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Wie viele tun es?

Begonnen von Schelmin, 01. Juni 2006, 12:22:23

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Kalderon

Man liebt das, wofür man sich müht, und man müht sich für das, was man liebt.
-   Erich Fromm

Rei

Zitat von: Schelmin am 06. Juni 2006, 19:21:57
Was ich definitv nicht mehr aus Spaß mache, ist sie wieder und wieder zu überarbeiten, an allen Ecken herumzufeilen und die Geschichte zu einem interessanten Plot auszugestalten. Das ist dann die Arbeit bei der Sache, denn das raubt Zeit, Nerven und Kraft. Wenn ich veröffentlichen will, kann ich das nur schaffen, in dem ich auch etwas unliebsame Arbeit hineinstecke. Das würde ich niemals nur für mich tun.
Hmm, da habe ich für mich spontan geantwortet: Ich schon...

Ich mag unfertige Geschichten nicht, und unfertige Geschichten sind die, die auf meinem Laptop herumlungern, die in irgendwelchen Schulhelften vor sich hinvegetieren, in die ich einfach noch keine "richtige" Arbeit gesteckt habe, die ich einfach nur mal aufgeschrieben habe, damit ich sie aus dem Kopf bekomme. Es gibt keine Geschichte von mir, die ich nicht mindestens zweimal überarbeite. Eher kommt sie nicht aus dem "Nachbearbeiten"-Ordner in den entsprechenden Jahresordner. Das gibts bei mir nicht (mehr). Früher war das häufiger der Fall, aber die Geschichten habe ich alle zurückgepfiffen, damit sie eine Radikalkur bekommen.

Weiß nicht, irgendwie bin ich da in den letzen Jahren pedantisch geworden... Vielleicht auch aus dem Grund, weil ich sie gerne auf meine Homepage stellen möchte. Was in gewisser Weise ja auch eine Veröffentlichung ist...  :innocent:

MarkOh

Finde die Diskussion doch recht interessant... Erinnert mich doch etwas an jenes seltsame Telefongespräch, welches ich vor einigen Tagen hatte...

Kling... Kling... Kling...
MarkOh: Ja?
MisterX: Hi Du. Wollt mich mal melden, aber sag mal...
MarkOh: Ja?
MisterX: Deine Schwester hat mir gesagt, Du hast ein Buch veröffentlicht...
MarkOh: Mhmmm, ja.
MisterX: Das gibts sogar bei Amazon?
MarkOh: Ja, unter anderem auch bei Amazon.
MisterX: Aber sag mal, warum ich anrufe...
MarkOh: Ja?
MisterX: Ich schreib ja selber. Nur brauch ich noch nen Verlag.
MarkOh: Schon mal welche angeschrieben?
MisterX: Ja, ja. Unendlich viele. Kosten bis zu 8000 Euro...
MarkOh: Ich meine richtige Verlage, keine DKZ-Verlage.
MisterX: Ja, doch auch. Mindestens 10 Stück, aber da geht nix...
MarkOh:10 Verlage? Auch noch die bekanntesten. Oder?
MisterX: Ja, ja. Sicher. Sonst bringts ja nix.
MarkOh: Hab hier noch 40 Adressen wegen meinem neuen Buch.
MisterX: Nee nee, Lass ma. Ist mir zu blöd. Machs jetzt über BOD
MarkOh: Aber erwarte Dir nicht zuviel davon.
MisterX: Nee, nee. Wenn mal ein- bis zweitausend verkauft sind...
MarkOh: hüstel, hüstel, krächtz, kratz, hüstel. Träumst Du?
MisterX: Ich komm mal vorbei. Müssen uns mal unterhalten wegen BOD.
MarkOh: Ähhh, naja. Erfahrungswerte vielleicht. Maximal.
MisterX: Und ein Freiexemplar will ich natürlich auch, Sohnemann...
MarkOh: Mhmm, na ja dann bis später...
...
Und was ich damit zum Ausdruck bringen wollte? Keine Ahnung, aber irgendwie hatte ich in dem Moment schon ein etwas mulmiges Gefühl. Über Jahre hinweg bekommt es nicht mal einer mit, dass man schreibt. Und dann? Mal abgesehen von meiner Schwester, denn deren Spruch ging auch in jene Richtung:
"Ja, ich hatte auch mal angefangen zu schreiben. Mach ich bestimmt auch mal zu Ende. Im Moment hab ich aber für sowas keine Zeit. Später vielleicht."

LG MarkOh

Rei

Tss *kopfschüttel* Wenn das alles sooo einfach wäre...  ;D

MarkOh

LOL

Glaube, der Gedanke den ich in jenem Moment bei dem Telefongespräch hatte, war in meinem Geiste nicht so nett formuliert...
;D

Lieben Gruß
MarkOh

Manja_Bindig

Die liebe Familie... vor allem, wenn sie die 10 bekanntesten Verlage anschreiben...

Schelmin

Naja, ehrlich gesagt, das versuche ich auch erstmal, wenn es ins Programm passen könnte. Auch wenn ich weiß, daß es wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt ist.  Einen Gang zurückschalten kann man immer noch, und viel hat man mit dieser Form von Größenwahn nicht zu verlieren, oder? Ich brauche das Gefühl, es wenigstens mal versucht zu haben. Wenn es nicht klappt, kann ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und eine  (oder zwei oder drei) Nummern kleiner weitermachen. Aber ich weiß, daß ich es wenigstens mal bei den großen versucht habe. Wieso nicht?

Schelmin

Lastalda

Zitat von: Schelmin am 06. Juni 2006, 19:21:57
Was ich definitv nicht mehr aus Spaß mache, ist sie wieder und wieder zu überarbeiten, an allen Ecken herumzufeilen und die Geschichte zu einem interessanten Plot auszugestalten. Das ist dann die Arbeit bei der Sache, denn das raubt Zeit, Nerven und Kraft. Wenn ich veröffentlichen will, kann ich das nur schaffen, in dem ich auch etwas unliebsame Arbeit hineinstecke. Das würde ich niemals nur für mich tun.

Huh. Genau das macht mir am meisten Spaß. Einen text wieder und wieder zu überarbeiten udn zus ehen, wie er mit jeder Überarbeitung besser wird, das ist wie einen Rohdiamanten schleifen, und für mich ungleich befriedigender als irgendwas einfach nur runterzuschreiben. Genau dafür schreibe ich. Auch wenn das Ergebnis niemand außer mir zu Gesicht bekommt - nur für die Befriedigung, dass der Text am Ende gut ist.


Ich kenne ein paar Hobbyautoren in meiner Umgebung, aber nicht wirklich viele. Interessanterweise begegnet es mir recht häufig, dass die Leute, die grade mal mittelmäßig gut sind, sich am Lautesten brüsten, während die, die echt gut sind überhaupt kein Selbstvertrauen haben und meinen, alles was sie fabrizieren, wäre Müll.
Die Qualität seiner eigenen Texte auch nur einigermaßen einschätzen zu können, scheint keine sehr verbreitete Fähigkeit zu sein...

Manja_Bindig

Da ich mich eher im Zwischenbereich zwischen kein Selbstvertrauen und extrem laut aufhalte, hoffe ich, einigermaßen gut zu sein. :)

Aber da hast du recht - sich selbst einzuschätzen ist immer das Schwerste. Entweder is man zu nett oder zu böse...

Schelmin

Ich glaube, ab einem gewissen Grad geht das gar nicht mehr. Igendwann komme ich an einen Punkt, da kann ich zwar sprachliche Dinge noch bewerten, aber ich kann nicht mehr sagen, ob etwas spannend oder lustig ist. Wenn man 20x den selben Witz erzählt bekommt, funkt er eben nicht mehr. Und wenn man zum 20. Mal eine Geschichte liest, die man auch noch selbst verfaßt hat, dann ist das alles andere als spannend.

Lastalda

Ich weiß nicht, ich merke diesen Unterschied nicht. Klar wird man betriebsblind, aber das bezieht sich bei mir eher auf Logikbrüche. Ob eine Szene funktioniert oder nicht, und auch das warum, sehe ich im Allgemeinen, egal ob es mein eigener oder ein fremder Text ist. Witz und Dramatik gehen mir dabei eigentlich nicht durch wiederholtes Lesen verloren, nur der Blick für Details.
Was mir aber mitunter wirklich schwer fällt, ist, bei eigenen Texten herauszufinden, was ich tun kann, damit der Text wieder funktioniert. Aber genau dafür gibt eszum Glück ja Betaleser...

Arielen

Zitat von: Schelmin am 22. Juni 2006, 17:40:21
Ich glaube, ab einem gewissen Grad geht das gar nicht mehr. Igendwann komme ich an einen Punkt, da kann ich zwar sprachliche Dinge noch bewerten, aber ich kann nicht mehr sagen, ob etwas spannend oder lustig ist. Wenn man 20x den selben Witz erzählt bekommt, funkt er eben nicht mehr. Und wenn man zum 20. Mal eine Geschichte liest, die man auch noch selbst verfaßt hat, dann ist das alles andere als spannend.


Stimmt, dann fängt man a ber auch an, das ein oder andere zu überlesen und muß sich auf eine bestimmte Sache sehr stark konzentrieren - Lastalda sprach z. B. Logikbrüche an. Alles andere findet und sieht man dann nicht mehr.

Ich habe es ja schon hinter mir, und wenn ich Leuten dann erzähle, daß es harte wirklich harte Arbeit ist einen Roman zu schreiben, dann schauen die mich nur mit großen runden Augen an, wenige nicken zustimmend. Und das unterscheidet die, die das Zeug zum Schreiben eines buches haben, von denen, die glorreich untergehen würden.
Alles liegt im Auge des Betrachters

MarkOh

Ich denke mal, die meisten in meinem Umfeld belächeln die Sache mit dem Schreiben auch eher. Und viele sehen gar nicht ein, dass man auch Freude am Schreiben selbst haben kann.
So die typischen Fragen nach dem "Was bringt das denn ein?" oder "Ob Du damit jemals was verdienst?", oder "Warum machst Du das dann überhaupt?", bringen mich innerlich schon ganz schön auf die Palme. Wenn auch nur innerlich, ohne es jemanden merken zu lassen...

Ich weiß auch nicht so recht... Meinen ersten Roman habe ich ja im vergangenen Jahr veröffentlicht, wobei auch schon ein paar Exemplare über die Ladentische gegangen sind. Der zweite Teil meines Romans kommt im Herbst diesen Jahres raus, einen dritten Roman habe ich zumindest in der Grundidee und Rahmenhandlung bereits begonnen, und als kleine Abwechslung so zwischendurch schreibe ich noch an einem kleinen Sachbuch. Na gut, eher Ratgeber.

Fazit? Ich bin mir eigentlich so ziemlich sicher, dass da nie mehr bei rausspringen wird, als die eigenen Unkosten ( hoffe ich zumindest ). Und? Ich schreibe dennoch mit Spaß an der Sache. Egal was meine Umwelt davon hält. Und ich hoffe, dass das auch so bleiben wird...

Lieben Gruß
MarkOh

( ... dem ich meine, mal eben gerade der Kaffee angebrannt ist )  :wums:

Hyndara

Ich denke, es kommt darauf an, was man erreichen will. Ich habe angefangen zu schreiben, einfach weil ich Geschichten im Kopf hatte und die irgendwie raus mußten. Klar bin ich dann überkandidelt und habe meine damaligen Ergüsse an Verlage geschickt (zu meiner Verteidigung: Ich war 13!!!).

21 Jahre später sehe ich das ganze anders. Das Schreiben ist für mich zu einem Lebensinhalt geworden, es ist Arbeit neben der Arbeit aber auch gleichzeitig ein Hobby. Ich weiß noch, bei meiner letzten Arbeitsstelle bin ich morgens um 6 aus dem Haus und abends um 20 Uhr wieder zurückgekommen. Dann stellte ich mich an den Herd, machte mir schnell was zum Abendessen und saß am Rechner, um zu schreiben. Irgendwann spät Nachts bin ich ins Bett getorkelt, um 4 wieder aufgestanden, unter die Dusche, den Rechner an, während des Frühstücks ein bißchen redigiert, dann weitergeschrieben bis kurz vor 6, bis ich fahren mußte. In meinen Pausen an der Arbeit hatte ich ein Notizbuch dabei, da wurde dann fleißig weiter geschrieben. Das ging ein halbes Jahr sieben Tage die Woche so (ich wünsche keinem von euch, jemals bei einer gewissen Drogeriekette als Filialleiterin zu arbeiten), bis ich dann entlassen wurde. Dann habe ich wirklich nur noch am Rechner gesessen.

Aber den Traum, irgendwann meinen Namen *vorne* auf einem Buch lesen zu können, den habe ich inzwischen begraben - ist schlichtweg unmöglich. Entweder man wird vera...t oder kriegt nette (oder auch weniger nette) Absagen, nachdem man monatelang warten mußte. Also lieber ganz sein lassen. Meine Sachen sind sowieso mehr für mich als für ein breites Publikum gedacht. In Zeiten eines gewissen deutschen Nachwuchsautoren zweifle ich überhaupt daran, ob irgendjemand meine Geschichten verstehen würde.

Komisch finde ich eure Erfahrungen mit anderen. Einmal abgesehen von meinem Freundeskreis, in dem sich viele Autoren befinden, kenne ich nur einen einzigen Menschen, der schreibt, ein Stammkunde in dem Lagerverkauf, in dem ich arbeite. Letztes Jahr hat er mich sogar zu einer seiner Lesungen eingeladen (bin auch hingegangen, war ganz interessant). Allerdings hat er sich mehr auf Biografien und historische Sachwerke spezialisiert, ab und an eine Rezension, und das wars dann. Er sieht das Schreiben ähnlich wie ich, als Hobby, versucht sich aber immer wieder daran, seine Sachen irgendwo unterzubringen (die, zumindest was ich gelesen habe, gar nicht so schlecht sind).

Ansonsten reagiert meine Umwelt eigentlich eher neutral darauf, wenn ich mich als Schreiberline oute. Viele wollen was lesen, und, oh Wunder, dann ist es ihnen auch egal, ob es aus der phantastischen Sparte kommt oder nicht. Mein Chef ist richtig stolz, eine Verkäuferin zu haben, die nebenbei schreibt.

Negative Reaktionen kenne ich eigentlich nur von meiner Familie, die meinem Hobby sehr skeptisch gegenübersteht und mich auch gern mal niedermacht. Naja, Geschwisterliebe halt, man kennt das ja. Da sage ich selbst zu denjenigen nix mehr, mit denen ich noch in Kontakt bin.

@ Manja: Sag niemals nie! Ich hätte mir früher auch nicht vorstellen können, mich an einem historischen Roman zu versuchen oder eine Werbestory zu schreiben. Dennoch habe ich es getan. Selbst wenn der Schwerpunkt auf der Phantastischen Literatur liegt, sollte man durchaus auch mal über den Tellerrand schielen, es lohnt sich manchmal wirklich.

Bis denne
Ramona

Manja_Bindig

Hyndara, ich habs einmal versucht, was "reales zu schrieben. Eine Schriftstellerin mit Schreibblockade und gleichzeitig eine wandelnde Beziehungskrise. Mitte 30, ergo kommt langsam Torschlusspanik... nur leider ist dann "Das verlorene Wort" daraus geworden nud DAS ist Fantasy... es begann schon im ersten Kapitel und danch hab ich mich nach langem Sträuben in mein Schicksal ergeben... *seufz*

Vor einer Weile hat eine Freundin von mir in ihrer Klasse eine Buch vorstellung gemacht - wir ahnen sicher alle, was sie vorgestellt hat... und wer da als lebendes Anschauungsmaterial mit dabei war... *Schief grins*

Gut... einer hat mich ernsthaft gefragt: "wieviel verdient man damit?" und war ernsthaft enttäuscht, als ich antwortete: "So gut wie nix." Tja...