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Beziehungskisten

Begonnen von Schelmin, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Schelmin

Hi!
Ich plane gerade gedanklich meine Geschichten weiter, und bin am Überlegen, wie lange Beziehungskisten eigentlich für einen Leser spannend bleiben, wenn sie sich nicht weiterentwickeln. Klar, Spannungen sind ein klasse Cliffhanger, den man bis zum St. Nimmerleinstag weiterführen kann. Oder sogar muß? Erfüllte Liebe ist irgendwie keine gute Grundlage für Fortsetzungen, oder, vor allem, wenn der Part des Familienvaters von Beginn an vergeben ist. Das könnte schnell langweilig werden (ich denke dabei mal ganz platt an Fernseh-Serien wie Akte X, als Mulder und Scully sich hatten, war es sowas von vorbei!) Dann gerät man wieder in Bedrängnis, daß man einen von beiden (durch z.B. Tod) rauskicken muß, wenn es langweilig wird. Das müßte nun ja auch nicht sein, wenn es sich vermeiden ließe. Aber wird der Held, der ständig unter seiner unerfüllten Liebe leidet, nicht auch irgendwann langweilig? Oder gar zum Narren, weil er jemanden nachtrauert, den er nie bekommt?

Moni

OT:
Ehm, Schelmin, kurze Frage: wieso sind deine Umlaute alle kaputt? Ist mir schon in einem anderen deiner Postings aufgefallen...

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lapislazuli

Ich würde das nicht so sehen, dass es automatisch langweilig wird, wenn sie sich endlich kriegen. Könnte ja sein, dass damit die Spannungen erst so richtig anfangen. Dann ist die Frage die man sich stellt eben nicht: Kommen sie zusammen? Sondern: Bleiben sie zusammen?
Sie lieben einander, aber damit ist es ja noch nicht getan. Zwei komplett verschiedne Menschen - komplett verschiedene Denkweisen (ich weiß nicht wie das bei deinen Charakteren ist, aber bei mir sind sie meistens zu verschieden um miteinander glücklich werden zu können). Irgendwelche Geheimisse, Geschichten aus der Vergangenheit, die sich zwischen die beiden stellen, ohne dass es einer der beiden möchte. Eifersucht, Misstrauen .... Die können noch so ein Traumpaar sein, irgendwas findet sich immer um die Sache spannend zu machen. Ist natürlich die Frage, inwieweit sich sowas mit deiner Geschichte verflechten lässt ...


Rei

OT: Das mit den Umlauten ist mir auch schon aufgefallen... Tippst Du in Word vor und kopierst Deinen Text dann hier rein?

Toppic:
Klar wird jeder Charakter irgendwann mal langweilig, wenn er das erreicht hat, für das er geschaffen wurde: Den Grund Deiner Geschichte. Darum enden Filme ja meistens dann, wenn sich die Personen gekriegt haben, die sich von Anfang an haben kriegen sollen. Es interessiert keinen mehr, ob sie sich nach drei Wochen wieder streiten und trennen. Was bleibt, ist das gute Gefühl, daß sie es gepackt haben und mit dem Gefühl wird der Zuschauer / Leser gerne zurückgelassen. Wäre doch schade, wenn ich wüßte, daß meine Bollywood-Film-Paare, mit denen ich gebangt und geweint habe, alle nicht länger als ne Woche durchhalten... Da wäre ich echt beleidigt. Und würde kein Fernseh mehr gucken und kein Buch mehr lesen.

Ich denke, jeder Charakter hat eine gewisse Lebensspanne, die man nicht überreizen sollte. Ist die Aufgabe der Geschichte erledigt, gut, dann ist auch der Charakter abgehakt. Außer, man läßt sich ein kleines Hintertürchen für eine Fortsetzung... Aber nur eine...

Meine bescheidene Meinung...

Schelmin

Nee, erstaunlicherweise ist es bei mir umgekehrt, ich sehe Eure Umlaute als Fragezeichen. Ich habe mir nix dabei gedacht, weil das ab und zu auf Seiten der Fall ist. Wir haben gerade unsere Festplatte neu formatiert, vielleicht haben wir irgendwo vergessen, etwas umzustellen.
Ich muß warten bis der Administrator nach Hause kommt ;)

Jules

Ein Wort: Rivalen  ;D
Wenn die beiden sich haben, gut, dann lass einen dritten auftauchen, der das ganze bedroht, sich an die Frau/ den Mann ranmacht und so bei dem anderen die Eifersucht schürt, obwohl der angemachte logischerweise sagt: wir sind doch nur freunde und überhaupt nicht merkt, dass er angemacht wird. Vielleicht muss der angemachte gerettet werden und dann kommt aber der Partner zu spät und das macht dann der Rivale. Mit Rivalen kann man so viel machen...

Manja_Bindig

Beziehungen können sich seeeehr unerwartet entwickeln und dann ist es manchmal eine Qual, alles noch nachträglich zu plausibelisieren.
Beispiel: Rinyl und Vyren.
Im Laufe der Planung der Story haben sie sich als zwei Männer entpuppt(sowas kommt immer nach und nach...). Ich denk mir noch nix böses. Die beiden streiten sich, teilweise hassen sie sich sogar fast. Und das Vyren gewisse Neigungen zum eigenen Geschlecht hatte, war geplant. as rinyl damit so seine Probleme hat, auch. Keine chance für die beiden zusammenzukommen, sollte man meinen.
DENKSTE
Was machen die in Kapitel 14? Gehen ins Bett.
Und ich arme autorin hatte meine liebe Not, das alles noch auszubügeln, damit der arme Leser ncih mit so nem Fragezeichen im Gesicht dahockt!
(irgendwie bin ich den beiden heute noch böse deswegen, deswegen lass ich sie so leiden)

Thrawn

ZitatHi!
Ich plane gerade gedanklich meine Geschichten weiter, und bin am Überlegen, wie lange Beziehungskisten eigentlich für einen Leser spannend bleiben, wenn sie sich nicht weiterentwickeln. Klar, sexuelle Spannungen sind ein klasse Cliffhanger, den man bis zum St. Nimmerleinstag weiterführen kann. Oder sogar muß? Erfüllte Liebe ist irgendwie keine gute Grundlage für Fortsetzungen, oder, vor allem, wenn der Part des Familienvaters von Beginn an vergeben ist. Das könnte schnell langweilig werden (ich denke dabei mal ganz platt an Fernseh-Serien wie Akte X, als Mulder und Scully sich hatten, war es sowas von vorbei!) Dann gerät man wieder in Bedrängnis, daß man einen von beiden (durch z.B. Tod) rauskicken muß, wenn es langweilig wird. Das müßte nun ja auch nicht sein, wenn es sich vermeiden ließe. Aber wird der Held, der ständig unter seiner unerfüllten Liebe leidet, nicht auch irgendwann langweilig? Oder gar zum Narren, weil er jemanden nachtrauert, den er nie bekommt?

1.
Ich denke mal das es auf den Autor ankommt, wie lange er das Interesse des Lesers an der Geschichte aufrecht erhalten kann, wenn sich darin im grunde nix verändert. Manche haben dafür eine Begabung, andere nicht und diese müssen halt neue Sachen hinzufügen.

2.
Wenn man es nicht in eine unleserliche Länge zieht wird der immer trauernde Held nie langweilig. Wobei ich es schlecht fände wenn wirklich GAR KEINE Hoffnung bestünde das Held seine Liebe erobern kann.

MfG
Thrawn

Rei

#8
Rivalen... Ein gutes Stichwort. Nur, wielange kann ich das durchziehen? Wieviele Rivalen kann ich dem Leser zumuten, bevor er denkt: Ach nee, wieder mal?

Klar gibt es viele Möglichkeiten, eine Liebe zu gefährden. Aber - seien wir doch mal ehrlich - jetzt haben sies endlich gepackt, sind glücklich. Warum sollte ich das als Autor zerstören wollen? Ich mache doch damit nur meine vorangegangene Geschichte unglaubwürdig, oder? Wozu habe ich sie denn erzählt, wenn alles durch eine Dritten in Gefahr gebracht werden kann? Ich sage mit Absicht nicht "zerstört", da das Paar wohl fest genug an ihre Liebe glaubt und sich nicht auseinanderbringen läßt.

Außer, die Geschichte geht eben darum, daß diese Liebe auf die Probe gestellt wird. Dann ist ein Rivale unumgänglich, Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft. Dann mache ich auch meine Geschichte, wie sie sich gekriegt haben, nicht unglaubwürdig.

Jede Geschichte hat ihre Länge, ob kurz oder lang. Künstlich etwas hinauszuzögern finde ich gemein dem Leser gegenüber, der sich am Ende langweilt, Absätze, gar Seiten überspringt, nur damit mal wieder was passiert... Horror!

Arielen

Ich hatte in "Katzenspuren" auch so eine komplizierte Beziehungskiste, aber ich habe mich dagegen entschieden, sie auszuführen, sondern auf den Charakter und die Situation meiner Helden besonnen - man muß nicht immer Paare zusammenbringen, und wenn, dann entwickeln sich Beziehungen wirklich langsam und ohne daß man das als Autor erzwingt. So was kommt auch meistens am Besten bei den Lesern an.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Maja

Rivalen ist ein gutes Stichwort.
Ich habe bei den Elomaran auf der einen Seite genug Beziehungskisten, um damit eine mittlere Seifenoper zu füllen (durch das ewige Auf und Ab von Anders und Halan), aber im anderen Teil der Geschichte, bei Varyn, lief alles viel zu glatt. Erst, als ich mit Dannen einen Rivalen für Varyn eingebaut habe, der mit ihm um die gleiche Frau (die zu dem Zeitpunkt mit Dannen verheiratet sein wird) buhlt, ist eigenes Leben in diese Geschichte gekommen. Und es ist dann nicht nur die Frage "Kriegen sie sich?" oder "Behalten sie sich?", sondern auch "Wie gehen sie damit oder miteinander um?"
Das macht Spaß.
Aber ich baue jetzt nicht um jeden Preis in jede Geschichte eine Beziehungskiste ein. Sonst wird das ermüdend.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Konstanze

Was langfristige Beziehunge angeht, so nehme ich mir gern P.M. Carlson, eine Krimiautorin, zum Vorbild.

Sie hat acht Bücher geschrieben in denen die Hauptpersonen Maggie und Nick verschiedene Beziehungen haben. Sie lernen sich kennen als Nick noch verheiratet ist, seine Ehe ist aber nicht die beste und er fühlt sich zu Maggie hingezogen.
Nach dem Tod seiner Frau muß er diesen natürlich erst einmal verarbeiten, für eine neue Beziehung ist kein Platz. Später wäre er zu einer Beziehung bereit, aber Maggie ist anderweitig interessiert.
Dann sind sie dann verheiratet, eine harmonische Beziehung, nur daß Thema Kinder bringt einen Mißklang herein (auch sehr schön das Wechselspiel zwischen dieser persönlichen Hintergrundgeschichte und den Personen, die in den aktuellen Mordfall verwickelt sind)...
Auch schön sind Szenen beschrieben in denen die beiden daran arbeiten, daß ihre Ehe frisch und etwas besonderes bleibt und nicht im Alltag verdümpelt.

Also, wenn man genügend Ideen hat, dann muß man die beiden doch nicht immer um die sexuelle Spannung herumtanzen lassen.  ;)

Möchtegernautorin

Greetings auch :)

Ich denke eigentlich auch nicht, dass es zwangsläufig langweilig wird, wenn man einen Aufhänger in der Richtung hat und das über längere Zeit. Nur.. es sollte eben nicht an einem Punkt stehen bleiben. Es gibt da eine Romanreihe, die mir eigentlich sehr gut gefällt und die ich auch gerne noch zu Ende lesen möchte und werde. Da wimmelt es von Beziehungskisten, das der in den einen verliebt ist und noch jemand und und und. Nur... beim letzten Buch hatte ich irgendwie das Gefühl, dass das einzige Pärchen, dass nicht getrennt war und sich hätte weiter entwickeln können, es nicht getan hatte. Sie blieben das ganze Buch über auf dem Niveau, auf dem sie auch am Ende des vorherigen Romanes gewesen waren. Das hatte mich schon gestört, weil es nicht voran ging.
Wenn man sich aber immer irgendwie.. neue Sachen ausdenkt und neue Konflikte hereinbringt – zum Beispiel bei einem eigentlich Glücklich verheiratetem Paar eine Alte Liebe oder so was in der Richtung, mit der man sich auseinander setzten muss – dann wird es auch nicht langweilig. Es gibt da so vieles an Problemen, die man ausarbeiten kann. Dann ist eben wirklich die Frage ,,bleiben sie zusammen?". Langweilig muss es demnach noch lange nicht werden. Die Frage ist halt nur, wie viele Leser dazu neigen einfach nur Beziehungskisten in Fantasyform zu lesen <hüstel> Leider neige ich dazu so was immer gerne irgendwie zu verwenden und auszuweiten.

Da ich vor kurzem erst mit meinem Mann darüber gesprochen habe, weiß ich auch, dass er es anders sieht. In Anbetracht dessen, dass wir beide Rollenspieler sind kommen da halt auch meistens irgendwie Paare zustande, über die ich dann eben auch noch schreibe. Er hatte aber zum Beispiel die Anmerkung, dass er auch denkt, es wird schnell langweilig so etwas zu spielen, wenn die Charaktere ersteinmal zusammen sind. Dann fehlt ihm wohl der gewisse Reiz dabei – was allerdings auch daran liegt, dass es ihm widerstrebt irgendwelche Seitensprünge oder Rivalen als Konflikte einzuflechten.
Es gibt unter den ganzen Charakteren auch einige, die wirklich nur für diese Liebesgeschichten geschaffen worden sind, allerdings wird das dann doch recht schnell langweilig. Die Charaktere, die wirklich noch etwas vor sich haben, sind präsenter und.. bekommen von den anderen dann bestenfalls Unterstützung.

Am meisten Reizen mich im Moment sogar zwei Charaktere, die auch eher dem Schema folgen, dass sie irgendwie so unheimlich gut zusammenpassen und dann auch wieder nicht. Die sind zwar bei den Schreibereien noch im Anfangsstadium ihrer Geschichte, aber da ist auch schon abzusehen, dass es da große Konflikt geben wird, sei es nun, dass sich eine Magierin und ein Elf wirklich zusammenraffen müssen, bis hin zu dem, was sie eigentlich erleben werden und wie das Ganze dann letztlich enden wird.

Fazit ist jedenfalls: Wenn es sich nicht im Kreis dreht und wenn man Ideen hat, wie man etwas aufziehen kann, was es alles für interessante Konflikte geben kann, muss es demnach auch nicht langweilig werden. Aber wahrscheinlich kommt das immer auf den Autor und die Charaktere noch mit an.


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