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PAN Stipendium 2024

Begonnen von Grummel, 16. März 2024, 19:56:22

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Valentina

#15
Das klingt nach einem tollen und hilfreichen Stipendium!

Ich hätte eine Frage: was glaubt ihr, meinen sie mit rechtsradikalem Gedankengut?

Neulich habe ich nämlich einen YouTube Short gesehen, in dem gesagt wurde, dass Tolkiens Herr der Ringe teilweise von Rechtsradikalen benutzt werden soll, um sich mit der "Guten" Seite zu identifizieren, die gegen das "Böse" kämpft und dass Dunes graue Charaktere besser in die heutige Zeit passen. Aber in sehr viel Fantasy geht es um gut vs. böse - ist sowas ausdrücklich nicht gewünscht? (Bei mir gibt es das auch nicht, ich finde es nur super spannend)
Oder auch Harry Potter mit den Reinblütern: manchmal muss man Ideen präsentieren, die falsch sind, um einen ausgewogenen Diskurs in der Geschichte zu haben und Themen von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Wie Katara in Avatar Aang: ist vlt. nicht rechtsradikal, aber sie wächst in einem Stamm auf, in dem Frauen nicht kämpfen dürfen. Ihr Arc ist, sich dagegenzustellen und zur Kämpferin zu werden.
Darf man rechtsradikale Inhalte also gar nicht im Projekt drin haben oder sollen sie einfach nur nicht verherrlicht werden?
Ist wahrscheinlich ein sehr hitziges Thema, aber ich bin gespannt auf eure Antworten  :vibes:
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

Amanita

ZitatIch hätte eine Frage: was glaubt ihr, meinen sie mit rechtsradikalem Gedankengut?
Dem PAN näherstehende Mitglieder dürfen mir gerne widersprechen, aber ich würde vermuten, dass hiermit schon eindeutigere Dinge gemeint sind als ein Kampf zwischen Gut und Böse, den ja jeder für sich vereinnahmen kann und das tun ja auch viele politische Richtungen und Staaten.
Beim Herrn der Ringe gibt es da ja durchaus auch konkretere Problempunkte wie die Einteilung der fantastischen Spezies und der Menschen in höhere und niedrigere Kategorien wo bei den Menschen auch eine Kategorisierung nach Hautfarben mit Dunkelhäutigen auf der Seite des Bösen stattfindet. So etwas sollte man natürlich besser sein lassen, aber das würde in der heutigen Zeit vermutlich auch kaum noch jemand machen wollen.

Fantasy, die in der realen Welt spielt, könnte natürlich mehr aktuelle politische Diskussionen aufgreifen, wo sich dann einige potenziell problematische Elemente ergeben könnten, die Wiederentdeckung von germanischen Magietradtionen, die durch fremde Einflüsse zurückgedrängt wurden, käme vielleicht auch nicht so gut an. Wobei, wenn die fremden Einflüsse das Christentum wären, ginge das vielleicht schon wieder. Das kann dann schon recht kompliziert.
Genauso wie beim Thema Magie und Muslime, wo ich schon sehr hitzige Diskussionen mitbekommen habe, auch im englischsprachigen Bereich und es gibt da wohl auch keine Lösung, die alle zufriedenstellt.

Antagonisten mit solchen Einstellungen sollten meiner Meinung nach aber kein Problem sein, jedenfalls solange keine realen "Tabuwörter" im Buch ausgeschrieben werden.

Soly

Zitat von: Valentina am 28. März 2024, 10:12:10Darf man rechtsradikale Inhalte also gar nicht im Projekt drin haben oder sollen sie einfach nur nicht verherrlicht werden?
Ich denke, letzteres. Solange Ideologien/Ansichten/etc., die sich dem Rechtsextremismus zuordnen lassen, erwähnt aber im Roman kritisch behandelt werden, sollte alles fein sein. Nur wenn solche Sachen unreflektiert erwähnt oder als "richtig" dargestellt werden, dann wird es kritisch.
So als sehr plumpes Beispiel: wenn in deinem Roman Homophobie vorkommt, weil dein schwuler Protagonist sich in einem sehr konservativen Umfeld zurechtfinden muss, ist das einfach Teil der Repräsentation - wenn in deinem Roman Homophobie vorkommt, weil dein hetero Protagonist ein Zentrum für Konversionstherapie aufmacht und am Ende damit gewinnt, dann zählt das vermutlich unter recht(sradikal)es Gedankengut.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Valentina

Das ergibt natürlich Sinn! Dann brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen  ;D
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

Schattenlied

Zitat von: Schattenlied am 26. März 2024, 20:45:47Juckt mich ja ein bisschen in den Fingern, bin aber 2021 schon mit genau dem Projekt abgelehnt worden. Erneute Bewerbung peinlich oder sinnvoll?  ???

Für alle, die es auch überlesen haben, die Antwort ist "nein, nicht zugelassen".

Allen, die sich bewerben, wünsche ich viel Erfolg  :)

Gerrit

Hallo zusammen!

Nachdem ich letztes Jahr schon kurz mit dem Gedanken einer Bewerbung gespielt hatte, möchte ich es dieses Jahr nun wirklich versuchen. Mein entsprechendes Projekt hat eine Rohfassung mit etwa 50 % und an diesem Punkt habe ich so viel Neues über die Geschichte gelernt, dass ich jetzt vieles im Weltenbau, den Figuren und in der Gesamtkonzeption ändern möchte. Im Grunde fange ich also ganz von vorn an. Dafür starte ich diesmal nicht mehr halb blind, sondern habe sehr genaue Vorstellungen davon, was diese Geschichte ist und großteils auch was sie benötigt. Der zusätzliche Vorteil für das Stipendium ist: Ich kann eine Inhaltsangabe schreiben, was vorher schwierig geworden wäre, weil mich die Figuren da noch regelmäßig überrascht haben.

Jetzt mal zum Stipendium selbst. Letztes Jahr ist Maja ja noch für jemanden in der Jury eingesprungen. Ist dieses Jahr jemand (bisher) in der Jury aus dem Forum?

Und, auch wenn die Frage jetzt vielleicht albern klingt, aber wann ist ein Text gewaltverherrlichend?
Im Fantasybereich sind ja Problemlösungen durch Waffengewalt eher die Regel als die Ausnahme. Die detaillierte Beschreibung von Kämpfen und ganzen Schlachten auch in blutigen Details ist nicht ungewöhnlich. Der strahlende Held, der sich durch Einsatz massiver Gewalt durch die gesichtslosen Schergen des finsteren Bösewichts schnetzelt und die Welt dann rettet, indem er diesen tötet, und dafür dann gefeiert wird, vermittelt jetzt auch einen eher positiven Eindruck von dem Problemlösungspotential dieser Gewalt. Es gibt natürlich Fantasy, die kritisch der Frage nachgeht, ob Gewalt je für positive Zwecke genutzt werden kann oder immer nur zu neuen Kreisläufen der Zerstörung führt. Aber das ist mehr ein Kann, kein Muss in der phantastischen Literatur.
Auch mein Projekt enthält brutale Kämpfe, wobei drei sogar im Rahmen größerer Schlachten stattfinden. (Vier, falls ich mich entscheide, mit einem entsprechenden Prolog zu beginnen.)
Ich versuche zwar auch, die negativen Auswirkungen solcher Gewalt nicht völlig unter den Tisch fallen zu lassen, aber da liegt nicht mein Hauptfokus. Und ja, mein Leser soll bei bestimmten hart erkämpften Siegen meines Protagonisten auch selbst ein Triumphgefühl verspüren. Obwohl diese Siege nunmal auf Gewalt beruhen.
Deshalb frage ich mich halt ernsthaft, wann ein Text wirklich gewaltverherrlichend ist. Oder zumindest wann PAN dies so wahrnimmt.

Liebe Grüße

Gerrit
"Write down everything that happens in the story, and then in your second draft make it look like you knew what you were doing all along." - Neil Gaiman

Federstreich

Ich arbeite jetzt nur für das Stipendiumsbüro, siebe also nur aus, was direkt auf den ersten Blick nicht den Richtlinien entspricht, aber deine Frage, @Gerrit , sollte ich dennoch beantworten können.

Kriege und Kämpfe sind schlimm, aber solange die Figuren in der Geschichte nicht von der Gewalt darin schwärmen und schon auf den nächsten Krieg/Kampf lechzen, ist das ok. Bei Gewaltverherrlichung geht es darum, dass die Gewalt als etwas Gutes angesehen wird. Es ist wie bei rechtem Gedankengut. Es darf vorkommen, solange es nicht als gut und richtig hingestellt wird. Bei Gewalt darf es eine gewisse Notwendigkeit geben. Letztlich hilft dir womöglich die Frage, was du deinem Kind darauf antworten würdest, wenn es dir eine Frage in dieser Richtung stellen würde.

Janika

Ich würd mich gern mal wieder aufs Stipendium bewerben. Aber das einzige Projekt, das dafür aktuell (von den sonstigen Anforderungen und meiner Projektliste her) infrage käme, wird Ende Juli/Anfang August als Film erscheinen und kann damit nicht eingereicht werden. Vielleicht kann ich ja in fünf, sechs Jahren mal wieder was einreichen. Erstmal kommen jetzt bis 2026 nur Fortsetzungen auf den Tisch. :versteck:
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Gerrit

Danke @Federstreich.

Dann interpretiere ich es mal so, dass es auch in Ordnung ist, eine Figur zu haben, welche dem Kampfrausch verfallen ist, solange der Gesamttenor der Geschichte dies nicht als positiv darstellt.

Damit habe ich jetzt keine Ausrede mehr, mich nicht zu bewerben. Das einzige, was mich jetzt noch aufhalten könnte, wäre meine eigene Unsicherheit. Sehr gut.

Meine persönliche Deadline für die Bewerbung ist damit der 24. April. Weil ich danach potentiell erstmal keine Zeit mehr haben werde.
Na dann, in drei Wochen sollte es eigentlich machbar sein.

Allen anderen, die es ebenfalls versuchen wollen, wünsche ich viel Erfolg.

Liebe Grüße

Gerrit
"Write down everything that happens in the story, and then in your second draft make it look like you knew what you were doing all along." - Neil Gaiman

selkie

Bei mir hätte sich noch eine weitere Frage aufgetan  :)

Was macht einen Roman besonders? Das soll ja im Expose mit angegeben werden und ich stehe da total auf dem Schlauch und mir fällt gerade überhaupt nichts ein, was man da schreiben könnte. Ich weiß, dass ich das natürlich für mein Projekt selbst herausfinden muss, aber gerade würde es mir total helfen, wenn ich hier vielleicht ein oder zwei Beispiele für andere Romane (gerne auch bereits veröffentlichte als Anschauungsbeispiel) hätte, was diese besonders macht, um ein bisschen Inspiration zu finden. Gerade bin ich irgendwie total betriebsblind :pfanne:
For whatever we lose(like a you or a me)
it's always ourselves we find in the sea

(E. E. Cummings)

KaPunkt

Ich überlege mir bei dieser Frage, was mich dazu bringt, diese Geschichte zu lieben, oder warum / was sie neu / anders macht als andere Geschichten dieses Genres.
"Ja, ist ein Harry Dresden Klon" ist nicht die Antwort, aber vielleicht die halbe?
Für ein Projekt, dass ich nicht einreichen werde, könnte die Antwort nämlich zum Beispiel heißen: "Was, wenn Harry Dresden eine junge Frau in Deutschland wäre, die wirklich lieber einen anderen Job hätte?" (Dem hier fehlt ein bisschen Punch, da würde ich nochmal drüber gehen)

Als LeGuin gebeten wurde, einen Fantasy Roman für Jugendliche zu schreiben, hat sie angeblich beschlossen, über den größten Magier der Welt zu schreiben - bevor er das wurde. Als er nur ein Teenie war, der herausfinden musste, wer er ist und sein will.
Daraus wurde dann "Der Magier von Erdsee"

Ein Roman, den ich letztes Jahr entdeckt und sehr gern gelesen habe, hat für mich die Tagline:
"Jane Austen, aber mit ein bisschen Magie und Feminismus"
("Shades of Milk and Honey" von Mary Robinette Kowal)

Hilft dir das ein bisschen weiter?

Liebe Grüße
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

selkie

@KaPunkt

Dankeschön, jaa, das hilft mir weiter und gibt mir einen ersten Ansatz, wo ich anfangen könnte, zu schauen, was das Besondere an meinem Roman ausmacht :) 
For whatever we lose(like a you or a me)
it's always ourselves we find in the sea

(E. E. Cummings)

Valentina

Heyhey!

Es hat sich mir eine neue Frage gestellt: woher nehme ich am besten die 25 Normseiten, wenn die Erstfassung schon fertig und teilweise korrigiert ist und ich keinen Mangel an Szenen habe?
Wären nicht trotzdem die ersten 25 am besten, oder habt ihr da andere Erfahrungen gemacht? Vielleicht eine wichtige Schlüsselszene? Müssen die Seiten hintereinanderweg lesbar sein? :)
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

Arcor

@Valentina
Ich habe die letzten Male immer die ersten Seiten genommen, weil ich gedacht hatte, das wäre so gewünscht - ähnlich wie bei Agenturen, bei denen man ja auch die ersten X Seiten einreicht.

De facto ist es aber egal und eine Menge hier aus dem Forum haben auch Szenen aus der Mitte oder so eingereicht. Ob die Seiten hintereinanderweg lesbar sein müssen, weiß ich nicht, ich würde aber aus meiner Perspektive einfach dazu raten (oder mit wenigen sinnvollen Szenenwechseln). Sonst hast du schnell einen unverständlichen Flickenteppich an Einzelszenen.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Valentina

@Arcor
Vielen Dank, das hilft mir sehr weiter! Ehrlich gesagt mag ich meinen Anfang und der ist mir lieber, als nochmal das ganze Buch durchzukämmen ;D das spart mir viel Zeit  :vibes:
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien