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Missbrauchsvorwürfe gegen Marion Zimmer Bradley

Begonnen von KaPunkt, 30. Juni 2014, 21:41:00

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Tanrien

Es gibt ja noch andere Beziehungen zwischen (lebendigem oder totem) Autor und Leser als "Kaufen oder nicht kaufen". Man kann die Vorwürfe erwähnen wenn man über MZB redet, man kann es anderen Lesern gegenüber ansprechen die es nicht wissen, man kann es als Ausgangspunkt für allgemeine Diskussionen verwenden... Alles das kann man ja trotzdem machen, wenn man sich unklar ist, wie das mit dem Geld ist, ob man da möglicherweise, wie Maja sagt, dem Opfer sogar hilft mit, oder wenn man dem Opfer nicht glaubt, etc.

Wer Interesse hat, kann ja mal "How to like problematic things" in einer Suchmaschine suchen, da gibt's Tipps für das Verhalten wenn man jetzt z.B. ultra MZB-Fan war und wie einfach es sein kann zu sagen, ja, ich finde es problematisch, auch wenn ich es mag. Gerade gegenüber Leuten, für die alles was mit MZB zu tun hat jetzt gemieden werden muss.

KaPunkt

Mein 'Problem' liegt da etwas anders.
Ich habe ein Regalbrett (mindestens) voll Büchern von ihr und noch mal soviele Anthologien, die sie herausgegeben hat.
Es geht nicht darum, ob ich etwas von ihr kaufen würde. Habe ich längst. (Wenn auch viel über Flohmarkt etc.)

Es geht darum, wie sich die Geschichten plötzlich verändert haben.
Ich kann jetzt nicht mehr einfach 'Gildenhaus Thendara' aus dem Regal ziehen, wenn ich mich einsam fühle, den Blödsinn mit Jaelle in der Terranischen Zone überblättern, und einen Nachmittag in einer Gemeinschaft verbringen, der ich gerne angehören würde, mag sie auch noch verkitscht und unrealistisch sein. (Soulfood eben)
Ich kann auch nicht mehr eine der Anthologien at randome aufschlagen, und in den Einleitungen einer grundsympatischen Frau begegnen.
Es gibt diese Frau nicht. Und im Gildenhaus fragt sich ein teil von mir ständig, wieviel von dem, was ich da eigentlich lese, ich die ganze Zeit falsch verstanden habe.

An den Geschichten ändert sich nichts, auch nichts an der Richtigkeit (oder nicht) der Aussagen in ihren Vorwörtern und Einleitungen.
Aber mein Blick auf sie hat sich geändert, und jetzt helfen sie mir nicht mehr / machen mir keinen Spaß mehr.

Gerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)

Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja.  :gähn:

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Minhael

Bis ich gerade auf den Theard gestoßen bin, ist diese Geschichte ehrlich gesagt vollkommen an mir vorbei gegangen, ohne das ich auch nur im geringsten etwas davon mitbekommen habe. Und auch wenn ich ihre Bücher und Anthologien nie gelesen habe, nehmen mich solche Geschichten immer ziemlich mit.

Ich für meinen Teil kann nicht differenzieren, für mich kann es nicht auf der einen Seite die Autorin und auf der anderen Seite den Menschen geben. Das mag mir nun in diesem Fall leicht über die Lippen kommen, weil ich keine Beziehung zu ihren Geschichten habe, aber ich denke nicht, dass es einen Fall, eine Person gäbe, mit der ich weniger hart ins Gericht gehen würde. Wenn sich mir derartige Abgründe offenbaren, wie könnte ich noch ein Buch der betreffenden in die Hand nehmen? Zumal es nach meinem Standpunkt, nach meinen Wertevorstellungen bereits vollkommen reicht ihre Aussagen, in dem von Mondfräulein geteilten Link, zu lesen. Mir dreht sich der Magen um, wirklich.

ZitatGerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)

Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja.  :gähn:

Dazu fällt mir gerade wirklich kaum etwas ein...

Ich verstehe trotzdem jeden der sich jetzt im Zwiespalt sieht. Ein richtig oder falsch mit dem Umgang mit ihren Werken gibt es da m.M.n. auch gar nicht. Der eine wird ihre Geschichten weiterhin lesen können und wollen, der andere wird Abstand nehmen. Ich denke letztendlich muss jeder einen Weg für sich finden.

KaPunkt

Das hat mir keine Ruhe gelassen. Also:
Die Anthologie heißt 'Freie Amazonen von Darkover'
Die Geschichte 'Messer'
Der Inhalt ist richtig wieder gegeben (war mir da zwischenzeitlich ein wenig unsicher), allerdings spielt ein Großteil der Handlung, nachdem das Mädchen ins Gildenhaus gekommen, und ihre Entwicklung dort.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
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in her hands.
(Diane di Prima)

Ryon


Angela

Was für eine üble, üble Geschichte!
Ich habe mir nun nur den Anfang der Gerichtsakten durchgelesen und mir ist schlecht genug.
Zu schlimm, zu schmerzhaft, macht mich einfach nur wütend.

Sascha

Als Vater von zwei Kindern (und geistig - zumindest in dieser Hinsicht - gesund) habe ich einen gewaltigen Hass auf Leute, die sich an Kindern vergreifen.
Von mir aus könnten die in einem schimmligen Loch verrotten, zumindest müßte man sie aber bis ultimo so wegsperren, dass sie an kein Kind mehr drankommen. Schlicht und ergreifend, weil der Schutz der Kinder Vorrang vor dem Freiheitswunsch der Täter hat. Ich meine hiermit überführte Täter und niemanden, der womöglich im Wortsinne pädophil ist und sich rechtzeitig Hilfe sucht, um das nicht auszuleben. Letzteren sollte man so gut helfen wie nur irgend möglich. Aber das wäre dann eigentlich wieder eine ganz andere Diskussion...
Was ich mit Leuten machen würde, die sich an meinen Kindern vergreifen, fiele eindeutig unter den Begriff Kapitalverbrechen.

Aber:
Andererseits muss ich sagen, es ist jetzt zu spät, durch Kaufverweigerung oder Ähnliches ein Zeichen zu setzen. Wäre sie noch am Leben, ja, dann könnte man der Frau deutlichst klarmachen, was man von ihr hält. Aber so? Sie ist tot. Futsch. Keine Möglichkeit mehr, ihr in irgendeiner Form die Meinung zu geigen. Wenn tatsächlich ein großer Teil der Einnahmen an wohltätige Organisationen geht (hoffentlich nicht gerade an die schwarzen Schafe darunter), dann wäre es eher kontraproduktiv, ihre Bücher jetzt zu meiden.

Also, bei allem Ekel, aller Wut, was auch immer, logisch betrachtet kommt dieser ganze Wirbel zu spät. Man kann weder die Frau noch strafen, noch müßte man sie daran hindern, weitere Taten zu begehen. Man kann sich ärgern, dass sie ungestraft davongekommen ist oder freuen, dass sie nichts mehr anstellen kann, aber tot ist tot, sie kriegt's eh nimmer mit.

Wenn man nun im Lichte dieser Erkenntnisse Szenen oder ganze Geschichten/Bücher anders sieht und weiß, welche Denke daraus spricht, nun ja, dann bleibt wohl nur, die Dinger jetzt im Regal stehen zu lassen.
Wenn ich ein Buch lese und merke, daß der Autor eine - in meinen Augen - seltsame bis idiotische Einstellung zu manchem hat, dann muß ich halt auch abwägen, ob ich es einfach ignoriere und den Rest der Story trotzdem genieße oder das Buch eben weglege mit dem Kommentar "Was ein Trottel!" oder auch "Krank!". Oder man liest trotzdem interessiert weiter, um zu analsieren, welchen Schaden der Typ hat und wie sich das ausdrückt.

Mondfräulein

Zitat von: Maja am 05. Juli 2014, 02:18:03
Wie hältst du es dann im Fall von Frau Zimmer Bradley? Da sie verstorben ist, müsste eigentlich ihre Tochter als ihre Erbin auch die Tantiemen aus den seither getätigten Buchverkäufen erhalten (oder zumindest einen Anteil davon, ich kenne mich mit den genauen testamentarischen Umständen nicht aus). Das Geld würde also in diesem Fall nicht bei der Täterin landen, sondern beim Opfer. Ob die das überhaupt haben will, sei offen gelassen - Frau Zimmer Bradley hat jedenfalls nichts mehr davon.

Ich persönlich lese ihre Bücher ja sowieso eigentlich nicht mehr (ich habe die Nebel von Avalon zwar gelesen, aber es ist einfach nicht so mein Geschmack im Moment), aber ich würde sie, wenn ich sie noch lesen würde, bedenkenlos kaufen. Die Person, die schlimme Dinge getan hat, hat nichts mehr davon und soweit ich weiß auch niemand, der irgendwie damit negativ in Verbindung steht (also mitgeholfen hat oder das unterstützt oder verteidigt oder was auch immer).

Im Fall von AutorInnen, die Bücher für MZBs Anthologien beigesteuert haben oder so, bin ich sehr vorsichtig. Ich möchte niemandem von ihnen unterstellen, davon etwas gewusst zu haben, ich glaube gelesen zu haben, dass eine Autorin sogar als Reaktion auf die Vorwürfe ihre Einnahmen aus einer solchen Anthologie an einen Verein gespendet hat, der Missbrauchsopfern hilft.

Was ich persönlich in diesem Fall besonders schwierig finde, wenn man ihre Bücher nun neu bewerten soll... irgendwie haben sie ja anscheinend vielen Frauen wirklich geholfen, und das ist gut, aber... wie gehe ich jetzt damit um? Natürlich wiegt das niemals auf, was sie ihrer Tochter angetan hat (wenn sie es getan hat, das kann ich nicht wissen), aber trotzdem ist das auch wieder ein Aspekt, den man nicht vergessen darf und ich glaube, hier kommt man wirklich nur weiter, wenn man Autor und Werk in gewisser Weise getrennt betrachtet. Obwohl ich auch glaube, dass sich vor diesem Kontext einige Stellen vielleicht anders lesen...

Moorhenne

Himmel. Da nehm ich Ryon's Rückkehr als Anlass auch mal wieder in anderen Threads als in den Ausschreibungen zu schmökern und dann les ich sowas  :o Echt heftig, jetzt musste ich mich echt erst mal sammeln.

Generell find ich Tinnues Frage nach der Trennung Autor/Mensch wirklich berechtigt - das war nl auch mein erster Gedanke beim Lesen des Eröffnungspostings. Generell vertrete ich nämlich schon die Meinung, dass ich die Werke - sei's jetzt Geschriebenes, Gemaltes oder Musikalisches - schätzen kann, auch wenn ich den Mensch dahinter nicht sympatisch finde, nicht mit seinen Meinungen übereinstimme, etc... aber hier ist das einfach schon noch mal was Heftigeres. Und ich kann KaPunkt sehr gut verstehen, wenn man dann plötzlich bei den Inhalten wie eben dieser KG ziemlich schlucken muss.   :(
Morgenstund ist aller Laster Anfang.

Rhiannon

Mich hat diese Geschichte auch geschockt. Und wie Sascha sehe ich es auch sehr gnadenlos, was Menschen angeht, die Kindern so etwas antun.
Aber: Ich finde es wirklich schwierig, da nun einen Standpunkt zu finden. Ich kann und werde nicht bestreiten, dass mich MZBs Avalon-Reihe und "Die Feuer von Troia" geprägt haben und auch die beiden Darkover-Bücher die ich besitze, haben einen gewissen Wert für mich, aus unterschiedlichen Gründen, aber das lässt sich eben nicht leugnen.
MZB ist tot und was wirklich geschehen ist, weiß man nicht, weshalb ich in diesem Fall nun nicht hergehen werde und sämtliche Bücher MZBs fortwerfen werde oder so etwas. Aber natürlich kann es sein, dass nun einiges in den Büchern in einem anderen Licht erscheint.
Würde sie noch leben, würde ich das Ganze vielleicht insofern anders sehen, dass ich es vermeiden würde, neue Bücher von ihr zu kaufen, aber das ist müßig, das in diesem Fall zu überlegen.
Aber wie andere schon erwähnt haben, dneke ich auch, dass es möglich ist, den Autor vom Menschen zu trennen. Nicht, weil ich mit zweierlei Maß messen will, aber weil ich ein Werk, das für mich einen gewissen Wert hat, durchaus auch als alleinstehendes Werk anschauen kann. Ich habe das Buch Enders Game nicht gelesen, aber was ich davon gehört habe, gibt diesem Buch in meinen Augen auch dann ein Recht zu existieren, wenn ich mit der restlichen Meinung und Haltung des Autors in keinster Weise konform gehen kann. Ich werde dieses Buch nun nicht neu kaufen, weil ich dem Autor mein Geld nicht geben möchte würde das Buch aber durchaus gebraucht kaufen, um es zu lesen.

Cailyn

Zitat von: KaPunkt am 05. Juli 2014, 09:04:10
Gerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)

Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja.  :gähn:
Dieses Beispiel ist echt schockierend. Ich kann das auch nicht mehr unbefangen lesen, ohne an die Anschuldigungen zu denken.

Und mir geht es ähnlich wie KPunkt. Mich beschäftigt es nicht, ob ich MZBs Bücher weiterhin kaufe oder nicht, sondern eher, was ich mit den Büchern mache, die ich bereits zu Hause habe. Ich fände es zwar schon schlimm genug, wenn sie ihren Mann all die Jahre gedeckt hat (was das Gerichtsprotokoll ja eindeutig beweist), aber wirklich unverzeihlich fände ich das, was ihre Tochter ihr vorwirft mit den Misshandlungen. Im Wissen, dass diese Frau all dies getan hat, könnte ich ihre Bücher nicht wieder lesen. Schon nur die Vermutung, dass es so sein könnte, bringt mich auf den Gedanken, ihre Bücher fortzuwerfen.

Aber die Anschuldigungen von ihrer Tochter sind nun mal wirklich nicht bewiesen. Es könnte genau so gut sein, dass ihre Tochter sie in ein noch schlechteres Licht stellen will, weil die Leute nicht anerkennen, dass MZB ein "schlechter" Mensch war, weil sie die Missbräuche ihres Mannes unter den Teppich gekehrt hat und sich nicht für die Opfer eingesetzt hat. Quasi eine Lüge, um den Opfern ein Stück Anerkennung zu bringen. Oder aber es stimmt und sie hat es so lange nicht sagen können, weil sie selber so lange gebraucht hat, um sich da rauszutherapieren. Wir können das alles wohl nicht beweisen, aber schon die Möglichkeit, dass es so gewesen sein könnte, macht mit einen bitteren Geschmack im Mund. Das Gedicht, das ihre Tochter über ihre Mutter verfasst hat, bringt mich echt zum schaudern...

Es ist wirklich zermürbend. Marion Zimmer Bradley hat mich einst mit 16 zur Fantasy gebracht. Ich liebte die Nebel von Avalon. Jetzt nicht mehr.

Eluin

#41
 :o Huff! Das ist heftig. Habe ich erst jetzt mitbekommen. Für mich war MZB auch diejenige, die mich ans Fantasy-Lesen und dadurch auch ans Bücherverschlingen gebracht hat. Mit 12 die Nebel von Avalon, dann Darkover usw.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Bücher dadurch weniger mag. Ich muss sagen ich habe sie ewig nicht gelesen und weiß daher sowieso nicht, wie ich sie heute noch vom Schreibstil her und allem einschätzen würde.

Wahrscheinlich bringt es mich viel mehr zum nachdenken. Auch darüber, was alles geschieht, ohne das andere etwas davon mitbekommen.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Judith

Zitat von: Cailyn am 30. September 2014, 15:23:20
Aber die Anschuldigungen von ihrer Tochter sind nun mal wirklich nicht bewiesen. Es könnte genau so gut sein, dass ihre Tochter sie in ein noch schlechteres Licht stellen will, weil die Leute nicht anerkennen, dass MZB ein "schlechter" Mensch war, weil sie die Missbräuche ihres Mannes unter den Teppich gekehrt hat und sich nicht für die Opfer eingesetzt hat. Quasi eine Lüge, um den Opfern ein Stück Anerkennung zu bringen.
Ich weise hier mal auf das sehr interessante und aufwühlende Interview mit MZBs Sohn hin: http://starfire-studio.com/markgreyland.html

Cailyn

#43
Judith,
Ja, es schaut ganz danach aus, dass diese Anschuldigungen wahr sind. Ich bin immer noch erschüttert. Nicht nur, dass sie es vermutlich getan hat, sondern auch, dass die Welt davon nie Notiz nahm. Man denkt doch, dass Prominente umso mehr im Fokus stehen für Klatsch, Tratsch und auch Wahrheiten, die man über sie erzählen kann, und dass solche Begebenheiten nicht geheim gehalten werden können. Aber offenbar stimmt das so nicht.

Bei der ganzen Situation kommt mir auch Roman Polanski in den Sinn. Auch ihm gegenüber bin ich sehr ambivalent. Er hat ja vor sehr langer Zeit im Drogenrausch eine 13-Jährige vergewaltigt. Das wurde ja gerichtlich auch bewiesen, und es gab vor einer Weile einen Skandal, weil er sich in der Schweiz versteckt hat und sich dem Gericht in den USA nicht stellen wollte. Auch in seinem Fall weiss ich nicht, ob ich seine Filme nun meiden soll. Leider ist er einer meiner Lieblingsregisseure, aber was er getan hat, ist unverzeihlich.

Ich bin jedenfalls zum Schluss gekommen, dass ich Person und Kunst nicht trennen kann. Wenn ich mir überlege, wie intensiv man an einem Buch arbeitet, wie viele Stunden man damit verbringt, Figuren zum Leben zu erwecken, mit ihnen mitleidet, sie gern bekommt und wie tief man in die Welt einer Geschichte eintaucht als Autor, dann bekomme ich Gänsehaut, wenn ich das nächste Mal in Avalon blättere, und mir würde vielleicht übel werden, weil ich Marion Zimmer Bradley - einer Kinderschänderin - in diesem Moment näher käme als mir lieb ist.

Churke

Zitat von: Cailyn am 01. Oktober 2014, 08:21:00
Das wurde ja gerichtlich auch bewiesen, und es gab vor einer Weile einen Skandal, weil er sich in der Schweiz versteckt hat und sich dem Gericht in den USA nicht stellen wollte.
Vor einem deutschen Gericht kannst du Polanskis Geständnis schreddern, weil es aufgrund eines Deals abgegeben wurde, an den sich das Gericht nach Absitzen der vereinbarten Strafe nicht mehr hielt.
Das ist ein Justizskandal ersten Ranges und daher rührt wahrscheinlich auch die Sympathie für Polanski und die Unwilligkeit anderer Staaten, ihn an die USA auszuliefern.


Und die gute Frau Zimmer-Bradley.... Sorry, aber das richterliche Vernehmungsprotokoll ist die reinste Realsatire. Dass die Zeugin mauert, und das nicht besonders intelligent, ist eine Sache, aber wenn die gefeierte Autorin feministischer Literatur sich als ihrem Mann gegenüber bedingungslos hörig präsentiert, da kann ich nicht anders, da muss ich einfach lachen.