• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Woher stammen eure ganzen Charakternamen?

Begonnen von Scot, 09. Oktober 2008, 01:29:14

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alessa

Die Idee mit den Pflanzennamen finde ich auch toll. Bisher habe ich mich immer durch Baby-Vornamenlisten, oder Namesgeneratoren gequält.  :d'oh:
Aber die Namen bei Fantasygeneratoren sind oft nicht zu gebrauchen, oder gefallen mir nicht. Wandle sie dann meist um, vertausch die Anfangsbuchstaben, oder lasse welche weg.

HauntingWitch

Ausgrabungsarbeiten. So, ich hoffe, das ist der richtige Thread.

In letzter Zeit fällt mir immer mehr auf, dass ich teilweise zu recht plakativen, offensichtlichen Namen neige. Ich mache das nicht absichtlich, das passiert einfach irgendwie. Jetzt frage ich mich, ob das gut oder schlecht ist. Ich habe auch schon solche Bücher gelesen und wenn das Buch insgesamt gut ist, stört mich so etwas eigentlich nicht. Insofern belasse ich es wohl dabei, krampfhaft etwas anderes zu suchen wäre ja auch blöd. Wie ist denn das bei euch so?

Debbie

Meine Namen stammen hauptsächlich aus einem Vornamen-Buch für Babies und aus dem Wörterbuch. Beide habe ich von A-Z durchgelesen und mir die Begriffe/Namen rausgeschrieben, die mir interessant vorkamen oder auf Figuren passten, die ich bereits im Kopf hatte. So hab ich einen ganzen "Fundus" an Namen zusammengetragen, den ich auch immer wieder zur Namensfindung heranziehe, wenn eine neue Figur auftaucht.  ;D

Wave

Das ist ganz unterschiedlich. Seltener stellen sie sich einfach direkt mit der jeweiligen Figur ein. Das sind auch meistens die, die "sagen": Ich bin keine bloße Figur, ich bin ein Charakter. Und sie wirken auch entsprechend auf mich. Sehr ... plastisch und konkret.

Manchmal möchte ich, dass der Name eine bestimmte Bedeutung für die Geschichte transportiert und dann suche ich natürlich in Namenlisten, erforsche die Herkunft, die Bedeutungen - bis ich dann was Passendes gefunden habe.

Berjosa

Ich dachte, ich hätte hier schon mal was geschrieben, aber offenbar war es doch nicht so.

Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten arbeite ich mit Platzhalternamen. Die können Leuten gehören, die ich kenne - so manche Rohfassung sollte besser niemand anderem in die Finger fallen! -, aus anderen Geschichten etc. stammen, auch aus Zanders Handwörterbuch der Pflanzennamen, oder einfach die Rolle der Figur beschreiben; da ist auch schon mal jemand bis zum fast fertigen Exposé-Stadium mit der bezeichnung "holde Maid" herumgelaufen.

Wenn es dann höchste Zeit wird, dass alle einen richtigen Namen bekommen, bastle ich für Fantasy oft Anagramme aus dem, was bisher da gestanden hat. Wenn ich ein paar zusammengewürfelt habe, versuche ich, ein System zu entwickeln, damit Namen der gleichen Kultur einigermaßen ähnlich klingen bzw. beim Lesen hoffentlich die richtigen Vorstellungen geweckt werden. (Bei einem biedermeierlich angehauchten Setting kann das Land nicht ...-stan heißen, z.B.)

Für Terraner suche ich Namen anhand von Assoziationsketten, wieder ausgehend von dem, was da ursprünglich stand. Orte, Berufe, andere Bekannte, Todesanzeigen, Vornamenshitlisten und Familiennamen-Verbreitungskarten müssen dann herhalten. Je nach Bedeutung der Figur darf dabei ruhig etwas Ungewöhnliches herauskommen, es sollte nur innerhalb der Romanwelt erklärbar sein.

Redende Namen versuche ich zu vermeiden, denn die finde ich beim Lesen eher störend. Ausnahme: In den Kreisen, in denen sich die Figur bewegt, ist es üblich, sich nach bestimmten Merkmalen, Ereignissen etc. zu benennen.

Klecks

Für meine Contemporary-Namen gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Jemand stellt sich mit Namen vor. Meistens sind das die Nebenfiguren, die so auftauchen.
  • Ich grüble eine Weile (vielleicht ein oder zwei Minuten) darüber nach und entscheide mich für einen, der gefühlsmäßig passt.
  • Mir will einfach nichts einfallen und ich schaue im Internet auf den verschiedenen Vornamen-Seiten, so lange, bis es gefühlsmäßig passt. Oft habe ich den Anfangsbuchstaben "im Gefühl" und in rund 95 % der Fälle beginnt der Vorname dann tatsächlich mit diesem Buchstaben. Hin und wieder geht es mir so auch mit einzelnem Silben oder Endungen.
  • Es passt immer noch nicht - und ich rufe: "Mama, sag mal bitte einen schönen (so-und-sprachigen) Namen (der mit ... anfängt)!"  ;D

Bei den Fantasy-Namen sind die ersten zwei Punkte von oben auch hier gültig; wenn beides nicht passiert, überlege ich mir Fantasie-Namen, die mir gefallen. Besonders mag ich es da, echte Namen so zu verändern, dass sie zugleich angenehm vertraut und auf schöne Weise aufregend fremd klingen.

Tigermöhre

Bei mir kommen die meisten Namen beim Schreiben. Sobald ich einen neuen Charakter einführen muss, lehne ich mich zurück, überlege 5 Minuten und schreibe dann was hin. Manchmal brauche ich dafür 3 Anläufe, aber lange Listen wälzen oder so mache ich gar nicht.

Ich finde sprechende Namen, oder welche mit Bedeutung in anderen Sprachen eher doof. Die Eltern wissen ja normalerweise nicht, dass ihr Kind der "Evil Overlord" wird, also haben sie auch keinen Grund es "bösartiges Miststück" auf Klingonisch zu nennen.

Wenn ich zu deutliche Namen lese, verdrehe ich vielleicht am Anfang innerlich die Augen, wenn das Buch aber ansonsten gut geschrieben ist, stört es mich nicht weiter.

Bei Namen, die ich ungewöhnlich finde, lese ich sie automatisch erstmal spiegelverkehrt, um zu sehen, ob der Autor da eine geheime Botschaft versteckt hat.
Also, wenn man Anagramme benutzt, bitte nicht so offensichtlich.

Klecks

Zitat von: Tigermöhre am 26. September 2014, 15:18:04
Also, wenn man Anagramme benutzt, bitte nicht so offensichtlich.

Warum denn nicht? Vielleicht ist das ja gewollt. Auf die Idee, Namen in Romanen rückwärts zu lesen, bin ich noch nie gekommen, und es kann auch reizvoll sein, genau zu wissen, wer der Anta ist - oder eben eine diffuse, gruslige Ahnung davon zu haben, eben zum Beispiel dadurch, dass man ein Anagramm schreibt. Oder allgemein Botschaften in Namen zu verstecken.

Christopher

Für das NaNo-Projekt hab ich Namenslisten gewälzt, da ich unmengen an Namen brauchte und sie alle einen nordischen Klang haben sollten. Für mein Herzensprojekt hingegen hab ich mir alle Namen ausgedacht. Da wird ein bisschen rumprobiert und getippselt, ein wenig hier und da an den Silben geschraubt oder verändert und fertig is ;)
Be brave, dont tryhard.

Rosentinte

Ich schreibe ja fast ausschließlich Urban Fantasy und benutze eigentlich meistens Namensgeneratoren. Ich benutze Random-Name-Generators wie diesen oder diesen oder Listen der häufigsten Babynamen (amerikanisch seit 1879 oder deutsch ab 1970), um die Suche auf 3-5 Namen einzuschränken. Dann gehe ich die Namen durch und sehe mir Bedeutung und Herkunft an. Natürlich hat Tigermöhre recht, wenn die Eltern später keine Ahnung haben, wie ihr Kind wird, aber als Autorin gebe ich da gern schon mal Hinweise bzw. mir ist es wichtig, dass die Bedeutung des Namens zu der Person passt. Sozialer Status und Alter der Person sowie der Klang des Namens spielen natürlich auch eine Rolle.
Für Nachnamen überleg ich mir, welcher Anfangsbuchstaben zum Vornamen passen würde (oder welches Adjektiv etc.) und gehe dann das Telefonbuch durch.
Z.B. für meinen NaNo-Antagonisten wollte ich "Eis" im Namen haben und bin durch das Telefonbuch dann auf "Eisfelder" gekommen.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Angela

Für mich sind Namen erstmal völlig unwichtig, ich nehme möglichst kurze, schon aus Schreibfaulheit. Im Laufe der Geschichte ändere ich die Namen dann durchaus einige Male, was schon zu dummen Fehlern geführt hat, weil ich irgendwelche Nebenfiguren sozusagen erfolgreich in zwei Leutchen gespalten habe.
Ansonsten versuche ich passende Namen zu finden, also der Abkunft entsprechend, suche da je nach historischem Bezug was passendes oder gehe nur vom Klang aus, wenn die Welt meine Erfindung ist. Ich neige zu ewig gleichen Vokalen, Lara, Marga, Arla, da muss ich echt aufpassen. Für ein Buch ohne Fantasy habe ich mir einige Namen komplett aus den Fingern gesogen und habe dann erst in einem dicken amerikanischen Vornamenbuch nachgesehen. Es gab sie als hebräische Ableitungen von irgendwas, vielleicht habe ich sie irgendwann mal gehört/gelesen und unbewusst wieder ausgegraben.

Wave

Zitat von: Tigermöhre am 26. September 2014, 15:18:04
[...]
Ich finde sprechende Namen, oder welche mit Bedeutung in anderen Sprachen eher doof. Die Eltern wissen ja normalerweise nicht, dass ihr Kind der "Evil Overlord" wird, also haben sie auch keinen Grund es "bösartiges Miststück" auf Klingonisch zu nennen.
[...]

Hmm ... ich mag bedeutungstragende Namen - wenn sie so ausgewählt und in der Geschichte angelegt werden, dass die Bedeutung dem Leser nicht gleich auf die Nase hüpft, sondern sich erst im Laufe der Geschichte entfaltet.

Sprechende Namen mag ich in dieser Hinsicht schon, "schreiende" ;D eher weniger.
Und so ein Logikfehler, wie den, den Du da beschreibst, sollte ihnen natürlich nicht anhaften.

Tigermöhre

Klecks,

man muss sich im Klaren sein, was man mit dem Anagramm sagen will. Den Baron Lefuet von Timm Thaler finde ich auch vollkommen ok. Oder Lord Voldemort. Da sind die Anagramme ja auch später Thema.
Das passt einfach zum Charakter und der Geschichte.
Aber wenn der Minister Retärrev die Macht an sich reisst und der junge Nhoj Znirp später erfährt, wer er wirklich ist, finde ich es albern.

Vielleicht bin ich da aber auch vorgeschädigt. Mein Vater hat die Angewohnheit auf Einkaufslisten die Sachen mindestens zum Teil rückwärts zu schreiben. Ich bin es also gewohnt, Wörter rückwärts zu lesen.

Klecks

Zitat von: Tigermöhre am 26. September 2014, 16:41:14
Aber wenn der Minister Retärrev die Macht an sich reisst und der junge Nhoj Znirp später erfährt, wer er wirklich ist, finde ich es albern.

Bei dem Verräter stimme ich zu, bei Prinz John nicht. Das kann eine sehr clevere Methode des Königs oder der Kindsmutter gewesen sein, wenigstens eine Spur der Abstammung im Bewusstsein (wessen Bewusstsein auch immer) zu halten. Aber wie gesagt, ich lese Namen ja auch nie rückwärts. Sagen wir es so: Es ist nicht wirklich elegant, das so zu machen, aber es kann dem Plot dienlich und notwendig sein. Auch, wenn ich es bisher noch nie gemacht habe.  ;D

Ilva

Ich mag Namen mit Bedeutung, am liebsten lateinisch angehaucht, zum einen, weil mir der Klang sehr gut gefällt, und zum andern, weil es für mich ein Augenzwinkern für Lateiner ist, wie als kleines Schmankerl. Ich freue mich dann jeweils, wenn ich die Bedeutung errate.
Manchmal kann man zum Beispiel so etwas Witz reinbringen. Der Spargeltarzan, der Hüne heisst oder ähnliches.

Auch Anspielungen auf historische Persönlichkeiten finde ich irgendwie spannend, vor allem in dystopischen Settings.

Anagramme sind Buchstabendreher oder? Dann ist der König dieser Disziplin Walter Moers. :D In der Stadt der träumenden Bücher hat er viele berühmte Persönlichkeiten verwurstet, was auch gut zur Geschichte gepasst hat und es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt. :)

Sonst hänge ich einfach Silben aneinander, drehe sie und wende sie, bis mir der Klang gefällt. Dabei geht es mir oft wie Klecks: Der Anfangsbuchstabe ist schon bekannt. :)
Und dann sind wir wieder beim Thread "googelt ihr den Namen eurer Hauptpersonen?"  :rofl: