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"Schlechte" Übersetzungen

Begonnen von Fianna, 02. Dezember 2013, 19:03:11

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Heva

#45
@Ludovica

Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Und ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan der Ortsnamen im Lied von Eis und Feuer. Wisst ihr eigentlich, was der Übersetzer da offensichtlich gemacht hat? Der hat nicht einfach die Sachen übersetzt - der gute Herr hat, meinen Analysen zufolge zumindest, tatsächlich die Etymologie deutschsprachiger Ortsnamen nachgeforscht und auf seine Übersetzung gemünzt! Das muss man erst mal schaffen, ernsthaft!

Das wusste ich gar nicht! Finde ich sehr interessant.  :psssst:

Allerdings...
Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Wenn ein deutschsprachiger Leser z.B. 'King's Landing' lesen würde, was würde er denken? 'Aha, die Landung des Königs.' Weil Landing halt irgendwie wie Landung aussieht, joah. Macht das Sinn? Nein. Macht es Sinn, wenn man weiß, dass Landing ein Wort für einen Anlegeplatz ist, in englischsprachigen Ortsnamen meist im Zusammenhang mit Flussdeltas auftaucht, und dass entsprechende Orte im Deutschen als 'Mund' von 'Mündung' bezeichnet werden (wie in Dortmund)? Jepp, das macht Sinn.
... muss ich hier mal ein gurgelndes Geräusch des Unwillen von mir geben. Ich persönlich bin  zwar, wie du offensichtlich auch, sehr zufrieden mit der Übersetzungsarbeit von A Song of Ice and Fire, allerdings gibt es zwei Sachen, an denen ich persönlich trotz der geläufigen Argumentation gerne etwas rumkrittle, was aber jetzt nicht als geläufig für alle angesehen werden soll, bitte. Da spricht wohl das Fangirl, gebe ich zu. :versteck:

Das wären zum einen die Lannister die zu den Lennister wurden ; vielleicht ist meine Aussprache da ein bisschen flapsig, aber in dem Namen höre ich keinen allzu großen Unterschied zwischen dem A und dem E in der Intonation, das hätte man meiner Meinung nach also noch verschmerzen können.
Und zum anderen wäre das tatsächlich King's Landing das zu Königsmund wurde.

Zugegeben, (Die) Landung des Königs wäre ein reichlich unbeholfener Name für die Hauptstadt der sieben Königreiche und ich wusste nun auch nicht, bevor ich dich jetzt gelesen habe, dass Landing im Englischen eine solche Bedeutung hat (oder Mund im Deutschen  :hmhm?: ), aber das gibt dem Namen im Englischen offensichtlich eine angenehme Doppelbedeutung, die im Deutschen leider verloren ging - immerhin erhielt King's Landing den Namen deshalb, weil Aegon, der Eroberer, zusammen mit seinen beiden Schwestern und ihren drei Drachen genau dort landete und die drei Hügel, die dadurch entstanden (oder so ähnlich, ist jetzt auch schon ein paar Jahre her) erhielten daher ja auch ihre entsprechenden Bezeichnungen (Aegon's Hoher Hügel, Visenyas Hügel & Rhaenys' Hügel.)

Ich hetze jetzt nicht gegen Königsmund, dass ich vorher gelungen fand und nach deiner Erklärung jetzt sogar passend, aber es ist wirklich schade, dass die Bedeutung zu Gunste der Übersetzung, wie es eben oft ist, demzufolge flöten ging, ist eigentlich alles, was ich da unqualifiziert dazu sabbeln wollte. *g*


Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Und übrigens, für alle, die sich wegen Rechtschreibfehlern aufregen: es gibt auch bei Übersetzungsvorgängen Arbeitsteilung. Übersetzer rechnen damit, dass es nach einer Übersetzung noch ein Korrektorat gibt. Wenn es das nicht gibt, ist der Übersetzer auch nicht für Rechtschreibfehler und Wortverdreher verantwortlich. Das passiert. Und natürlich gibt es abgrundtief schlechte Übersetzer - der Beruf ist nicht geschützt, deshalb können auch nicht-studierte Leute das machen. Worüber soweit ich weiß die meisten Literaturübersetzer froh sind, weil eh kaum einer tatsächlich Übersetzen studiert hat, und es ist auch gut, dass Leute, die einfach begabt bei so etwas sind, auch die Chance haben, diesen Beruf ohne ein langjähriges Studium auszuüben. Aber unter den ''''Laien'''' sind halt nicht nur Leute, die toll schreiben können und deshalb auch gut übersetzen, sondern auch Leute, die sich einbilden, weil sie Englisch verstehen, könnten sie auch Literaturübersetzungen schreiben.

... das würde meinen letzten Augenbrauen-Heber erklären. Meine Lieblingsautorin ist mit einer Wiederauflage ihrer Reihe nun in einem anderen Verlag gelandet, und ich habe mir letztens ein Buch gekauft, dass mir in ihrer Sammlung noch fehlte und ich war beim Lesen dann an gewissen Stellen wirklich schockiert über den Übersetzungsmist, den ich da gelesen habe. Grammatikalisch ein Desaster, stellenweise, da siehst du einfach den englischen Satz unbeholfen übersetzt vor dir liegen, dem jedweder Sinn im Deutschen somit entzogen wurde und mit den Rechtschreibfehlern verhält es sich leider nicht viel anders. Das tut beinahe weh, da ich die Autorin nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch lese, wo sie nicht nur mit einer gewissen Akribie, sondern perfektionistischen Ader auffällt. Das ist sicherlich nicht ihr alleiniger Verdienst, aber die Diskrepanzen  diesbezüglich sind wirklich schlimm.

Danke für die Einblicke jedenfalls, Ludovica!  :bittebittebitte:  Als Laie schreit man ja gerne mal empört auf, da nehme ich mich überhaupt nicht Außen vor.  ;D

Ludovica

#46
Zitat von: Heva am 03. Dezember 2013, 14:59:10

Das wären zum einen die Lannister die zu den Lennister wurden ; vielleicht ist meine Aussprache da ein bisschen flapsig, aber in dem Namen höre ich keinen allzu großen Unterschied zwischen dem A und dem E in der Intonation, das hätte man meiner Meinung nach also noch verschmerzen können.
Und zum anderen wäre das tatsächlich King's Landing das zu Königsmund wurde.

Zugegeben, (Die) Landung des Königs wäre ein reichlich unbeholfener Name für die Hauptstadt der sieben Königreiche und ich wusste nun auch nicht, bevor ich dich jetzt gelesen habe, dass Landing im Englischen eine solche Bedeutung hat (oder Mund im Deutschen  :hmhm?: ), aber das gibt dem Namen im Englischen offensichtlich eine angenehme Doppelbedeutung, die im Deutschen leider verloren ging - immerhin erhielt King's Landing den Namen deshalb, weil Aegon, der Eroberer, zusammen mit seinen beiden Schwestern und ihren drei Drachen genau dort landete und die drei Hügel, die dadurch entstanden (oder so ähnlich, ist jetzt auch schon ein paar Jahre her) erhielten daher ja auch ihre entsprechenden Bezeichnungen (Aegon's Hoher Hügel, Visenyas Hügel & Rhaenys' Hügel.)


Joah, ich geb zu, bei 'Lennister' würd ich auch gern mal die Begründung des Übersetzers hören  ??? Aber gut, nicht jeder ist perfekt - da hat er seine Leser vielleicht einfach ein kleines bisschen zu sehr bevormundet.

Und ja, diese Bedeutung war mir ehrlich gesagt vorher auch nicht klar  :versteck: Aber leider gibt es immer wieder Dinge, die einfach sehr viele verschiedene Bedeutungsebenen haben, und da dann alle zu übertragen, kann wirklich schwierig werden... (wobei man auch sagen könnte, dass durch -mund eine zusätzliche Bedeutungsebene eingeführt wurde, nämlich die von 'alles mündet dort, alles fließt dorthin'  ;D Aber das ist eher eine zusätzliche kleine Gedankenspielerei (EDIT: Und irgendwie verstärkt es auch dieses Bild der 'gierigen Hauptstadt', die alle sieben Königslande verschlingen  ;D (okay ich hör schon auf)))

Heva

... nun, das stimmt wiederum auch. (Das merke ich mir.) :psssst:

Also kann man das Fangirl wieder beruhigend auf den Kopf tätscheln und wieder in die Ecke schicken, aus der es hervor geprescht ist  :rofl:

Pygmalion

#48
Danke, Ludovica, endlich mal jemand, der meine Meinung unterstützt, mit der ich häufig recht alleine bin, was die Orts- und Personennamen in Lied von Eis und Feuer angeht.
Das ist wirklich durchdacht und eben nicht lieblos dahin übersetzt. Es gibt den deutschen Übersetzungen viel Atmosphäre, dass die Orte auf Deutsch sind. Englische Orte und Namen haben eben in einem deutschen Buch nichts zu suchen (sofern es nicht in England spielt).
Warum nun die Lannisters zu Lennisters wurden, kann ich mir zwar auch nicht erklären, störte mich aber auch nicht :D

Bzgl: "Königsmund": Ich habe irgendwo irgendwann mal gelesen, dass der Worrteil "Mund" nicht nur eine Mündung eines Flusses/Baches bezeichnen kann, sondern wohl auch auf den germanischen Wortstamm von "Berg/Hügel/Anhöhe" zurückgeführt werden kann.(Offenbar auch ein Streitthema) Ergo hätten wir da jetzt ja sogar noch eine zweite Bedeutung in dem Namen, der Bezug auf die Hügel nehmen könnte. Aber ob der vom Übersetzer auch so gewollt war, weiß man natürlich nicht :D

Pandorah

Zitat von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 15:32:20
Warum nun die Lannisters zu Lennisters wurden, kann ich mir zwar auch nicht erklären, störte mich aber auch nicht :D

Ich kenne das Lied von Eis und Feuer zwar nicht, aber warum Lannisters zu Lennisters wurde, kann ich mir eigentlich recht erklären. Die englische Aussprache von Lannister klingt eher nach etwas, das man im Deutschen Lennister schreiben würde. Meiner Vermutung nach ist dies das ganze Geheimnis.

Und für die Einblicke in die Tiefen des Berufs Übersetzer von Romanen danke ich herzlich! :D Das ist richtig spannend.

Alana

Zitatwie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)

Ich mache das genauso wie Ludovica, ein anderes Sprichwort benutzen, (eines das vielleicht nicht dei gleiche Bedeutung hat, aber die gleiche Bedeutung im Text einnehmen kann) das Sprichwort durch ein Wortspiel ersetzen, es gab eigentlich bisher noch nie den Fall, dass ich das einfach komplett weglassen musste. Oft handelt es sich bei solchen Dingen auch um Anspielungen, die sich dann durch das ganze Buch ziehen, da muss man natürlich höllisch aufpassen.

Zu den Ortsnamen: Ich kenne Das Lied von Eis und Feuer nicht, aber für mich klingt es so, als wäre hier das Verständnis der Namen ein wichter Teil des Leseerlebnisses und da finde ich die Übersetzung der Namen dann durchaus okay, owohl ich generell auch eher dagegen bin.
Alhambrana

Kati

Debbie: Ich hab dich doch überhaupt nicht gemeint.  :) Ich hatte mir schon gedacht, dass dein Post parallel entstanden ist, mir war nur gestern schon aufgefallen, dass die Gegenmeinung ein bisschen ignoriert wurde, besonders der Aspekt mit Übersetzungsvorgaben vom Verlag, worüber ich wirklich gern mehr hören würde, weil das etwas ist, wovon ich noch nie gehört habe.

Ich finde übrigens, dass Königsmund die Bedeutung mit der "Landung" gar nicht so sehr ausschließt. Es ist ja die Mündung des Königs gemeint, wo er angekommen ist, und ich finde, das hört man mit dem entsprechenden Hintergrundwissen auch aus Königsmund heraus. Als Deutschsprachiger jedoch unbedingt eher als aus "King's Landing", wenn man die Bedeutung von Landing nicht kennt. Und ich denke, dass Lennister ist wirklich eine Aussprachesache. Das ist wirklich das kleinste Übel, ich denke, es geht nur darum, die richtige Aussprache zu gewährleisten.

Pandorah

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Eine andere Sache, die nur am Rande was mit Übersetzungen zu tun hat und die mich aber auch immer wieder aufregt, ist die Unsitte deutscher Verlage, das Original in zwei Bände zu splitten. Das ist in meinen Augen nur Geldscheffelei. Ok, die Bücher werden bei Übersetzung 30 % länger. Aber, nehmen wir mal an, das Buch ist im Original 1000 Seiten lang. Das wären dann gerade mal etwa 300 Seiten mehr. Das macht bei 1000 Seiten den Bock nun wirklich nicht fett. Es gibt vom Lied von Eis und Feuer Liebhaberausgaben, bei denen das Original nicht in zwei Bände gesplittet wurde (und auch nicht so schrecklich eingedeutscht). Das sind zwar Wälzer, aber es geht. Ach und 30 % länger? Dann sollte die Übersetzung auch nur 30 % mehr kosten, zuzüglich der Gebühren für Rechte, Import, Übersetzung etc. Tuts aber nicht. Wie hat einer bei Amazon geschrieben, der sich über die Teilung von Way Of Kings und die unverschämten deutschen Preise geärgert hat

Lomax hat dazu 2007 schon mal etwas geschrieben, was ich erwähnenswert finde:

Zitat von: Lomax am 29. April 2007, 12:39:49
Die Auflagenzahlen sind natürlich ein Grund, warum es in der Fantasy öfter vorkommt, dass man Projekte teilen muss, um sie finanzieren zu können. Mitunter kommt aber noch hinzu, dass einfach die Lizenzgebühren so hoch sind, dass der Verlag sie nur über solche Maßnahmen finanzieren kann. Dann zahlt man also für die geteilten Bücher nicht dafür, dass das Buch überhaupt erscheint, sondern weil der Verlag so viel Vorschuss auf den Tisch gelegt hat, um einen Konkurrenten zu überbieten.


Zitat von: Lomax am 29. April 2007, 13:33:49
Zitathat mir eine Übersetzerin aus dem Bereich JuBu gesagt, eine Übersetzung dürfe vom Umfang im Vergleich zum engl. Original nicht länger werden als 10, allerhöchstens 20%, ansonsten würde man als Lektor wissen, dass der oder die jenige umständlich übersetzt hat.
Das ist zur Hälfte Blödsinn, aber mit einem wahren Kern. 20% länger liegt noch im normalen Bereich, bis zu 50% länger kann eine werktreue Übersetzung aus dem Englischen durchaus werden - aber 10% erreicht man nur mit spürbaren Kürzungen gegenüber dem Original. Was dann ja wieder mancher Leser als "Übersetzungsmangel" empfindet.
  Der Zusammenhang zwischen "Länge" und "Umständlichkeit" erklärt sich daraus, dass man durch eine solche Begrenzung den Übersetzer dazu zwingen kann, sprachliche Problemfälle von vornherein unter den Tisch fallen zu lassen. Mit entsprechender Mühe und Mehrarbeit für Übersetzer und Lektorat könnte man mitunter eine ebenso elegante und reichere Übersetzung (denn es sind oft genug Wortspiele und Humor, die dabei verloren gehen) abliefern, wenn man eine längere Übersetzung in Kauf nimmt und einfach freier arbeitet - also das anstrebt, was letztlich als "kongenial" bezeichnete Übersetzungen auszeichnet.

Dass oft schon aus ökonomischem Interesse weder Übersetzer noch Lektor daran Interesse haben, ist verständlich. Und dass man diese "Lizenz zum Vereinfachen" dann eher als naturgesetzartigen Mechanismus und unumstößliche Regel ausdrückt denn als Entscheidung und Abwägung, ist vermutlich ebenso verständlich. Obwohl es mich eigentlich schon immer geärgert hat, wenn Leute sich mit "Sachzwängen" und "Abhängigkeiten" herausreden, anstatt persönliche Verantwortung zu übernehmen für das, was sie tun.

Fianna

#53
@ Ludovia
Deswegen habe ich das "schlecht" in Anführungszeichen im Thread-Titel geschrieben, weil jeder "schlecht" anders versteht.

Für mich sieht eine schlechte Übersetzung (unter berücksichtigugn von Überlegungen wie Deadlines, miese Bezahlung etc) folgerndermaßen aus:

  • Wörtliche, unsinnige Übersetzung: Wenn man schon als Schüler die mehrfache Bedeutung von bestimmten Worten lernt [z.B. "to deal =/ handeln (wirtschaft.)], dann erwarte ich einfach, dass das ein professioneller Übersetzer auch anwenden kann. Natürlich kann einem mal was durchgehen, aber wenn diese wörtlichen und unsinnigen Übersetzungen bei mehreren Wörterm vorkommen, wirkt es nicht wie ein Flüchtigkeitsfehler, sondern wie Unfähigkeit.
  • Inkonsistenz innerhalb der Übersetzung: Wenn man Eigennamen deutsch übersetzt, soll man das beibehalten - das ganze Buch und die ganze Reihe. Wenn man feststehende Wendungen (z.B. die Kommandos der Schwertkämpfer) ständig anders übersetzt, ist das für mich ebenfalls nicht gut.
  • Das Beibehalten/Verschlimmern von Übersetzungsfehlern: Dafür habe ich bisher nur ein Beispiel, was mir grade präsent ist, das mit dem zuvor angesprochenen Pferd. Vielleicht überliest man ja, dass der Protagonist froh ist, seinen geklauten Gaul wieder zu bekommen und hat vergessen, dass es zu Beginn des Buches noch ein Hengst war. Vielleicht weiß man auch nicht, dass das Wort "stud" nicht Stute, sondern deckhengst heisst. (Wobei es zu Beginn des Buches ja noch richtig gemacht wurde.) Aber spätestens wenn man feststellt, dass der Protagonist den Gaul mit "old son" anspricht, sollte man sich auf den Weg machen und nachschauen, wo man es verpasst hat, dass der alte Gaul wieder im Spiel ist - anstatt da einfach mal "altes Mädchen" draus zu machen (was sowieso seltsam wirkt, wenn der Prota dauernd über Dominanzgehabe des Pferdes und seine Machtkämpfe mit diesem spricht - nicht gerade das, was "alte Mädchen" zwanghaft tun.)
  • Das Hinzufügen von Dingen, die nicht dort stehen: Das hat mich bei Pratchett so aufgeregt: Anders Brandhorst hat einfach bei "Equal Rites" einen Absatz hinzugefügt, dass Oma Wetterwachs in der Universitätbleibt und lehrt - was erstmal schwachsinnig ist, da das ganze Buch sich darum dreht, dass Hexerei (von Hexen) und Zauberei (von universitär ausgebildeten Zauberern) gegensätzlich und unvereinbar ist. Zum anderen schrieb Pratchett dann weitere Bücher, die den zusätzlichen Abschnitt widersinnig machen, da die Figur offensichtlich nicht so gehandelt hat.
    Oder "Sword-Born" von Jennifer Roberson wurde in 2 Teile geteilt: Am Ende wird durch das Austauschen eines Wortes der ganze Sinn des Schlußdialoges verändert, um ein passendes Ende zu schaffen für eine Teilung der deutschen Veröffentlichung in 2 Teile. Dadurch, dass diese Möglichkeit genutzt wurde, wird jedoch das zweite wichtige Thema des Buches komplett außen vor gelassen, das bei einer korrekten Übersetzung angeklungen wäre. So wie es dort steht wird das Ganze auf einen Mann-Frau-Streit reduziert, was durch die Schlusssätze nach dem Dialog einen guten Endpunkt des Buches bildet. (Wenn man darüber hinweg sieht, dass die Söldnerin sich auf einmal wie eine quengelnde Tussi verhält - durch den geändertern Sinn.)
    Da habe ich mich gefragt, inwiefern Lektoren in die Übersetzung "hineinpfuschen", indem sie einen weiteren Absatz oder einen besseren Abschluß für eine Teilung explizit wünschen...
  • Unpassendes Siezen der Figuren: Mich hat zum Beispiel sehr gestört, dass unter den ebenbürtigen Vertretern eines eher geringen Standes sich die beiden Helden gesiezt haben (bzw. ge-Ihr-zt). Finde ich unter Söldnern, die fluchen und sich gegenseitig beschimpfen, nicht gerade passend. Natürlich kann man immer argumentieren, ob es zu einer Figur passt oder nicht, aber spätestens wenn sie den gleichen Status einnehmen und dieser eher gering ist, und sie sich nicht gerade einer gedrechselten Sprache befleißigen, ist das in meinen Augen schon klar, dass es nicht hinhaut.
  • Wenn ich denke, ich hätte es besser übersetzen können: Das soll nicht arrogant klingen. Das ist vollkommen ernst gemeint. Ich bin mit meinen Vorerfahrungen nicht befähigt, eine professionelle Übersetzung zu machen. In der Schule hatte ich sogar 4er. Niemand, dermeinen Lebenslauf ansieht, würde denken, dass ich sowas kann. Wenn also so eine Nulpe wie ich anhand der schlechten Übersetzung sieht, was das englische Wort war und ohne großes Nachdenken, ganz automatisch, feststellt, wie man es hätte besser übersetzen können - dann spricht das ganz und gar nicht für die Qualität der Übersetzung.

Luna

@ Pandorah

Danke für den Link :knuddel:. Da bin ich jetzt wieder schlauer. Ich war da nicht die einzige, die sich über diese Praxis geärgert haben. Darüber stolpert man bei Amazon jedes Mal, wenn ein Band geteilt wurde. Jetzt kann ich es gut nachvollziehen :D.

Djamena

Hier einige Beispiele, über die ich mich sehr geärgert habe:

Aus Chris Woodings 'The Braided Path' auf deutsch 'Die Weber von Saramyr'

Kaiku ate, at first a little and then a lot as her shrunken stomach stretched to the prospect of life-giving energy"

Übersetzung:

Kaiku aß anfangs wenig, danach jede Menge, als ihr geschrumpfter Magen sich ob der Aussicht an Leben spendende Nahrung weitete.

Weitere Beispiele

A bristling mass of guard-towers behind which the jumble of the city's streets could be seen cluttering their way up the hill towards the Imperial Keep, its gold walls paled by distance.

Eine mit Wachtürmen gespickte Masse, hinter der das Gewirr der Straßen der Stadt sich den Hügel hinauf zur Kaiserlichen Feste verlief, deren goldene Mauern ob der Ferne blass wirkten.


Blood Kerestyn had been ousted from the throne by Blood Erinima over a matter of dishonour, not warfare.

Das Geblüt Kerestyn war vom Geblüt Erinima ob einer Frage der Ehre vom Thron verdrängt worden, nicht durch eine kriegerische Auseinandersetzung.


... and Mishani became woozy with sunstroke.
...und Mishani wurde ob eines Sonnenstichs benommen.

Ich hätte den Übersetzer würgen können, den Roman so zu verhunzen.



Pygmalion

"Ob"? :D
So schreibt doch kein Mensch mehr...von wann ist die Übersetzung?  :o

Djamena

Die deutsche Ausgabe ist 2004 rausgekommen.

Ich kann's mir nicht erklären, was der Übersetzer damit bezwecken wollte. 

Eigentlich ist Michael Krug, der Übersetzer, ein versierter Mann, der etliche Fantasy-Romane übersetzt hat. Er hat auch die Tamir Triad von Lynn Flewelling übersetzt, ebenfalls eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Da ist mir nichts aufgefallen.


Heva

Zitat von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 17:58:12
"Ob"? :D
So schreibt doch kein Mensch mehr...von wann ist die Übersetzung?  :o

Doch. Ich.  ;)  Ich finde es auch nicht nur praktisch in den Verwendungsmöglichkeiten, sondern auch schön. Dabei kommt es auch noch nicht mal großartig auf das Genre an.

Aber auch hier gilt wohl: Alles in Maßen genießen.  ::)

THDuana

Zitat von: Rhiannon am 03. Dezember 2013, 13:51:27
Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!
Gerade bei "sprechenden" Eigennamen finde ich das eben nicht. Hier trägt es oftmals zum Verständnis bei, wenn die Namen übersetzt werden - und im Fall King's Landing haben wir auch erklärt bekommen, dass das sehr wohl berechtigt ist.
Als ich Harry Potter gelesen habe, also die ersten, sagen wir 4 Bände, konnte ich kein bis sehr wenig Englisch. Ich musste sogar meine Eltern fragen, was Mr. und Mrs. bedeutet, weil ich das einfach nicht wusste. Und gerade bei Harry Potter muss man auch beachten, finde ich, dass es nicht nur für erwachsene Leser geschrieben bzw. übersetzt wurde. Den zweiten Band habe ich von meiner Erzieherin im Hort vorgelesen bekommen, da war ich 10.

Zum anderen finde ich, dass in vielen Beiträgen herauskommt, dass man sich vor allem über die Übersetzungen aus dem Englischen ärgert. Das liegt daran, weil viele Englisch können, sogar so gut, dass sie die Romane in ihrer Originalsprache lesen können. Aber wie viele von uns können denn genug Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch oder sonst eine Sprache, um einen Fantasyroman auf dieser Sprache lesen zu können und alle nicht übersetzten Eigennamen zu verstehen? Es würde einfach zu viel vom Verständnis wegfallen, wenn man das alles unübersetzt ließe.

Was die Sprache der Zeit betrifft, so habe ich in meinem Übersetzungsunterricht gelernt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: (a) man möchte dem Leser die Zeit näher bringen und so den Sprachstil imitieren / beibehalten oder (b) man bringt den Text dem Leser näher. Am Beispiel vieler lateinischer Lektüre ist mir das besonders aufgefallen: es können noch so gute Übersetzungen sein, aber wenn sie nicht auf meine Zeit oder das Wissen, das man bei mir als Leser voraussetzen kann, zugeschnitten sind, geht mir ein Großteil des Sinns verloren. Viele Worte haben über die Epochen hinweg ihre Bedeutung und ihre Benutzung stark verändert und daher ist es in manchen Fällen schlicht besser, zu modernisieren.