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Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Fianna am 17. August 2016, 12:41:42

Titel: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 17. August 2016, 12:41:42
Ich habe aus dem Bücherschrank ein Buch gerettet und zum Glück erst den Klappentext gesehen. Ansonsten hätte ich es nie mitgenommen und in einer Buchhandlung hätte mich das sowieso nicht angesprochen. Da bekommt man doch auch immer zuerst den Titel ins Gesicht gehalten.

Dabei ist der Englische gar nicht mal so unpassend: The Spithead Nymph.
Und was macht Ullstein aus diesem Titel? Pralle Segel - keine Gnade. William Bentleys dunkle Tage in der Royal Navy.

Das zieht doch direkt viel mehr....
... oder auch nicht.


Wer von euch ist denn noch über einen seltsamen Titel gestolpert, der nichts mit dem Original-Titel zu tun hat und auch nicht so passend klingt?


Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Aljana am 17. August 2016, 12:59:07
Wow! Wären wir hier im Game-design würde ich sagen: Bad Gamedesigner - no Twinkie. Dieser Titel ist ja furchtbar.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass mir sowas auch schon unterkam, aber ich habs verdrängt. ;)
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Sipres am 17. August 2016, 13:05:56
Mir fällt da immer sofort "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ein. Im O-Ton heißt es "Harry Potter and the chamber of secrets". Mir wäre neu, dass secret Schrecken heißt.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Akirai am 17. August 2016, 13:09:45
Zitat von: Fianna am 17. August 2016, 12:41:42
Und was macht Ullstein aus diesem Titel? Pralle Segel - keine Gnade. William Bentleys dunkle Tage in der Royal Navy.

:hmhm?:
Das lässt mich irgendwie an einen Erotikroman denken (also der erste Teil). Sorry, aber isso.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 17. August 2016, 13:19:31
Es ist auch ein sehr sexy Schiff mit prallen Segeln drauf.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Tanrien am 17. August 2016, 13:29:16
Die besten Übersetzungen sind doch die, die plötzlich nach Erotikroman klingen.

Mein "Lieblings"beispiel - weil ich die Reihe sehr mag - ist immer noch Richard Morgans The Steel Remains, über einen schwulen Krieger, das übersetzt unglücklicherweise Glühender Stahl heißt.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Kati am 17. August 2016, 13:37:24
Ich finde diese überpoetischen Jugendbuchtitel immer ganz schlimm. Diese langen schwülstigen Titel auf Jugendfantasy scheinen in Deutschland irgendwie Trend zu sein. Mir fällt da spontan Meg Cabots Geisterjägerroman "Shadowland" ein, der in Deutschland in "Auch Geister können küssen" umbenannt wurde. Stimmt schon, tun sie im Buch aber nicht. Das zieht sich durch die gesamte Reihe. "Ninth Key"? Auf Deutsch: "Auch Geister haben hübsche Söhne" (was). "Darkest Hour"? "Auch Geister lieben süße Rache". Ich bin immer noch völlig fertig (vor Lachen und Weinen) über diese furchtbaren Titel. Die Reihe selbst ist humorvoll, aber teils auch sehr düster und es gibt eine Liebesgeschichte - aber erst in Band Vier. Vollkommen unpassend.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Cairiel am 17. August 2016, 13:40:55
Zitat von: Sipres am 17. August 2016, 13:05:56
Mir fällt da immer sofort "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" ein. Im O-Ton heißt es "Harry Potter and the chamber of secrets". Mir wäre neu, dass secret Schrecken heißt.
Na ja. Das wird dem Übersetzer schon bewusst gewesen sein, aber wäre eine wortwörtliche Übersetzung so viel besser gewesen? Vielleicht denke ich so, weil ich mich an den deutschen Titel schon so gewöhnt habe, aber ich finde "und die Kammer des Schreckens" deutlich reißerischer und wirkungsvoller als "und die Kammer der Geheimnisse". Ginge es beim Übersetzen nur darum, alles wortwörtlich zu nehmen und vielleicht noch die Grammatik anzupassen, könnte es da jeder, der genug Englisch kann.  ;)  Ich habe das Zeug studiert und arbeite genau deswegen nicht damit: Man hat hunderttausend Möglichkeiten, etwas zu übersetzen, und kann es grundsätzlich nicht richtig machen, weil an jeder Lösung immer irgendwer was auszusetzen hat.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Sascha am 17. August 2016, 13:58:06
Ich muß ja ehrlich sagen, ich habe keine Vorstellung, was ein "Spithead Nymph" sein soll ...
Nach Googeln habe ich einen Wikipedia-Eintrag zu einer Meerenge vor Südengland gefunden, die wohl einiges an Geschichte (incl. Meutereien) zu bieten hat. Das wird man in England vllt. wissen, aber selbst dann sagt mir die Nymphe (oder der Nymph?) in dem Zusammenhang noch nichts.
Also ... der deutsche Titel klingt zwar saudoof (BILD-Niveau im ersten Teil), aber den Originaltitel zu übersetzen wäre auch daneben gewesen, kann ja keiner was mit anfangen.

Ich finde die Übersetzungen der "Der Dunkle Turm"-Reihe sehr eigenartig. Aus "The Gunslinger" wird "Schwarz", aus "The Drawing of the Three" wird "Drei" (na gut, die drei kommt wenigstens vor), aus "The Waste Lands" wird "Tot" usw. Dachten die nach "Es", Ein-Wort-Titel sind hipper?
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 17. August 2016, 14:02:36
Vermutlich wäre das Wort "Übertragung" passender gewesen als Übersetzung.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Lothen am 17. August 2016, 14:04:33
Zitat von: SaschaDachten die nach "Es", Ein-Wort-Titel sind hipper?
Kann ich mir gut vorstellen - "Misery" wurde im Deutschen auch zu "Sie". Vielleicht sollte das so eine Art King-Marke werden?

Es scheint im Deutschen ohnehin recht verbreitet zu sein, Reihen so umzubenennen, dass sie ähnlich klingende Titel haben (siehe die Biss-Reihe, die Klingen-Reihe von Abercrombie oder die Millenium-Trilogie).

Bei Letzterer ist das ohnehin interessant. Da hieß der erste Band im schwedischen Original "Männer, die Frauen hassen", im Englischen "The girl with the dragon tattoo" und im Deutschen "Verblendung". ;) Die deutschen Titel finde ich da ohnehin seltsam - klangvoll sicherlich, aber hören sich eher wie Platzhalter an, weil sie so gar nichts mit dem konkreten Inhalt zu tun haben. Würde mich interessieren, warum man sich dafür entschieden hat.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Akirai am 17. August 2016, 14:13:04
Das ist bei Filmen ja nicht anders: wie oft rege ich mich über "[beliebiger Filmtitel einsetzbar] [Zahl der Reihe]" auf.

Mal ein Beispiel (wiedergegeben nach den entsprechenden Wikipedia-Einträgen):

Pirates of the Caribbean - the Curse of the Black Pearl  vs. Fluch der Karibik (geht noch)
"                                     - Dead Man's Chest                  vs. Fluch der Karibik 2 (ja, ist klar, ne ...)
"                                      - At World's End                      vs. Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
"                                      - On Stranger Tides                vs. Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten

Man beachte das Denglisch für 3 und 4  ;D. Ich frage mich ja, wieso?
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Pinnie am 17. August 2016, 16:05:04
Ich liebe da mehrere Beispiele.
Allen voran, was Disney im Moment abzieht:

Aus "Entangled" wird "Rapunzel - Neu verföhnt"
Aus "Frozen" wird "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren"
Aus "Big Hero 6" wird "Baymax - Riesiges Robowabohu"
Aus "Zootopia" wird "Zoomania - Ganz schön ausgefuchst"

Mal davon abgesehen, dass diese Untertitel in der Regel wenig bis gar nichts mit dem Film selbst zu tun haben sondern nur ziemlich bescheuerte Wortspiele darstellen, wecken sie meiner Meinung auch völlig falsche Erwartungen und Stimmungen. Klar die Zielgruppe, in dem Fall Kinder muss bedacht werden, aber mal ehrlich: die wenigsten Kinder sind wirklich dämlich. Und entsprechend denke ich, dass die wenigsten Kinder, das wirklich witzig finden. Die fragen dann eher: "Wo ist denn da ein Föhn?"

Dann Marvel, was ja wieder Disney ist:

"Captain America - The first Avenger" heißt auf deutsch und englisch gleich, soweit so gut.
Teil zwei heißt im Original "Captain America - The Winter Soldier". Auf "deutsch" heißt das gute Stück: "The Return of the first Avenger".
Ähnlichen Spaß gabs dann bei Teil 3: Aus "Captain America: Civil War" wurde (zugegebenermaßen relativ konsequent) "The first Avenger: Civil War".

Und hier frage ich mich dann, warum überhaupt einen englischen Titel neu erfinden für ein Franchise, der dann noch dazu irreführend ist?
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: RockSheep am 17. August 2016, 16:20:44
Zitat von: Pinnie am 17. August 2016, 16:05:04
"Captain America - The first Avenger" heißt auf deutsch und englisch gleich, soweit so gut.
Teil zwei heißt im Original "Captain America - The Winter Soldier". Auf "deutsch" heißt das gute Stück: "The Return of the first Avenger".
Ähnlichen Spaß gabs dann bei Teil 3: Aus "Captain America: Civil War" wurde (zugegebenermaßen relativ konsequent) "The first Avenger: Civil War".

Danke, dass mir das endlich mal jemand erklärt! Ich war bis jetzt immer verwirrt, wenn es um die ersten beiden Filme ging.  :hmhm?:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Maja am 17. August 2016, 16:24:32
Bitte bleibt hier primär bei Buchtiteln. Mit schlecht übersetzten Filmtiteln lassen sich Bände füllen, aber für uns ist gerade der Buchmarkt interessant.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Valkyrie Tina am 17. August 2016, 16:42:53
So ziemlich jeder Pratchett -Titel.

Aus Hogfather wurde "Schweinsgalopp", aus "Maskerade" "Mummenschanz", "Interesting times" wurde "Echt zauberhaft".
Dabei war das Schlimme, dass sie eigentlich jedem Fall den tieferen Sinn im Titel ignoriert haben - sogar wenn sie es wörtlich übersetzt haben. So wurde aus "wee free men" "kleine freie Männer". Grammatikalisch richtig, aber es berücksichtigt nicht, dass der Ausdruck schottisch-artig ist, was ganz wichtig für das Buch ist, und sich der Titel außerdem auf den Kampfruf der Nac Mac Feegle bezieht, und der nur richtig mit einsilbigen Wörtern funktioniert. "we´re the wee free men, no king, no queen, we won´t be fooled again."
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Denamio am 17. August 2016, 17:03:02
Terry Pratchett wollte ich auch gerade anbringen. Zum Beispiel: Going Postal -> Ab die Post.
Da verstehe ich, das es vom Wortwitz her schwierig war. In Ordnung. Aber welches Alibi gibt es für:
The Last Continent -> Heiße Hüpfer?

Wo es mich richtig rausgehauen hat, waren die Übersetzungen zu Nightside.
Sie fangen an mit Something from the Nightside -> Die dunkle Seite der Nacht. Ist für mich in Ordnung, gibt etwa wieder worum es geht, auch wenn die Nightside ein Ort ist. Ab Band 4 sind sie bei den Übersetzungen lachend vor die Wand gesprungen.

Hex and the City -> Der Fluch der dunklen Mutter
Paths not taken -> Spur in die Vergangenheit
The unnatural inquirer -> Bilder aus der Anderswelt
A hard day's knight -> Aller Tage Abend

Die besondere Würze daran: Die Hälfte der Titel sind derbe Spoiler. Warum? Was verspricht man sich mit den langen Titeln, was sind die Gedankengänge dahinter? Ich kann es verstehen wenn es bei wörtlichen Übersetzungen zu Problemen führen würde und gerade bei Pratchett lassen sich die Wortspiele nur sehr schwer übertragen. Aber warum packt man Spoiler in den Titel oder macht die seltsamsten Konstruktionen. Warum wird aus Dresden Files plötzlich Die dunklen Fälle des Harry Dresden. Das passt ohne Zeilenumbruch nur böse gequetscht aufs Cover.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Valkyrie Tina am 17. August 2016, 17:09:17
Ich habe das Gefühl, längere Titel sind im Deutschen gebräuchlicher, genauso wie die Untertitel. Dieses "die dunklen Fälle" kam glaub ich von Akte x oder so.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Tintenteufel am 17. August 2016, 23:25:33
Ich streite mich mal nicht wegen der Disneytitel, die ich gelungen finde.  ;D

Mein Lieblingsbeispiel ist das "Das Graveyard-Buch", der herrlich hirnrissige Titel für Neil Gaimans Version des Dschungelbuchs. Der englische Titel lautet ursprünglich "The Graveyard Book".
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Volker am 17. August 2016, 23:40:28
Die Sonja Blue-Serie von Nancy A. Collins:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Franziska am 18. August 2016, 01:32:36
Mein Lieblingsbeispiel immer noch: die "Plötzlich Fee"-Reihe. Da möchte ich mir jedes mal die Hand an die Stirn schlagen. Das erinnert an den Film Plötzlich Prinzessin hat vom Inhalt aber überhaupt nichts damit zu tun.
Auf Englisch heißt es "Iron Fey" Ich habe zwar nur den ersten Band gelesen, aber der deutsche Titel und das rosa Cover passen auch nicht, da es auch mal düster wird.

Ein anderere Reihe, wo ich die deutschen Titel bescheuert finde sind die "Lunar chronicles."
"Wie Monde so silbern", "Wie Blut so rot" ...

Oder der Titel "Ewiglich die Sehnsucht" finde ich einfach bescheuert. Auf Englisch "Everneath".

Ich finde es besonders schlimm, wenn auf dem Titel so getan wird, als wäre das Buch Romance, wenn es das gar nicht ist.

Toll ist ja auch, dass Fifty Shades of Grey und Panem im zweiten Band den gleichen Untertitel haben: "Gefährliche Liebe".

Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Naudiz am 18. August 2016, 02:07:52
Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist die "Chronicles of the Unhewn Throne"-Reihe von Brian Staveley.

01. The Emperor's Blades -> Der Verlorene Thron
02. Providence of Fire -> Thron in Flammen
03. The Last Mortal Bond -> Thron der Götter

Äh, ja, es geht in der Reihe tatsächlich um einen Thron, beziehungsweise um die Frage, welches von drei Kindern ihn besteigt, aber für den übergreifenden Plot ist das Ding dann doch eher nebensächlich. Aber gut, bei der Klingen-Reihe von Abercrombie, die @Lothen bereits erwähnte, ist es ja nicht viel anders:

01. The Blade Itself -> Kriegsklingen
02. Before They Are Hanged -> Feuerklingen
03. Last Argument of Kings -> Königsklingen

Man nehme: Ein generisches Wort, das sich durch die ganze Reihe zieht, und ein ebenso generisches, fortlaufendes Coverdesign. Voilá, fertig ist das Heyne-Markenbildungsprogamm. Dort sind nämlich beide Reihen im Deutschen erschienen. Finde ich persönlich sehr dröge und nichtssagend. Solche Romane gucke ich in der Regel nicht einmal genauer an, was sehr schade ist, da ich so oft literarische Juwelen verpasse bzw. erst viel später lese, als sie eigentlich verdient hätten.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Luna am 18. August 2016, 09:24:49
Vordergründig für die meisten Verlage wird es sein, dass sie einfach Bücher verkaufen wollen - und der Titel macht da schon einiges aus.
Viele setzen daher bei der Titelvergabe an Dingen an, die sie bisher kannten, die sich bewährt haben. Der Inhalt muss dann ja nicht zum Titel passen, solange es verkauft wird.
Apropos wiedererkennungswert: Hier wird auch gerne angesetzt. So werden Titel gerne ähnlich gemacht, damit der Wiederereknnungswert in einer Reihe, oder einfach auch nur mit einer erfolgreichen Reihe gegeben ist. Diese Titel - Untertitel -sache kenne ich schon sehr lange und etwas neues ausprobieren? Bloss nicht. Man könnte ja den Kunden verwirren.

Solche Übersetzungen gibt es natürlich nicht nur von Englischen ind Deutsche - habe vor einiger Zeit (etwa 8 Jahren) eine Buchreihe gelesen, die aus dem Französischen Übersetzt wurde. "Die Magier. Gefährten des Lichts" - mit Magiern oder Gefährten des Lichts hatte es recht wenig zu tun, der Originaltitel, den ich mit meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen gerade so erahnen konnte wäre "Das Geheimnis der Insel Ji" gewesen. Der Titel hat sehr viel mehr mit dem Inhalt zu tun (hätte sich aber wahrscheinlich nicht so gut verkauft).
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 18. August 2016, 09:33:35
Das ist vermutlich allen bewusst, aber lustig, seltsam oder irritierend kann es ja trotzdem sein.


Eigentlich hätte ich "Pralle Segel - keine Gnade" auch eher in den 60er, 70er, 80ern verkaufschancen eingeräumt, nicht 2005. Da war wohl jemand altmodisch im Verlag.  ;D
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Valkyrie Tina am 18. August 2016, 10:01:39
Zitat von: AngelFilia am 18. August 2016, 09:24:49
Vordergründig für die meisten Verlage wird es sein, dass sie einfach Bücher verkaufen wollen - und der Titel macht da schon einiges aus.
Viele setzen daher bei der Titelvergabe an Dingen an, die sie bisher kannten, die sich bewährt haben. Der Inhalt muss dann ja nicht zum Titel passen, solange es verkauft wird.
Apropos wiedererkennungswert: Hier wird auch gerne angesetzt. So werden Titel gerne ähnlich gemacht, damit der Wiederereknnungswert in einer Reihe, oder einfach auch nur mit einer erfolgreichen Reihe gegeben ist. Diese Titel - Untertitel -sache kenne ich schon sehr lange und etwas neues ausprobieren? Bloss nicht. Man könnte ja den Kunden verwirren.

Das ist ja alles klar, allerdings frag ich mich,
1. ob jemals wirklich dazu Forschung betrieben wurde, also, ob die Leute das wirklich so wollen, oder ob das ein Fall von "haben wir schon immer so gemacht" ist.
2. warum die Titel unbedingt "runtergedummt" werden müssen. Beispiel Lunar Chronicles. Ich finde das Marketingtechnisch grandios. Die Cover sind einfach aber total wiedererkennbar, und die Titel sind einfach die Namen der Person, die in dem Teil im Vordergrund steht. Als ich vor einem halben Jahr "Winter" in der Buchhandlung gesehen hab, wusste ich direkt, dass es zur Serie gehört, dass dieses Mal Winter im Vordergrund steht. "Wie blut so rot" dagegen klingt wie eidibei nullachtfuffzehn Romantasy (Wobei das nicht Winter sondern "Scarlett" sein wird). Es gibt keinen Hinweis, dass es zur Serie gehört, es passt nicht zum Charakter des Buchs (Scifi-dystopie mit Märchenanteilen und ein wenig Romantik).

Übrigens kenne ich grad in der Fantasy mittlerweile den Trend, dass Leute, die es können, nur noch englische Originale lesen, einfach weil es das überlegene Buch ist, das nicht runtergedummte, und der erste Hinweis für diese Leute ist der Titel. Und es geht noch einen Schritt weiter: einige schauen überhaupt nicht mehr nach deutschen Büchern, weil dieses Etikett "runtergedummt" für sie irgendwann fest mit der deutschen Sprache verbunden ist. Und spätestens in dem Moment hat sich diese Taktik so richtig selbst in den Fuß geschossen. (vor allem, weil das tendenziell die hochgebildeten Leute sind, mit mehr Geld als Verstand).
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Esaia am 18. August 2016, 10:12:14
ZitatIch finde das Marketingtechnisch grandios. Die Cover sind einfach aber total wiedererkennbar, und die Titel sind einfach die Namen der Person, die in dem Teil im Vordergrund steht.

Ich finde sowas auch total klasse !
Wusste gar nicht, dass es Autoren gibt, die sowas machen, dachte ich wäre vielleicht die Erste mit der Idee.


Generell finde ich aber, dass ein Buch möglichst interessant klingen muss.
"Letztes Argument der Könige" finde ich persönlich eben interessanter, weil "Königsklingen" einfach so abgedroschen klingt.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, aber bei "Königsklingen" habe ich das Gefühl, das Cover will, dass ich das Buch lese, während ich bei "Letztes Argument der Könige" (was es ja so nicht gibt) das Gefühl habe, das Cover möchte damit etwas sagen / zum Ausdruck bringen.

Allerdings verstehe ich auch den Trend, dass alle drei Bücher möglichst einen ähnlichen Titel haben sollen, sprich alle mit Klinge oder Thron. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Leute sehr gerne zu Trilogien greifen. Daher ist das kennzeichnen einer Trilogie tatsächlich verkaufsfördernd. Ob man das unbedingt mit Titeln machen muss oder ob nicht das Cover reichen würde, ist natürlich fraglich..
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Pinnie am 18. August 2016, 10:39:25
Zur Zeit lese ich mich durch die "Bourbon Kid"-Reihe.

Hier find ich den Fall relativ interessant.

Das erste Buch "The Book with no name" wurde eins zu eins ins Deutsche übersetzt und der Titel "Das Buch ohne Namen" nimmt auch direkt Bezug auf den Inhalt.
Das zweite Buch "The Eye of the moon", dass sich auch auf den Inhalt bezieht, heißt im Deutschen "Das Buch ohne Staben". Ich habe Zweifel, dass da irgendwie inhaltlicher Zusammenhang zustande kommt, aber ich find das Wortspiel immerhin nicht völlig daneben und die Zugehörigkeit zur Reihe wird deutlich.
Das dritte Buch "The Devil's Graveyard" wurde dann zu "Das Buch ohne Gnade" Reihenzugehörigkeit, aber wie da der Kontext sein soll...keine Ahnung. Muss es noch lesen ;)
Das vierte Buch wurde dann wieder eins zu eins übersetzt und aus "The Book of Death" wurde "Das Buch des Todes".

Es gibt zwar noch zwei weitere Bücher in der Reihe (oder zumindest Spin Offs), allerdings konnte ich da noch kein Deutsches Äquivalent zu finden.

Interessant find ich das ganze, weil man sich da scheinbar wirklich Gedanken wegen der Titel gemacht hat. Die Reihe bisher (ich bin im zweiten Buch) liest sich, als hätten sich Tarrantino und Rodriguez zusammengesetzt, um ein Action-Fantasy-Trash-Fest im Stil von "From Dusk till Dawn" oder "El Mariachi" abzuliefern. Aber statt im "Pralle-Segel"-Stil zu versumpfen und irgendwas wie "Heiße Läufe, feuchte Löcher" (hust) oder Schlimmeres draus zu machen, haben wir hier Titelmäßig tatsächlich einen Zusammenhang in der Reihe, gleichzeitig nicht völlig runtergedummte Titel, die allerdings trotzdem zur Hälfte nichts mit den Originaltiteln zu tun haben.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Dämmerungshexe am 18. August 2016, 10:55:16
Zitat von: Valkyrie Tina am 18. August 2016, 10:01:39
1. ob jemals wirklich dazu Forschung betrieben wurde, also, ob die Leute das wirklich so wollen, oder ob das ein Fall von "haben wir schon immer so gemacht" ist.

ich fürchte ja, das ist oft mals tatsächlich so - statt etwas sinnvolels zu tun, wird das gemacht, was bisher schienbar funktioniert hat. "Never touch a running system"
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: pyon am 18. August 2016, 11:11:40
Zitat von: Pinnie am 18. August 2016, 10:39:25
Es gibt zwar noch zwei weitere Bücher in der Reihe (oder zumindest Spin Offs), allerdings konnte ich da noch kein Deutsches Äquivalent zu finden.

Ich bin ein kleiner großer Fan der Reihe, deshalb:

The Red Mohawk -> Psycho Killer
The Plot to kill the Pope -> Drei Killer für ein Halleluja

Ich bin, ehrlich gesagt, mit den Titelübersetzungen weniger zufrieden.
Ja, dieses "Das Buch ohne" bildet einen recht schönen Reihentitel, der aber gerade beim zweiten Teil völlig daneben ging. "Das Buch ohne Staben" als Titel finde ich ganz und gar nicht gelungen und ich habe mich damals beim Lesen schon gefragt, warum man nicht bei "Das Auge des Mondes" geblieben ist, vor allem, da die Bücher auch unter der "Bourbon-Kid-Reihe" laufen, wenn ich mich nicht irre. Der jetzige Titel hat nichts mit dem Inhalt zu tun und auch mit diesem kleinen Wortwitz von "Buchstaben" im Titel kann ich nicht viel abgewinnen. "Das Buch ohne Gnade" passt meiner Meinung nach auch nicht so gut zum Inhalt, wohingegen der letzte Teil, eben weil vom Originaltitel übernommen, wie die Faust aufs Auge passt und hier von dem "Das Buch ohne" ebenfalls abgewichen ist.

Die Spinn-offs an sich bilden auch wieder eine Reihe. Die Titel passen hier zwar recht gut zum Inhalt, aber die englischen passen meiner Meinung nach noch einen ticken besser, sind aber akzeptabel.  ;D

@Topic
Ich frage mich aber, warum so selten der Originaltitel übersetzt wird. Autoren wählen den Titel aus bestimmten Gründen und nicht einfach eine zufällige Wortkombination, die gerade gut läuft.
Das einzige Argument, das ich mir vorstellen kann wäre, dass diese bestimmten Wortkombinationen/Reihenzusammenhänge/usw auf dem deutschen Buchmarkt besser funktionieren. Wobei ich mir auch hier die Frage stelle, woher diese Annahme kommt.

Leider ist es so, dass Bücher nach Titel und Cover ausgewählt werden, bevor auf den Inhalt geschaut wird. Wahrscheinlich besteht die allgemeine Annahme, eher Titel nach Trend zu wählen, anstatt bei dem original zu bleiben.  :hmmm:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Pinnie am 18. August 2016, 11:19:20
ZitatIch bin ein kleiner großer Fan der Reihe, deshalb:

The Red Mohawk -> Psycho Killer
The Plot to kill the Pope -> Drei Killer für ein Halleluja

Ah klasse! Danke. Dann hab ich ja was für die Liste. :)
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Sascha am 18. August 2016, 11:20:19
Zitat von: pyon am 18. August 2016, 11:11:40
The Plot to kill the Pope -> Drei Killer für ein Halleluja
So ein Mist. Und jetzt ist Buddy tot, sie können es nicht mal mehr mit den passenden Schauspielern verfilmen. :(

Im Ernst, wer denkt sich denn so einen Titel aus? Das klingt absolut klamaukig, die anderen Titel aber gar nicht. Klar hat "Halleluja" was mit dem Papst zu tun, aber da wären wirklich sinnigere Titel möglich gewesen, auch ohne wörtlich zu übersetzen. "Zielperson: Papst" oder von mir "Wie tötet man den Papst?" oder so.
Wohlgemerkt: Ohne die geringste Ahnung vom Inhalt zu haben. Aber mit diesem Halleluja-Titel würde ich auf jeden Fall nur Klamauk erwarten, weil ich halt sofort an Spencer&Hill denke (Ja, die waren im Original auch nicht sooo klamaukig, aber zur dt. Version paßte der Titel.).
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Esaia am 18. August 2016, 11:23:23
Zitat"Zielperson: Papst" oder von mir "Wie tötet man den Papst?" oder so.


"Um den Papst zu töten..."

Alles jedenfalls schöner als das "Drei Killer für ein Halleluja".

Das hat mir zu viel Ähnlichkeit mit "Vier Fäuste für ein Halleluja." Klingt geklaut und das überträgt man automatisch auf das Buch.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Valkyrie Tina am 18. August 2016, 11:27:14
Zitat von: pyon am 18. August 2016, 11:11:40

@Topic
Ich frage mich aber, warum so selten der Originaltitel übersetzt wird. Autoren wählen den Titel aus bestimmten Gründen und nicht einfach eine zufällige Wortkombination, die gerade gut läuft.
Das einzige Argument, das ich mir vorstellen kann wäre, dass diese bestimmten Wortkombinationen/Reihenzusammenhänge/usw auf dem deutschen Buchmarkt besser funktionieren. Wobei ich mir auch hier die Frage stelle, woher diese Annahme kommt.

Ich bin kein Phonetiker, aber selbst eine wörtliche Übersetzung gibt ja nicht das gleiche wieder. Die englische Sprache hat sehr viele einsilbige Wörter, deswegen klingen die Titel oft sehr Snappy und irgendwie cool. Das Deutsche hat hauptsächlich zweisilbige Wörter, die langweiliger klingen. Dafür hat das deutsche richtig tolle vielsilbige Worte.
Als Beispiel: Interesting times von Pratchett. Times ist einsilbig, das Wort wird betont, es klingt upbeat und interessant. Wenn du es jetzt übersetzt: "Interessante Zeiten" Da ist die Betonung auf "Zei" und der Titel endet mit dem unbetonten -ten". Es klingt einfach lahmer.
Man kann diesen Effekt umgehen, wenn man einen Titel mit mehreren zweisilbigen und einem starken mehrsilbigen Wort hat.
"Dresden Files" klingt cool.
"Dresden Fälle" klingt... naja. nicht ganz furchtbar, aber naja halt.
"die unheimlichen Fälle des Harry Dresden." Da versteckt sich das Zweisilbenwort unter anderen Zweisilbenwörtern und es klingt deswegen weniger lahm, und die Melodie des Titels wird bestimmt durch das mehrsilbige "unheimliche".

Ok, ich hoffe, dass das irgendwie Sinn ergibt...
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Atra am 18. August 2016, 11:59:31
Persönlich denke ich, dass englische Titel teilweise stark überbewertet werden. Wenn ich einige Titel hier lese, sind sie fast ebenso nichtssagend wie ihre deutschen Vertreter. Natürlich sind sie manchmal besser, manchmal allerdings auch die deutschen Titel. Auf der ersten Seite gab es bereits das Beispiel mit Harry Potter.

@  "Bourbon Kid"-Reihe

Was mich eigentlich hergeführt hat: Das Wort "staben", ein Verb, existiert im Deutschen tatsächlich und hat mit Stabreimen/Verslehre zu tun. Wenn es in dem Buch keine Stabreime gibt, sagt der Titel schon mal die Wahrheit über den Stil des Buches  ;D Habe es aber leider nicht gelesen ...
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: pyon am 18. August 2016, 12:06:30
Zitat von: Valkyrie Tina am 18. August 2016, 11:27:14
Als Beispiel: Interesting times von Pratchett. Times ist einsilbig, das Wort wird betont, es klingt upbeat und interessant. Wenn du es jetzt übersetzt: "Interessante Zeiten" Da ist die Betonung auf "Zei" und der Titel endet mit dem unbetonten -ten". Es klingt einfach lahmer.
Man kann diesen Effekt umgehen, wenn man einen Titel mit mehreren zweisilbigen und einem starken mehrsilbigen Wort hat.
"Dresden Files" klingt cool.
"Dresden Fälle" klingt... naja. nicht ganz furchtbar, aber naja halt.
"die unheimlichen Fälle des Harry Dresden." Da versteckt sich das Zweisilbenwort unter anderen Zweisilbenwörtern und es klingt deswegen weniger lahm, und die Melodie des Titels wird bestimmt durch das mehrsilbige "unheimliche".

Naja. Ich würde die Schuld nicht auf die Silben und die Melodie der Titel schieben, dass man Titel nicht vom Original übersetzen kann.
Ich meinte mit meiner Aussage nicht, dass ein Titel wortwörtlich übersetzt werden sollte, mir ist schon klar, dass das Deutsche manchmal anderen Regeln folgt als das Englische. Dennoch kann man eher beim Original bleiben, als sich Titel zu überlegen, die weder mit dem Inhalt noch mit dem Originaltitel zu tun haben. Ich finde bei "The Plot to Kill the Pope" hat Sascha schon zwei Titel geliefert, die nicht wortwörtlich übersetzt, aber mit dem Original deutlich mehr zu tun haben, als der nun veröffentlichte deutsche Titel.

"Interessante Zeiten" für "Interesting times" finde ich zum Beispiel vollkommen in Ordnung und es hätte zumindest mein Interesse für das Buch geweckt.  ;D
Was die Dresden-Files angeht, stimme ich dir aber zu. Einfach nur "Dresden-Fälle" würde nicht funktionieren, vor allem wegen der Verwechslungsgefahr mit der Stadt Dresden. Aber sind die Fälle nicht "dunkel?"  :hmmm:

Aber ich verstehe, was du mit dem Klang und der Melodie der Silben und Titel meinst.  ;D

Vielleicht sehe ich es auch einfach zu sehr aus Autorensicht. Ich mag meine Titel, einige repräsentieren für mich meine Herzensprojekte und ich würde mich schon ärgern, wenn sie in einer anderen Sprache so sehr verändert werden.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Luna am 18. August 2016, 12:09:57
Die Gründe dafür sind wahrscheinlich so komplex wie die Welt selber.
Es gibt einige Titel, die kann man nicht so einfach übersetzen - wenn der Titel dann aber gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat, ist das auch nicht so einfach.

Warum man sich auf das Cover alleine nicht verlässt, könnte ich mir vorstellen, dass das eventuell mit dem Buchhandel zu tun hat, -- Achtung, Spekulationsgebiet; Ich bin mir sicher, dass einige Tintenzirkler dazu was sagen können -- der erstmal nur Listen bekommt - und alleine an hand der Titel entscheidet, ob sie in das Verkaufsprogramm genommen werden oder nicht. Hier würde dann erstmal nicht dem Leser etwas verkauft sondern einem Verkäufer, der das weiterverkaufen muss. Und Titel die Titeln ähnlich sind, die schon erfolgreich waren, haben da wohl auch größere Chancen. Bzw. Titel die sofort an eine erfolgreiche Buchreihe erinnern ...

Aber das ist Spekulation. Marktforschung läuft da auch immer im Hintergrund mit - aber das Thema ist sicherlich so komplex, dass da keine genauen Antworten bei herauskommen. Von daher läuft es sicherlich auch nach dem Motto: Never change a running system.

Außerdem ist es ja nicht bei jedem Buch so - manche Verlage geben sich sehr Mühe, um einen griffigen, passenden Titel für die Übersetzung zu finden. Es gibt halt überall verschiedene Grautöne - nicht nur in Büchern ...
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Kati am 18. August 2016, 12:18:10
Zitat von: pyon"Das Buch ohne Staben" als Titel finde ich ganz und gar nicht gelungen.

Ich habe mich jahrelang gefragt, was "Staben" sein sollen. Ich habe die Reihe nicht gelesen, aber das Buch immer wieder im Buchhandel gesehen. Danke, jetzt weiß ich endlich, dass wohl Buchstaben gemeint sind. Beim Nachgucken im Internet kam ich nämlich immer nur zu einem Ort in Südtirol. Also ja, den Titel finde ich auch nicht so gut, allein schon, weil er mich maßlos verwirrt hat.

Zitat von: pyonIch frage mich aber, warum so selten der Originaltitel übersetzt wird. Autoren wählen den Titel aus bestimmten Gründen und nicht einfach eine zufällige Wortkombination, die gerade gut läuft.

Manchmal wird zwar der Titelvorschlag vom Autor übernommen, aber oft macht tatsächlich der Verlag den endgültigen Titel und die gucken schon drauf, was gut läuft. Im Englischen waren jahrelang Einworttitel oder zumindest knappe Titel in ("Cinder", "Selection" , "Partials"), mittlerweile tendieren sie auch eher zu sehr langen, poetischen Titeln ("Walk on Earth a Stranger", "Revenge and the Wild", "A Madness so Discreet").

Manchmal glaube ich, dass es einfach auch an der Sprache selbst liegt, dass uns deutsche Titel runtergedummt vorkommen aber lange, poetische englische Titel im Gegensatz nicht. "Walk on Earth a Stranger" finde ich sehr schön. Aber versucht man das zu übersetzen, kommt auch nur Kitsch dabei raus. Eine deutsche Ausgabe gibt es noch nicht, aber ich bin gespannt, wie die heißen wird. Was ich wirklich schade finde ist, wenn originelle englische Titel durch 0815-Titel im Deutschen getauscht werden. Susan Dennards "Truthwitch" wird in Deutschland zum Beispiel "Schwestern der Wahrheit" heißen. Man kann den Titel nicht 1:1 übersetzen, aus den Gründen, die Tina genannt hat. "Wahrheitshexe" klingt ziemlich doof. Aber "Schwestern der Wahrheit" ist eben doch nur ein austauschbarer Fantasytitel. Schade.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Siara am 18. August 2016, 21:28:18
So vielfältig die deutsche Sprache auch ist: Schöne Titel zu finden kommt mir im Englischen leichter vor. Dort klingt vieles griffiger, nicht so gestelzt, nicht so kitschig. Ganz im Allgemeinen erscheinen mir deutsche Titel deswegen oft langweiliger oder ohne Wiedererkennungswert, weil die Möglichkeiten eingeschränkter sind. Im Englischen lässt sich vieles pointierter ausdrücken, wo das Deutsche umständlicher ist. Das nur als kleiner Versuch einer Entschuldigung für die Übersetzer. Auch wenn das Titel wie "Pralle Segel" ganz sicher nicht rechtfertigt. Ein schönes Beispiel finde ich da die schon genannte Klingen-Saga von Abercrombie. "Before they are hanged" hat mir als Titel wahnsinnig gut gefallen, und es trifft eher den eigensinnigen Stil der Bücher als "Feuerklingen". Auf Deutsch fällt zumindest mir aber keine Formulierung ein, die dasselbe ausdrückt und dabei nicht verkrampft klingt.

Lustig fand ich die Geschichte um Patrick Rothfuss' Novelle über Auri, die im Original ja "The Slow Regard of Silent Things" heißt. In einem Interview erzählte Patrick, wie ein Übersetzer nach dem anderen verzweifelt zu ihm kroch und ihn bat, doch bitte den Titel zu erklären, um ihn angemessen übersetzen zu können. Immerhin wurden "Der Name des Windes" und "Die Furcht des Weisen" in die meisten Sprachen 1:1 übertragen. Leider konnte Patrick ihnen nicht antworten, weil er die Bedeutung selbst nicht richtig versteht. Er sagte, der Titel fühlte sich einfach richtig an. (Und er passt auch wirklich wunderschön zur besonderen Weltsicht der Protagonistin). In dem Fall finde ich trotz anderer Bedeutung "Die Musik der Stille" noch gut gelungen.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Khevira am 19. August 2016, 13:06:13
Zitat von: Siara am 18. August 2016, 21:28:18
Ganz im Allgemeinen erscheinen mir deutsche Titel deswegen oft langweiliger oder ohne Wiedererkennungswert, weil die Möglichkeiten eingeschränkter sind. Im Englischen lässt sich vieles pointierter ausdrücken, wo das Deutsche umständlicher ist.
Dem kann ich nur zustimmen und besonders im Fantasybereich fällt mir es doch oft auf. Bei manchen Fällen kann ich verstehen, dass eine wortwörtliche Übersetzung nicht möglich ist.
Bsp: "Darkly Dreaming Dexter" von Jeff Lindsay (Romanvorlage zur TV-Serie Dexter) wird im Deutschen mit "Des Todes dunkler Bruder" übersetzt. Bei so einem Titel ist es schwierig die Alliteration beizubehalten, doch so hört sich der deutsche Titel wieder wie ein generischer Thriller/Horror Roman an.
Ganz schlimm fand ich auch die Übersetzung von "Warm Bodies" von Isaac Marion zu "Mein fahler Freund". Unbedingt auch mal das Cover auf Amazon gucken, gehört mit zu den grässlichsten Covern, die ich je gesehen habe.  ;D
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: chaosqueen am 19. August 2016, 14:25:32
Zitat von: Esaia am 18. August 2016, 10:12:14
"Letztes Argument der Könige" finde ich persönlich eben interessanter, weil "Königsklingen" einfach so abgedroschen klingt.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, aber bei "Königsklingen" habe ich das Gefühl, das Cover will, dass ich das Buch lese, während ich bei "Letztes Argument der Könige" (was es ja so nicht gibt) das Gefühl habe, das Cover möchte damit etwas sagen / zum Ausdruck bringen.

Sorry, dass ich Dein Posting jetzt als Beispiel heranziehe, aber Du hast unwissentlich ein Grundproblem auf den Punkt gebracht: Falsche Übersetzungen / Übertragungen. Das englische "argument" ist eben nicht das deutsche "Argument", sondern entspricht eher der "Meinungsverschiedenheit" oder "Auseinandersetzung". Die sind zwar verwandt und haben die gleichen Wurzeln, sind aber eben nicht identisch.

Und genau deshalb sind Übersetzungen so unglaublich schwer (wie Cairiel ja schon angemerkt hat). Ich hab im Studium (Anglistik, nicht mal Übersetzung) sehr viel übersetzen müssen, meist vom Deutschen ins Englische, und wir haben uns mit schöner Regelmäßigkeit die Köpfe heiß geredet, ob das nun so geht oder nicht. Nicht mal die Dozenten (er: Amerikaner, sie: Britin) waren sich immer einig, ob man etwas im Englischen so sagen kann und ob es dann der Aussage des deutschen Originaltextes entspricht.

Titel sind kürzer, klar. Aber sie haben eben vor allem den Auftrag, die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen. Fiannas Beispiel aus dem Eingangsposting ist ein klares Beispiel dafür, wie man es nicht macht - denn vermutlich jeder zweite wird damit Erotik assoziieren, was dann dazu führt, das die einen ein gutes Buch verpassen und die anderen vom Inhalt enttäuscht sind.

Gerade Wortspiele sind fast unübersetzbar, und da habe ich dann lieber einen völlig anderen Titel als einen schlechten Übersetzungsversuch. Wenn allerdings der Titel nichts mit dem Inhalt zu tun hat, dann hätte der Verlag sich doch besser noch mal mit letzterem auseinandersetzen sollen, um einen besseren Titel zu finden.

Ich habe im Urlaub ein Buch gelesen mit dem schönen deutschen Titel "Das Leuchten des Fieberbaums". Originaltitel: "The Fever Tree". Völlig irritierend: Besagter Fieberbaum wird ganz kurz erwähnt, es wird auch kurz erzählt, was es mit dem Baum auf sich hat - und dann hat er absolut keine weitere Bedeutung mehr für den Roman. Da war der Titel in beiden Sprachen einfach blöd gewählt, obwohl er immerhin hübsch griffig ist.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Felsenkatze am 19. August 2016, 15:00:18
Der übersetzte Titel, der mich immer noch am meisten stört ist "Unten am Fluss" von Richard Adams. Original ist "Watership Down", und ich bin immer noch überzeugt, dass der Übersetzer keine Ahnung hatte, was ein "Down" ist, obwohl es im Buch erklärt wird (ich nehme mal an, dass der gleiche Übersetzer Text und Titel gemacht hat).
Man kann eine Verbindung zum Buch herbeikonstruieren, ein Fluss spielt immerhin einmal eine mäßig große Rolle. Aber "Unten am Fluss" ist für den ganzen Roman irgendwie total nichtssagend.

Immerhin stimmt die Klangmelodie. Es ist ein netter Titel, hat nur nicht viel mit dem Buch zu tun.

@chaosqueen: Du hast natürlich recht mit allem. Ich denke, ein richtig guter Übersetzer braucht genauso viel kreative Energie und Sprachgefühl wie der Autor UND muss sich zudem noch in einen fremden Tonfall "reindenken" können, damit die Übersetzung gut wird. Und spätestens bei Sprachspielen wird es dann verflucht schwierig. Ich beneide niemanden, der China Mieville-Bücher übersetzen muss.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: HitzKooler am 19. August 2016, 15:15:27
Pralle Segel klingt sowas von nach Porno  ;D ;D

Wie kommt man auf prall?? Abgesehen davon, dass "prall" sofort mit "Busen" konnotiert wird, ergibt das vom Wortsinn absolut null Sinn.

Der Übersetzer gehört gefeuert.

Oder befördert.  ;D :P
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Kerstin am 19. August 2016, 15:23:32
Pralle Segel ist wirklich komplett daneben.

Mich stört es immer, wenn Titel so gar nichts mit dem Inhalt zu tun haben.

Aus Chris Carters "The Night Stalker" wurde der Knochenbrecher, obwohl in dem ganzen Buch kein einziger Knochen gebrochen wird ...
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Maja am 19. August 2016, 15:46:16
Zitat von: HitzKooler am 19. August 2016, 15:15:27
Der Übersetzer gehört gefeuert.
Die Frage ist, hat der Übersetzer selbst den Titel verbrochen? Oder war das die Marketingabteilung des Verlags? In meinen Autorenverträgen steht jedesmal, dass mein Arbeitstitel eben nur das ist, ein Arbeitstitel, während den endgültigen Titel der Verlag festlegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Übersetzer da plötzlich bessergestellt sein sollten als Autoren.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 19. August 2016, 15:55:36
Bei meinen Übersetzungen konnte ich Titel vorschlagen, aber entschieden wurde dann vom Verlag, ohne groß Rücksprache zu halten.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: JarlFrank am 23. August 2016, 11:58:07
Zitat von: RockSheep am 17. August 2016, 16:20:44
Zitat von: Pinnie am 17. August 2016, 16:05:04
"Captain America - The first Avenger" heißt auf deutsch und englisch gleich, soweit so gut.
Teil zwei heißt im Original "Captain America - The Winter Soldier". Auf "deutsch" heißt das gute Stück: "The Return of the first Avenger".
Ähnlichen Spaß gabs dann bei Teil 3: Aus "Captain America: Civil War" wurde (zugegebenermaßen relativ konsequent) "The first Avenger: Civil War".

Danke, dass mir das endlich mal jemand erklärt! Ich war bis jetzt immer verwirrt, wenn es um die ersten beiden Filme ging.  :hmhm?:

Genau das ist für mich das große Problem vor allem bei Filmen - ich schaue Filme (und lese Bücher, und spiele Computerspiele) eigentlich immer im englischen Original, und dann sehe ich hier in Deutschland in der Werbung plötzlich einen Titel - wohlgemerkt einen englischen Titel, keinen deutschen! - den ich noch nie zuvor gesehen hatte und freue mich, dass ein neuer Teil rauskommt. Denkste, das ist einfach nur der "deutsche" Titel für einen Film, den ich schon kenne.
Und ich verstehe bis heute nicht den Sinn hinter dieser Praxis. Filmtitel übersetzen, okay klar, das ist nachvollziehbar. Den Titel ein wenig ändern dass er auch auf Deutsch gut klingt, okay. Aber in Deutschland einfach einen anderen englischen Titel verwenden? Hä? Warum? Wieso?

Wo liegt der Sinn dahinter, aus "Captain America: The Winter Soldier" ein "The Return of the First Avenger" zu machen? Warum macht man sowas? Was bringt es? Außer die Leute zu verwirren, die dann denken es gibt plötzlich zwei neue Captain America Filme, bringt das doch überhaupt nichts.

Schön daneben fand ich auch den deutschen Titel des Italo-Western Klassikers The Good, The Bad and The Ugly, der im italienischen Original den Titel Il buono, il brutto, il cattivo hatte... also beides genau das gleiche... und was machen die bei der deutschen Übersetzung draus?
Zwei Glorreiche Halunken. Öhm... okay, und was ist mit dem dritten? Wo ist der auf einmal hingekommen? ;D
Und natürlich der Action-Kracher Die Hard, der im Deutschen zu Stirb Langsam wird obwohl die Bösewichte da eigentlich alle recht schnell sterben.

Ein Problem kriegt man auch dann, wenn der Untertitel des Originaltitels in der deutschen Version zum Haupttitel gemacht wird.
Mein liebstes Computerspiel überhaupt ist das alte Thief: The Dark Project. Die deutsche Version bekam den Titel Dark Project: Der Meisterdieb, was ja an sich keine schlechte Übersetzung ist... aber naja... der Nachfolger heißt im englischen Original dann eben Thief 2: The Metal Age, woraus im Deutschen dann wegen der Titelumstellung natürlich Dark Project 2: The Metal Age werden musste, was inhaltlich überhaupt nicht passt, da das "Dark Project" um das es in Teil 1 geht natürlich am Ende des ersten Teils vorbei war.

Ganz, ganz, ganz skurril wird es, wenn eine englische Buchreihe vor Jahrzehnten mal ins Deutsche übersetzt wurde und dafür deutsche Titel bekam, und jetzt eine deutsche Neuauflage bekommt... in der die Titel wieder ganz anders sind. So geschehen bei der Dunkelelf-Saga von R. A. Salvatore:
Originale: Homeland, Exile, Sojourn
Alte Auflage (da wurde jedes Buch in zwei geteilt): Der dritte Sohn, Im Reich der Spinne, Der Wächter im Dunkel, Im Zeichen des Panthers, In Acht und Bann, Der Hüter des Waldes
Neue deutsche Auflage: Die Dunkelelfen, Die Rache der Dunkelelfen, Der Fluch der Dunkelelfen

... und die Verwirrung ist komplett!
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 23. August 2016, 14:48:34
Eine der kitschigsten Übersetzungen, die ich kenne, ist Lucia St. Clair Robsons "Mary's Land" (historischer Roman, 1995) - daraus wurde "Mutiges Herz, Wildes Land", was so ziemlich das Kitschigste ist, was ich je gehört habe und wenn mir mein Vater das Buch nicht geschenkt hätte, hätte ich es aufgrund eines solchen Titels nicht mit der Kneifzange angefasst.
In der Geschichte ging es dagegen durchaus schon mal recht derb zu und die historischen Zusammenhänge fand ich spannend.

Also ja, mir ist bewusst, dass Titel zu übersetzen, der undankbarste Job überhaupt ist. Aber bei manchen Entscheidungen frage ich mich, wie das vom Verlag abgesegnet werden konnte.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Zit am 23. August 2016, 15:39:18
Manche Titel sind vergeben (wir erinnern uns: Titelschutz in Deutschland), andere vielleicht durch andere Firmen bereits belegt (Zootopia soll wohl schon irgendwo ein Freizeitpark in Europa heißen).

Andererseits ist es, meiner Meinung nach, auch so, dass durch 1:1-Übersetzungen erstmal auffällt wie bescheuert manche englischen Titel sind, gerade in Zusammenhang damit, dass deutsche Titel einfach einem anderen Rhythmus folgen, genauso wie Cover.

Warum man aber englische Titel mit englischen Titeln ersetzt, weiß ich auch nicht. Bei Captain America wollten sie vielleicht ein deutsches Schema ausprobieren, s. Dunkelelfen-Beispiele von JarlFrank?
PotC hat, schätze ich, einfach nur die Zeit erwischt. Dass amerikanische Filme vermehrt ihre englischen Titel behalten oder andere englische bekommen, kommt mir persönlich eher wie ein recht junges Phänomen vor. Zumindest fallen mir selten 90er oder Millennium-Filme mit englischen Titeln ein. PotC 1 ist ja von 2003.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Berjosa am 23. August 2016, 16:54:30
Die deutschen Titel werden nicht vom Verlag abgesegnet, sondern vorgegeben. Ich bin bisher (seit 1998) genau einmal nach einem Titelvorschlag für eine Übersetzung gefragt worden.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Drachenfeder am 27. August 2016, 12:16:17
Da gibt es wirklich ganz fürchterliche Übersetzungen. Manchmal aber passt es auch. Bei meinem letzten gelesenen Roman bin ich mir unsicher, ob ich den Titel verdammt gut oder schlecht finden sollte.

"Das Haus das in den Wellen verschwand"
Im Originaltitel einfach nur "The Blue"

Ich mag diese langen Buchtitel sehr gerne, aber irgendwie finde ich, "The Blue" wäre einen Tick passender für die Geschichte gewesen.

Ist es denn ein Muss den Büchern einen deutschen Titel zu verpassen?
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 27. August 2016, 13:07:28
Ich finde es im Gegenteil sehr abschreckend, wenn eine deutsche Ausgabe einen englischen Namen hat. Ich glaube, von diesen Imprint-Büchern der größeren Verlage habe ich nur Titel gekauft, die keine Anglizismen beinhalten oder auf Englisch waren.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: criepy am 27. August 2016, 15:03:15
Zitat von: Franziska am 18. August 2016, 01:32:36
Mein Lieblingsbeispiel immer noch: die "Plötzlich Fee"-Reihe. Da möchte ich mir jedes mal die Hand an die Stirn schlagen. Das erinnert an den Film Plötzlich Prinzessin hat vom Inhalt aber überhaupt nichts damit zu tun.
Auf Englisch heißt es "Iron Fey" Ich habe zwar nur den ersten Band gelesen, aber der deutsche Titel und das rosa Cover passen auch nicht, da es auch mal düster wird.
Das ist auch mein Lieblingsbeispiel. Obwohl ich die Bücher nicht gelesen hab, weil ich den deutschen Titel sehr abschreckend fand, musste ich lachen, als ich den Originaltitel erfahren hab.
Ein Meisterwerk.

Ich fand die Originaltitel von Naomi Noviks "Die Feuerreiter Seiner Majestät" auch schon immer viel interessanter. Im deutschen ist das ja der "Serienname". Im Original heißt die Serie "Temeraire".
His Majesty' Dragon wird zu Drachenbrut
Throne of Jade wird zu Drachenprinz
Black Powder war zu Drachenzorn
Empire of Ivory zu Drachenglanz
Victory of Eagles zu Drachenwacht
Tongues of Serpeants zu Drachenflamme
Crucible of Gold zu Drachengold
Blood of Tryants zu Drachenfeind
Und jetzt bin ich gespannt was aus "League of Dragons" wird.
Sicher sind zusammenhängende Namen einfacher aber es gibt viele, viele andere Bücher die mit Drachen- beginnen und nicht zur Reihe gehören, was für mich am Anfang extrem verwirrend war. Außerdem finde ich die englischen Titel viel aussagekräftiger sind.

Aber es ist irgendwie oft so, wenn man sich mal so durchliest, dass viele deutsche Übersetzungen Namen bekommen, die zusammen hängen, während die Originaltitel immer alleine stehen und meist nichts miteinander gemeinsam haben.
Und ich weiß nicht, ob ich sowas eher gut oder schade finden sollte.


An sich habe ich nichts gegen englische Titel, solange sie nicht gemischt werden. Eine Mischung finde ich auch eher abschreckend.
Wenn, dann lässt man es gleich am besten im Original. Was ich aber auch sinnfrei finde ist, wie bei den Captain America Filmen, andere englische Titel zu benutzen.

Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Zit am 27. August 2016, 15:58:24
Hm, Schwarzpulver und Jadethron finde ich als Titel auch sehr gähn. Die Drachen-Titel sind zwar auch nicht unbedingt preisverdächtig, die Originaltitel finde ich aber auch nicht so aussagekräftig/ interessant. Temeraire ist auch verwirrend, weil ich erwarten würde, dass es um Schiffe/ Seeschlachten geht.

Bei englischen Titeln erwarte ich englischsprachige Bücher.
Zumal es immer noch sehr viele Leute gibt, die sich bei Englisch einen abbrechen. Die Diskussion hatten wir an einer anderen Stelle aber schon mal, denk ich.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 05. September 2016, 17:16:09
Heute habe ich gezielt nach Romanen über die Royal Navy gesucht, leider gibt es nur etwas über das 18. und 19. Jahrhundert. Ich habe eine Marktlücke entdeckt  ::) Das ist ja auch verständlich, für das 17. Jahrhundert gibt es viel weniger Quellen und es ist auch generell viel komplizierter sich da einzuarbeiten.

Aber, nach der ganzen Arbeit und dem vielen Geld für Recherche will ich eigentlich nicht auch noch SP machen :( Aber darum soll es hier nicht gehen.

In diesen ganzen Romanen versteckte sich auch das Eingangs betrachtete Meisterwerk in seiner ursprünglichen Übersetzung!

Zitat von: Fianna am 17. August 2016, 12:41:42
The Spithead Nymph.
Und was macht Ullstein aus diesem Titel? Pralle Segel - keine Gnade. William Bentleys dunkle Tage in der Royal Navy.

Ursprünglich wurde es in einem kleineren Verlag übersetzt als: Harte Zeiten vor dem Mast: William Bentleys Aufstieg in der Royal Navy.

Öhems - klingt für mich auch noch ein bisschen nach "William Bentley schläft sich hoch"  ???
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Zit am 05. September 2016, 18:48:39
 :rofl: Oh mein Gott, die Titel nehmen sich beide nichts. Sehr herrlich! Der arme Autor, ich hoffe, er weiß davon nichts.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Lucien am 09. September 2016, 18:59:39
Arrrgh! :rofl: Die Titel sind beide furchtbar!

Wenn es um Titel-Übersetzungen geht, muss ich immer an Trudi Canavan denken. Aus "The Black Magician Trilogy" wird kurzerhand "Die Gilde der Schwarzen Magier", was irreführend ist. Die Magiergilde hat schwarze Magie verboten und die Schwarzen Magier aus dem Feindesland sind nicht in einer Gilde organisiert. Und die einzelnen Bände wurden so übersetzt:

"The Magicians' Guild" wird zu "Die Rebellin"
(Die Protagonistin rebelliert nicht wirklich. Die meiste Zeit ist sie einfach nur auf der Flucht, weil sie panische Angst vor den Magiern hat.)
"The Novice" wird zu "Die Novizin"
(Das passt zur Abwechslung mal.)
"The High Lord" wird zu "Die Meisterin"
(Ich würde eine Uni-Abbrecherin nicht unbedingt gleich eine Meisterin nennen, bloß weil sie ein paar neue Tricks gelernt hat.)

Ich erkenne das Prinzip dahinter und sah mich bei der Sonea-Trilogie mit dem gleichen Schema konfrontiert, aber irgendwie stört es mich trotzdem enorm, ohne dass ich den genauen Grund angeben könnte. Es hört sich einfach falsch an. :wart:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Voretta Shironia am 04. April 2017, 20:26:02
Meine "liebste" schlechte Übersetzung ist ja immer noch "Die fünf Tore", eine Serie von Anthony Horowitz. Im Englischen heißt sie "The power of five" - es gibt nämlich fünf Torwächter*innen, soweit ich weiß aber nur zwei Tore und nicht fünf.....  :wums:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Araluen am 04. April 2017, 20:31:06
Zitat von: Jenny am 09. September 2016, 18:59:39
"The High Lord" wird zu "Die Meisterin"
(Ich würde eine Uni-Abbrecherin nicht unbedingt gleich eine Meisterin nennen, bloß weil sie ein paar neue Tricks gelernt hat.)
"Die Studienabbrecherin" wäre als Titel jetzt auch nicht so schick gewesen, wenn auch passender  :rofl:. Allerdings fast schon dreist, dass sie vom eigentlichen Titelfokus, nämlich Soneas Lehrmeister, auf sie wechselten. Da wäre ich als Romanfigur eingeschnappt. Das System ist natürlich zu erkennen in der deutschen Übersetzung.
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Möwe am 04. April 2017, 21:06:08
Ich hab ja auch einen Favoriten für die schlechteste Übersetzung. "Before I Fall" von Lauren Oliver. Das ist doch ein schöner prägnanter Titel, oder?
Wie haben die Deutschen das übersetzt? Mit: "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie". Ähm ja.  Länger ging es wohl nicht. :rofl:
Titel: Re: Die schlechtesten Titel-Übersetzungen
Beitrag von: Amberle am 04. April 2017, 21:20:11
Nalini Singhs Gilde der Jäger Reihe:

1. Angels' Blood - Engelskuss
2. Archangel's Kiss - Engelszorn
3. Archangel's Consort - Engelsblut
4. Archangel's Blade - Engelskrieger
5. Archangel's Storm - Engelsdunkel
6. Archangel's Legion - Engelslied
7. Archangel's Shadows - Engelsseele
8. Archangel's Enigma - Engelsmacht
9. Archangel's Heart - Engelsherz

Warum?