Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Valkyrie Tina am 19. Februar 2014, 21:06:47

Titel: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 19. Februar 2014, 21:06:47
Wir hatten irgendwo das Thema, wie es ist ein Ende unter das Manuskript zu schreiben, oder die Leere die man empfindet, wenn man den Rohentwurf fertig hat. Ich habe ein verwandtes Problem:
ich kann mein Manuskript nicht beenden.
Mein Projekt hab ich im Nano 2012 begonnen, ok, danach war es ein ziemlicher Rohbau. Also hab ich danach die fehlenden Szenen geschrieben.
Dann hab ich die Szenen die falsch waren, geändert.
Dann hab ich die schwachen Szenen geändert.
Dann hab ich es meinen Betas gegeben.
Dann hab ich deren Vorschläge eingebaut.
Dann hab ich noch mal alles überarbeitet.
Jetzt bin ich beim Feinschliff und bei Kapitel 25 von 28.
Und je näher ich ans Ende komme, desto langsamer werde ich, und desto mehr kommen Gedanken wie "vielleicht sollte ich doch noch mal überarbeiten". Mittlerweile ist es so, dass ich 3 von 5 Änderungen am nächsten Tag rückgängig mache. Ich gehöre wohl zu den Leuten, die sich toteditiert haben. Aber ich habe so Panik vor dem, was danach kommt. Vor dem Abgelehnt werden. Das geht so weit, dass ich mich nicht zuerst bei meiner Wunschagentur bewerben will, weil- schließlich weiß jeder, dass man zuerst abgelehnt wird.
Aber ich kann das Projekt auch nicht einfach liegen lassen, weil es so viel Gedanken und Energie bindet, dass ich so lange nichts Neues anfangen kann....
Ideen?
Gedanken?
Vorschläge?
Pfannen?  :bittebittebitte:

ps: ich hab das Thema nirgends gefunden (Bin ich die einzige, der das passiert?  :seufz: ) Bin nicht sicher, ob es in diesen Thread reingehört. Wenn nicht, großes sorry!
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Christopher am 19. Februar 2014, 21:11:49
"Todeditieren" klingt nach Betriebsblindheit. Betriebsblindheit lässt sich überlicherweise durch einen externen Beobachter vermeiden.

Darum:
Gib es einem oder mehreren Betalesern. Die gucken sich das ganze dann an und werden dir schon sagen, wo es WIRKLICH noch was zu meckern gibt.
Anhand dieses Feedbacks kannst du dann sehen, wo wirklich noch Änderungsbedarf ist, das ganze ändern und dich dann zurücklehnen mit dem Wissen, dass es erst mal nicht besser geht.
Lektor/Agentur/Verlag haben dann sicherlich immer noch Anmerkungen und Änderungsvorschläge die berücksichtigt werden wollen, aber das kannst du ja nicht vorher wissen ;)
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Sprotte am 19. Februar 2014, 21:13:46
Off Topic ist es nicht, es geht ja um Schreiberisches. Aber gleich schwebt eine Mod-Fee vorbei und topft sinnvoll um. Ich höre schon die Flügel.

Die Torschlußpanik in dem Sinne, daß ich nicht beenden will, kenne ich. Jedes Mal im NaNo, wenn das Ende näher rückt, bummel ich beim Schreiben und mag einfach nicht beenden. Weil ich meine Helden nicht verlieren will.
Dein Fall liegt ja nun noch einmal ganz anders. Jetzt schon Angst vor einer Ablehnung. Ist es Dein allererster Roman? Hattest Du Betahilfe in Anspruch genommen? Hat ein Roman nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn er einen Vertrag bringt?
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Ary am 19. Februar 2014, 21:16:18
Ich pack das dann mal hierher, denn es ist ja schreibbezogen und der "Gegenteilthread" befindet sich auch hier.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 19. Februar 2014, 21:27:37
@aryana : danke dir. Tatsächlich hatte ich den Thread zuerst da und hab es dann in Offtopic gepackt...
@christopher: die Idee mit den Betas ist nicht schlecht. Aber ich denk mir, wenn ich es zwei Betas gebe krieg ich vier Meinungen, und- irgendwann muss es fertig werden...


Zitat von: Sprotte am 19. Februar 2014, 21:13:46
Off Topic ist es nicht, es geht ja um Schreiberisches. Aber gleich schwebt eine Mod-Fee vorbei und topft sinnvoll um. Ich höre schon die Flügel.

Die Torschlußpanik in dem Sinne, daß ich nicht beenden will, kenne ich. Jedes Mal im NaNo, wenn das Ende näher rückt, bummel ich beim Schreiben und mag einfach nicht beenden. Weil ich meine Helden nicht verlieren will.
Dein Fall liegt ja nun noch einmal ganz anders. Jetzt schon Angst vor einer Ablehnung. Ist es Dein allererster Roman? Hattest Du Betahilfe in Anspruch genommen? Hat ein Roman nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn er einen Vertrag bringt?

es ist tatsächlich so ein bisschen wie Nano. Und es ist der erste Roman, der wirklich fertig fertig ist. Ich hatte ihn Betas zu lesen gegeben und sehr viel konstruktive Kritik bekommen. Der Roman hätte sicherlich auch so eine Daseinsberechtigung, es war eines dieser Projekte, die einfach Realität werden wollten. Aber... Veröffentlichen ist nun mal der große Pokal der Schriftsteller, nach dem ich strebe. Und es steckt so viel Arbeit da drin. Über ein Jahr, jeden Tag... und...ach ich weiss auch nicht  :brüll:
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Sprotte am 19. Februar 2014, 22:09:52
Natürlich ist es der große Pokal, und ich wünsche mir auch für meine Romane nichts sehnlicher. Wobei ich etliche definitiv in die Schublade gepackt habe.
Meinen allerersten Roman habe ich nach 20 Jahren neu geschrieben. Jetzt mag ich ihn! Er liegt bei der letzten Betaleserin, danach werde ich versuchen, ob ich eine Heimat für ihn finden kann.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Siara am 19. Februar 2014, 22:38:28
Ist wirklich, schwierig, mir geht es momentan mit meinem Erstling ganz ähnlich (wobei ich noch keine Betaleser rangelassen habe). Das Problem an der Sache ist vermutlich, dass es kein Richtig und Falsch gibt, sondern nur ein "vielleicht geht das noch besser". Damit kann man sich wohl tatsächlich verrückt machen.

Aber ich schätze, ein Heilmittel gibt es nicht dagegen, vielleicht ist das einfach eine Krankheit, die viele Schriftsteller kennen lernen müssen. Ich bin inzwischen beinahe fertig mit der zigsten Überarbeitung und habe mir (weil ich mich ja kenne  ::) ) vorgenommen, das Manuskript danach noch !ein!mal durchzulesen und die letzten Feinheiten in den Formulierungen zu ändern. Der Rest bleibt, Punkt - allein schon deshalb, weil momentan der Abstand fehlt.

Ich schätze, da kann man sich nur selbst Fesseln anlegen und einen Schlussstrich ziehen. Ich habe das Glück, dass mir ständig einige wartende Betaleser die :pfanne: geben und ein bisschen drängen. Da ist eine weitere Grundüberarbeitung, die vermutlich auch nichts mehr verbessern würde, zum Glück gar nicht möglich.  ;D
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 19. Februar 2014, 22:46:29
Zitat von: Sprotte am 19. Februar 2014, 22:09:52
Natürlich ist es der große Pokal, und ich wünsche mir auch für meine Romane nichts sehnlicher. Wobei ich etliche definitiv in die Schublade gepackt habe.
Meinen allerersten Roman habe ich nach 20 Jahren neu geschrieben. Jetzt mag ich ihn! Er liegt bei der letzten Betaleserin, danach werde ich versuchen, ob ich eine Heimat für ihn finden kann.

Ja, ich hab auch einige Manuskripte in der Schublade liegen. Die bezeichne ich aber nicht als Romane, weil sie keinen durchgehenden Handlungsfaden haben. Die meisten sind Mist. Das Kinderbuch grab ich vielleicht irgendwann wieder aus, wenn meine Tochter ein bisschen älter ist.

@siara jajaja genauso geht es mir auch. Inclusive der Betaleser. Die werden mich beißen, wenn ich noch einen Editgang mache  :gähn: Bisher hatte ich immer noch Ausreden, aber so langsam gehen selbst die mir aus.... waaaaaaah
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Tinnue am 19. Februar 2014, 23:10:07
Ja, da reihe ich mich ein. Du bist auf jeden Fall nicht allein mit deiner Sorge. Mir geht es gerade genauso. Im Moment bin ich in der Lage, dass ich wieder schreiben. Aber eine ganze Zeit hat mich genau diese Angst (es wäre hier auch das erste größere Werk, das fertig wird) so ausgefüllt, dass ich an jedem Wort, jeder Silbe gezweifelt hab - ergo: Ich hab mich damit total blockiert. Immer nur danach gesehen, was die anderen machen und warum genau diese und jene Szene von denen so toll ist. Dass es für genau solche Szenen eben Freiraum im Kopf braucht, Dyanmik und ein bischen Mut, die Story einfach mal gehen zu lassen, wie sie es für richtig hält, das ist klar.
Schreibe/überarbeite ihn auf jeden Fall fertig. Setz dein Ende drunter - Ende muss ja nicht gleich Ende sein. Selbst im schlimmsten Fall ist nichts an die Wand gefahren. Und die Vorredner haben recht: Betas sind Gold wert. Vielleicht denkst du trotz deren Anmerkungen, dass das und jenes blöd ist/viel besser gehen könnte. Doch du denkst da immer aus der PErspektive des Schreibers raus. Manchmal ist es zum Teil auch gut, einfach mal der Sicht des Lesers Meinung einzuräumen. Wollen deine Betas dich nicht umschmeicheln, werden sie schon genug Stellen aufdecken. Und wenn sie etwas gut finden, dann finden sie es als mögliche Leser gut. Deine späteren Leser werden dein Werk ja ebenfalls aus einer ganz anderen Sicht beurteilen, vielleicht nicht weniger kritisch, aber anders kritisch. Hab Mut!
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 21. Februar 2014, 15:10:26
Zitat von: Tinnue am 19. Februar 2014, 23:10:07
Ja, da reihe ich mich ein. Du bist auf jeden Fall nicht allein mit deiner Sorge. Mir geht es gerade genauso. Im Moment bin ich in der Lage, dass ich wieder schreiben. Aber eine ganze Zeit hat mich genau diese Angst (es wäre hier auch das erste größere Werk, das fertig wird) so ausgefüllt, dass ich an jedem Wort, jeder Silbe gezweifelt hab - ergo: Ich hab mich damit total blockiert. Immer nur danach gesehen, was die anderen machen und warum genau diese und jene Szene von denen so toll ist. Dass es für genau solche Szenen eben Freiraum im Kopf braucht, Dyanmik und ein bischen Mut, die Story einfach mal gehen zu lassen, wie sie es für richtig hält, das ist klar.
Schreibe/überarbeite ihn auf jeden Fall fertig. Setz dein Ende drunter - Ende muss ja nicht gleich Ende sein. Selbst im schlimmsten Fall ist nichts an die Wand gefahren. Und die Vorredner haben recht: Betas sind Gold wert. Vielleicht denkst du trotz deren Anmerkungen, dass das und jenes blöd ist/viel besser gehen könnte. Doch du denkst da immer aus der PErspektive des Schreibers raus. Manchmal ist es zum Teil auch gut, einfach mal der Sicht des Lesers Meinung einzuräumen. Wollen deine Betas dich nicht umschmeicheln, werden sie schon genug Stellen aufdecken. Und wenn sie etwas gut finden, dann finden sie es als mögliche Leser gut. Deine späteren Leser werden dein Werk ja ebenfalls aus einer ganz anderen Sicht beurteilen, vielleicht nicht weniger kritisch, aber anders kritisch. Hab Mut!

da bin ich ja erleichtert, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht. Das editieren fiel mir eigentlich halbwegs leicht. Ich hab mir halt immer gesagt "Es muss noch nicht perfekt sein, du hast ja noch einen Editiergang". Aber das funktioniert nicht mehr.
Ich fühl mich auch so ...unwürdig. Ich mein, ich hab erst mal 5 Nanos gebraucht um ein Manuskript hinzubekommen, dass es bis zur fertigen Geschichte gebracht hat. Und das musste ich über ein Jahr lang überarbeiten, bis es so aussah, wie es aussieht. OK, ich hab mit jedem Buch dazugelernt und band 2, mein nano 2013, sieht viel besser aus und ich müsste da viel weniger überarbeiten. Aber trotzdem (Ja, ich bin ein Perfektionist, wenn ich mir nicht mehr sagen kann "das würde aber noch besser gehen" kommt als nächstes "das hätte aber auch schneller gehen können"
Aber jetzt sind nur noch 2 Kapitel übrig, und so wie es aussieht, werd ich spätestens nächste Woche das Ende daruntersetzen. Und dann........  :bittebittebitte: :gähn: :seufz: :no: :darth:
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Siara am 21. Februar 2014, 16:05:50
Zitat von: Valkyrie Tina am 21. Februar 2014, 15:10:26
Ich fühl mich auch so ...unwürdig. Ich mein, ich hab erst mal 5 Nanos gebraucht um ein Manuskript hinzubekommen, dass es bis zur fertigen Geschichte gebracht hat. Und das musste ich über ein Jahr lang überarbeiten, bis es so aussah, wie es aussieht.

Das ist doch aber nichts Schlechtes (oder sehe ich das falsch?). Es braucht doch eine Menge Leidenschaft und Entschlossenheit, um sich immer wieder an die Überarbeitung zu machen, damit am Ende etwas dabei herauskommt, auf das man stolz sein kann. "Unwürdig" sind für mich eher die Autoren, die inzwischen fünf Manuskripte im Jahr runter schreiben, einfach nur, um Geld zu verdienen. Die keinen Anspruch mehr an sich haben, sich zu verbessern (und diese gibt es auch). Sicher, von irgendwas muss man ja leben. Aber ich bin der Meinung, die besten Bücher brauchen ihre Zeit. Das kann ein halbes Jahr sein, zwei Jahre oder auch mal zehn.

Damit meine ich nicht, dass man sich auf "ich brauch eben noch ein paar Jahre" ausruhen sollte. Aber manche Geschichten brauchen eben Zeit, um zu entstehen. Die Überarbeitung ist auch zeitaufwendig, und das wird sie vermutlich auch noch nach einem Leben Schreiberfahrung bleiben (wissen tue ich das natürlich nicht, ich stehe schließlich selbst erst kurz vor Ende des ersten Manuskripts).

Solange man sich nicht vor dem Schreiben oder Überarbeiten drückt, sondern tatsächlich die ARBEIT am Werk so viel Zeit schluckt, sehe ich das als Fleiß an. Und Perfektionismus ist vermutlich auch eine Eigenschaft, die viele Schriftsteller mehr oder weniger ausgeprägt kennen. Ohne ist man wahrscheinlich auch kaum in der Lage, etwas halbwegs Gutes zu schreiben.

Wenn man sich selbst eher stoppen muss, um nicht ständig am aktuellen Projekt zu arbeiten, macht man wohl nichts verkehrt - das hoffe ich wenigstens.  :rofl:
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Cailyn am 21. Februar 2014, 16:09:45
Mir ging es phasenweise ähnlich wie dir. Nach Version 2 habe ich schätzungsweise 80% des Manuskripts nochmals umgeschrieben, bis ich bei Version 5 ankam. Teilweise habe ich mir auch gedacht, das wird so ein Endlosding. Aber schliesslich musste ich feststellen, dass es einfach mangelnde Planung war, die mich durch dieses rigorose Änderungsprogramm getrieben hat. Hätte ich schon am Anfang die Plots richtig durchdacht, Erzählstränge und Spannungsbögen aufeinander abgestimmt, wäre ich enorm effizienter und schneller gewesen und hätte wohl nur halb so viel geändert.

Ich weiss ja nicht, wie du so arbeitest. Aber vielleicht liegt es ja auch an der Planung?

Jedenfalls: gib nicht auf!  ;D
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Christopher am 21. Februar 2014, 16:11:16
Zitat von: Valkyrie Tina am 19. Februar 2014, 21:27:37
@christopher: die Idee mit den Betas ist nicht schlecht. Aber ich denk mir, wenn ich es zwei Betas gebe krieg ich vier Meinungen, und- irgendwann muss es fertig werden...

Klar wirst du vier Meinungen kriegen. Aber weisst du was? Das einzig WIRKLICH wichtige an diesen Meinungen, ist, wo sie etwas nicht gut finden. Damit meine ich nicht inhaltlich, sondern stilistisch/logisch/vom Verständnis her.

Irgendwo hab ich mal einen Satz gelesen, den ich seitdem als Leitfaden für Kritik und Anmerkungen seitens Lesern nehme:
Wenn jemand sagt, dass er etwas nicht gut fand, musst du zu 99% was an dem Teil ändern. Die Vorschläge wie du das ändern solltest, sind zu 99% falsch.

Die Punkte, an denen Betas also etwas anmerken, sind die Stellen, an denen du VIELLEICHT noch arbeiten musst. Die vier verschiedenen Vorschläge wie das geschehen sollte, sind aber höchstwahrscheinlich murks ;)

Die Stellen wo niemand etwas anmerkt, sind so gut wie sie sind. Da solltest auch DU nichts mehr ändern und die kleine Stimme des Perfektionisten in dir zum Schweigen bringen. Denn "perfekt" geht eh nicht ;)
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: DEckel am 21. Februar 2014, 16:16:26
Dafür hast du dir auf jeden Fall einen kleinen Applaus verdient Christopher  :pompom:

Den letzten Absatz werde ich mir besonders zu Herzen nehmen.

Bei mir ist das Problem, dass ich nach der ersten Editier-Runde Angst bekommen, mir diese Angst nicht eingestehe und plötzlich jede Menge Kurzgeschichten schreibe  ;)
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Siara am 21. Februar 2014, 17:47:08
@Christopher: Das hier?
ZitatRemember: when people tell you something's wrong or doesn't work for them, they are almost always right. When they tell you exactly what they think is wrong and how to fix it, they are almost always wrong.
- Neil Gaiman

Gebe dir vollkommen recht. Man sieht es ja schon allein daran, dass die Betaleser teils vollkommen andere Empfindungen haben, was gut ist und was nicht. Hab schon von Szenen gelesen, die von einigen bejubelt und anderen kritisiert wurden. Betaleser machen aufmerksam auf Stellen, an denen es Unverständlichkeiten oder unpassende Stimmung gibt - aber was du draus machst, bleibt ja dir überlassen.

Und was deinen letzten Absatz angeht, muss ich mich DEckel anschließen  ;D

Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Christopher am 21. Februar 2014, 17:52:16
Ah, da hatte ich es also her. Gut zu wissen ;D
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Klecks am 22. Februar 2014, 10:13:24
Das ist ein tolles Zitat! Ich habe schon oft festgestellt - auch außerhalb des Schreibens -, dass es total zutreffen kann.  ;)

Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Aphelion am 22. Februar 2014, 21:50:00
Ich verstehe das Problem um ehrlich zu sein nicht ganz. Oder willst du nur zu viel auf einmal? :)

Mach die Überarbeitung fertig und lass das Manuskript nochmal eine Weile liegen, bis du dich beruhigt hast. Lies es nochmal. Entscheide dann, ob du wirklich "Angst" hast, dich an Bewerbungen zu machen.

Schreib erstmal. Überarbeite erstmal. Und überleg dann *ob* du veröffentlichen willst. Ob du *sofort* veröffentlichen willst. Veröffentlichung ist keine logische Konsequenz eines fertigen Manuskriptes - sie ist lediglich eine Option von vielen.

Den Druck machst du dir also selbst. Du kannst es auch einfach lassen, dir diesen Druck zu machen und erstmal deine Arbeit zu Ende bringen. ;)

Zu weit voraus zu denken hat manchmal mehr Nachteile als Vorteile. Denk erstmal an das Jetzt und an deine Geschichte - nicht an deinen erhofften Erfolg oder befürchteten Misserfolg.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Sternsaphir am 22. Februar 2014, 22:11:51
Leg das Manuskript für eine Weile aus der Hand und lies es dann nochmal. Wenn man sich tagtäglich damit beschäftigt und daran herumdoktert, vergräbt man sich zu sehr in die Details und fängt an, jede Formulierung anzuzweifeln.

Gib es einem oder mehreren Beta-Lesern zum lesen und warte erstmal ab, was sie sagen. Und auch da würde ich nicht so streng nach deren Meinung gehen, denn jeder hat einen anderen Geschmack und du wirst vielleicht auch ganz unterschiedliche Meinungen erhalten.

Ein perfektes Manuskript gibt es nicht. Zuviel Perfektionismus kann auch das Werk verderben. Ich weiß leider nicht, wer das mal zu mir sagte, aber es hallt noch immer in meinem Kopf: "Es wird nicht besser, wenn du noch länger daran sitzt!"

Ich hab mir früher den einen oder anderen Aufsatz in der Schule damit versaut, indem ich ihn perfekt haben wollte. Aber je mehr ich daran herumgeschrieben habe, desto mehr habe ich den Wortlaut, der mir anfangs aus der Feder floss, verunstaltet.
Meist ist die erste Version die beste. Man sollte nur noch kleinere Dinge nachkorrigieren.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 22. Februar 2014, 22:31:37
Zitat von: Aphelion am 22. Februar 2014, 21:50:00
Ich verstehe das Problem um ehrlich zu sein nicht ganz. Oder willst du nur zu viel auf einmal? :)

Mach die Überarbeitung fertig und lass das Manuskript nochmal eine Weile liegen, bis du dich beruhigt hast. Lies es nochmal. Entscheide dann, ob du wirklich "Angst" hast, dich an Bewerbungen zu machen.

Schreib erstmal. Überarbeite erstmal. Und überleg dann *ob* du veröffentlichen willst. Ob du *sofort* veröffentlichen willst. Veröffentlichung ist keine logische Konsequenz eines fertigen Manuskriptes - sie ist lediglich eine Option von vielen.

Den Druck machst du dir also selbst. Du kannst es auch einfach lassen, dir diesen Druck zu machen und erstmal deine Arbeit zu Ende bringen. ;)

Zu weit voraus zu denken hat manchmal mehr Nachteile als Vorteile. Denk erstmal an das Jetzt und an deine Geschichte - nicht an deinen erhofften Erfolg oder befürchteten Misserfolg.

Danke Aphelion,  du hast mir sehr geholfen, mein Problem genauer zu definieren...
ich habe geschrieben
ich habe überarbeitet
ich habe es liegen gelassen
ich habe es noch mal überarbeitet
ich habe es zu den Betas geschickt
ich habe deren Anmerkungen beachtet und es noch mal überarbeitet
dann hat es noch mal drei Wochen gelegen.
dann habe ich es noch mal überarbeitet.
es ist, wie ich gesagt habe, meine sechste Überarbeitung...was ich derzeit mache ist, die Sätze laut zu lesen um zu prüfen, ob die Satzmelodie angenehm ist, oder ob ich Wörter mit mehr oder weniger Silben einsetzen soll (Ich merk grad erst, wie bescheuert das klingt)  :gähn:
Natürlich könnte ich es noch einmal zu den Betalesern schicken, aber es wird wieder jeder seine Meinung haben. Der eine mag keine Wölfe, der zweite will mehr Rundrumgeschichten haben. Ich habe deren Meinung mehrfach überdacht, und wenn es ging beachtet (Christopher lag goldrichtig. Eine hat mir vorgeschlagen, was für Szenen ich einarbeiten sollte, und das hörte sich toll an, hätte mir aber den Plot und das Gesamtkonzept zerschossen).

Und dass ich das veröffentlichen will, habe ich auch schon vor langer Zeit beschlossen. Mein Problem ist... jetzt ist nicht mehr Überarbeitzeit. Jetzt ist Exposezeit. Und Agentusuchzeit. mein Manuskript ist flügge. Es versucht schon die ganze Zeit, aus dem Nest zu hüpfen. Und ich hab Angst, dass es sich beim ersten Flug das Genick bricht... oder draußen Geier warten.... :bittebittebitte:
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: traumfängerin am 23. Februar 2014, 00:13:54
Zitat von: Valkyrie Tina am 22. Februar 2014, 22:31:37
Und dass ich das veröffentlichen will, habe ich auch schon vor langer Zeit beschlossen. Mein Problem ist... jetzt ist nicht mehr Überarbeitzeit. Jetzt ist Exposezeit. Und Agentusuchzeit. mein Manuskript ist flügge. Es versucht schon die ganze Zeit, aus dem Nest zu hüpfen. Und ich hab Angst, dass es sich beim ersten Flug das Genick bricht... oder draußen Geier warten.... :bittebittebitte:

Ich verstehe dich nur zu gut. Vor knapp einem halben Jahr war ich in derselben Situation. Ich habe überarbeitet und überarbeitet und überarbeitet - wobei das Schöne war, dass es wirklich bei jeder Version immer besser wurde, weil die Personen mehr Ecken und Kanten bekamen, die Beschreibungen besser wurden, die Dialoge, usw. Dann habe ich es noch dreimal durchgelesen, die letzten Kleinigkeitenfehler verbessert, und dann war es irgendwann gut. Das hätte allerdings auch schon einen Monat früher so sein können. Aber es war mein Erstling. Ich wollte nichts verkehrt machen. Ich wollte ihm nicht seine Chancen nehmen, weil ich zu früh aufgegeben habe. Hatte ich auch nicht. Es war so gut, wie ich es konnte.

Und dennoch bekam ich damit keinen Agenturvertrag. Nur das, was für mich beim Abschicken einer Katastrophe gleichgekommen wäre, war es nicht mehr, als nach und nach die Absagen eintrudelten. Das habe ich der realistischen Einschätzung zu verdanken, die ich unter anderem beim Tintenzirkel erworben habe. Es wäre ein unglaubliches Wunder gewesen, wenn es mein Erstling wirklich zu einer Agentur und dann zu einem großen Verlag geschafft hätte - ein Wunder, dass ich dir übrigens von Herzen gönne.  :D Aber der normale Weg, den man hier und überall anders nachlesen kann, ist es, dass man zunächst einige Kurzgeschichten veröffentlicht, dann vielleicht einen Roman bei einem Kleinverlag unterbringt, und dann irgendwann vielleicht mit ganz viel Glück zu einer Agentur und einem großen Verlag kommt und man vom Schreiben leben kann. So werde ich jetzt versuchen den Berg emporzuklimmen und mich nicht mit einem Hubschrauber oben absetzen zu lassen, was mir natürlich viel besser gefallen hätte. Und hey, als ich erfahren habe, dass meine erste Kurzgeschichte angenommen wurde, hatte ich vor Freude Tränen in den Augen.

Also ja, es kann dir passieren, dass sich dein Manuskript das Genick bricht, oder unter Geier gerät. Aber zum einen wirst du niemals erfahren, ob es vielleicht doch Erfolg gehabt hätte, wenn du es nicht versuchst. Und zum anderen wäre selbst der worst case nicht das Ende deines Schreiberlebens. Also fass dir ein Herz und lass es fliegen. Außerdem kann das Erstellen von Exposé und Anschreiben auch noch gut und gerne einige Wochen in Anspruch nehmen. Ein wenig Zeit hast du also noch, um es aufs Fliegen vorzubereiten.  ;)
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Grey am 23. Februar 2014, 11:51:38
Hmm. Wenn ich dir einen Rat geben sollte, dann wäre es folgender: Lass das Buch los. Es ist dein Erstling, er hat dich sehr lang begleitet und dich in sehr vielem geprägt. Ganz sicher ist es ein Herzensprojekt. Ich habe meinen ersten Roman im Lauf von fünf oder sechs Jahren geschrieben, neu geschrieben, zu einer Trilogie ausgebaut und wieder zu einem Einzelband zusammengeschrieben. Von unzähligen Überarbeitungsgängen jeder einzelnen Version ganz zu schweigen. Weit über fünf Jahre habe ich nur und nur an diesem einen Projekt gearbeitet, bis ich mir kaum noch vorstellen konnte, jemals an etwas anderem zu schreiben. Aber auch wenn es sich jetzt vielleicht nicht so anfühlt: Es werden andere Herzensprojekte kommen, ob du dieses nun unterbringst oder nicht. Mein Erstling ruht in all seinen Versionen übrigens sicher in meiner Schublade, und das ist auch gut so. ;) Meine Agentur habe ich erst mit meinem sechsten Roman gefunden, dafür wurde daraus auch direkt meine erste Veröffentlichung in einem größeren Verlag. Ich bin sicher, dein Buch ist so gut, wie du es mit deinen aktuellen Fähigkeiten als Autor machen kannst. Also schreib dein Exposee, schick es weg und nutz die Zeit, in der du auf Antworten wartest, um neue Welten zu entdecken und an deiner Schreibe zu arbeiten. Es gibt immer was zu lernen, und es gibt doch nichts schöneres als herauszufinden, was du noch alles kannst. Trau dich, dich von deinem Erstling loszumachen und schreib dich frei. Es lohnt sich, versprochen. Die Reise geht doch jetzt erst richtig los. :)

Ich wünsch dir viel Erfolg!
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Churke am 23. Februar 2014, 12:03:19
Ich sage mal so: Ein Maler kann ein Bild überarbeiten und verbessern. Aber wenn er sich wirklich weiter entwickeln will, brauchte er ein neues Bild und eine weiße Leinwand.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Tinnue am 23. Februar 2014, 13:30:15
Ich denke, Greys Beitrag kannst du dir so ruhgi verinnerlichen.
Sie ist (für mich) eine wirklich wundervolle Autorin, von der ich noch viel lernen kann. Mitzubekommen, dass auch so jemand mal so angefangen hat wie du und ich und genau dieses Problem kennt, macht Mut.
Meiner Meinung nach geht es dabei wirklich viel um genau dieses: Loslassen  - können und wollen. Es ist urmenschlich, dass wir die Dinge, an denen uns besonders viel liegt und für die unser Herz wirklich schlägt, umso fester halten. Sie gehören uns. Sie sind ein Teil von uns. Sie loszulassen, das ist meist begleitet von lockern, "weg"lassen. Aber Loslassen muss nicht unbedingt mit einem Verlust von etwas einhergehen. Gerade dieses Verbissen-sein, dieses "Das muss funktionieren, weil es mir so viel bedeutet. Es kann, es darf einfach nicht anders sein" - das hat in den allermeisten Fällen viel mehr Nach- als Vorteile. Es kann daher nur helfen, ein bisschen Abstand für sich zu gewinnen. Nicht nur die Finger zu lockern vor dem Schreiben, sondern auch sich selbst. Etwas zu beenden, ohne dass es "perfekt" ist, ohne, dass man zu 1000 Prozent von sich und seiner Arbeit überzeugt ist, ist nicht schlimm und schon gar nicht falsch.
Ein Ende ist immer auch ein Anfang.
Für dieses Projekt. Oder für ein anderes.
Titel: Re: KEIN Ende unter dem Manuskript
Beitrag von: Valkyrie Tina am 23. Februar 2014, 21:52:28
Zitat von: Grey am 23. Februar 2014, 11:51:38
Hmm. Wenn ich dir einen Rat geben sollte, dann wäre es folgender: Lass das Buch los. Es ist dein Erstling, er hat dich sehr lang begleitet und dich in sehr vielem geprägt. Ganz sicher ist es ein Herzensprojekt. Ich habe meinen ersten Roman im Lauf von fünf oder sechs Jahren geschrieben, neu geschrieben, zu einer Trilogie ausgebaut und wieder zu einem Einzelband zusammengeschrieben. Von unzähligen Überarbeitungsgängen jeder einzelnen Version ganz zu schweigen. Weit über fünf Jahre habe ich nur und nur an diesem einen Projekt gearbeitet, bis ich mir kaum noch vorstellen konnte, jemals an etwas anderem zu schreiben. Aber auch wenn es sich jetzt vielleicht nicht so anfühlt: Es werden andere Herzensprojekte kommen, ob du dieses nun unterbringst oder nicht. Mein Erstling ruht in all seinen Versionen übrigens sicher in meiner Schublade, und das ist auch gut so. ;) Meine Agentur habe ich erst mit meinem sechsten Roman gefunden, dafür wurde daraus auch direkt meine erste Veröffentlichung in einem größeren Verlag. Ich bin sicher, dein Buch ist so gut, wie du es mit deinen aktuellen Fähigkeiten als Autor machen kannst. Also schreib dein Exposee, schick es weg und nutz die Zeit, in der du auf Antworten wartest, um neue Welten zu entdecken und an deiner Schreibe zu arbeiten. Es gibt immer was zu lernen, und es gibt doch nichts schöneres als herauszufinden, was du noch alles kannst. Trau dich, dich von deinem Erstling loszumachen und schreib dich frei. Es lohnt sich, versprochen. Die Reise geht doch jetzt erst richtig los. :)

Ich wünsch dir viel Erfolg!


@grey und ihr lieben anderen: ihr habt recht. Ich werde jeden Moment Nägelkauen, aber es ist wohl wirklich Zeit, es loszuschicken. Irgendwann muss man dann wohl mal. Ich bin nur froh, dass ich dieses Forum gefunden hab, da fühl ich mich nicht so allein (Ich hab wunderbare Freunde und den besten Mann der Welt, aber Leute zu kennen, die das selbst mitgemacht haben, wie es ist zu schreiben und es dann wegzuschicken, ist noch mal was anderes). Ich werd mir also nächste Woche kräftig Pfannen bestellen, und die letzten beiden Kapitel fertig machen (Ich hab tatsächlich im vorletzten Kapitel noch einen Fehler gefunden). Und dann geht es ans Expose, und dann... dann ist es wohl endgültig soweit  :versteck:
aber ich freu mich auch drauf, die Projekt abzuschließen, zu sagen "Ich habe ein (Wie auch immer gutes oder schlechtes) Buch geschrieben"- und im Kopf Platz zu machen für die neuen Projekte, die schon eine Weile in meinem Kopf rumschwirren.