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SMS, Whatsapp, Facebook und co. - Moderne Kommunikationsmittel im Roman

Begonnen von Sonnenblumenfee, 02. April 2016, 21:30:46

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Romy

Zitat von: Zitkalasa am 11. April 2016, 03:08:03
Hm, die Frage ist doch, ob die fragliche Person die SMS noch rechtzeitig sehen würde, wenn sie schon nicht einen Anruf entgegen nimmt? So eine SMS würde nur kostbare Sendesekunden kosten, schätze ich.
Naja, aber lieber eine kleine Chance, dass die (potentiell lebenswichtige) Info noch rechtzeitig gelesen wird, bewahren, als dass die andere Person überhaupt nicht informiert wird und dieser dann etwas Schlimmes zustößt. Die paar Sekunden/Cents sollte einem eine wichtige Info wert sein. Und einfach gar nichts zu unternehmen, um die andere Person zu informieren, erscheint mir unrealistisch.
Wobei es zugegebenermaßen natürlich oft spannender und dramatischer für die Figuren wird, wenn eine wichtige Info nicht weitergegeben werden kann und sie dadurch in noch größeres Schlamassel geraten, als sowieso schon. Aber in dem Fall müsste man als Autor seinen Figuren die Handys wegnehmen: Akku alle, kaputt, geklaut o.ä.

Im RL bin ich aber ganz bei Dir Zit. :) Ich habe zwar ein Smartphone, aber auch noch eine SMS-Flatrate. What's App ist mir einfach unsympathisch ...  :d'oh: Aber wenn ich denke, wie oft ich von Leuten in meinem Alter (Menschen um die 30 Jahre) gefragt werde, ob ich What's App habe und wenn ich dann verneine, warum ich das nicht habe (wie Atra auch schreibt), dann denke ich, dass man zumindest die eigenen Figuren realistischerweise damit hantieren lassen muss. Es sei denn, man will ganz bewusst durch seine eigenen Figuren ein Statement gegen What's App und Co setzen, aber dann muss man das Thema ja trotzdem zur Sprache bringen, komplett ignorieren erscheint mir nicht realistisch.

Atra

Zitat von: Tigermöhre
Ich glaube, dass kommt auch sehr auf die Szene an, in der sich die Leute bewegen. Soweit ich weiß, hat mein kleiner Bruder (22 Jahre) nicht mal ein Smartphone. Ich übrigens auch nicht. ;D Ich nutze aber einen Massenger, der auf meinem Rechner installiert ist, um mit meinem Mann zu chatten. Das haben wir so eingerichtet, seit sie in seiner Firma nicht mehr Skype für den internen Gebrauch nutzen.
Das kann durchaus sein. Ich bewege mich in einem Umfeld, dass stark auf Technik setzt, da meine Uni relativ stark mit technischen Mitteln arbeitet  :D
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Kati

Früher habe ich die Erwähnung von solchen Kommunikationsmitteln vermieden, weil ich Angst hatte, mein Buch damit zu sehr zu datieren, allerdings ist mir das mittlerweile egal. Ich glaube, irgendwie sind ja Romane, die in unserer Gegenwart spielen immer datiert, ob ich eine Band erwähne oder ein Kleidungsstück, das im Moment in ist oder eben Facebook. Wenn das jemand in zwanzig Jahren liest, wird er so oder so bemerken, dass der Roman ein paar Jahre alt ist, da macht es dann auch keinen großen Unterschied, ob Whatsapp erwähnt wird oder nicht. Whatsapp selbst kam bei mir noch nicht so oft vor, aber Facebook und co. erwähne ich, wenn es sinnvoll ist. Meine Thrillerheldin nimmt über Facebook Kontakt zu einem Zeugen auf - da dachte ich mir einfach, dass sie die Idee das zu tun 2015 sicherlich haben würde und vielleicht ist es mittlerweile so weit, dass sich die Leser mehr darüber wundern würden, wieso sie nicht auf die Idee kommt, die Person bei Facebook zu suchen, als darüber, dass sie es tut. Es wurde sich ja viel darüber lustig gemacht, dass Bella in "Twilight" nach Vampiren googelt, aber ich denke, in einem Roman, der in der Gegenwart spielt, ist sowas völlig legitim, denn genau das würde man doch sicherlich auch selbst erstmal machen.  ;D

flowrite

Ich wäre vorsichtig mit Markennamen in Romanen. Man macht damit ja immer Werbung dafür oder dagegen. Vielleicht ist WhatsApp ja beispielsweise irgendwann nicht mehr so positiv konnotiert wie heute? Würde ich meinen Prot VW fahren lassen? Vielleicht, aber einen Dialog wie
ZitatVW-Fahrer: Was, du fährst noch n Toyota Mihály? Auch mal an die Umwelt denken, du olle Pottsau!
würde ich heute eher rausstreichen wollen.

Warum kann man nicht einfach per Handy/Smartphone (mit) jemandem schreiben, in die Mailbox sprechen, eine Nachricht hinterlassen, etc.? Über welchen Kanal was passiert, sollte keine Rolle spielen. Zumal es in 10 Jahren, das behaupte ich einfach mal aufgrund meines IT-Wissens, keine Apps mehr gibt, nur noch Software-Agenten, die via Sprachinterface bedient werden. Dass man mit seinem Handy schreibt, dürfte man da schon als genug Temporalkolorit auffassen.

AlpakaAlex

Dieser Thread ist genau das, was ich brauche, denn es ist einer meiner Pet Peeves. Da ich ja vorrangig Urban Fantasy schreibe und lese erwarte ich eigentlich auch, über Charaktere die Internet, Smartphone und dergleichen nutzen. Etwas, das leider oftmals nicht gegeben ist. Richtig stören tut es mich dann, wenn dadurch, wie hier ja schon beschrieben wurde, Konflikte erzwungen werden, die mit technologischen Mitteln leicht zu umgehen gewesen wären.

Dabei ist mir selbst klar, dass man als Autor manchmal einfach nicht dran denkt. Ich habe es selbst bei meinem ersten Band jetzt bemerkt. Szenario: Protagonistin wurde beauftragt herauszufinden, ob der seltsame Typ, der jemanden folgt, ein Privatdetektiv ist. Ihre Auftraggeber sind nicht sehr kommunikativ. Meine Gedanken waren erst in die Richtung gehend, dass sie sich treffen müssten, um Bilder von potentiellen "Verdächtigen" abzugleichen. Beim Überarbeiten fiel mir prompt auf, dass sie auch einmal die Bilder via WhatsApp schicken könnte.

Dabei ist es natürlich auch wichtig, wo es spielt, da haben andere hier auch Recht. Schreibe ich eine Geschichte, die in Japan spielt, nutzen die Charaktere LINE, nicht WhatsApp, verschicken Mails und keine SMS. Nur um ein Beispiel zu nennen, dass recht deutlich ist.

Beispielsweise nutzen meine jüngeren Charaktere auch weniger Facebook, weil es halt unter Gen Z weit weniger beliebt ist. Ist mir nur Recht, weil Facebook nie das meine war. Bringt leider nichts bei den Charakteren aus meinen Hauptgeschichten, da diese genau die Haupt-Facebook-Generation sind und Kyra es ohne Marketingbudget auch für ihren Job braucht.

Wie ich es mache, kommt auf die Geschichte an.
Ich hatte bei einer Geschichte, wo ich WhatsApp-Nachrichten als Framing-Device genutzt habe und entsprechend diese viel vorkamen tatsächlich mit rechts und links Ausrichtung, inklusive Datum und Uhrzeit gearbeitet.

In meinen Hauptgeschichten mache ich es jedoch eher so:

Zitat"Sei dir nur dessen bewusst, dass nicht alle Leute, die daran gearbeitet haben, Magier waren", hatte Luna geschrieben.
Nicht, dass es dazu viel zu sagen gab, außer: "Aber es hat anscheinend funktioniert." Kyra verkniff sich ein bitter dreinblickendes Emoji dahinter. Dennoch kam sie nicht umher sich bitter zu fühlen. Luna wusste ja, was dort passiert war.
 

canis lupus niger

#20
In moderne Romane gehören auch moderne Kommunikationsmittel unbedingt und ganz selbstverständlich hinein, alles was den Alltag heutzutage ausmacht. Genauso, wie in den Sherlok-Holmes-Romanen fünfmal am Tag eine Zustellung von Telegrammen stattfand, wenn jemand eine eilige Nachricht übermitteln wollte- Und die Antwort nahm der Telegrammbote gleich wieder mit. So war da eben damals. Und heute simst man eben oder textet am Smarttphone. Alles andere würde anachronistisch wirken.

Man denke an die Jugendromane der 1960er bis 1990er Jahre, als eben noch nicht jeder mit ständigem Internet-Zugriff und ständiger Erreichbarkeit ausgestattet war, als jemand loslaufen musste, um eine Telefonzelle zu finden, damit er/sie einen Krankenwagen oder die Polizei rufen konnte. Das können sich heutige Unter-30-jährige gar nicht mehr vorstellen. Deshalb wird die Problematik hier vielleicht auch bisher kaum erwähnt. Ich bin mit den Romanen von Enyd Blyton aufgewachsen (Fünf Freunde-Reihe, Abenteuer-Reihe, und, ich gestehe es, Hanni und Nanni!). Da waren noch nicht mal Telefon in jedem Privathaushalt selbstverständlich.

Ein Urban-Fantasy-Roman muss die Zeit wiederspiegeln, in der er stattfindet, wenn er Jungerwachsene der aktuellen Generation ansprechen will. Markennamen (wie Whats APP) muss man dabei ja nicht unbedingt verwenden.

Alia

Meine Protas nutzen für Nachrichten oft einfach "den Messenger". Bzw. ich schreibe, dass sie etwas in ihr Smartphone tippen und dann kommt die Nachricht, die ich kursiv mache. Genau wie Mails, Chat oder Briefe. Das ist alles immer kursiv.
Sie nutzen auch fleißig ihre Kalenderapp, nehmen das Smartphone als Navi oder Wecker. Oder sie stellen es auf die Dockingstation und spielen ihre Lieblingsplaylist ab.
Diese kleinen Helferlein sind doch heute gar nicht mehr wegzudenken und fester Bestandteil unseres Lebens.

Sturmloewin

#22
Also ich habe meine Charaktere der Urban Fantasy bisher auch immer mit der Zeit gehen lassen. Oder dies zumindest versucht. Wobei auch ich gerne auf Markennamen wie WhatsApp verzichte. Dann wiederum frage ich mich jedoch, ob es altmodisch ist, einfach von einer "Nachricht" auf dem Handy zu schreiben. Denn die wenigsten Leute verschicken heute noch regelmäßig SMS?
Gleichermaßem müsste man auch von fehlendem oder vorhandenem "Internet" auf dem Smartphone, statt "Netz" sprechen?

Die Bezeichnung eines Messengers finde ich dagegen eine gute Lösung, @Alia.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Turquoise

Puh, eine schwierige Frage. Ich persönliche komme eher selten in dieser Verlegenheit, da meine Settings meistens mittelalterlich angehaucht sind und so etwas wie Smartphones ohnehin nicht besitzen. Allerdings würde es mich beim Lesen auch nicht stören, wenn nur von Nachricht, Textnachricht oder SMS geredet werden würde, auch wenn ich hauptsächlich mit WhatsApp aufgewachsen bin. Man könnte natürlich auch betonen, dass zum Beispiel der Prota mit Absicht kein WhatsApp benutzt, weil er Angst um seine Daten hat und deswegen einen speziell verschlüsselten Dienst nutzt. Aber dann käme man wieder in die Verlegenheit mit den Markennamen und der "Werbung". Aber auf das Smartphone an sich würde ich deshalb auf keinen Fall verzichten, da es heute ein recht großer Bestandteil des Lebens vieler Teenager (und Erwachsener) geworden ist. Es sei denn natürlich, der Prota lehnt es wegen der Strahlung etc. prinzipiell ab.

AlpakaAlex

Was ich mich gerade frage ist, woher diese Angst Dinge mit Markennamen zu bezeichnen kommt. Das fällt, sofern man es nicht für negative Bemerkungen darüber nutzt, unter das, was im Englischen "Fair Use" heißt, im Deutschen einen ungünstigen längeren Namen hat. Die Bücher, die ich aktuell lese, behalten alle konkrete Markennamen. Für Autos, für technische Geräte, für Waffen, für Programme. Da sollte es kein Problem mit geben.  ??? Ich meine, gerade wenn es um Social Networks geht, kann man auch nicht einfach schreiben Sie schaute auf ihr Social Network Profil, weil es einen enormen unterschied macht, ob dieses Profil auf Facebook, Twitter oder LinkedIn ist.
 

Tex

@NelaNequin : das kommt auf den Kontext an. Wenn du erklärst, nach was sie dort sucht, kannst du den Markennamen umschreiben oder komplett weglassen. Ist es jedoch wichtig, dass sie auf facebook schaut (weil sie die Facebookstory oder so sehen möchte), dann kommst du nicht drumherum, den Namen zu verwenden

Ich persönlich mag es eher weniger, Namen wie 'Facebook, WhatsApp, BMW, ...' in einem Buch zu lesen, da ich als Leser mich mit ein paar dieser Dinge überhaupt nicht identifizieren kann. Ich nutze beispielsweise kein Facebook, dafür aber Instagrm, Snapchat, LinkedIn, ... und auch wenig WhatsApp, sondern oft andere Messenger. Ein Markennamen ist eben ziemlich konkret und lässt wenig Spielraum für den Leser.

Gizmo

Zitat von: NelaNequin am 12. Februar 2019, 09:16:16
Was ich mich gerade frage ist, woher diese Angst Dinge mit Markennamen zu bezeichnen kommt. Das fällt, sofern man es nicht für negative Bemerkungen darüber nutzt, unter das, was im Englischen "Fair Use" heißt, im Deutschen einen ungünstigen längeren Namen hat.
Das ist (soweit ich weiß) natürlich richtig, ist aber meiner Meinung nach aus anderen Gründen ein zweischneidiges Schwert. Gerade in unserer sich schnell wandelnden Gesellschaft besteht Gefahr, dass eine Geschichte schnell 'veraltet' sein kann. Wenn ich z.B. ein bestimmtes soziales Netzwerk mit Namen nenne, kann es das schon in ein paar Jahren nicht mehr geben. Das ist vor allem problematisch, wenn ich nur 'Facebook' schreibe, aber nicht, was man damit machen kann. Sicher, heute weiß es jeder, aber in ein paar Jahren lesen Leute die Geschichte, die keine Ahnung haben, um was es geht.
Das wird jetzt bei Facebook wohl nicht passieren, aber einige meiner Bekannten haben z.B. nie von 'StudiVZ' gehört, das mittlerweile praktisch nicht mehr existiert.

Andererseits empfinde ich es als realistischer, wenn ein Charakter die Dinge bei dem Namen nennt, die sie auch haben. Wenn ich ein Auto auf der Straße sehe und erkenne, denke ich auch nicht 'eine schwarze Limousine mit ...', sondern 'Oh, ein BMW'. Ein paar meiner Testleser fanden den Mangel an Namen für Autos, Zigaretten usw. sogar als störend. Unter anderem deshalb bin ich dazu übergegangen, jetzt mehr Markennamen zu erfinden und zu verwenden, wenn es passt.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

AlpakaAlex

Na ja, die Sache mit dem Wandel der Dinge ist ja: Ich schreibe nicht über 2025. Meine Geschichten spielen 2016-2020 und 2011-2012. Entsprechend nutzen die Charaktere halt, was zu der Zeit genutzt wurde. Denn ja, das sagt eben auch etwas über den Charakter aus. Ich bin selbst kein Facebook-Nutzer, aber es sagt halt etwas über den Charakter, dass der Charakter Facebook, statt andere Netzwerke nutzt, oder was für ein Auto sie fahren. Die Wagen meiner beiden Protagonisten in Der Schleier der Welt sind tatsächlich ein Plotpunkt. Und bei meinen Söldnern sagt es halt auch was über sie, von welchen Marken sie ihre Waffen nutzen - selbst wenn ich weiß, dass die meisten Leute, die es auf Deutsch lesen nicht wissen werden, was das für eine Marke, geschweige denn für ein Modell ist.

Ich meine, das ist auch etwas, das mir aktuell bei dem Buch, das ich lese, auffällt. Der Autor hat ein ähnliches Ding mit den Waffen und mir hilft es ein kompletteres Bild von den Charakteren zu bekommen, zu wissen, welche Waffen sie aktiv nutzen und welche sie als Ersatz haben. Zu lesen, dass ein Charakter eine spezifisches Remington mit einer spezifischen Modifikation nutzt, sagt mir halt mehr, als "er nahm sein angepasstes Jagdgewehr".
 

Evanesca Feuerblut

Man kann über Markennennung in der Tat charakterisieren. Es ist ein wichtiger Punkt, dass eine Figur bei mir Telegram zur Kommunikation nutzt statt WhatsApp. Mittlerweile spiele ich sogar mit dem Gedanken, das zu ändern und sie Threema nutzen zu lassen. Weil es eine Menge darüber aussagt, welcher Art die Kommunikation ist, wenn der entsprechende Tag auf der Visitenkarte steht.
Und ja, möglicherweise wird in 50 Jahren jemand, der das Buch liest, sich informieren müssen, wie das 2019 so war mit den unterschiedlichen Messengern. Aber das tue ich auch, wenn ich was in einem alten Buch finde, das ich mir mit gesundem Menschenverstand und meinem bisherigen Wissen nicht herleiten kann.

Churke

Meine These lautet ja, dass die sozialen Veränderungen viel größer sind als die technischen. Die Frage lautet nicht, was du mit deinem Schlaufon machen konnst, sondern, wie es dein Verhalten verändert. Als Autor komme ich daran nicht vorbei. (Marken-)Namen würde ich aber keine nennen, die können schneller weg sein als das Buch fürs Lektorat braucht.