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Deutsche Verlage und deutsche Nachwuchsautoren

Begonnen von gbwolf, 17. Juni 2007, 15:24:38

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Feuertraum

Stop!

Da liegt ein Mißverständnis vor: ich wollte Ihnen weder platte Motive unterstellen, noch Sie angreifen. Mit meinem Posting wollte ich nur sagen, dass ich als Privatperson (derzeit) keine Möglichkeit sehe, mir ein Lektorat zu leisten.
Das ich dabei den Preis von Ihnen genommen habe, lag schlichtweg daran, dass mir dies als erstes einfiel.

Sollte wirklich keine Beleidigung oder dergl sein.

LG

Feuertraum
(der Linda die Friedenspfeife anbietet)
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Linda

Hallo Feuertraum,


Zitat von: Feuertraum am 19. Juni 2007, 00:35:51
Stop!
Da liegt ein Mißverständnis vor: ich wollte Ihnen weder platte Motive unterstellen, noch Sie angreifen. Mit meinem Posting wollte ich nur sagen, dass ich als Privatperson (derzeit) keine Möglichkeit sehe, mir ein Lektorat zu leisten.
Das ich dabei den Preis von Ihnen genommen habe, lag schlichtweg daran, dass mir dies als erstes einfiel.

Sollte wirklich keine Beleidigung oder dergl sein.

LG

Feuertraum
(der Linda die Friedenspfeife anbietet)

Hallo Feuertraum,

nun ja, bin ja eigentlich Nichtraucher aus Überzeugung, aber so ein Angebot kann man natürlich schlecht ausschlagen.

Das Missverständnis ist die eine Sache, aber die wichtigste Aussage möchte ich entschieden negieren:

Mit meinem Posting wollte ich nur sagen, dass ich als Privatperson (derzeit) keine Möglichkeit sehe, mir ein Lektorat zu leisten.

Das muss auch niemand. Vielleicht sollte das auch niemand, der ernsthaft eine schreiberische Karriere anstrebt (und nicht um, nur als Bsp. seine Memoiren für die Enkel verfasst und nicht sattelfest in NDR ist).
Es kommt da nicht auf Preise o.ä. an. Lektorat (im literarisch gebräuchlichen Sinne) ist im Grunde die Aufgabe des Verlags. Ein Lektor kauft meist eine Idee mit einem Ziel ein, auf das hin er das Script hin lektoriert. Mal mehr mal weniger.
Unlektorierte Manuskripte kann man mit veröffentlichten Werken nicht vergleichen. Mehr wollte ich nicht ausdrücken.

Grurß,

Linda

Artemis

#17
Zitat von: Feuertraum am 18. Juni 2007, 23:46:40
Nur der Hinweis, dass Sie besser sind, ist auch subjektiv.

Ich habe nicht behauptet, besser zu sein - so was maße ich mir nicht an  ::)
Vielleicht liegt es bei mir daran, dass zwei Persönlichkeiten in mir stecken: der Leser und der Autor. Der Leser will unterhalten werden, er schert sich nicht um grammatikalische, stilische und gedankliche Fehler. Er will einfach nur lesen und sich an dem Roman erfreuen.
Der Autor in mir kann das nicht. Ich tue es nicht gerne, ich hasse diese Angewohnheit von mir, aber ich muss jeden Roman beim Lesen sezieren wie ein Chirurg. Und sehr oft passiert es, dass mir dieses (schon fast pingelige) Sezieren die Lust an dem Buch nimmt. Sobald mir der Stil nicht behagt, ich die Entwicklung der Sprache, der Geschichte, der Protagonisten nicht mag, weil ich es als Auor halt so und so gemacht hätte, lasse ich das Buch fallen. Der Leser in mir hätte das Buch vielleicht gut gefunden, aber der Autor macht da leider einen Strich durch die Rechnung v_v°
Die Nur-Leser haben diese Sorgen nicht, sie brauchen nur zu konsumieren. Ihnen würde es selten in den Sinn kommen, die Story in eine andere Richtung zu spinnen, nur weil sie ihnen in der jetzigen Form nicht zusagt.
Vielleicht sollte ich das zum besseren Verständnis meiner Postings erwähnen. 


Ich bin frustriert, ja, vielleicht. Der Buchmarkt enttäuscht mich. Ich bin ein Kind, das vor verschlossenen Türen steht, während die anderen Kinder drinnen fröhlich spielen dürfen. Die Tür der großen Verlage wird für mich zu bleiben, sofern kein Wunder geschieht - daher wende ich ihnen freiwillig den Rücken zu und suche mir eben eine andere Tür, die sich bereitwilliger öffnet.
Oh je, jetzt werde ich melodramatisch  :innocent:
*hust hust*

Nun ja, wie auch immer ... O_o Jedenfalls bin ich von den großen Verlagen maßlos enttäuscht und werde auch in Zukunft keine Energie mehr daran verschwenden, mich von ihnen verletzen und zu Boden werfen zu lassen. Die Verlage haben die scheußliche Eigenschaft, uns zu lehren, wie man sie leidenschaftlich hasst - und zugleich lassen sie den ewigen Autoren-Traum in einem aufkommen, dass man erst dann erfolgreich ist, wenn man bei ihnen eintreten darf. So etwas ist wirklich schon fast psychischer Stress.
Ich will mich an meinen Geschichten erfreuen, andere damit glücklich machen, ohne als Bestseller oder Star-Autor im Rampenlicht zu stehen - das war nie meine Absicht gewesen. Aber mit diesem Wunsch bin ich bei den Verlagen kein gern gesehener Gast. Sie wollen verkaufen, knallhart kalkulieren. Was der Autor möchte, ist drittrangig.
Genau aus dem Grund gehe ich zu den kleinen Verlagen, lasse mein Buch in kleinen Auflagen drucken, verteile es in die Welt und bin glücklich damit. Ich verdiene absolut nichts dabei, aber das ist mir gleichgültig. Solange es ein paar Menschen gibt, die mögen, was ich schreibe, ist das für mich ein großer Ansporn - und er ist definitiv größer als der Rückhalt eines großen Verlages, der Bücher verlangt, verschlingt und verheizt und uns als Autoren leer und hohl wie Puppen zurücklässt, nur um den allgemeinen Markt zu befriedigen.
Das ist nicht das, was ich will  :'(


Zum Thema Lektoren: Ich bin nie viel mit ihnen in Kontakt getreten und habe ihre Hilfe noch nie genießen dürfen, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Lektoren und Bücher sind für mich das gleiche Paar wie der Visagist und das Model: Lektoren und Visagisten verschönern und perfektionieren das, mit dem sie arbeiten. Würde man das "Rohprodukt" sehen, wäre man wohl überrascht über seine Einfachheit. Erst durch das richtige Feilen und Schminken sind sie reif für den Laufsteg - oder eben für die Bücherregale.

Lavendel

Es ist hier schon ansatzweise geäußert worden, aber ich will es nochmal deutlich sagen:

Wenn ein Buch zum Bestseller wird, dann hängt das selbstverständlich zum Teil an der Werbung, aber wenn der Inhalt niemanden begeistert, hilft am Ende auch die beste Werbung nicht.
Was man nicht vergessen darf ist, dass die meisten Bücher, die heutzutage im literarischen Kanon sind ihrerzeit selbst Bestseller waren. Populäres Beispiel: Charles Dickens (man sagt, er sei mit einem Stift in der Hand gestorben ;)). Er hatte ständig Druck, Deadlines, musste auf die Wünsche der Leute eingehen. Und er gehörte zu der ersten Generation Schriftsteller, deren Publikum auch aus Arbeitern bestand und nicht aus Söhnen und Töchtern der Mittelklasse.
Was der breiten Masse gefällt ist nicht schlecht!
Ich glaube, es wird oft vergessen, dass auch Verkaufzahlen dabei behilflich sind, ein Buch in den Kanon reinzubringen. Zwanzig, dreißig Jahre später sagt man dann: Ja, das ist ein gutes, anspruchsvolles Buch mit Aussage, gesellschaftskritischen Ansätzen und so weiter und so weiter. Aber es ist äußerst selten, dass solche Bücher keine Bestseller waren.
Und schließlich: Romane wollen unterhalten. Oder liege ich da falsch? Welches Ziel hat ein/e Leser/in, wenn er/sie in den Buchladen an der Ecke geht und sich einen Roman schnappt? Unterhalten werden.
Versteht mich nicht falsch: Ich finde man sollte auf jeden Fall über das schreiben, was einen selbst interessiert und bewegt. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wenn man irgendwann veröffentlichen will, auch ein paar Leser dafür da sein müssen.
Ich glaube nicht, dass die großen Verlage so verteufelt böse sind, wie manche hier meinen. Natürlich sind sie an Profit interessiert. Warum sollte man Bücher veröffentlichen, wenn es da kein Geld zu holen gäbe? Ein/e Schriftsteller/in will ja auch für gute Arbeit bezahlt werden (obwohl ich nich sagen will, dass man nur für Geld schreiben soll. Auf keinen Fall! Man sollte schreiben, weil man nicht anders kann, sonst sollte man einen anderen Beruf ergreifen ;)) Ich weiß aber nicht, was daran so besonders ungewöhnlich oder schlecht sein soll, wenn man sich vor Augen führt, dass wir nunmal in einer kapitalistischen Gesellschaft leben.
Und ich wüsste auch nicht, warum die großen Verlage auf ihren Webseiten angeben sollten, in welcher Form und wohin sie unverlangte Einsendungen gern hätten, wenn sie sie nicht  haben wollten. Da würde es reichen zu schreiben: keine unverlangten Einsendungen bitte! und fertig. Ich nehme mal an, das bedeutet Verlage suchen Autoren. Und wer gut ist, wird auch irgendwann genommen - auch wenn man vorher fünfzig oder mehr Absagen kassiert hat (das ist ja auch bei Bestsellern nicht ungewöhnlich). Die Lektoren müssten sich nicht die Mühe machen, sich durch riesige Stapel durchzuarbeiten, wenn sie nicht ganz selten mal einen kleinen Edelstein dazwischen finden würden (darum glaube ich auch nicht an den Mythos, dass Lektoren nicht alles zumindest anlesen).
Was man als Autor meiner Meinung nach wirklich braucht ist Durchhaltevermögen und ein bisschen Optimismus. Nicht nur beim Schreiben selbst, sondern auch danach.
In diesem Sinne: Schultern straffen, tief durchatmen und weiter gehts!

FeeamPC

Hallo Leute,
ich glaube, ich muß auch noch eine Lanze für die großen Verlage brechen. Die meisten Manuskripte, die dort eingeschickt werden, dürften wirklich nicht veröffentlichungsreif sein.
Ich selbst habe einen Mini-Kleinstverlag für eine ganz spezielle, eher ortsbezogene Nische, und selbst bei mir sind bereits unverlangte Manuskripte gelandet, bei denen sich bereits beim ersten Durchlesen meine Nackenhaare sträubten. Nicht etwa der Fehler wegen, sondern weil der Inhalt so banal war, daß selbst die Kochrezepte der Fernsehzeitung interessanter und spannender schienen. Spannungsbogen? Nie gehört!
Ich finde es recht schwierig, den hoffnungsvollen Autoren zurückzuschreiben, daß sie doch lieber etwas anderes (oder eher nichts) schreiben sollten. Von daher ist es seitens der großen Verlage vermutlich die blanke Notwehr, auf formale Vordrucke auszuweichen.
Auf der anderen Seite habe ich einen Krimi im Programm, der zwar überhaupt nicht zu meinen sonstigen Büchern paßt, den ich aber bereits beim ersten Kapitel so gut fand, daß ich ihn unbedingt verlegen wollte. Der Krimi hatte bereits einige Absagen der großen Verlage hinter sich...
Übrigens war er bereits mehrfach von der Autorin überarbeitet und von dritten Personen korrekturgelesen worden, und trotzdem sah das Manuskript nach meiner endgültigen Durchsicht noch leicht bunt aus.
Wie ich von meinen eigenen Bücher bestätigen kann: Als Autorin/Autor ist man seinem eigenen Werk gegenüber betriebsblind...


Antigone

Hi!

Ich bin mir nicht sicher, ob das hier jetzt wirklich dazu passt, anderseits gehörts doch irgendwie zum Thema. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Verlage mit unglaublichen Mist zugemüllt werden. Anderseits werden manche von diesen grottenschlechten Büchern aber dann doch veröffentlicht. Ich will ja nicht wieder ein derzeit sehr populäres buch mit Drachen erwähnen....

Aber ich hab grad einen Liebesroman gelesen (hin und wieder braucht frau Schonkost), der war sowas von flach, klischeehaft, unspektakulär und so gegen jede Schreibregel geschrieben, dass es fast schon wieder lustig war. Völlig eindimensionale Charaktäre, ausschließlich tell und no show, jedes Hauptwort war mit mind. 2 Adjektiven behaftet etc. etc... (die öden Sexszenen will ich jetzt nicht erwähnen)

Warum ich das erwähne? Nun, auch dieses Ding wurde veröffentlicht. Dh. trotz all dieser Mängel (und trotz der Lektüre einiger Schreibratgeber bin ich kein übermäßig kritischer Leser) hat das ein Verlag genommen. Und sowas stößt einem dann doch sauer auf. Es ist nämlich ein deutliches Zeichen, dass Verlage eben doch nicht nur gute und reife Werke veröffentlichen. Und da denk ich mir dann schon: warum das und nicht meines?

Lg, A.

PS: dabei will ich jetzt gar nicht gegen anspruchslose Unterhaltungsliteratur wettern - aber auch dieser Liebesroman hätte nur gewinnen können, hätte man ihn nach den gängigsten Schreibregeln überarbeitet.

gbwolf

Zitat von: AntigoneUnd da denk ich mir dann schon: warum das und nicht meines?
@Antogone: Ich denke, einen Nackenbeißer kann man nicht mit Fantasy vergleichen. Der Markt dort scheint mir wesentlich anspruchsloser zu sein. Schreib' einen richtig schönen Klischeeroman und schau, was passiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Nachwuchsautoren, die bereit sind, regelmäßig eine gewisse Masse dieser Dinger zu produzieren, gerne genommen werden. Da wird auch viel mehr produziert, als in der Fantasy
Zitat von: AntigoneIch will ja nicht wieder ein derzeit sehr populäres buch mit Drachen erwähnen....
Wenn es das ist, woran ich denke: Wir reden ja vor allem über den deutschen Literaturmarkt und die Chancen. Das Grauenvolles aus dem Ausland eingekauft und dann oft noch schlecht und schnell übersetzt wird, ist leider eine Tatsache.

Bei den guten und sehr hochwertigen Sachen ist es so, dass die Verlage durchaus deutsche Autoren suchen. In einem sehr anspruchsvollen Verlag hat mir der Lektor anvertraut, dass sie ein deutsches Ausnahmetalent suchen, weil eben Lizenzen teuer sind, weil man mit einem deutschen Autor reden, das anu besprechen und was ändern kann. Aber leider finden sie keinen, der literarisch hochwertig genug Fantasy schreibt. Oder der wird von einem anderen erlag weggeschnappt. Er liest und prüft sorgfältig jede Einsendung, die an seiner erfahrenen Sekretärin vorbei kommt und wer von ihm persönlich abgesagt wird, kann ihn anrufen, weil er eine Liste neben sich liegen hat, auf der der Ablehnungsgrund steht. Und das ist bei vielen Lektoren so.
Der Absagebrief ist natürlich neutral gehalten, weil sonst die Autoren ständig nachhaken und sich gegen die Vorwürfe verteidigen wollen (man sehe sich die Diskussionen auf großen Kurzgeschichtenplattformen an!).

@FeeamPC: Finde ich gut, dass Du den Krimi verlegt hast. Da werden sich einige Große viellicht irgendwann ärgern, dass sie das übersehen haben.

Lavendel:
Zitat von: LavendelUnd ich wüsste auch nicht, warum die großen Verlage auf ihren Webseiten angeben sollten, in welcher Form und wohin sie unverlangte Einsendungen gern hätten, wenn sie sie nicht  haben wollten.
Was ich gut fände wäre, wenn die Verlage auf ihren Seiten deutlicher machen würden, was und in welcher Form sie bekommen wollen. Auf den Seiten des Ariadne-Verlags findet sich zum Beispiel eine Anleitung, wie man ein Exposé schreibt und sie erläutern auch, was sie im ersten Anschreiben gerne hätten. Es ist erstaunlich, wieviele Autoren keine Ratgeber lesen, sich nicht informieren und wasweißich hinschicken.
Aber wahrscheinlich würden noch immer bunte Pakete mit Federn und Multimedia-DVD kommen, wenn auf der Homepage stünde: Bitte ohne Schnickschnack!


Cailin

Ich muss jetzt auch mal für die großen Verlage in die Bresche springen - wobei ich betonen will, dass ich auch schon genug Absagen kassiert habe.

Nach einer dieser Absagen hat mir ein Lektor eines dieser großen Verlage am Telefon gesagt, dass ihm mein Skript sehr gut gefallen hat, dass er es aber leider vor dem Hintergrund, was derzeit am Markt verlangt wird, nicht machen kann. Wenn z.B. schwertschwingende Ein-Mann-Armeen à la Conan von der Masse der Leser bevorzugt werden, muss der Verlag ihnen das liefern, auch wenn er dafür anderen guten Skripten absagen muss.

Dass ein Verlag bzw. ein Lektor für einen unbekannten Autoren alles auf eine Karte setzt und ihn auf Teufel komm raus macht - aus welchen Gründen auch immer - obwohl sein Roman jetzt nicht 100% ins Schema passt, soll zwar auch schon vorgekommen sein, ist aber wohl eher die Ausnahme. - Was für mich aber auch irgendwie nachvollziehbar ist.

Also letztendlich ist auch das Verlagsgeschäft und welches Skript genommen wird (ob gut oder schlecht) abhängig von dem alten Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wobei hier ganz klar der Schwerpunkt auf der Nachfrage liegt.

Amber

Mich ödet der Buchmarkt vor allem hier in Deutschland auch enorm an und ich habe schon viele Bestseller gelesen, die ich am liebsten in die Tonne gekloppt hätte. Natürlich ist es so, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt - aber ich hänge der Meinung an, dass die meisten Leser überhaupt nicht wissen, auf was sie warten, bis es da ist. Hat irgend jemand in diesem Land gesagt "Ich will unbedingt eine Geschichte über eine Zauberschule und einen armen Waisen lesen"? Und dann war Harry Potter da und verkaufte sich. Mich frustriert einfach, wie die Verlage immer auf Nummer sicher gehen wollen. Warum sich die Mühe machen und etwas Neues versuchen, wenn sich Trendbrettfahrer auch verkaufen? Aber ich glaube nicht, dass eines der Bücher im Kielwasser von Harry Potter dessen Verkaufszahlen erreicht hat. Aber wo es nicht peinlich ist, mit Scheiße Geld zu verdienen (sorry wenn ich das so drastisch sage), sondern ein Grund stolz zu sein (Dieter Bohlen), wieso sollte man sich dann die Mühe machen, mit etwas Gutem Geld zu verdienen?!
Sicher, es gibt Gottseidank auch Bestseller, die ich für gut halte (um das Subjektive zu betonen), wie z.B. "Der Name der Rose". Und viele Autoren, die ich liebe, sind im englischen Sprachraum äußerst beliebt und fallen hier keinem auf (wenn ihre Bücher überhaupt erhältlich sind). Ob das an dem strunzdummen Publikum hier liegt (und das kann doch irgendwie nicht sein, das darf doch nicht sein) oder an der in meinen Augen völlig falschen Vermarktung (fängt schon bei Titelübersetzung und Cover an, graaaaausig was die meinen Lieblingen hier angetan haben).
Na ja. Als Leser schlängel ich mich sowieso auf meinem Pfad fernab der aktuellen Bestsellerlisten entlang. Das was ich will, haben sie in der Buchhandlung eh nie vorrätig. Ich bin ja schon froh, wenn ich meinen Freundeskreis zu meinem 'Kanon' bekehren kann.
Aber als angehender Autor (wozu ich mich noch nicht rechne, so weit bin ich noch nicht) ist die Lage auf jeden Fall eine Quelle der Frustration....
---- etwas unstrukturierter nächtlicher comment

Volker

Wir haben vorhin mal die angekündigten Neuerscheinungen nach Rezi-Expemplaren durchgesehen - Ihr glaubt gar nicht, wie viele "Orks" es zum Herbst hin geben wird.
:wums:

Steffi

Zitat von: Amber am 03. Juli 2007, 03:38:27
Warum sich die Mühe machen und etwas Neues versuchen, wenn sich Trendbrettfahrer auch verkaufen?

Weil Verlage in erster Linie kein Hort für Kunst sind, sondern Betriebe, die Geld verdienen wollen und fehlgeschlagene Experimente fürchterlich in die Kasse schlagen können?
Sic parvis magna

gbwolf

Andererseits benötigen die Verlage auch ab und an jemanden, der dieses Trittbrett vorlegt, sonst würden sie nicht immer wieder versuchen, andere Sachen zu bringen. Von irgendetwas müssen die Trends ja entspringen. Darauf hoffe ich und auf die Nischenverlage, die andere Ideen in immerhin auffälligen Auflagen bringen können.
Gibt es da nicht derzeit den Spruch: "Orks für die Jungs und Priesterinnen für die Mädchen"?

Artemis

Zitat von: Volker am 03. Juli 2007, 10:17:28
Ihr glaubt gar nicht, wie viele "Orks" es zum Herbst hin geben wird.
:wums:

Och nein jetzt, oder? Das ist doch nicht denen ihr Ernst! Ich meine, Orks sind mittlerweile so plattgewalzt wie der Teig in Mutters Nudelmaschine o.ô
Ich mag ohnehin keine Orks, weder gute noch böse, also werde ich die Bücher nicht einmal anfassen, geschweige denn kaufen *schauder*  :nöö:

Irgendwie geht die Fantasy-Abteilung den Bach runter, fürchte ich. Elfen, Zwerge, Orks - darum dreht sich alles, das kennt jeder, das ist ne Marke, das verkauft sich. Aber ohne mich! *bestimmt nick*

Mag sein, dass neue Ideen nicht unbedingt in die besten Plätze des Regals geschoben werden, aber meine Güte, lieber habe ich meine eigenen, guten Inovationen, als dass ich diesen vorgequirlten Brei des Buchmarktes zum zehnten Mal aufkoche und den Leuten als Delikatesse anpreise.  :gähn:

Ich hab auch ein paar Klischees in meinem Buch, ja, das muss ich zugehen - aber nur, weil ich die selber mag und in der Form in keinem Buch gesehen habe. Sei es nun eine Amazone mit Minderwertigkeitskomplexen, ein Zauberlehrling mit allzu großem Selbstbewusstsein oder eine alte weise Frau, die röchelnd und hustend Wasserpfeife pafft und weder Achtung noch Feingefühl kennt - ich mag sie, ich schätze sie, und wer was anderes darüber denkt, soll halt die Finger von den Büchern lassen. Das sind meine Bücher, meine Figuren, und die habe ich in erster Linie mal für mich erfunden. Es ist schlimm, wenn ein Autor nur noch als Dienstleister gebraucht wird, um die Bücher zu produzieren, die der Markt verlangt. Es rennt ja auch keiner bei einen Künster und schreibt ihm vor, was er malen soll, oder? Warum müssen wir uns dem allgemeinen Trend anpassen?

Ich habe mich dazu entschlossen, auf Hängen und Würgen das zu schreiben, was ich gern selbst als Leser lesen würde. Wenn die anderen Leser meine Geschichten halt grottig finden, warum schreiben sie es dann nicht besser?
Aber nein, lieber tappen sie brav in die Buchhandlung und schlucken das, was der Buchmarkt ihnen eintrichtert. Traurig, so was ...

Steffi

Zitat von: Artemis am 03. Juli 2007, 12:01:18
Es ist schlimm, wenn ein Autor nur noch als Dienstleister gebraucht wird, um die Bücher zu produzieren, die der Markt verlangt.

Das ist aber bei einigen Genres nun mal so... vor allem bei Thrillern und Liebesromanen fällt das auf, und eben auch bei Fantasy. Darüber kann man sich ärgern aber es ist kaum zu ändern.  Das ist doch in allen Bereichen so, auch bei Filmen.

Man muss sich halt vorher überlegen, welchen Preis man zahlen möchte, um ein bekannter Autor zu werden. 

ZitatWenn die anderen Leser meine Geschichten halt grottig finden, warum schreiben sie es dann nicht besser?

Au Vorsicht, mit diesem Argument bewegst du dich auf sehr dünnem Eis.
Sic parvis magna

Artemis

#29
Zitat von: Steffi am 03. Juli 2007, 12:24:12
Au Vorsicht, mit diesem Argument bewegst du dich auf sehr dünnem Eis.

Ich weiß, das war ein Ausbruch in meinem Trotz  ::) Pardon, ich bin eben etwas ... direkt.
Aber ich muss mir so oft von anderen Leuten, die gern lesen, anhören, wie sie dies und das und jenes bemängeln und wie man es hätte besser schreiben können. Ich wurde schon angemault, wieso ich keine Elfen in meinem Buch benutzt habe, obwohl mein Volk der Norai (angeblich) Ähnlichkeit mit ihnen hätte - war nicht geplant gewesen und ist in meinen Augen nicht wirklich so, weil meine Norai absolut menschliches Verhalten zeigen. Umbenennen will ich nicht, tu ich nicht, und wenn sich die Leute auf den Kopf stellen.
Ok, jeder hat seinen eigenen Geschmack, also kann der Autor es nicht allen Recht machen. Es ist sein Werk, und das sollte ein Leser auch akzeptieren.