• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wie steht ihr zu Piraten, die eure Werke illegal runterladen?

Begonnen von JarlFrank, 28. Juni 2016, 17:18:04

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Alana

#45
Lieber Tintenteufel, an dieser Stelle denke ich, sind die Differenzen zwischen uns zu groß, so dass eine weitere Diskussion keinen Sinn hat. Von dieser Einstellung, die du da vertrittst, wirst du mich nie überzeugen. Und ich dich auch nicht von meiner. Die Welt braucht  unterschiedliche Meinungen. :)
Alhambrana

FeeamPC

Klitzekleiner Nachtrag:

Es landen sogar Bücher auf Piratenseiten, die offiziell gratis zu bekommen sind. Das macht überhaupt keinen Sinn – außer, wenn die Piratenseite damit Geld macht.
Den Rest kann man sich denken.

Evanesca Feuerblut

Noch nie war es so einfach wie heutzutage, an kostenlose oder billige Bücher zu gelangen. Noch bevor ich einen Blog hatte, konnte ich mir über Amazon bei Gratisaktionen welche herunterladen oder in Leserunden (Gegenleistung: Rezension auf dem Portal und auf Amazon) Bücher gewinnen.
Buchhandlungen meckern darüber, dass ihnen teilweise Gewinne entgehen, weil die Vielleser darauf warten, ob sie bei einer der 500 täglichen Verlosungen auf Facebook das Buch gewinnen, statt es zu kaufen.
Sobald man einen Buchblog eröffnet - oder auch nur das Wort "Buch" in der URL der eigenen Webseite irgendwo hat - bekommt man mehr Rezensionsexemplare hinterhergeworfen, als man überhaupt lesen will. Und das nicht nur von Indies, ich hatte letztens eine Anfrage von einem Bastei-Lübbe-Autor im Postfach.
Dank des Bloggerportals von Randomhouse kann sich jeder Buchblogger bis zu 10 Bücher auf einmal kostenlos zuschicken lassen. Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wer auf Randomhouse fixiert ist, könnte theoretisch nie mehr ein Buch kaufen ;-)

Von den hier angesprochenen Flohmärkten, Antiquariaten, oder Bibliotheken, die ihr Aussortiertes zu Kilopreisen, für symbolische Zahlung oder ganz kostenlos hergeben (weil sie es sonst auf den Müll werfen müssten) will ich gar nicht erst reden.

Es ist also nicht so, dass Piraterie nötig wäre, um überhaupt Zugriff auf das Kulturgut Buch zu erhalten. Bei weitem nicht. Es gibt so absurd viele Wege, legal an Gratisbücher zu kommen, dass es schon fast schädigend ist, wenn zu Viele das System zu extensiv nutzen.

Meine eigene Pirateriestory ist etwas ... schräg, aber erzählenswert:

Ich habe mich vor einiger Zeit selbst gegoogelt, weil ich auf Twitter von einer Lästerhomepage gelesen habe, die irgendwie auch Profile für Leute erstellt, die selbst gar nicht dort sind/sein wollen, wenn jemand anders die Handynummer hat. Was ein Glück, dass kein Mensch meine neue Nummer hat, aber ich wollte trotzdem mal vorsichtshalber googeln, ob ich da gelandet bin.
Und fand was GANZ anderes.

Allen Ernstes eine Webseite, die eine eBook-Versionen meines am Liebsten totgeschwiegenen SP-Erstlings gratis zum Download angeboten hat.
Zunächst einmal: Okay, es ist nichts Besonderes dabei, dass Raubkopien von eBooks durchs Netz flitzen. Wie oben bereits erwähnt, dauert das manchmal keine halbe Stunde. Als ich "Licht und Schatten" allerdings 2009 bei BoD hochgeladen habe, war die elektronische Version noch nicht verfügbar. Erst ein- oder zwei Jährchen später hätte ich gegen 90€ das Manuskript in eine elektronische Form konvertieren lassen können, aber... Nein. Einfach nein xD. Habe ich nicht getan. Das Buch hat sich kaum verkauft und ich bekam schon den damaligen Preis für das Starterpaket nicht mehr rein, da war irgendein kostenpflichtiges Upgrade erst Recht nicht drin.

Wieso zum Geier gibt es also überhaupt ein eBook von "Licht und Schatten"? Hat da jemand die Seiten eingescannt - oder, angesichts dessen, dass eines der angebotenen Formate .txt ist - gar einfach ein gekauftes Exemplar abgetippt? :O
Hat der Mensch keine Hobbys?
Das war 2012.
Ich habe an den Betreiber eine freundliche Mail geschickt, mit der Bitte, das eBook runterzunehmen, da ich das Buch selbst 2014 vom Markt genommen habe (seitdem eiert das immer noch unverkaufte, letzte von Amazon vorbestellte Neuexemplar noch... auf Amazon herum, die 2,50€ dafür habe ich vor Jahren kassiert und niemand wollte es haben).

Da wurde es auch irgendwann tatsächlich runtergelöscht. So weit, so brav. Nur, dass ich im Folgenden feststellte, dass derselbe Mensch/die selbe Firma (die Support-Mailaddy, an die man eine Takedown-Notice senden konnte, war auf allen Webseiten die gleiche) es dann rund 16 mal wieder hochgeladen hat. Derzeit ist Ruhe, nachdem ich JEDES Mal an die gleiche Adresse die Takedown-Notice schrieb, dabei zusehends unhöflicher wurde und andeutete, dass ich das nächste Mal einen Anwalt einschalte.

Und dann dachte ich, ich schaue, ob es noch irgendwo herumschwirrt und wurde auf einem Wordpress-Blog ohne Impressum fündig, wo das PDF angeboten wird *seufz*. Das ist von 2013 und ich habe Wochen gebraucht, bis Wordpress mal reagiert hat und den Blog löschen ließ. Hat aber geklappt.
Es ist "Licht und Schatten". Auch wenn die angeblichen Downloadzahlen schon beeindruckend sind - was mich hier wirklich geschädigt hat, war was anderes.
Das Buch war vom Markt. Finanzielle Einbußen? Jetzt nicht wirklich.
Aber jeder, der nach mir googelte, hatte auf den ersten Seiten fast nur die Raubkopierer. Für tatsächlich interessierte Leser war es fast unmöglich, mich zu finden oder Kontakt zu mir aufzunehmen.

Das hat mich fast am Meisten geärgert, dass solche illegalen Downloadportale durch das hohe Besucheraufkommen meine legalen Kontaktdaten quasi verdrängt haben. Und das ist ein Schaden, den man mitdenken muss.

Kurz:
Ich kann Piraterie nicht gutheißen, auch nicht aus ideologischen Gründen, weil es außer Faulheit und Convenience gerade im deutschsprachigen Raum keinen Grund gibt, sich Bücher illegal zu ziehen. (Man könnte sich darüber streiten, ob es z.B. nicht was ganz anderes ist, wenn in einem diktatorischen Regime bestimmte Bücher verboten sind und nur so weitergegeben werden können. Das ist aber eine andere Baustelle, mir geht es um ganz normale Unterhaltungsliteratur und den deutschsprachigen Raum.)
Und die große Beliebtheut von Filesharingseiten führt dazu, dass die tatsächlichen Seiten der Autoren nicht mehr auffindbar sind, wodurch ein zusätzlicher "Potentialschaden" neben dem möglicherweise entgangenen Kapital entsteht.

Zitat von: FeeamPC am 29. Juni 2016, 13:17:31
Klitzekleiner Nachtrag:

Es landen sogar Bücher auf Piratenseiten, die offiziell gratis zu bekommen sind. Das macht überhaupt keinen Sinn – außer, wenn die Piratenseite damit Geld macht.
Den Rest kann man sich denken.
Ohne Worte.  :'(

cryphos

Zitat von: Tintenteufel am 29. Juni 2016, 12:47:16
Was ist mit Star Wars beispielsweise? Du bekommst die Originaltrilogie nicht mehr. Nicht in der ursprünglichen Theaterfassung. Eigentlich nichtmal in der späteren VHS-Fassung von 1980. Nicht mal auf VHS. George Lucas hat jede Fassung nach den Videos von 1981 höchst persönlich vergewaltigt und mit noch mehr Mist vollgestopft. Nach gängigem Recht ist es schlicht illegal, sich die ursprünglichen Fassungen irgendwie zu besorgen, zu streamen oder sogar Fan Edits im Internet zu gucken, die sie restaurieren.
Müssen wir warten, bis Lucas tot ist und beten, dass er in den nächsten vierzig Jahren die Negative nicht verbrennt? Nein. Manche Güter - insbesondere Kultur und Kunstgüter - sind Gemeingut.
Genau das ist auch ein Fall von Convenience. Ich KÖNNTE warten und betteln, dass Lucas bitte, bitte endlich die Originaltrilogie raus bringt. Ich könnte mir für 300$ eine halbwegs usprüngliche Kopie aus aller Welt zusammen suchen. Oder ich google fünf Minuten.

Das Star Wars Argument lässt sich auch für einige fast vergessene Bücher verwenden, bei denen man sich nicht mehr sicher sein kann, ob sie Gemeingut sind oder nicht. Alles von H.P.Lovecraft beispielsweise.
Ja Georgie hat es verbockt. Seine neue Fassung ist nicht so dolle. Aber er hat das Script geschrieben, das Drehbuch dazu, die Story erfunden und die Filme produziert. Das Zeug gehörte ihm, bis er es an Disney verkaufte. Wieso sollte er/Disney also nicht entscheiden dürfen, wie er seine Werke verkauft? Du willst die verlängerte Version nicht? Dann kauf dir die alte. Du hast das Geld nicht um diese Rarität zu kaufen? Also darfst du sie dir jetzt kostenlos kopieren?
Ähm nö!
Du hast kein Recht dir diese Sachen zu besorgen!

Nach einer gewissen Zeit werden diese Dinge gemeinfrei und dürfen legal kopiert werden. Bis dahin haben weder du noch sonst jemand das Recht sich diese Sachen anzueignen. Wenn dadurch die eine oder andere Perle verloren geht, schade, sehr schade. Doch mitnichten ist irgendetwas Gemeingut, weil es digital verfügbar ist.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist das momentan geltende Recht. Die Schutzfristen sind in meinen Augen zu lang, zu viel geht deswegen verloren. Wie Firmen die jeweiligen Landesgesetze ausnutzen um Profit zu machen und die Werke ausschlachten (siehe Happy Birthday) ist eine Schweinerei. Hier muss was geändert werden.

Dennoch lieber Tintenteufel, hast du nicht das Recht zu entscheiden, was du dir kopieren darfst und was nicht.

Araluen

Solange ein Künstler lebt und das Urheberrecht an seinem Werk hat, ist es das Recht des Künstlers zu entscheiden, was mit seinem Kunstwerk geschieht.
Wenn ein Autor seinen Roman als PDF auf seiner Homepage hochlädt und vermerkt, dass dieses PDF frei im Netz verbreitet werden kann, damit jeder dieses Werk lesen kann, dann hat er willentlich entschieden, dass es kostenlose Kopien im Netz gibt. Genauso sollte er aber selbst entscheiden dürfen, dass es nur lizensierte, also zu kaufende Kopien gibt. Ebenso kann George Lucas beschließen, seine Filme neu zu drehen (ich finde die Neufassung auch eher daneben gegriffen) und die Alte in der Versenkung verschwinden zu lassen.
Es ist vermessen von den Piraten, zu behaupten, alles, was im Netz zugänglich ist, sei frei und Allgemeingut und könne damit verbreitet werden. Den Urheber treten sie damit mit Füßen. Und wenn man konsequent bleibt mit der Aussage, dass oben genanntes zutrifft, dann hindert das auch niemanden daran, Kunstwerke, ob Bücher, Filme oder Musik zu verändern. Mir gefällt das Ende von Star Wars nicht? Schneide ich eben einfach ein neues hinein. Ich mag den Prota nicht? Streiche ich einfach seine Kapitel.

canis lupus niger

Wer sich eine Leistung erschleicht, begeht eine Art Diebstahl. Ob derjenige das Produkt eines Autors auf seinen Rechner kopiert, ohne dafür zu bezahlen, oder ob er nachts über den Zaun des Freibades klettert, um kostenlos zu baden. Auch im Freibad entsteht kein unmittelbarer Schaden, wenn derjenige nicht irgendwas zerstört. Wer sich ein Auto "ausleiht", das am Straßenrand parkt, tut auch etwas Illegales, selbst wenn der Schlüssel steckte und der Wagen vollgetankt wieder zurück gebracht wird. Aber der Täter nutzt ohne Erlaubnis etwas, dessen Bereitstellung Aufwand/Kosten erfordert hat (Material, Arbeitszeit, etc.). Und jeder, der so einen Aufwand erbracht hat, um ihn sich hinterher bezahlen zu lassen (um zum Beispiel den Aufwand rückwirkend zu finanzieren), hat auch einen verd***ten Anspruch darauf, dass das passiert. Wer nicht bezahlen will, soll gefälligst auch auf den Nutznieß verzichten. Wie bereits gesagt, gibt es genug Bücher, die legal kostenlos zu erwerben sind. Jemandem etwas wegzunehmen, nämlich das Recht auf die Benutzung einer Sache, ist ein Dieb. Punkt!


flowrite

#51
Meiner Meinung nach fällt unser Rechtsempfinden gegenüber der Realität, dem technologischen Fortschritt zurück. Ob illegal angebotene E-Books als Diebstahl verfolgt werden bzw. im Vorfeld verhindert werden muss, ist als Frage ungefähr vergleichbar damit, ob es gesundheitsschädlich sei, bei erhöhten Ozonwerten draußen zu sein. Klar kann man in der Wohnung bleiben, aber das macht ja auch wieder krank auf längere Sicht. Auch Autoren profitieren heute vom Internet, sei es für die Recherche oder für den Austausch mit anderen Autoren.
Piraterie gibt es und kann nicht verhindert werden, ohne dass legale Käufer unter denselben Maßnahmen leiden – und womöglich aus Trotz die Seiten wechseln.

Für viele ist es ein Sport, bei der Nutzung des Internets (wie bei allem anderen) nach dem Maximalprinzip zu verfahren, sich Schleichwege zu erschließen, und nach ökonomischen Gesichtspunkten ist das auch vernünftig. Dies gepaart mit einem Mangel an konventionellem Rechts- und Moralempfinden verdirbt die bisherigen Wege des produktionsseitigen Erwerbs. Das ist wie eine Dampfmaschine mit über die Zeit undicht gewordenem Kessel. Man kann sie weiter benutzen, solange wie noch genügend Effizienz die Alternative der Reparatur oder Ersatzes kostenaufwendiger erscheinen lässt. Aber irgendwann ist Schicht. Übertragen aufs Thema heißt das für Autoren und Verlage, dass sie sich neue Vertriebswege erschließen müssen, damit sie nicht verhungern. Zu jammern, dass die bestehenden Wege nicht mehr so profitabel sind wie sie nie waren: Kann man machen. Man kann auch Drogen nehmen oder sich Blei in den Kopf jagen. Man kann aber auch echte Lösungen suchen.

Hier zwei Ideen, die sicherlich beide Vor- und Nachteile haben:

  • Beitritt zum evtl. noch zu gründenden Verein zur schöpfungsbegleitenden Förderung von und zum Schutz des geistigen Eigentums an Online-Literatur. Ich erstelle gerne einen neuen Thread dazu, wenn ihr mir soviele Gefallensbekundungseinheiten (Applaussmilies) gebt, dass meine Freude über meinen Schweinehund siegt[EDIT: Ne, ich mach es trotzdem, ich wills halt wissen. Link folgt.]. ;)
  • Lesungen gegen Gage. Kooperation mit Musikbands, in Form von Pausenfüller-Lesungen. Lesungen überhaupt. Ganz ohne Elektronik. Oder Kooperation mit Fitnessstudios / Trainingsgeräteherstellern. Trainingsgeräte spielen das Hörbuch bzw. das virtuelle Endlospapier nur solange weiter, wie physikalischer Kraftaufwand betrieben wird (natürlich mit Pausenüberbrückung). Hey ... *zum-Patentamt-renn*  :dollars:

Zit

Zitatund zum Schutz des geistigen Eigentums an Online-Literatur.

Vertseh ich nicht. Meine Rechte als Urheber sind schon durchs Recht abgedeckt, wozu ein Verein?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

flowrite

Ein Verein könnte dir die laufende professionelle Plagiatssuche abnehmen, oder dir Beihilfe / Ermäßigung zu notarieller Beglaubigung eigener Veröffentlichungen gewähren ... Das eine lässt dich überhaupt erst wissen, wenn einer dein Recht verletzt hat, (braucht ja nicht online sein, sondern ... siehe Hegemann-Affäre) das andere verleiht deinem Anspruch notfalls die nötige Beweiskraft vor Gericht. Wenn du ein Verlag hast, kann er das nachweisen, dann ist das nicht dein Bier. Im Selbstverlag erschienene Bücher sind da schon problematischer, die kannst ja du genauso plagiiert haben von dem anderen.

Zit

#54
Prozesshilfe kriege ich auch über den BVjA bzw. macht das auch der VS in ver.di (sofern man bei einem von beiden Mitglied ist). Außerdem gibt es auch Agenturen, die die Verfolgung aufnehmen, wie @Nycra eine engagiert hat. (Ich gehe davon aus, dass die Agentur ihre Entlohnung selbst erarbeiten muss oder eher einen kleineren Betrag monatlich kostet.) Ich wüsste nicht wozu es da nochmals einen Verein braucht. Zuerst dachte ich, du sprichst von einem Verein, der Stipendien vergibt, aber auch das wäre wieder ein Tropfen auf dem heißen Stein bzw. bekämpft das eigentliche Problem nicht.
Das eigentliche Problem ist, dass viele Menschen vergessen haben, wozu Gesetze da sind. Meiner Meinung nach sind es Regeln für das Zusammenleben, auf die wir uns als Gesellschaft geeinigt haben. Da kann ich mich nicht einfach auf egoistische, selbsbereichernde Weise hinwegsetzen und denken, dass mir das alle anderen verziehen werden. Nur weil hundert Leute mir was vom blauen Pferd erzählen macht es das nicht wahrer.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

flowrite

Nun ja, offensive oder defensive Bekämpfung ... so eine Agentur kann nur offensiv, aber offensiv ist immer auch etwas egoistisch. Wer defensiv sich verteidigt, mag wie ein Feigling erscheinen, aber auch das trocknet den Sumpf aus und kann ganz neue Möglichkeiten erschließen, Wegbereiter für neue Arten der Veröffentlichungen und des Umgangs mit Online-Literatur. Es ist ziemlich ermüdend, ständig gegen andere zu kämpfen und macht keinen Spaß, weshalb es eben solche Agenturen gibt. Nycra hat offenbar gute Erfahrungen mit der offensiven Ansatz gemacht, das gönne ich ihr sehr, der ist summa summarum bestimmt nicht ganz billig. Ein Verein kann aber beide Strategien parallel verfolgen

So eine Vereinssatzung, wie sie mir vorschwebt, ist aber doch etwas höher aufgehangen und hält auch Anreize bereit für junge Autoren, zu veröffentlichen. Demnächst eröffne ich einen Thread im Tintenzirkel, um meine Idee vorzustellen, vielleicht findet sie ja doch Anklang bei dir und anderen.

Zit

Ja, vermutlich musst du da wirklich mal weiter ausholen. ;)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

canis lupus niger

#57
Zitat von: Zitkalasa am 10. Juli 2016, 16:22:13
Das eigentliche Problem ist, dass viele Menschen vergessen haben, wozu Gesetze da sind. Meiner Meinung nach sind es Regeln für das Zusammenleben, auf die wir uns als Gesellschaft geeinigt haben. Da kann ich mich nicht einfach auf egoistische, selbsbereichernde Weise hinwegsetzen und denken, dass mir das alle anderen verziehen werden. Nur weil hundert Leute mir was vom blauen Pferd erzählen macht es das nicht wahrer.

Genau das ist aus meiner Sicht der springende Punkt. Es gilt heutzutage als überholt, sich an Regeln und Gesetze zu halten. Ein selbstbewusster und intelligenter moderner Mensch MUSS alle Gesetzeslücken und alle Schwächen unses Rechtssystems ausnutzen um sich selber zu bereichern. Woran man nicht gehindert kann, ist erlaubt, und jeder, der das nicht ausnutzt, ist dämlich. Er gilt als träge, hinterwäldlerisch, dumm, obrigkeitsgläubig und nicht-selbstbestimmt. Er stellt sich als Loser und leicht auszunutzendes Opfer dar. Er fordert es regelrecht heraus, selber betrogen zu werden, weil er es nicht besser verdient hat.

Zu zynisch? Meiner Erfahrung nach nicht. Warum lieben Kinobesucher die Lokis und Luzifers mehr als die "guten" Jungs? Weil sie gerissen und egozentrisch sind, Eigenschaften, mit denen "man" sich heutzutage gerne identifiziert. Sich auf Kosten anderer erfolgreich durchmogeln und sich mehr Vorteile verschaffen zu können als andere, wird gesellschaftlich höher bewertet, als Ehrlichkeit.

Zit

Ich denke, dass die "Bösen" eher das symbolisieren, was man sich selbst nicht traut. Eben in Hinsicht auf Gesetze, die es verbieten.
Ob es wirklich so krass ist wie du sagst, weiß ich nicht. Den Eindruck habe ich nicht, aber mein Wirkunsgkreis ist auch recht klein. Mir fällt eher auf, dass die Leute gern das Hirn zu Hause lassen beim Einkaufen und hofiert werden wollen vom Verkäufer, also mit respektlosen Ansprüchen kommen. (Die wir uns aber letztlich selbst zuschreiben können, wenn "der Kunde ist König" bis zum Exzess durchgedrückt wird, auch gerade von der Chefetage.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

canis lupus niger

#59
Ich sehe es tatsächlich so, dass "anständig/ehrlich" heutzutage mit "doof" gleichgesetzt wird. Gegen Gesetze zu verstoßen, sofern man dafür nicht bestraft wird (bzw. werden kann, weil man nicht erwischt wird oder die Sache wegen "Geringfügigkeit" nicht verfolgt wird), gilt als intelligent und als legitime Entfaltung der eigenen Persönlichkeit.

Dass es verschiedene Ansichten darüber gibt, welche Gesetzesverstöße gesellschaftlich akzeptabel sind und welche nicht, sieht man ja sogar hier in dieser Diskussion. Sogar eine Gemeinschaft von potenziell Geschädigten (nämlich Autoren und z.T. [Selbst-]Verlegern) ist geteilter Meinung darüber, ob man für die Nutzung des geistigen Eigentums Anderer bezahlen muss oder nicht, wenn es die Möglichkeit gibt, sie sich straflos widerrechtlich kostenlos zu beschaffen ...