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"Hobbyschreiber" und Professionalität?

Begonnen von Fianna, 03. September 2012, 12:35:36

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Tintenweberin

#30
Zitat von: Zanoni am 04. September 2012, 01:43:18
Hm ... einer der bekanntestens "Hobbyautoren" ist, glaube ich, J. R. R. Tolkien gewesen, oder?

Danke, danke, danke! Das war genau der richtige Tipp, den ich gebraucht habe, um mit dieser Diskussion und mit meiner Rolle im großen unüberschaubaren Lager der Schreiberlinge Frieden zu schließen.

Ich würde Tolkien (und mich) zwar nicht als Hobby- sehr wohl aber als Laien-Schreiber bezeichnen (in der Analogie zu einem Laienprediger in der Kirche), denn er hat nicht für einen wie auch immer gearteten Markt geschrieben sondern einen Stoff, der ihn aus persönlichen Gründen fasziniert hat und den er aus beruflichen Gründen tief durchdrungen hatte, literarisch bearbeitet. Und er hat es ganz bestimmt nicht schlechter gemacht als jeder professionelle Schreiber und seine Erfolge kann ihm auch niemand abstreiten ...   ;)

Kaeptn

Na ja, der Vergleich mit Tolkien hinkt aber ziemlich. Zum einen war er Linguist und somit was Sprache angeht kein "Hobbyist", zum anderen waren das ganz andere Zeiten, wo wohl die wenigsten Schriftsteller von ihrer Schreiberei leben konnten und das alles noch nicht so professionalisiert war wie heute.

Zur Diskussion: Ich fühle mich durch den Begriff nicht herabgesetzt. Für mich ist Schreiben ein Hobby, und wenn ich höre, wie manch ein Profi mit seiner Agentur ringt oder nur noch Pitches und Leseproben aber nix mehr fertig schreibt, dann bin ich auch gar nicht scharf darauf das zu ändern.

Allerdings wird das wort "Hobby" im normalen Sprachgebrauch aber auch gern mal abwertend benutzt (im Ruhrgebiet zumindest sagt man gern mal "das ist aber ziemlich hobbymäßig gemacht"). Lomax hat das jedoch gut auf den Punkt gebracht: Gemeint ist hier im TiZi normalerweise was in Richtung "Nicht mit den alltäglichen Nöten eines von seiner Schreiberei lebenden Schriftstellers in Berührung gekommener", und das ist nun mal etwas sperrig.

Lomax

Zitat von: Zanoni am 04. September 2012, 01:43:18Hm ... einer der bekanntestens "Hobbyautoren" ist, glaube ich, J. R. R. Tolkien gewesen, oder?
Wie oben gesagt - nach meiner Definition war er kein "Hobbyautor". Spätestens nicht mehr nach der Veröffentlichung des Hobbits. Das Manuskript hat er nämlich schon an den regulären Buchmarkt gebracht ... und damit vermutlich Einnahmen erzielt, die auch fürs Finanzamt von Interesse waren ;)

chaosqueen

Ich gehöre auch zur Fraktion derer, die "Hobbyautor" nicht abwertend verstehen, sondern eben als Gegenstück zum "Profischreiber", der das hauptberuflich macht und zumindest versucht, davon zu leben.

Und, um noch mal die Bestsellerautoren mit den "echten" Berufen aufzugreifen: Ich kenne mehr als einen Menschen, der mehr als einem Beruf gleichzeitig nachgeht. Trotzdem kann beides als Profession im Wortsinne verstanden werden, selbst wenn einer der beiden Berufe mehr Raum einnimmt als der andere. Eine Freundin von mir ist freiberuflich sowohl als Burnout-Präventions-Trainerin als auch als Tauchlehrerin tätig. Ist jetzt beides Hobby, weil sie von keinem Job alleine komplett leben kann (okay, vom ersten inzwischen so halbwegs, aber das hat halt auch seine drei Jahre gedauert)?
Ist der Künstler, der zweimal in der Woche als Barkeeper jobbt, um seine Wohnung zu bezahlen, nur ein Hobbykünstler, obwohl er Ausstellungen macht, Bilder verkauft und ein Werkstattstipendium erhalten hat?

Ich hab mich von meinem Freund auch mal aus der Bahn werfen lassen, als er meine Seifensiederei als Hobby bezeichnete. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich noch mehr Geld reingesteckt als herauskam, und unter den strengen Aspekten des Finanzamtes war es völlig korrekt als "Hobby" bezeichnet. Trotzdem hat es mich getroffen, weil ich es als meinen Beruf ansehe. Andererseits habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht - ist es jetzt kein Hobby mehr, weil ich es nicht mehr ausschließlich aus reiner Leidenschaft betreibe? Ich glaube, die Grenzen sind nicht starr, denn seitdem ich einen Gewerbeschein besitze, sehe ich meine Kosmetik als meinen Beruf an, ich mache das nicht für den Hausgebrauch, sondern für den Markt, ich lasse meine Rezepte bewerten, schreibe Herstellungsdokumentationen und arbeite nach den Vorgaben der Kosmetikverordnung, die für alle gilt, die Kosmetik verkaufen möchten.
So betrachtet bin ich definitiv professionell tätig in diesem Bereich.

Solange ich mit dem Schreiben kein Geld verdiene (und die Einmal-Honorare, die ich für Veröffentlichungen von Kurzgeschichten bisher erhalten habe, rechne ich jetzt mal nicht dazu), ist es mein Hobby, egal, wie perfekt ich es betreiben mag. Sobald ich mich ernsthaft darum bemühe, zu veröffentlichen, mich mit Überarbeitungen, mit Agenturen und Verlagen, mit Exposées und allem Drum und Dran beschäftige, bin ich professionelle Schriftstellerin, auch wenn ich vielleicht anfangs noch nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.

Derzeit bin ich also professionelle Seifensiederin und Hobbyautorin mit Ambitionen - ob ich da eines Tages die Prioritäten verschiebe und professionelle Schriftstellerin bin, die nebenbei eine kleine Seifenmanufaktur betreibt, steht in den Sternen, aber für unmöglich halte ich es nicht. ;)

Telas

Ich merke immer erst wie unprofessionell ich bin wenn ich sehe, wie viele Gedanken sich die allermeisten von euch um ihre Werke machen.
Ich hingegen bin nur groß darin, mir selbst hohe Ziele zu stecken, die ich dann meistens aus mangelndem Elan nicht erreiche.
Bei mir zieht sich das Ganze wie ein roter Faden schon bei der Plotarbeit durch.
Ich habe einfach nicht die Lust, mir wochen- oder monatelang im Voraus darüber Gedanken zu machen, über was ich den schreiben könnte.
Meistens habe ich eine vage Idee, die auf zwei bis drei A4 Seiten ausgearbeitet wird und das war es dann.
Ich schreibe dann meistens im Laufe des Werkes die weiteren Handlungsverläufe auf, aber das gelingt meist nie weiter als fünfzig Seiten im Voraus.
Viel weiter entfernt von der Professionalität bin ich aber beim editieren.
Ich habe keine Ahnung, wie oft ein Autor sein Werk im Schnitt noch einmal generalüberholt, bevor er es einsendet und wie hoch der Schnitt bei veröffentlichten Werken ist.
Ich bin immer froh, wenn ich es mit Hängen und Würgen schaffe, das ganze einmal gegenzulesen und die Rechtschreib- und Grammatikfehler weitestgehend zu korrigieren. Ich weiß auch nicht, aber wenn bei mir das Wörtchen Ende unter dem Text steht, ist die Luft raus und ich will mich lieber mit was neuem beschaffen, anstatt die alten Sachen wieder und wieder durchzulesen.
Und dann noch die Sache mit der Veröffentlichung bei Verlagen... ich weiß nicht was mich am meisten davor abschreckt es zu tun. Ich meine, eine Standardabsage, die ich vermutlich für meine Texte erhalten würde, macht den Text ja nicht zusätzlich nieder, raubt also nicht direkt die Motivation, weiterzumachen. Aber vermutlich ist es wieder einmal die Scheu vor der harten Arbeit gepaart mit der Angst, vor den Augen der Lektoren als untalentiert oder so dazustehen.
Von daher lasse ich lieber die Finger vom Verlagswesen, begnüge mich mit meinen bescheidenen Hobbyschreibkünsten, ziehe den Hut vor allen veröffentlichten Autoren und ihrem Durchhaltevermögen und hoffe doch sehr, mal wieder eine Geschichte zu Ende zu schreiben ;).

Zit

#35
Zitat von: chaosqueen am 04. September 2012, 11:32:55Sobald ich mich ernsthaft darum bemühe, zu veröffentlichen, mich mit Überarbeitungen, mit Agenturen und Verlagen, mit Exposées und allem Drum und Dran beschäftige, bin ich professionelle Schriftstellerin, auch wenn ich vielleicht anfangs noch nicht meinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.

Interessant, dass du in diesem Fall auf den Begriff Schriftsteller zurück greifst und nicht bei "professioneller Autor" bleibst. ;)
(Siehe Ende.)

----

Um von vorn anzufangen: Ja, Fianna, ich teile deinen Eindruck -- aber nicht für dieses Forum. Dass der Begriff Hobbyautor abwertend genutzt wird, kenne ich von anderen Foren/ von anderen Kreisen. Ich denke, das liegt auch daran, dass der TZ gut durchmischt ist und der Fokus hier auf dem Wie liegt und nicht auf dem Wer (hats geschrieben).

Ich stimme Lomax da zu, wenn er sagt, dass er den Begriff im Sinne des Finanzamts auffasst, das tue ich genauso. Was mir mehr Bedenken gibt, ist, dass ganz allg. in unserer Gesellschaft der Wert* einer Tätigkeit/ eines Dings durch den finanziellen Gewinn, den diese Tätigkeit/ dieses Ding erzielt, ermittelt wird. Beispielsweise kann ich mir auch anders nicht erklären, warum mir immer wieder Menschen begegnen, die gemeinnützige Arbeit belächeln.

(*Wert = finanzieller und von allen anerkannter, weil vermeintlich nachvollziehbarer, Wert; wird zugleich über den ideellen Wert gestellt)

Genauso stimme ich Malinche zu, wenn sie den Begriff Hobby mit Zielsetzungen verbindet. Und gerade der Begriff Hobby wird mit einem nicht finanziell gewinnorentierten Handeln gleich gesetzt, imo.

Bisher lässt sich also sagen: Was kein Geld bringt, ist Hobby; wer kein Geld damit verdienen will, ist Hobbyist. Und dass Hobbys ganz allgemein nicht die volle Wertschätzung erfahren wie bspw. der Beruf. (Weil der bringt ja Geld, nicht. Und weil wir den alle ja nur machen, weil wir Geld verdienen wollen. [/irony])

Worauf ich jetzt hinaus will, ist: Genau dieses gewinnorientierte Denken begegnet mir häufig außerhalb des TZ bzw. im Grunde nur. Dass auch unter dem Schreibnachwuchs nur der was zählt, der Bestseller schreibt (ja, auch ein kleiner Teil denkt, dass sich soetwas planen lässt). Dass sich der Nachwuchs nichts sagen lässt, keine Tipps annimmt von jemanden, der schon seit dreißig Jahren Erfahrungen hat und sich mit dem Handwerk vll. ebenso lange auseinander setzt -- aber eben noch nichts veröffenticht hat oder nur etwas, das ganz passabel lief.
Und dann benutzt dieser Nachwuchs den Begriff Hobbyautor, um sein Licht unter den Scheffel zu stellen, um sich selbst aus der Schublade mit den Bestsellerautoren zu nehmen, die sie so glorifizieren. Das geht ja manchmal soweit, dass sie sich selbst als "Schreiberling" betiteln. Tja, und da kommen andere, die diese Begriffe aufgreifen und abwertend benutzen.

Es ist also nicht der Hobbyist, der den Begriff negativ nutzt. Es sind andere, die sich von diesem Selbstverständnis abgrenzen wollen (weil sie sie belächeln oder andere Ziele verfolgen; wer weiß), und den Begriff als Spitze einsetzen. Und all diese Leute mischen sich auch noch in einem einzigen Forum und nur aus Erfahrung lässt sich sagen, welcher User sich wahrscheinlich wie selbst einschätzt und den Begriff Hobbyautor entsprechend wie nutzt.

Und wenn wir schon bei Begrifflichkeiten sind: Auch bei den Bezeichnungen Autor, Schriftsteller, Schreiberling (wie erwähnt), kann man, so man den will, bös gemeinte Grenzen ziehen. Man kann den Schreiberling, ob seines reduzierten Selbstwehrtgefühls, belächeln, man kann den Autor als reinen Textproduzenten bemitleiden und man kann den Schriftsteller als einzig frei und selbstbestimmt auffassen -- der aber eben zugleich finanziell kleine Brötchen bäckt. Und am Ende ist man Künstler, der über allem steht, weil nur das Brotlose das einzig Wahre ist ...

---

Was mich angeht: Ich mach mir da so keine Gedanken über die Begrifflichkeiten. Wenn die Zeit kommt, so sie denn mir hold ist und kommt, wird das Finanzamt schon seine Meldung über die "freiberufliche Nebentätigkeit" bekommen; das ist das Einzige, was mir wirklich Sorgen macht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Zanoni

Zitat von: Kaeptn am 04. September 2012, 08:58:38
Na ja, der Vergleich mit Tolkien hinkt aber ziemlich. Zum einen war er Linguist und somit was Sprache angeht kein "Hobbyist", zum anderen waren das ganz andere Zeiten, wo wohl die wenigsten Schriftsteller von ihrer Schreiberei leben konnten und das alles noch nicht so professionalisiert war wie heute.
Nicht jeder, der einen Hammer halten kann (ob nun Hobbybastler, ausgebildeter Handwerker oder studierter Ingenieur für Werkzeugbau), wird damit automatisch zum Bildhauer!
Genauso, wie nicht jeder, der Germanistik oder Linguistik studiert hat, damit automatisch zum Bestsellerautor oder "professionellen" Geschichtenerzähler wird. ;-)

Es hängt halt alles davon ab, was man unter den jeweiligen Begriffen versteht. (haben wir ja schon am bisherigen Stand dieser Diskussion gesehen)

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch, was z.B. Wikipedia zum Thema "Profi und Professionalität" sagt:

ZitatProfi und Professionalität

Im Allgemeinen erwartet man von einem Profi eine formale Qualifikation und eine höhere Leistung als von einem Amateur.

Einem Profi werden professionelle Eigenschaften zugesprochen. Die Vorstellungen von Professionalität gehen im Allgemeinen mehr oder weniger weit über festgeschriebene berufliche Anforderungen hinaus: Es wird ein erhöhtes Maß an Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, eine besondere Problemlösungskompetenz und eine ausgeprägte professionelle Distanz von einer Person erwartet, wenn sie – unabhängig von der Tatsache, dass sie über ihre Tätigkeit Einkünfte bezieht – als ,,Profi" bezeichnet wird. Es bezeichnet auch eine Rollenerwartung. Dabei bezeichnet der Begriff solche Fähigkeiten, Kenntnisse oder Verhaltensweisen, die man in Bezug auf die Ausübung oder Durchführung einer Tätigkeit von einer Person (einem ,,Profi") erwarten könnte, für die diese Tätigkeit den Schwerpunkt der beruflichen Arbeit bildet:

- die Fachkenntnis einer Fachkraft (in Abgrenzung zum Laientum oder auch zur umgangssprachlichen Verwendung des Begriffs Dilettant) und daraus folgend das Wissen um die Konsequenzen des eigenen beruflichen Handelns ("Ein Profi weiß, was er tut.") sowie die Fähigkeit zur Ablehnung von Aufgaben, die aufgrund der eigenen Fähigkeiten nicht mit ausreichender Qualität bearbeitet werden können (Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen)
- das Können (beispielsweise das professionelle Spiel eines Musikers)
- die Ausführung einer Tätigkeit durch Personen, die für diese eine zertifizierte Ausbildung nachweisen können.

Der Ausdruck ,,sehr professionell" oder ,,ausgesprochen professionell" gilt als Kompliment für Handeln und Verhalten, das sich an besonders hohe Maßstäben messen kann und mit bestimmten Charaktereigenschaften - vielfach um eine Mischung aus Primär- und Sekundärtugenden - in Bezug gebracht wird. Vor allem der Umgang mit kritischen Situationen wird dabei ins Auge gefasst. Als diesbezügliche Charaktereigenschaften werden bisweilen Verlässlichkeit, Anstand, Fairness, Loyalität, Integrität oder Pflichtgefühl genannt, oder auch Zivilcourage im Sinne einer Bereitschaft, zu eigenen Überzeugungen zu stehen.

Ich denke, diese Unterscheidung passt auch gut zur Unterscheidung zwischen Hobbyautor und Profiautor. Ein Profi im Sinne des fachlichen Könnens ist damit jeder, der weiß, was er tut. Jeder, der ein erhöhtes Maß an Kenntnissen und Fähigkeiten besitzt und schon vorher - bevor er mit der Arbeit beginnt - weiß, was am Ende dabei heraus kommen wird. Ein Profi im formalen Sinne ist jeder, der entweder eine entsprechende Ausbildung gemacht hat, oder in diesem Beruf arbeitet und mehr oder weniger davon lebt.

Grey

#37
Hm. Aber es ist schon auch irgendwie putzig, wie Tante Wiki den Begriff mit sich selbst erklärt:

ZitatEinem Profi werden professionelle Eigenschaften zugesprochen. [...] Es wird [...] eine ausgeprägte professionelle Distanz von einer Person erwartet

Ein Profi ist also, wer professionell ist? Nicht sehr aufschlussreich. ;)

Zurvan

#38
Ich war lange Beobachter bevor ich mich tatsächlich ins Forum eingeschlichen habe und muss sagen, dass ich keinen großen Unterschied zwischen Leuten, die veröffentlichten und Leuten, die nicht veröffentlichten, bemerkt habe.

Die Begriffe Profiautor und Hobbyautor stoßen mir hierbei übel auf.
Schlussendlich sind wir alle ausnahmslos Menschen, die Austausch suchen, sonst wären wir nicht hier. Austausch führt in der Regel zu Entwicklung zum Positiven.
Selbst wenn hier jemand ist, der eher auf Teufel komm raus nicht veröffentlichen will - zu denen ich auch mal gehörte - hat er doch offensichtlich das Streben sich mit Schreiberlingen mit Qualität auseinanderzusetzen und den Willen zur Verbesserung eigener Schriftwerke.
Nachwuchsautor finde ich im Übrigen auch ein falscher Begriff. Im Grunde sagt das nur den Willen zur Veröffentlichung aus. Mit Sicherheit gibt es aber auch kategorisierte Hobbyautoren, die von Veröffentlichungen träumen, sich aber noch nicht bereit fühlen, oder nicht wissen wo und wie.

Wenn ich einen Begriff wählen müsste, wären wir alle hier ausnahmslos Träumer und Schreiberlinge.
Träumen ist die Grundlage für jedes Buch, das Schreiben ist das Medium die Träume für andere greifbarer zu machen.
Unter dem Strich wollen wir hier also alle dasselbe. Auch, wenn sich diese Masse in Alter, Charakter und Ideen teilweise sehr unterscheiden, aber gerade das macht das wirklich vielfältige Genre der Fantasy aus.

Wir sind alles Schreiber, die über gedankenloses vor uns Hertexten hinaus sind. Was unterscheidet also einen Hobbyautoren hier - außer das Veröffentlichungen existieren - von einem der betitelten Profiautoren?
Erfahrung? Geld? Qualität?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. In Sachen Verlagen ist Erfahrung mit Sicherheit zutreffend. Geld höchstwahrscheinlich.
Aber beides empfinde ich erstmal als nicht Vordergründig.
Wegen der Qualität sind, denke ich, viele hier und betrifft Nicht-Veröffentlich-Woller, wie wollende/künftige Veröffentlichende, wie Veröffentlicher. Dieser schwerwiegendste Punkt allein berechtigt in meinen Augen zu behaupten, dass wir alle hier dasselbe suchen: Hilfe, Entwicklung, Streben nach Mehr.

Ich schreibe nicht, weil es mir in die Wiege gelegt wurde. Ich schreibe auch nicht, um mein Haupteinkommen zu sichern. Ich schreibe, weil ich eine Welt im Kopf habe, die dringend nach draußen will. Die versucht sich selbst bekannt zu machen.
Vielleicht ist das ein Fluch, vielleicht ein Segen. Ganz sicher bin ich mir da noch nicht. Man kann mich als Reisender beschreiben, der immer wieder in andere Welten eintaucht und schlicht aufschreibt und aufzeichnet was er sieht. Ich bin hier, um dem Drang mehr Menschen zu erreichen nach zu kommen und mehr Menschen Zugang in meinen Kopf zu ermöglichen. Vielleicht um auch etwas nach meinem Tod hinterlassen zu können.
Der Einzige mit diesem Hintergrund bin ich mit Sicherheit nicht.
Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.

Ich denke, ich bin gegenüber denen, die bereits veröffentlicht haben, nicht zu frech, wenn ich sage, dass man nicht nur Können auf dem kreativen Markt braucht, sondern auch Glück.
Es gibt Autoren, die mit Werken Geld verdienen, wo ich mir an den Kopf greife und mich frage ob das nicht vielleicht doch ein Grundschüler geschrieben hat, aber ein Heiden Geld damit verdienen. Andererseits gibt es Autoren, die wirklich überdurchschnittlich sind, die aber einfach keinen Verlag finden, der sie publizieren will.
Wenn sich also "Profi" durch Geld äußert, dann gibt es viel zu viele verkannte Menschen auf dieser Welt und viel zu viele, die den Titel "Profi" meiner Meinung nach nicht verdienen.

Beim TZ beworben habe ich mich, um aus Erfahrunswerten anderer zu profitieren, möglicherweise auch aus Recherchequellen, Hinweise, Kritik, Meinungen. Dabei versuche ich meinen eigenen Blick zu schärfen indem ich mich mit Werken der anderen Schreiberlinge hier auseinandersetze. Das sind alles Gründe, die Professionalität fördern und ich denke, ich kann für "Hobbyautoren" und "Profiautoren" sprechen, wenn ich sage, dass es dieselben oder ganz ähnliche Gründe sind, die sie immer wieder hier ins Forum treiben.

Insofern sehe ich den Unterschied weder Real im TZ stattfindend, noch in meiner eigenen Definition - bis auf ein paar Minidetails.


@Telas:
Dranbleiben gehört zur Professionalität, das ist wahr. Aber das ist ein Element, das auch mir immer wieder wie Sand durch die Finger rinnt, weil bei mir einfach alles viel zu schnell von statten geht. Wenn ich in dem Tempo schreiben wie träumen würde, hätte ich 2-3 Veröffentlichungen im Jahr und das seit ungefähr 8 Jahren. Fertig davon ist so ziemlich gar nichts. Deshalb habe ich angefangen mich selbst zu motivieren indem ich erstmal kleinere Sachen schreibe, von denen ich ganz genau weiß, dass ich sie fertig kriege. Die magische Zahl hierfür ist 36. Ich weiß nicht wieso, aber über diese Zahl komm ich nicht drüber.
Das frustriert und führt dazu, dass man dazu neigt sich noch weniger reinzuhängen als zuvor.


PS: Meine Definitionen beziehen sich hier explizit auf dieses Forum, auf anderen Seiten ist der qualitative Unterschied zwischen Hobby- und "Profi"autor manchmal universenweit auseinander. Wobei ich da den Unterschied zwischen gedankenlosem Schund ohne Zusammenhang und Texten unterscheide, wo sich ein Schreibering reinhängt und versucht qualitative Leistungen zu erbringen.

PPS: Das ein Profi immer weiß was er tut, trifft auf den kreativen Bereich, meiner Meinung, nach nicht immer zu.  ;D

PPPS: Mein Post ist ziemlich wirr, aber ich scheitere daran ihn anständig zu strukturieren. Verzeiht und schiebt es darauf, dass ich seit mehr als 20h nichts gegessen habe und seit fast 1,5h hieran schreibe.

PPPPS: Soviel zu meiner unprofessionellen Meinung. Die wahnsinnig Ich-Bezogen zu sein scheint. :hmhm?:

PPPPPS: Wiederlesen.  :winke:

Pestillenzia

Zitat von: Zitkalasa am 04. September 2012, 13:47:51
Das geht ja manchmal soweit, dass sie sich selbst als "Schreiberling" betiteln.

So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Ich finde an dem Begriff "Schreiberling" nichts Abwertendes oder Negatives und hätte gar keine Probleme, mich selbst so zu bezeichnen.


Thaliope

#40
Ich glaube nicht, dass man alle Unterschiede wegdiskutieren muss, um es allen recht zu machen - und um alle Formen zu akzeptieren.

Ich würde durchaus sagen, dass es Unterschiede zwischen Hobby- und Profi-Autoren gibt. Allerdings sehe ich diese Unterschiede eher in der Arbeitsweise und Ambition als darin, ob man wirklich seinen Lebensunterhalt damit verdient. Aber natürlich - wer sich sehr regelmäßig viele Stunden am Tag mit etwas beschäftigt, wird darin beinahe zwanglsläufig besser. Vor allem, wenn er es professionell tut - worunter ich verstehen würde, dass er es nicht nur zum eigenen Vergnügen tut, sondern im Hinblick darauf, Leser zu erreichen.

Und wenn jemand einfach nur zu seinem eigenen Vergnügen schreibt, muss ich gestehen, dass ich weniger das Bedürfnis verspüre, diese Texte zu lesen, als wenn sich jemand vorher Gedanken darüber gemacht hat, wie er mir als Leser am besten nahebringt, was er mir mitgeben möchte. Aber wie gesagt, das hat in meiner Interpretation (obwohl das Wort natürlich etwas anderes nahelegt) nichts mit einer beruflichen Tätigkeit zu tun - eher mit dem Ernst und der Fähigkeit zur Selbstkritk, die man dem Schreiben entgegenbringt.


Und nur weil sich hier Hobby- und Profischreiber mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Ambitionen und auch Fähigkeiten tummeln, heißt das ja nicht, dass man sich nicht gegenseitig wertschätzen und gemeinsam in diesem Forum an sich arbeiten kann.


Ein großer Teil der Diskussion hängt wahrscheinlich daran, dass jeder mit dem Begriff "Hobby" etwas anderes verbindet, wobei sich die Erläuterungen ja in vielerlei Hinsicht trotzdem decken.

Zitat von: Zurvan am 04. September 2012, 15:33:20

Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.


Unterschätze nicht die Macht der Erfahrung ;D Man wundert sich im Nahchhinein oft sehr, wie stark sich die eigenen Ansichten im Laufe der Zeit verändern.

Grey

#41
@Zurvan
Das ist eine interessante Sichtweise. Und ich stimme dir in sofern zu, dass die grundlegende Motivation, sich hier im Forum einzubringen, das Schreiben ist, und der Austausch über das Schreiben. Unter diesem Aspekt macht es natürlich keinen Sinn, zwischen Hobbyautoren und professionellen Autoren im Sinne von Berufsautoren zu unterscheiden. Aber wenn man das Thema so weit reduzieren wollte, dass das eigentliche Konfliktthema wegfällt, bräuchte die Diskussion gar nicht erst geführt zu werden, nicht?

Wir haben ja inzwischen, denke ich, festgestellt, dass Professionalität nicht mit Qualität gleichzusetzen ist, und auch nicht mit dem Grad der Ernsthaftigkeit, mit der sich ein Autor dem Schreiben widmet. Schreiben ist so harte Arbeit, dass man wohl davon ausgehen kann, dass jeder, der es tut, viel darein investiert - aus welcher persönlichen Motivation auch immer. Aber die Unterscheidung zwischen Berufsautoren und Hobbyautoren gibt es, bei allem Idealismus, natürlich sehr wohl.

Idealismus, übrigens, ist ein gutes Stichwort, was das betrifft.

Zitat von: Zurvan am 04. September 2012, 15:33:20
Ich bin hier, um dem Drang mehr Menschen zu erreichen nach zu kommen und mehr Menschen Zugang in meinen Kopf zu ermöglichen. Vielleicht um auch etwas nach meinem Tod hinterlassen zu können.
Der Einzige mit diesem Hintergrund bin ich mit Sicherheit nicht.
Wirklich professionell klingt das nicht. Aber diese Antwort wird sich auch nach 100 Veröffentlichungen nicht mehr verändern.

Ganz sicher bist du mit diesem Denkansatz nicht allein. Genau wie viele hier eben schreiben, weil es etwas ist, was sie tun. Was zu ihnen gehört. Und natürlich bleibt einem das, unberührt davon, ob man sein Schreiben irgendwann professionalisiert im Sinne von: Ich verdiene auch Geld damit. Trotzdem geschieht es sehr schnell, dass man, sobald die Miete, das Essen, Licht und Heizung davon abhängen, ein gutes Stück dieses Idealismus aufgeben muss. Dass man sich eingestehen muss, die Geschichten, die erzählt werden wollen, sind nicht mehr der einzige Grund, aus dem ich schreibe. Man beginnt, auszuwählen, abzuwägen, aus den vielen Ideen die herauszusuchen, die man verkaufen kann, und sie denen, die augenblicklich schwerer scheinen, voranzustellen. Man reist noch immer, aber man reist auch oft auf Routen, die andere vorschlagen. Was die Reise nicht weniger schön oder aufregend macht, aber von sich aus hätte man vielleicht doch eine andere Richtung eingeschlagen. Das ist eine empfindliche Angelegenheit und ganz sicher ein Argument, eben ein Hobbyschreiber oder Freizeitschreiber zu bleiben. Sein Geld mit etwas anderem zu verdienen, und das Schreiben als intensives, erfüllendes Hobby sogar bereichernder zu finden, weil man selbst der einzige ist, der die Beschränkungen vorgibt. Hobbyautor und Berufsautor sind eben zwei Wege, die beide gleichermaßen ihre Berechtigung haben. Aber es ist nicht dasselbe. Ganz sicher nicht.

Linda

Damit hier nicht immer nur die schwammige "Qualitätskarte" gezogen wird, wage ich es, auch mal ein paar andere Begriffe in den Raum zu stellen, ehe ich mich aus der Diskussion zurückziehe.

Professionell arbeiten bedeutet:

- unter hohem Druck kreativ sein
- verschiedene Arbeitsschritte und Projekte gleichzeitig zu jonglieren
- unter Zeitdruck kreativ zu sein
- Vorgaben und Themen umsetzen zu können
- Termine einzuhalten
- einen 2, 3, 4 oder 5. Anlauf zu starten und immer noch voll konzentriert zu sein
- mit Kritik und Lektorat umgehen zu können
- eine hohe Qualität der Erstfassung abzuliefern, damit der Lektor nicht zum Ghostwriter mutiert.
- Arbeitgeber finden
- Weiterbildung

Der größte Teil dieser Anforderungen gilt für jeden Freiberufler, Kreativen oder Selbständigen. Aber nicht für einen Hobbyisten.

Ein Frisör, der supertolle Fan-Graphiken auf Profiniveau macht, ist trotzdem kein Graphik-Profi.
Ein Graphiker, der echt tolle Frisuren schneidet, ist trotzdem kein ausgebildeter Friseur.

Linda

Zitat von: Grey am 04. September 2012, 16:18:13

Hobbyautor und Berufsautor sind eben zwei Wege, die beide gleichermaßen ihre Berechtigung haben. Aber es ist nicht dasselbe. Ganz sicher nicht.

danke Grey!

Ergänzen möchte ich noch, dass sich beide Wege überhaupt nicht gegenseitig ausschließen und einen Gutteil der Strecke parallel laufen.

Thaliope

Wo ich Greys Beitrag jetzt gelesen hab, sehe ich, dass ich einen Bereich in meinen Überlegungen ausgeklammert habe.

Mir ging es darum, auf diese abwertende Konntoation des "Hobbyschreibers" einzugehen - die immer dann gegeben ist, wenn man unprofessionelles Arbeiten unterstellt.

Dabei ist diese andere Unterscheidung natürlich mindestens genauso relevant: Die Lebens- und Schreibenswelten verändern sich massiv, wenn man vom Schreiben leben muss anstatt nur - und sei es noch so ambitioniert - darauf hinzuarbeiten, etwas zu veröffentlichen. Und aus diesem Blickwinkel bekommt der Begriff "Hobbyautor" eine ganz andere Bedeutung - die gar nicht auf die Qualität abzielt, sondern auf die Lebens- und Arbeitsumstände.

So. Jetzt hab ichs auch kapiert. Ich glaube, diese beiden Begriffsunterscheidungen fliegen hier ein bisschen durcheinander, kann das sein?

LG
Thali