• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Fragen am Beispiel "Das Lied von Feuer und Eis" (Exposé & Genre-Einstufung)

Begonnen von Sarina, 22. August 2013, 14:09:49

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Sarina

Auf Facebook habe ich mal folgenden Post in die Gruppe gestellt:
Ich habe mal eine Frage: Wie würdet Ihr Bücher wie Das Lied von Feuer und Eis in das Fantasy-Genre einordnen...? High Fantasy?
Und welche Figuren würdet Ihr in das Exposé aufnehmen?
Bin an Euren Meinungen interessiert
...

Mein aktuelles Projekt ist was den Fantasy-Anteil betrifft und der Fülle an Hauptfiguren dieser Reihe ähnlich (auch ähnliche Zielgruppe). Auch wenn ich noch am Buch sitzen, will ich das Expo bereits entwerfen. Später wird es zu schwer, da sicher noch einige Ideen dazu kommen werden. Doch wie Einordnen und welche Personen rein...

Wir dachten, dass es auch für die Nicht-FB-User interessant sein könnte.

Was ist Eure Meinung dazu?

Cairiel

Du meinst wohl das Lied von Eis und Feuer?  ;) Oder habe ich was verpasst?

Da ist die Einstufung tatsächlich schwer. Alleine vom Geschichtstyp her würde ich sagen Low Fantasy, doch dafür mischen ungewöhnlich viele Figuren mit ... Aber egal wie viel ich mir den Kopf darüber zerbreche, mir fällt kein passenderes Subgenre dafür ein. High Fantasy ist es in meinen Augen definitiv nicht, da der Schwerpunkt nicht auf verschiedenen nicht-menschlichen Völkern liegt und das viele Leser sofort mit Elfen, Drachen, Zwergen usw. verbinden. Für Social Fantasy ist es mir persönlich zu episch. Ich bleibe bei Low Fantasy.

Das Exposé ist eine weitere Schwierigkeit ... Bei einem Buch, das ich aber schon unter Vertrag hatte, bevor ich dazu ein Exposé geschrieben habe (und mir deshalb nicht mehr allzu viele Gedanken über richtig/falsch gemacht habe  :versteck: ), lief es in der ersten Planung vom Grundprinzip her ähnlich: Mehrere Handlungsstränge (verschiedene Protagonisten) fügen sich zu einer Geschichte zusammen. Ich habe mir die drei wichtigsten herausgepickt und die Inhaltszusammenfassung knapp aus "deren Sicht" umrissen. Also: Figur 1: Inhalt, Figur 2: Inhalt, Figur 3: Inhalt. Ob das richtig oder falsch ist, kann ich nicht sagen. Mein Verlag hat nicht viel dazu gesagt. Aber ich habe mich damit wohl gefühlt und hatte den Eindruck, die Geschichte damit gut erklärt zu haben.

Bevor du eine gesamte Inhaltszusammenfassung schreibst, in der gefühlt hunderte Figuren vorkommen, die man am Ende nicht mehr auseinander halten kann aber die man auch nicht herauskürzen kann, würde ich eher zu so einer Vorgehensweise raten. Was meinen die anderen dazu?  :hmmm:

Joel

Ich würde mich Cairiels Meinung anschließen - Low Fantasy.

Unabhängig davon würde ich aber bei einem Exposé niemals eine Auflistung aller Figuren anfügen. Das könnte kompliziert und erschlagend wirkend. Viel wichtiger wäre es wohl, das zentrale Thema explizit herauszuarbeiten (die "Prämisse") und davon ausgehend dann zu entscheiden, welche Personen in's Exposé reinkommen und welche nicht.

Lily

Ich würde auch zu "Low Fantasy" tendieren, denn alles, was bislang an Fantasy vorkam, waren die Schattenwölfe, einige weiße Wanderer, Melisandre (und somit Rhollor) und Drachen. Sonst kommt da gar nicht viel Fantasie drin vor. Für "High" reicht es nicht, da müssten, wie Cairiel schrieb, mehrere Völker drin vorkommen und der Plot müsste sich jedes Mal auch um etwas fantastisches drehen - tut er aber nicht. Es geht meist nur um Schlachten und persönliche, weit gesponnene Intrigen.
"Epic Fantasy" ist nur ein Ableger des "High Fantasy", weil es im Grunde das gleiche ist. Epic heißt ja auch nichts anderes als "erzählen".
Ergo: Low Fantasy. Wobei ich es vllt noch mit Sword and Sorcery untertiteln würde.

Was das Charakter-Problem anbelangt: Nimm nur die rein, aus deren Sichtweisen erzählt wird. Martin hat ja auch viele Charaktere, aber nur bestimmte Sichtweisen (zumindest in den ersten Büchern), aus denen er erzählt. So kommt Robb Stark nie als Prota drin vor, es wird aus Catelyns Sicht erzählt. Der Leser gewinnt dennoch irgendwie den Eindruck, Robb spiele eine wichtige und tragende Rolle. Falls du einen allwissenden Erzähler verwendest, ist dieser Vorschlag irgendwie Mist, aber ich gehe mal davon aus, dass du dennoch Protas hast.
Für die Nebencharas mach dir eine eigene Liste, damit du dich nicht in viel gestrickten Fäden verlierst, die du vllt auch nur persönlich für dich verwendest.
"If you are going through hell, keep going."
~ Winston Churchill ~
___
"Listen to the mustn'ts, child. Listen to the don'ts. Listen to the shouldn'ts, the impossibles, the won'ts. Listen to the never haves, then listen close to me... Anything can happen, child. Anything can be."
~ Shel Silverstein ~

Lemonie

Also für mich ist klassische High Fantasy eher so Herr der Ringe - mäßig, wo es eine klarere Unterteilung in gut und böse gibt und es den Welt bzw Land retten - Plot gibt (Tyrann, böser Magier, etc). Beim Lied von Eis und Feuer ist es ja eher so, dass es keine Guten und Bösen gibt sondern alle Figuren wollen halt irgendwas oder schlagen sich irgendwie durch. Klar ist es "epischer" als typische Low Fantasy, aber ich finde trotzdem, High Fantasy würde irgendwie nicht passen. Das ist von der Grundstimmung einfach komplett anders.

Deshalb (und wegen dem Fantasymangelaspekt, den Lily schon genannt hat) würde ich auch eher Low Fantasy sagen, weil ich finde, dass das Gefühl für die Geschichte bei High Fantasy einfach anders wird (und wenn mir jemand sagt "das ist High Fantasy" würde ich auch was ganz anderes erwarten).

Fianna

Ich denke, wenn Du solche Ähnlichkeiten zu Martins Werk siehst, solltest Du Dich an der Genrebezeichnung orientieren, mit der er offiziell vermarktet wird.
Da Du ja "Für Leser von George R. R. Martin" ins Expose schreiben willst, ist dann sicher eindeutig, was für ein Manuskript Du anbietest.

Low Fantasy (und erst recht Sword and Sorcery) sind als Begriffe in Deutschland absolut nicht gebräuchlich, und auf der LBM 2011 habe ich festgestellt, dass Verlage bei Conan stehen geblieben sind und das ist für die Low Fantasy.


Auch wenn (viellesende) Fans oder Genrekenner so etwas anders einsortieren, Du richtest das Expose ja nicht an eine ganz spezielle Gruppe von Lesern, sondern an Menschen, die in diesen Vermarktungskriterien denken und evt nicht die anderen Begrifflichkeiten einordnen können.


Ich schreibe selber S&S und habe mich damit abgefunden, dass mans wohl nicht drauf schreiben sollte. Solange ich den Begriff nicht von einem Publikumsverlag gedruckt sehe, werde ich ihn meiden und die S&S-Aspekte in Expose und evt Anschreiben verdeutlichen, damit sollte eindeutig sein, was ich anbiete

Bei Deinem Projekt ist das dann ja wesentlich leichter, nehm Martins "offizielles" Genre.

Nika

Ich "fürchte" ja fast, dass George R. R. Martin kein wirkliches Exposé schreiben musste. Er war ja nicht unbekannt, als er die Serie anfing und da reichte es sicher, wenn er das ganze - falls überhaupt - kurz anriss. Das hilft jetzt natürlich nicht viel für die Situation aus Sicht eines noch nicht so bekannten Autoren. ;)

Bei den zu erwähnenden Figuren würde ich sagen, um bei Martins Beispiel zu bleiben, die Perspektivträger müssen erwähnt werden, und über diese kann man ja andere wichtige Figuren anreißen. Wenn dein Projekt ähnliche Ausmaße wie AsoIaF, auch was die Länge der Geschichte angeht, gibt es ja auch Unterschiede zwischen den einzelnen Büchern. Bei "A Game of Thrones" sind es (ohne Prologcharakter) 8 Figuren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. 8 Figuren bekommt man, denke ich, noch gut unter. Bei "A Dance with Dragons" sind es (ohne Prolog/Epilogcharakter) 16 Figuren (und wohlgemerkt sehen wir hier nur "die eine Hälfte" der Figuren). Wenn es also ein Exposé zu "A Game of Thrones" gibt und eines zu "A Dance with Dragons", bräuchte man ja die schon seit fünf Büchern bekannte Figuren nicht noch einmal ausführlich vorzustellen, sondern könnte sich auf die neueren Figuren konzentrieren. Das heißt, vorausgesetzt, bei dir tauchen nicht alle Figuren mit gleichstarker Gewichtung von Anfang an auf.

Cailyn

Hi Sarina

Ich schliesse mich bezüglich Genre den meisten hier an. Für mich ist George R.R. Martin auch Low Fantasy.
Je länger die Geschichte andauert, desto mehr wird es zwar zur High Fantasy (die Drachen wachsen, die White Walkers werden immer präsenter und auch der Erzählstrang mit Bran wird immer wichtiger). Dennoch, dadurch dass die Geschichte einen so "realen" Touch hat, wirkt es immer noch bodenständig, was das Wort "low" in der Bennennung des Genres rechtfertigt.

Zu den Figuren, die ich in ein Exposé nehmen würde...Dafür muss man natürlich bedenken, dass unser guter George ja eigentlich nur 2 Bücher schreiben wollte  :rofl:. Spass beiseite ;), jedenfalls ging er ja beim ersten Buch noch nicht davon aus, dass später so viele andere Charaktere eine wichtige Rolle spielen werden. Daher kann man sich in einem Exposé getrost auf die anfänglich wichtigen Figuren beschränken: Ned Stark und seine Kinder mit den Schattenwölfen; die Geschwister Cersei, Jamie und Tyrion sowie Daennerys. Vielleicht würde ich in einem Exposé die Hauptprotagonisten gleich mit den zugehörigen Schauplätzen beschreiben. So hat man Setting und Figuren geordnet.

Ich bin ja mal gespannt (oh ja, sehr gespannt!) auf deine Geschichte. Hast du sie im Forum bereits vorgestellt? Lustigerweise habe ich bei meinem Buch auch immer gedacht, es sei ein ähnlicher Stil wie bei Martin, obwohl bei mir klassischerweise Elben und Zwerge mit am Start sind. Da aber die Story vor allem in der Menschenwelt spielt und die politischen Verhältnisse einen grossen Teil vom Plot ausmachen, neige ich eben auch zu Low Fantasy.

Gruss,
Cailyn

Maja

Sarina, eine Frage, die keinem ganz konkreten Plotproblem zuzuordnen ist, gehört nicht nach "Autoren helfen Autoren". Ich habe das jetzt verschoben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sarina

Danke, Maja!
Ich war mir auch sehr unsicher, wohin ich das posten soll. Sorry, dass ich mich falsch entschieden habe.

Wenn ich es jetzt zusammenfasse: Die meisten sehen das eher als Low Fantasy. Andererseits sehe ich das ähnlich wie Fianna. Es hilft ja nicht, wenn wir denken, das muss High Fantasy sein, und für ein Verlag ist es etwas ganz anderes.
Weiß denn zufällig jemand, wie er offiziell vermarktet wird?

Bei FB kam auch die Idee, dass man nicht die einzelnen Personen, sondern Familien vorstellt. Kann man das machen?
Ansonsten müsste ich mindestens 6-8 Personen hinein nehmen. Das würde nur verwirren und zu lang werden.

@Cailyn: Ich habe es noch nicht vorgestellt. Vielmehr möchte ich es einfach erst einmal schreiben. Stecke ja noch mitten drin. Mir ist es nur wichtig, das Expo schon mal als Entwurf zu fertigen, damit es später nicht zu unübersichtlich ist.

Cailyn

Huch, die Familien vorstellen...das würde aber bedeuten, dass du bei jedem Haus an die 30 Figuren beschreibst.

Hast du bezüglich offiziellem Genre auch schon mal auf den Verlagsseiten geschaut? Bestimmt sind seine Bücher dort aufgelistet und demzufolge auch als Genre definiert.