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Müssen Vampire unsterblich sein?

Begonnen von Kayla, 23. Oktober 2012, 21:37:10

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Kayla

Hey ihr!

Im Zuge meiner Plotentwicklung für meine "Vampire" sah ich mich mit der Frage konfrontiert, was einen Vampir ausmacht. In diesem Fall ist es die Unsterblichkeit.
Bisher bin ich noch nie Vampiren begegnet, die dieses Merkmal nicht gehabt hätten. Daher frage ich mich, wie wichtig dieses Kriterium für das Wesen der Vampire ist.
In meiner Geschichte werden Vampire nicht durch das herkömmliche beißen verwandelt. Es ist eher ein langer Prozess, der sich über Jahre erstrecken kann. Zudem können Vampire auch geboren werden.
Sind es dann noch Vampire?
Ich würde gerne eure Meinungen dazu hören. Vielleicht habt ihr auch Fragen, über deren Beantwortung ich dieses Problem am Schopfe packen kann.

Bin auf eure Antworten gespannt.
Phoenix

Cairiel

Ich bin ein großer Fan davon, herkömmliche Wesen zu verändern, mit gängigen Klischees aufzuräumen und sie anders darzustellen, wie gefühlt 90 % der anderen Autoren. Von daher: Wenn du sagst, deine Vampire können als Vampire geboren werden und an Altersschwäche sterben, hätte ich als Leser absolut kein Problem damit (solange du es authentisch herüberbringst, aber das ist ein anderes Thema). Im Gegenteil, ich würde es begrüßen. Wäre doch langweilig, wenn alle Vampire gleich wären. Gleiches gilt in meinen Augen für alle anderen Wesen.

Serafina

Was für mich einen Vampir ausmacht ist eher die Tatsache, dass er Blut trinkt, statt normale Nahrung zu sich zu nehmen. Blut ist für ihn also das gleiche wie Essen für uns Menschen. Und Essen macht uns ja bekanntlich nicht unsterblich, auch wenn es uns am Leben erhält. Deshalb hätte ich kein Problem damit, wenn deine Vampire nicht unsterblich sind. Solange sie sich von Blut ernähren, sind sie für mich immer noch Vampire.  ;D
Und wenn sie geboren werden, müssen sie ja schließlich auch einen Alterungsprozess durchmachen. In dieser Hinsicht wäre es doch nur ein weiterer Schritt in diese Richtung, dass der Alterungsprozess nicht irgendwann anhält, sondern einfach weiterläuft.

Christian

Hi,

vor kurzem habe ich auch ein bisschen an Vampiren herumgebastelt und mir ähnliche Fragen gestellt.
Für mich persönlich sind an Vampiren vor allem wichtig:
Das Trinken von Blut und die Unsterblichkeit (im Sinne von gewaltsamer Tod ist möglich, ansonsten unsterblich).
Die beiden Punkte machen für mich die Faszination am Vampir aus, sonst würde ich sie nicht so nennen wollen.
Ich mag einfach auch die Vorstellung ewig alter, mächtiger Vampire.

Vampire von Geburt würde mich nicht stören. Auch die Abwandlung des "Erzeugung" nicht.
Wobei mich interessieren würde, was hinter "langer Prozess, über Jahre" bedeutet (sofern du das sagen möchtest, Phoenix)

Naudiz

Ich mag diese Unsterblichkeits-Vampire ohnehin nicht. Die Ursprungsmythen sehen für Vampire eigentlich nur vor, dass die wiederbelebte Leichen sind und sich von Blut ernähren... wobei ihnen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, was wir modern als "Zombies" bezeichnen, aufweisen.

Zum Thema Als Vampir geboren werden: Im rumänischen Volksglauben gibt es die Strigoi, Menschen, die dazu verflucht wurden, nach ihrem Tod wiederaufzuerstehen und ihre Verwandten zu terrorisieren. "strigoi morti" heißen diejenigen, die schon Strigoi sind, "strigoi vii" nennt man die, die den Fluch tragen - wobei der Fluch vererbbar ist. Vielleicht ist das ja für dich von Interesse.

Nika

Zitat von: Phoenix am 23. Oktober 2012, 21:37:10
Hey ihr!

Im Zuge meiner Plotentwicklung für meine "Vampire" sah ich mich mit der Frage konfrontiert, was einen Vampir ausmacht. In diesem Fall ist es die Unsterblichkeit.
Bisher bin ich noch nie Vampiren begegnet, die dieses Merkmal nicht gehabt hätten. Daher frage ich mich, wie wichtig dieses Kriterium für das Wesen der Vampire ist.
Kurze Gegenfrage: Willst du also deine Vampire irgendwann an Altersschwäche sterben lassen? Denn »unnatürliche« Todesarten fallen mir da sehr viele ein, von vergiftetem Blut, über verbrennen (egal ob durch die Sonne oder Feuer), Kopf abhacken, Pflock durchs Herz ...
Ich weiß, es sind nicht die »typischen« Vampire, aber ich erinnere mich, in der Zeichentrickserie »Die Ketchup-Vampire« war der älteste Vampir tatsächlich so alt, dass er keine eigenen Zähne mehr hatte, um jemanden zu beißen. ;D

Zitat von: Phoenix am 23. Oktober 2012, 21:37:10
In meiner Geschichte werden Vampire nicht durch das herkömmliche beißen verwandelt. Es ist eher ein langer Prozess, der sich über Jahre erstrecken kann. Zudem können Vampire auch geboren werden.
Sind es dann noch Vampire?
Vampire die geboren werden, gibt es sehr viele: »Vampire Academy«, Lara Adrians »Midnight Breed« (da sind die ersten Vampire übrigens Aliens), Sherrilyn Kenyons »Dark Hunter« (also, die bösen werden geboren), »Die Erben der Nacht« (da gibt es die bessergestellten geborenen Vampire und deren Diener, die geschaffenen Vampire).
Vampire, die nicht über den üblichen Biss zum Vampir werden: »Dark Shadows«, Viruserkrankungen habe ich auch schon als Erklärung für Vampire gesehen/gelesen, ich glaube, Lynn Viehls Vampire waren durch Vergrabung in kontaminierter Erde dazu geworden (ist schon etwas her, dass ich die Bücher gelesen hatte), meine eigenen NaNo-Vampire werden auch nicht gebissen ;)

Es gibt so viele Unterschiede, schon in den ganz alten Vampirmythen: Sonnenlichtverträglichkeit ja/nein, Tierblut nicht verträglich ja/nein, Silber tödlich ja/nein, Holzpflock durchs Herz tödlich ja/nein, eigenständiges Denken möglich ja/nein (wie Naudiz schon schrieb, gibt es Versionen, in denen Vampire eher wie Zombies sind). Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, dass Vampire in der Sonne glitzern, hätte ich laut losgelacht und dann kam Twilight ...

Kayla

Schon einmal vielen Dank an alle, die hier geschrieben haben.

@Naudiz: Ja, das ist sehr interessant. Danke!

@Christian: Bei mir soll es so sein, dass jeder Vampir, zumindest jeder höherrangige (wovon das abhängt muss ich noch klären), einen eigenen Menschen für sich hat. Diese Menschen, in dem Fall meine Prota, entstammen einem alten Adelsgeschlecht, welches vor Jahrhunderten einen Pakt mit den Vampiren geschlossen hat. Sie wollten dadurch mächtiger werden als ihre Feinde. Schon als Kind wurde sie "ihrem" Vampir zugewiesen, der seitdem ihr Blut trinkt. Ab dem 15. Lebensjahr findet ein Blutaustausch statt. Sprich, sie trinkt auch sein Blut. Ab diesem Zeitpunkt findet ein Veränderungsprozess in ihrem Körper statt. Ihre Sinne werden langsam schärfer, sie wird stärker, etc. Normalerweise dauert dieser Prozess ungefähr 10 bis 20 Jahre, je nachdem wie oft dieser Austausch stattfindet. Dadurch wandelt sie sich Stück für Stück in einen Vampir, bis sie selber auf Menschenblut angewiesen ist. Vielleicht möchte ich diesen Prozess auch bis zum "Tod" des Vampirs verlängern. Einer stirbt sozusagen, ein neuer wird geboren. Und da das Bluttrinken des Öfteren mit einem körperlichen Akt ;-) verbunden wird, können auch dadurch Vampire entstehen.

Ryadne

Also für mich klingt das überzeugend, wie du deine Vampire schilderst. In der aktuellen Ausgabe der Nautilus ist ein Artikel über ungewöhnliche Vampirbilder und glaub mir - gegen kräuterteetrinkende Vampire sind deine Exemplare die Klischee-Draculas schlechthin ;) Ich glaube, die Vampire sind recht dankbare Kreaturen, wenn es darum geht, sie anzupassen, solange irgendwie das Animalische erhalten bleibt. Viele Autoren, die etwas ungewöhnliche Vampire auftauchen lassen, nennen sie etwas anders - z.B. Nosferaten (Strange Angels), Wamphyri (Necroscope) oder Vampyre (Chronik der Unsterblichen, Mitternachtszirkus). Finde ich persönlich eine passable Lösung, aber ich sehe es auch nicht als Problem an, wenn man ganz klassisch bei "Vampire" bleibt. Das ganz klassische Vampirschema benutzt doch ohnehin kaum noch ein Autor. Wenn Vampire glitzern können, dann können sie auch geboren werden und sterblich sein.

In Markus Heitz Judaskinder-Büchern sind die Vampire auch nicht unsterblich und seine Leser haben es ihm offenbar nicht übel genommen...

Feuertraum

Heiho!

Das ist eine interessante Frage, die meiner Meinung nach nicht so ganz einfach zu beantworten ist.
Ich stelle mir jedoch vor, dass ein Vampir dadurch altern (und vielleicht auch an Altersschwäche sterben kann), wenn wenn er "das falsche Blut", also eine falsche Blutgruppe bekommt.
Alternativ komme ich auf den Gedanken, dass ein Vampir - und eigentlich ein Untoter  - ja irgendetwas benötigt, um die für ihn wichtigen Stoffe aus dem Blut herauszufiltern bzw. es dorthin zu bringen, wo es benötigt wird. Dieser Prozess dauert seine Zeit, so dass der Vampir auch in diesem Fall immer ein kleines bisschen altert, und mit dem Alter auch jene Veränderungen durchmachen muss, die im Alter zwangsweise erscheinen.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Kayla

Mir kam unter der Dusche gerade eine Idee!  ;D
Meine Prota durchläuft den Prozess zum Vampir, indem sie Vampirblut trinkt. Irgendwann ist diese Verwandlung abgeschlossen und sie braucht sein Blut nicht mehr. Er hingegen kann sich nicht einfach von einem anderen Menschen nähren. Das wäre dann so, wie Feuertraum sagte, als hätte er eine falsche Bluttransfusion bekommen. Er braucht dieses Blut aber, um zu "leben" und sich länger jung zu halten. Ab dem Moment, in dem ihr Blut ihm nicht mehr zugänglich ist, setzt bei ihm ein beschleunigter Alterungsprozess ein, der letztendlich zum Tode führt. Ich dachte da an ein paar Wochen.

@Nika: Ja, sie sterben, sozusagen, an Altersschwäche. Andere Todesarten kommen "noch" nicht in Frage. Die Gegenseite arbeitet allerdings fieberhaft daran, ein Mittel zum Töten der Vampire zu finden.

Christian

@Phoenix
Danke für die Erklärung. Klingt interessant.
Auf jeden Fall mehr nach Vampir als ein gewisses "Glitzervolk".  ;D

Rhi

ZitatEr hingegen kann sich nicht einfach von einem anderen Menschen nähren. Das wäre dann so, wie Feuertraum sagte, als hätte er eine falsche Bluttransfusion bekommen. Er braucht dieses Blut aber, um zu "leben" und sich länger jung zu halten. Ab dem Moment, in dem ihr Blut ihm nicht mehr zugänglich ist, setzt bei ihm ein beschleunigter Alterungsprozess ein, der letztendlich zum Tode führt. Ich dachte da an ein paar Wochen.

Das klingt ziemlich plausiebel finde ich!

Ich finde es auch immer interessant, bereits bestehende Gruppen - in deinem Fall die Vampire - zu verändern. Wer sagt denn, dass sie unsterblich sein müssen? Das kannst du dir doch so zurecht basteln, wie du es möchtest.
Ich bin ein großer Fan von Vampirliteratur aller Art und ich habe schon so viele unterschiedliche Vampire kennengelernt  :) Manche sind unsterblich und nur durch Gewalt oder die Sonne können sie sterben. Manche werden so ca 900 Jahre alt und sterben dann an Altersschwäche (wobei ich noch nie gelesen habe, WIE das von Statten geht. Altern sie? Oder wird nur ihre Haut immer durchscheinender und dünner bis sie irgendwann zu Staub zerfallen?)
Ich bin gespannt, wie du es löst, aber ich finde deine Idee (bzw Feuertraums Idee) mit dem falschen, oder gar keinem Blut, ziemlich logisch! Das könnte ich als Vampirfan vollkommen als Todesursache akzeptieren  ;D

Gwee

Ich bin ganz Serafinas Meinung. Unsterblichkeit ist jetzt nicht gerade das Must-Have-Kriterium eines Vampires für mich.
Und selbst in der Mythologie gibt es so viele verschiedene Arten von Vampiren - warum also nicht auch sterbliche?
Ich finde, es ist eine interessante und gute Idee.

Zitat von: Phoenix am 23. Oktober 2012, 23:26:43
Mir kam unter der Dusche gerade eine Idee!  ;D
Meine Prota durchläuft den Prozess zum Vampir, indem sie Vampirblut trinkt. Irgendwann ist diese Verwandlung abgeschlossen und sie braucht sein Blut nicht mehr.

Wie meinst du das denn? Braucht sie gar kein Blut mehr oder nur nicht mehr seins?

Zitat von: Phoenix am 23. Oktober 2012, 23:26:43
Er hingegen kann sich nicht einfach von einem anderen Menschen nähren. Das wäre dann so, wie Feuertraum sagte, als hätte er eine falsche Bluttransfusion bekommen. Er braucht dieses Blut aber, um zu "leben" und sich länger jung zu halten. Ab dem Moment, in dem ihr Blut ihm nicht mehr zugänglich ist, setzt bei ihm ein beschleunigter Alterungsprozess ein, der letztendlich zum Tode führt. Ich dachte da an ein paar Wochen.

Hey, das ist doch eine wunderbare Idee! Wo kann ich das Buch kaufen?  :bittebittebitte:
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Lemonie

Ich bin auch der Meinung, dass man gerne etwas an den alten Klischees "herumbasteln" kann, solange die Essenz erhalten bleibt (für mich ist das bei den Vampiren das Blut trinken und das gewisse Animalische).
Nicht nur bei Vampiren, aber da ist besonders einfach finde ich...

Kennt irgendjemand hier den Roman "Peeps" von Scott Westerfeld? Bei dem wird Vampirismus von einem Parasit ausgelöst. Der verbindet das Ganze mit Evolution und so weiter und das ist ziemlich faszinierend. Wer schräge Sachen mag (die auch ein bisschen in eine nerdige, wissenschaftliche Richtung gehen), dem kann ich das empfehlen. Ist eine ziemliche Erfrischung auf dem Vampirgebiet.

Kayla

ZitatWie meinst du das denn? Braucht sie gar kein Blut mehr oder nur nicht mehr seins?

Nicht mehr seines. Beziehungsweise kein Vampirblut mehr, da sie dann selber einer ist. Jetzt braucht sie Menschenblut, womit der Kreislauf von Geben und Nehmen wieder neu, mit einem Menschen für sie, beginnt.

Jetzt muss ich mir nur noch über die genaue Zeitspanne klar werden. Dachte so an fünfhundert bis tausend Jahre. Dann müsste der Prozess allerdings seeeeeehr langsam sein.

Bin gerade dabei die Entstehungsgeschichte meiner Vampire aufzuschreiben.

Alles in allem haben mir eure bisherigen Einträge schon sehr geholfen. Danke!  :knuddel: