Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Cailyn am 29. Januar 2014, 15:58:34

Titel: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 29. Januar 2014, 15:58:34
Hallo Foris

Mich würde interessieren, wie viele von euch sich überhaupt oder noch für klassiche High-Fantasy interessieren. Wenn man die laufenden Projekte betrachtet, scheint es eher selten, dass noch Interesse für die High-Fantasy besteht. Am häufigsten lese ich hier über Dystopien, modern gewordene Fantasy wie Urban Fantasy mit Werwölfen, Vampiren und Mystery.

In ein paar wenigen Threads habe ich dann auch schon mal Sätze aufgeschnappt wie "Ach, immer Elben und Zwerge!" oder "Ständig diese Drachen, das ist doch langweilig." Ich finde das absolut in Ordnung. Jedem sein Gusto. Dennoch erstaunt es mich, weil ich selber ein totaler Fan bin von den klassischen Fantasy-Elementen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich noch nie eine "overdose" an High-Fantasy hatte, da ich in diesem Bereich nur wohldosiert Bücher lese. Jedenfalls scheint es vielen anderen total überdrüssig zu werden. Natürlich wünsche ich mir ebenfalls, dass Fantasy sich weiterentwickelt. Es ist ja schon enttäuschend, wenn es wieder einmal einen typischen Klischee-Roman gibt, in dem ein junger Mensch während eines Buches zum Superhelden wird und schliesslich auf einem tollen Drachen in den Sonnenuntergang davon fliegt. Das muss nun wirklich nicht sein. Doch das setzte ich auch nicht mit High-Fantasy gleich.

Man kann doch auch klassische Fantasy fabrizieren - also mit Elben, Drachen, Trollen etc.. -, bei der die Charaktere nicht standardisiert und klischiert sind. Kann man und könnte man. Tut man vermutlich auch. Aber kaum jemand druckt es noch.
Wenn ich im Buchladen umherschreite, dann fällt mir eher auf, dass da überall Vampire, Gargoyle und Zombies ihr Unwesen treiben, also eine merkliche Wandlung der Fabel- und Sagenwesen - jedoch mit haargenau gleich klischierten Figurentypen wie eh und je. Also bekomme ich den Eindruck, dass die Buchfiguren auf dem Markt nicht einfallsreicher und mehrschichtiger geworden sind, sondern nur die Fassade der immer gleichen Figuren hat sich gewandelt. Sprich, man verkauft das genau gleiche einfach in einem anderen Gewand. Und ich bin zumindest froh, dass die Figuren hier im Forum einen viel originelleren Charakter haben als viele, die auf dem Markt sind. Doch leider zeigt das doch auch, dass Originalität gar nicht gefragt ist. Nur ganz wenige unserer speziellen Manuskripte schaffen es in die Buchläden. Schade. Sorry, das war jetzt ein kleiner Schlenker.  ;)

Zurück zur High-Fantasy...
Was haltet ihr davon? Wie steht ihr dazu?
Und überhaupt...
Was ist euch am Wichtigsten in einer phantastischen Geschichte, die Fassade (Fabelwesen, Welt) oder die originellen Charaktere?
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Rhiannon am 29. Januar 2014, 16:12:56
Hmm, ich denke, man muss da zwischen Interesse des Autors, Verkaufbarkeit der Manuskripte und Interesse der Verlage unterscheiden.
Bin ich ein Autor, der einfach so zum Spaß schreibt, dann kann ich mir das natürlich leisten, das zu schreiben, was mich gerade interessiert. Bin ich aber jemand, der verkaufen will/muss, muss ich den Markt im Auge behalten. Und dann schreibt man eben das, was gerade auch läuft.
Ich persönlich mag High Fantasy gerne, habe aber eigentlich schon immer Low Fantasy geschrieben, weil ich mich mit diesen epischen Völkerromanen beim Schreiben einfach schwertue, charakterfokussiert, wie ich bin. Drachen, Trolle und Orks dürfen gerne auftreten, ich greife aber auch gerne mal zu den ausgefalleneren Figuren der Mythologie, erfinde eigene oder verwandle die herkömmlichen Figuren. Nicht, weil mich die Klassiker wirklich nerven würden, aber weil ich ein Faible für Exotisches habe.
Und ich denke, so geht es Einigen hier. Lesen, wenn sie gut geschrieben ist, tue ich High Fantasy gerne, wenn sie gut ist, darf sie gerne auch komplett klassisch sein, aber mein Schreiberherz schlägt wo anders, als das Leserherz. Und manchmal werde ich eben auch von "neuen" Strömungen inspiriert, siehe meine Dystopie. Ohne die Mode und die damit verbundene Allgegenwart von Dystopien wäre ich wohl gar nicht auf die Idee gekommen, dass man sowas schreiben darf, ohne dass mir jemand it der Habmichlieb-Jacke ankommt.
Und ich persönlich bin gerade in einer Phase, wo ich wild durch die Gegend springe, ich könnte ich also gerade gar nicht auf irgend ein Untergenre der Fantasy festlegen.
Die letzte Frage kann ich dir aber einfach beantworten: Die Geschichte. Es muss alles passen, Welt, Figuren, Stimmung, einfach alles, sonst bin ich unzufrieden.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: DEckel am 29. Januar 2014, 16:28:36
Ich bin eigentlich ein großer Fan von High Fantasy, egal ob aus Leser- oder Schreibersicht.
Trotzdem bleibe ich meist bei Urban-Fantasy und die High Fantasy ist mein ewig köchelndes 'Pet Project'. Das liegt hauptsächlich daran dass ich Weltenbau liebe, aber niemals völlig damit zufrieden bin.

Und genau da liegt das Problem bei den meisten Büchern aus dem Bereich. In wahnsinnig vielen Geschichten wird angefangen eine Welt zu bauen und irgendwann zwischen drin entscheidet der Autor "Ok, das muss reichen", macht sich einen Kaffee und füllt alles was noch fehlt mit Klischee auf.
Und dann sind die Drachen und Trolle und Elfen und, und, und nur noch Statisten die zeigen sollen, dass man sich in einer anderen Welt befindet.
Weltenbau ist schwer, braucht wahnsinnig viel Zeit, ist aber unbedingt nötig um mich an der Stange zu halten ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Steffi am 29. Januar 2014, 16:40:53
Ich habe noch nie wirklich viel High Fantasy gelesen, von daher schreibe ich das auch nicht.  Ich kann auch nicht sagen, dass ich in die Richtung übersättigt wäre. Mit Ausnahme von Tolkien hat mich einfach noch nie etwas in die Richtung interessiert, und selbst Tolkien fasziniert mich eher aus linguistischen/kulturwissenschaftlichen Gründen und nicht, weil Elben drin vorkommen.

Als mir letztens tatsächlich eine Projektidee für ein Buch mit Drachen kam, habe ich erstmal laut nach Luft geschnappt. Nichtmal Drachen können mich wirklich hinter dem Ofen hervorlocken ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Christian Svensson am 29. Januar 2014, 16:51:33
Als Leser
Es geht mir ebenso. Tolkien, Raymond Feist, Wolfgang Hohlbein empfand ich bis so ins Jahr 2000 als sehr angenehm bis originell zu lesen. Dann kam die Verfilmung vom Herrn der Ringe und es setzte eine Kopienschwemme ein, wie ich sie noch bei keinem anderen Thema erlebt. Die sogar ich als Amateur als Auftragsarbeiten zum Verlagsgeldverdienen erkenne. Das hat mir diese Art von Fantasie komplett verleidet.
Es ist schade, denn ich kann mir gut vorstellen, dass es noch sehr gute Bücher mit Trollen, Drachen und Elfen gibt. Durch Zufall bin ich zum Beispiel auf Glenn Cook gestoßen. Aber das ist eher Zufall. Ich mag mich nicht mehr durch hunderte von Kopien wühlen - Anwesende ausgenommen. Sorry, aber ich schreibe hier nur über meine Gefühle. Es ist offenbar diese Zeit - dieses Geld verdienen um jeden Preis. Nachvollziehbar, aber in meinen Augen sehr traurig. Vielleicht ist es auch nur in diesem Teilbereich des Marktes wie auf dem gesamten Markt - dass es immer wieder dieses eine Buch gibt, das gut ist, das sich durchsetzt, weil es zwar ein Klischeee bedient, aber es gekonnt, spannend und fesselnd tut.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Klecks am 29. Januar 2014, 17:31:02
Ich habe Romane, in denen es um Orks, Trolle, Zwerge, Drachen und ähnliche Wesen geht, noch nie gemocht. Keine Ahnung, warum, aber das ist wohl der Bereich der Fantasy, in dem ich voraussichtlich nie schreiben werde.

Zu der anderen Frage: Die Charaktere sind mir am wichtigsten.  :D
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Christian am 29. Januar 2014, 17:32:43
Auch wenn ich aktuell an einer Post-Apokalypse, und zwei Dark Fantasy-Romanen mit a) Vampiren und b) Werwölfen arbeite, hat für mich das Schreiben mit High Fantasy begonnen. Oder vielleicht sollte ich sagen, was ich für High Fantasy hielt/halte. Außerdem war mein letztes NaNo-Projekt ein richtig klassisches High Fantasy-Projekt mit Drachen, Magiern, Heldenreise und allem was dazu gehört.
Ich mag diesen ganzen Kram, wie mystische Wesen, Drachen (Drachen! Allein das Wort bringt mein Blut in Wallung), magische Schwerter, lebende Götter. Ich habe auch keine Berührungsängste mit dem ein oder anderen Klischee. Aber ich mag halt keine jungen Helden, die keine drei Schritte geradeaus laufen können und ein paar hundert Seiten später die Welt retten. Ich mag kaputte, gebrochene Figuren, die am Ende sind - und dann trotzdem mit dem Zauberschwert die Welt retten. Also lese ich praktisch keine High Fantasy. Ich habe auch Tolkien nie gelesen. Herr der Ringe, zwei Anläufe, jeweils um die 50 Seiten. Ist nicht meins. Aber die Filme sind toll. Die Hobbits nerven ein bisschen und die Zwerge auch (deswegen mag ich auch die aktuellen Jackson-Filme nicht). Aber sonst finde ich epische, klassische Fantasy immer noch toll.

Was die Verlage, Agenturen etc. angeht, kann ich nur spekulieren. Aber ich denke, dass die Verlage der Ansicht sind, dass das Bedürfnis der Leser nach klassischer Fantasy durch die bekannten Namen (z.B. die Peinkofers und Hennens dieser Welt) abgedeckt ist. Das sind bekannte und etablierte Namen mit einem festen und treuen Fanstamm.
Auf der anderen Seite ist mir im letzten Jahr die Fantasyreihe eines Selfpublishers aufgefallen. Der Mann hat - soweit ich weiß - keine Webseite, keine Social Media-Präsenz, nichts. Die Cover waren okay, aber nicht toll. Die Geschichte okay, sehr tolkienhaft, aber nichts großartiges. Und trotzdem waren seine Bücher wochenlang unter den Top 5 der Amazon-Fantasy-Charts und damit in den Top 100. Die Titel sind immer noch solide in der Midlist. Irgendwer muss das Zeug also kaufen.

Ich finde High Fantasy also immer wieder und immer noch toll - vor allem in "meiner" Variante.  ;) Ich würde sie auch gern mal irgendwann veröffentlichen, alle drei Trilogien. Aber ich glaube nicht, dass das irgendein Verlag mitmacht. Also müsste ich es selbst machen. Aber ein Lektorat für einen Roman mit vier- oder fünfhundert Seiten ist verdammt teuer. Daher wird das wohl nichts.   

Es ist ein bisschen lang geworden und auch ein bisschen konfus. Das tut mir leid. Ich habe versucht, meine Gedanken zu ordnen, aber die High Fantasy und ich - das ist ein schwieriges Thema.  ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: FeeamPC am 29. Januar 2014, 17:56:17
Ich mag Drachen (wer hätte das gedacht!), auch in Büchern. Auch in meinen Büchern. Aber in der Fantasy, die ich schreibe, kommen weder Drachen,noch Elfen, noch Orks, noch sonstwas vor. Eine fremde Welt, menschliche Völker, die sich bekriegen, ein paar mächtige, aber nicht zu mächtige Zauberer, das ist es schon.
Aber nerven? Mich nerven weder Zwerge noch Elfen, wen sie gut gemacht sind, das heißt, wenn die Geschichte und der Weltenbau glaubwürdig sind. Und solche Bücher kaufe ich durchaus.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Lucien am 29. Januar 2014, 18:01:44
An sich lese ich gerne High Fantasy, aber wenn ich dann in der Buchhandlung stehe oder bei Amazon stöbere, nervt es mich auch manchmal ein wenig, dass alles so gleich wirkt.
Diese ganzen Völkerromane lese ich in der Regel auch nicht (Elfen sind bis jetzt die große Ausnahme), einfach, weil mich die Völker (Zwerge, Trolle und Orks) nicht interessieren. Inzwischen gibt es ja auch welche über Hobbits, aber damit kann ich mich auch nicht anfreunden.
Wenn ich in mein Bücherregal schaue, wird es im Augenblick eher von Magiern dominiert. Solche Geschichten lese ich gerne und habe auch noch einige auf meiner Liste.
Ich schreibe auch gerne über Magier, wobei ich mir aber nicht so sehr einen Kopf darüber mache, wie andere Autoren ihre Magier gestalten. Ich mache einfach mein Ding und da passiert es halt, dass es in meiner Welt auch Drachen als Reittiere gibt und Elfen und Werwölfe sich die Hände schütteln, denn ich schreibe nicht, um den Geschmack der Masse zu bedienen, sondern weil es mir Spaß macht.

Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn ich es mit klassischer High Fantasy zu tun habe, so lange es sich nicht offensichtlich um eine Kopie handelt. (Das fängt bei mir teilweise beim Cover schon an, wenn ich ein Buch in die Hand nehme und erst beim genauen Betrachten feststelle, dass es ja gar nicht zu der Reihe von XY gehört, sondern von einem völlig anderen Autor ist. Im Boden steckende oder sonstwie platzierte Schwerter scheinen ja ganz "trendy" zu sein.)
In erster Linie kommt es mir halt auch auf die Einzigartigkeit der Charaktere an (wobei es auch nicht übers Knie gebrochen sein sollte. Ich glaube, mit einer flippigen Hippie-Tante auf dem Schlachtfeld hätte ich ein Problem  :P ).
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Antigone am 29. Januar 2014, 18:03:31
Ich mochte Elben, Zwerge, Drachen und das ganze restliche Gesocks noch nie. Und das letzte bisschen Interesse daran wurde mir wohl in der Post-Herr-der-Ringe-Buchschwemme plus des unsäglichen Paolinis ausgetrieben. Ich war immer schon mehr der Low-Fantasy-Fan.

ZitatWas ist euch am Wichtigsten in einer phantastischen Geschichte, die Fassade (Fabelwesen, Welt) oder die originellen Charaktere?

Def. die originellen Charaktere. Wenn mal ein Buch daherkäme, wo die Elben sexbesessene Bösewichter sind, die in ihrer Freizeit dem Bäume-Fällen fröhnen... dann könnt ich mich evtl. damit anfangen. Anderseits wärs wahrscheinlich schwierig, die dann noch als Elben zu verkaufen, oder?
Erfundene Welten interessieren mich meistens nur als Hintergrund für eine spannende Geschichte. Ich finde, es gibt nichts schlimmeres, als Autoren, die so in ihre eigene Erfindung verliebt sind, dass sie seitenweise (oder gar in eigenen Abhandlungen und/oder Glossaren) in deren Erklärung schwelgen.

lg, A.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Lucien am 29. Januar 2014, 18:09:27
Zitat von: Antigone am 29. Januar 2014, 18:03:31
Def. die originellen Charaktere. Wenn mal ein Buch daherkäme, wo die Elben sexbesessene Bösewichter sind, die in ihrer Freizeit dem Bäume-Fällen fröhnen... dann könnt ich mich evtl. damit anfangen. Anderseits wärs wahrscheinlich schwierig, die dann noch als Elben zu verkaufen, oder?
:gähn: Schonmal "Elves" von James Barclay gelesen? Wenn man magielose, blutrünstige Menschenschlächter noch Elfen nennen darf, dann lässt sich für diese Variante bestimmt auch was finden...  ::) Es lebe der Klischeebruch...
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Romy am 29. Januar 2014, 18:13:23
Ich habe schon immer zum ganz überwiegenden Teil High und Low Fantasy geschrieben, sprich Geschichten, die in fiktiven Welten spielen. Orks hatte ich noch nie, Drachen und Elfen dagegen schon häufig und Magie und Schwertherumgefuchtel sowieso. ;D

Zum lesen mag ich alle Subgenres gerne, ob nun High, Low, Urban, Contemporary, Historische Fantasy, Dystopien, oder was es sonst noch so gibt, da bin ich nicht so festgelegt. Hauptsache es kommen phantastische Elemente vor.

Zitat von: Cailyn am 29. Januar 2014, 15:58:34
Mich würde interessieren, wie viele von euch sich überhaupt oder noch für klassiche High-Fantasy interessieren. Wenn man die laufenden Projekte betrachtet, scheint es eher selten, dass noch Interesse für die High-Fantasy besteht. Am häufigsten lese ich hier über Dystopien, modern gewordene Fantasy wie Urban Fantasy mit Werwölfen, Vampiren und Mystery.
Hast Du wirklich diesen Eindruck?  :hmmm:
Mir ist zwar auch schon vor einigen Jahren aufgefallen, dass die High/Low Fantasy (= fiktive Welten) abnimmt und Urban und Contemporary auch bei uns im Forum immer mehr geschrieben wird, aber mir fallen auf Anhieb etliche Zirkler ein, die genau wie ich die klassische Fantasy lieben. Ich finde nicht, dass klassiche Fantasy eine Randerscheinung geworden ist, hier im Zirkel schon gar nicht. ;)

Auf dem Buchmarkt sieht es anders aus. Mir kommt es auch so vor, als ob die Verlage klassische Fantasy mehr wollen, zumindest derzeit nicht. Man sieht es ja, wenn man in eine Buchhandlung geht und wir hatten das Thema hier im Zirkel ja auch schon an anderen Stellen. Es scheint leider Fakt zu sein.
Ich finde es sehr schade, eben weil ich klassische Fantasy am liebsten selbst schreibe, muss aber auch zugeben, dass der Markt (und wohl auch der gewöhnliche Leser, der nicht selbst schreibt) nach der Schwemme, die durch den Herrn der Ringe ausgelöst wurde, ziemlich übersättigt ist. Von der Seite aus kann ich es auch verstehen, dass jetzt mal was anderes gefragt ist und das bedeutet ja auch nicht, dass das Interesse der Verleger und "gewöhnlichen" Leser an klassischer Fantasy nie wieder kommt. Nennt mich naiv, aber ich bin guter Dinge, dass das in einigen Jahren schon wieder ganz anders aussehen kann. :)


Zitat von: Cailyn am 29. Januar 2014, 15:58:34
Und überhaupt...
Was ist euch am Wichtigsten in einer phantastischen Geschichte, die Fassade (Fabelwesen, Welt) oder die originellen Charaktere?
Am allerwichtigsten sind mir immer die Charaktere, ob ich nun selbst schreibe oder eine Geschichte lese. Das Setting drumherum ist aber auch wichtig und muss stimmig sein.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sanjani am 29. Januar 2014, 18:33:58
Ich liebe High Fantasy und zwar aus zwei Gründen. Einerseits lese ich gern was über Helden, wobei es nicht unbedingt die jungen sein müssen, die noch nix geleistet haben, sondern schon welche, die ihr persönliches Kreuz zu tragen haben. Außerdem liebe ich es, in fremde Welten abzutauchen. Ich möchte dabei keinen Infodump haben, sondern eine ganz dynamische Welt, die sich im Zuge der Handlung vor mir auftut. Ich kann besser in eine solche Welt abtauchen, als in ein Urban Fantasy Werk, einfach weil es mir zu real ist, zu nah an meinem eigenen Leben, jedenfalls vom Umfeld her. Außerdem hab ich in den letzten Jahren selber so viel High Fantasy geschrieben, dass eine Welt wie unsere einfach nicht zu den Fähigkeiten passt, die High Fantasy Wesen so für gewöhnlich haben. Ich kann das gerade nicht besser erklären, aber ein Elfenmagier passt für mich einfach nicht in eine Straßenbahn :)

Ich mag Elfen, Zwerge und Drachen sehr gerne, aber mir ist wichtig, dass die Charaktere einfach gut und stimmig sind und das Herz am rechten Fleck haben. Gerne hab ich es auch, wenn die Klischees ein bisschen geändert werden, sodass nicht alle Elfen in allen Büchern gleich sind. Und ich will auch nicht nur lesen, dass ein Zwerg ein rüpelhafter Kerl ist, der ständig säuft und einen Bierbauch vor sich her schiebt - was nicht heißt, dass Zwerge in meiner Welt nicht auch mal einen Bierbauch hätten, aber dieser Bierbauch macht den Charakter nicht aus.

Ich finde Geschichte und Charaktere grundsätzlich am wichtigsten, aber ich denke, mir kommt es auch ein bisschen auf die Fassade an. Ich kann z. B. mit Werwölfen und Vampiren einfach nichts anfangen, die sind mir schon von ihrem ganzen zugegeben klischeehaften Gemüt so suspekt, dass ich mich damit nicht identifizieren kann. Ich hab nur einmal ein Buch über Vampire in die Hand genommen, und das war ein Betaleseprojekt von einer Tintenzirklerin. Das Buch war auch wirklich gut, aber meine negativen Assoziationen mit diesen Geschöpfen sind so stark, dass ich so ein Buch einfach nie freiwillig kaufen würde. Dadurch weiß ich natürlich nicht, ob die Autoren die bekannten Klischees auch bedienen, aber ich mag sie einfach nicht. Wenn man so will, dann steh ich wohl auch zum Teil einfach auf die Klischees aus der High Fantasy, und deshalb mag ich das Genre :)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 19:28:18
Ich habe diese Völkerromane etwas gemieden, aber vor allem, weil sie eher den Massengeschmack bedienen sollten, und ich mag klassische Geschichten in neuem Gewand nicht. Heldenreise liegt mir auch weniger, meist sind es aber genau solche Plots.

Die Rhapsody-Saga von Elizabeth Haydon habe ich eigentlich gemocht, allerdings war mir die Heldin etwas zu üppig mit magischen Fähigkeiten oder Gegenständen ausgestattet (die hat ja fast jeden aus dem Tod zurücksingen können), zudem fand ich den Love Interest grauenhaft und die beiden anderen Charaktere viel interessanter. Der eine war eher hab eher als Verbündeter mit grenzwertig dunklen Zügen aufgebaut, ich fand ihn jedoch toll. Für mich war er gar nicht so fies und gefühlskalt, wie er rüberkommen sollte, und der Held war eine Memme  :D Abgesehen von 2 Textstellen, die entweder einen Gedankengang zeigen, ohne ihn zu erklären/in Kontext zu rücken oder einfach bewusst schockieren und einen negativen Eindruck beim Leser schaffen sollen, fand ich den dunkel-Verbündeten gar nicht so mies, sondern eigentlich sehr realistisch, desillusioniert und trotz allem interessant. Seine Langlebigkeit, seine negativen Erfahrungen und das Denken in großen Zeit-Zusammenhängen führen zu einer negativen Grundhaltung, die die nächste Katastrophe (ein sowohl rein iridischer als auch von durch Dämonen besessene Menschen geführter Krieg) vorausahnen, und dementsprechend trifft er harte Entscheidungen, um diese zu verhindern.
Der war einfach super.
Leider von der Autorin (bis zur Mitte des dritten Bandes) mehr oder weniger als Arsch angelegt, zumindest sollte das wohl so auf mich wirken. Irgendwie passt der Massengeschmack gar nicht auf mich.
Und die sehr ernste Umsetzung einer Prophezeiung gefiel mir auch nicht.


Ich schreibe durchaus gerne in erfundenen Welten und z.b. mit Elben (ich hab so tolle Elben *seufz* die sind leider noch nicht dran, das eine Kriegsprojekt ist auch zu riesig), aber ich lehne klassische Muster ab. Zum Beispiel habe ich einen Plot mit instrumentalisierter Prophezeiung auf Halde liegen, oder ein Krieg vollkommen ohne Gut/Böse, den eigentlich auch keiner führen will, aber der das ganze Land in vernichtung stürzt.

Ich schaue zu gerne in gesellschaftliche oder kulturelle Zusammenhänge oder Entwicklungen, und die wichtigen Bedrohungen des Plots sind meist interne. Man könnte das vielleicht sogar als High Fantasy vermarkten, von den Inhalten bin ich leider mehr auf S&S festgelegt - S&S vor episch erscheinender welt (bzw. Land/Gesellschaft).
Ich würde auch gerne epischere Werke lesen, mit größeren äußeren Konflikten als ich sie selbst schreibe, wenn dafür das, was ich als die inneren Qualitäten ansehe, ebenfalls erhalten werden. Leider ist das meistens nicht vorhanden.

Einige High-Fantasy-Werke stehen auf meiner Lese- oder Wunschliste, aber "meine" High Fantasy wird wohl eher nicht so verlegt, deswegen meide ich es als Genre etwas.


Nachtrag:
Was mir sehr gefiel, war die "Artefakte der Macht"-Reihe von Maggie Furey (Aurian-Reihe). Da gab es zwar extrem viel Magie, viel Action und eine wirklich epische Bedrohung, genauso wurde aber auf glaubhafte Charaktere und ihre Entwicklung wert gelegt oder (sozial-)kritische Fragen angeschnitten. Meine einzigen Kritikpunkte waren, dass die Heldin sowohl eine starke Magierin als auch eine dolle Schwertkämpferin ist (das ist zwar glaubhaft dargestellt und kam nicht über Nacht, aber sie wird so einfach eine extrem starke Figur) sowie die vielen Erzählperspektiven, die jeweils mit einem unterschiedlichen Ort einhergingen.
Wenn zu viele Leuten an zu vielen verschiedenen Orten abwechselnd erzählen, trifft das nicht meinen Geschmack.
Falls der eine Strang super ist, ein anderer jedoch mich mäßig interessiert, ist es mir schon mit 3 zuviel, obwohl 3 ja nicht viel sind und man da auch recht lange in einer Perspektive bleibt.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Valaé am 29. Januar 2014, 19:29:05
ZitatWenn man die laufenden Projekte betrachtet, scheint es eher selten, dass noch Interesse für die High-Fantasy besteht. Am häufigsten lese ich hier über Dystopien, modern gewordene Fantasy wie Urban Fantasy mit Werwölfen, Vampiren und Mystery.
Ich fühle mich angesprochen  ;). Gleich zu allererst möchte ich einmal aus Sicht einer Person, die in letzter Zeit eigentlich ausschließlich Dystopien hier vorgestellt hat (wenn überhaupt), kurz sagen: Ob ich ein Genre nicht schreibe, sagt nichts darüber aus, ob ich mich dafür interessiere. Und wenn ich hier keine Projekte vorstelle, sagt das auch nur bedingt etwas darüber aus, ob ich dieses Genre schreibe. Ich denke, es könnte einigen anderen ähnlich gehen, vor allem mit dem ersten Satz. Oft sind Schreib- und Lesevorlieben eben nicht eins zu eins übertragbar.

Ich beispielsweise kann mich durchaus als eingefleischte High-Fantasy-Freundin bezeichnen. Ich renne sogar als Elbe verkleidet durch den Wald, was für viele schon nah genug an der Habmichlieb-Jacke ist, mich nerven Zwerge, Elben und Drachen überhaupt gar nicht, ich habe nahezu täglich mit ihnen zu tun, so als Rollenspieler jeglicher Plattform und jeglichen Mediums (PC, P&P, Larp ...).Ich habe mich sogar bei meiner Bachelorprüfung über ein Thema prüfen lassen, das hauptsächlich die High-Fantasy betroffen hat. Ich bin leidenschaftliche Weltenbastlerin und große Tolkien-Verehrerin. High Fantasy war meine erste große Liebe im Bereich der Fantasy und sie macht immer noch sehr viel meiner Faszination aus, wogegen ich mit Urban nahezu nichts anfangen kann. Wie Sanjani ist mir Urban Fantasy einfach zu nah dran, ich mag es nicht, wenn sich Lebenswirklichkeit und Fantasyelemente verwischen, schon gar nicht wenn es dann zu so etwas wie Vampiren in Ohio und Elben in der Frankfurter U-Bahn kommt. Ich trenne diese Dinge gern, auch und vor allem weil ich denke, dass der Zauber und die Magie der wirklichken Welt in anderen Dingen liegen und gar nicht so explizit verkörpert werden müssen, sobald sich das überlagert finde ich die Verbindung schwierig. Aber das ist mein Gusto. Warum ich meine persönliche Meinung so hervorkehre:
Du wirst von mir in letzter Zeit und/oder auch der nächsten Zeit vermutlich kein High-Fantasy Projekt im Zirkel lesen können. Der Grund dafür?
Mein bevorzugter Schreibstil beißt sich leider furchtbar mit High-Fantasy.  Ich schreibe bevorzugt mit Zuhilfenahme eher modern wirkender Elemente, wie dem Ich-Erzähler, dem Präsenz als Erzählzeit, erlebte Rede wenn ich doch mal die dritte Person als Erzähler benutze, sowie dem Gedankenstrom. Aus Erfahrung mit Betalesern wirkt das auf Leser, die klassische High-Fantasy gewöhnt sind, erst einmal merkwürdig und ungewohnt. Was noch schlimmer ist: Viele können sich gar nicht damit anfreunden. Andere gewöhnen sich daran und mögen den Stil dann sehr gerne. Aber wenn bereits viele Betaleser mir das am Anfang bemängeln und einige gar nicht damit klar kommen, kann ich mir ausmalen, wie das bei der großen Lesermenge aussehen würde und welche Chancen ein so neumodischer Stil zusammen mit High-Fantasy bei einem Verlag hat. Ich glaube zwar überhaupt nicht, dass es unmöglich wäre, aber schwieriger würde es vermutlich werden. Der klassische allwissende Erzähler ist mir jedoch wirklich ein absolutes Graus zum schreiben. Diesen Stil der klassischen High- Fantasy schreibe ich einfach nicht gerne und ich rutsche immer wieder aus ihm heraus.

Darüber hinaus bin ich auch sonst einfach jemand, der in eigenen Geschichten recht Klischee-pingelig ist und Wert darauf legt, die Dinge anders zu machen als schon x-fach zuvor, aber auch nicht ZU anders um nicht in die "Originalität um jeden Preis"-Schiene zu tappen. Die Geschichten, die dabei herauskommen, treffen meinen Geschmack und den einiger sehr guter Freunde und Betaleser, aber ihre Marktfähigkeit kann ich ihnen dennoch an der Nasenspitze ablesen, da sie meistens doch recht extravagant ausfallen, gar nicht mal in ihren Figuren, sondern im Hauptthema oder anderen Aspekten. Ich für meinen Teil schreibe nämlich überhaupt nicht gerne über Helden (lieber über Antihelden, oder Protas, die weder das eine noch das andere sind), mag den klassichen Heldenbegriff allgemein auch eher nicht leiden und hasse Heldenreisen - zum schreiben. Beim Lesen habe ich damit irgendwie seltener ein Problem.
Ich kann also mit dem Konzept der Welt und den High-Fantasy Rassen sehr, sehr viel anfangen, aber weniger mit einigen typischen Elementen wie dem Held oder der Heldenreise, meine Toleranz ist beim Lesen größer als beim Schreiben und wenn ich versuche, diese Elemente zu verändern, kommt am Ende meistens keine High-Fantasy mehr heraus. Dazu kommt mein zu diesem Genre nicht wirklich passender Schreibstil. Das sind die Gründe, weswegen ich nicht versuchen würde, einen High-Fantasy Roman aus meiner Feder einem Verlag anzubieten. Ich habe da auch das Gefühl, dass das, was Verlage als High-Fantasy annehmen, doch noch sehr strengen Vorstellungen zu folgen hat oder es hat es sehr schwer. Nur mein Gefühl, ich lasse mich gerne belehren (gemeint sind auch eher größere Verlage, nicht Klein- oder Nischenverlage).

Nichtsdestotrotz schreibe ich High-Fantasy. Allerdings auch mehr als Herzensprojekt für zwischendurch, ohne die Vorstellung, das jemals zu veröffentlichen. Es ist ein Riesenprojekt mit wachsender Welt, das zunehmend komplexer wird, aber auch nur sehr langsam wächst, da ich eben immer mal wieder nach Gusto daran arbeite, wenn ich nicht gerade andere Projekte schreibe oder zu viel Arbeit habe um überhaupt zu schreiben. High-Fantasy ist ein leidenschaftliches Hobby von mir. Für den Versuch einer Veröffentlichung würde ich andere Genres wählen, da ich meine Marktfähigkeit im Bereich High-Fantasy einfach sehr niedrig einschätze.

Ich denke, es geht vielleicht einigen so, dass sie High-Fantasy an sich durchaus mögen und schätzen, im Moment (oder auch ganz generell) aber lieber andere Dinge schreiben. Etwas, das man nicht schreibt, muss man ja nicht gleich als nervig empfinden.

Zur letzten Frage: Mir sind Charaktere immer am wichtigsten, weil lebendige, gut durchdachte Charaktere meistens von ganz alleine durch die Story tragen - den Autor wie den Leser.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 29. Januar 2014, 19:35:53
Rhiannon,
Ja, das mit dem Exotischen ist natürlich verständlich. Da ist klar, dass Elfen nicht so speziell rüberkommen ;). Ich denke, bei den Ideen, die ich von dir gelesen habe, bist du ein sehr typisches Beispiel für wirklich Aussergewöhnliches, das da nur so aus dir heraussprudelt.

Was das Schreiben nach "Mode" angeht, da bin ich anderer Meinung. Heutzutage ist auch der Büchermarkt enorm kurzweilig. Strömungen kommen und gehen so schnell, dass man sich kaum danach richten kann. Kommt ein Manuskript für einen Verlag oder eine Agentur in Frage, geht es mindestens noch 1 - 1.5 Jahre (wenn nicht mehr), bis  das Buch veröffentlicht werden kann. Und wenn noch hier und dort Änderungen gemacht werden müssen, kann das sogar 2.5 bis 3 Jahre dauern. Im Extremfall. Na, und in dieser Zeit liegt ein Trend schon ganz woanders.

Zitat von: DEckel am 29. Januar 2014, 16:28:36
In wahnsinnig vielen Geschichten wird angefangen eine Welt zu bauen und irgendwann zwischen drin entscheidet der Autor "Ok, das muss reichen", macht sich einen Kaffee und füllt alles was noch fehlt mit Klischee auf.
Na, das kommt aber ganz darauf an. Erstens ist es ja nicht zwingend, dass ein Mangel an Weltenbau sofort mit Klischees kompensiert werden muss. Man könnte diesen Mangel auch mit guten Figuren wettmachen.
Zweitens liegen ja die Prioritäten nicht bei jedem gleich. Ich habe meine Welt z.B. schon sehr detailliert erstellt, vor allem die geschichtlichen Zusammenhänge, aber in meinem Buch habe ich je länger je mehr angefangen, alle Infos zur Welt zu reduzieren. Mir schien die Detailgenauigkeit vor allem für mich selbst wichtig und nicht für den Leser. Hat aber auch damit zu tun, dass meine Welt jetzt nicht so originell ist wie vielleicht andere.

Christian,
Ja, das mit dem Klang für Drachen - da bin ich ganz deiner Meinung.  :jau:
Warum denkst du denn, dass 400 Seiten so derart viel sind? Also ich glaube schon, dass das ein Lektor überarbeiten würde (sagen wir, wenn es Normseiten sind ;)).

Antigone,
Ich denke, eine derartige extreme Umkehrung der Elfen wäre mir dann schon fast wieder zu polarisierend. Mir gefallen eher die Experimente, wo Elfen z.B. zwielichtiger rüberkommen als halt nur schön und talentiert. Oder auch wenn das Wesen einer Elfe an sich zwar schön und gut ist, aber wenn diese mal auf einen Menschen trifft, sich Probleme ergeben, die man sonst nicht so thematisieren würde. Ich meine jetzt z.B., es kann auch ziemlich arrogant auf Menschen wirken, wenn da irgendwelche eleganten Wesen umherschreiten und sich für weise, höhere Wesen halten.

Romy,
Ich bin auch sehr guter Dinge, dass der Markt sich erholen wird. Ich sehe es wie bei einem Ackerfeld. Manchmal muss das Ding eine Weile brach liegen, um wieder voll in die Blüte zu kommen. Bestimmt waren die Tolkien-Filme nicht sehr förderlich für eine gute High-Fantasy-Kultur. Ich kann mir auch vorstellen, dass es viele gab, die nach den Filmen dachten: Hey, ich schreib doch jetzt auch mal ein lustiges Buch über ein paar Zwerge. Und dann werden die Verlage mit irgendwelchem Müll überrannt, und das Thema wird überdrüssig. Naja, so ähnlich stelle ich mir das vor.

Sanjani,
Ja, ich sehe es schon ähnlich wie du. Obwohl ich sagen muss, dass ich auch schon Dinge gelesen habe, von denen ich anfangs dachte, ich würde es gar nicht mögen. Und dann war ich überrascht, dass es mir sehr gut gefallen hat. Beim Gegenlesen von Skripten bin ich viel weniger genrebezogen. Da lese ich auch sehr gerne Sachen, die ich mir womöglich weniger kaufen würde.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Christian am 29. Januar 2014, 19:49:15
Zitat von: Cailyn am 29. Januar 2014, 19:35:53
Warum denkst du denn, dass 400 Seiten so derart viel sind? Also ich glaube schon, dass das ein Lektor überarbeiten würde (sagen wir, wenn es Normseiten sind ;)).
Sicherlich würde sich ein Lektor finden lassen, aber den müsste ich auch bezahlen. ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:03:46
Zu dem, was Valaé über Perspektive geschrieben hat, muss ich einwerfen (bitte nicht böse sein ;)): Die angeblich moderne Verwendung von Erzählperspektive unterschiedlicher Art findet sich schon in antiker Literatur. Und eine allwissende Erzählhaltung ist heute eigentlich kaum noch üblich, weder in High Fantasy noch in irgendeinem anderen Genre - was natürlich nicht heißt, dass man es nicht trotzdem versuchen kann.
Valaé, mir scheint eher, dass du ein bisschen experimentell schreibst nach allem, was ich bisher von dir gelesen habe. Generell glaube ich, dass das auch bei High Fantasy möglich wäre - zur Bereicherung des Genres. Es dauert vermutlich eine Weile, Leser zu gewinnen, wenn man einen besonders außergewöhnlichen Stil pflegt, und ich könnte mir denken, dass es leichter ist, wenn die Leser dann zumindest Orientierung haben durch eine Handlung, die in der ihnen bekannten Welt spielt.
Aber vielleicht irre ich mich da auch. Ich habe ja noch nicht wirklich viel von dir gelesen bis auf ein paar Schnipsel im NaNo.

Die High-Fantasy-typischen Elemente konnte ich noch nie leiden. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich dieses Genre manchmal schreibe (und in der Vergangenheit sehr oft geschrieben habe). Wahrscheinlich wegen der Magier. Ich liebe Magier, Magietheorie und all diesen Kram. Und ich bastle furchtbar gern Welten.
Elfen kann ich dagegen kein bisschen ausstehen und konnte es noch nie. Sie sind für mich vor allem Wunschträume des modernen Menschen - immer gutaussehend, ewig jung, vegetarisch, fit und umweltfreundlich. ;D Aber so einfach ist es nicht, Probleme und Schwächen zu ignorieren. Natürlich müssen Elfen nicht zwangsläufig so ausfallen. Trotzdem hat alles, was spitze Ohren hat, keinen leichten Stand bei mir.

Auf jeden Fall kann man auch ohne typische (klischeebehaftete) Elemente High Fantasy schreiben. Mein Verlag meinte mal, dass er High Fantasy ausschließlich darüber definiert, ob die Geschichte in einer anderen Welt spielt. Das halte ich allerdings für nicht ganz so sinnvoll, da dann auch meine Kessel-Romane High Fantasy wären. ;)
Klischees sind andererseits auch wunderbar, um sie auf den Kopf zu stellen.

Ich gehöre auch zu den Leuten, denen die Charaktere am wichtigsten sind. Die Handlung kann an sich jemand anders plotten, ich bin einfach nur glücklich, wenn ich mit den Figuren zusammen bin. :vibes:
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 20:16:23
Zitat von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:03:46
Elfen kann ich dagegen kein bisschen ausstehen und konnte es noch nie. Sie sind für mich vor allem Wunschträume des modernen Menschen - immer gutaussehend, ewig jung, vegetarisch, fit und umweltfreundlich. ;D
Ich werde diesen Satz nicht vergessen und Dich vielleicht in 2-5 Jahren als Betaleser für meine intrigierenden, Völker entzweienden und kriegstreibenden Elben anfragen - und wenn Du Dich irritiert fragst, woher das kommt, dann geht das auf diesen Beitrag zurück  ;D
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:18:46
Ist gebongt. ;)
Aber immer gutaussehend sind deine Elfen doch wenigstens, oder? *flücht*

Edit meint: Eigentlich müssten sich Elfen durch all diese Attribute immer noch sehr gut zur Vermarktung eignen.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Aylis am 29. Januar 2014, 20:37:59
Ein sehr interessanter Einwurf. Mich interessiert beides irgendwo, aber ich muss sagen, dass ich gerade zu süchtig nach ganz neuen Dingen bin. Ich finde es gut, die alten Elemente neu umzusetzen und vielleicht doch mal einen gefühlvollen Elfen und einen steifen Zentaur zu entwerfen. Klar, lese und schreibe ich auch gern über Stereotypen, ich denke, das tut jeder mal.
Doch über etwas Neues freue ich mich ganz besonders.
Drachen, Elfen und ihre "klassischen" Verwandten sind meiner Meinung nach überhaupt nicht überbewertet, so lange man irgendetwas Neues dazu entwirft, eine neue Eigenschaft, eine neue Religion, irgendetwas.

Auch die Urban-Fantasy ist nur in wohldosierten Portionen zu genießen, da es, genau wie am Anfang schon beschrieben, inzwischen Unmengen an Auswahl gibt und das ist auch wieder einfach nur langweilig.
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich nie ein Fan von nur einer bestimmten Fantasy-Richtung war und deswegen noch nie explizit High-Fantasy oder Urban Fantasy gelesen habe.
Meiner Meinung nach ist alles noch möglich, wenn man neue Handlungen, neue Abenteuer drum herum erfindet.
Denn sind wir nicht alle auch ein wenig abhängig von alten Gewohnheiten?
Ich habe mich überhaupt nicht getraut, einen Elfen zu erstellen, der auch Menschen gegenüber offen und herzlich ist, trotz seiner elfischen Eigenarten.
Nun, ich wagte dieses Projekt und das wohl zu Recht. Ich mag ihn jedenfalls ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 20:41:58
Zitat von: Coppelia am 29. Januar 2014, 20:18:46
Ist gebongt. ;)
Aber immer gutaussehend sind deine Elfen doch wenigstens, oder? *flücht*

Edit meint: Eigentlich müssten sich Elfen durch all diese Attribute immer noch sehr gut zur Vermarktung eignen.
Meine Schwester redet auch immer von GoT (Fia: "Schwester, das ist KEIN High Fantasy!") und meint, ich sollte dieses Werk schnell schreiben und reich und berühmt werden  ::) es erfordert jedoch wegen der kleinteiligen Erzählweise soviel Vorbereitungen, dass ich an dem Fein-Plot des Krieges und der politischen Intrigen kapituliert habe.
Ich möchte erst nochmal den einen oder anderen militärhistorischen Titel von meiner Merkliste lesen, bevor ich ein solches Konstrukt entwerfe (vermutlich finden sich dabei auch wie von selbst Lösungen für kleinere Logiklöcher), und daneben scheint das Werk locker 600-1200 NS zu umfassen.

Da muss ich erstmal etwas warten, bis ich beruflich etwas mehr Zeit habe, sonst komme ich ewig nicht zum Schreiben vor lauter Vorbereitungen :)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Valaé am 29. Januar 2014, 20:48:54
Coppi, warum sollte ich dir böse sein? Du hast natürlich recht, was die Verwendung von unterschiedlichen Erzählperspektiven schon weit, weit, (weit, wei,t weit ...  ;)) vor der Moderne angeht. Es war diesmal auch ehrlich gesagt ganz gegen meine sonstige Angewohnheit eher auf schwammige Erfahrung gegründet als auf Faktenwissen. Jedenfalls haben meine Betaleser meinen Schreibstil als "zu modern für High Fantasy" empfunden und zumindest nach der Information, die ich habe (die nicht so sehr fundiert ist, wie ich zugeben muss, da sie sich eher in der NDL bewegt, von der ich weniger Ahnung habe), gibt es eine Zunahme der Verwendung der Ich-Perspektive in jüngerer Literatur - wobei ich jünger und älter da ganz schwer abgrenzen kann, es würde sich aber auf jeden Fall alles in der Neuzeit bewegen, die wirklich ältere Literatur muss ich hier mal ganz außen vor lassen, weil die Betrachtung glaube ich zu weit führen würde  ;). Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass Leser die dritte Person (allwissend oder personal) eher mit "klassischerem" Stil gleichsetzen.
Ich glaube, mein Bezug auf die allwissende Erzählhaltung ist  schon einige Jahre alt ... ich habe mich schon eine ganze Weile nicht mehr mit High Fantasy auseinandergesetzt, da meine Lesezeit allzuoft von anderen Lektüren aufgefressen wird. Ich glaube aber gerne, dass die allwissende Haltung kaum noch verwendet wird, die letzten Bücher, die ich gelesen habe, haben sie auch nicht verwendet. Die Verbindung ist vermutlich wirklich überholt, hat sich bei mir nur aus irgendeinem Grund eingefressen.

Experimentell trifft es meiner Meinung nach sehr gut, Coppi, und ich habe auch versucht (gerade in Anfangszeiten hier im Zirkel) das in die High-Fantasy zu bringen, immer in der Hoffnung es könnte das Genre ein wenig facettenreicher machen, bei Verlagen ist das bisher aber nicht sooo gut angekommen, bei Betalesern schon. Ich hatte am Ende immer ein Problem, das Genre zu verteidigen, weil es sich irgendwie vermischt hat ...  ;D. Ich muss aber auch zugeben, noch nicht wirklich viele Versuche in Richtung Verlag gemacht zu haben und ich habe schnell  eigene Vermutungen bezüglich Marktfähigkeit angestellt , die vielleicht auch zu vorsichtig waren. Mich haben gerade die Rückmeldungen von Betalesern, dass sie diese Art Stil in einem High-Fantasybuch einfach gar nicht erwarten würden wohl schnell verunsichert und ich dachte mir: Schreib ein anderes Genre, wenn es deinem Stil mehr entgegen kommt. Einige meiner (hier noch nicht vorgestellten) Dystopien waren früher in einer Fantasywelt angesetzt, der Plot ließ sich mit Anpassungen transferieren und ich habe es eben getan, weil ich das Gefühl hatte, dass die Leser von Dystopien experimentierfreudiger sind und sich eher auf meinen Stil einlassen - und wenn nicht die Leser, dann doch die Verlage.
Eine den Lesern bekannte Welt wird natürlich schwierig, da sowohl die Fantasywelt als auch eine in die Zukunft versetzte Welt alteritär sind und ich Urban Fantasy wirklich einfach nicht mag. Aber natürlich ist eine in die Zukunft versetzte Welt nicht so fremdartig wie eine eigene Welt.
Vielleicht versuche ich aber durchaus noch einmal einen Griff in die High-Fantasy Welt. Immerhin entstammen meine absolut liebsten Charaktere dieser.

Was mich zu der interessanten Frage führt, die vielleicht nicht nur mich betrifft, sondern auch bei anderen entscheidet, ob sie High Fantasy schreiben oder nicht: Wie sind eure Erfahrungen mit einer Vorliebe für Experimenten (im Stil wie im Plot und Charakteren) und High Fantasy? Waren (Beta)leser eher kritisch oder aufgeschlossen? Glaubt ihr, das High Fanatsy eine niedrigere Toleranz für Experimente hat, als andere Genres? Würdet ihr das als einen Grund sehen, warum es vll. weniger High-Fantasy- Schreiber in letzter Zeit gibt (mal angenommen, diese Prämisse ist richtig)? Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mir Experimente in Dystopien leichter abgenommen hat als in der High-Fantasy und bei Zirkelbetas/Betas mit eigenem Autorenhintergrund schneller als bei Betas, die sehr viel in diesem Genre lesen, aber selbst nicht schreiben. Und aus diesen Erfahrungen habe ich eben ein wenig zurückgeschreckt, meinen Stil in der High-Fantasy durchzuziehen.

Cailyn, wenn dir meine Fragen zu sehr von dem abdriften, was du wissen willst, sag Bescheid, ich habe nicht vor, deinen Thread zu kapern. Ich könnte mir nur vorstellen, dass die Diskussion darum vielleicht deine Fragen ergänzt?

PS:Über die Elben könnte ich jetzt stundenlang diskutieren, da es einige sehr schöne Studien gibt, die das Phänomen der Elben ergründen und mir erst die Augen geöffnet haben, weswegen ich sie mag und die dieses gerne benutzte Bild der perfekten Wunschbildverkörperer revidieren (allerdings beziehen sich meine Liebe zu Elben und auch die Studien nur auf Tolkien-Elben, die meisten daraus entwickelten Abklatsch-Spitzohren sind wirklich wandelnde Wunschbilder), aber das wäre hier jetzt furchtbar Off-Topic.

Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 21:03:35
Ich bin eher ein Anhänger der klassischen Elben (Pratchett spielt in "Lords und Ladies" mit dem klassischen Elbenbild und dem ursprünglich literarischen Elbenbild.)
Meine Elben sind ein Mischmasch aus alt, neu und fiannesk. Dem klassischen Bild der stabilen und friedfertigen Gesellschaft habe ich Rechnung getragen, indem ich einen Dynastienwechsel in der jüngeren Vergangenheit ansetze; das Intrigantentum ist somit eher neu (das enthebt ich auch der Notwendigkeit, glaubhaft eine Gesellschaft zu entwickeln, die nur auf Lüge und Verrat basiert; das stelle ich mir sehr schwierig vor).
Tendentiell sind die Elben langlebig und friedfertig/koexistenzbereit mit anderen Völkern.
Sie beherrschen Magie in einem eher naturverbundenen Sinne und sind technologisch den Menschen überlegen.

Neu eingebracht habe ich eine Gesellschaft, in der Menschen und Elben nicht einander akzeptieren oder nebeneinander her leben, sondern eine symbioseähnliche Ordnung entwickelt haben (wobei die Menschen schon abhängiger sind als die Elben, bei diesen ist der Austausch mehr Gewohnheit und sie könnten problemlos allein existieren).
Außerdem sind bei den Elben wichtige Themen abstrakte Konzepte wie nicht-blutsbedingte Verwandtschaftsverhältnisse (daraus resultiert das Problem der zwei Thronansprüche), die Veränderung der Gesellschaft in Anpassung an die Zusammenarbeit mit den Menschen und generell die politische und soziale Organisation, wie z.B. Hierarchie, Standesabzeichen, soziale Regeln etc.

Mist, gerade fällt mir auf, dass die beiden strittige Thronansprüche wieder was Ägyptisches haben: Horus & Seth, man geht gemeinhin ja davon aus, dass Seth den Thron usurpieren will, aber mythologisch betrachtet hat er mindestens ebenso, wenn nicht gar höheren Anspruch... Dieses "Rechtfertigen aus zwei verschiedenen Richtungen" ist bei meinen Elben ja ebenso.

Irgendwie entdecke ich in jedem meiner Plots etwas Altägyptisches wie obiges Beispiel; ich hoffe mal, das ist der Fluch der Spezialisierung. Lesern würde es vermutlich nicht auffallen...

EDIT:
Ihr seid schlimm. Jetzt hab ich wieder so Lust auf das Projekt, dabei sind doch gerade eigentlich andere dran  :o
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Assantora am 29. Januar 2014, 21:15:21
@ DEckel
ZitatIn wahnsinnig vielen Geschichten wird angefangen eine Welt zu bauen und irgendwann zwischen drin entscheidet der Autor "Ok, das muss reichen", macht sich einen Kaffee und füllt alles was noch fehlt mit Klischee auf.
Und dann sind die Drachen und Trolle und Elfen und, und, und nur noch Statisten die zeigen sollen, dass man sich in einer anderen Welt befindet.
Weltenbau ist schwer, braucht wahnsinnig viel Zeit, ist aber unbedingt nötig um mich an der Stange zu halten
Oh, dass kann ich auf jeden Fall bestätigen. Auch wenn man nicht alles an der Welt in einer Geschichte rein packt, sollte man als Autor ganz genau wissen, was nun am Ende des Horizonts ist, ob es dort weiter geht, die Scheibe zu Ende ist, oder ob ein Nebel alles verschlingt.
Das gilt natürlich für alle Bereiche: Religion, kulturelle Besonderheiten, etc.

@ Coppi
ZitatTrotzdem hat alles, was spitze Ohren hat, keinen leichten Stand bei mir.
Wie? Was ist denn mit Mr. Spock? Der hat auch spitze Ohren  ;)

@ Frage
Also ich schreibe fast ausschließlich High Fantasy, meist hat es auch was episches, aber ich würde GoT auch als High Fantasy bezeichnen, einfach wegen der Dimension, andere Welt und den Drachen :)
Beim Lesen lasse ich mich auch mal in andere Gefilde abtauchen. Ich habe schon sehr gute Urban-Fantasy-Geschichten gelesen, selbst schreiben, würde ich sie nie. Habe ich mal versucht, bin dran gescheitert.
Woran es liegt kann ich leider gar nicht sagen. Wahrscheinlich ist man beim Schreiben einfach noch kritischer, ich empfand es einfach irgendwie doof, dass Vampire in einer amerikanischen Stadt herumlaufen und habe es schließlich sein gelassen.
Aber wichtig sind vor allem die Charaktere. Da ist es eigentlich auch egal, was ich lese, es sind für mich letzten Endes immer menschliche Emotionen, die die Geschichte formen, egal, ob in der Geschichte nun ein menschlicher Magier, ein Elf, oder ein Zwerg die entsprechenden Probleme hat. Denn es sind doch letzten Endes, die Charas, die die Geschichte zu etwas besonderen machen. Ansonsten wären doch alle Geschichten nur eine Abwandlung von einer Dokumentation und das würde wirklich jeden sehr schnell überdrüssig werden lassen ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 21:20:54
Zitat von: Assantora am 29. Januar 2014, 21:15:21
@ Frage
Also ich schreibe fast ausschließlich High Fantasy, meist hat es auch was episches, aber ich würde GoT auch als High Fantasy bezeichnen, einfach wegen der Dimension, andere Welt und den Drachen :)
Die gibt es auch in Low Fantasy und Sword and Sorcery ;)

Grundsätzlich ist High Fantasy doch eher plot-driven und Low Fantasy eher character-driven. Nicht nur deswegen sehe ich GoT als Low Fantasy, an der Grenze zur Sword and Sorcery (aber nur wenig).
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Guddy am 29. Januar 2014, 21:37:02
Einerseits finde ich es toll, wenn ein Autor kreativ veranlagt ist und eine neue Welt erschafft, die nicht nur von wandelnden Klischees - gebrochen oder nicht - bevölkert wird, sondern primär von eigenen Kulturen und Wesenheiten. Das ist spannend und "erfrischend" zu lesen.
Andererseits wäre es ganz schön mühsam, sich bei jedem neuen Buch auf eine neue Welt einlassen zu müssen. Immer wieder neue, zumeist komplizierte Bezeichnungen, Eigenheiten und Ansichten, die man erst in die noch völlig unbekannte Welt einordnen muss. Bekannte Völker wie eben Zwerge und Elfen helfen, sich in einer phantastischen Welt zurecht zu finden. Mich persönlich nervt es nicht, solange der Autor es trotz alledem schafft, seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
Was mich aber nervt, sind bspw. Elfen, die auf Teufel komm raus die Spiegelversion der handelsüblichen Elfen darstellen. Wenn man ein konträres Volk erschaffen will, einzig zu dem Zweck, das Schema zu brechen, zeugt das meiner Meinung nach auch nicht gerade von Einfallsreichtum. Da würde ich es besser finden, wenn man gleich ein komplett neues Volk erschafft, wirkt irgendwie authentischer auf mich.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 22:45:30
Konträr ist ein Problem, eigentlich sind Elben konträr zu dem überliefert, was uns in der High Fantasy als Elben verkauft wird.
Wer komplett konträre Elben macht (ich fühle mich mal nicht angesprochen, da ich viel Bekanntes mit anderem vermische), der wiederum hat eigentlich nur an der Mythologie orientiert... darf man sich jetzt etwa nicht auf Mythologie beziehen, weil Shakespeare und Tolkien die Elben verkitscht und verklärt haben?
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Naudiz am 29. Januar 2014, 23:02:35
High Fantasy ist seit jeher mein ganz persönliches Steckenpferd. Damit habe ich angefangen, und damit werde ich wohl auch erst dann aufhören, wenn mein Herz den Dienst quittiert. Ich liebe es einfach, in fremde Welten abzutauchen, als Leser und als Autor. Allerdings muss ich sagen, dass ich die ganz klassische High Fantasy nicht mehr leiden kann, bzw. sie eigentlich nie wirklich gemocht habe. Die repetitiven Muster gehen mir schlichtweg auf den Senkel. Junger, hübscher Held zieht aus, die Welt mit einem magischen Gegenstand zu retten, findet dabei die Liebe seines Lebens und fliegt auf einem Drachen in den Sonnenuntergang ... nein, danke. Was nicht heißt, dass allgemeine, seit Jahrzehnten geprägte Auffassungen um jeden Preis vermieden werden müssen. Meine eigenen Plots sind schließlich so gut wie nie Ausgeburten der Innovation. Ein paar Klischees sind okay - sprich, Elben dürfen gern hübsch sein, Trolle hässlich, und Drachen können meinetwegen auch Schätze horten. Es darf nur nicht Überhand nehmen. Ich versuche, immer eine Balance zu finden. Bisher gelingt mir das glaube ich ganz gut, was aber wohl auch meinem ausgiebigen Weltenbau zuzuschreiben ist - ich arbeite schließlich schon 8 Jahre an meiner Welt, wenn man das ordentlich macht, kommt auch was Brauchbares dabei heraus.

Als Leser habe ich das Problem, dass auf dem Buchmarkt einfach zu viele Kopien, gerade vom Herrn der Ringe, unterwegs sind. Und da sind dann eben auch diese Klischees vorhanden, leider im Übermaß, sodass die Welten selten glaubwürdig sind. Dazu dann noch  irgendein 08/15 - Plot wie der oben beschriebene mit dem Jüngling ... ürghs. Das mag ich nicht lesen. Allerdings muss ich sagen, dass es auch genug innovative High Fantasy da draußen gibt. Nur eben selten bei den großen Publikumsverlagen, sondern eher bei den kleinen Verlagen. Oder auch bei den Selfpublishern. Denn ja, auch da gibt es gute Autoren, auch wenn einem gerne mal das Gegenteil vermittelt wird.

Zur letzten Frage - mir sind die Charaktere definitiv am wichtigsten. Das Drumherum muss aber auch in sich stimmig sein. Setting, der dahinter steckende Weltenbau, die Story an sich.

Um meine Aussagen mal zusammenzufassen: Ich liebe High Fantasy und kann auch leicht einfallslose Plots verkraften und einige typische Merkmale aka Klischees. Es muss nur eine gewisse Balance herrschen. Abziehbilder finde ich nämlich ziemlich uncool. All das gilt sowohl für mich als Leser und als Autor.

(Das ist jetzt alles ein bisschen wirr. Es ist schon spät. Ich hoffe, ihr versteht trotzdem, was ich meine.)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Guddy am 29. Januar 2014, 23:09:18
Zitat von: Fianna am 29. Januar 2014, 22:45:30
Konträr ist ein Problem, eigentlich sind Elben konträr zu dem überliefert, was uns in der High Fantasy als Elben verkauft wird.
Wer komplett konträre Elben macht (ich fühle mich mal nicht angesprochen, da ich viel Bekanntes mit anderem vermische), der wiederum hat eigentlich nur an der Mythologie orientiert... darf man sich jetzt etwa nicht auf Mythologie beziehen, weil Shakespeare und Tolkien die Elben verkitscht und verklärt haben?
Tolkien hat allerdings etwas komplett eigenes erschaffen und sich nur auf verschiedenen Sagen gestützt. Es ist nicht einfach konträr, sondern weiterentwickelt, insofern finde ich persönlich(!) nicht, dass Tolkien ein gutes Beispiel ist.
"Darf man jetzt nicht mehr(...)" Man darf immer alles ;) Habe auch schon in etlichen Threads Kritik/Abneigungen gegenüber Dingen gelesen, die ich selber nutze, aber letztlich weiß man doch, dass das einfach Meinungsfragen sind  :)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 29. Januar 2014, 23:23:01
Ich bin eher von der, hm, man könnte vielleicht sagen Grundbedeutung ausgegangen: also nicht negativ sondern in vielen Fällen positiv besetzt, im Vergleich zu den rein negativen Alben der Mythologie usw. Von den allergrundlegendsten Dingen, und da sehe ich das moderne Fantasy-Elben-Bild und somit auch Tolkien als konträr zu der Mythologie.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Judith am 30. Januar 2014, 00:13:04
Mir ist jetzt ehrlich gesagt nicht klar, welche "rein negativen Alben der Mythologie" du meinst, Fianna.  ???
In der Edda, die ja auf jeden Fall eine Inspirationsquelle von Tolkien war, findet man ja recht wenig zu den Alben, aber die Lichtalben werden ja im Grunde als schön, gut und ihre Wohnstätte eher als "himmlisch" dargestellt. Und die Schwarzalben werden bei Snorri ja teils mit den Zwergen gleichgesetzt, die auch nicht prinzipiell negativ besetzt sind.

Was das Thema an sich betrifft ... Ich hätte ja spontan gesagt, dass ich High Fantasy sehr mag, bin mir aber gerade nicht sicher, ob es nicht nur Tolkien ist, den ich mag. Mir fällt nämlich sonst sehr wenig Fantasy mit den "üblichen Verdächtigen" (also Elben, Zwergen, etc.) ein, die ich gelesen habe und die ich auch mochte. Wenn man jetzt etwas weiter von diesen klassischen Wesen weggeht, dann gibt es aber schon einige Romane, die ich im Subgenre High Fantasy einordnen würde und die ich sehr gern mag. Göttners "Insel der Stürme"-Trilogie etwa, die neben interessanten Figuren auch ein äußerst faszinierendes Setting mit Einflüssen aus der sardischen Nuraghenkultur zu bieten hat.

Ich finde es ja ein wenig traurig, dass manche anscheinend High Fantasy gleich mal mit einfallslosen Kopien in Verbindung bringen, als ob es diese nur in dem Subgenre geben würde. Aber Kopien und Nachläufer folgen doch ständig auf Bestseller (und deren Verfilmungen). Aktuell waren es eben die Vampir/Romantasy- und Dystopienschwemme sowie die zig "Shades of Grey"-Ableger. Wenn man von der Fantasy weggeht, findet man eine Vielzahl von Romanen, die eine frappierende Ähnlichkeit zu Dan Browns Büchern aufweisen, unzählige skandinavische Krimis, die sehr ähnliche Figuren und Strukturen beinhalten (und damit meine ich Ähnlichkeiten, die über die Grundstruktur eines Krimis hinausgehen), usw.
Hgh Fantasy ist da als Genre auch nicht weniger einfallsreich als es zig andere (Sub-)Genres sind, wenn man sie nur oberflächlich betrachtet.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Naudiz am 30. Januar 2014, 00:20:23
Ich denke, Fianna bezieht sich auf die Nachtalben, auch Nachtmahre genannt, von denen auch unser heutiges Wort Albtraum abgeleitet ist, siehe Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachtalb).
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 30. Januar 2014, 00:34:21
Genau. Und im englischsprachigen Raum gibt es auch einige fiese Elfenwesen  :D
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Judith am 30. Januar 2014, 00:42:33
Wie aber auch der Wikipedia-Artikel sagt, ist Mahr in dem Fall die ursprüngliche Bezeichnung und Nachtalb kam erst später - auf jeden Fall in christlicher Zeit, in der man mythologische Gestalten prinzipiell gern dämonisiert hat (jetzt auch mal arg oberflächlich ausgedrückt). Mittelalterlichen (oder eher noch späteren) Volksglauben würde ich also nicht unbedingt mit Mythologie gleichsetzen.

Dass Alben nicht nur positiv besetzt waren, steht sicher außer Frage, aber ich sehe auch keine Hinweise, dass sie rein negativ waren, zumal es "álf" auch häufig als Teil altnordischer Namen gab. Ich meine mich auch zu erinnern, dass es in der Hrolfs saga kraka eine klassisch schöne "Elbenfrau" gibt, aber das könnte ich jetzt nicht mehr so genau sagen.


EDIT: Den Beitrag hab ich geschrieben, ehe du geantwortet hast, Fianna. Ich bestreite nicht, dass es auch fiese Elfenwesen in der Mythologie gibt, aber ich sehe dennoch kein konträres "die negativen Alben der Mythologie" vs. "die positiven Alben bei Tolkien". In beiden Fällen finden sich solche und solche.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sanjani am 30. Januar 2014, 08:43:26
Ursprung der Diskussion war ja, meine ich, dass jemand schrieb, er möge es nicht, wenn man die Elben sozusagen spiegeln würde und alles Positive ins Negative verkehrt nur um des Klischeebruchs willen.

Dass es solche und solche Wesen in der Mythologie gibt, ist sicher unbestreitbar. Ich glaube, dass ein Lesevergnügen auch viel mit der Assoziation zu tun hat, die ich mit bestimmten Wörtern habe. Wenn ich lese, dass in einer Geschichte Elben vorkommen, verbinde ich das vielleicht aus Gewohnheit mit Geschöpfen, die denen von Tolkien ähnlich sind, ich habe also eine bestimmte Erwartung an die Geschichte. Und wenn ich dann aber von hässlichen, intriganten und gewalttätigen Elben lese, bin ich sicherlich enttäuscht. Da stellt sich für mich dann auch die Frage: Muss ich als Autor unbedingt dieses Wort nehmen, um meine Geschöpfe zu benennen, oder kann ich nicht einfach ein anderes nehmen oder meine Bezeichnung so verändern / ergänzen, dass ich den Leser zumindest darauf vorbereite, dass es in meinem Buch keine schönen, weisen und gerechten Elben sein werden.

Meine Elben sind jedenfalls das emotionalste meiner Völker, sehen nicht alle gut aus, ihr Alterungsprozess stoppt erst mit 50 und sie essen Fleisch :)

LG Sanjani
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Coppelia am 30. Januar 2014, 09:28:47
Euch ist aber schon klar, dass ich meine Elfenkritik etwas überspitzt formuliert habe, oder? ;D

Trotzdem glaube ich, dass etwas dran ist - nicht unbedingt in euren Geschichten, aber generell. Die normalerweise gutaussehenden Elfen, die naturverbunden leben und sich keine Sorgen um Alter und Schönheitsverlust machen müssen, verkörpern ein Wunschbild vieler Menschen, gerade heutzutage. Wir müssen uns abrackern, Fitness betreiben, Tofu schmackhaft machen und hoffen, dass möglichst wenig Giftstoffe in unserer Wafe mit Biostempel sind - und letztendlich werden wir doch alle hässlich, krank und sterben, und unsere Welt stirbt voraussichtlich mit.

In der Auseinandersetzung mit den begrenzten Möglichkeiten der Menschen, ihrem Ausgeliefertsein und ihrer Zerbrechlichkeit liegt für mich der Reiz daran, sich mit Menschen zu befassen und überhaupt Geschichten zu schreiben. Wenn diese Themen fehlen oder nur eingeschränkt vorhanden sind (sicher könne auch Elfen sterben, wenn man z. B. mit einem Maschinengewehr auf sie schießt), kühlt mein Interesse schnell ab.
Aber ihr, liebe Zirkler, findet da bestimmt einen Kompromiss oder eine Lösung. ;)

Ich habe mal ein Interview mit Sabrina Qunaj gelesen, die ja diese Elfenromane schreibt. Auf die Frage, welches Thema sie wichtig findet, nannte sie ein sozialpolitisches, wandte aber ein, dass sie darüber niemals schreiben wolle, weil sie sich in ihren Romanen nicht mit Problemen beschäftigen, sondern nur träumen möchte. (Ich hoffe, ich gebe das jetzt richtig wieder). Das ist ihr gutes Recht, das ihrer Leser und das aller anderen Autoren und Leser, aber ich teile diese Haltung nicht.

Bei Elfen sind perfekt aussehende Figuren häufig. Das ist auch eine Sache, deren Reiz ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Für mich sehen gutaussehende Personen einander häufig so ähnlich, dass ich sie kaum auseinanderhalten kann, weder optisch noch mental. Bei Schauspielern habe ich das ständig. Aber ich weiß, damit stehe ich ziemlich allein da. ;)

@ Assantora
Auch die Vulkanier sind ja eine Art "Übermenschen". Aber Mr. Spock ist okay. ;D
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: traumfängerin am 30. Januar 2014, 10:06:07
@Coppelia: schöner Post.
Ich glaube, das, was du geschrieben hast, fasst sehr gut mein Problem zusammen, dass ich dabei habe Fantasy-Bücher zu finden, die ich immer wieder lesen würde. Ich liebe Drachen, Elfen, Feen, Zwerge, Ritter usw., all das, was märchenhafte Fantasy ausmacht. Und ich mag sie auch in ihrer klassischen Gestalt. Nur gleichzeitig hasse ich Klischees, Schwarz-Weiß-Denken, und von der typischen Quest bin ich jetzt auch nicht so wirklich begeistert. Gerade die Probleme, die bei diesen Wesen auftauchen, die doch so anders sind, sind es doch, die ein Buch interessant machen. Klar, wir alle stellen uns vor, wie toll es wäre, ewig zu leben. Nur wenn man wirklich ewig leben würde, würde man vermutlich sehr schnell herausfinden, wie eintönig, nervig oder was auch immer das wäre. Jedes dieser verwunschenen Völker hat seine ganz eigene Probleme. Das ist etwas, was mich an der Twilight-Saga echt genervt hat. Das sind Vampire, verflixt noch mal! Gut, sie glitzern in der Sonne, aber die bösen Volturi führen ganze Touristengruppen in ihre aristokratischen Häuser, um sie dort leerzutrinken. Und was macht Edward, als Bella sich darüber aufregt? Er beruhigt sie, und meint, sie könne nichts dagegen machen. Und sie schluckt das einfach nur!  :brüll: Es muss ja nicht immer auf diese "Auserwählte-rettet-Welt-Geschichte" hinauslaufen, aber ein wenig Verantwortung, ein wenig innerer Konflikt, ein wenig schlechtes Gewissen darüber, dass man selbst töten muss um zu überleben, wäre irgendwie schon angebracht - vor allem, wenn man ein so netter, liebenswürdiger Mensch wie Bella sein soll. Ist man ein Vampir-Arschloch - geschenkt. (Und auch das können übrigens sehr interessante Charaktere sein).
Zu deiner Frage, Cailyn, ein gutes Buch ist für mich eines, das ausgefeilte Charaktere hat, von denen zumindest die Hauptpersonen bitte ihr Päckchen zu tragen haben und genügend innere und äußere Konflikte, und die bitte auch nicht klischeehaft sind. Genausosehr brauche ich jedoch auch einen guten Plot, denn nur dann lese ich ein Buch nicht nur einmal, sondern nehme es nochmal und nochmal und nochmal in die Hand. Noch dazu brauche ich einige unerwartete Wendungen und ein gutes Ende. Jetzt finde mal ein Buch, dass dazu passt, und auch noch märchenhafte Elemente hat, die nicht klischeehaft sind.  ;D
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sanjani am 30. Januar 2014, 10:16:11
Zitat von: Coppelia am 30. Januar 2014, 09:28:47
In der Auseinandersetzung mit den begrenzten Möglichkeiten der Menschen, ihrem Ausgeliefertsein und ihrer Zerbrechlichkeit liegt für mich der Reiz daran, sich mit Menschen zu befassen und überhaupt Geschichten zu schreiben.

Da stimme ich dir vollkommen zu. Ich sehe aber auch keinen Grund, warum Elfen nicht auch zerbrechlich und ausgeliefert sein könnten. Wie Traumfängerin schon sagte, hat ewiges Leben auch seine Schattenseiten, und Zerbrechlichkeit bezieht sich ja nicht nur auf körperliche Dinge. Auch mit der Psyche eines Unsterblichen kann man viele schlimme Dinge machen :darth:
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: FeeamPC am 30. Januar 2014, 10:50:56
Da die Ürsprünge der Elben sehr vielseitig sind, könnte man durchaus mit ihnen arbeiten, ohne den Leser zu langweilen oder in Klischees zu ertränken.
Elben konnten- je nach Herkunft- gutaussehend und groß sein, klein und hässlich, gemein, kapriziös, jähzornig, gutmütig aus einer Laune heraus, kriegerisch, sogar bösartig, mal halfen sie den Menschen, mal spielten sie ihnen Streiche, mal gab es mörderische Fehden, alles war möglich, vom braven Wichelmännchen bis zum strahlenden Sidhe-Krieger und dem abgrundtief Bösen. Lokale Elfensagen verschiedener europäischer Völker bieten da reichlich Stoff.
Bei uns zum Beispiel gab es ein kleines Volk, das in den Sandhügeln wohnte (bonzezeitliche Hügelgräber).
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Leann am 30. Januar 2014, 11:05:23
@ Drachenkrieger: Hier ist ein schöner Thread zu den unterschiedlichen Genres: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,13768.0.html

Bei mir persönlich entwickelt sich der Nerv-Faktor aus der Übersättigung. Als ich anfing, Fantasy zu lesen, also mit zehn oder elf, war das alles noch neu für mich. Ich liebte Geschichten mit Elben, Trollen und Drachen und fand es aufregend, wenn eine anfangs unbedeutende Person sich als Auserwählter aufmachte, um die Welt zu retten. Im Laufe der Jahre wiederholte sich das anfangs so neue allerdings. Schon wieder ein Auserwählter, gähn. Schon wieder eine zusammengewürfelte Heldentruppe. Muss das sein? Ein gewisser Überdruss stellte sich bei mir ein und veranlasste mich dazu, eine kurze Fantasy-Pause einzulegen und zu Krimi, Thriller und SF zu schwenken. Nach einiger Zeit hatte ich aber immer wieder Lust auf Fantasy und hab auch gerne mal wieder einen "Schema-F-Roman" gelesen.
Dann kamen die Hypes. Die haben mir viel verleidet. Als Beispiel nehme ich mal Drachen. Nach dem großen Erfolg von "Eragon" wollte jeder Hinz und Kunz "was mit Drachen" schreiben, leider meistens auch noch Abklatsche von Eragon. Was hab ich Drachen früher geliebt. Jetzt denke ich oft nur "Oh nee, nicht schon wieder!" Dabei gibt es sicher auch innovative, ganz tolle Romane mit Drachen, aber bei mir ist jetzt die Hemmschwelle groß, einen zur Hand zu nehmen. Ich finde es allgemein schade, dass man nach einem Erfolgsroman mit (schlechten) Kopien davon totgeschmissen wird und kaum noch was anderes in den Buchhandlungen findet. Aber das ist ein anderes Thema.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 30. Januar 2014, 12:05:08
Zitat von: Coppelia am 30. Januar 2014, 09:28:47Die normalerweise gutaussehenden Elfen, die naturverbunden leben und sich keine Sorgen um Alter und Schönheitsverlust machen müssen, verkörpern ein Wunschbild vieler Menschen, gerade heutzutage. Wir müssen uns abrackern, Fitness betreiben, Tofu schmackhaft machen und hoffen, dass möglichst wenig Giftstoffe in unserer Wafe mit Biostempel sind - und letztendlich werden wir doch alle hässlich, krank und sterben, und unsere Welt stirbt voraussichtlich mit.
Ich habe da eher einen andere Ansatz, so langlebige Wesen müssen ene stabile Gesellschaft mit genauen Strukturen, Regeln, Hierarchien haben. Diese Ordnung kann sich verändern, wenn bestimmte Ereignisse zutreffen. Ich hab beispielsweise so konstruiert, dass nach der zweiten menschlichen Einwanderungswelle (die auch nicht nach Norden weiterzog, sondern quasi neben der Haustür blieb) die Elben den Weg der Koexistenz einschlugen. Das zusammen mit den innenpolitischen Spannungen aufgrund des kürzlichen (ca 100 Jahre) Dynastienwechsels schafft eine perfekt heterogene Gruppe für politische Intrigen.


Das menschliche Idealbild von Elben als den Menschen, die wir selbst gerne wären (ewig jung, schön etc) spielt kaum eine Rolle.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Franziska am 30. Januar 2014, 18:10:21
Also ich vermeide vor allem diese Völker-Romane die an Herr der Ringe angelehnt sind. Ich mag Herr der Ringe, aber ich muss nicht zig Romane lesen, die in der Welt spielen. Auch habe ich da immer den Eindruck, der vielleicht auch falsch ist, dass es oft so Rollenspiel-Geschichten sind. Und das ist nicht so mein Ding. Mich interessieren vor allem interessante vielschichtige Figuren und Geschichten die mich gut unterhalten und auch etwas Tiefe haben. Ob da dann Elfen oder Drachen vorkommen ist mir gleich. Leider sieht man das den Büchern ja nicht direkt an, ob sie nur ein Abklatsch von XY sind oder etwas eigenes bieten. Daher greife ich dann vielleicht eher zu High Fantasy wo es um Magier geht, anstatt zu einem Elfen/Elbenroman. An sich mag ich aber Elfen gerne, eher in Urban Fantasy. Drachen sind nicht so meins, ich weiß auch nicht warum. Vor allem wenn es Hauptfiguren sind. Es sei denn es ist die Unendliche Geschichte. In "Erdsee" oder in "Der Name des Windes" kommen auch Drachen vor, aber das ist nur ein Teil der Geschichte. In letzter Zeit lese ich auch vermehrt Urban Fantasy oder Steampunk, Fantasy die in einer anderen aber nicht mittelalterlichen sondern weiter entwickelten Welt spielt. Da kann man auch viel mit machen, was es nicht schon so oft gab, finde ich. Viele High Fantasy-Welten die mittelalterlich angelehnt sind, ähneln sich doch sehr. Ich mag auch gerne asiatische Settings. Für mich ist High Fantasy auch nicht gleich Drachen und Orks und Mittelalter. Wenn sich jemand die Mühe macht eine ganz eigene Welt zu entwickeln, dann finde ich das sehr spannend und lese das auch gerne. Schreiben tue ich das auch selbst gerne, wobei ich neulich eine Idee für High Fantasy mit eher mittelalterlichem und eine mit eher 19. Jh. Setting hatte. Bei mir geht es eigentlich immer um Magier und andere Wesen kommen eher selten vor, wenn denke ich mir eigene aus.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Lucien am 30. Januar 2014, 20:10:58
Zitat von: Coppelia am 30. Januar 2014, 09:28:47
Bei Elfen sind perfekt aussehende Figuren häufig. Das ist auch eine Sache, deren Reiz ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Für mich sehen gutaussehende Personen einander häufig so ähnlich, dass ich sie kaum auseinanderhalten kann, weder optisch noch mental. Bei Schauspielern habe ich das ständig. Aber ich weiß, damit stehe ich ziemlich allein da. ;)
Gar nicht! Zumindest, was die prominente Damenwelt angeht, komme ich auch häufig durcheinander.  :d'oh:
Ich gestehe, meine Elfen sind in der Regel auch sehr schön.  ::) Aber das liegt teilweise auch daran, dass ich gerne damit spiele, in einen perfekten Körper einen irgendwie verkorksten Chararkter zu stecken. Bei meinem Seher vergesse ich sogar immer wieder, dass er ja eigentlich ein Elf ist, weil er sich so gar nicht "elflike" benimmt. Und die hübsche äußere Fassade kann die perfekte Tarnung sein für allerlei Boshaftigkeit.
Und ja, ich erwarte einfach, dass ich bildhübsche und irgendwie perfekte Wesen serviert kriege, wenn es um Elfen geht. Aber mit Inhalt sollten sie dann bitte gefüllt sein und auch ein paar Probleme dürfen dann nicht fehlen.

Zitat von: traumfängerin am 30. Januar 2014, 10:06:07
Gerade die Probleme, die bei diesen Wesen auftauchen, die doch so anders sind, sind es doch, die ein Buch interessant machen.
Das unterschreibe ich so! Ich frage mich auch gerne, ob Elben und Zwerge keine größeren Probleme haben als ihre Streitigkeiten. Ehrlich, warum können die nicht einfach mal Verbündete sein? Es würde völlig neue Möglichkeiten eröffnen.

Zitat
Ist man ein Vampir-Arschloch - geschenkt. (Und auch das können übrigens sehr interessante Charaktere sein).
Von den ganzen Twilight-Vampiren ist James der einzige, den ich einigermaßen leiden kann.  ;D Aber das ist OT...
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Esora am 30. Januar 2014, 20:31:15
Werfe ich einen Blick auf mein Bücherregal, sehe ich dort ,,Der kleine Hobbit", ,,Der Herr der Ringe", ,,Die Invasion der Orks", ,,Drachenbund", ,,Das schweigende Netz", ,,Eragon", ,,Die Elfen"...
Ich mag High Fantasy... eigentlich.

Aber wenn es dann an diese ewigen Kopien geht... Ein kleines Beispiel darüber, was ich von diesen ewigen Völkern halte (aber vorab muss ich sagen, dass ich hier sehr zwei gespalten bin...):

Neben meinen Tolkien-Büchern steht ein Buch mit Geschichten von und über Hobbits. In keiner einzigen Geschichte dieses Buches taucht das Wort Hobbit auf, aber ich musste mich durch die Seiten quälen, weil einfach die Hauptperson der ersten Geschichte schon genau so war, wie die Original Hobbits. Klein, etwas rundlich um die Hüften, rauchen Pfeife und mögen ihren Hof und ihr Heim, haben etwas gegen Fremde und Abenteuer und einer von ihnen tanzt aus der Reihe und macht sich auf in ein Abenteuer. Beim ersten Mal war das ja richtig gut und beim zweiten Mal vielleicht auch, aber dann konnte man einfach schon jeden Schritt voraussagen.
Und ich bin der Meinung, genau das ist es, was diese High Fantasy Bücher mit den original Tolkien Völkern Elfen, Orks und Drachen und den Menschen (nicht zu vergessen) so unerträglich machen.
Jeder Schritt ist schon vorauszusagen. Am Anfang des Buches hat man eine Vorstellung vom Ende und wer hätte es gedacht... genau so kommt es. Zufall!, sagt man sich, nimmt sich das nächste Buch und nachdem das dann genau so ist, wie das davor, fängt man irgendwann an, daran zu zweifeln, ob all diese Bücher nicht von einem Autor geschrieben sind und er in seinem Werk immer nur einige Details geändert und den Rest kopiert hat.

Jeder, der ein High Fantasy Buch findet, das aus der Reihe tanzt, der kann sich glücklich schätzen.
Aber vielleicht ist es ja gerade das, was es so reizvoll macht, sich immer wieder die Angebote an High Fantasy anzuschauen und das eine oder andere Buch zu kaufen und es durchzuschmökern.
Aber ich muss sagen... ein Stilbruch hin und wieder reicht, denn wenn jedes Buch irgendwo aus der Reihe tanzen würde, wäre das doch auch nicht...
Aber trotzdem ist Stilbruch ganz schön reizend... gerade arbeite ich gedanklich an einer Idee, die auch einen Hauch von Stilbruch in sich trägt...

Und mit meinem Beispiel will nicht sagen, dass Klischees schlecht wären! – Im Gegenteil! Es ist doch das Klischee, das ein Genre auszeichnet, oder nicht? High Fantasy wäre keine High Fantasy, wenn es nicht in jedem Buch eine erfundene Welt gäbe...

Und wenn ich ehrlich bin... es gibt auch Bücher, die nur so voll gestopft sind mit Klischees und wirklich jedes Volk enthalten, das uns eigentlich schon zu den Ohren raushängt... und doch sind diese Bücher schneller verschlungen, als ich für die Entscheidung zum Kauf gebraucht habe.

Und ich muss selber zugeben, dass es mich manchmal einfach reizt, die vorgegebenen Völker zu verwenden, ihre Geschichte ein wenig zu verändern und dann einigen Angehörigen aus diesen Völkern einen interessanten Charakter zu geben und sie auf in ein Abenteuer zu schicken ;D

Und hier muss ich einigen vor mir zustimmen. Auch ich finde, dass eindeutig die Charaktere einer Story das Besondere an ihr ausmachen. Und es sind auch die Charaktere, die die Welt formen und die die Völker lenken und ihnen vielleicht sogar zu einer ganz neuen Art verhelfen... :)

LG
Esora
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 01. Februar 2014, 06:51:51
Zuallererst, es ist schön, noch von eingefleischten High-Fantasy-Fans zu lesen  :)

Wie viele hier bin ich auch der Meinung, dass Elben mehr Spass machen, wenn sie nicht abgekupfert sind. In meinem Roman sind sie weder schön noch edel. Aber sie singen, tanzen und sind musisch sehr begabt und sehr naturverbunden. Also ein Mix aus Klischee und nicht Klischee. Der Witz daran ist dann aber, dass die Prota auserwählt wird (oh, wieder klassisch...die Heldin wird aus die Reise geschickt), weil sie unterentwickelt und so "menschlich" ist. Quasi eine Aussenseiterin unter den Elben. Ausserdem mockiere ich mich dann auch mal gerne über gängige Klischees, deren ich mich selber bediene. Zum Beispiel lasse ich jemanden mal sagen, wie geschwollen diese Elben auch immer daherreden müssen :P.

Generell gelten bei mir einige Regeln, wenn man Klischees bedient.
Entweder bringt man Humor mit hinein, um zu sagen: Hey, ich weiss, dass das ein Klischee ist!
Oder (wie einige hier auch schon erwähnt haben) man arbeitet bewusst mit Brüchen.
Oder man stellt die gewohnte Darstellung eines Wesens in einen ungewohnten Zusammenhang, woraus sich dann wieder etwas Neues ergeben kann.

Drachenkrieger,
Die Einordnung in die Genres ist oft fliessend.

Was ich anstrebe ist ein Abenteuerepos mit tiefen Charakteren, also Plot&Charakter-orientiert.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Arcor am 02. Februar 2014, 15:27:22
High Fantasy - früher mein absolutes Lieblingsgenre, inzwischen hat sich das glaube ich etwas gewandelt.  :hmmm: Nicht, dass ich es nicht mehr lesen würde, aber ich suche glaube ich schon das Besondere im Genre. Ich brauche nicht den x-ten Tolkien-Abklatsch (bleibt eh unerreicht) und die Völkerromane haben mich noch nie sonderlich gereizt, obwohl ich zwei gelesen habe und Markus Heitz und Bernhard Hennen damit ja ihren Durchbruch hatten.

Allerdings habe ich auch kein Problem mit Drachen, Elfen, Zwergen usw., sofern es sinnvoll in die Geschichte integriert ist. Wenn es Sinn macht und sich logisch ergibt, bin ich für alles zu haben - was ich halt nicht brauche, ist dass die Heldengruppe einfach sinnvoll irgendwelche Fantasy-Wesen plättet, damit es sich mehr nach High-Fantasy anfühlt. Da steige ich aus!
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sascha am 02. Februar 2014, 21:16:44
Auch mal mein Senf:
Inzwischen (ich gebe zu, ich habe nicht alles gelesen) haben viele über diese Abklatscheritis geschrieben. Kaum ist irgend was erfolgreich, kommt eine regelrechte Schwemme von Imitaten daher. Da muß ich sagen, das machen die Autoren ja sogar mit sich selbst.
In einer der ersten Antworten wurde Hohlbein genannt. Ich hab immer gerne mal einen Hohlbein gelesen. Aber irgendwann wird es langweilig, weil eigentlich etwa jedes zweite Buch nach dem selben Schema abläuft: Die Welt ist in grusliger Gefahr und wird ganz knapp vor'm Untergang gerettet. Druidentor, Widersacher, Wasser, Feuer usw. Das ermüdet. Auch wenn ich die beiden erstgenannten wirklich gut fand!

Ich mag eigentlich gerne auch High Fantasy und bin, das gebe ich ehrlich zu, als Leser auch nicht so wahnsinnig anspruchsvoll. Aber die Geschichte muß einfach was originelles haben, ein paar interessante Figuren, nicht nur den Helden, seine Helfer und "das Böse".
Und das (letzteres) kommt mir in diesem High Fantasy-Bereich irgendwie zu oft vor.
Vor kurzem habe ich "Die Flüsse von London" gelesen. Urban Fantasy. Und einfach eine witzige, originelle Idee. Oder vor etwa 2 Jahren Gaimans "American Gods". Witzigerweise liegt dem die selbe Idee zugrunde wie meinem Machwerk. (Er ist nur etwas inkonsequent bei der Wahl seiner Akteure, ich nicht. ;D ) Das ist mal was neues. Ich hatte mein Buch übrigens schon angefangen als ich seins gelesen hab! Ich heiß ja nicht Guttenberg. ;)

Generell bin ich aber nicht Genre-fixiert. Krimi, Thriller, SciFi, Historisches (Gisbert Haefs' Bücher sind ebenso episch wie manches Fantasy-Werk), High oder Urban Fantasy, das ist mir eigentlich Jacke wie Hose. Es soll Lesespaß bringen, mich im Idealfall mitreißen. Ob es mich in die Vergangenheit zieht, eine schaurige Gegenwart oder eine erfundene Welt, ist mir dabei relativ egal.
Beim Schreiben bin ich bis jetzt eher weit in der Realität, mit ein paar fantastischen Elementen. Und auch, was mir für die Zukunft vorschwebt, sitzt in dieser Ecke. Aber wenn mir mal eine gute Idee kommt, in der Elben und Trolle die Hauptrollen spielen können, warum nicht?

Was ich persönlich so gar nicht mag, ist diese Twilight-Welle. Romanzen über Romanzen, mit lauter wahnwitzig tollen Vampiren. Na danke. Aber gut, das ist wahrscheinlich die Rosamunde-Pilcher-Schiene der Fantasy. Muß es eben auch geben. Und hat wohl schon mit Buffy, der Vampirjägerin angefangen.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: C.M.Spoerri am 03. Februar 2014, 00:02:10
Und hier noch meiner ;D:
Ich mag High Fantasy genauso wie die sogenannte Low Fantasy, wenn die Geschichte gut geschrieben ist. Dann verzeih ich auch gerne irgendwelche Klischees ;) aber ich suche mir meine Bücher trotzdem so aus, dass ich nicht gleich zig solche Romane nacheinander lese.

In meinen Romanen kommen Zwerge, Elfen (nein, keine Elben, wie von Tolkien gepredigt :) ), Trolle, Drachen, Dämonen, Geister sowie Elementare und alles sonst so mögliche vor. Habe auch einige eigene "Völker" erfunden. Und ich versuche, das Ganze so "realistisch" wie möglich anzugehen.
Ein Beispiel: Elfen sind auch bei mir klischeehaft schön und können Magie wirken. Aber mal ehrlich: Wenn das tatsächlich so wäre, dass jeder Mensch sich auf der Stelle in einen Elfen verliebt, weil dieser sooo schön ist, dann wären die Elfen ... genau: ziemlich eingebildet! Und das sind sie bei mir auch. Sie sind äusserst selbstbewusst, anzüglich, ab und an sehr arrogant, aber doch auf eine Art charmant und witzig. Eben nicht so wie Tolkien-Elfen, die mit ihrer Aura alleine schon eine Fliege an die Wand klatschen können :omn:
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Luna am 03. Februar 2014, 11:05:11
Zitat von: Sanjani am 29. Januar 2014, 18:33:58
Außerdem liebe ich es, in fremde Welten abzutauchen. Ich möchte dabei keinen Infodump haben, sondern eine ganz dynamische Welt, die sich im Zuge der Handlung vor mir auftut. Ich kann besser in eine solche Welt abtauchen, als in ein Urban Fantasy Werk, einfach weil es mir zu real ist, zu nah an meinem eigenen Leben, jedenfalls vom Umfeld her.
Geht mir ähnlich. Realtiät habe ich jeden Tag genug ;D. Auch ich liebe es, in fremde Welten abzutauchen, wobei ich es aber nicht mag, wenn der Autor uns diese in ellenlangen Landschaftsbeschreibungen näherbringen will.

Zitat von: Fianna am 29. Januar 2014, 19:28:18
Nachtrag:
Was mir sehr gefiel, war die "Artefakte der Macht"-Reihe von Maggie Furey (Aurian-Reihe). Da gab es zwar extrem viel Magie, viel Action und eine wirklich epische Bedrohung, genauso wurde aber auf glaubhafte Charaktere und ihre Entwicklung wert gelegt oder (sozial-)kritische Fragen angeschnitten. Meine einzigen Kritikpunkte waren, dass die Heldin sowohl eine starke Magierin als auch eine dolle Schwertkämpferin ist (das ist zwar glaubhaft dargestellt und kam nicht über Nacht, aber sie wird so einfach eine extrem starke Figur) sowie die vielen Erzählperspektiven, die jeweils mit einem unterschiedlichen Ort einhergingen.
Wenn zu viele Leuten an zu vielen verschiedenen Orten abwechselnd erzählen, trifft das nicht meinen Geschmack.
Falls der eine Strang super ist, ein anderer jedoch mich mäßig interessiert, ist es mir schon mit 3 zuviel, obwohl 3 ja nicht viel sind und man da auch recht lange in einer Perspektive bleibt.
Hach, noch jemand, der die "Artefakte der Macht" Reihe von Maggie Furey kennt :wolke:. Schon alleine das Cover des 2. Bandes Windharfe (http://www.amazon.de/Die-Artefakte-Macht-02-Windharfe/dp/3404202678/ref=sr_1_5?s=books&ie=UTF8&qid=1391418706&sr=1-5&keywords=maggie+Furey) ist toll. Das stimmt schon, die Heldin war etwas zu superduper, super Magierin und gleichzeitig noch duper Schwertkämpferin, hat mich aber nicht so gestört. Die vielen Erzählperspektiven ebenfalls nicht. Ich lese gerne aus unerschiedlichen Perspektiven.

Wer sagt denn, dass es in der High Fantasy immer Trolle und Drachen geben muss, wo es doch auch Chulle (http://static2.wikia.nocookie.net/__cb20100928075258/stormlightarchive/images/2/20/Chulls.jpg) gibt ;D, um mal wieder für die Sturmlichtchroniken Werbung zu machen. Das ist erfrischende High-Fantasy mit glaubhaften Charakteren, in der viel Wert auf Charakterentwicklung gelegt wird und eine überaus faszinierende Welt aufweist. Den x-ten Tolkien Abklatsch und diese ganzen Völkerromane kann ich auch schon nicht mehr sehen, aber ansonsten schlägt mein Herz doch sehr für High-Fantasy, Low-Fantasy a la SoIaF und Spiel der Götter, gerne auch grim und gritty.

Zitat von: Romy am 29. Januar 2014, 18:13:23
Hast Du wirklich diesen Eindruck?  :hmmm:
Mir ist zwar auch schon vor einigen Jahren aufgefallen, dass die High/Low Fantasy (= fiktive Welten) abnimmt und Urban und Contemporary auch bei uns im Forum immer mehr geschrieben wird, aber mir fallen auf Anhieb etliche Zirkler ein, die genau wie ich die klassische Fantasy lieben. Ich finde nicht, dass klassiche Fantasy eine Randerscheinung geworden ist, hier im Zirkel schon gar nicht. ;)
Mir ist es schon aufgefallen, dass sich immer mehr der Urban und Contemporary Fantasy hinwenden oder gar keine Fantasy mehr schreiben, aber demgegenüber fallen auch mir etliche Zirkler ein, die die klassische Fantasy lieben und in dem Bereich schreiben. Gerade in letzter Zeit scheint es wieder mehr zu werden :jau:, wenn man sich den Roman Thread so anschaut.

Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: canis lupus niger am 03. Februar 2014, 20:13:49
High Fantasy war für mich immer Tolkien. Elben gehörten ihm, ebenso wie anständige Zwerge, Trolle, Drachen und Orks. Besser als der Großmeister konnte die sowieso keiner schreiben und alle so genannten Völkerromane hielt ich für erbärmliche Abkupferei.
Bis ... ja, wann eigentlich?

Irgendwie geriet ich erst in Kontakt, und dann in das Autorenteam einer Fantasy-Reihe, deren Kontinent mit genau diesen Wesen bevölkert war. Nach anfänglichem sehr starken Zögern, begann ich mich für DIESE Elben, Orks und Drachen zu erwärmen. Sie besaßen eigenen Charakter und waren von denen Tolkiens sehr verschieden. Irgendwie ganz normale Leute - auf ihre Art natürlich.

Ich habe mich vorsichtig überwunden, die "Zwerge' von Markus Heitz zu beginnen (gefiel mir irgendwie nicht so), die "Elben" von Hennen (fesselte ebenfalls nicht, trotz unbestreitbarer Qualität, einfach nicht meine Sprache; eine Freundin von mir ging dagegen vor Begeisterung in die Knie!), die Orks von Stan Nicols (ganz unterhaltsam, aber qualitativ weit, weit unterhalb von Hennen). Aber immerhin begann ich auf diese Weise, High Fantasy anderer Autoren (als Tolkien) als lesbar zu akzeptieren.  ;)   

Schließlich habe ich damit begonnen, selber ein Buch zu schreiben, in dem Drachen eine entscheidende Rolle spielen, und zwischendurch habe ich eine Novelle über einen pubertierenden Ork-Jüngling verfasst, der auf dem Selbstfindungs-Trip ins Stolpern kommt. Diese Drachen und Orks sind anders, als die von Tolkien, obwohl sie natürlich auch entscheidende Übereinstimmungen aufweisen. Drachen sehen für mich nun mal so aus, wie Tolkien sie beschrieben hat. Punkt. Aber meine Machwerke sehe ich irgendwie auch nicht als High-Fantasy an. Es geht nicht um die großen Völkerschlachten, sowie die Rettung und das Fortbestehen der ganzen Welt unter der richtigen Herrschaft, sondern (wie Pratchett mal sinngemäß und ganz wunderbar über seine 'Teppichvölker' schrieb) darum, wie man ohne Könige zurecht kommen, Kriege vermeiden und vernünftig miteinander umgehen kann.

Insofern mag ich High Fantasy sehr. Ich lese gerne gute High Fantasy, weil es für mich DIE Fantasy ist. Und ich schreibe (auch) über High-Fantasy-Wesen und habe einen Mords-Spaß dabei, weil ich so über sie schreibe, wie es mir gefällt.  :jau:
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sascha am 04. Februar 2014, 20:24:08
Ich noch mal.
Was mir eingefallen ist, weil hier so viel von Stilbrüchen die Rede ist und davon, wie man die bekannten Figuren/Völker variieren kann.
Kennt jemand die Bücher von Herbie Brennan? Elfenportal,Purpurkaiser, Elfenpakt, Elfenlord und Elfenthron.
Da sind die Elfen ausgesprochen menschlich. In ihrer Welt hat Magie teilweise die selbe Funktion wie bei uns Elektrizität, dann gibt es einen Haufen andere Fabelwesen, die teilweise aus anderen Genres geklaut scheinen (z.B. symbiotische Würmer wie in Stargate), Dämonen, die bei uns Menschen als Aliens (Roswell style) samt fliegende Untertassen auftauchen etc.pp.
Er rührt eigentlich viele verschiedene Sachen zu einem großen, bunten Eintopf zusammen, aber der schmeckt. Er übertreibt ab und an fast ins Absurde, aber immer so, daß es lesbar und lustig bleibt, und man hat wirklich viel zu lachen. Auch so was, wo ich sage: Originelle Idee, zwar alles schon mal dagewesen, aber eben nicht so; das hat was.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sternsaphir am 04. Februar 2014, 23:03:35
Also ich muss gestehen, dass ich das klassische High Fantasy mit seinen Klischees nicht sonderlich mag.
Ich mag diese Herr der Ringe-Elben gar nicht so sehr, bin auch kein Ritter-Fan und Drachen dürfen auch nicht in den Standard fallen.
Wenn Elben, dann ziehe ich lieber die wilden Elfen vor, die kriegerisch im Wald leben, angelehnt an Elfquest.
Und das klassische Gut und Edel gegen Böse und Niederträchtig finde ich langweilig.
Hatte mal ein paar Bücher aus der Drizzt Do'Urden-Reihe gelesen. Nach dem sechsten Buch landeten sie bei mir in der Ecke, weil die Geschichte immer diegleiche und leicht zu durchschauen war.

Ich glaube, wenn es zuviel von einem bestimmten Genre gibt, lehne ich es instinktiv erstmal ab. So ähnlich geht es mir auch bei Hypes um diverse Bücher und Filme. Darum hatte ich Filme wie "Avatar" oder "Tribute von Panem" nie im Kino gesehen, was ich hinterher ein bißchen bereut habe. Aber der Hype hat mich total abgeschreckt. Naja, die Bücher zu Panem hat mir mein Schatz zu Weihnachten geschenkt (zwei Wochen später hatte ich sie alle durchgelesen  :gähn:).

Urban Fantasy mit Vampiren mag ich auch nicht mehr. Als ich damals "Interterview mit einem Vampir" gelesen und im Kino gesehen habe, fand ich das noch sehr elegant. Aber jetzt wird der Markt irgendwie regelrecht mit Vampir-Stories überflutet und wenn ich dann die Teenager-Vampire in diversen Serien sehe, schalte ich sofort ab. Ich denke, dass da bestimmt die eine oder andere gute Story dahintersteckt, aber mir ist es einfach zuviel und mein Inneres sträubt sich dann, als ob es mir sagen will: "Nur weil alle grad auf diesen Zug aufspringen, musst du es noch lange nicht ebenfalls tun!"

Also bei High Fantasy bin ich sehr wählerisch. Ich habe früher gern High Fantasy geschrieben, aber inzwischen bin ich davon abgekommen.
Mir liegt nun eher Low Fantasy mit all den irdischen Problemen, den kleinen Makeln und Ecken. Artefakte dürfen bei mir nicht zu abgehoben sein, Magie muss etwas Besonderes bleiben und nur selten und auch verständlich angewandt werden. (z.B. "Stein und Flöte" von Hans Bemmann)
Fabelwesen, ja ich mag Fabelwesen. Aber auch diese sollten nur spärlich und etwas Besonderes bleiben.
Wenn die Geschichte dann auch spannend ist und interessante Wendungen aufzeigt, lese ich auch High Fantasy gern.
Oder die Verbindung von High Fantasy zur "Normalwelt" mag ich auch. Wenn zwei Welten auf einanderstoßen, ist das immer sehr spannend.  :buch: Habe den "Blumenkrieg" gelesen und das "Gläserne Tor" von Sabine Wassermann.

Ich denke, dass die Geschichte das Wichtigste ist. Wenn die Handlung spannend ist, dann sehe ich auch über so manches Klischee hinweg.  ;D

Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sanjani am 05. Februar 2014, 08:04:00
Zitat von: Sternsaphir am 04. Februar 2014, 23:03:35
Hatte mal ein paar Bücher aus der Drizzt Do'Urden-Reihe gelesen. Nach dem sechsten Buch landeten sie bei mir in der Ecke, weil die Geschichte immer diegleiche und leicht zu durchschauen war.

Aber das ist ja bei allen anderen Genres genauso, wie du ja auch weiter unten über Urban Fantasy geschrieben hast. Ich hab z. B. eine Zeitlang gerne Krimis gelesen. Dann habe ich irgendwann bemerkt, dass es immer dasselbe Schema ist - Kommissar ermittelt, verhört Verdächtige und überführt den Täter. Danach habe ich nur noch selten einen Krimi in die Hand genommen. Bei Harry Potter war es genau dasselbe - immer dieselben Konflikte, immer dieselbe Geschichte, nur in anderem Gewand. Bei Liebesromanen gilt das gleiche und bei Familienromanen auch. Das bringen Genres ja auch ein Stückweit mit. Sie sind Konventionen für eine bestimmte Art von Geschichte, und die Frage ist einfach, nach wie vielen derartigen Geschichten ist man als Leser übersättigt. Das hängt m. E. auch damit zusammen, wie gerne man den Geschichtentyp mag. Ich z. B. mag die Gut-gegen-böse-Geschichten gerne, sodass ich wahrscheinlich erst nach dem 5. Buch für einige Zeit kein High Fantasy mehr lesen würde, während ein anderer vielleicht schon nach dem ersten sagt, so mir reicht's wieder. Dafür mag der andere halt lieber den Typ Krimi und ein dritter lieber den Typ Vampirromanze usw.

Das mal noch mein Senf dazu :)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 10:50:51
Ohne jetzt alle Antworten gelesen zu haben. Zuerst wollte ich schreiben: High Fantasy? Interessiert mich nicht, aber ein Blick auf mein Bücherregal strafte mich dabei Lügen, denn ich habe doch das eine oder andere Epos, das ich sehr mag, zuhause. Sie sind aber in der Unterzahl.

Das einzige Klischee, was mich wirklich stört, sind eigentlich Elben, einfach weil die mir zu perfekt, zu toll, zu klug und überhaupt zu sehr über-allem sind. Solche Charaktere mag ich nicht, aber ich mag auch keine Marvel-Superhelden (ausser X-Men). Klischees haben andere Genres ebenso. In jeder zweiten Horrorgeschichte kommt ein einsames Spukhaus im Wald vor, Vampire sind immer entweder unsterblich verliebt oder aus einem alles verschlingenden Virus entstanden, jeder Endzeit-Film enthält den ultimativen Messer-Fanatiker und so weiter. Wenn man keine solchen Bücher mehr lesen wollte, dürfte man gar nichts mehr lesen, denn bis zu einem gewissen Punkt definieren Klischees ein Genre ja auch. Ich finde, es kommt auf die Details an, auf die Charaktere, die Ausstattung, den sonstigen Inhalt. Es ist ein Balanceakt, der sehr wohl gelingen kann (aber nicht muss).

Was mich an der High Fantasy stört und weshalb ich wenig lese und selber keine schreibe, ist das "High". Es sind immer grosse Welten, grosse Kämpfe, viele Völker, viele Verstrickungen, viele Beziehungen, lange Reisen. Mir ist das zu viel. Ich mag es, wenn es vorwärts geht, wenn die Handlung durch Aktion bestimmt wird und nicht überwiegend zwischen den Zeilen der Dialoge passiert. Das ist mir zu langsam, zu zäh. Auch dieser oft politische Aspekt ist mir zu langatmig. Ich habe keine Geduld für so etwas. Versteht mich nicht falsch, es darf durchaus intellektuelle anspruchsvoll sein und ein wenig Epik ist sogar schön. Aber ich muss das Gefühl haben, dass etwas geht, dass es vorwärts geht. Bei vielen High Fantasy-Romanen fehlt mir das. Dieses Langsame, "für die Reise von A nach B brauchen wir so und so lange, die Zeit ist knapp, wir müssen uns beeilen" und der Autor beschreibt dann jeden einzelnen Tagesablauf dieser Reise in allem Detail, die Zeit ist knapp, aber der Autor hält sich mit seitenlangen Landschaftsbeschreibungen auf. Das stört mich. Es stört mich aber auch in jedem anderen Genre, nur, dass es z.B. bei Urban oder Contemporary Fantasy per Definition weniger vorkommt.  ;)

Es ist einfach nicht meins, mit diesem High. Ich habe auch nicht gerne viele Völker und Figuren, jeder bekommt eine halbe Seite und dann kommt der nächste. Möglichst noch in diesem auktorialen Erzählstil, bei dem man nie ganz in den Gedanken einer Person drin ist, weil ja noch beschrieben werden muss, was die Person alles nicht weiss. Da kann ich mich ja in keinen richtig hinein versetzen. Ich habe lieber ein paar wenige Figuren, deren Schicksalen, Gedanken und Gefühlen ich folgen und mit ihnen mitfiebern kann.

Hinzu kommt, dass ich 400 Seiten plus Bücher nicht mag, weil mir da einfach sehr oft nach Seite 200irgendetwas die Geduld ausgeht. Und dann sehe ich: Das ist ja noch nicht einmal die Hälfte. Hingegen bei einem 300-Seiten-Buch bin ich da schon fast beim Showdown oder ganz nahe dran und es läuft einfach dauernd was.

Deshalb habe ich lieber die "Low"-Genres bzw. die "einfacheren". Das hat aber nichts mit Klischees oder den immer gleichen Motiven zu tun, sondern ist einfach nur persönliche Vorliebe. Entsprechend schreibe ich natürlich auch in den Genres, die ich bevorzuge. Wie gesagt, Ausnahme gibt es und es gibt auch 600-Seitige Horrorbücher, die mir sehr, sehr gut gefallen, also... Aber meine Tendenz geht eher in die einfachere Richtung.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: pyon am 05. Februar 2014, 11:16:35
Zitat von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 10:50:51
Was mich an der High Fantasy stört und weshalb ich wenig lese und selber keine schreibe, ist das "High". Es sind immer grosse Welten, grosse Kämpfe, viele Völker, viele Verstrickungen, viele Beziehungen, lange Reisen. Mir ist das zu viel. Ich mag es, wenn es vorwärts geht, wenn die Handlung durch Aktion bestimmt wird und nicht überwiegend zwischen den Zeilen der Dialoge passiert. Das ist mir zu langsam, zu zäh.

Damit stimme ich vollkommen überein!  :jau:
High Fantasy - schön und gut, aber ich habe auch nur relativ wenige Epen in meinem Bücherregel, was vor allem daran liegt, dass die meisten von ihnen tatsächlich langatmig sind und ohne etliche Klischees nicht auskommen. Unzählig viele Völker, davon mindestens einmal Elben oder ebenähnliche Wesen oder Zwerge und so weiter und so fort. Teilweise finde ich, dass wir Menschen schon komplex genug sind und man nicht unbedingt seltsame Wesen braucht um eine gute Geschichte zu erzählen.

Es stimmt schon, dass all diese gängigen Klischees nerven, aber das liegt einfach daran, weil man sie, meiner Meinung nach, heutzutage einfach überall sieht und regelrecht damit erschlagen wird. Wenn ich bereits im Klappentext lese, dass der Protagonist irgendwelchen besonderen Wesen angehört, ein Auserwählter ist usw., dann schlage ich das Buch oft gar nicht mehr auf.

Wie Haunting Witch schon geschrieben hat es ist einfach zu viel und zu groß. Ich denke, dass gute Geschichten auch im Kleinen passieren können.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sternsaphir am 05. Februar 2014, 11:22:24
Zitat von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 10:50:51


Hinzu kommt, dass ich 400 Seiten plus Bücher nicht mag, weil mir da einfach sehr oft nach Seite 200irgendetwas die Geduld ausgeht. Und dann sehe ich: Das ist ja noch nicht einmal die Hälfte. Hingegen bei einem 300-Seiten-Buch bin ich da schon fast beim Showdown oder ganz nahe dran und es läuft einfach dauernd was.



Ich glaube, das hängt wirklich von der Geschichte ab. Durch manche Wälzer habe ich mich auch durchquälen müssen, bei anderen verflogen die Seiten einfach nur so, weil ständig etwas passiert ist.
Vor allem was lange Reisen anbelangt, ist es schon eine Herausforderung, diese nicht zu langweilig zu gestalten. Einerseits muss man ja dem Leser vermitteln, dass diese Reise wirklich lang ist, andererseits darf sie auch nich zu öde sein (was lange Reisen aber gerne an sich haben).
Ich hüpfe bei solchen Reisen meist von Ereignispunkt zu Ereignispunkt bzw. auch zu topographischen Punkten, z.B. wenn die Reisenden ein Gewässer erreichen oder ein Gebirge. Dann lasse ich wieder ein paar Tage einfach vergehen und setze am nächsten Ereignis an, was entscheidend für die Geschichte ist. Ich habe meist das Problem, dass ich mich gern in Landschaftsbeschreibungen verliere. Aber bei zu wenig habe ich immer das Gefühl, dass ich den Leser nicht so recht in die Szene hineinversetzen kann.


Zitat von: Drachenkrieger am 05. Februar 2014, 08:07:34
Interview mit einem Vampir: Ich finde, das ist eh der beste Vampirfilm. Werde mir den wohl mal wieder ansehen. Und die Bücher sind einfach toll.



Ja, da gebe ich Dir recht. Ich fand den Film und die Geschichte drum herum äußerst spannend und angenehm, da sie nicht so das typische Klischee bedient haben, sondern etwas davon abwichen.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 05. Februar 2014, 11:34:03
Stichwort "Interview mit einem Vampir", da muss ich doch auch noch etwas sagen. ;D Erst einmal: Ich liebe sowohl Film als auch Bücher (d.h. die ersten 7).

Zitat von: Sternsaphir am 04. Februar 2014, 23:03:35
Urban Fantasy mit Vampiren mag ich auch nicht mehr. Als ich damals "Interterview mit einem Vampir" gelesen und im Kino gesehen habe, fand ich das noch sehr elegant. Aber jetzt wird der Markt irgendwie regelrecht mit Vampir-Stories überflutet und wenn ich dann die Teenager-Vampire in diversen Serien sehe, schalte ich sofort ab.

Das stimmt. Aber man muss auch sehen, dass Anne Rice an diesen neuartigen Glitzervampiren natürlich mitschuld ist. Vor ihren Büchern waren Vampire stets grauenerregende, unheimliche Monster, die Menschen vor allem hassten und/oder verspeisten. Mit Louis kommt nun erstmals einer, der die Menschen zu sehr mag, um sie aus solch egoistischen Gründen zu töten und sich selbst als grausam und nicht human genug empfindet. Ich denke, das alles hätte sich ganz anders entwickelt, wenn Rice nicht gewesen wäre. Diese sehr menschliche Seite am Vampir hat sie erstmals so detailliert dargestellt. Zwar ist bereits "Dracula" aus dem gleichnamigen Buch von Bram Stoker durchaus ein Wesen mit Seele und nicht einfach nur böse. Aber er ist immer noch sehr viel monströser als Louis oder auch Lestat, der ja vor allem ein verzweifeltes Schlitzohr ist.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 05. Februar 2014, 12:59:48
HauntingWitch
Du bringst mich ins Schwitzen. Wieder weiss ich ob deiner Beschreibung nicht, was ich eigentlich für dein Buch geschrieben habe  :rofl:. Es ist der Beginn eines Epos. Helden gehen auf die Reise. Es geht um die Rettung der Welt. Alles 100% Klischee in Reinkultur ;). Aber trotzdem geht es rasant vorwärts (was ja auch schon die Klage eines Betalesers war :P). Irgendwie hab ich versucht, ein Epos zu schreiben (übergeordnet), die Figuren aber eher im Sinne der Low Fantasy zu präsentieren. Mir ist einfach noch nicht klar, ob das überhaupt funktionieren kann. Also beides, Epos und Charakterstudie in einem. Vielleicht beisst sich das gegenseitig in den Schwanz. Ich hoffe nicht.

Sternsaphir,
Reden wir hier denn von effektivem Reisen oder im metaphorischen Sinn? Ich frage nur, weil Reisen mit Aufstehen, Reiten, Wasser suchen, Jagen.... ja, das wäre nicht so in meinem Sinn. Da gibt es halt dann Zeitsprünge bis zum nächsten wichtigen Ereignis. Aber Reisen im Sinne von, der Prota geht auf die "innere" Reise und besteht viele äussere und innere Abenteuer, das gefällt mir dann wieder sehr.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Sternsaphir am 05. Februar 2014, 13:17:33
Zitat von: Cailyn am 05. Februar 2014, 12:59:48

Sternsaphir,
Reden wir hier denn von effektivem Reisen oder im metaphorischen Sinn? Ich frage nur, weil Reisen mit Aufstehen, Reiten, Wasser suchen, Jagen.... ja, das wäre nicht so in meinem Sinn. Da gibt es halt dann Zeitsprünge bis zum nächsten wichtigen Ereignis. Aber Reisen im Sinne von, der Prota geht auf die "innere" Reise und besteht viele äussere und innere Abenteuer, das gefällt mir dann wieder sehr.

Eigentlich dachte ich jetzt an die physische Reise. Bei meinem letzten Projekt gehen die Protas in der zweiten Hälfte des Buches auf eine sehr lange Reise. Sie passieren dabei einen Vulkangürtel, eine Steppe und dringen weit in den hohen Norden vor.
Das kann ich natürlich nicht in wenigen Seiten zusammenfassen, zumal bei jeder Etappe der Plot weiter vorangetrieben wird: Da die Protas jemanden verfolgen, von dem sie noch nicht wissen, wer es genau ist, finden sie hier und da Spuren, treffen auf andere Kulturen, die ihnen helfen oder sie auch aufhalten, und müssen auch Vermutungen anstellen oder mal die falsche Richtung einschlagen. Aber ich versuche, nur die spannenden Teile einer Reise zu beschreiben und dann halt Zeitsprünge zu machen, wenn es zu langatmig wird.
Alltägliche Probleme wie Wasser und Nahrung lass ich nur einfließen, wenn diese zur Mangelware und damit zu einem echten Problem für die Protas werden. Manchmal lasse ich es auch als Nebensatz einfließen. z.B. sitzt der Haupt-Prota unter einem Baum und denkt über etwas nach, suchen derweil seine Reisegefährten nach etwas Essbarem. Damit sind die anderen Gruppenmitglieder gleich aus dem Plot etwas ausgeschlosssen und der Leser kann sich voll und ganz auf den Prota konzentrieren.
Die psychische Metamorphose findet ganz von allein statt, wobei ich wiederum lange Monologe oder Gedankengänge als langweilig empfinde. Ich lasse meine Protas gern auch mal im Regen stehen oder sie kapieren erst in letzter Sekunde den Zusammenhang, wobei ich den Leser an den Erkenntnisstand der Hauptperson zu knüpfen versuche.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Szazira am 05. Februar 2014, 14:38:20
Nur weil Elben, Trolle und Drachen in einem Buch vorkommen, heißt das nicht, dass das, was da rauskommt, immer High Fantasy sein muß. Ich habe die Schubladenquetscherei noch nie verstanden. Ich persönlich nehme ein bisschen hiervon, ein wenig davon, rühre kräftig um und füge noch eine Portion von mir dazu.

Um mal mit einem Vergleich aus der Küche zu kommen: Viele Gerichte gibt es schon lange und jede Generation interpretiert sie für sich neu. Manchmal wird ein Buch zum Trend und plötzlich schreien viele andere "ich auch". Ob die Bücher nun schon länger auf dem Markt sind, frisch eingekauft oder sogar Auftragsarbeiten macht kaum einen unterschied. Manche sind gut, andere besser und wieder andere einfallslos. Wer was ist, entscheiden zunächst die Verlage, dann picken die Kunden aus den ihnen vorgeworfenen Krümeln etwas für sich raus. Mit Werbeetat kann man viel machen, aber nicht alles. Wie sagte eine Prostituierte mal bei einem Interview? "Es gab Zeiten, da habe ich nur auf weiß verdient." (Sie hat nur dann Freier gehabt, wenn sie weiße Dessous trug). Irgendwann ist der Hype dann vorbei und man rennt dem nächsten Trend hinterher. Auch die Vampire gehen vorbei (wobei ich mich frage, was an manchen noch "Vampir" ist ausser die Bezeichnung).
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Coehoorn am 06. Februar 2014, 19:32:41
Ich mag High Fantasy. Ich liebe es, wenn sich ein Epos entwickelt, wenn die Reiter Rohans geschlossenen in die Schlacht reiten und eine epische Schlacht um Minas Tirith führen, wenn sich Geralt von Riva und seine Freunde eingekeilt zwischen den Heeren der nördlichen Königreiche und Kaiser Emhyr wiederfinden und Ciri von der Wilden Jagdt durch die Welten verfolgt wird.

Ich lese gerne die Entwicklungen in verschiedenen Ländern und Gebieten, welche die Helden auf ihrem Weg umherwirbeln wie der Wind das Laub.

High Fantasy ist für mich die Krone der Literatur.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: absinthefreund am 07. Februar 2014, 18:50:23
Ich hab ein Herz für High Fantasy!

Aber ich habe schon seit einer Ewigkeit keine mehr angerührt. Die Völkerromane interessieren mich auch nicht. Mich stört etwas ganz Bestimmtes an ihnen ... Ich nenne es mal die Essenz. Ich habe den ersten Teil der Elfen-Reihe von Hennen gelesen, der nicht nach meinem Geschmack war, und mir einige Leseproben anderer aktueller High Fantasy zu Gemüte geführt. Alles der gleiche Stil.

Ich mag High Fantasy im Stil von Tolkien, ich mochte Patricia A. McKillips Riddle-Master, Ursula K. LeGuins Erdsee-Saga und Marion Zimmer Bradleys Avalon-Saga. (zählt im engeren Sinn wohl nicht zu High Fantasy, aber in meiner weiter gefassten Sichtweise schon. ;)) Diese Autoren gehören zu meiner Riege der Fantasy-Knacker, nach denen ich immer wieder suche. Hat jemand Empfehlungen?

Diesen Autoren haftet etwas an, was ich bei den Hennens, Heitzes, Finns unserer Zeit vermisse. Einerseits ist es der Schreibstil, der mich sofort in eine andere Zeit, ein anderes Land versetzt, ohne großen Aufhebens darum zu machen. Meist beginnen diese Geschichten mit einem trivialen Ereignis oder der ruhigen Vorstellung des Landes, also ganz gemächlich, nach dem Motto: "In a hole in the ground there lived a Hobbit. Not a nasty dirt wet hole ..."
Im Gegensatz zum Prolog der modernen High Fantasy, der entweder mit Action oder Geheimnissen daherkommt, um die Spannungssucht des Lesers zu befriedigen, damit er ja am Ball bleibt.
Die Sprache der alten Meister hingegen unterstreicht das mittelalterliche Setting, sie ist reif, etwas altmodisch und bodenständig, und man glaubt ihr alles, was sie erzählt, als wäre es vor langer, langer Zeit tatsächlich geschehen.

Bodenständig sind auch die Charaktere. Sie sind realistisch und sympathisch, keine coolen Typen, die Meister irgendeiner Kampfkunst sind und immer einen ironischen Spruch auf Lager haben. Ja, der Humor in den aktuellen High-Fantasy-Romanen lässt zu wünschen übrig, zu plump, zu aufgesetzt, zu modern. Und dann übetreffen sich all die Badasses, seien es Menschen, Elben, Orks, Zauberer oder Zwerge immer noch gegenseitig in ihren skills und talents. Das ist doch Effekthascherei.
Bei den Klassikern stehen neben der Quest, die den Untergang der Welt verhindern soll, auch alltägliche Probleme auf dem Plan des Helden, die es zu lösen gilt. Die Geschichten sind nicht nur dicht an Sprache, Plot und Charakteren, sondern auch humanistisch und philosophisch in ihrer Ideologie, und gehen deshalb so viel tiefer als die reinen Abenteuergeschichten der Völkerromane. Ah, so möchte ich auch schreiben. :wolke:

Wer schreibt heute High-Fantasy im Stil der oben genannten Autoren? Jemand von euch vielleicht? Da wär ich gespannt.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Naudiz am 08. Februar 2014, 01:32:24
Zitat von: absinthefreund am 07. Februar 2014, 18:50:23
Wer schreibt heute High-Fantasy im Stil der oben genannten Autoren? Jemand von euch vielleicht? Da wär ich gespannt.

*zaghaft meld* Meine Schreibe ist nicht exakt tolkienesk, aber doch bedeutend näher an den alten High Fantasy-Romanen als an den neuen. Schon allein durch meinen zuweilen zum Erbrechen poetischen Stil. Das würde sich kaum einer der großen Fantasy-Schreiber Deutschlands trauen, glaube ich - zu blumig, zu wenig Action, zu wenig badass. Gerade letzteres passt auch auf meine Figuren. Und die Plots. Denn die haben zwar schon eine große Handlung, nebenher läuft aber viel Zwischenmenschliches und ja, ein Stück weit 'Normales'.

Hm. Klingt wie Selbstbeweihräucherung. Aber du hast gefragt! ;D Majas Romane gehen auch in die Richtung. Sie ist allerdings um die tausendmal besser als ich kleines Lichtlein :) Und Sprotte! Wobei ... sprottige Romane sind viel blutiger als die alten Meister. Und mit mehr Schmachten. Aber gut! :wolke:
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Judith am 08. Februar 2014, 09:58:04
Zitat von: absinthefreund am 07. Februar 2014, 18:50:23
Wer schreibt heute High-Fantasy im Stil der oben genannten Autoren? Jemand von euch vielleicht? Da wär ich gespannt.
Ich würde es hoffen, dass ich so schreibe, denke aber nicht, dass ich auch nur annähernd an die genannten Autoren heranreiche. Trotzdem sind meine "Göttersteine" in vieler Hinsicht klassische High Fantasy. Es gibt zwar keine der typischen Fantasywesen und ich breche bewusst mit einigen Klischees, aber ich denke, dass mein Roman dennoch in vielerlei Hinsicht "klassischer" High Fantasy entspricht.

Ich liebe übrigens Reiseplots - als Leserin und als Schreiberin. Dafür habe ich wirklich eine unglaubliche Schwäche und ich finde es schade, dass ich in letzter Zeit nur noch selten entsprechende (gute) Romane erwischt habe.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Moni am 08. Februar 2014, 11:02:56
Tolkien ist zwar mein großes Vorbild, ich schreibe auch gerne episch, aber ich denke nicht, daß ich stilistisch daran heranreiche.  8) Definitiv sind aber einige meiner Projekte High Fantasy, auch ohne Elben, Zwerge, Orks usw. High Fantasy kennzeichnet sicher aber auch nicht lediglich durch die Anwesenheit solcher Völker, das möchte ich noch in den Raum werfen, da das von vielen ja als Hauptmerkmal gesehen wird.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Siara am 08. Februar 2014, 11:11:06
Eben, das sehe ich genauso. Beispielsweise Brandon Sanderson: Der schreibt ganz eindeutig High Fantasy, aber von Elfen und Orks hab ich bis jetzt noch nichts gesehen :D

Und das ist denke ich auch eine Art von High Fantasy, die noch bessere Chancen hat. Denn das ist allemal innovativ und es kann wohl kaum jemand behaupten, es wäre bereits zu oft geschrieben worden  ;) (Was aber nicht heißen soll, ich hätte was gegen die guten alten Drachen  ;D )
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: absinthefreund am 10. Februar 2014, 22:54:12
Zitat von: Naudiz am 08. Februar 2014, 01:32:24
Hm. Klingt wie Selbstbeweihräucherung. Aber du hast gefragt! ;D Majas Romane gehen auch in die Richtung. Sie ist allerdings um die tausendmal besser als ich kleines Lichtlein :) Und Sprotte! Wobei ... sprottige Romane sind viel blutiger als die alten Meister. Und mit mehr Schmachten. Aber gut! :wolke:

Ach was, Selbstbeweihräucherung. Danke für die Tipps. Eure Namen kommen auf meine Liste. :)

Zitat von: Judith am 08. Februar 2014, 09:58:04
Ich liebe übrigens Reiseplots - als Leserin und als Schreiberin. Dafür habe ich wirklich eine unglaubliche Schwäche und ich finde es schade, dass ich in letzter Zeit nur noch selten entsprechende (gute) Romane erwischt habe.

Du kommst auch auf die Liste, Judith. Ich liebe auch Reiseplots, weil ich detaillierte Umgebungsbeschreibungen liebe und überhaupt, wenn sich Umgebungen ändern und die Figuren Reisebekanntschaften machen. Reiseplots sind bestimmt nicht ausgestorben in der High Fantasy!
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 13. Februar 2014, 12:15:34
Absinthefreund,
Ich würde auch gerne wieder diese Art von Bücher lesen. Aber ich befürchte, die sind ganz arg aus der Mode. Vielleicht könnte ich dir noch die Drachenbeinthron-Saga von Tad Williams empfehlen. Für mich auch von der klassischen Garde. Ein Epos in epischer Länge und Sprache.

Was mir in meinem Repertoire noch fehlt, sind Bücher, die einen grandiosen Plot haben und dennoch charakterorientiert sind. In älteren Büchern trifft man epische Geschichten an mit eher schwachen Charakteren, oder in Neueren trifft man interessante Charaktere an, aber die Story ist allzu unspektakulär. Bei George RR Martin würde die Kombination von beidem stimmen, aber da geht mir langsam die Geduld aus, weil mir der Plot einfach zu lahm geworden ist. Ich bin also auch für Tipps offen... :)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 13. Februar 2014, 15:18:50
Da kann ich die Rhapsody-Saga von Elizabeth Haydon (zumindest die ersten 3 Bände) oder die Aurian-Saga von Maggie Furey empfehlen.
Beide haben zwar extrem starke, durch ihre Fähigkeiten fast übermächtige Charaktere (und Rhapsody ist ein bisschen Marie Sue), aber ansonsten müssten sie Deinen Vorgaben entsprechen.

Ich persönlich fand bei Aurian den Plot interessanter als in dem anderen Buch, bei Rhapsody dagegen die Charaktere. Der Bruder bzw. Achmed die Schlange (von einer unerfahrenen Benennerin umbenannt) ist für mich einer der faszinierendsten Charaktere der High Fantasy. der LI in Rhapsody nervt mich etwas (Achmed hätte sich in meinen Augen besser geeignet, und am Anfang versucht die Autorin ihn an ein oder zwei Stellen bewusst schlecht darzustellen, um ihn für diese Rolle zu deklassifizieren, was inkongruent zu der restlichen Darstellung des Charakters wirkt) aber abgesehen davon mag ich die Reihe sehr gerne.
Diese Magie der Benenner fand ich sehr schön.
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Cailyn am 13. Februar 2014, 18:18:16
Hallo Fianna!

Danke für den Tipp. Ich werde mir auf dem Kindle mal eine Leseprobe bestellen und reinlesen.

Gruss, Cailyn ;)
Titel: Re: High-Fantasy - Elben, Trolle und Drachen nerven
Beitrag von: Fianna am 14. Februar 2014, 23:40:20
Das hier wäre ein Beispiel für einen Reiseplot:
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