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Rezensionen - Autorenleckerli, Marketinginstrument oder Leserstütze?

Begonnen von Maja, 24. Juli 2015, 11:31:33

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Fianna

Zitat von: Alana am 24. Juli 2015, 12:28:05
Jede Rezension, die schlechter als vier Sterne ist, kann den Autor unter Umständen eine Menge Verkäufe kosten. Sie kann zum Beispiel die Verkäufe zum Einbruch bringen, so dass das Buch aus einer Bestenliste fliegt, nicht mehr sichtbar ist, und sich nie mehr davon erholt.

Das ist so und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.
Vielleicht ist das auch ein bisschen Genre-abhängig - in manchen Genres kaufen die Leser vor allem nach Sternen, in anderen vor allem der im Text geschriebenen Meinung?
Eine negative Rezension kann doch auch eine Kaufempfehlung sein. Wenn jemand nicht schreibt "Das Buch ist scheiße" sondern "Es hat mir nicht gefallen, weil..." - dann sind diese Gründe vielleicht für mich genau ausschlaggebend, ein Buch zu kaufen.
Ich stolpere öfters über negative Rezensionen, die so "objektiv" geschrieben sind, dass ich eine Kaufempfehlung für mich daraus ziehe. Und bei differenzierten schlechten Rezensionen auf Blogs oder Amazon sehe ich öfters im Kommentar, dass jemand vorhat, das Buch zu kaufen, weil es klingt, als sei es das Richtige.


EDIT:
Ich mache es so, dass ich schlechte Rezensionen von Kleinverlagen gar nicht poste. Ich habe mal mit einem Low Fantasy Buch sehr gehadert, dass wirklich nicht gut war. es war anständig geplottet, aber der Plot schimmerte überall im Text hervor. Figur X taucht nicht mehr auf, weil - keine Funktion für den Plot. Auf einmal nicht mehr erwähnenswert. (Hätte man auch anders lösen können, die Figur erfüllte noch 2 weitere Funktionen). Dazu noch viele andere Dinge, aber ursprünglich dachte ich, das wäre das tatsächliche Debut - und vor allem weil es ein Kleinverlag war, wollte ich da nicht so einen Verriß schreiben.
Ich war ziemlich irritiert, als ich sah, dass der Autor im Bereich SF einiges veröffentlicht hat. Nachdem ich meine Rezension stiichpunktartig notiert hatte (und mich entschloß, das gar nicht zu formulieren und zu posten), hatte ich gedacht, es wäre ein Schreibanfänger.

Lothen

Zitat von: Alana am 24. Juli 2015, 12:28:05Jede Rezension, die schlechter als vier Sterne ist, kann den Autor unter Umständen eine Menge Verkäufe kosten. Sie kann zum Beispiel die Verkäufe zum Einbruch bringen, so dass das Buch aus einer Bestenliste fliegt, nicht mehr sichtbar ist, und sich nie mehr davon erholt. Das ist so und das lässt sich auch nicht wegdiskutieren. Die meisten Leser wissen das nicht, aber seit ich das weiß, sehe ich das ganze etwas anders und überlege mir genau, ob ich wirklich Sterne abziehen muss.
Dann ist aber das ganze Rezensions-System kompletter Unfug. Sobald ich meine ehrliche Meinung zu einem Buch nicht mehr äußern "darf", weil ich Sorge haben muss, dem Autor damit zu schaden, kann ich es auch bleiben lassen. Sicher, wenn die Frage ist, ob ich nun 3 oder 4 Sterne vergebe, dann kann ich mir schon mal überlegen, großzügiger zu sein. Aber was bringt eine Bewertung, wenn sie eine absolute Positiv-Selektion darstellt? Dann ist es weder eine gute Inspirationsquelle für den Autor noch eine Entscheidungshilfe für den Leser.

Versteh mich nicht falsch, ich verstehe deine Bedenken gut, Alana, aber ich finde nicht, dass man bei der Bewertung soweit gehen sollte. Wie du schon sagst, diese Last darf nicht auf dem Rezensenten liegen. Es ist vielleicht etwas anderes, wenn man den Autor persönlich kennt (so wie hier über den TiZi), aber bei unabhängigen Rezensionen sollte man ehrlich bleiben, finde ich.

Dasselbe Problem sehe ich übrigens an der Uni: In vielen Studiengängen werden nur 1er und 2er vergeben, jeder 3er ist eine mittlere Katastrophe. Damit werden die 1er und 2er komplett abgewertet. Und genauso würde es den 4- und 5-Punkte-Rezensionen gehen, wenn sie sowieso zum Standard werden.

/EDIT: Hat sich mit Aryana und Fianna überschnitten

Maja

Das Crux mit den Rezensionen sind die Sterne. Erst sie sind es, die Rezis in eine Währung verwandelt haben. Ich rezensiere ohne ein Punktsystem, weil für mich das, was ich über ein Buch zu sagen habe, aus Inhalten bestehtn und nicht aus Zahlen, und weil die Punkte etwas absolut zu beurteilendes vorgaukeln, wo eigentlich nur Subjektivität herrscht. Wenn ich doch mal Punkte vergebe, auf Goodreads oder Lovelybooks, bedeuten vier Sterne, dass mir ein Buch richtig gut gefallen hat, fünf Sterne vergebe ich nur dann, wenn mich ein Buch derart geflasht hat, dass ich tagelang von nichts anderem mehr rede und jedem im Bekanntenkreis, ob der will oder nicht, die Lektüre empfehlen möchte.

Fünf von Fünf Sternen heißt, es ist das bestmögliche Buch, das ein Buch überhaupt sein kann, und Rezensenten, die mit fünf Sternen nur so um sich schmeißen, vertraue ich nicht - es kann eben nicht jedes Buch das aller-allerbeste sein, es muss auch Abstufungen geben. Das heißt auch, dass ich auf Amazon keine Fünfstern-Rezis mehr lese. Das sind meistens solche Jubelchristen, das man über den Inhalt und eventuelle Kritikpunkte nichts mehr erfährt. Ich lese Vier-Stern-Rezis, weil ich darin eher eine informative Auseinandersetzung finde - an jedem Buch gibt es irgendwas, das man aussetzen kann, nur wo die Rezensenten da ihre Schwerpunkte setzen, hilft mir, die ich meine eignene Schwerpunkte kenne, mich der Kritik anzuschließen oder nicht. Ebenso lese ich Zweistern-Rezis lieber als Einstern-Rezis. Die schlimmsten Rezis sind die mit drei Sternen. Das heißt, das Buch war meh. Nicht gut, nicht schlecht, okay. Und wer will schon okay sein? Dann doch lieber polarisierend.

Ich denke aber nicht, dass ein Vier-Sterne-Schnitt irgendwie schlecht fürs Geschäft ist. Der Schnitt fürs "Puppenzimmer" liegt bei Amazon auf knapp vier, und das Buch geht weg wie geschnitten Brot. Leser sind nicht so doof, wie wir manchmal gauben. Die rennen nicht nur der Masse nach, die wollen sich auch durchaus einen eigenen Eindruck bilden, und Büchern mit einem Schnitt von fünf traut niemand - das legt nahe, dass am Ende alle gekauft sind. Kein Buch begeistert jeden. Mir ist es lieber, eine runde Mischung zu haben, deren Schwerpunkt auf vier und fünf Sternen liegt, und damit glaubwürdig zu wirken, als dass ich nur fünf-Stern-Rezis habe, die nichts mehr wert sind. Wie heißt das so schön bei den "Incredibles"? Wenn alle super sind, ist es keiner mehr.

EDIT
Hat sich mit drei Vorrednern überschntiten.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alana

@Lothen: Ja, das System ist Unfug. Und: natürlich sollte man ehrlich bleiben, aber deswegen sage ich: Reinschreiben kann man alles, aber Punkte abziehen würde ich nur für Dinge, die wirklich das Leseerlebnis stören.
Alhambrana

Maja

Zitat von: Alana am 24. Juli 2015, 12:50:11
@Lothen: Ja, das System ist Unfug. Und: natürlich sollte man ehrlich bleiben, aber deswegen sage ich: Reinschreiben kann man alles, aber Punkte abziehen würde ich nur für Dinge, die wirklich das Leseerlebnis stören.

Das können aber viele Dinge sein - darunter auch Titel, die in ihrer Strunzdämlichkeit so peinlich sind, dass ich mich beim Lesen genieren muss, es überhaupt in die Hand genommen zu haben, geschweige denn mich damit lesenderweise in der Öffentlichkeit sehen lasse. Ich habe mal eine Rezension geschrieben, in der ich nur wegen der äußeren Form, der Gestaltung und der Vermarktung durch den Verlag deftig Punkte abgezogen habe: Das war um die Jahrtausendwende herum die "Erwachsenenausgabe" der ersten drei Harry Potter- Bücher - inhaltlich identisch mit den Jugendbüchern, aber mit einem Cover, das darauf abzielte, dass Erwachsene das Buch lesen sollten, ohne das Gefühl haben zu müssen, ein Jugendbuch zur Hand genommen zu haben - und weil damit unterstellt wurde, Jugendbücher wären weniger wert, oder weniger wertvoll, oder weniger würdig, oder peinlicher zu lesen als Erwachsenenbücher, habe ich drei Sterne vergeben, mit dem Vermerk, dass es sich um ein großartiges Buch handelt, ich aber ob diese Vorgehensweise des Verlags zutiefst verärgert war.

EDIT
Ich sehe, meine Rezi von damals ist noch online. Damit ihr euch ein Bild machen könnt, wie diese Kritik aussah: http://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R37K8J32FWHVT7/ref=cm_cr_pr_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=3551552002 (leider ist Amazon inzwischen dazu übergegangen, alle Rezensionen zu einem Buch bei sämtliche Ausgaben aufzuführen, so dass jede Rezi, die auf eine spezielle Ausgabe eingeht, blöd darsteht. Damals war es noch anders, damals rezensierte man nicht nur den Inhalt, sondern das Gesamtpaket). Lustigerweise hat ein ehemaliger Tintenzirkler zehn Jahre später diese Rezi kommentiert, ohne zu wissen, dass die von mir war (weil sie nur noch als "ein Leser" aufgeführt wird).
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

HauntingWitch

Zitat von: Alana am 24. Juli 2015, 12:28:05
Jede Rezension, die schlechter als vier Sterne ist, kann den Autor unter Umständen eine Menge Verkäufe kosten. Sie kann zum Beispiel die Verkäufe zum Einbruch bringen, so dass das Buch aus einer Bestenliste fliegt, nicht mehr sichtbar ist, und sich nie mehr davon erholt.

Dann diskutiere ich jetzt doch. Ich behaupte, das ist keine unumstössliche Tatsache, sondern hängt davon ab, wo die Rezension erscheint. Auf Amazon stimmt das vermutlich. In einem Forum hingegen, kann es durchaus sein, dass auch ein Drei- oder sogar Zwei-Sterne-Rezi neugierig macht. Ich habe es schon mitbekommen, dass Bücher, die von einem ersten Rezensenten schlecht bewertet worden sind, auch von anderen gelesen wurden, weil sie wissen wollten, was es damit auf sich hat. Das sind dann meistens die, die entweder fünf Sterne oder einen (okay, viele vergeben nicht gerne einen, also zwei) kriegen und das macht erst recht neugierig. Also was auch immer für eine Statistik oder Studie besagt, vier Sterne Rezis seien bereits schlecht, ich glaube es nicht.

Maja

Ich mag und kann diese Aussage, dass eine Rezi unter fünf Sternen dem Autor schadet, nicht so stehenlassen - wenn wir als Autoren solche
Dinge von uns geben, welche Botschaft senden wir damit an unsere Leser? Rezensiert das Buch nur, wenn ihr fünf Sterne gebt, sonst lasst es gefälligst bleiben? Es kommt für die Wirkung der Rezensionen auch auf die Menge an. Ein Buch, das nur Fünfstern-Rezis hat, aber insgesamt nur zehn Stück, wird anders gewichtet als ein Buch, das fünfzig Rezensionen hat, davon 15x5, 20x4 und den Rest zwischen eins und drei. Wenn es nur noch auf den Schnitt ankommt, wenn Leser noch nicht mal mehr die einzelnen Rezis lesen, sondern nur noch auf den Durchschnittswert schielen, dann ist das ein System, das durchbrochen gehört und nicht noch weiter gefördert. Damit schneiden wir uns sonst ins eigene Fleisch. Wenn wir Rezensenten abschrecken, weil sie sich erdreisten könnten, unserem Buch nur vier Sterne zu geben - dann hat die Rezension alle Macht als Leserhilfe verloren, dann geht es nur noch um das Pushen von Bestsellern, zehn Milliarden Fliegen können sich nicht irren. Wollen wir wirklich dorthin? Ich jedenfalls nicht, weder als Leserin, noch als Autorin.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Valkyrie Tina

Hach Maja, du sprichst mir so aus der Seele!
Ich finde auch, dass das Sternesystem als Schulnotensystem komplett daneben ist.
Als ich damals auf Goodreads gestoßen bin, war ich völlig begeistert von der Seite. Endlich konnte ich meine gelesenen Bücher sortieren. Auch deren Bewertungssystem fand ich toll:
5 Sterne für die besten Bücher aller Zeiten, die Bücher die mein Leben verändert haben, die ich mitnehmen würde, wenn ich diesen Planeten verlassen müsste und nur einen Koffer Bücher mitnehmen.
4 Sterne für die richtig verdammt guten Bücher.
3 Sterne für die soliden Bücher, die ich gern gelesen hab und die ich mir durchaus vormerken würde, wenn der nächste Band erscheint.
2 Sterne für die Wackelkandidaten, wo ich Mängel gefunden hab, aber auch Gutes, und wo ich mir nicht sicher bin, ob ich es mag.
1 Stern für die, die mir nichts gebracht haben. Das kann durchaus sein, dass ich einfach nur mit dem Genre mich vertan hab, und hatte keine Aussage zur Qualität.

(Das deckt sich übrigens mit der Goodreads Einschätzung, 2 Sterne sind "it was ok" und 1 "didnt like it")

So hab ich ganz lang meine Bücher sortiert. Bis ich dann mehr eingestiegen bin, und gesehen hab, dass meine Bewertungen Leute runterziehen, und 4 Sterne teilweise schon als Katastrophe angesehen wird. Seitdem trage ich meine Bücher da ein, die die mir gefallen, kriegen 5 Punkte, die anderen 4... was aber gleichzeitig heißt, dass Goodreads fast wertlos geworden ist, was ich jammerschade finde. Aber... man will ja niemand schaden und man schießt auch keinem Kollegen ins Bein....


Was mir in der Diskussion hier noch aufgefallen ist: viele gehen hier von sich als Autoren aus "warum zieht der mir Punkte ab, nur wegen dem Cover?" Leser bewerten keine Autoren, sie bewerten das Produkt, nach subjektiven Punkten: blöde Schriftgröße, mieses Cover, schlechte Übersetzung... bei mir bekam meine absolute Lieblingsautorin mal 3 Sterne, und ich hab mal 1 Stern vergeben wegen "Zombies". ich mag keine Zombies, also bekommen Bücher mit Zombies 1 Stern.
Verbesserung: bekamen. Jetzt bekommen Zombies 4 Sterne. oder ich lass das Buch ganz raus.  Weil... wozu?  :seufz:

Janika

Ich denke nicht, dass Rezensionen nur zur Kaufentscheidung beitragen. Oder nur die Autorenseele streicheln. Rezensionen haben viele Zwecke, teils sicher auch solche, die ursprünglich nicht dazugehörten/angedacht waren - einfach dadurch, dass sich so etwas mit der Zeit halt verändert.

Zum Thema Kaufentscheidung: Ja, natürlich helfen Rezensionen dabei. Es soll ja Leute geben, die sich durch alle/viele vorhandene Rezensionen wühlen und dadurch ihre Entscheidung treffen. Ich persönlich habe so etwas früher nie gemacht bzw. war eben auch genau der Meinung, dass die Interessen anderer Leser sich ja nicht mit meinen decken müssen. Auf der anderen Seite bin ich da mittlerweile etwas "offener" geworden, wenn ich das so sagen darf. Fakt ist, wenn viele Menschen dasselbe Buch mögen, müssen sie irgendetwas gemeinsam haben, und wenn es nur die Vorliebe für ein Merkmal dieses Buches ist. Daher beachte ich Rezensionen mittlerweile ebenfalls, sofern mich ein Buch nicht sofort mit "Lies mich unbedingt!" anspringt, sondern ich mich erst noch entscheiden muss. An der Anzahl der Sterne orientiere ich mich aber eher weniger, da gucke ich nur einmal kurz drauf. Ich lese quer (auch durch die Bewertungsränge) ein paar Rezensionen durch, längere überfliege ich. Dabei suche ich solche, die auch auf Stil und Elemente eingehen. Wenn ich in einer Rezension lese, dass jemandem der schnelle, schlichte Stil eines Buches (bzw in dem Fall ja auch des Autors) gefallen oder halt nicht gefallen hat, weiß ich, was mich erwartet. Ob ich persönlich so einen Stil mag, weiß ich ungefähr, und die Leseprobe kann mich daran dann noch unterstützen.
Insgesamt orientiere ich mich bei diesem Querlesen besonders an fundiert/begründet geschriebenen Rezensionen. Offensichtliche Verrisse oder Schimpftiraden sowie auf der anderen Seite Fangirl-Lobhudeleien klicke ich schnell wieder weg. "Mega Buch!" oder "Grottenstory!" bringt mich in meiner Entscheidung nicht weiter, solange ich die RezensentInnen nicht gerade persönlich kenne und weiß, ob wir uns im Lesegeschmack ähneln.

Zum Thema Marketinginstrument: Ja, das sind Rezensionen zweifelsohne. Gerade in Zeiten, in denen Onlinemarketing und Social Media so wichtig und verbreitet geworden sind. Auf vielen Büchern sind ja Kurzstatements berühmter Kollegen oder sonstiger Bekanntheiten abgedruckt. Die haben mir persönlich immer überhaupt kein Bild vermittelt. Beispiel: "Das ist der Stoff, aus dem meine Kinoträume sind!", das steht bei den Bänden von "Die Feuerreiter seiner Majestät" auf den Rückseiten mehrere Bände und kommt von Peter Jackson. Eine tolle Formulierung, die mir auch im Kopf hängen geblieben ist, wie man sieht. Aber es konnte mir nicht dabei helfen, zu entscheiden, ob ich mit der Reihe anfangen will, denn über Inhalt und Umsetzung sagt es absolut gar nichts aus.
Nun aber haben Verlage wie auch Autoren die Möglichkeit, jeden noch so kleinen Satz, der irgendwie positiv rüberkommt, zu teilen und mit einer breiten Masse potenzieller Leser zu teilen. Und da sich aktuell kein gesundes Maß an Werbung eingependelt hat (meiner Meinung nach), sondern alle versuchen, einander zu übertrumpfen und bloß nonstop sichtbar zu bleiben, hauen sie halt jede Rezension raus, die sich ihnen bietet.
Einige potenzielle Leser mag das vielleicht überzeugen, nach dem Motto "Immer wieder gute Rezensionen, so viele Leute sind begeistert, das muss ja gut sein!", aber um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, dass das wirkliche "Leser" sind, die eine Geschichte auch mit dem Herzen erleben und vor sich sehen. Bei solchen Leuten habe ich immer das Gefühl, dass sie nur zum Zeitvertreib lesen, aber kein richtiges Kopfkino haben. Da ist es dann relativ egal, ob die Geschichte flach geschrieben ist oder viele Schnörkel malt. Anspruchsvollere Leser wiederum wirst du nicht nur mit vielen Durchschnittssternen zu packen kriegen. Da sind dann gelegentlich hervorgehobene, besonders schön ausgeführte (und argumentative!) Rezensionen deutlich wirkungsvoller.

Zum Thema Autorenseelen streicheln: Ja. Natürlich lassen AutorInnen sich gerne bauchpinseln! Und das tun auch relativ inhaltslose Rezensionen. Natürlich freue ich mich, wenn zu meinen kümmerlich vorhandenen Rezensionen eine neue dazukommt und vier oder fünf Sterne zeigt. Natürlich ist man stolz, denn das Buch stammt ja aus der eigenen Feder. Und natürlich reißt eine schlechte Bewertung einen runter, einen Großteil der mir bekannten Autorenschaft zumindest. Ausnahmen bestätigen da die Regel, und natürlich kenne ich auch nur einen Bruchteil aller AutorInnen, die es gibt. Fakt ist einfach: Der Mensch strebt nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, und damit steht und fällt seine Zufriedenheit. Entsprechend kann ich es gut nachvollziehen, wenn AutorInnen sich über jede neue Rückmeldung freuen. Ich freue mich auch, wenn ich in der Vorschau sehe, dass die Zahl der Rezensionen gestiegen ist - noch bevor ich die neu hinzugekommene dann überhaupt gelesen habe.
Ich will nicht bestreiten, dass ich verdammt gerne deutlich mehr Rezensionen als sieben oder acht plus ein paar Blogeinträge hätte. Auch zum Seelestreicheln und auch für den Marketingeffekt (der ja, siehe oben, zwangsweise da ist bzw für solche Zwecke geteilt wird). Aber in den zwei Jahren seit meiner Debütveröffentlichung hab ich mich auch bei Rezensionen zu eigenen Geschichten deutlich mehr auf den Inhalt zu konzentrieren begonnen. Ich kann jetzt nämlich sehen, was bei LeserInnen gut oder eben schlecht ankommt. Wenn viele Fehler kritisiert werden, weiß ich, dass ich nächstes Mal genauer arbeiten und auch der Verlag aufmerksamer sein muss. Wenn jemand meinen Schreibstil zu langatmig findet und schreibt, dass die Sätze sehr verschachtelt sind, muss ich für mich abwägen, ob ich das "zufällig" mache und ändern mag oder es meiner Meinung nach zu meinem Stil fest dazugehört. Wenn ich lese, dass ich die Worte "Jugendliche/r" und "entgeistert" inflationär oft benutze, muss ich mir mal an die eigene Nase fassen und da zukünftig stärker drauf achten, weil ich von mir weiß, dass ich Wiederholungen eigentlich vermeiden will.
Damit wären wir wieder bei sachlichen Rezensionen. Und damit meine ich jetzt nicht objektiv, denn da stimme ich Maja vollkommen zu. Eine Rezension beschreibt eigene Eindrücke und die eigene Meinung, damit ist sie zwangsläufig subjektiv. Ich meine hiermit jetzt, nicht zu hyperemotional zu schreiben, sondern seine Ansichten auch zu begründen und/oder Beispiele zu geben. Denn nur von genau diesen Rezensionen kann ich als Autorin etwas lernen, und der Verlag, so er dazu gewillt ist, ebenso.

Für mich ist die Abstufung bzw Reihenfolge folgendermaßen: Der Streicheleffekt kommt zu allererst. Damit ist er aber keineswegs am wichtigsten, es ist einfach nur die erste Reaktion/Emotion, die aufblitzt. Dann kommt der Lerneffekt, der mir wichtiger als Marketing ist und den ich direkt persönlich einleiten kann. Der Werbeeffekt kommt wiederum dahinter, ist (in Maßen!) ebenfalls gut und nützlich, aber man muss eben Maß halten und die Leute damit dann auch erstmal erreichen und auf Interesse stoßen, sich die Rezension auch durchzulesen.

Zum Thema, was in eine Rezension gehört: Das sieht jeder anders, genau, und das finde ich auch okay so, solange es eindeutig zu erkennen ist. Jeder hat eigene Maßstäbe, die aber zu einem Gesamteindruck führen, und dieser wird dann ausgedrückt durch die Sterne, die als Orientierung dienen sollen. Klar sind diese nicht perfekt, daher bin ich auch skeptisch, dass einige Portale die Möglichkeit bieten, Sterne zu vergeben, ohne eine Rezension dazu zu schreiben. Ich meine, ist ja schön, wenn ein Buch 102 Bewertungen mit einem Durchschnitt von 4,2 Sternen hat, aber wenn darunter dann nur 12 eigentliche Rezensionen stehen, habe ich keine Ahnung, warum denn nun mal mehr, mal weniger Punkte vergeben wurden.
Ich finde einfach, es sollte aus einer Rezension ersichtlich sein, welche Aspekte bewertet wurden (und wie, logischerweise). Ich finde es absolut okay, die reine Geschichte zu bewerten. Ich finde es auch okay, den Autor mit zu bewerten, da es seine Geschichte ist. Achtung - hier meine ich nicht den Autor als Person, sondern seine Ideen und seinen Schreibstil. Zwei Bücher desselben Urhebers miteinander zu vergleichen und zu sagen, dass da meines Erachtens eine Steigerung zu sehen ist oder sich doch nur alles wiederholt, finde ich absolut legitim.
Ich für meinen Teil rezensiere in den meisten Fällen Bücher, und das heißt für mich: Das Buch als Gesamtpaket, nicht nur die Geschichte. Daher baue ich meine Rezensionen so auf, dass ich nochmals einen kurzen Handlungsanriss gebe, meine Grundhaltung nach dem Lesen festhalte und dann einzeln aufzähle, was mir besonders aufgefallen ist, positiv wie negativ. Da gehe ich dann halt nicht nur auf den Schreibstil und Inhalt ein, sondern auch darauf, ob das Cover mich persönlich anspricht bzw. meiner Meinung nach zur Geschichte passt (denn auch das kann einem Interessenten ja helfen sowie Autor und Verlag Feedback geben). Zum Schluss ziehe ich dann mein Fazit und vergebe die Gesamtwertung. Dabei fließt das Äußere deutlich wenier ein als die eigentliche Geschichte, aber wenn mich etwas massiv stört, kann es halt schon zu Abzug führen. Auch über einzelne Fehler kann ich z.B. hinwegsehen, während eine Häufung von Buchstabendrehern und Grammatikfehlern mir das Leseerlebnis schmälert und daher durchaus zu genug "Minus" für einen halben bis ganzen Stern weniger führen kann, weil es eben meinen Gesamteindruck vom Buch mindert.

Ich merke allerdings selbst auch, dass ich ungern schlechte Bewertungen vergebe. Ich glaube, im Mittel vergebe ich tatsächlich meist vier Sterne. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch deutlich schlechtere Bücher gelesen habe oder leichtfertig immer diesen Wert ansetze. Ich bewerte einfach nicht jedes Buch, dass ich gelesen habe, und häufig steht bei meiner Rezension auch dabei, dass ich z.B. eher zu 3,5 tendiere, aber nunmal keine halben Sterne auswählen kann. Da entscheide ich dann individuell nach Bauchgefühl, ob ich einen runtersetze oder eben einen hoch, kommuniziere es wie gesagt aber auch.
Ich weiß auch, wie reizbar Autoren reagieren können. Ich habe mal eine eBook-Reihe mit damals fünf von sechs Bänden zur Rezension erhalten. Habe das erste aufgrund vieler Fehler und flacher Handlung mit drei Sternen bewertet, das zweite zu lesen begonnen. Darauf beschwerte die Autorin sich privat wie auch öffentlich, ich hätte ja anscheinend eine alte Version statt der von ihr erhaltenen Version gelesen, sei absolut unmöglich und undankbar und solle bitte die Reihe weder weiter bewerten, noch überhaupt weiter lesen. Das finde ich dann schon heftig.

Im Großen und Ganzen bewerte ich aber trotzdem auch bei Nichtgefallen, nur mittlerweile halt nur noch im Zusammenspiel aus "Bringt es Nutzen?" und meinem Zeitkontingent. Ich rezensiere hauptsächlich Klein- und Eigenverlagsbücher, einfach weil ich dort den Bedarf sehe. Sowohl für Autor (und ggf. Verlag) als Rückmeldung als auch als Entscheidungshilfe für Interessenten. Eben dort, wo bislang nur wenige Rezensionen vorhanden sind. Ein Buch mit über hundert Rezensionen, unter denen auch mindestens eine Handvoll fundierter sind, braucht meine "Hilfe" in alle besagten Richtungen nicht. Bei nur fünfzehn oder sogar fünf Rezensionen kann meine Rückmeldung etwas ausmachen.

Wow, jetzt habe ich mich irgendwie ein wenig festgeschrieben. :o Ich habe trotzdem versucht, nicht zu sehr auszuschweifen, ich schwör's! :versteck: Und zehn Beiträge sind in der Zeit auch schon wieder geschrieben worden, puhh.

Also, Nachtrag: Ob geteilte Rezensionen wirklich eher die Interessenten als diejenigen erreichen, die das Buch schon kennen und die Rezension daher nicht mehr benötigen, sei mal dahingestellt. Ich vermute auch eher letzteres.
Dass man fünf oder wenigstens vier Sterne als Durchschnitt haben MUSS, sehe ich nicht so. Klar, drei Sterne sind nicht gerade pralle, aber eben nur, weil es mit "mittelmäßig" übersetzt wird, das ist wieder so ein Gesellschaftsding (denke ich). Ich persönlich gucke auch bei 3-Sterne-Durchschnitt das Buch noch an. Ein oder zwei Sterne sind natürlich übel, gerade wenn es ein Durchschnitt bei vielen Bewertungen ist. Aber auch da gucke ich persönlich wieder, woran das liegen kann - viele Leser, aber trotzdem schlechtes Image. Und zack, ich beschäftige mich weiter damit. "Schlechte Werbung ist besser als gar keine Werbung", wird ja so oft gesagt ... Ich denke schon, dass eine deutlich niedrige Bewertung negative Auswirkungen haben kann/hat. Aber "niedrig" beginnt nicht direkt unterhalb der vier Sterne.
Dass die Meinung frei geäußert werden soll(te) und niedrige Bewertungen nicht "unterdrückt" werden sollten, sehe ich genauso.
Und wo Maja ihre Art der Bewertung offenlegte: Ich zum Beispiel vergebe häufiger auch mal fünf Sterne. Das bedeutet bei mir nicht "perfekt", denn ein solches Buch (als Gesamtpaket) ist mir noch nicht über den Weg gelaufen. Es bedeutet einfach, dass mich das Buch absolut begeistert und mir die ganze Zeit über tolles Kopfkino beschert hat und ich nach dem Lesen sehr zufrieden bin. Deshalb habe ich weiter oben ja auch geschrieben, dass der Maßstab des einzelnen Rezensenten aus der jeweiligen Rezension hervorgehen sollte, da die Orientierung an den Sternen einfach wahnsinnig schwammig ist.
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Sascha

Also ... nur mal so kurz eingeworfen:
Ich kann gar nicht verstehen, warum man diese Äußerlichkeiten als Leser mitbewertet. Also, ansprechen ja, aber in die Note einfließen lassen (das sind diese Sterne ja)? Nö. Als Autor möchte ich natürlich ein passendes Cover und einen coolen Titel, weil das natürlich mehr Leser neugierig macht. Aber wenn ich als Leser ein Buch erst mal angefangen hab, interessiert mich das doch nimmer.

Auch, als ich nur Leser war und noch nicht als Autor gedacht habe, hätte ich bei einem Buch keine Punkte abgezogen, weil das Cover häßlich oder der Titel dämlich ist. Ich hätte, wenn ich jemals eine Rezi verfasst hätte, dann halt so angefangen (gutes Buch, Verpackung Mist):
ZitatOkay, ganz ehrlich: Das Cover sieht grottenhäßlich aus, und wer sich den Titel hat einfallen lassen, möchte ich gar nicht wissen. Aber trotzdem sollte man sich davon nicht abschrecken lassen, denn der Inhalt ist genial. Ich hab mich kringelig gelacht ... blablablubb
Und ich hätte erst recht 5 Sterne vergeben, um die miese Verpackunug auszugleichen.

Oder bei umgekehrter Konstellation:
ZitatTja, der Titel klang vielversprechend, das Cover sieht ja auch klasse aus, aber nach 50 Seiten hab ich aufgegeben. Was eine Quälerei! schimpf-mecker-nöl
Und dann gibt's eben evtl. auch nur einen Stern.

Christopher

Das einzig wirklich Problematische am Punktwert der Rezensionen sehe ich bei der Sichtbarkeit und deren Abzügen auf Amazon und co.

Noch bin ich einzig als Leser da unterwegs und ganz ehrlich: Der Durchschnittswert eines Buches interessiert mich erst ab 50+ Rezensionen. Alles davor ist Quatsch. Und auch da halte ich es ähnlich wie Maja: Die "besten" und "schlechtesten" Rezensionen schaue ich mir gar nicht an. Ich schaue nach einer langen Rezension, die den Eindruck erweckt, dass sich jemand Mühe gegeben hat (Struktur im Text, saubere Rechtschreibung etc.) und dass der Verfasser zumindest versucht hat objektiv zu sein.
davon such ich mir sowohl am oberen als auch am unteren Spektrum der Skala 1-2 und dann kann ich mir erst ein grobes Urteil über das Buch bilden.

Ich würde jetzt nicht so weit gehen, den ganzen Prozess zu dramatisieren. Wenn Maja das so macht und einige andere hier auch, solltet ihr davon ausgehen, dass auch einige (viele?) Leser nicht ganz dämlich sind. Jeder Mensch lernt mit der Zeit und wer aufgrund von 4-5 5-Sterne-Rezensionen schon öfter Bücher gekauft hat und enttäuscht wurde, wird vorsichtiger werden.

Dass Computer und ihre Algorythmen sowas nicht abbilden können und dass Ranking und Sichtbarkeit daher darunter leiden, ist daher wie bereits im ersten Satz gesagt das eigentliche Problem.
Ich vertraue da aber durchaus auf Amazon und co. Nicht weil die so nett sind, ihre Algorythmen anzupassen, damit die Objektivität und der Geist der Rezensionen wieder aufblühen, sondern weil ein schlechtes System die Profite drückt. Und auf den Profitwillen kann man sich verlassen.  :omn:
Be brave, dont tryhard.

Tigermöhre

Ich bin ja bisher bei Rezensionen nur auf der Leserseite.
Wenn ich mir ein Buch ansehe, lese ich zuerst die schlechtesten Rezensionen und arbeite mich dann zu den besseren vor. 5 Sterne-Rezensionen lese ich nur, wenn es nicht genug andere gibt. Nach meiner Erfahrung sind die nämlich zu 95% nur Lobhudelei-Blablabla.
Da mittlerweile ja leider die verschieden Ausgaben zusammengelegt wurden, gibt es viele 1 Stern-Rezensionen mit Texten wie "Das E-Buch ließ sich nicht öffnen" oder "Das Buch ist toll, aber das Hörbuch eine Zumutung." Solche Rezensionen bringen mir überhaupt nichts und verfälschen den Eindruck. Ich finde auch nicht, das man für Cover und Titel Punkte abziehen sollte und finde da den Ansatz von Sascha deutlich besser.
Ich habe auch mal eine 4 Sterne-Rezension gelesen, in der der Rezensent als erstes schrieb, dass er das Produkt (ich glaube es war ein Brettspiel) eigentlich mit 5 Sternen bewerten würde, aber dann würde seine Rezension nicht gelesen werde. Er hat dann auch sehr genau erklärt, wie er zu seiner Bewertung kam.

Maja

Die schlimmsten Rezis auf Amazon sind die, bei denen die Rezensenten durcheinanderbringen, was sie da rezensieren - das Produkt oder den Händler. Wenn ich da eine Fünf-Stern-Rezi lese mit dem Inhalt "Superschnelle Lieferung, ist gut angekommen", dann weiß ich, der Rezensent ist hier falsch. Umgekehrt, wenn Lieferverzögerungen eines Händlers den Schnitt drücken, ist das besonders ärgerlich. Aber gerade deswegen gebe ich nicht viel auf Durchschnittswertungen. Ich habe mich durch Lesekritiken gekämpft, als ich meinen neuen Kindle bestellt habe, um herauszufinden, ob sich der Mehrpreis für den Paperwhite bei mir lohnen würde - da gibt aber dann z.B. jemand nur einen Stern, weil er sich getäuscht fühlt, dass er dann immer noch Geld für die Bücher bezahlen muss und die nicht alle im Kaufpreis enthalten sind.

Als Autorin mag ich Rezensionen in Blogs deutlich lieber als die auf Amazon oder den Bewertungsplattformen - einfach weil sie für mich deutlich sichtbarer sind als einzelne Amazon-Rezis, nicht nur ein Beitrag zur Durchschnittswertung, und damit auch individueller wahrgenommen werden können. Allerdings holen viele Blogger dann auch aus zum großen Rundumschlag. Und wenn ich ein und dieselbe Rezi auf Amazon, Thalia, Weltbild, buch.de, bol.de, Lovelybooks, Goodreads etc. lese, dann frage ich mich, wieso es überhaupt diese verschiedenen Plattformen gibt, wenn doch ohnehin überall das gleiche steht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sascha

Zitat von: Maja am 24. Juli 2015, 15:20:44
Als Autorin mag ich Rezensionen in Blogs deutlich lieber als die auf Amazon oder den Bewertungsplattformen - einfach weil sie für mich deutlich sichtbarer sind als einzelne Amazon-Rezis, nicht nur ein Beitrag zur Durchschnittswertung, und damit auch individueller wahrgenommen werden können.
Ich komm schon wieder mit meiner unbedarften Sicht:
Zwar weiß ich, daß es Rezensionen in Blogs usw. gibt, aber ich könnte jetzt keine einzige Seite nennen, auf der sowas zu finden ist. Bei Amazon finde ich die Bücher und diverse Rezis, dann schau ich schon mal auf den Durchschnitt, aber alles, was wenigstens 3 Sterne hat, ist interessant genug (sofern mich die Inhaltsangabe anspricht), um mir einige der Rezis durchzulesen. Und da merkt man ja schnell, ob jemand einfach rummault oder umgekehrt hemmungslos hochjubelt, oder ob sich jemand wirklich Gedanken gemacht hat bei dem, was er schreibt.
Insofern sind gut geschriebene Rezis schon hilfreich. Ich kaufe ja nicht bei Amazon, aber zur Information nutze ich gerade diese Seiten schon gerne.
Aber wenn natürlich die dämlichen Sternchen dazu führen, daß ein nicht nur TOP bewertetes Buch aus der Sichbarkeit fällt, wie Alana sagt, dann ist das System definitiv Murks.

Gibt's denn irgendwo eine Art Inhaltsverzeichnis von Buch-Rezensenten? Oder hilft nur, immer nach dem Buchtitel zu suchen und sich dann die Rezis rauszupicken?

Snöblumma

Ich habe oft das Gefühl, gerade in den Massengenres (Romance in allen ihren Facetten) sind Rezensionen irgendwie inflationär geworden. Kaum ist ein Buch auf dem Markt, hat es 50+ 5-Sterne-Rezis bei Amazon, die häufig knapp und kurz gehalten sind. Keine Ahnung, woher das kommt, aber es hat für mich zwei Auswirkungen:
Als Leserin schaue ich mir die Rezis nicht mehr an, weil ich sowieso das Gefühl habe, dass das nur Fans/Bekannte sind, die dem Autor einen Gefallen tun wollen und ziemlich unreflektiert alles gut finden. Ich kaufe mittlerweile einfach nach Autoren bzw. Verlagen, weiß, was mir gefällt, und wenn ich mal über etwas Neues stolpere, lese ich halt in das Buch rein. Insofern entwertet für mich diese Art der Rezension vollkommen. So etwas bietet mir keine Orientierung mehr.
Als Autorin ist es für mich vermutlich ein Problem, weil ich so gut wie keine Rezis bekomme. Damit ist das Buch nicht sichtbar, verkauft sich nicht und bekommt noch weniger Aufmerksamkeit. Wobei - das ist eigentlich das Problem des Verlags.  ;D Ich selber habe mir meine Rezis noch nie angeguckt (Ehrlich. Ich habe jetzt, als das Thema hier aufkam, mal nachgesehen, was und wie viele Rezensionen ich habe, und dabei festgestellt, dass das eh nicht der Rede wert ist), weil sie mir nichts geben. Ich mag meine Bücher, von meinen Betas habe ich ehrliche Rückmeldung und was der Rest der Welt darüber denkt ist mir eigentlich ziemlich egal.

Tja, ich glaube, dass Rezis heutzutage tatsächlich vor allem ein Marketinginstrument geworden sind, mit dem sich Bücher pushen lassen. Je mehr Leute etwas gut finden, umso eher kaufen zögernde Dritte es auch. Das ist wie früher die Bestsellerstapel am Bahnhof - was alle toll finden, kann ja nicht so verkehrt sein. Das, was ich mir als Leser wünschen würde (ehrliche Einschätzungen, realistische Bewertungen) finde ich zumindest in meinen Standardgenres schon lange nicht mehr.