• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Volker

Zitat von: Mindi am 07. August 2023, 09:37:42Ich unterscheide das auch eher danach, ob das Gefäß einen Henkel hat oder nicht.  :hmmm:  (Thüringen)

Henkel = Tasse.
Kein Henkel = Becher.
groß, wuchtig und mit Henkel = Pott (oder Humpen).

Die Unterscheidung nach Henkel gilt (galt - ich bin alt) auch in Ostwestfalen.

Kleinere Anmerkungen:
  • "Humpen" ist eigentlich immer ein Biergefäß, so halbe Maß aufwärts - und nicht so gebräuchlich.
  • Ein "Becher" ist aus beliebigem Material außer Glas, dann heißt der "Glas"
  • Ein "Kaffee-Pott" ist so eine "richtige" Bürotasse jenseits der 200ml
  • Es gibt auch den "Piss-Pott" = Nachttopf.
  • Überhaupt ist ein "Pott" eher Topf denn Tasse, auch von der Phonetik her.
  • "Pott" ist auch der Ruhrpott...

Sparks

#1981
Entfernt wegen Irrtum
Mods bitte Löschen
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Sparks

#1982
Hallo Barra.

Zitat von: Barra am 01. August 2023, 15:55:13Oh! Ich wusste nicht, dass ich so viele Worte benutze, die nicht jede*r kennt.
Hier mal eine Auswahl aus meinem aktuellen Projekt, welches ich gerade überarbeite und liebevoll von meiner Lektorin darauf hingewiesen wurde, dass ich einige davon ersetzen sollte. Kennt ihr die?

Ich kenne fast alle, beziehungsweise alle, wenn ich andere Aussprechweisen/Schreibweisen und leicht andere Bedeutungen mitzähle.
In Summe: In einen Kontext eingebettet könnte ich alle Einordnen und so den Text weitestgehend verstehen.

stratzen ist "schnell laufen", in übertragenem Sinne "sich beeilen".

kieksen ist ein kurzes helles Lachen oder ein kurzer spitzer Aufschrei.

zuppeln bedeutet "an etwas herumzupfen", in übertragenem Sinne irgendetwas geringfügig verbessern ("feinjustieren") mit dem Unterton des ungeschickten.

dann ist Essig bedeutet "Mission nicht mehr erfüllbar". Wenn der Wein einmal zu Essig geworden ist, kann er nicht mehr in Wein zurückvergoren werden.

Bohei meint eine unangemessen intensive emotionale Äußerung, meistens eine Klage oder Beschwerde, seltener eine Äußerung der Freude. In übertragenem Sinne einen übertriebenen Aufwand.

krosen meint kleinere Nebentätigkeiten ausführen, auch "basteln". Nachtrag: Ein "Krösken" ist eine kleine Affaire/Beziehung. Entweder bezogen auf Erotik oder auf halblegale Geschäfte. Obwohl der Unterton Richtung "Halbseiden" geht, ist es eher wohlmeinend und zustimmend gemeint. Nachtrag II: Vergleiche mit Hochdeutsch "kramen, herumkramen", oder dem Kölnischen "Klüngel". Es gibt im Ruhrgebiet den Ausdruck: "Verklüngeln" was "verlieren, verschlampen" bedeutet. Aber ein "Klüngelskerl" ist ein Lumpen- oder Schrottsammler.

janken meint das Gewinsel von Hunden. Eigentlich ein Mittelding aus Bellen und Winseln, wenn man z.B. einem Hund auf die Pfote getreten ist.

pampen meint sich unfreundlich ausdrücken. Andere Bedeutung: Tätigkeitswort, das die Herstellung einer  zähflüssigen Masse (Pampe) beschreibt. Oft als "verpampen" was das Mischen von etwas in eine solche Masse hinen beschreibt. Aber "verpampen" meint auch das Verstopfen, Verkleben oder Einreiben/Beschichten von etwas mit einer solchen Masse.

Maloche meint Arbeit

Ich bin im Norden von Duisburg aufgewachsen, und hatte verwandtschaftliche Beziehungen in den Kölner Raum, das Bergische Land und an den Niederrhein. Alle diese Wörter kenne ich seit meiner Kindheit.

Grüße: Bernd
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Barra

Zitatjanken meint das Gewinsel von Hunden. Eigentlich ein Mittelding aus Bellen und Winseln, wenn man z.B. einem Hund auf die Pfote getreten ist.
Ach schau, mit dem Bild, könnte ich das Wort sogar drin lassen. :ätsch:

Sparks

Hallo Phlox.

Zitat von: Phlox am 06. August 2023, 16:48:37während Süddeutsche da eher nach der Form zu gehen scheinen: Tasse = alles, was einen Henkel hat, unabhängig von der Größe.

Aber wo in diesem Fall die Sprachgrenze zwischen Nord- und Süddeutschland verläuft, weiß ich nicht  :) 

Ich komme aus dem Ruhrgebiet bzw. dem Rheinischen und für mich ist die Definition nach "Tasse" ist mit Henkel und "Becher" ist mit ohne Henkel die bei weitem geläufigste.

Das Material oder die Größe gehen darin nicht ein. Eine sehr große Tasse oder ein sehr großer Becher werden als "Pott" bezeichnet, unabhängig vom Vorhandensein oder nicht Vorhandensein eines Henkels. Ein "Humpen" ist dann ein "Pott" mit Henkel traditionell für Bier oder Wein.

Aber ein Pott meint wörtlich ohne den Kaffee Bezug eigentlich einen Topf, wobei Töpfe immer etwas größer sind und so gut wie immer einen Henkel haben. Eigentlich sogar immer zwei, oder einen (Klapp)Henkel, der quer über den Topf geht, wie bei einem Eimer.
Ein Topf mit nur einem großen Henkel, eher einem Griff, wird als "Scheppe" bezeichnet. Eine Nähe zu "Schöpfen/Schöpfkelle, weil "scheppen" bedeutet ja auch eine Flüssigkeit schöpfen.

Die Verwendung im Gastronomiebereich ist vermutlich eher der Not geschildert, das halt irgendwie nach der Größe gestaffelt bezeichnen zu müssen wo die Sprache eigentlich noch keinen begrifflichen Unterschied macht, und ist eher dem "Vertriebssprech" zuzuordnen. :-) Es gibt übrigens genug Gastronomiebetriebe, die sehr schlicht nach klein/mittel/gro0 unterscheiden. So geht es also auch, und dabei deutlich unkomplizierter.

Übrigens wird eine Tasse mit Henkel nicht durch versehentliches Abbrechen des Henkels zum Becher ohne Henkel, bei absichtlichem Entfernen des Henkels aber sehr wohl. ;-)
Ein Klapphenkel an einer Campingtasse bleibt immer ein Henkel, egal ob umgeklappt oder nicht, und das ganze bleibt damit immer eine Tasse.

Grüße: Bernd
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Zit

#1985
Zitat von: Sparks am 11. August 2023, 11:57:40Ein Klapphenkel an einer Campingtasse bleibt immer ein Henkel, egal ob umgeklappt oder nicht, und das ganze bleibt damit immer eine Tasse.

Da hast du dir, glaube ich, ein Ei gelegt: Metall-Tassen fürs Campen laufen idR. im Sprachgebrauch trotzdem unter (Kaffee)Becher, egal ob fester Henkel oder keiner oder nach Belieben. (Ausnahme: Ist es Emaille, ist es eher eine Tasse.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Ary

Ich hab da auch mal was: etwas einstippen. Könnt ihr euch darunter was vorstellen oder kennt ihr es? Norddeutschland/Ostfriesland.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Mindi

Sowas wie einstöpseln? Ansonsten habe ich keine Ahnung.  :versteck:
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Fluide

Das ist nicht in meinem aktiven Sprachgebrauch, aber da ich auch aus'm Norden bin (Mecklenburg/Bremen) kenne ich es, wenn auch eher als stippen, denn einstippen.
Das Brot in die Suppe stippen oder den Keks in den Tee. Kenne das vor allem im Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme, aber wahrscheinlich könnte man auch den Finger in den Tümpel stippen. Stippen bedeutet für mich also sowas wie eintauchen oder eintunken.
Do I contradict myself?
Very well then I contradict myself,
(I am large, I contain multitudes.)
Walt Whitman

Czara Niyaha

Ich verbinde mit dem Wort einstippen auch wie Fluide, etwas wie Brot oder einen Keks in Suppe bzw. ein Getränk tauchen. Wenn du das meinst, dann ist mir das Wort geläufig.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Barra

#1990
"Stipp- und Suppenzwieback" - offizielle Bezeichnung. Kenn ich nicht erst seit wir in Schlagweite des Brand-Werkes (in BY) wohnen, gibt's auch in NRW. War bei uns/ meiner Oma ein häufiges Wort. Es wurde alles "gestippt" was "getunkt" werden kann.

Anj

Ich schließe mich an. Im Münsterland ist das geläufig wenn ein Gegenstand kurz und nicht sehr tief im Flüssigkeit eingetaucht wird. Typischerweise Die Kombi Keks und Kaffee oder Brot/Zwieback und Suppe oder eine Pinselspitze in Wasser.
Eintunken ist es dann, wenn es ganz eingetaucht werden und länger in der Flüssigkeit bleiben kann. Häufig auch in Kombi mit zähflüssigem Zeug, das auch haften bleiben kann/soll. In ein Käsefondue wird also beispielsweise eher getunkt als gestippt. Außer man will nur ein ganz bisschen Käse an ein einer kleinen Stelle.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Sparks

#1992
Hallo in die Runde und Zit

Ja, "einstippen" kenne ich auch als vorsichtiges Eintunken. Die Betonung liegt dabei auf vorsichtig.
Genauso wie "anstippen" ein eher vorsichtigens Anstossen (anstupsen) ist.

Das "einstippen" wird aus meiner Perspektive eher im Kölner Raum verwendet, aber im Ruhrgebiet noch gut verstanden.

Der Duden kennt das als Eintauchen, aus etwas herausholen, und stoßen. Immer mit der Zusatzbedeutung leicht oder wenig.
https://www.duden.de/rechtschreibung/stippen
Bei dem Beispiel mit dem "aus etwas herausholen" bin ich mir aber nicht sicher, ob das nicht ein Missverständnis ist. Bei der Methode der Pfannenreinigung "tunkt" man ja etwas in das Fett.
"einstippen" wäre dann aber ein Pleonasmus, weil stippen selber schon eintauchen bedeutet.

Aber: https://de.wikipedia.org/wiki/Stippef%C3%B6ttche Da hat es die Bedeutung von "hervorstehen". Auch hier könnte ich mir eher ein leichtes Anstoßen denken.

Zitat von: Zit am 14. August 2023, 02:12:31
Zitat von: Sparks am 11. August 2023, 11:57:40Ein Klapphenkel an einer Campingtasse bleibt immer ein Henkel, egal ob umgeklappt oder nicht, und das ganze bleibt damit immer eine Tasse.

Da hast du dir, glaube ich, ein Ei gelegt: Metall-Tassen fürs Campen laufen idR. im Sprachgebrauch trotzdem unter (Kaffee)Becher, egal ob fester Henkel oder keiner oder nach Belieben. (Ausnahme: Ist es Emaille, ist es eher eine Tasse.)

Mmmh? Echt jetzt?

Ich habe [Tasse Klapphenkel] mal in Google eingegeben. Verwendet wird beides, aber Du hast recht, die Treffer mit Becher sind häufiger als die mit Tasse, obwohl die Verwendung von "Tasse" in der Suchanfrage eigentlich schon einen Bias in Richtung Tasse ergibt.

Aber bei den undurchsichtigen Algorithmen weiss man ja nie..... ;) 

Egal ob ich mir das Brot in eine Tasse oder einen Becher stippe.....Hauptsache es schmeckt.  :)

Interessant ist dabei, dass die Begriffe eigentlich weitgehend verstanden werden, beim stippen ist der Unterton "gering" immer da, egal ob man tunkt oder Stößt, und unter Tasse/Becher kann sich auch jeder etwas vorstellen, auch wenn es leicht variiert. Falls
nicht in der Beweisführung irgendeines Krimis spezielle Details wichtig sind, erleichtert es vermutlich dem Leser die Immersion, wenn ich als Autor die Beschreibungen zwar deutlich machen, aber nicht so deutlich, dass ich den Leser in eine Zwangsjacke stecke. 

Grüße: Bernd
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Barra

Hey @Sparks . Das mit der Betonung auf "leicht" kann ich nachvollziehen.
"In etwas stoßen" oder "Einen Punkt machen" kann auf viele Arten geschehen.
Aber ja, "leicht Anstechen" oder "punktieren" fällt sicher eher in die Richtung.
@Ary
Das dwds bietet mir noch die Stippvisite an "kurzer Besuch", auch eher unter der Kategorie "leicht". Von: "Stipp" - (Zeit)Punkt.
 Also vielleicht doch kleine Bruder von "stechen"?
Ansonsten gibt es noch eine Wortverwandtschaft zu: "stipple", Fleck und Punkt sowie: "sich eine Sache aneignen".
Sowie eine zu "steppen" aus dem Bereich des Nähens.

Mindi

So wie ihr einstippen bezeichnet kenne ich es als dippen.  :rofl: aber dann eher in eine zähflüssige Soße oder dergleichen eintunken, einen Dip halt. Einstippen habe ich wirklich noch nie gehört (Thüringen)  :omn:
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí