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Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen

Begonnen von Mithras, 09. August 2014, 15:46:31

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Churke

Zitat von: Oneira am 23. Juni 2019, 21:20:04
Ich habe auch schon über Welten mit Göttern nachgedacht, habe dann aber die Finger davon gelassen. Ich glaube, der Grund ist, dass ich selber Atheist bin. Meint ihr, man kann wahren Gotteseifer in einer Geschichte auch schreiben, wenn man selbst keinen Bezug dazu hat, es also nicht nachfühlen kann?

Natürlich. Wir sind Profis.  ;)


Zitat von: Yamuri am 29. Juni 2019, 10:50:32
Es kann für dich unangenehm und mühseelig sein, dich in Charaktere hineinzuversetzen, die gänzlich andere Vorstellungen haben als du, die wahrhaft glauben.
Wie viele Krimi-Autoren sind kriminell? Muss man Nazi sein, um einen Nazi darzustellen? Man zieht sich die Quellen rein, rekonstruiert daraus eine Figur und dann legt man los. Ob die Figur Kommunist, Salafist, katholisch oder sonstwas ist, ist mir schnulle.

Alina

Hallo Oneira!
Interessante Frage, ich bastele für mein nächstes Projekt an einer Welt, in der die Magier auch in einem Orden mit strengen Regeln organisiert sind und da habe ich teilweise ähnliche Fragestellungen.
Wie muss man sich die Macht in deinem Projekt vorstellen? Vielleicht ähnlich wie bei den Jedi-Rittern? Wie funktioniert das, andere von der Machtquelle abzuschirmen (also die "Widersacher?") Und kann jeder in den Orden eintreten, oder benötigt man eine angeborene Gabe?

ZitatEinmal Macht geleckt, wollen sie diese gern für sich haben. Ich würde es damit erklären, dass Macht sehr schnell korrumpiert. Ein Mensch der Macht hat, gewinnt daraus Vorteile, wird vielleicht bewundert und auf einen höheren Sockel gestellt.
Dass die Ordensmönche die Macht für sich allein wollen, weil sie ihre Vorrechte und ihren Status nicht verlieren wollen, ist bestimmt richtig.  Es muss aber ja noch eine 'offizielle' Erklärung geben, die die Mönche nach außen hin abgeben, warum nur ihnen die Macht zusteht und niemand sonst. Also sie müssen ja ihren Status innerhalb der Gesellschaft rechtfertigen.

Du beschreibst es ja so, dass die Ausübung der Macht innerhalb des Orden einer bestimmten Lehre und festgelegten Ordensregeln folgt. Die Lehre beinhaltet dann sicher auch einen spirituell-philosophischen Überbau.

Diese Lehre könnte dann ja zum Beispiel  besagen, dass die Mönche durch Befolgen der Lehre Weisheit und Erleuchtung und eine höhere Stufe im Dasein finden können. Außerdem bleibt (angeblich) nur so die Macht im Gleichgewicht. Die Mönche, die die Lehre schon besonders gut verinnerlicht haben, werden als weise Meister verehrt. Die Ordensregeln könnten vielleicht auch ursprünglich von Mönchen niedergelegt worden sein, die ihrerseits erleuchtet waren, so eine Art Propheten.
Die Lehre besagt dann aber auch, dass man genau dieser Lehre folgen muss, alles andere ist ein Irrweg und richtet womöglich Schaden an.

Hass auf die Widersacher könnte dann dadurch begründet werden, dass diese nicht der richtigen Lehre folgen. Nach Vorstellung der Ordensmönche würden  die Widersacher die Macht missbrauchen. Vielleicht gibt es etwas, was was von den Widersachern praktiziert wird, und was bei den Ordensleuten besonders verpönt ist (vielleicht als dunkle Magie gilt). Auf diese Weise werden die Widersacher als Übelmänner (bzw. -Frauen) hingestellt.

Silvasurfer

@Churke: Method-Acting... Vorsicht allerdings mit Profi-Sein. Die Grenzen zwischen Schein und Sein sind fliessend und manch Schauspieler ist zu seiner Rolle geworden...

Oneira

@Yamuri
Danke für die vielen Ideen. Irgendwie waren meine eigenen Antworten nicht so schön klar wie deine. Ich denke auf jeden Fall noch einmal darüber nach! Die Mönche sind zwar nicht monotheistisch, aber ansonsten triffst du den Nagel auf den Kopf!  :)

Und über das Ganze mit der Frage, was ist Gott für mich, da muss ich mir erst mal eine Meinung bilden. Aber auch hier gilt: Danke für die vielen Denkansätze  ;)
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.

Oneira

@Alina
Zitat von: Alina am 01. Juli 2019, 10:51:27
Wie muss man sich die Macht in deinem Projekt vorstellen? Vielleicht ähnlich wie bei den Jedi-Rittern? Wie funktioniert das, andere von der Machtquelle abzuschirmen (also die "Widersacher?") Und kann jeder in den Orden eintreten, oder benötigt man eine angeborene Gabe?

Nein, das hat nichts mit Jedis zu tun  ;)
Die Mönche sind eher so eine Art "Hüter" magischer Edelsteine im ganzen Land. Sie brauchen keine besonderen Fähigkeiten und manche werden dann eben nie die Macht der Steine wirklich benutzen können, aber dann gibt es auch welche, die genau dafür begabt sind. Sie alle haben im Orden ihren Platz. Die Mönche haben eigentlich das Ziel, mit den Steinen Menschen zu heilen, Kriege zu verhindern etc. (das ist das die "offizielle Meinung"), aber diejenigen, die sich als "auserwählt" sehen, die Magie der Steine zu benutzen, wollen nun niemandem sonst, keinem "weltlichen" Herrscher und auch keinem Magier erlauben, den Menschen damit zu helfen. Sie fürchten um den Verlust ihrer eigenen Macht, denn der Einfluss des Ordens im Land ist ziemlich groß. Und wie kann man andere von der Macht abschirmen? Indem die Mönche die Steine an sich reißen und niemandem Zugriff erlauben.
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.

Yamuri

#50
@Churke:

Kann man so weiterdenken, muss man aber nicht. Führt letztlich zur selben Diskussion, wie die Frage ob man als Europäer über Afrikaner oder Ostasiaten schreiben dürfe, als nicht binäre Person über Binäre oder umgekehrt. Natürlich kann man sich zu jedem Thema etwas aneignen, aber darum ging es nicht wirklich bei der Fragestellung von Oneira. Oneira war sich unsicher, ob sie sich das zutrauen kann, was es bedeutet das zu tun. So habe ich sie verstanden. Ich habe darauf geantwortet und die Schwierigkeit über etwas zu schreiben, wozu man selbst keinen Bezug hat (Bezug bedeutet hier, mehr als an etwas glauben, man kann auch Bezug zu etwas haben an das man nicht glaubt, eben weil das Thema einen beschäftigt und man sich Gedanken dazu macht). Ich sage nicht, dass das nicht möglich ist oder dass man es nicht tun soll, das war eventuell unklar ausgedrückt, aber es bedeutet eben sein Weltbild mit dem zu konfrontieren, was einem womöglich Schwierigkeiten bereitet und ja, das kann Schreibblockaden auslösen, weil man sich plötzlich mehr mit dem Thema befasst als dem Schreiben. Es heißt nicht es ist unmöglich, sondern, es ist mit Schwierigekiten verbunden. Daher schreibt nicht jeder über dieselben Themen, weil es Themen gibt, mit denen man sich selbst gar nicht befassen möchte. Das muss jeder für sich vorab herausfinden.

Edit: Ich hab an dieser Stelle Schwierigkeiten damit auszudrücken was ich meine und finde es immer etwas problematisch, wenn einzelne Sätze aus ihrem Gesamtzusammenhang gerissen werden. Denn die einzelnen Sätze stehen bei mir im Kontext der Variablen des Gesamttextes, sind also abhängig davon. Ich hoffe ich konnte irgendwie klarer machen was ich meine. Falls nicht tut es mir leid.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Alina

@Oneira: Sorry für die späte Antwort. Bei der Frage, ob die Macht in deiner Welt der Macht der Jedi-Ritter ähnelt, habe ich jetzt nicht an Lichtschwert-schwingende Ritter gedacht  :),  da habe ich mich vermutlich falsch ausgedrückt.
Ich meinte damit das Grundkonzept, das den Jedis zugrundeliegt: die Macht ist eine Kraft, die überall ist und alles durchdringt, auch die Menschen selbst. Die Ordensangehörigen greifen auf die Macht zu, indem sie lernen, diese Kraft zu erspüren, und in sich selbst hineinzuhorchen, vor allem aber müssen sie dieser 'Macht' vertrauen und sich ihr hingeben, also die Mitglieder des Ordens müssen lernen, voll und ganz einer Kraft zu vertrauen, die größer ist als sie selbst und außerhalb des eignen Ich und des eigenen Selbst liegt. Diese Macht ist übersinnlich und hat auch eine spirituelle Komponente, aber es ist eben keine Gottheit in dem Sinne, dass diese Macht eine Person wäre oder sonst irgend eine Entität, die den Menschen ähnelt.

Die Magie in meiner Welt ist ein bisschen an dieses Konzept angelehnt, wobei es bei mir auch keine Lichtschwert-schwingenden Rtter gibt  ;) ganz im Gegenteil. In meinem Orden gelten strenge, jahrhundertealte und verkrustete Regeln, und die Kriegskunst ist den Mönchen verboten und tabuisiert.

Wenn die Macht in deiner Welt von den Steinen ausgeht, hätte ich vielleicht noch die Frage, ob die Kraft tatsächlich diesen Steinen entspringt, also den Steinen  innewohnt, oder ob die Steine mehr eine Art Vermittler sind, wie eine Art Katalysator, die es den Mönchen erlauben, Zugriff auf die Kraftquelle zu erlangen. Falls man jetzt versteht, was ich meine...

Oneira

@Alina
Ja, ich verstehe, was du meinst. Also für die Mönche sind die Steine die Energiequelle, aber jeder andere, der die Gabe dazu hat, kann sie auch benutzen. Und dann gibt es noch zwei Völker, die ebenfalls Magie wirken können, aber ohne die Steine. Deshalb sind die Dinger für die Mönche ja so wichtig, sonst würden sie ihre Macht verlieren. Ein Mönch, der auch ohne die Steine Magie wirken kann, stammt also zwangsläufig von einem der beiden anderen Völker ab.
Ich hoffe, das beantwortet deine Frage :-)
Kriegskusnt ist bei meinen Mönchen auch nicht besonders beliebt, aber wer es kann, genießt ziemlichen Respekt. Die Mönche wollen zwar friedliebend sein, aber da sie die Menschen auch mit der Macht der Steine in Kriegen schützen, geht das nicht immer.
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.