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Sammelthread für gelungene Textstellen

Begonnen von Warlock, 29. Juni 2007, 15:08:38

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Bisou

So etwas hätte ich mir auch vorgestellt.
Aber ich muss sagen, die Textstelle gefällt mir wirklich gut. Ich bin ja eine Liebhaberin von schönen Beschreibungen und diese hier ist wirklich schön.

Zitat von: Jenny am 13. September 2009, 17:48:35

@ bisou: Toll! Ich glaube, ich würde so intensiv gefühlsbezogen nicht lange durchhalten.  ::)

Habe ich auch kaum. Ich kann dir aber versichern, dass ich da lange dran gekaut habe, bis ich zufrieden war. Und perfekt ist die Geschichte (bei Gott) noch bei weitem nicht.  ;) Aber deine Textstelle gefällt mir auch. Was ist denn das für ein Wesen, das so früh schon krabbeln kann? Ein Dämon oder sowas?

Geli

Äh ... Eisen kann man nicht winden, aber biegen!

Kati

 :gähn: Diese Bezeichnung gibt es nicht? Hoppla...
Aber ihr habt Recht, genauso habe ich mir das auch vorgestellt.  :) Wie nennt man das denn? Dann kann ich es ändern.

LG,

Kati

Lucien

Zitat von: bisou am 14. September 2009, 15:25:44
Was ist denn das für ein Wesen, das so früh schon krabbeln kann? Ein Dämon oder sowas?
Ich habe die Mutter in diesem Thread (auf "Seite" 10) schon beschrieben. Es ist ein Orech, ein Geschöpf, das ich erfunden habe. Wirklich dämonisch ist es nicht, eher tierisch, zumindest was die schnelle Entwicklung angeht. Es lebt in der Wüste in Höhlen, deshalb muss es sich schnell selbstständig fortbewegen können. Zähne etc. werden in Kürze auch noch folgen und mit 6 Monaten wird es wohl laufen können.  ;D

Lucien

Ich habe beim gelangweilten Durchstöbern und Überfliegen meines Erstlings eine Szene gefunden, die ich euch nicht vorenthalten will. Am liebsten hätte ich den Text noch länger gemacht, aber das hätte wohl ein wenig den Rahmengesprengt.  ;D
Ist sicher sehr überarbeitungswürdig, aber für den Anfang reicht's.  ;)

Addesie lächelte bitter. ,,Du siehst, was Datona aus mir gemacht hat."
Der Kater nickte betrübt. Zögernd fragte er dann: ,,Warum ... tut sie dir das an?" ,,Warum wohl?", fragte Addesie leise, wobei er sich unter dem Fenster an die Wand lehnte. Als seine Schulter die Wand berührte, verzog er gequält das Gesicht. ,,Sie weiß noch nichts vom Orden", fügte er dann mit Genugtuung hinzu. ,,Und sie kann mich foltern und hungern lassen so viel sie will, ich werde schweigen!"
,,Mögen die Götter geben, dass du die Kraft hast, ihr dauerhaft zu widerstehen.", sagte Felis leise und in seinen Augen konnte Addesie die unausgesprochene Frage lesen: Was wird sein, wenn die Schmerzen zu groß werden? Beißt du dir dann die Zunge ab?
,,Sie gönnt mir einfach keine Ruhe.", sagte der Ducendus. Es tat ihm gut, endlich jemanden zum Reden zu haben, wenn auch nur kurz. ,,Immer wieder werde ich ... Manchmal beauftragt sie auch Maraner, mich Tag und Nacht wachzuhalten. Gestern hat sie mir endlich mal wieder einen Becher Wasser gegeben, aber ich habe so schrecklichen Hunger! Alles, was ich zu spüren bekomme, sind Qualen ... und harter Stein." Erschluckte hart.
Auch Felis schluckte, dann streckte er seine Pfote so weit wie möglich zum Freund runter.
Addesie streckte die Hände aus und schloss die Augen, als er die samtige Pfote umschloss und sanft streichelte. ,,Ich bin so froh, dass du da bist." In seinen Augen glitzerten ein paar Tränen, als er sie wieder öffnete.
Widerstrebend ließ er die weiche Pfote los und griff in seine Manteltasche. ,,Hier", sagte er und holte ein zerknittertes Pergament hervor, ,,die habe ich ganz zu Beginn geschrieben. Zum Glück hatte ich sie im Stiefel versteckt, bevor Datona mich ausplündern ließ. Ich hatte die Hoffnung, sie jemals abschicken zu können, längst aufgegeben."
,,Du warst so verwegen, eine Nachricht zu schreiben?", fragte Felis mit einem leichten Lächeln.
Addesies Mundwinkel zuckten, dann reckte er sich zum Fenster, um Felis die Nachricht zu geben.
Der Kater sah sich plötzlich um und lauschte. ,,Es wird langsam eng für mich.", sagte er bedauernd.
,,Grüß alle schön von mir.", sagte Addesie mit belegter Stimme. ,,Und holt mich hier raus. Ich halte vielleicht nicht mehr lange durch!"
Felis nickte. ,,Wir geben unser Bestes."
,,Felis, noch etwas: Ist da noch Gras vorm Fenster?", fragte Addesie.
Felis sah ihn für einen Moment lang mit einem unbestimmten Ausdruck in den Augen an, dann schüttelte er den Kopf. ,,Nein ... Halt durch!"
,,Pass auf dich auf.", antwortete Addesie, dann nahm Felis die Nachricht in die Schnauze und eilte davon.
Er war kaum weg, als die Kerkertür geöffnet wurde und die Maraner den Ducendus mit eisernen Griffen packten.

Coppelia

#230
@ Jenny
Aaaarmer, tapferer Kerl! :)
Wobei ich ja irgendwie nie so recht glaube, dass jemand bei der Folter nix verrät ... und schon gar nicht über einen längeren Zeitraum hinweg. Oder dass er danach noch groß in der Lage ist zu reden. Aber in Fantasy ist das sicher zulässig. ;)

Beim Überarbeiten war ich ganz stolz auf diesen Satz, der mir auffiel. :) Aber ich glaub, ich muss ihn irgendwie zweiteilen.

ZitatDie Katakomben unterhalb der Akademie stammten aus einer Zeit, als die Echsen, die Kinder des Verschlingers, einen Namen für die schuppenlosen, struppigen Wesen hatten, die sich in den Felshöhlen verbargen, diese Wesen aber keinen für sich selbst.

Maja

#231
Ich habe diesen Thread eine Zeitlang schleifen lassen [wie mich, und den Rest des Forums] aber ich denke, daß die Textproben nicht so lang sein sollten. Seit dieser Thread begonnen wurde (damals hatten sie noch eine erträgliche Länge), sind sie immer weiter angewachsen, und ich möchte hier im Forum keine Textkritik einführen, auch nicht durch die Hintertür.

Es ist genauso bei den Bewerbungen: Dort erbitten wir auch einen guten Satz oder kurzen Absatz, und manche Bewerber schicken uns daraufhin ihren halben Roman. Wir sortieren diese Leute deswegen aus, so hart sind wir.

Ich möchte in diesem Thread nicht groß meckern müssen. Bitte haltet euch daher in Zukunft an meine Bitte: Ihr könnt mit einem erstklassigen Satz oder kurzem Abschnitt strunzen, aber laßt es nicht länger als vier, fünf Zeilen sein. Für alles längere geht bitte in eines unserer Schwesternforen, wo Textkritik gewünscht wird. Danke!

P.S. Sonst wird hier dichtgemacht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Lucien

Ich betrachte mich als getadelt. Kommt nicht wieder vor.  :innocent:

Churke

Mal wieder nen längerer Satz:

In Anspielung auf die Herkunft des Philippus, dessen Vorfahren früher Wurstmacher auf Zypern gewesen und erst unter dem Zweiten Constantius in den Senatorenstand aufgestiegen waren, wurde auch davon gesprochen, die Provocatoren des Philippus zu verwursten und scheibchenweise nach Konstantinopel ,,zurück" zu schicken – ungeachtet der Tatsache, dass nicht Philippus, sondern Bassus sie in Capua angeheuert hatte und es dementsprechend nichts nach Konstantinopel und schon gar nichts zurück zu schicken gab.

Die Sache mit dem Wurstmacher auf Zypern ist natürlich echt.  ;)

Manja_Bindig

Lang ists her, aber ich hab mal wieder was...

Meine Charas müssen was in einem Wald erledigen - um diesen Wald liegt ein Bann, der jeden tötet, der sich mit bösen Gedanken(Bäume fällen, wildern, elfen töten) hineinwagt...

Wie man deutlich sehen kann.

Er sah nicht, wie der Nebel am Boden kroch und sich irgendwann gänzlich zurückzog, auch nicht, wie ein paar Rehe in einiger Entfernung an ihm vorbeistaksten.
Er hörte nicht, wie Rinyl mit einem Mal nach Luft schnappte.
Und er merkte erst, dass die anderen stehen geblieben waren, als er gegen Rinyls Rücken stolperte.
Sofort krallte sich eine Hand in seinen Arm.
,,Was ist?"
Rinyl nickte stumm nach vorn.
In einem Baum hing eine rostige Axt, der Griff war abgebrochen, gesplittert.
Eine andere stak in einem Stamm wie ein Messer in Fleisch. Die Wunde war um die Klinge herum verheilt und hatte sie in den Körper einwachsen lassen.
Und darum verstreut und von Wurzeln überwachsen noch mindesten zehn weitere Äxte, unerreichbar für jede Hand, unmöglich, sie aus dem Geflecht zu lösen.
Rinyls Blick glitt weiter.
Kein Verwesungsgeruch hatte ihn gewarnt vor dem, was er hier wohl zu sehen bekommen würde. Wie auch, wenn alle Kleidung zerrissen, alle Knochen blank abgenagt waren? Kein Fetzen Fleisch, der hätte verfaulen können.
Nur wenige zu einem dunklen Gelbton gegerbte, harte  Hautfetzen verrieten, dass diese bleichen, langen Gebilde keine Äste einer bemerkenswerten Form waren.
Auf einem Ast, wie aufgespießt, aufgebohrt hing ein Schädel, durch den sich Zweige geschlängelt hatten.
Ein anderer, mit der Stirn nach unten in einer Astgabel festgeklemmt, war von einem pfiffigen Vogel als Bruthöhle bezogen worden; ein paar Halme hingen aus den Augenhöhlen.
Eine gespenstische Stille hätte gut hierher gepasst.
Oder noch ein leises Blätterrascheln im Wind.
Doch es war alles andere als still.
Rinyl hörte das Holz knarren, wenn der Wind die hohen, dünnen Fichten bewegte.
Blätter rauschten laut im Wind.
Einige Vögel sangen.
Irgendwo klopfte ein Specht.
Rinyl lauschte.
Leben.
Leben.
Der Wald lebte.
Die Knochen gehörten dem Wald.
Und merkwürdigerweise – sie lebten. Die Knochen lebten wieder, auf eine merkwürdige, passive Art und Weise.

Kati


Maran


Issun

Wow, die Textstelle gefällt mir sehr gut! Da hat man gleich Lust weiterzulesen! :jau:

LG,
Issun

Rhiannon

Bisweilen haben meine Protas schon mal philosophische Anwandlungen und oft kommt dabei Mist raus, aber das hier gefiel mir eigentlich:

Die wilden Sprünge und Drehungen, die pure Ekstase und dann wieder die langsameren Bewegungen, die den Tänzern und Tänzerinnen Gelegenheit gaben, sich ein wenig auszuruhen, das war das Leben. Auch das Leben war bisweilen wild und atemberaubend, dann ging es wieder langsam voran, war aber trotzdem relativ kräftezehrend. Manchmal kamen jähe Richtungswechsel, unverhoffte Sprünge, um anderen auszuweichen und manchmal war gar kein System mehr zu erkennen.

Judith

Das ist ein schöner Vergleich, Rhiannon.  :)

Ich hab hier noch nie etwas gepostet, stelle ich fest. Meistens finde ich meine Texte nicht sehr gelungen. Nun habe ich aber tatsächlich eine Stelle vom Anfang meines NaNo-Romans, die ich gern mag:

Herun runzelte die Stirn. "Was willst du hier? Ich habe dich nicht erwartet."
"Ach, welch rüder Empfang!" Maldwin breitete theatralisch seine Arme aus. "Wieso stellst du mir diese Frage, oh Licht meines Lebens? Weißt du etwa nicht, dass für mich jeder Augenblick vergeudet ist, den ich nicht mit dir verbringe?"
"Aus welchem Stück hast du denn dieses Gesülze?"