• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Von Wartans, Sauroden und anderen Wesen...

Begonnen von Björn, 09. März 2008, 14:52:07

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Hr. Kürbis

Ja ja, hier geht es manchmal merkwürdig zu, was den Lauf eines Themas angeht. Elfen, Orks und Zwerge, alles dem auch nur mal annähernd in die Fantasy hineingeschnupperten Leser bekannte Archetypen, an die bestimmte Erwartungen und Vorstellungen geknüpft sind.
Als Autor sollte man das berücksichtigen, wer wirklich "innovative" Fantasy schreiben will, erfindet neu, aber auch wer sich bekannter Völker bedient, kann diese noch frisch und interessant interpretieren. Nur muss er sich dann bewusst sein, "Fans" eines bestimmten Volkes durch zu viel Ummodelei zu vergrätzen.
Aber mir fällt auf, viele Autoren gestehen den Menschen die größte Wandelbarkeit zu und beschränken sich auf dieses Volk. Vielleicht weil man diese Bandbreite nur zu gut kennt und sich nicht getraut, bitterböse Elfen, zivilisierte Orks und feige Zwerge auftreten zu lassen? :hmmm:

Lord Zahnstocher

Menschen sind im Grunde ja auch die Rasse, aus der alle anderen Rassen, wie Zwerge, Elfen ... und so weiter und erbricht der Geier noch was, kommen. Es sind ja alles nur Rassen, bei denen ein Charakterzug absurd verstärkt wurde. Und dadurch werden die Möglichkeiten solcher Rassen eingeschränkt. Z.B. hab ich (fast) noch nie eine Zwergen-, Ork-, oder Trollfrau gesehen, weil (verzeiht mir wenn ihr anderer Meinung seid) ich finde, dass die Charakterzüge solcher Rassen einfach nicht dazu passen.
In dem Fall sind Menschen ja vielseitiger. Sie besitzen fast alle bekannten Charakterzüge (außer vielleicht von irgendwelchen Insekten) dieser Welt. Und so kann man auch alle ihre Charakterzüge übertreiben, sodass am Ende im Prinzip sowieso das gleiche herauskommt wie bei Elfen, Zwergen, oder Orks.
Konntet ihr mir folgen?

Hr. Kürbis

Äh, ja, einigermaßen ... ;)
Sicherlich macht die "Bandbreite" des möglichen Spektrums des Menschen ein Auftauchen anderer Völker fast nicht notwendig, allerdings ist das Fantasy-Genre ja für seine Schwarz/Weiß-Malerei bekannt, Gut gegen Böse, Licht gegen Schatten, da braucht es manchmal harte Kontraste, um das Grau der Menschen  zwischen blendendem Weiß und dunkelstem Schwarz sichtbar zu machen.

Wie, das ist ein Satz geworden? Ich glaube, ich gehe besser ins Bett ...  :gähn:

Lord Zahnstocher

#33
Dann werden die von dem Dunklen Herrscher halt solange gefoltert, bis sie hässlich genug sind um grundlos böse zu sein, und er sich nicht mehr schämen braucht, sie in den Kampf zu schicken.  ;D

Björn

Also ich glaube, daß die verschiedenen Völker in der Fantasy (die übrigens auch im Genre Sience Fiction eine Rolle spielen) vor allem die unterschiedlichen Eigenschaften der Menschen in der Realität darstellen. Zunächst einmal sind diese Unterschiede in der Morphologie auch bei allen Menschen zu erkennen und es macht eine Geschichte in der Fantasy-Welt interessant - vor allem dann, wenn man ein Volk selbst erfunden hat. Gleiches läßt sich auf die geographischen und kommunalen Elemente ausweiten.

Die Unterschiede einzelner Gestalten (ob nun klassisch oder selbst erfunden) trägt ja auch immer bestimmte Karakterzüge mit sich, die eine Geschichte ebenfalls interessant machen. Ich nenne hier das Beispiel von Gefährten der verschiedenen Arten, die sich dann untereinander ergänzen, obwohl sie so verschieden sind.  Das ist der tolerante Teil des Bildes.

Der andere ist die Tatsache, daß die Bösen auch immer böse aussehen. Das mag auf den ersten Blick zu klischeehaft und eingefahren wirken, ist aber im Grunde auch nur eine Metapher für das Böse an sich. Seht euch nur einmal das Verhalten von eigentlich normalen Menschen im Krieg an - da gibt es genügend Beispiele. Da zeigt sich die Fratze hinter dem Biedermeinergesicht. Wenn man diese Bilder entsprechend umwandelt, kommen solche Gestalten wie Orks und Konsorten dabei heraus - und auch bei den "Eigenkompositionen" ist es ähnlich. Es liegt an jedem Autor, diese "Schwarzweißmalerei" durch entsprechende Charaktäre zu kompensieren.

Gruß
Björn

Tanrien

#35
Zitat von: Björn am 15. März 2008, 23:57:49
Also ich glaube, daß die verschiedenen Völker in der Fantasy (die übrigens auch im Genre Sience Fiction eine Rolle spielen) vor allem die unterschiedlichen Eigenschaften der Menschen in der Realität darstellen.

Genau aus dem Grund benutze ich Menschen als Charaktere. Wozu etwas hinzuerfinden, was nicht benötigt wird? Das ist auch etwas, was mich in vielen Büchern stört: Wenn unnötigerweise Völker eingeführt werden, für die man auch einfach hätte Menschen nehmen können. (Wenn "Elfen" sich nur durch spitze Ohren und längeres Leben von "Menschen" unterscheiden, "Orks" hässlicher als der Durchschnitt sind und "Zwerge" kleine "Menschen" mit vielen Haaren sind, dann frage ich mich, warum keine Menschen verwendet wurden.) Natürlich kann man sagen, dass der diskriminierte Elf/Mensch-Mischling jetzt die Metapher für einen heutigen Menschen ist, dessen Eltern zwei unterscheidliche Hautfarben hatten. Der Ork die Metapher für den vom Krieg und Bösen mental geschädigten Menschen. Natürlich.

Aber das ist etwas, bei dem ich immer noch mit mir selbst streite. Ich empfinde Fantasy gerade als spannend, wenn sie sich von den Metaphern weg bewegt, soweit das für eine in einem Buch erzählte fiktionale Geschichte eben möglich ist. Wenn sie so realistisch wie möglich ist. Ich lese wenig bis keine Science Fiction, deswegen ist mein Gefühl da vermutlich verschoben, aber wenn ich in der Science Fiction andere Völker/Rassen sehe, dann bin ich fasziniert von ihnen, weil sie eben keine Metaphern sind. (Wie gesagt, das beruht auf meiner Leseerfahrung von ein paar SF-Romanen.) Ob das nun immer so ist, oder nicht - jedenfalls ist es genau das, was ich möchte. Wenn ich schon andere Völker mit reinbringe, dann sollen sie auch andere Völker sein. Mit eigener Wirklichkeitswahrnehmung, eigener Kommunikation, eigenem Körperbau (und ich meine hier nicht, "groß und dünn und blass" oder "klein und behaart") etc. Sie sollen nicht-menschlich sein. Andere Arten, wenn man so will. (Elfen, Menschen, Zwerge, Orks (wie sie meistens in Fantasy behandelt werden) beispielsweise, sind für mich doch auf jeden Fall eine Art/Spezies. Pferd und Ork aber nicht die gleiche Art.)

Natürlich ist hier dann die Bezeichung "Volk" (genauso wie ja auch "Rasse") problematisch, aber in Fantasy ist "Volk" ja eh größtenteils eine intelligente Gruppe von Individuen.

Will ich einen Vergleich ziehen, andere Völker in Fantasy sind zu Mensch wie dann will ich da für mich selbst nicht stehen haben wie andere Menschen zum "normalen" Menschen, sondern würde sie eher mit "Tieren"/anderen Arten vergleichen. Delfine. Vögel. Katzen. Keine Vermenschlichungn davon, sondern eigenständige Arten/Völker. Das ist für mich persönlich realistischer und macht es auch einfacher, aus dem menschlichen Denken soweit wie es eben geht auszubrechen, damit diese Völker auch nicht-menschlich werden.

Völker als Mittel einsetzen ("Ich brauche jemand Böses, hey, nehme ich doch einen Ork!"), das ist jedenfalls etwas, was ich nicht machen möchte. Da bevorzuge ich Menschen mit allen Höhen und Tiefen. (Menschen sind dann vielleicht nicht Menschen wie wir, aber wer braucht schon Definitionen, wenn er die (vermeintlich) einzige intelligente Art in seiner Welt ist.)

FeeamPC

#36
Ich denke, man kann sich ohne Bedenken an die gängigen Fantasy-Völker wie Elfen und Zwerge halten. Nicht nur spricht der Leser besser darauf an, diese Völker können auch sehr deutlich nicht-menschlich sein, wenn man sie denn läßt.
Unsere Vorfahren haben diese Wesen ja wohl in erster Linie erfunden, um sich Geschehnisse in der Welt erklären zu können, die sie beängstigend fanden. Entsprechend sind die nichtmenschlichen Wesen zwar mit menschlichen Charaktereigenschaften, aber auch mit teils furchterregenden, nicht-menschlichen Eigenschaften, Ideen und Reaktion ausgestattet worden. Erst die Neuzeit hat sie zu relartiv harmlosen Geschöpfen verniedlicht.
Geben wir diesen Wesen ihre ursprüngliche Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit zurück, erübrigt sich fast schon die Erfindung neuer Arten.

Lord Zahnstocher

Das Problem ist ja auch, dass die ganzen Rassen wie Elfen etc. als so selbstverständlich angesehen werden, das es nur noch Elfen um der Elfen Notwendigkeit sind, und nicht weil sie irgendwas zu der Geschichte beizutragen hätten. Und deswegen vermag auch kaum jemand den Elfen ihre maßlose Selbstverständlichkeit zu nehmen. Und so wird auch nur selten die Faszination für solche Rassen neu geweckt, weil sie nur noch dazu da sind, um Menschen weitesgehend zu ersetzen und ein Manuskript vielfarbig wirken zu lassen, auch wenn es phänomänal eintönig ist.

hima

Namen für verschiedene Völker und Länder zu finden, ist etwas vom schwierigsten für mich. Für meine aktuelle Geschichte sass ich mehrere Tage über der selbst gezeichneten Landkarte und habe über Namen gegrübelt, und wenn mir gar nichts mehr einfiel, habe ich bereits existeirende Wörter verwendet (z.B. Amrun).

Hmm, eine Frage in die Runde:
Wie beschreibt ihr eure Wesen, wenn sie Charakteristiken von Tieren wie Wolf, Panther oder Schlange aufweisen, allerdings nicht als solche erkannt werden dürfen?

Wargomar

Da ist für mich das aller spannendste. Sich Namen und Wesen ausdenken. Völker und Länder, Inseln und Kontinente. Pflanzen, Sternenkonstellationen... Oh Entschuldigung.  Da gibt es so viel.
Und da herum dann eine Geschichte basteln, ist doch das Größte. Ich liebe es. Denn das ist eine sache, die man überall machen kann. Ob in der Bahn auf der Arbeit beim Spaziergang im Wald oder wo auch immer.

Gruß, Wargomar

Björn

@hima: wenn die Wesen bestimmte Eigenschaften/Aussehen von Tieren besitzen, dann beschreibe ich das Aussehen halt einfach (Form des Kopfes/ Körpers, Augen, Haltung, Kleidung, Rüstung etc) ohne z.B. zu schreiben: ..."wie ein Wolf" oder ähnliches.
@ Wargomar: in der Tat macht das Erfinden neuer Wesen, Städte, Länder u.s.w. wirklich Spaß - allerdings ist es immer sehr schwierig, den Überblick zu behalten, wenn man sozusagen grenzübergreifend agiert und sich merken muß, in welcher Richtung nochmal was liegt. Ist mir z.B. schon passiert, daß meine Protagonisten irgendwo langestiefelt sind und das eigentlich gar nicht sein konnte, weil dort ein Fluß langfließt, den ich in einem Kapitel vorher dort "hingegossen" und dann leider vergessen hatte.

Gruß
Björn