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Fettnäpfchen adé - Ein Knigge für Messen und Conventions?

Begonnen von Lothen, 07. September 2015, 19:34:00

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Lothen

Hey ihr Lieben,

ich hab ein bisschen durchs Forum gesurft, aber keinen passenden Beitrag gefunden. Sollte ich ihn übersehen habe (ich hab mich mit den Suchbegriffen echt schwer getan) bitte ich um Entschuldigung.

Für mich wird die BuCon meine erste Convention, und da ich im Moment ein quasi fertiges Manuskript liegen habe, würde ich gerne meine Fühler ein wenig ausstrecken und ein paar Kontakte knüpfen. Allerdings bin ich da sehr unbeholfen, wie man am besten vorgeht - und vermutlich bin ich da nicht die Einzige.

Gibt es Do's / Dont's für den persönlichen Erstkontakt? Sollte man sich vorbereiten? Eine Visitenkarte oder einen Pitch parat haben? Kann ich einfach auf einen Verleger zugehen und sagen: "Hey, dein Verlag ist klasse, ich hätte da ein Manuskript" oder geht das gar nicht?

Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Liebe Grüße,
Lothen

Sprotte

Ich war dabei, als eine junge Autorin auf der LBM bei einer Kleinverlegerin fragte, ob sie ihr Manuskript mal reinreichen darf. Offenkundig hatte die Autorin sich vorher nicht mit dem Verlag beschäftigt (auf der LBM gibt es auf der Internetseite eine Liste der anwesenden Verlage) oder gar mit den Einreichungsmodalitäten. Sie wurde gebeten, den Roman in drei Sätzen anzureißen. Da sprang dann schon ihre Freundin ein. Was dann kam, war kein Pitch, sondern ein "Ein toller Roman, wirklich ...".
Es wurde dann um Einsendung gemäß den Modalitäten gebeten, und schon der Hinweis, daß ein Exposé eingereicht werden muß, stieß auf fragende Kulleraugen.

Ich denke, je besser Autor/in vorbereitet ist, desto besser! Ja, Pitch sollte im Hirn verankert sein.
Einfach drauflosgehen ist möglicherweise ein guter Weg - wenn das Manuskript zum Verlagsprogramm paßt! Ein naheliegendes Beispiel: Wer mit epischen Elfenschlachten bei ohneohren anschleicht, wird keinen Erfolg haben.

Erdbeere

Ich persönlich quatsche auf Cons zwar mit allen möglichen Leuten - Verleger, Autoren, Blogger - aber direkt fragen, ob ich ein Manuskript anbieten dürfte, mache ich nicht. Wenn mich Verlage interessieren, nehme ich deren Flyer oder Broschüren mit und mache mich dann zuhause schlau. Meine Visitenkarte verteile ich ebenfalls fleissig. Networking nennt sich das. :) So konnte ich z.B. gerade letztes Wochenende ein paar sehr interessante Kontakte knüpfen, auf die ich später zurückgreifen kann. Und wenn man seine Karte verteilt, erinnern sich die Leute an einen, wenn man sie später anschreibt (z.B. kann man an das Messegespräch anknüpfen).

Wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich die Verlagsprogramme gut anschaut, den Pitch griffbereit im Kopf hat und vor allem mit den Leuten redet. Messe bedeutet immer Ausnahmezustand, vor allem für die Verlage. Sie da auch noch mit Manuskripten zu belagern, hat nicht wirklich Sinn, finde ich. Ansprechen, plaudern, Flyer mitnehmen, evtl. die eigene Karte überreichen und/oder fragen, ob die Verlage zur Zeit überhaupt Manuskripte annehmen.

Gerade beim BuCon weiss man ja meist im Vorfeld bereits, welche Verlage mit einem Stand anwesend sein werden (oder?). Auch da kann man sich bereits vorher informieren, was Programm, Manuskripte, Einsendeformalitäten und allfälligen Annahmestop angeht.

gbwolf

Hallo Lothen,

interessant wäre, was dir für dein Manuskript vorschwebt: Agentur, Publikumsverlag, Kleinverlag? Kontakte knüpfen ist nie verkehrt, aber am besten kann man dir etwas raten, wenn wir deine Ziele kennen.

Zu den großen Buchmessen gibt es schon viele Antworten in diesem älteren Thread: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4152.0.html

Wenn du dich eher im Kleinverlagsbereich umsehen möchtest und jemanden kennst, kannst du natürlich auch fragen, ob dich ein Tintenzirkler zu seinem Verleger mitschleppt. Das kann dann ein einfaches: "Lothen wollte mal fragen, ob euer Programm schon dicht ist oder wohin sie ihren Roman schicken kann" sein. Oder wenn derjenige richtig überzeugt von deinem Werk ist, stellt er dich vielleicht vor und empfiehlt dich. Schade, dass es Schmidt & Abrahams nicht mehr gibt. Die konnte man auf dem BuCon immer gut ansprechen (Ansprechen, kein Exposé in die Hand drücken. Das passiert dann per Mail).

Grüße,
Nadine

Hanna

Pitch im Kopf haben ist ein guuuuuter Tipp! Danke dafür. Das werde ich mal verinnerlichen. Ich saß nämlich einmal auf einer Con neben einem Verleger, der von sich aus sagte: "Du schreibst doch auch. Erzähl mir mal von deinem Buch!" Und da sah ich ziemlich alt aus.  :rofl:

Grundsätzlich würde ich sagen: sei so wie du bist, gib dich natürlich und offen und hab einfach Spaß.

#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Thaliope

Vielleicht sollte man sich auch bewusst machen, wie viele Interna man inzwischen so kennt. Wir sind hier mit so vielen Autoren vernetzt, haben so viel Infos über Verlage, Zusammenarbeit, andere Autoren, Lektoren ... und die Branche ist verdammt klein.
Bevor man also freimütig drauflosplaudert (was ich unglaublich gern tue), sollte man sich vielleicht nomal vor Augen führen, welche Infos man mit wem teilen möchte, sollte und darf.

LG
Thali

schreiuverPI

#6
Zitat von: Sprotte am 07. September 2015, 19:40:28
Ich denke, je besser Autor/in vorbereitet ist, desto besser! Ja, Pitch sollte im Hirn verankert sein.
Einfach drauflosgehen ist möglicherweise ein guter Weg - wenn das Manuskript zum Verlagsprogramm paßt! Ein naheliegendes Beispiel: Wer mit epischen Elfenschlachten bei ohneohren anschleicht, wird keinen Erfolg haben.

Dabei bin ich doch immer fürs Schlachten von Elfen. Die sind so nährstoffreich. ;)

Nein, Spaß beiseite. Das ist schon richtig, was ihr da besprochen habt, es kommt aber auch auf die Messe an, wie man als Verlegerin drauf reagiert (ist zumindest bei mir so). Auf der LBM war bei uns in diesem Jahr so viel los, dass es ganz wenige gute Zeitpunkte gab, an denen ich aufnahmefähig für Schreibideen war. Und in denen war ich meist schon mit AutorInnen belegt, die ich kenne.
Es ist aber so, dass ich bei mir bemerkt habe, dass ich nach Messen auf ein paar Dinge reagiere, insofern jemand seine Kontaktdaten bei mir gelassen hat:

  • Ruhiges Auftreten am Stand, inklusive Ahnung vom eigenen Manuskript
  • Gut lesbare Visitenkarte oder handgeschriebene Kontaktdaten (klingt trivial, hatte aber schon sehr seltsame Dinge)
  • Interesse an den Verlagsbüchern und deren Aufmachung (man merkt es, wenn jemand einfach nur die Verlage abklappert und nicht einen Blick auf die Bücher wirft)
  • Höflichkeit (Beiseitetreten, wenn KundInnen Fragen haben, etc.)

Sonst finde ich es wirklich gut, wenn ich sehe, dass jemandem mein Stand auch Spaß macht, sich generell auf der Con wohlfühlt und ganz natürlich ist. Der Bestechungskaffee besorgt dann den Rest. ;)

Maja

Zitat von: Thaliope am 07. September 2015, 20:54:21
Vielleicht sollte man sich auch bewusst machen, wie viele Interna man inzwischen so kennt. Wir sind hier mit so vielen Autoren vernetzt, haben so viel Infos über Verlage, Zusammenarbeit, andere Autoren, Lektoren ... und die Branche ist verdammt klein.
Bevor man also freimütig drauflosplaudert (was ich unglaublich gern tue), sollte man sich vielleicht nomal vor Augen führen, welche Infos man mit wem teilen möchte, sollte und darf.
Ich verstehe nicht, was heikel oder intern daran sein soll, Lothen - und anderen Autoren, die hier mitlesen - zu raten, ihre Pitches im Kopf zu haben, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen oder sich nicht zum Horst zu machen. Steh gerade auf dem Schlauch, was du hier meinst.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Thaliope

Das war ganz allgemein auf die Ausgangsfrage bezogen, wie man sich auf Messen und Cons in Gesprächen mit Verlegern und anderen aus der Branche verhalten sollte.

Maja

Aber warum sollten Antworten auf diese Frage intern sein?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Janika

#10
@Maja: Ich glaube, das bezieht sich nicht auf die Ausgangsfrage, sondern darauf, dass wir über andere Zirkler ja vielleicht beispielsweise mitbekommen haben könnten, dass es vielleicht einen ganz doofen/gnadenlosen Lektoren gibt oder ein Manuskript angenommen wurde, dass als ganz doof empfunden wird, oder oder oder. Wenn Lothen dann (nur als Beispiel) hingehen würde: "Ja, ich hätte da was, das viel besser reinpasst als Projekt XY, und ich würde auch versuchen, mich mit diesem und jenem Lektoren zu arrangieren, das ist kein Problem", dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Herr Verleger/Frau Verlegerin großartig begeistert über diese Art der Vorbereitung wäre.

Aber vielleicht habe ich es auch nur falsch verstanden, erschien mir nur logisch.

Ich persönlich würde übrigens beim ersten Kennenlernen auch keine Manuskripte vorstellen, zumindest würde ich nicht mit diesem Plan zu einem Stand gehen. Networking ist wichtiger. Ideen teile ich nur mit Leuten, die ich schon kenne (und die mich schon kennen), am liebsten nicht direkt, sondern wenn sich das Thema gerade im Gespräch anbietet.
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Thaliope

Das sag ich doch gar nicht.
Nochmal ganz kurzgefasst:

Mein Beitrag zum Thema Messe-Knigge: Wenn ihr mit Verlagsleuten redet, überlegt euch, was ihr wem erzählt.

EDIT: Ja, Janika hat mich verstanden ;)

Franziska

Interessanter Thread. Ich war zwar noch nicht auf so vielen Messen. Eine Frage stelle ich mir da aber immer wieder. Wie stellt ihr euch vor? Egal, mit wem ihr in Kontakt tretet, wenn ihr unter Pseudonym schreibt? Stellt ihr euch gleich mit dem Pseudonym vor, aber was wenn man mehrere hat? Oder geht ihr hin, hey ich bin xy, hier meine Karte, ich schreibe als xy?
Ich sag mal, wenn ich jetzt plötzlich einen Jugendbuchverleger kennen lernen sollte, macht es wenig Sinn ihm meine Visitenkarte mit meinem Gay Romance Psuedonym zu geben, oder? Ich weiß da irgendwie immer nicht, wie ich vorgehen soll und am Ende weiß niemand, wer ich bin. :versteck:

Maja

Zitat von: Thaliope am 07. September 2015, 21:13:49
Das sag ich doch gar nicht.
Nochmal ganz kurzgefasst:

Mein Beitrag zum Thema Messe-Knigge: Wenn ihr mit Verlagsleuten redet, überlegt euch, was ihr wem erzählt.

EDIT: Ja, Janika hat mich verstanden ;)
Groschen fällt. Danke!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Fianna

#14
Ich lese ja schon seit Jahren aufmerksam in Thorsten Blog und Threadbeiträgen (und grade, wo ich an einem passenden Projekt arbeite, macht der die Annahme dicht  ;D), und er schrieb z.B. dass bei ihm die LBM so ziemlich der falscheste Weg ist, um was in die Hand zu drücken. Das wird dann oft erst bei den Vorbereitungen auf die nächste LBM wieder ausgepackt.

Ich persönlich habe das zwar noch nicht gemacht (bin auf Cons eher emmungsloser Buchkäufer), aber ich würde keine klassische Manuskriptvorstellung oder gar Dinge mitbringen und dalassen versuchen, sondern gezielt die Wackel-Punkte ansprechen: nehmt ihr wirklich keine Manuskripte (von Genre X) mehr oder darf ich Dir einen Pitch schicken? Du hast mal in einem Interview gesagt, auktoriale Perspektive fändest Du nicht gut, aber wenn das in einem Buch wirklich bereichernd ist, z.B. [ ...], könnte es da evt eine Ausnahme von der Regel geben?

Und so weiter.
Also vorher über die Verlage informieren, und alles, was Dich schwanken lässt, ob dein Manuskript willkommen ist, im Gespräch persönlich nachhaken. Dann sieht der Verleger, dass Du Dich informiert hast, Du kannst nachhaken, ob Du einsenden kannst und wenn der Verleger Zeit hast, darfst Du evt pitchen...