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High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven

Begonnen von Cailyn, 29. Januar 2014, 15:58:34

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Cailyn

Zuallererst, es ist schön, noch von eingefleischten High-Fantasy-Fans zu lesen  :)

Wie viele hier bin ich auch der Meinung, dass Elben mehr Spass machen, wenn sie nicht abgekupfert sind. In meinem Roman sind sie weder schön noch edel. Aber sie singen, tanzen und sind musisch sehr begabt und sehr naturverbunden. Also ein Mix aus Klischee und nicht Klischee. Der Witz daran ist dann aber, dass die Prota auserwählt wird (oh, wieder klassisch...die Heldin wird aus die Reise geschickt), weil sie unterentwickelt und so "menschlich" ist. Quasi eine Aussenseiterin unter den Elben. Ausserdem mockiere ich mich dann auch mal gerne über gängige Klischees, deren ich mich selber bediene. Zum Beispiel lasse ich jemanden mal sagen, wie geschwollen diese Elben auch immer daherreden müssen :P.

Generell gelten bei mir einige Regeln, wenn man Klischees bedient.
Entweder bringt man Humor mit hinein, um zu sagen: Hey, ich weiss, dass das ein Klischee ist!
Oder (wie einige hier auch schon erwähnt haben) man arbeitet bewusst mit Brüchen.
Oder man stellt die gewohnte Darstellung eines Wesens in einen ungewohnten Zusammenhang, woraus sich dann wieder etwas Neues ergeben kann.

Drachenkrieger,
Die Einordnung in die Genres ist oft fliessend.

Was ich anstrebe ist ein Abenteuerepos mit tiefen Charakteren, also Plot&Charakter-orientiert.

Arcor

High Fantasy - früher mein absolutes Lieblingsgenre, inzwischen hat sich das glaube ich etwas gewandelt.  :hmmm: Nicht, dass ich es nicht mehr lesen würde, aber ich suche glaube ich schon das Besondere im Genre. Ich brauche nicht den x-ten Tolkien-Abklatsch (bleibt eh unerreicht) und die Völkerromane haben mich noch nie sonderlich gereizt, obwohl ich zwei gelesen habe und Markus Heitz und Bernhard Hennen damit ja ihren Durchbruch hatten.

Allerdings habe ich auch kein Problem mit Drachen, Elfen, Zwergen usw., sofern es sinnvoll in die Geschichte integriert ist. Wenn es Sinn macht und sich logisch ergibt, bin ich für alles zu haben - was ich halt nicht brauche, ist dass die Heldengruppe einfach sinnvoll irgendwelche Fantasy-Wesen plättet, damit es sich mehr nach High-Fantasy anfühlt. Da steige ich aus!
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Sascha

Auch mal mein Senf:
Inzwischen (ich gebe zu, ich habe nicht alles gelesen) haben viele über diese Abklatscheritis geschrieben. Kaum ist irgend was erfolgreich, kommt eine regelrechte Schwemme von Imitaten daher. Da muß ich sagen, das machen die Autoren ja sogar mit sich selbst.
In einer der ersten Antworten wurde Hohlbein genannt. Ich hab immer gerne mal einen Hohlbein gelesen. Aber irgendwann wird es langweilig, weil eigentlich etwa jedes zweite Buch nach dem selben Schema abläuft: Die Welt ist in grusliger Gefahr und wird ganz knapp vor'm Untergang gerettet. Druidentor, Widersacher, Wasser, Feuer usw. Das ermüdet. Auch wenn ich die beiden erstgenannten wirklich gut fand!

Ich mag eigentlich gerne auch High Fantasy und bin, das gebe ich ehrlich zu, als Leser auch nicht so wahnsinnig anspruchsvoll. Aber die Geschichte muß einfach was originelles haben, ein paar interessante Figuren, nicht nur den Helden, seine Helfer und "das Böse".
Und das (letzteres) kommt mir in diesem High Fantasy-Bereich irgendwie zu oft vor.
Vor kurzem habe ich "Die Flüsse von London" gelesen. Urban Fantasy. Und einfach eine witzige, originelle Idee. Oder vor etwa 2 Jahren Gaimans "American Gods". Witzigerweise liegt dem die selbe Idee zugrunde wie meinem Machwerk. (Er ist nur etwas inkonsequent bei der Wahl seiner Akteure, ich nicht. ;D ) Das ist mal was neues. Ich hatte mein Buch übrigens schon angefangen als ich seins gelesen hab! Ich heiß ja nicht Guttenberg. ;)

Generell bin ich aber nicht Genre-fixiert. Krimi, Thriller, SciFi, Historisches (Gisbert Haefs' Bücher sind ebenso episch wie manches Fantasy-Werk), High oder Urban Fantasy, das ist mir eigentlich Jacke wie Hose. Es soll Lesespaß bringen, mich im Idealfall mitreißen. Ob es mich in die Vergangenheit zieht, eine schaurige Gegenwart oder eine erfundene Welt, ist mir dabei relativ egal.
Beim Schreiben bin ich bis jetzt eher weit in der Realität, mit ein paar fantastischen Elementen. Und auch, was mir für die Zukunft vorschwebt, sitzt in dieser Ecke. Aber wenn mir mal eine gute Idee kommt, in der Elben und Trolle die Hauptrollen spielen können, warum nicht?

Was ich persönlich so gar nicht mag, ist diese Twilight-Welle. Romanzen über Romanzen, mit lauter wahnwitzig tollen Vampiren. Na danke. Aber gut, das ist wahrscheinlich die Rosamunde-Pilcher-Schiene der Fantasy. Muß es eben auch geben. Und hat wohl schon mit Buffy, der Vampirjägerin angefangen.

C.M.Spoerri

Und hier noch meiner ;D:
Ich mag High Fantasy genauso wie die sogenannte Low Fantasy, wenn die Geschichte gut geschrieben ist. Dann verzeih ich auch gerne irgendwelche Klischees ;) aber ich suche mir meine Bücher trotzdem so aus, dass ich nicht gleich zig solche Romane nacheinander lese.

In meinen Romanen kommen Zwerge, Elfen (nein, keine Elben, wie von Tolkien gepredigt :) ), Trolle, Drachen, Dämonen, Geister sowie Elementare und alles sonst so mögliche vor. Habe auch einige eigene "Völker" erfunden. Und ich versuche, das Ganze so "realistisch" wie möglich anzugehen.
Ein Beispiel: Elfen sind auch bei mir klischeehaft schön und können Magie wirken. Aber mal ehrlich: Wenn das tatsächlich so wäre, dass jeder Mensch sich auf der Stelle in einen Elfen verliebt, weil dieser sooo schön ist, dann wären die Elfen ... genau: ziemlich eingebildet! Und das sind sie bei mir auch. Sie sind äusserst selbstbewusst, anzüglich, ab und an sehr arrogant, aber doch auf eine Art charmant und witzig. Eben nicht so wie Tolkien-Elfen, die mit ihrer Aura alleine schon eine Fliege an die Wand klatschen können :omn:

Luna

#49
Zitat von: Sanjani am 29. Januar 2014, 18:33:58
Außerdem liebe ich es, in fremde Welten abzutauchen. Ich möchte dabei keinen Infodump haben, sondern eine ganz dynamische Welt, die sich im Zuge der Handlung vor mir auftut. Ich kann besser in eine solche Welt abtauchen, als in ein Urban Fantasy Werk, einfach weil es mir zu real ist, zu nah an meinem eigenen Leben, jedenfalls vom Umfeld her.
Geht mir ähnlich. Realtiät habe ich jeden Tag genug ;D. Auch ich liebe es, in fremde Welten abzutauchen, wobei ich es aber nicht mag, wenn der Autor uns diese in ellenlangen Landschaftsbeschreibungen näherbringen will.

Zitat von: Fianna am 29. Januar 2014, 19:28:18
Nachtrag:
Was mir sehr gefiel, war die "Artefakte der Macht"-Reihe von Maggie Furey (Aurian-Reihe). Da gab es zwar extrem viel Magie, viel Action und eine wirklich epische Bedrohung, genauso wurde aber auf glaubhafte Charaktere und ihre Entwicklung wert gelegt oder (sozial-)kritische Fragen angeschnitten. Meine einzigen Kritikpunkte waren, dass die Heldin sowohl eine starke Magierin als auch eine dolle Schwertkämpferin ist (das ist zwar glaubhaft dargestellt und kam nicht über Nacht, aber sie wird so einfach eine extrem starke Figur) sowie die vielen Erzählperspektiven, die jeweils mit einem unterschiedlichen Ort einhergingen.
Wenn zu viele Leuten an zu vielen verschiedenen Orten abwechselnd erzählen, trifft das nicht meinen Geschmack.
Falls der eine Strang super ist, ein anderer jedoch mich mäßig interessiert, ist es mir schon mit 3 zuviel, obwohl 3 ja nicht viel sind und man da auch recht lange in einer Perspektive bleibt.
Hach, noch jemand, der die "Artefakte der Macht" Reihe von Maggie Furey kennt :wolke:. Schon alleine das Cover des 2. Bandes Windharfe ist toll. Das stimmt schon, die Heldin war etwas zu superduper, super Magierin und gleichzeitig noch duper Schwertkämpferin, hat mich aber nicht so gestört. Die vielen Erzählperspektiven ebenfalls nicht. Ich lese gerne aus unerschiedlichen Perspektiven.

Wer sagt denn, dass es in der High Fantasy immer Trolle und Drachen geben muss, wo es doch auch Chulle gibt ;D, um mal wieder für die Sturmlichtchroniken Werbung zu machen. Das ist erfrischende High-Fantasy mit glaubhaften Charakteren, in der viel Wert auf Charakterentwicklung gelegt wird und eine überaus faszinierende Welt aufweist. Den x-ten Tolkien Abklatsch und diese ganzen Völkerromane kann ich auch schon nicht mehr sehen, aber ansonsten schlägt mein Herz doch sehr für High-Fantasy, Low-Fantasy a la SoIaF und Spiel der Götter, gerne auch grim und gritty.

Zitat von: Romy am 29. Januar 2014, 18:13:23
Hast Du wirklich diesen Eindruck?  :hmmm:
Mir ist zwar auch schon vor einigen Jahren aufgefallen, dass die High/Low Fantasy (= fiktive Welten) abnimmt und Urban und Contemporary auch bei uns im Forum immer mehr geschrieben wird, aber mir fallen auf Anhieb etliche Zirkler ein, die genau wie ich die klassische Fantasy lieben. Ich finde nicht, dass klassiche Fantasy eine Randerscheinung geworden ist, hier im Zirkel schon gar nicht. ;)
Mir ist es schon aufgefallen, dass sich immer mehr der Urban und Contemporary Fantasy hinwenden oder gar keine Fantasy mehr schreiben, aber demgegenüber fallen auch mir etliche Zirkler ein, die die klassische Fantasy lieben und in dem Bereich schreiben. Gerade in letzter Zeit scheint es wieder mehr zu werden :jau:, wenn man sich den Roman Thread so anschaut.


canis lupus niger

#50
High Fantasy war für mich immer Tolkien. Elben gehörten ihm, ebenso wie anständige Zwerge, Trolle, Drachen und Orks. Besser als der Großmeister konnte die sowieso keiner schreiben und alle so genannten Völkerromane hielt ich für erbärmliche Abkupferei.
Bis ... ja, wann eigentlich?

Irgendwie geriet ich erst in Kontakt, und dann in das Autorenteam einer Fantasy-Reihe, deren Kontinent mit genau diesen Wesen bevölkert war. Nach anfänglichem sehr starken Zögern, begann ich mich für DIESE Elben, Orks und Drachen zu erwärmen. Sie besaßen eigenen Charakter und waren von denen Tolkiens sehr verschieden. Irgendwie ganz normale Leute - auf ihre Art natürlich.

Ich habe mich vorsichtig überwunden, die "Zwerge' von Markus Heitz zu beginnen (gefiel mir irgendwie nicht so), die "Elben" von Hennen (fesselte ebenfalls nicht, trotz unbestreitbarer Qualität, einfach nicht meine Sprache; eine Freundin von mir ging dagegen vor Begeisterung in die Knie!), die Orks von Stan Nicols (ganz unterhaltsam, aber qualitativ weit, weit unterhalb von Hennen). Aber immerhin begann ich auf diese Weise, High Fantasy anderer Autoren (als Tolkien) als lesbar zu akzeptieren.  ;)   

Schließlich habe ich damit begonnen, selber ein Buch zu schreiben, in dem Drachen eine entscheidende Rolle spielen, und zwischendurch habe ich eine Novelle über einen pubertierenden Ork-Jüngling verfasst, der auf dem Selbstfindungs-Trip ins Stolpern kommt. Diese Drachen und Orks sind anders, als die von Tolkien, obwohl sie natürlich auch entscheidende Übereinstimmungen aufweisen. Drachen sehen für mich nun mal so aus, wie Tolkien sie beschrieben hat. Punkt. Aber meine Machwerke sehe ich irgendwie auch nicht als High-Fantasy an. Es geht nicht um die großen Völkerschlachten, sowie die Rettung und das Fortbestehen der ganzen Welt unter der richtigen Herrschaft, sondern (wie Pratchett mal sinngemäß und ganz wunderbar über seine 'Teppichvölker' schrieb) darum, wie man ohne Könige zurecht kommen, Kriege vermeiden und vernünftig miteinander umgehen kann.

Insofern mag ich High Fantasy sehr. Ich lese gerne gute High Fantasy, weil es für mich DIE Fantasy ist. Und ich schreibe (auch) über High-Fantasy-Wesen und habe einen Mords-Spaß dabei, weil ich so über sie schreibe, wie es mir gefällt.  :jau:

Sascha

Ich noch mal.
Was mir eingefallen ist, weil hier so viel von Stilbrüchen die Rede ist und davon, wie man die bekannten Figuren/Völker variieren kann.
Kennt jemand die Bücher von Herbie Brennan? Elfenportal,Purpurkaiser, Elfenpakt, Elfenlord und Elfenthron.
Da sind die Elfen ausgesprochen menschlich. In ihrer Welt hat Magie teilweise die selbe Funktion wie bei uns Elektrizität, dann gibt es einen Haufen andere Fabelwesen, die teilweise aus anderen Genres geklaut scheinen (z.B. symbiotische Würmer wie in Stargate), Dämonen, die bei uns Menschen als Aliens (Roswell style) samt fliegende Untertassen auftauchen etc.pp.
Er rührt eigentlich viele verschiedene Sachen zu einem großen, bunten Eintopf zusammen, aber der schmeckt. Er übertreibt ab und an fast ins Absurde, aber immer so, daß es lesbar und lustig bleibt, und man hat wirklich viel zu lachen. Auch so was, wo ich sage: Originelle Idee, zwar alles schon mal dagewesen, aber eben nicht so; das hat was.

Sternsaphir

Also ich muss gestehen, dass ich das klassische High Fantasy mit seinen Klischees nicht sonderlich mag.
Ich mag diese Herr der Ringe-Elben gar nicht so sehr, bin auch kein Ritter-Fan und Drachen dürfen auch nicht in den Standard fallen.
Wenn Elben, dann ziehe ich lieber die wilden Elfen vor, die kriegerisch im Wald leben, angelehnt an Elfquest.
Und das klassische Gut und Edel gegen Böse und Niederträchtig finde ich langweilig.
Hatte mal ein paar Bücher aus der Drizzt Do'Urden-Reihe gelesen. Nach dem sechsten Buch landeten sie bei mir in der Ecke, weil die Geschichte immer diegleiche und leicht zu durchschauen war.

Ich glaube, wenn es zuviel von einem bestimmten Genre gibt, lehne ich es instinktiv erstmal ab. So ähnlich geht es mir auch bei Hypes um diverse Bücher und Filme. Darum hatte ich Filme wie "Avatar" oder "Tribute von Panem" nie im Kino gesehen, was ich hinterher ein bißchen bereut habe. Aber der Hype hat mich total abgeschreckt. Naja, die Bücher zu Panem hat mir mein Schatz zu Weihnachten geschenkt (zwei Wochen später hatte ich sie alle durchgelesen  :gähn:).

Urban Fantasy mit Vampiren mag ich auch nicht mehr. Als ich damals "Interterview mit einem Vampir" gelesen und im Kino gesehen habe, fand ich das noch sehr elegant. Aber jetzt wird der Markt irgendwie regelrecht mit Vampir-Stories überflutet und wenn ich dann die Teenager-Vampire in diversen Serien sehe, schalte ich sofort ab. Ich denke, dass da bestimmt die eine oder andere gute Story dahintersteckt, aber mir ist es einfach zuviel und mein Inneres sträubt sich dann, als ob es mir sagen will: "Nur weil alle grad auf diesen Zug aufspringen, musst du es noch lange nicht ebenfalls tun!"

Also bei High Fantasy bin ich sehr wählerisch. Ich habe früher gern High Fantasy geschrieben, aber inzwischen bin ich davon abgekommen.
Mir liegt nun eher Low Fantasy mit all den irdischen Problemen, den kleinen Makeln und Ecken. Artefakte dürfen bei mir nicht zu abgehoben sein, Magie muss etwas Besonderes bleiben und nur selten und auch verständlich angewandt werden. (z.B. "Stein und Flöte" von Hans Bemmann)
Fabelwesen, ja ich mag Fabelwesen. Aber auch diese sollten nur spärlich und etwas Besonderes bleiben.
Wenn die Geschichte dann auch spannend ist und interessante Wendungen aufzeigt, lese ich auch High Fantasy gern.
Oder die Verbindung von High Fantasy zur "Normalwelt" mag ich auch. Wenn zwei Welten auf einanderstoßen, ist das immer sehr spannend.  :buch: Habe den "Blumenkrieg" gelesen und das "Gläserne Tor" von Sabine Wassermann.

Ich denke, dass die Geschichte das Wichtigste ist. Wenn die Handlung spannend ist, dann sehe ich auch über so manches Klischee hinweg.  ;D


Sanjani

Zitat von: Sternsaphir am 04. Februar 2014, 23:03:35
Hatte mal ein paar Bücher aus der Drizzt Do'Urden-Reihe gelesen. Nach dem sechsten Buch landeten sie bei mir in der Ecke, weil die Geschichte immer diegleiche und leicht zu durchschauen war.

Aber das ist ja bei allen anderen Genres genauso, wie du ja auch weiter unten über Urban Fantasy geschrieben hast. Ich hab z. B. eine Zeitlang gerne Krimis gelesen. Dann habe ich irgendwann bemerkt, dass es immer dasselbe Schema ist - Kommissar ermittelt, verhört Verdächtige und überführt den Täter. Danach habe ich nur noch selten einen Krimi in die Hand genommen. Bei Harry Potter war es genau dasselbe - immer dieselben Konflikte, immer dieselbe Geschichte, nur in anderem Gewand. Bei Liebesromanen gilt das gleiche und bei Familienromanen auch. Das bringen Genres ja auch ein Stückweit mit. Sie sind Konventionen für eine bestimmte Art von Geschichte, und die Frage ist einfach, nach wie vielen derartigen Geschichten ist man als Leser übersättigt. Das hängt m. E. auch damit zusammen, wie gerne man den Geschichtentyp mag. Ich z. B. mag die Gut-gegen-böse-Geschichten gerne, sodass ich wahrscheinlich erst nach dem 5. Buch für einige Zeit kein High Fantasy mehr lesen würde, während ein anderer vielleicht schon nach dem ersten sagt, so mir reicht's wieder. Dafür mag der andere halt lieber den Typ Krimi und ein dritter lieber den Typ Vampirromanze usw.

Das mal noch mein Senf dazu :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

HauntingWitch

Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben. Zuerst wollte ich schreiben: High Fantasy? Interessiert mich nicht, aber ein Blick auf mein Bücherregal strafte mich dabei Lügen, denn ich habe doch das eine oder andere Epos, das ich sehr mag, zuhause. Sie sind aber in der Unterzahl.

Das einzige Klischee, was mich wirklich stört, sind eigentlich Elben, einfach weil die mir zu perfekt, zu toll, zu klug und überhaupt zu sehr über-allem sind. Solche Charaktere mag ich nicht, aber ich mag auch keine Marvel-Superhelden (ausser X-Men). Klischees haben andere Genres ebenso. In jeder zweiten Horrorgeschichte kommt ein einsames Spukhaus im Wald vor, Vampire sind immer entweder unsterblich verliebt oder aus einem alles verschlingenden Virus entstanden, jeder Endzeit-Film enthält den ultimativen Messer-Fanatiker und so weiter. Wenn man keine solchen Bücher mehr lesen wollte, dürfte man gar nichts mehr lesen, denn bis zu einem gewissen Punkt definieren Klischees ein Genre ja auch. Ich finde, es kommt auf die Details an, auf die Charaktere, die Ausstattung, den sonstigen Inhalt. Es ist ein Balanceakt, der sehr wohl gelingen kann (aber nicht muss).

Was mich an der High Fantasy stört und weshalb ich wenig lese und selber keine schreibe, ist das "High". Es sind immer grosse Welten, grosse Kämpfe, viele Völker, viele Verstrickungen, viele Beziehungen, lange Reisen. Mir ist das zu viel. Ich mag es, wenn es vorwärts geht, wenn die Handlung durch Aktion bestimmt wird und nicht überwiegend zwischen den Zeilen der Dialoge passiert. Das ist mir zu langsam, zu zäh. Auch dieser oft politische Aspekt ist mir zu langatmig. Ich habe keine Geduld für so etwas. Versteht mich nicht falsch, es darf durchaus intellektuelle anspruchsvoll sein und ein wenig Epik ist sogar schön. Aber ich muss das Gefühl haben, dass etwas geht, dass es vorwärts geht. Bei vielen High Fantasy-Romanen fehlt mir das. Dieses Langsame, "für die Reise von A nach B brauchen wir so und so lange, die Zeit ist knapp, wir müssen uns beeilen" und der Autor beschreibt dann jeden einzelnen Tagesablauf dieser Reise in allem Detail, die Zeit ist knapp, aber der Autor hält sich mit seitenlangen Landschaftsbeschreibungen auf. Das stört mich. Es stört mich aber auch in jedem anderen Genre, nur, dass es z.B. bei Urban oder Contemporary Fantasy per Definition weniger vorkommt.  ;)

Es ist einfach nicht meins, mit diesem High. Ich habe auch nicht gerne viele Völker und Figuren, jeder bekommt eine halbe Seite und dann kommt der nächste. Möglichst noch in diesem auktorialen Erzählstil, bei dem man nie ganz in den Gedanken einer Person drin ist, weil ja noch beschrieben werden muss, was die Person alles nicht weiss. Da kann ich mich ja in keinen richtig hinein versetzen. Ich habe lieber ein paar wenige Figuren, deren Schicksalen, Gedanken und Gefühlen ich folgen und mit ihnen mitfiebern kann.

Hinzu kommt, dass ich 400 Seiten plus Bücher nicht mag, weil mir da einfach sehr oft nach Seite 200irgendetwas die Geduld ausgeht. Und dann sehe ich: Das ist ja noch nicht einmal die Hälfte. Hingegen bei einem 300-Seiten-Buch bin ich da schon fast beim Showdown oder ganz nahe dran und es läuft einfach dauernd was.

Deshalb habe ich lieber die "Low"-Genres bzw. die "einfacheren". Das hat aber nichts mit Klischees oder den immer gleichen Motiven zu tun, sondern ist einfach nur persönliche Vorliebe. Entsprechend schreibe ich natürlich auch in den Genres, die ich bevorzuge. Wie gesagt, Ausnahme gibt es und es gibt auch 600-Seitige Horrorbücher, die mir sehr, sehr gut gefallen, also... Aber meine Tendenz geht eher in die einfachere Richtung.

pyon

Zitat von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 10:50:51
Was mich an der High Fantasy stört und weshalb ich wenig lese und selber keine schreibe, ist das "High". Es sind immer grosse Welten, grosse Kämpfe, viele Völker, viele Verstrickungen, viele Beziehungen, lange Reisen. Mir ist das zu viel. Ich mag es, wenn es vorwärts geht, wenn die Handlung durch Aktion bestimmt wird und nicht überwiegend zwischen den Zeilen der Dialoge passiert. Das ist mir zu langsam, zu zäh.

Damit stimme ich vollkommen überein!  :jau:
High Fantasy - schön und gut, aber ich habe auch nur relativ wenige Epen in meinem Bücherregel, was vor allem daran liegt, dass die meisten von ihnen tatsächlich langatmig sind und ohne etliche Klischees nicht auskommen. Unzählig viele Völker, davon mindestens einmal Elben oder ebenähnliche Wesen oder Zwerge und so weiter und so fort. Teilweise finde ich, dass wir Menschen schon komplex genug sind und man nicht unbedingt seltsame Wesen braucht um eine gute Geschichte zu erzählen.

Es stimmt schon, dass all diese gängigen Klischees nerven, aber das liegt einfach daran, weil man sie, meiner Meinung nach, heutzutage einfach überall sieht und regelrecht damit erschlagen wird. Wenn ich bereits im Klappentext lese, dass der Protagonist irgendwelchen besonderen Wesen angehört, ein Auserwählter ist usw., dann schlage ich das Buch oft gar nicht mehr auf.

Wie Haunting Witch schon geschrieben hat es ist einfach zu viel und zu groß. Ich denke, dass gute Geschichten auch im Kleinen passieren können.

Sternsaphir

#56
Zitat von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 10:50:51


Hinzu kommt, dass ich 400 Seiten plus Bücher nicht mag, weil mir da einfach sehr oft nach Seite 200irgendetwas die Geduld ausgeht. Und dann sehe ich: Das ist ja noch nicht einmal die Hälfte. Hingegen bei einem 300-Seiten-Buch bin ich da schon fast beim Showdown oder ganz nahe dran und es läuft einfach dauernd was.



Ich glaube, das hängt wirklich von der Geschichte ab. Durch manche Wälzer habe ich mich auch durchquälen müssen, bei anderen verflogen die Seiten einfach nur so, weil ständig etwas passiert ist.
Vor allem was lange Reisen anbelangt, ist es schon eine Herausforderung, diese nicht zu langweilig zu gestalten. Einerseits muss man ja dem Leser vermitteln, dass diese Reise wirklich lang ist, andererseits darf sie auch nich zu öde sein (was lange Reisen aber gerne an sich haben).
Ich hüpfe bei solchen Reisen meist von Ereignispunkt zu Ereignispunkt bzw. auch zu topographischen Punkten, z.B. wenn die Reisenden ein Gewässer erreichen oder ein Gebirge. Dann lasse ich wieder ein paar Tage einfach vergehen und setze am nächsten Ereignis an, was entscheidend für die Geschichte ist. Ich habe meist das Problem, dass ich mich gern in Landschaftsbeschreibungen verliere. Aber bei zu wenig habe ich immer das Gefühl, dass ich den Leser nicht so recht in die Szene hineinversetzen kann.


Zitat von: Drachenkrieger am 05. Februar 2014, 08:07:34
Interview mit einem Vampir: Ich finde, das ist eh der beste Vampirfilm. Werde mir den wohl mal wieder ansehen. Und die Bücher sind einfach toll.



Ja, da gebe ich Dir recht. Ich fand den Film und die Geschichte drum herum äußerst spannend und angenehm, da sie nicht so das typische Klischee bedient haben, sondern etwas davon abwichen.

HauntingWitch

#57
Stichwort "Interview mit einem Vampir", da muss ich doch auch noch etwas sagen. ;D Erst einmal: Ich liebe sowohl Film als auch Bücher (d.h. die ersten 7).

Zitat von: Sternsaphir am 04. Februar 2014, 23:03:35
Urban Fantasy mit Vampiren mag ich auch nicht mehr. Als ich damals "Interterview mit einem Vampir" gelesen und im Kino gesehen habe, fand ich das noch sehr elegant. Aber jetzt wird der Markt irgendwie regelrecht mit Vampir-Stories überflutet und wenn ich dann die Teenager-Vampire in diversen Serien sehe, schalte ich sofort ab.

Das stimmt. Aber man muss auch sehen, dass Anne Rice an diesen neuartigen Glitzervampiren natürlich mitschuld ist. Vor ihren Büchern waren Vampire stets grauenerregende, unheimliche Monster, die Menschen vor allem hassten und/oder verspeisten. Mit Louis kommt nun erstmals einer, der die Menschen zu sehr mag, um sie aus solch egoistischen Gründen zu töten und sich selbst als grausam und nicht human genug empfindet. Ich denke, das alles hätte sich ganz anders entwickelt, wenn Rice nicht gewesen wäre. Diese sehr menschliche Seite am Vampir hat sie erstmals so detailliert dargestellt. Zwar ist bereits "Dracula" aus dem gleichnamigen Buch von Bram Stoker durchaus ein Wesen mit Seele und nicht einfach nur böse. Aber er ist immer noch sehr viel monströser als Louis oder auch Lestat, der ja vor allem ein verzweifeltes Schlitzohr ist.

Cailyn

HauntingWitch
Du bringst mich ins Schwitzen. Wieder weiss ich ob deiner Beschreibung nicht, was ich eigentlich für dein Buch geschrieben habe  :rofl:. Es ist der Beginn eines Epos. Helden gehen auf die Reise. Es geht um die Rettung der Welt. Alles 100% Klischee in Reinkultur ;). Aber trotzdem geht es rasant vorwärts (was ja auch schon die Klage eines Betalesers war :P). Irgendwie hab ich versucht, ein Epos zu schreiben (übergeordnet), die Figuren aber eher im Sinne der Low Fantasy zu präsentieren. Mir ist einfach noch nicht klar, ob das überhaupt funktionieren kann. Also beides, Epos und Charakterstudie in einem. Vielleicht beisst sich das gegenseitig in den Schwanz. Ich hoffe nicht.

Sternsaphir,
Reden wir hier denn von effektivem Reisen oder im metaphorischen Sinn? Ich frage nur, weil Reisen mit Aufstehen, Reiten, Wasser suchen, Jagen.... ja, das wäre nicht so in meinem Sinn. Da gibt es halt dann Zeitsprünge bis zum nächsten wichtigen Ereignis. Aber Reisen im Sinne von, der Prota geht auf die "innere" Reise und besteht viele äussere und innere Abenteuer, das gefällt mir dann wieder sehr.

Sternsaphir

Zitat von: Cailyn am 05. Februar 2014, 12:59:48

Sternsaphir,
Reden wir hier denn von effektivem Reisen oder im metaphorischen Sinn? Ich frage nur, weil Reisen mit Aufstehen, Reiten, Wasser suchen, Jagen.... ja, das wäre nicht so in meinem Sinn. Da gibt es halt dann Zeitsprünge bis zum nächsten wichtigen Ereignis. Aber Reisen im Sinne von, der Prota geht auf die "innere" Reise und besteht viele äussere und innere Abenteuer, das gefällt mir dann wieder sehr.

Eigentlich dachte ich jetzt an die physische Reise. Bei meinem letzten Projekt gehen die Protas in der zweiten Hälfte des Buches auf eine sehr lange Reise. Sie passieren dabei einen Vulkangürtel, eine Steppe und dringen weit in den hohen Norden vor.
Das kann ich natürlich nicht in wenigen Seiten zusammenfassen, zumal bei jeder Etappe der Plot weiter vorangetrieben wird: Da die Protas jemanden verfolgen, von dem sie noch nicht wissen, wer es genau ist, finden sie hier und da Spuren, treffen auf andere Kulturen, die ihnen helfen oder sie auch aufhalten, und müssen auch Vermutungen anstellen oder mal die falsche Richtung einschlagen. Aber ich versuche, nur die spannenden Teile einer Reise zu beschreiben und dann halt Zeitsprünge zu machen, wenn es zu langatmig wird.
Alltägliche Probleme wie Wasser und Nahrung lass ich nur einfließen, wenn diese zur Mangelware und damit zu einem echten Problem für die Protas werden. Manchmal lasse ich es auch als Nebensatz einfließen. z.B. sitzt der Haupt-Prota unter einem Baum und denkt über etwas nach, suchen derweil seine Reisegefährten nach etwas Essbarem. Damit sind die anderen Gruppenmitglieder gleich aus dem Plot etwas ausgeschlosssen und der Leser kann sich voll und ganz auf den Prota konzentrieren.
Die psychische Metamorphose findet ganz von allein statt, wobei ich wiederum lange Monologe oder Gedankengänge als langweilig empfinde. Ich lasse meine Protas gern auch mal im Regen stehen oder sie kapieren erst in letzter Sekunde den Zusammenhang, wobei ich den Leser an den Erkenntnisstand der Hauptperson zu knüpfen versuche.