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Der gebildete Autor

Begonnen von Kalderon, 25. Juni 2006, 00:59:01

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Feuertraum

Ich möchte mich Moni in einem Punkt anschließen: Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu bilden. Es geht mir hierbei nicht darum, das man nun Abitur macht/nachholt oder sonstirgendwas. Es geht mir schlichtweg darum, das man die Möglichkeit hat, sich Wissen anzueignen.
Und diese Möglichkeit ist zigfach gegeben; Sachbücher, Dokumentarfilme, auch auf einigen Internetseiten findet man interessante Informationen.
Und ich finde es auch sehr unkumpelig, wenn Menschen, die die Möglichkeit NICHT NUTZEN, auf jene rtumhacken, die sie nutzen.
Von daher kann ich Majas und Monis Meinung gut nachvollziehen.

Aber ich muß in einem Punkt Sid auch recht geben: ich hatte eine Chefin, die mir einmal beigebracht hatte: Auch wenn du etwas genau weißt, frage lieber andere; dadurch bekommen diese das Gefühl, das sie gleichwertig behandelt/auf ihr Fachwissen zurückgegriffen wird.

Um aber nochmal auf das Thema Bildung zu kommen: ich denke, man muß nur eines wissen - man muß wissen, wo man nachschauen/nachfragen kann. Und ein Autor darf sich m.E. dann als gebildet bezeichnen, wenn er gut recherchiert...

In diesem Sinne

LG

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Lomax

Zitat von: Moni am 02. Juli 2006, 18:06:46
Hier hat mir das glücklicherweise noch nie jemand vorgeworfen.
Dann ist es ja gut - und man muss das hier nicht missverständlicherweise in einen Topf werfen ;) Denn ich hatte schon das Gefühl, dass man sich hier in diesem Thread über den Wert von Bildung an sich ziemlich einig ist, und eigentlich nur nur über die Bedeutung eines formalen "Brief und Siegels" für diese Bildung diskutiert. Unabhängig von diesem Thread würde ich dir und Maja durchaus Recht geben - und ich muss ehrlich zugeben: Ich möchte eigentlich kein Buch von einem Autor lesen, bei dem ich das Gefühl habe, dass er dümmer ist als ich; und ich möchte als Lektor auch kein solches Buch zur Veröffentlichung empfehlen.
  Genau genommen habe ich auch Manuskripte schon aus genau diesem Grunde negativ begutachtet - aber nicht, weil ich auf den Abschluss des Autors geschaut hätte, sondern weil ich beim Lesen das Gefühl hatte: Wie kann man nur etwas so Dämliches schreiben ...

Wobei ich auch Menschen mit geringerer Bildung nicht prinzipiell auffordern möchte, etwas daran zu tun. Jeder hat seine eigenen Ziele, und man muss nicht unbedingt meine Prioritäten teilen. Nur denke ich, unterhalb eines Niveaus muss man nicht unbedingt versuchen, Autor zu werden.

Und, doch, bei den "16-jährigen Schülerinnen" habe ich schon oft genug dass Gefühl, dass sie ihre eigenen Gedanken schreiben und nicht nur Nachplappern. Allerdings ist das auch nicht unbedingt positiv, denn man stellt schon fest, dass sich gewisse Themen und Konstellationen bei frühen Manuskripten aus gewissen Altersgruppen immer wiederholen. Das führt dazu, dass man irgendwann bestimmte Arten von Geschichten nicht mehr so ernst nimmt - nicht mehr als "künstlerisches Werk" betrachtet, sondern eher als Ausdruck einer gewissen Altersstufe und deren besonderer Dispositionen.
  Was nicht heißen mag, dass diese Geschichten innerhalb der Altersgruppe nicht trotzdem gut ankommen - aber man hat dann doch ganz unterschwellig das Gefühl, dass ein gewisses "Alter" den Text geschrieben hat, und nicht ein gewisser "Autor".
  Aber ich denke, das führt dann auch vom Thema ab; obwohl es zumindest den Faktor "Lebenserfahrung" mal in den Vordergrund rückt, der neben der "Bildung" sicher auch eine Bedeutung hat.

Schelmin

#62
Hi!
Wow, hier war ja ordentlich was los  :o!

Ich denke, man kann kann ein Studium und eine Ausbildung nicht über einen Kamm scheren. Es ist einfach sehr verschieden und jeder muß wissen, womit er an sein Berufsziel kommt. Ich habe von Leuten gehört, die mit einer guten Ausbildung weit besser fuhren, als mit einem Studium, weil einfach die Bedingungen der Ausbildung qualitativ deutlich besser waren, als an der Uni. Das wissen auch die zukünftigen Stellen zu schätzen, auf die man sich bewirbt. Eine Schule mit guten Ruf kann besser sein, als eine Uni mit schlechtem Ruf.

Am eigenen Leib mußte ich aber andere Erfahrungen machen. Die Erzieher-Ausbildung verglichen mit dem Sozialpädagogik-Studium war mangelhaft. Da hätte weit mehr laufen können, als ich es erlebt habe, mit Bildung war da nicht viel. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, wenn ich bedenke, wem aus meiner damaligen Klasse heute möglicherweise Kinder anvertraut werden. Da saßen Leute, die hatten in ihrem Leben noch nie einen Aufsatz geschrieben! Verantwortung war ihnen teilweise total fremd. Und auch die lieben Kollegen bauten zum Teil ihre psychoanalytischen Diagnosen auf drei schlaue Sätze, die sie mal irgendwo (vielleicht in der Bäckerblume?) gelesen hatten. Wir malen mal die Familie als Tiere und dann gucken wir mal, wer da wen vergewaltigt. Da wird mir schlecht!
Da hätte man mehr Leute aussieben und auch mehr an Bildung leisten müssen, denn es hätte niemandem geschadet, sich mal wirklich, ausführlich mit entsprechenden Themen auseinander zu setzen. Stattdessen haben wir Kameltänze aufgeführt und Ballspiele geprobt. da war mir schon klar, daß das nicht meine Welt ist.
Es gibt durchaus viele Kollegen, die wirklich gut und interessiert waren, obwohl sie "nur" eine Ausbildung haben. Aber das liegt an der Bildung, die sich sich "privat" angeeignet haben, weil sie sich eben nicht davor scheuen, mal ein Fachbuch in die Hand zu nehmen, oder einmal eine Forbildung besuchen, die kein Töpferkurs ist. Aber die müssen auch irgendwie mit den anderen klar kommen, und das ist nicht unbedingt einfach. Denn die ahnen irgendwo, daß sie weniger auf dem Kasten haben, und fangen wirklich an zu mobben.

Zudem fällt mir mein begnadeter holländischer Masseur ein, der Physiotherapie studiert hat, weil das da so üblich ist. Er weiß wirklich was er tut, seine Kolleginnen mit einfacher Ausbildung nicht.

Das Studium ist natürlich etwas, auf das ich stolz bin. Irgendwo hat es mir sicher auch was gebracht, aber ich habe eben viel Pflichtseminare ableisten müssen, und wenn man nebenher arbeitet, bleibt der Spaß am Studium auf der Strecke. Das heißt: für Vorlesungen, die mich einfach nur interessiert hätten, blieb einfach keine Zeit. Diese Themen muß ich dann doch "privat" anpacken.

Was ich mangels einschlägigem Studium eher aufgegeben habe, ist das Einreichen von Illustrationen. Vor allem bei Verlagen, die ihre Illustratoren ausführlich vorstellen. Ich bin eben kein Grafik-Designer. Wer sich das gerne auf die Kappe schreibt, nimmt keinen Laien.

Was das Schreiben angeht, denke ich, daß jeder, ob er studiert hat oder nicht, an sich arbeiten muß. Wenn er das hartnäckig tut, braucht er kein Studium, um gut Schreiben zu können. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, daß das einer der wenigen Berufe ist, in denen man noch die Chance hat, sich zu beweisen.

Schelmin

Kalderon

Zitat von: Schelmin am 02. Juli 2006, 19:32:52
Was das Schreiben angeht, denke ich, daß jeder, ob er studiert hat oder nicht, an sich arbeiten muß. Wenn er das hartnäckig tut, braucht er kein Studium, um gut Schreiben zu können. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, daß das einer der wenigen Berufe ist, in denen man noch die Chance hat, sich zu beweisen. Schelmin

Danke Schelmin. Ich erlaube mir mal, das als Schlusssatz zu nehmen, wenn du nichts dagegen hast, und den Thread zu schließen. Ich denke, die Diskussion war facettenreich genug, um jede Meinung abzudecken. Zudem wären einige Kabeleien sicher nicht nötig gewesen, aber ich will damit nicht weitermachen. :zensur: *schon halte ich den Mund*

P.S.: Wenn jemand möchte, dass der Thread wieder eröffnet wird, kann er mir gerne eine PN schicken. Oder wenn derjenige Moderator ist, kann er ja immer noch reinschreiben. War doch so, nicht wahr???

Maja

Da ich arg dagegen bin, eine laufende Diskussion durch Threadschließen abzuwürgen, mache ich hier wieder auf - sicher hat Kalderon genug zu lesen bekommen, um sich einen sinnvollen Querschnitt zu bilden, aber da die Diskussionen im weitesten sachlich waren, wenn auch von Mißverständnissen geprägt, denke ich, daß dieser Thread genug eigene Existenzberechtigung entwickelt hat. In diesem Sinne sei er also wieder eröffnet, nicht als Flamewar, ob nun Leute mit Abitur besser oder schlechter sind als andere, aber um zu sehen, welchen Stellenwert Bildung in unserer Literatengesellschaft hat.

Sollte ich hier allzu arrogant gewirkt haben, liegt es vielleicht daran, daß ich Autoren, und Tintenzirkler insbesondere, von Haus aus für ausgesprochen intelligent halte. Hier ist niemand, dem ich das Abitur nicht zutraue, und umso mehr irritiert es mich dann, wenn einer von diesen Leuten in Wirklichkeit kein Abi hat. Da vermutmaße ich dann natürlich schneller bösen (oder faulen) Willen als bei der Frau an der Fleischtheke.
Aber warum sollte jemand beim Trivial Pursuit-Spielen sein Wissen hinter dem Berg halten? Nicht mal, weil man unbedingt spielen muß um zu gewinnen, aber - sollte man dann nicht besser Monopoly oder ein anderes weniger auf Bildung ausgelegtes Spiel spielen? Leute, die sich anbiedernd dämlich stellen, finde ich unangenehmer als solche, die einfach per se dämlich sind - wer mich nur mag, wenn ich mich verstelle, dessen Freundschaft brauche ich nicht. Da werde ich liebe mit Haß bewundert, als mit Mitleid gemocht.

In diesem Sinne - ich mache hier mal wieder auf.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Moni

Zitat von: Kalderon am 02. Juli 2006, 20:12:28


P.S.: Wenn jemand möchte, dass der Thread wieder eröffnet wird, kann er mir gerne eine PN schicken. Oder wenn derjenige Moderator ist, kann er ja immer noch reinschreiben. War doch so, nicht wahr???

BTW: können wir uns generell darauf einigen, daß nur Mods einen Thread schließen, oder einen geschlossenen wieder öffnen? Dafür sind wir ja eigentlich da... ne?  :hmhm?:

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Moni

Zitat von: Maja am 02. Juli 2006, 22:18:06
Aber warum sollte jemand beim Trivial Pursuit-Spielen sein Wissen hinter dem Berg halten? Nicht mal, weil man unbedingt spielen muß um zu gewinnen, aber - sollte man dann nicht besser Monopoly oder ein anderes weniger auf Bildung ausgelegtes Spiel spielen? Leute, die sich anbiedernd dämlich stellen, finde ich unangenehmer als solche, die einfach per se dämlich sind - wer mich nur mag, wenn ich mich verstelle, dessen Freundschaft brauche ich nicht. Da werde ich liebe mit Haß bewundert, als mit Mitleid gemocht.

Genau so sehe ich das auch...  ;D Bewundern ist immer gut, selbst wenn Haß oder Neid damit vermischt sind...  :darth:   ;)
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Zealot

#67
ich komme ja auch aus nem "Sozialenbrennpunkt"-Viertel.
Und ich muss sagen, das ich obwohl fast alle meine Freunde von damals Hauptschüler waren (von denen einige am Ende nicht mal nen richtigen Schulabschluss hatten)
wurde ich nie mit Neid oder anderen negativen Reaktionen konfrontiert.
Im Gegenteil, alle waren immer sehr Stolz "das einer von ihnen aus dem Viertel tatsächlich studieren wird. Und auch deren Mütter waren immer der Meinung, ich hätte wohl einen positiven Einfluss auf ihre Söhne.
Ich wurde sogar von diesen Leuten (glaubt mir, um die würdet ihr Nachts einen grossen Bogen machen) regelrecht angespornt mehr zu lernen.
Wärend die im Sommer oft Schwänzten um in Freibad zu gehen, bekam ich zu hören "wehe du tauchst auf bevor die Schule rum ist..."
Und auch bei diesen Wissenspielen, hatte niemand ein Problem damit gegen mich anzutreten.

Isabel

#68
Vorsicht mit vorschnellen Urteilen über Intelligenz und Bildung anderer Leute, nur weil sie einen bestimmten Beruf ausüben. Neulich hatte ich eine sehr anregende Unterhaltung mit einem unserer Hausdetektive, der Bücher geradezu verschlingt und sich sehr für Geschichte interessiert. Dieser Mann hat eine umfassende Allgemeinbildung und breit gefächerte Interessen und konnte mir den ein oder anderen wertvollen Lesetipp geben. Jemandem, der den ganzen Tag nur potentiellen Ladendieben hinterherläuft, traut man das auf den ersten Blick nicht zu, aber wie gesagt, man darf die Leute nicht alle in einen Topf werfen.

Zudem werde ich selbst oft genug von Kunden als "dumme Verkäuferin" abgestempelt, nur weil ich hinter einem Tresen stehe. Ebenso ergeht es anderen Kollegen, obwohl zum Teil einige von ihnen tatsächlich ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen haben. Von daher bin ich grundsätzlich allergisch dagegen, wenn jemand daherkommt und sich aufgrund seines akademischen Titels für etwas Besseres hält. Das ist zweifellos eine Leistung, auf die man stolz sein kann, aber deshalb Nicht-Akademiker herablassend zu behandeln finde ich absolut unangebracht (diese Aussage bezieht sich generell auf Leute, bei denen ich ein solches Verhalten schon beobachtet habe, unter anderem welche aus meinem Abijahrgang).

Und in Bezug auf das Autorendasein: Meiner Meinung nach muss da jeder seinen eigenen Weg finden. Ob Studium oder nicht, wie Andreas Eschbach sinngemäß so schön treffend schreibt: "Wenn Sie keine guten Bücher schreiben, nutzen Ihnen alle Doktorwürden der Welt nichts."

Hyndara

Da ich meine Klappe mal wieder nicht halten kann, gibts von mir auch noch einen Nachschlag:

Maja, ich habe jetzt wirklich keine Ahnung, was ich davon halten soll. Ich kenne eher das Gegenteil der Münze. Daß eben Leute, die Abi und Studium haben, doch auf jemanden wie mich herunterblicken. Okay, es sind wenige (und meist kriege ich die schnell mundtot oder mache einen Bogen um die), aber immerhin.

80er Jahre, Nähe Sauerland würde von meinen Lehrern entschieden, daß ich zu doof für Realschule oder Gymnasium sei und auf die Hauptschule gepackt. Zugegeben, zu dem Zeitpunkt war mir alles andere wichtig, nur nicht Schule. Ich hatte relativ mittelmäßige Noten, mußte nicht lernen.
Aber die sechs Jahre Hauptschule waren für mich die reinste Hölle, und ich wäre froh gewesen, hätte ich nach der Zehnten einen Ausbildungsplatz gekriegt. Hatte ich nicht, also wurde ich von meinen Eltern zur Handelsschule geschickt. Der Kommentar des REKTORS (!!!) der Hauptschule war: "Du bist eh zu doof. Binnen drei Monaten fliegst du da raus." Selbst im Nachhinein tut mir das noch weh - und zu dem Zeitpunkt war es nicht gerademotivierend, kannst du mir glauben.
Dann aber geschah das Wunder: Ich ging zur Handelsschule und hatte binnen drei Monaten meine Mittlere Reife nachgemacht (Rekord, der noch heute an der Schule steht: In acht Wochen, um genau zu sein, lag der Hauptschulabschluß weit hinter mir). Meine Lehrer fragten sich alle, was zum Kuckuck ich auf einer HAUPTSCHULE gesucht hätte.
Nach der Handelsschule machte ich meine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Ja, ich hätte besseres werden können, aber ich wollte mit Menschen Kontakt haben. Und nach der Lehre machte ich mein Fachabi nach, eigentlich mit dem Ziel, auf Lehramt zu studieren und Berufsschullehrerin zu werden.
Nur waren meine Eltern mittlerweile beide Rentner und konnten mich finanziell nicht unterstützen. Die zwei Jahre Höhere Handelsschule habe ich mit Nebenjobs finanziert, was sich natürlich auch auf meine Noten auswirkte. Ein Studium hätte mich mindestens nochmal drei Jahre Doppeltätigkeit gekostet, und das konnte ich schlichtweg nicht mehr leisten, ich war nach zwei Jahren schon mit den Nerven am Ende. Studieren ist klasse, ich bewundere jeden, der es macht und es auch ernst nimmt, aber der Körper und der Geist haben auch Grenzen, und zwei Jahre 7-Tage-Woche haben mir gereicht, um zu begreifen, wo meine Grenzen liegen.  Also bin ich wieder zurück in meinen Beruf gegangen.

Heute frage ich mich, ob ich damals richtig entschieden habe, aber ich denke, für mich ist der Zug "Studium" abgefahren, ändern kann ich also eh nichts mehr. Dafür bin ich stolz auf mein Fachabi, und darauf, daß ich meinen Eltern nicht auf der Tasche gelegen habe, wie sie befürchtet haben. Im Gegenteil, ich verdiente damals genug, daß ich auch noch Kostgeld an sie geben konnte (was keines von meinen Geschwistern getan hat).

Wenn man die Möglichkeit hat, zum Gymnasium zu gehen oder sonstwie sein Abi zu machen oder nachzumachen, wenn man studieren möchte, bin ich die letzte, die sich dagegen ausspricht.  Und ich hacke auch sicher nicht auf Abiturienten oder Studenten herum. Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, daß man dadurch nicht gleich den goldenen Löffel gewonnen hat, aber das ist ein anderes Thema.

Was die Sache mit dem Trivial Pursiut angeht - dazu muß man nicht Abi haben oder studieren. Ich mag vielleicht nicht ein ganz so großes Allgemeinwissen haben wie andere, aber die meisten Fragen kann ich bei diesen Wissensspielen beantworten. Und den Titel "wandelndes Lexikon" besitze ich schon seit der Hauptschule. Von sofern - laßt uns über das eigentliche Thema sprechen.

Bis denne
Ramona

lapaloma

ZitatBewundern ist immer gut, selbst wenn Haß oder Neid damit vermischt sind...
Bewunderung um jeden Preis? Ein ,interessantes' Konzept.

ZitatHier ist niemand, dem ich das Abitur nicht zutraue, und umso mehr irritiert es mich dann, wenn einer von diesen Leuten in Wirklichkeit kein Abi hat.

Mit diesem Statement habe ich meine liebe Mühe. Ich vermute, dass dies an kulturellen (vielleicht sogar sprachlichen?) Unterschieden liegt, bedingt durch unterschiedliche Ausbildungssysteme in unseren Ländern.
Aber es würde zu weit führen, das nun zu erläutern.

Zurück zum Thema: Auch ich bin der Meinung, dass Autoren besonders lernbegierig sein sollten, immer bestrebt, sich Wissen anzueignen*. Autoren, die nicht neugierig sind, kann ich mir nicht vorstellen. Und nachdem ich nun im Wiki gelesen habe, was man unter Bildung versteht (http://de.wikipedia.org/wiki/Bildung), muss ich sagen: Ja, ein Autor sollte möglichst gebildet sein.

In diesem Sinne sind unsere Positionen wahrscheinlich gar nicht so verschieden und unsere Differenzen basieren wohl auf unterschiedlichen Erfahrungssets.

Grüsse Sid

*Na ja, es gibt Ausnahmen. Ich kann z.B. mit Fussball überhaupt nichts anfangen ;-)

Moni

Zitat von: Moni am 02. Juli 2006, 22:29:09

Bewundern ist immer gut, selbst wenn Haß oder Neid damit vermischt sind...  :darth:   ;)

Lieber Sid, wenn du mich schon zitierst, dann bitte korrekt... denn so wie du es darstellst, ist mein Statement für bare Münze zu nehmen, während mein Augenzwinkern das Ganze eher in eine ironische Richtung lenken soll...
Danke.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Karin

ZitatHier ist niemand, dem ich das Abitur nicht zutraue, und umso mehr irritiert es mich dann, wenn einer von diesen Leuten in Wirklichkeit kein Abi hat.

Schade, dass du das geschrieben hast.

lapaloma

Zitat von: Moni am 03. Juli 2006, 08:12:57
Zitat von: Moni am 02. Juli 2006, 22:29:09

Bewundern ist immer gut, selbst wenn Haß oder Neid damit vermischt sind...  :darth:   ;)

Lieber Sid, wenn du mich schon zitierst, dann bitte korrekt... denn so wie du es darstellst, ist mein Statement für bare Münze zu nehmen, während mein Augenzwinkern das Ganze eher in eine ironische Richtung lenken soll...
Danke.


Liebe Moni,
mea culpa, das hatte ich doch glatt übersehen!
Jetzt stimmt das Bild wieder, vielen Dank!
herzliche Grüsse
Sid

Maja

Zitat von: Karin am 03. Juli 2006, 08:58:12
ZitatHier ist niemand, dem ich das Abitur nicht zutraue, und umso mehr irritiert es mich dann, wenn einer von diesen Leuten in Wirklichkeit kein Abi hat.

Schade, dass du das geschrieben hast.

Warum schade, daß ich es geschrieben habe? Nicht schade, daß ich so denke?
Ist es schlimm, daß ich das Gros der Benutzer dieses Forums für intelligent halte? Es war ein Eindruck, der sich mir aus dem Lesen der Postings - nicht nur derer dieses Threads - ergab, aus Wortwahl und Inhalt - ich kenne Foren, wo man das Gefühl hat, nur von sabbernden Idioten umgeben zu sein, die außerstande sind, etwas anderes als LOL zu Web zu bringen. Ich mag die intelligente Athmosphäre dieses Forums. Darum habe ich das geschrieben...

Ich bin ein Mensch, der ausschließlich aus Bildung besteht. Nehmt diesen Teil von mir, und es bleibt kaum etwas übrig. Ich habe eine Welt aus Papier um mich herum aufgebaut, in der ich mich sicher fühle. Wissen ist meine Waffe, und Wissen ist mein Schild. Ohne bin ich nackt.
Nennt mich arrogant. Nennt mich abgehoben. Damit kann ich leben, damit *muß* ich leben, seit ich acht Jahre alt war und mich nach einem Umzug in der dritten Klasse einer westmünsterländischen Dorfschule wiederfand, wo die Kinder zwei Garnituren Kleider am Tag trugen - die guten für die  Schule, die groben fürs Spielen - und mich in den gebrauchten, aber praktischen Kleidern meine Cousine anstarrten wie eine Bettlerin. Wo sich herausstellte, daß ich eine Niete im Völkerball war und somit nichts zu bieten hatte, wofür mich die Klasse hätte mögen können. Wo meine Lehrerin sich vor die Klasse stellte und sagte »Spielt doch auch mal mit der Maja, sie ist doch so eine gute Schülerin, und dann schreibt sie auch noch diese hübschen kleinen Geschichten«...
Ich wuchs in einer Gesellschaft auf, in der ein guter Schüler automatisch eine Streberleiche war, es sei denn, er war gut in Sport, und was ich auch tat, ich konnte mich nur noch tiefer in diese Sackgasse manövrieren. Hochbegabung war damals noch keine anerkannte Behinderung, und das Wort ADHS gab es nicht, das Kind war im Zweifelsfall hyperaktiv. Niemand sollte mich für eine Streberleiche halten - also boykottierte ich meine Hausaufgaben bis zu einem Grad, da meine Mutter zum Direktor bestellt wurde (das war dann schon auf dem Gymnasium) und er ihr sagte »Bitte beehren Sie diese Schule nicht mit weiteren Kindern« - meine Mitschüler sollten sehen, daß ich nicht fleißiger war als sie [Menschenkenntnis war wohl schon damals nicht meine starke Seite - ich glaube, sie hätten mir die guten Noten eher verziehen, wenn sie sie für das Ergebnis harter Arbeit gehalten hätten als für die Ausgeburt meines Genies. Ich schrieb Einsen in Deutsch, und wenn mich dann Mitschüler fragten, was ich für eine Note hatte, saß ich in der Falle - zeigte ich Stolz oder Freude über die gute Note, war ich eine Angeberin. Sagte ich aber beiläufig-abwertend »Och, eine Eins«, war ich das arrogante Arschloch, das die guten Noten für gegeben hielt. Aber ich wäre im Traum nicht auf die Idee gekommen, absichtlich eine schlechte Arbeit abzuliefern, nur damit man mich gemocht hätte.
Ich habe diesen Weg eingeschlagen, als ich acht Jahre alt war, und den Preis dafür bezahlt - meine Schulzeit war im Endeffekt die Hölle. Jetzt bin ich über dreißig und kann nicht mehr zurück. Wenn ich jetzt einknicke, dann hätte ich das schon vor zwanzig Jahren tun können, ich hätte mich angepaßt und Freundinnen gehabt und wäre nicht mehr verprügelt und angespuckt worden. Aber ich bekomme keine bessere Kindheit mehr. Ich kann meine Entscheidungen nicht unentschieden machen. Darum mein Standpunkt: Bildung ist kein Zwang, aber nichts, dessen man sich schämen sollte.

Es tut mir leid, wenn sich jemand durch mich gekränkt fühlt, es ist nie meine Absicht zu kränken - aber ich kann und werde nichts mehr daran ändern, was und wie ich bin. Nicht in dieser Gruppe: Weil ihr mir zuviel bedeutet, als daß ich mich für euch verstellen müßte.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt