schwärmerei oder bloß ein paar Gedanken nebenbei, so etwas wie: Irgendwie fand ich ihn ganz süß. 
Können auch nur die Nebencharaktere sein, die sich verlieben und der Prota bleibt immer Single, weil er nicht an Beziehungen glaubt oder so  :) Für mich gehört jedenfalls ein bisschen Liebe/Schwärmerei in ein Jugendbuch, schließlich gehören diese Erfahrungen zum Erwachsenwerden.
Aber du hast natürlich vollkommen Recht, man kann auch anders Interesse wecken! Wenn man es richtig umsetzt, klappt fast alles  :)

Liebe Grüßle,
Wolli

Drachenfeder

Mich hat es damals ziemlich genervt. Habe immer mal wieder Bücher geschenkt bekommen und in alles war irgendeine Art von Verknallt und "Liebe" dabei. Es hat mit nur gelangweilt. Immer das gleiche. Und es gab einfach kein Jugendbuch das ohne so etwas ausgekommen wäre. Darum habe ich schnell auf Erwachsene Romane (Historisches und Fantasy) zugegriffen. Bei historischen Dingen kam eine Liebesbeziehung natürlich auch drin vor. Aber einfach anders und meist als Nebenhandlung. Dieses "Er ist ja sooo süß! Ob er mich auch mag?" konnte ich noch nie leiden.

Auch wenn es viele Jugendliche vorallem wohl die Mädels interessiert, einige Ausnahmen würden der Sache mal gut tun. Nicht jedes Teenymädchen ist romantisch veranlagt. Oder bin/war ich so eine extreme Ausnahme?



Wollmütze

@Drachenfeder: Nein, ich denke grade hier im Forum geht es vielen so wie dir. Ich lese im Moment fast auch nur noch historische Romane oder Non-Jugendfantasy, Mädchenbücher hab ich nie angerührt aber die wenigen richtigen Jugendbücher, die ich gelesen habe, beinhalteten eigentlich immer eine Liebesgeschichte am Rande, die meisten mit Sicherheit auch nur wegen der Markttauglichkeit und dem Trend, klar.
Ich denke es kommt auch auf das an, was man mit seinem Buch bewirken will.  :)

Drachenfeder

Genau deswegen lasse ich bei meinen Storys die Liebe größtenteils außen vor  ;D
Ist ja aber fast das gleiche wie in Filmen. Auch wenn es richtige Actionfilme sind, zum Schluss bekommt der Mann die Frau oder umgedreht. Zumindest meistens. Ich finde es immer mal nett wenn ein Film komplett ohne Liebe auskommt und trotzdem Erfolg hat. Da ist nämlich auch noch ein Knackpunkt. Ich denke, dass Bücher mit einer Liebesgeschichte (ob nun groß oder klein) eher gekauft werden als welche in denen nichts davon vor kommt. Filme sind bestimmt mit einer romantischen Szene ebenfalls erfolgreicher als ohne. Zumindest kommt mir das so vor.



Gwee

Ich finde, dass eine Geschichte auch sehr gut klar kommt, wenn Liebesbeziehungen kaum oder gar nicht vorkommen. Ich habe genug Bücher in meinem Regal stehen, in denen Liebesbeziehungen bei Jugendlichen hervorstechen, aber auch Bücher, in denen sie keine große Rolle spielen, wobei ich ohnehin eher dazu neige Bücher zu lesen, in denen Erwachsene handeln.

Eines meiner Lieblingsbücher bzw. Bücherreihen wäre ein gutes Beispiel. In "Die Erben der Nacht" von Ulrike Schweikert wird eine Gruppe jugendlicher Vampire gemeinsam ausgebildet, ohne dass sie sich alle ineinander verlieben. Im Gegenteil ist es eher so, dass die Grundhandlung im Vordergrund ist und sich Liebesbeziehungen nur sehr langsam entwickeln - wenn überhaupt. Nach drei Romanen und damit 3 Jahren, da jedes Buch ein Jahr umfasst, gibt es immer noch keine Paare und dennoch ist das Buch sehr gelungen und hat genug Potenzial, um Jugendliche in ihren Bann zu ziehen.

Ich finde es ohnehin besser, wenn die Handlung nicht von Liebesbeziehungen verdrängt wird wie es zum Beispiel bei Bis(s) der Fall ist. Zwar gehört die Beziehung da klar zur Handlung, wird aber teils zu sehr betont. Aber an dem Buch habe ich ohnehin sehr viel auszusetzen und das gehört sicher nicht hierher.  ;)

Wie schon genannt ist auch Harry Potter ein Buch, das es auch ohne die Liebesgeschichten zum Kassenschlager gebracht hat. Man kann also wirklich nicht sagen, dass eine Liebesbeziehung immer wichtig ist. Es gibt genug Bücher, in denen es wirklich um die Liebe geht und ich habe selbst genug Freunde, die nicht in mich verliebt sind und mir geht es ebenso mit ihnen. Eine kleine Liebelei kann manchmal angebracht sein, aber einen Roman auch zerstören. Jedenfalls ist es meiner Meinung nach sicher nicht wichtig, ob die Protagonisten zwei Turteltäubchen sind oder nur gute Freunde. Wenn es zur Geschichte passt, ist es in Ordnung, aber sonst könnte es eher stören.
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel