Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: maggi am 24. November 2008, 00:57:54

Titel: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: maggi am 24. November 2008, 00:57:54
Folgendes Problem: Ich hab vor kurzem mein Harr- Potter-Look-Alike-Manuskript wiedergefunden (sprich es ist eine Geschichte die ebenfalls an einer Schule für Zauberei und in der Gegenwart spielt).
Ich mag die Geschichte und das Setting wirklich sehr, aber ein Problem (außer die Harry Potter ähnlichkeit) habe ich:
Die Schule befindet sich in Amerika, genauer gesagt an der Ostküste. Ich lebe nicht in Amerika und habe da auch noch nie gelebt, aber jeder Versuch die Geschichte nach Deutschland zu verpflanzen, schlägt fehl. Irgendwie will dann einfach keine richtige Stimmung aufkommen.
Auf Veröffentlichung habe ich wohl erst mal eh keine Chance (vielleicht in 30 Jahren, wenn die Potter-Maine etwas verblasst ist), aber ein paar andere menschen würde ich trotzdem gerne damit unterhalten. Aber ich möchte natürlich nicht, dass das ganze dilettantish oder semi-fanfiction-mäßig wirkt.
Was meint ihr? Ist es vertretbar, das ganze in einem land spielen zu lassen, von dem ich nur 2te Hand Informationen habe oder ist es om so? Immerhin spielt ja der Großteil ohnehin in einer phantastischen Umgebenung.

Danke für eure Hilfe!
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Mardil am 24. November 2008, 01:05:14
Wenn du perfekt über den Ort informiert bist, kannst du es spielen lassen, wo immer du willst. Wenn aber in vielen Szenen durchsickert, dass du einfach keinen blassen Schimmer hast, worüber du schreibst, dann muss es wohl oder übel verlegt werden. Ohne einen aussagekräftigen vorliegenden Text kann man das (meiner Meinung nach) nicht wirklich beurteilen.
Aber wenn alles so abgeschotten wie Hogwarts ist, dann brauchst du eigentlich nur wissen, wo der bekannteste Bahnhof der Ostküste ist und ob er auch mindestens 10 Gleise hat ;). Viel mehr erfuhr man in HP auch nicht über England (vielleicht noch, dass Hogwarts irgendwo nördlich von London liegt und dass es einen Premierminister gibt).
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: gefion am 24. November 2008, 09:03:04
Ich kann mich Mardil nur anschließen: du solltest schon gut recherchiert haben, um das, was für deinen Roman relevant ist, glaubwürdig zu erzählen; aber wie bei HP musst du wirklich wenig Lokalcolorit einfügen, sondern kannst deine Fantasie in den Vordergrund stellen.
Darum auch denke ich, du kannst es letztlich doch nach Europa verpflanzen, weil eben doch wenig Bodenhaftung bei HP - und also auch bei dir? - zu finden ist.
Einen Aspekt findet man bei HP ja, der typisch britisch ist, das Internatswesen. So wie von Rowling geschildert, findet man es vermutlich eben in England.
Du solltest also mal schauen, wie Internate in den USA funktionieren.
Und dann schau, wie du eine eigenständige Internatswelt aufbaust, um dich von HP abzugrenzen. Aber nicht verzweifeln, Internatsromane gibt es seit Hanni und Nanni und Zauberlehrlinge schon viel länger. Bloß weil dein Roman ein vergleichbares Setting hat, muss es nicht abgekupfert wirken.
LG
Gefion
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Ary am 24. November 2008, 09:32:50
Mod-Mode on:
Maggi, es wäre nett, wenn Du Deinem Therad einen etwas aussagekräftigeren Titel geben würdest! Du kannst Deine eigenen Beiträge editieren. Bitte tu das hier udn gib dem Kind einen sprechenden Namen, damit jeder gleich weiß, worum es geht! Danke!
/Mod off
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Sarina am 24. November 2008, 10:41:55
Ich schließe mich meinen Vorschreibern an:
Wenn du dich genügend informiert hast, und man nicht merkt, dass du nicht da warst, dann ist es in Ordnung. Du musst dich halt entsprechend informieren (Internat/Schulwesen, Alltag, Verkehrswesen in den USA und was sonst noch zu deinem Roman passt). Du schreibst ja selber, dass die meiste Handlung in deiner Zauberschule stattfindet.
Ansonsten denke ich, dass es genügend möglichleiten gibt, sich von Harry Potter abzugrenzen. Wobei man auch nicht beim Schreiben zu sehr darauf achten sollte, sonst wirkt es am Ende zu krampfhaft.

Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Antigone am 24. November 2008, 11:42:56
Ich glaube auch, dass das funktioniert. Grad von den USA hat man in Europa ja einen ganz guten Eindruck, allein durch die vielen amerikanischen Fernsehsendungen (OK, OK, die entsprechen sicher auch nicht der Realität, aber man kriegt doch einen gewissen Eindruck), die vielen amerikanischen Romane, die Talk Shows.

Es wäre sicher schwieriger, ein realistisches Bild von zb. Rumänien zu zeichnen.

lg, A.

PS: und auch das England-Bild von HP kommt mir ja einigermaßen verklärt vor. Da gibts ja auch keine Beton-Burgen-Vororte, wo sich die Hooligans des nächtens an die Kehle gehen...
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Sarah am 24. November 2008, 13:22:26
Hallo maggi,

das Hauptproblem bei Deinem Roman liegt für mich weniger darin, dass er in Amerika spielt sondern das die Hauptpersonen Amerikaner sind. Vielleicht wirst du jetzt stutzen und fragen, wo das Problem liegt. Es ist eine Sache zu recherchieren, wie ein Ort an der amerikanischen Ostküste aussieht aber eine ganze andere wie ein Bewohner dieses Ortes fühlt und denkt. Auch ich war noch nicht längere Zeit in Amerika und kenne keine Amerikaner, trotzdem glaube ich, dass Amerikaner "ganz andere Menschen" sind. Sie denken und fühlen anders als wir, sind mit einem anderen kulturellen Hintergrund und anderen Alltagsmythen aufgewachsen: Amerikaner feiern Thanks-Giving und Halloween, Jungs begeistern sich für Baseball und Football, Mädchen werden Cheerleader. Das sind nur ein paar Dinge, die mir spontan einfallen. Und sie unterhalten sich darüber. Wenn dein Roman authentisch wirken soll, wirst du diesen ganzen Alltagskram berücksichtigen müssen. Und der ist sehr schwer zu recherchieren, mit dem muss man eigentlich aufgewachsen sein.

Mein persönlicher Rat ist deshalb: Lass die Geschichte nicht in Amerika spielen. Du solltest dich eher fragen, warum du das Gefühl hast, dass keine rechte Stimmung aufkommt, wenn du die Handlung nach Deutschland verlegst. Vielleicht orientierst du dich zu sehr an Rowlings Vorbild? Im Gegensatz zu meinen Vorredner bin ich überzeugt, dass die Harry Potter Romane "very Britisch" sind. Wenn dein Roman in einem typisch englischen Internat spielt, kommt natürlich keine Stimmung, wenn dieses Internat in der Nähe von Köln oder Stuttgart liegt. Wie heißen deine Personen? Wie reden sie sich an? Wie gehen sie miteinander? Das muss natürlich zu Köln oder Stuttgart passen. Vielleicht hilft es auch, wenn du dich mit deinem Protagonisten unterhälst. Wenn es ein typisch deutsches Kind wäre, wie du es aus deinem Umfeld kennst. Frag es, ob es sich im Setting deines Roman zu Hause fühlt, und wenn nicht, dann warum nicht, was es stört oder irritiert.

Und du solltest dich selbst ehrlich befragen, ob du mit deinem Setting die Stimmung aus Rowlings Romanen imitieren willst, weil du meinst, dass deine Figuren, dein Plot, deine Idee nur in einer Rowling-ähnlichen Stimmung möglich sind. Soll ein Leser deines Romans sich fühlen, als läse er einen Harry Potter Roman? Das funktioniert nicht! Es ist dein Roman! Er sollte geprägt sein von deiner Persönlichkeit und deinem kulturellen und deinem sozialen Hintergrund. Nur dann wird dein Roman originell sein. Nur dann kannst du hoffen, nicht 30 Jahre auf eine Veröffentlichung warten zu müssen.

Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu altklug und mit erhobenem Zeigefinger geschrieben und dich verunsichert, das wollte ich nicht.

Ciao!

Sarah
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: caity am 24. November 2008, 14:53:04
Hallo,

im ersten Moment dachte ich: Wieso nicht? Recherchieren kann man über den Ort eigentlich wirklich sehr gut und ich muss zugeben, dass ich noch nie eine Geschichte geschrieben habe, bei der die Personen an einem Ort gelebt haben, wo ich selbst schon einmal war *hüstel* - dazu sollte man vielleicht sagen, dass die meisten meiner Geschichte ohnehin in selbst erfundenen Welten spielen. Im Prinzip würde dein Problem bedeuten, dass du auch keinen historischen Roman schreiben könntest, weil du da ja niemals warst.
Trotzdem hat mich Sarahs Beitrag kurz straucheln lassen: Es stimmt, Amerikaner haben eine gänzlich andere Mentalität als wir Europäer, das ist durch ihre Vergangenheit geprägt. Allerdings denke ich, dass auch das kein Problem ist, wenn du zumindest Menschen kennst, die schon einmal in Amerika waren und dich mit denen unterhalten kannst - oder, noch besser, wenn du irgendwie Kontakt zu Amerikanern bekommst und sie einmal fragen kannst, was sie über dies oder jenes denken. Das kann ja auch über Mail ablaufen. Ich hätte ja jetzt fast gesagt, ich vermittle dich an einen, aber mir ist leider im selben Moment aufgefallen, dass der so etwas von untypisch amerikanisch ist, dass es schon wieder nix bringt :(

Natürlich sind nicht alle Amerikaner gleich, aber gewisse Überschneidungslinien haben sie zum Teil schon ;)

Bye
caity
Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: maggi am 24. November 2008, 19:06:59
Ja, also das mit der mentalität war auch eine meiner Hauptsorgen. Ich hab versucht mich da ran zu arbeiten in dem ich haufenwesie Amerikaner dieser Altersklasse aus dem Internet gezogen - und sie erzählen lassen hab.
War ne prima Informationquelle.
Den Rest hab ich natürlich auch recherchiert. Also Landschaft, Klima, Essen, eben mit allem drum und dran.
Warum anderorts keine Stimmung aufkommen will, weiß ich auch nicht zurecht. Vielleicht ist mir Europa einfach ZU nahe um als Fantasy-Location zu funktionieren.

Titel: Re: Ist das ok?
Beitrag von: Ary am 24. November 2008, 19:33:47
/Mod-Mode on
Hallo Maggi,
ich habe das Gefühl, Du hast meinen Hinweis übersehen. BITTE editiere Deinen Eröffnungsbeitrag in diesem Thread und gib ihm einen Titel, aus dem der Leser ersehen kann, um was es hier geht.
Danke.
/Mod-Mode off
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Tenryu am 04. Dezember 2008, 13:28:43
Das mit der fremden Mentalität ist ein berechtigter Einwand. Dennoch würde ich mich davon nicht abschrecken lassen. Zum einen kennen wir die Amerikaner und deren Mentalität nur zu gut aus dem Fernsehen. Schließlich laufen im deutschen Tv ausschließlich amerikanische Serien. So gesehen sind wir mit dem Amis seit frühester Jugend vertraut. Zum anderen schreibst du deine Geschichte ja nicht für die Amerikaner, sonder für ein deutsches Publikum. Daher müssen die Figuren nicht naturgetreu, sondern bloß glaubhaft dargestellt werden.
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Alana am 05. Dezember 2008, 16:18:36
Hallo zusammen,

ich hänge mich mal hier an.
Ich habe ja für Nano einen Roman geschrieben, (naja, ein First Draft) der in Indien spielt.
Da ein zentrales Thema dieses Romans eben die Zwnagsverheiratung ist, brauchte ich eben ein Land, in dem das heute noch möglich ist.
Indien fasziniert mich schon lange, aber ich war halt auch noch nie da.
Ich kann sogar ein wenig Hindi und mein Buch erhebt keinesfalls den Anspruch, total authentisch zu sein. Es geht ja nicht um Indien, es spielt lediglich dort.
Trotzdem stelle ich mir genau die Frage, die du hier gestellt hast.
Lohnt es sich, da weiter dran zu arbeiten, wenn hinterher eh nur alle sagen, was, das hat ne deutsche geschrieben? nee dann lesen wir es nicht.
Tja und Karl May fiel mir dann auch noch ein dazu :D

Ich habe mir nun einfach überlegt, ich werde das Buch jetzt ein paar Leuten geben, die mir sagen, ob sich die ganze Mühe lohnen kann oder ob es eh ein Fall für die Tonne ist.
Dann werde ich zur Fakultät für Indische Kultur (oder so ähnlich) gehen und dort mal in der Bibliothek forschen und da finde ich sicher auch ein paar Leute, dir mir gern ein bischen was erzählen.

Und der letzte Schritt wäre dann, wenn das Buch fast fertig ist, es jemandem zu geben, der eben in dem Land aufgewachsen ist, der es Korrektur liest und nochmal alles prüft.

Ich denke, außer alles umschmeißen und es woanders hin verlagern (was in meinem Fall nicht geht) ist das der beste Weg.

Aber mich würde trotzdem auch noch die Meinung von anderen dazu interessieren.
Denn ob ich das durchziehe, weiß ich auch noch nicht.
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Jara am 05. Dezember 2008, 20:21:09
Hallo,Alana,
was mir prinzipiell als erstes zu deiner Frage einfällt ist, dass Zwangsverheiratung in Indien heute nicht mehr das größte aller Themen ist. Soll nicht heißen, dass es sie nicht mehr gibt, aber als ziemlich westlich orientiertes Land eher nur noch auf dem Land und in den größeren Städten gar nicht mehr.
In einigen islamischen Ländern ist das noch ein größeres Thema. Da kannst du eigentlich gleich ins Nachbarland Pakistan gehen, was noch wesentlich rückständiger ist (diese Informationen stammen von einer Freundin, die eben 9 Monate in Pakistan war).
Wenn ich dich richtig verstanden habe, soll deine Geschichte in der Jetztzeit spielen, oder? Sonst wäre es ja auch möglich etwas in die Vergangenheit zu gehen, dann fallen Unstimmigkeiten nicht unbedingt als Fehler ins Gewicht.
Oder du verlegst das ganze in ein Paralleluniversum, in dem solche Dinge noch geläufiger sind.
Wenn du dir das leben durch diese kleinen Schummeleien nicht einfacher machen willst, musst du, egal in welchem Land der jetztzeit deine Geschichte spielt gut recherchieren. Das ist das Zauberwort. Sich Infos aus der Uni zu holen, ist da gar keine schlechte Idee.
Und darüber dass du deutsche bist, musst du dir bei guter Recherche keine Sorgen machen.
Wenn alles in sich schlüssig ist und die Handlung auf Logikfehler abgeklopft ist, stört das wohl keinen.
liebe Grüße,
Jara 
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Alana am 05. Dezember 2008, 21:09:49
Hallo Jara,

danke erstmal für deinen Zuspruch.
Also so weit ich informiert bin, ist die Verheiratung in Indien (vielleicht mal jetzt abgesehen von der gehobenen städtischen Mittelschicht) immer noch Sache der Eltern. Das kommt in meinen Augen der Zwangsverheiratung gleich :D
Nein im Ernst, ich habe meine Geschichte aufs Land verlegt, in die tiefste Provinz und denke mal (das muss ich natürlich noch abklopfen) dass das dort durchaus noch möglich ist. Für die ärmeren Frauen ist das immer noch an der Tagesordnung.
Aber auch das ist natürlich ein Punkt, den ich einfach abklären muss.
Aber andererseits denke ich mir, es ist ja schließlich Fiction und da darf es doch auch unwahrscheinlich zu gehen oder?
Natürlich müssen die groben dinge stimmen, damit es glaubwürdig ist.

LG


Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Churke am 05. Dezember 2008, 22:41:55
Wenn ich da mal was dazu sagen darf, Alana...

Wenn eine Deutsche o.ä. Mitteleuropäerin über Z W A N G S H E I R A T schreibt, dann geht bei mir sofort der Vorurteilsalarm los, weil diese nämlich regelmäßg mit ihren eigenen Wertvorstellungen über anderen Kulturen schreiben. Das kann nicht gut gehen und ist genauso abwegig wie ein Leibeigener Marxist im Mittelalter, der das Feudalsystem in Frage stellt.

Es gibt Länder, in denen ist es auch heute noch nicht unüblich, dass die Ehe zwischen den Eltern ausgehandelt wird. (Das war früher in Europa genauso und hat nie jemanden gestört.) Wenn du dort heiraten willst, dann gehst du zu den Eltern und sagt, dass sie einen suchen sollen. Wenn du "modern" sein und deinen Mann fürs Leben selbst finden willst, dann kann es eben sein, dass du leer ausgehst und keinen Mann kriegst. Habe so einen Fall in der weiteren Verwandtschaft. Und überhaupt, um Mira Neir zu zitieren, eine arrangierte Ehe verläuft statistisch gesehen ebenso glücklich oder unglücklich wie eine "Liebesheirat."

Ich rate dringend davon ab, kritisch über fremde Kulturen schreiben zu wollen. In diesem Sinne...
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Lavendel am 06. Dezember 2008, 16:06:13
Tatsächlich habe ich vor ein paar Monaten mal einen Bericht über eine hinduistische Hochzeit gesehen, die arrangiert war. Braut und Bräutigam hatten sich vorher ein paar mal getroffen, um sich kennenzulernen. Beide waren zufrieden damit und sogar dier Ansicht, dass eine arrangierte Ehe besser funktioniert, als eine Liebesheirat.
Ich kann nicht über dein Buch urteilen, und ich will es auch nicht, denn ich kenne die Geschichte nicht. Jedenfalls ist das Thema sehr viel komplexer, als man erstmal annimmt - übrigens auch die Form der Ehe, die wir hier bei uns praktizieren.

Die Ehe ist eine im Prinzip eine rein juristische Sache, und die Romantik ist einfach nur dazu erfunden. Das soll nicht heißen, dass Ehepartner keine romatischen Gefühle für einander hegen könnten. Es bedeutet einfach nur, dass die Ehe an sich nichts mit Liebe und Romantik zu tun hat. Das ist bloß die hübsche Verpackung einer staatlich begünstigten Lebensweise. Die meisten Leute messen einer Eheschließung großen symbolischen Wert bei - als könnte man sich die Liebe nicht anders beweisen. Ich finde dieses Thema übrigens viel spannender als das klassische Bild der Frau als Opfer der bösen Männer. Aber das nur so am Rande, und weil es eins meiner Lieblingsthemen ist ::).
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Sarina am 06. Dezember 2008, 18:37:47
Was du berücksichtigen musst, ist, dass die Frau an sich häufig noch in Indien weniger Rechte hat bzw. weniger zu getraut wird. Da kann ich dir den Film "Chak de! India" empfehlen. Am besten schaust du dir einige Filme an (und damit meine ich nicht die Bollywood-"gute Laune-Liebesgeschichten" , die Populär sind sondern die ernsteren Varianten).
Außerdem sind arrangierte Ehen dort so normal wie hier Liebesheiraten. Es ist halt eine andere Kultur. Die Eltern meiner Freundin haben gleich nach der Einigung geheiratet und sind wenige Tage später nach Deutschland gekommen. Sie sehen sehr glücklich aus und gehen liebevoll miteinander um. Auch ist die Verhütung -sogar in der Ehe- verpöhnt.

Auch ist es so eine Sache, wo in Indien das spielt. Es gibt schließlich nicht nur eine Sprache dort. Die einzelnen Regionen haben starke Unterschiede in der Sprache, im Essen und Traditionen. Also solltest du dich sehr gut damit befassen.
Am besten suchst du dir Inder, die dir da weiterhelfen. Aber vorallem versuche nicht zu urteilen. Gerade aus der Westlichen Richtung wird das nicht gerne gesehen.
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: caity am 09. Dezember 2008, 16:33:18
Hallo,

ich möchte hier mal grundsätzlich noch etwas anderes zur Sache stellen:
Muss man sich denn mit allem, was einem unter den Fingern juckt, verstecken?
Sicher, es ist nicht immer authentisch, was man über andere Kulturen schreibt - sowieso, eine Weltanschauung kann von einer außenstehenden Person kaum ohne die entsprechende Wertung wiedergegeben werden, aber ich frage mich, ob das wirklich so schlimm ist. Wenn mich eine Idee unter den Fingern juckt, sollte ich sie niederschreiben. Eine andere Frage ist dann eher, ob es veröffentlichungsreif ist, ob man anderen so etwas zumuten kann, oder ob man mit so etwas die Wahrheiten nicht zu sehr verdreht. Aber wenn man eine Idee hat und sie zu Papier bringen möchte, wenn es einen total reizt, das zu schreiben, dann sollte man sich meiner Meinung nach nicht von solchen Dingen abbringen lassen.
Das mal ganz allgemein sowohl als Antwort zu Maggi als auch zu Alana. Traut euch! ;)

Bye
caity
Titel: Re: Geschichte spielt in einem Land, das man nicht kennt?
Beitrag von: Tenryu am 09. Dezember 2008, 20:39:03
Ich finde, man kann durchaus kritsich über fremde Kulturen schreiben. Aber dazu sollte man sich einiger grundlegender Dinge bewußt sein:

1. Es ist in unserer Gesellschaft ein absolutes Tabu, das auszusprechen, was unterschwellig aber jeder denkt: nämlich, daß unsere Kultur den anderen überlegen ist. Daß wir fortschrittlicher sind und daß sich die anderen unseren Vorstellungen anzupassen hätten und nicht umgekehrt. Und das obgleich wir keine Gelegenheit auslassen, die Ausländer in unserem Sinne aufzuklären oder gar zu erziehen.

2. Es ist für einen Außenstehenden extrem schwierig, wenn nicht unmöglich, authentisch und glaubwürdig über die inneren Zustände und Befindlichkeiten eines fremden Volkes zu schreiben. Von daher würde ich die Außenansicht wählen. Das heißt meine Romanfigur wäre kein Inder, sondern ein Deutscher, der in Indien lebt und die Erlebnisse aus seiner Sicht schildert. Karl May hat das übrigens sehr geschickt gelöst, indem seine Helden und Erzähler Old Shatterhand bzw. Kara Ben Nemsi Deutsche sind, die im Auslande leben und die Geschichte aus Ihrer Perspektive erleben.
Gleichzeitig war er ein profunder Kenner der Fachliteratur und hat ausgiebige Recherchen betrieben.