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"Schlechte" Übersetzungen

Begonnen von Fianna, 02. Dezember 2013, 19:03:11

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Luna

#30
Zitat von: RaphaelE am 03. Dezember 2013, 08:35:17
Zitat von: Alana am 03. Dezember 2013, 00:18:52
Was ich allerdings nicht verzeihen kann, ist falsche Sprache in der falschen Epoche. Da gibt es ein wunderbares Beispiel von Lyx, wo der englische Lord im 19. Jahrhundert Sätze äußert wie: Mann, ich muss jetzt echt mal los. (So ungefähr.) Dass der Übersetzer nochmal für den nächsten Teil engagiert wurde, ist mir ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass so etwas in einem großen Verlag passiert.
:D Sowas habe ich auch mal irgendwo gelesen. nur wo? ???
War bestimmt die Neuübersetzung von Tolkiens Herrn der Ringe ;D. Ich kenne nur eine alte, aber nach allem, was ich darüber gelesen und gehört habe, muss die neue wirklich eine Sprach- bzw. Werkvergewaltigung sein, die Tolkien sicher im Grab rotieren lässt.

Ich bin auf deutsche Übersetzungen leider angewiesen, da ich auch eine Englisch-Nulpe bin ;D, von daher fallen mir Übersetzungsfehler weniger auf, bzw. schiebe es auf den Schreibstil. Wenn ich allerdings die englische Version kenne, regen mich schlechte Übersetzungen auch auf. Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.

Eine andere Sache, die nur am Rande was mit Übersetzungen zu tun hat und die mich aber auch immer wieder aufregt, ist die Unsitte deutscher Verlage, das Original in zwei Bände zu splitten. Das ist in meinen Augen nur Geldscheffelei. Ok, die Bücher werden bei Übersetzung 30 % länger. Aber, nehmen wir mal an, das Buch ist im Original 1000 Seiten lang. Das wären dann gerade mal etwa 300 Seiten mehr. Das macht bei 1000 Seiten den Bock nun wirklich nicht fett. Es gibt vom Lied von Eis und Feuer Liebhaberausgaben, bei denen das Original nicht in zwei Bände gesplittet wurde (und auch nicht so schrecklich eingedeutscht). Das sind zwar Wälzer, aber es geht. Ach und 30 % länger? Dann sollte die Übersetzung auch nur 30 % mehr kosten, zuzüglich der Gebühren für Rechte, Import, Übersetzung etc. Tuts aber nicht. Wie hat einer bei Amazon geschrieben, der sich über die Teilung von Way Of Kings und die unverschämten deutschen Preise geärgert hat
Zitat
Ja geht's Heyne noch gut? Das eBook auf Englisch kostet hier bei Amazon 7,29 €!

Also habe ich den Verlag angeschrieben (das erste Mal). Die Antwort war, Bücher werden bei der Übersetzung 30% länger..... Sieht dann die Rechnung so aus: 7,29 € + 30% = 36,98 €????




Thaliope

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.



Bei Untertiteln ist das aber auch so eine Sache. Da hat man ja in der Regel sehr strenge Zeichenbeschränkungen, und dann ist da meist nicht viel mit episch. Die sollen ja in erster Linie der Übermittlung des Inhalts dienen.

Dahlia

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.
Hier muss ich mich kurz einschalten: Das Original ist da auf Japanisch und es wird auch aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt und nicht aus der englischen Version. Die erlaubt sich nämlich auch manchmal ziemliche Klopper (Ich weiß jetzt nur aus FF10, dass da am Ende aus einem "Danke" im Englischen ein "Ich liebe dich" wurde  ::) In den Deutschen Untertiteln haben sie sich dann ans Japanische gehalten und richtig übersetzt.)
Es kann also durchaus sein, dass das "epische, gehaltvolle" vom Englischen Übersetzer dazugedichtet wurde und es im japanischen Original kurz und knapp war.
Solche Diskrepanzen finde ich aber auch immer verwirrend - andererseits finde ich es immer noch besser, vom Original aus zu übersetzen und keine Übersetzung der Übersetzung anzufertigen...

Tokanda

#33
Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.



Bei der Übersetzung von Spielen gibt es wie bei Präsentationen etc. oft das Problem der Zeichenlänge. Als Faustregel gilt, dass die deutsche Übersetzung ca. 10 Prozent länger ist (also mehr Zeichen besitzt) als das englische Original. Ist die Formulierung im Englischen sehr episch wie du geschrieben hast, hat der/die Übersetzerin oft ein Problem, bzw. steht vor der schier unlösbaren Aufgabe, das auf Deutsch gleichwertig wiederzugeben.
Kommt dann noch Zeitdruck oder mangelnde Qualifikation - oder schlechte Bezahlung - hinzu, führt dies gelegentlich zu unschönen Ergebnissen...


Bei HP hatte ich schon oft das Problem, dass im Englischen toll klingende Slogans ins Deutsche übertragen werden sollten, doch ich teils sogar weniger (!) Zeichen dafür zur Verfügung hatte. Da werden die Formulierungen dann ziemlich einfach und kurz... 

Edit: Da waren Thalia und Dahlia jetzt schneller...

Luna

Ah ok. Das ist natürlich ein Problem, dass nur eine begrenzte Zeichenlänge zur Verfügung steht.

Zitat von: Dahlia am 03. Dezember 2013, 11:18:23
Es kann also durchaus sein, dass das "epische, gehaltvolle" vom Englischen Übersetzer dazugedichtet wurde und es im japanischen Original kurz und knapp war.
Solche Diskrepanzen finde ich aber auch immer verwirrend - andererseits finde ich es immer noch besser, vom Original aus zu übersetzen und keine Übersetzung der Übersetzung anzufertigen...
Stimmt. Die Originalversion ist ja japanisch. Übersetzungen von der Übersetzung :hmmm:. Da geht natürlich auch noch mal viel verloren.


Churke

Zitat von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 09:38:34
Ich treffe immer und immer wieder Leute, die die Bücher auf englisch gelesen haben und wirklich "HermiOnE" zu dem Mädel sagen *schauder*

Das ist auf Englisch möglicherweise richtig. In der Oper "Cadmus et Hermione" von Jean-Baptiste Lully sagen sie das nämlich auch. Die Oper ist auf Französisch und wurde mit viel Aufwand in der Originalaussprache des 17. Jahrhunderts auf die Bühne gebracht. Man darf also davon ausgehen, dass "Herimone" auf Französisch so ausgesprochen wird. 

Merwyn

Entschuldigung, ich hätte natürlich dazu sagen müssen, dass ich immer und immer wieder deutsche Leute treffe, die das sagen...

Dahlia

Zitat von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 13:45:00
Entschuldigung, ich hätte natürlich dazu sagen müssen, dass ich immer und immer wieder deutsche Leute treffe, die das sagen...
Ich muss gestehen, bis Band 4, wo sie es Victor Krum erklärt, wusste ich auch nicht, dass es Her-My-Oh-Knee ist :rofl: /OT

Rhiannon

Ich weiß, dass Übersetzen nicht gerade etwas ist, das man mal so eben aus dem Handgelenk machen kann und dass die Übersetzer auch mit schlechter Bezahung und unfreundlichen Deadlines kämpfen. Klopper in Sätzen kann ich deshalb verzeihen, so lange sie nicht alle paar Seiten auftreten. Das ist bei mir gleich wie mit den Druckfehlern. Habe ich einen Roman in Orginalsprache in den Händen und muss jede Seite drei Mal lesen, weil ständig Wörter fehlen oder ähnliches, dann komme ich nicht in die Geschichte rein.
Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich schon so manchen Roman gelesen habe, den die Übersetzung ins Deutsche "besser" gemacht hat, aber uns Lesern fallen eben nur die sinnentstellenden Klopper auf.
Wie Ryadne schon schrieb, bei solchen eigentlich unübersetzbaren Wortspielen, wäre eine Anmerkung angepasst, um den Leser nicht an seinem Geisteszustand zweifeln zu lassen. Sonst habe ich nämlich wirklich das Gefühl, dem Verlag ist seine Literatur nichts wert und er hält seine Leser für stumpfe Konsumenten, die gar nicht auf die Idee kommen, dass man sich über ein Buch Gedanken machen kann/soll.

Ludovica

#39
Zitat von: Rhiannon am 03. Dezember 2013, 13:51:27

Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!

Ich weiß nicht, was du im Sprachunterricht gelernt hast, aber im Übersetzungsstudium, unter Wissenschaftlern, die sich damit beschäftigen, geht man da sehr viel differenzierter damit um. Wenn die Wirkung konstant bleiben soll, und wenn man das nicht erreicht, wenn man einem nicht-englischsprachigen Leser den englischen Namen vorsetzt, dann sollte man das Ganze bitteschön übersetzen. Natürlich muss man die Wirkung erst analysieren: Soll ein gewisses Bild von britischer Exzentrik gemalt werden? Dann bitte wie bei Harry Potter. Soll die sprechende Funktion übertragen werden? Dann bittesehr Beutlin und Graufreuds.

Und ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan der Ortsnamen im Lied von Eis und Feuer. Wisst ihr eigentlich, was der Übersetzer da offensichtlich gemacht hat? Der hat nicht einfach die Sachen übersetzt - der gute Herr hat, meinen Analysen zufolge zumindest, tatsächlich die Etymologie deutschsprachiger Ortsnamen nachgeforscht und auf seine Übersetzung gemünzt! Das muss man erst mal schaffen, ernsthaft!

Wenn ein deutschsprachiger Leser z.B. 'King's Landing' lesen würde, was würde er denken? 'Aha, die Landung des Königs.' Weil Landing halt irgendwie wie Landung aussieht, joah. Macht das Sinn? Nein. Macht es Sinn, wenn man weiß, dass Landing ein Wort für einen Anlegeplatz ist, in englischsprachigen Ortsnamen meist im Zusammenhang mit Flussdeltas auftaucht, und dass entsprechende Orte im Deutschen als 'Mund' von 'Mündung' bezeichnet werden (wie in Dortmund)? Jepp, das macht Sinn.

Hinter Übersetzung steht eine Wissenschaft, mit einem Haufen verschiedener Theorien, in denen verschiedene Dinge als Schwerpunkt gesetzt werden. In der deutschsprachigen Literaturübersetzung liegt der Fokus auf Wirkung. Wirkung wird nicht erzielt, in dem man einfach ignoriert, warum ein Autor bestimmte Dinge getan hat. Man ist es dem Autor schuldig, diese Dinge dann auch so zu übertragen, dass sie bei einem nicht-englischsprachigen Leser dieselbe Wirkung hat.

Leute, die gut genug in Englisch und Deutsch sind, um beide Sprachen zu lesen, sind nicht die Leser, für die ein Übersetzer von Unterhaltungsliteratur übersetzt.



Und übrigens, für alle, die sich wegen Rechtschreibfehlern aufregen: es gibt auch bei Übersetzungsvorgängen Arbeitsteilung. Übersetzer rechnen damit, dass es nach einer Übersetzung noch ein Korrektorat gibt. Wenn es das nicht gibt, ist der Übersetzer auch nicht für Rechtschreibfehler und Wortverdreher verantwortlich. Das passiert. Und natürlich gibt es abgrundtief schlechte Übersetzer - der Beruf ist nicht geschützt, deshalb können auch nicht-studierte Leute das machen. Worüber soweit ich weiß die meisten Literaturübersetzer froh sind, weil eh kaum einer tatsächlich Übersetzen studiert hat, und es ist auch gut, dass Leute, die einfach begabt bei so etwas sind, auch die Chance haben, diesen Beruf ohne ein langjähriges Studium auszuüben. Aber unter den ''''Laien'''' sind halt nicht nur Leute, die toll schreiben können und deshalb auch gut übersetzen, sondern auch Leute, die sich einbilden, weil sie Englisch verstehen, könnten sie auch Literaturübersetzungen schreiben.

Debbie

Ja, ich gestehe, ich lese englische/amerikanische Bücher schon lange nur noch im Original. Wobei ich sagen muss, dass ich die Übersetzung von Harry Potter eigentlich ziemlich gelungen finde - bis eben auf ein paar Patzer, wie den schwarzen Sirius, den explodierenden Snape und den Lavender Brown aus dem ersten Teil  ::)

Wer die HP Bücher übersetzt hat, war auf jeden Fall der deutschen Sprache mächtig - und zwar umfassend und treffend. Das findet man leider selten genug ... Sehr schlimm - das Schlimmste, was mir jemals untergekommen ist! - war die Übersetzung von Twilight, die mir körperliche Schmerzen verursacht hat. Die Übersetzung hatte mit dem Original so gut wie nichts mehr gemeinsam; als hätte man einen Gangster Jane Austen Roman übersetzen lassen oder so ... Der gute Mann hatte offenbar Anglistik oder sowas studiert, aber ich wette, in seinen "kreativen Schreiben" Aufsätzen in der Schule, war er schon damals eine Niete, weshalb er (ganz verdient!) auch nie wieder einen Twilight Roman - oder einen anderen Roman aus diesem oder einem ähnlichen Genre - übersetzt hat.

Was ich bei Übersetzungen am schlimmsten finde:

- der Stil des Autors ist nicht mehr erkennbar; Dialoge und Wortwahl der Innenperspektiven sind so ... ohne Worte .... dass die Figuren auf Deutsch plötzlich einen ganz anderen Eindruck machen, als im Original und Dinge sagen, die der Originalcharakter so niemals sagen würde!

- wie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)



Was ich beim Übersetzen am Schlimmsten finde:

- einen fehlerhaften oder miesen Stil des Originaltextes; wenn ich als Nicht-Muttersprachler von einem englischen Text zwecks Ausdrucksweise, Wortwiederholungen, Syntax, nicht fließendem Text schon genervt bin, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das erst für Muttersprachler sein muss!  :d'oh:  Ich hatte da doch schon die ein oder andere Probeübersetzung auf dem Tisch, bei der ich dem Autor gerne ein Exemplar von Lukeman's "The first five pages" geschickt hätte ...

- so einen Text dann ins Deutsche übersetzen zu müssen. Ich glaube, dass würde ich ablehnen. Mag sein, dass man als Übersetzer aus dieser Asche einen geschliffenen Diamanten machen kann, aber das sehe ich nicht als Aufgabe des Übersetzers an. Schlechte Texte neu zu formulieren, darf nicht Teil der Aufgabe sein; dann hat der Text da draußen in der Welt vielleicht einfach nichts zu suchen.

- Sprichwörter und Redewendungen für die es keine deutschen Entsprechungen gibt - v. a., wenn dann noch zeilenlang darauf Bezug genommen wird. Das ist wirklich zum Haareraufen!

Kati

Die Erklärung zu Königsmund finde ich gerade total gut und anschaulich. Da sieht man einfach mal, dass die auf den ersten Blick "falsche" Übersetzung eigentlich die richtige ist. Ich fand Namensübersetzungen früher auch furchtbar, aber je mehr ich darüber erfahre, umso sinnvoller finde ich sie. Es geht ja nicht darum Leute, die Englisch können zu verzücken indem man ihnen englische Namen vorsetzt. Es geht darum Leuten, die eben kein Englisch können, die Atmosphäre eines Romans und besonders die Bedeutung der Ortsnamen nahe zu bringen.

Generell finde ich Ludovicas Beiträge mit am Interessantesten hier im Thread, weil die mal aus einer Ecke kommen, wo wirklich Fachwissen zu dem Thema besteht und nicht nur Halbwissen aus der Schule oder, weil man gut Englisch spricht und glaubt, man könnte es besser machen. Deshalb finde ich es etwas schade, dass über ihre Beiträge jetzt schon wieder drüber geredet wird. Übersetzen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, auch nicht jeder, der einen Roman übersetzen darf, aber daran sind nicht die Übersetzer Schuld, sondern der Umstand, dass der Beruf so wenig gewürdigt und oft auch noch schlechtgemacht wird. Bevor man sich bei den Übersetzern beschwert, sollte man vielleicht mal daran denken, das es wichtiger wäre zu erreichen, dass nicht jeder Übersetzer werden kann, der gerade Lust dazu hat. Es kann ja auch nicht jeder einfach Bäcker werden, weil er gern Brot isst und mal in der Schule ein gutes Brot gebacken hat. Das muss man lernen und Übersetzen muss man auch lernen. 

Wenn das hier nur ein Thread ist, wo man sich über schlechte Übersetzungen beschweren kann, sehe ich persönlich den Sinn nicht. Eine Diskussion oder Erfahrungsaustausch zu dem Thema fände ich interessant, aber dazu muss man auch mal auf Leute eingehen, die nicht nur zum Meckern hergekommen sind.

Ludovica

#42
Zitat von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:32:39
- wie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)


Das ist im Übersetzungsunterricht immer und immer wieder ein Thema, und eine der am meisten verbreiteten Antworten lautet - mal wieder - Wirkung  ;D Im Grunde genommen hat es eine meiner Dozentinnen einmal so erklärt: 'Analysiert den Stil, analysiert, wie üblich Metaphern oder Redewendungen für den Autor sind, analysiert die Art seiner Metaphern und Redewendungen; dann überlegt, ob ihr die Metapher oder das Idiom mit einem entsprechenden deutschen Muster übertragen könnt. Wenn nicht, dann löst es auf - aber so, dass der Leser nicht merkt, dass da vorher was war - und bringt irgendwo anders eine Metapher oder eine Redewendung ein, die dem Stil des Autors entspricht. Wenn ihr auf zehn Seiten im Ausgangstext fünf Tiermetaphern habt, dann hat der im Zieltext auch fünf Tiermetaphern zu haben. Aber ob das an derselben Stelle steht, weiß der Leser ja nicht."

Man muss dem Autor treu bleiben, ja - aber meistens bedeutet das, dass man den Autor dem Leser auf adequate Art und Weise präsentiert. Nicht, dass man an seinen Worten hängt (wovon allen Verlegern, mit denen ich bisher zu tun hatte, aktiv abraten), sondern, dass man seinen Stil und seine Ausdrucksweise versteht und reproduziert.


EDIT: Danke Kati  ;D Schön zu hören, dass manche Leute meine Fachidiotie zu schätzen wissen  :-X

Debbie

Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:38:52
Das ist im Übersetzungsunterricht immer und immer wieder ein Thema, und eine der am meisten verbreiteten Antworten lautet - mal wieder - Wirkung  ;D Im Grunde genommen hat es eine meiner Dozentinnen einmal so erklärt: 'Analysiert den Stil, analysiert, wie üblich Metaphern oder Redewendungen für den Autor sind, analysiert die Art seiner Metaphern und Redewendungen; dann überlegt, ob ihr die Metapher oder das Idiom mit einem entsprechenden deutschen Muster übertragen könnt. Wenn nicht, dann löst es auf - aber so, dass der Leser nicht merkt, dass da vorher was war - und bringt irgendwo anders eine Metapher oder eine Redewendung ein, die dem Stil des Autors entspricht. Wenn ihr auf zehn Seiten im Ausgangstext fünf Tiermetaphern habt, dann hat der im Zieltext auch fünf Tiermetaphern zu haben. Aber ob das an derselben Stelle steht, weiß der Leser ja nicht."

Das man zwangsläufig fünf Metaphern in der Zielsprache haben muss, weil die auch im Ausgangstext bestehen, ist sicher eine "Regel" an die ich mich nicht unbedingt halten würde - was widerum mit vom Genre abhängig ist.

Wenn man eine Redewendung eben nicht mit einem deutschen Muster übertragen kann (was in ca. 80 - 90% der Fälle möglich ist, da merkt man da auch immer die etymologische Verwandtschaft zwischen Deutsch und Englisch), was natürlich immer die eleganteste Lösung ist, kann man es aber auch nicht zwangsläufig auflösen ohne das der Leser was merkt, weil es ja meist auch Informationen transportiert. In dem Fall mache ich aus der Redewendung einen Einwand oder eine Anmerkung, etc. - und dann gibt es halt eine Redewendung weniger im Buch!

@Kati: Ich habe nicht über Ludovicas Beitrag "drübergeredet", was ich hier auch schlecht kann, sondern meinen parallel verfasst und nehme mir daher die Frechheit raus, meine Meinung ebenfalls kundzutun ohne meinen Beitrag vor lauter Ehrfurcht zu löschen!  ;) Wer ihn nicht lesen mag, kann einfach nach unten scrollen ...

Ludovica

Zitat von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:50:37
Wenn man eine Redewendung eben nicht mit einem deutschen Muster übertragen kann (was in ca. 80 - 90% der Fälle möglich ist, da merkt man da auch immer die etymologische Verwandtschaft zwischen Deutsch und Englisch), was natürlich immer die eleganteste Lösung ist, kann man es aber auch nicht zwangsläufig auflösen ohne das der Leser was merkt, weil es ja meist auch Informationen transportiert. In dem Fall mache ich aus der Redewendung einen Einwand oder eine Anmerkung, etc. - und dann gibt es halt eine Redewendung weniger im Buch!

Ach, da gibts ganze Listen von Möglichkeiten - substituieren, ersetzen, erklären, Anmerkungen, auch solche Sachen wie verfremdendes Übersetzen, die sehr häufig in nicht-unbedingt-Unterhaltungsliteratur gemacht wird, bei der die Lokalitäten des Ausgangstexts durchscheinen sollen (wie gesagt, wenig bei Unterhaltungsliteratur, eher bei Geschichten, bei denen die Fremdheit eine wichtige Wirkungskonstante darstellt, oder die auch tatsächlich komplett verfremdend übersetzt werden soll (wobei wir wieder beim Übersetzungsauftrag sind)).

Wenn man den Auftrag einhält, die Wirkung konstant hält, adequat und dem Autor treu bleibt, hat man eigentlich sehr viel Spielraum. Aber wie man diese Dinge einhalten kann, das ist halt großteils Übungssache (und auch vom Textverständnis selbst abhängig).