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Staats- und Regierungsformen?

Begonnen von Joscha, 25. Juni 2009, 21:59:15

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Joscha

Hallo,

ich bin gerade mal wieder etwas am Weltenbasteln und habe auch ein paar Nationen eingebaut. In den meisten herrscht ein König, der je nach Religion und kultureller Prägung mehr oder weniger Einfluss hat, dessen Untergebene sich in unterschiedlich strengen und komplexen Hierarchien bewegen und der natürlich je nach Erfolg mehr oder weniger beliebt ist. Damit das ganze nicht so stereotyp wirkt, habe ich einem meiner Länder eine Demokratie "spendiert" und bin gerade dabei, eine Verfassung niederzuschreiben (ich weiß, ich bin freaky).

Wie macht ihr das mit Staatsformen? Unterscheidet ihr da oder gibt es einfach nur einen König? Und wenn ihr unterscheidet, wie viel Aufwand macht ihr euch dafür? Habt ihr bestimmte Kriterien/äußere Bedingungen für das Entstehen einer Demokratie? Bei mir ist da z.B. sehr viel von Religion abhängig, aber auch von der Landschaft, dem Bevölkerungsreichtum und vor allem dem Bildungsgrad der Bevölkerung. Wenn ihr eine Demokratie (oder von mir aus auch eine andere nicht-monarchistische Staatsform) habt, entwerft ihr dann auch Details oder sagt euch nur "Land xy ist eine Demokratie, da wird ein Parlament gewählt und das regiert" oder so ähnlich?

Grüße
Joscha

Churke

Staatsformen sind mir extrem wichtig. Auch deshalb, weil sich in ihnen die Mentalität eines Volkes ausdrückt. Ja, ich würde sagen, dass ich beim Weltenbau auf Staatsform und "Verfassung" (manche Staaten haben ja keine Verfassung) die größte Mühe verschwende.

ZitatHabt ihr bestimmte Kriterien/äußere Bedingungen für das Entstehen einer Demokratie?
Freiheit.
Für einen Rütlischwur muss man nicht lesen oder schreiben können, man muss nur wissen, was man will - und was man nicht will.

Für ne SF-Geschichte habe ich mal ein totalitäres System gebastelt, das war ziemlich cool.  ;D


felis

Ich liebe es, Staatsformen zu entwickeln - kein Wunder meine Plots haben oft jede Menge mit politischen Intrigen zu tun. Da muss man schon etweas Gehirnschmalz in das politisches System stecken, damit das funktioniert. Im Moment bastele ich gerade an der Verfassung einer konstitutionellen Monarchie.
Außerdem hatte ich schon
- eine Theokratie
- eine absolutistische Monarchie
- ein Matriarchat
- ein Wahlhäuptlingstum auf Lebenszeit

Es soll ja nicht langweilig werden ...  ;)

Churke

Was hat das Matriarchat mit der Staatform zu tun? Wenn ich das Männerwahlrecht abschaffe, habe ich immer eine Demokratie. - Sofern man nicht allzu pingelig ist, versteht sich.

Kerimaya

Ein Matriachart hat nicht direkt etwas mit Staatsformen zu tun - aber es beeinflusst massiv die Gesellschaft, was wiederum deren Staatsform beeinflusst. Und das geht weit über Männerwahlrecht hinaus ;)

Mrs.Finster

#5
Viele Länder, viele verschiedene Staatsformen. Bei mir gibt es sowohl klassische Herrschaftsstrukturen bis hin zu Nationen, die gar keinen Herrscher besitzen.

Mein Traum ist es etwas völlig neues zu entwickeln- vielleicht im nächsten Roman.  :hmmm: Ich brüte schon seit einiger Zeit darüber, aber ich denke das geht dann doch eher in die Richtung SF  ::)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alaun

Ich tendiere entweder zu Anarchien oder totalitären Systemen...leider! Vielleicht sollte ich auch einfach mal einem Land einen König vor die Nase setzen und gucken, was dann passiert. Könnte spannend werden...

Liebe Grüße!
*Alaun

Tenryu

In meinen Geschichten herrschen unterschiedliche Staatsformen. Oft sind sie monarchisch geprägt, wobei die Herrscher nicht immer sehr populär sind. Im Allgemeinen mögen die Leute die Regierung nicht besonders.

In Erz28! wo mehrere Länder bereist werden, habe ich es so gehalten, daß die Staatsform vom Grad der Zivilisation abhängt: Im modernsten Land gibt es eine Demokratur, in den mittleren Ländern mehr oder weniger populäre Monarchien, und bei den Barbaren im Norden herrscht eine Art von Stammesfürstentum.

In meinem neuesten Projekt (Erz33!) ist es so, daß die herrschende Klasse durch die Magier gebildet wird, welche den Adelstand darstellen, an dessen Spitze ein Herrscherrat steht.

In anderen Erzählungen mache ich keine expliziten Aussagen zur Regierungsform, da die Protagonisten nichts mit der Regierung zu tun haben.

Lomax

Das Interessante bei den Staatsformen sind für mich meist die Nuancen hinter den Etiketten - also die sehr unterschiedlichen Inhalte, die eine Demokratie, eine Monarchie etc. aufweisen können ... und die ein und dieselbe Struktur auch gleichzeitig aufweist, je nachdem, aus welcher Perspektive man darauf schaut.
  Wie genau ich das ausarbeite, hängt natürlich davon ab, was für eine Rolle es für das Buch spielt. Ich will Staatsformen ja nicht als Selbstzweck präsentieren, sondern nur, wenn es auch plotrelevant ist. Das war bei den "Gefährten des Zwielichts" beispielsweise eher im Hintergrund. Aber da ich mich prinzipiell durchaus als "politischen Autor" klassifiziere, ist das politische Setting meiner Geschichten meist auch etwas mehr als nur ein möglichst einfaches Bühnenbild, selbst dann, wenn ich nur einen Bruchteil davon in der Handlung zeigen kann.

Interessant sind für mich dabei natürlich vor allem die Aspekte, die anders sind, als man sie mit der "äußeren Hülle" einer Staatsform klischeehafterweise verbindet. Sprich: Das bei einer Monarchie ein König regiert, ist banal. Dass der dann Befehle gibt und alle tun, was er sagt, ist dümmlich. Interessant ist hingegen, woher der König seine Macht bekommt und was er nicht tun kann. Hauptseminarsarbeiten wie "oppositionelle Politik in der Karonlingerzeit", die ich während meines Studiums geschrieben haben, sind da durchaus repräsentativ auch für meine persönlichen Interessen und für meine literarischen Ansätze. ;)
  Der "Tag der Messer" beispielsweise ist ein Revolutionsroman und lebt vom Gegensatz zwischen Monarchie und der beginnenden demokratischen Bewegung ... die selbst den finsteren Herrschern der Vergangenheit noch das Fürchten lehren kann. Und im dritten Teil der "Finstervölker" leben endlich alle Beteiligten in einer stabilen Demokratie zusammen, die in Wahrheit ein komplexes politisches Netzwerk ist, in dem ganz andere Kräfte nach einem Jahrhunderte überspannendem Drehbuch die Fäden ziehen. Denn an einer Demokratie sind natürlich auch die Dinge langweilig, die genau im Einklang mit den Idealen der "Marketing-Abteilung" dieser Staatsform verlaufen ;)

Fazit ist wohl: Wenn ich Staatsformen thematisiere, leuchte ich am liebsten in die Abgründe, nicht auf die Oberfläche. Wenn ich die politischen Verhältnisse nicht thematisiere, hab ich immer noch mehr die Abgründe im Kopf und lasse die Ereignisse im Vordergrund davon beeinflussen, wann immer es irgendwie passt. Ich bevorzuge den naturalistischen vor dem idealistischen Ansatz, und messe dem Detail mehr Wert bei als dem Namen und dem groben Rahmen.

Mardil

Zitat von: Lomax am 03. Juli 2009, 18:35:22
Wenn ich Staatsformen thematisiere, leuchte ich am liebsten in die Abgründe, nicht auf die Oberfläche.

Ist bei mir ähnlich. Ich sträube mich auch immer dagegen, einfach nur die Staatsform meiner Länder anzugeben und nicht die (groben) Hintergründe zu erklären. Rein nach den Gesetzen ist es eine konstitutionelle Monarchie, wobei aufgrund regionaler Unterschiede in manchen Gebieten eine Vielzahl von demokratischen Ansätzen existieren, der Monarch aber durch verschiedene (inoffizielle) Behörden und Organisationen versucht, sein Land zum Absolutismus zu führen, möglichst noch mit Personenkult.

Insofern würde ich immer zwischen der in der Verfassung (vorausgesetzt etwas Derartiges existiert) festgelegten Staatsform und der Tatsächlichen unterscheiden.

Hanna

Ich muss gestehen, dass ich äußerst ungerne über Politik nachdenke, sowohl im wahren Leben als auch bei meinen Projekten. Meistens schaue ich eher in die Figuren hinein und die interessieren sich so wenig für Politik wie ich.

Allerdings, jetzt wo ich eure Beiträge lese, glaube ich, ich sollte mal etwas Zeit investieren und mich damit beschäftigen.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Falckensteyn

Die Staatsform und die Stellung einzelner Personen innerhalb der gesetzten Ordnung sind für mich eine wichtige Grundlage meiner Geschichten. Grade die Machteinflüsse der Personen untereinander haben auch grosse Auswirkungen auf deren Denk- und Handlungsweisen. Allianzen und Feindschaften sind das Produkt dieser Kräfte, die sich wiederum auswirken auf meinen Prota, seine Freunde, und den Anta und seine Freunde. Meine Hauptfigur schert sich eigentlich nicht um Politik und nimmt die Dinge als gegeben, aber sie wird zum Spielball der Kräfte.

Grundsätzlich stehe ich auf feudalistische Systeme, wo ein Königreich von einem König regiert wird. Das Königreich wird aufgeteilt in Grafschaften. Gesetzgeber ist aber einzig und allein der König, aber die Exekutive und die Rechtssprechung (mit Ausnahme von Todesurteilen in Friedenszeiten) wird von den Grafen wahrgenommen. Und das gesamte feudalistische System konkurrenziert eigentlich mit einem älteren, matriachal geprägten System, das durch den männerdominanten Feudalismus weitgehendst verdrängt wurde. Hört sich kompliziert an, ist aber im Ablauf der Geschichte leicht verständlich.

Einsamer Falke

Also in meiner Fantasywelt, in der die meisten meiner Geschichten angesiedelt sind, gibt es schon unterschiedliche Regierungsformen, allerdings ist die Welt relativ unbewohnt, sodass die meisten Herrschaftsgebiete nicht über eine einzelne Stadt mit einigen umliegenden Höfen und Dörfern hinausgehen.
Also ziemlich ähnlich den Fürstentümern im Mittelalter, nur, dass halt kein König/Kaiser mehr über dem Fürsten steht und die "Stadtlords", wie sie in meiner Welt heißen,  halt das alleinige Herrschaftsrecht haben, dass in den meisten Fällen auch an die Nachkommen weitervererbt wird.

Gruß
Eric

Smaragd

Zitat von: Einsamer Falke am 28. Juli 2010, 23:01:29
Also in meiner Fantasywelt, in der die meisten meiner Geschichten angesiedelt sind, gibt es schon unterschiedliche Regierungsformen, allerdings ist die Welt relativ unbewohnt, sodass die meisten Herrschaftsgebiete nicht über eine einzelne Stadt mit einigen umliegenden Höfen und Dörfern hinausgehen.

Mit Städten kann man immer noch schön experimentieren, finde ich. Da sind ganz unterschiedliche Regierungsformen glaubwürdig.

Ich bastele im Moment für eine neue Welt an den Regierungssystemen. Die drei, die ich brauche, werden sich ziemlich ähneln, aber wie genau das wird, weiß ich noch nicht. Irgendeine Mischung aus Feudalismus und rudimentärer Demokratie wahrscheinlich. Vielleicht gibt`s auch eine konstitutionelle Monarchie, mal sehen.

Kraehe

Hm... im aktuellen Projekt sind die Staatsformen für mich nur von sekundärer Bedeutung, aber nicht ganz unwichtig...
Ich habe ein Reich, das sich gespalten hat, weil ursprünglich alles von Fürsten und einem übergeordneten Hochfürsten regiert wurde und der nun separierte Teil b) eine Demokratie wollte.
Allerdings ist verbliebener Teil a) nun näher daran, weil Teil b) Mist gebaut und diversen zweifelhaften Leuten zur Macht verholfen hat... (kennt man leider teilweise.)
Und dann gibt es da noch meinen Anta, der ursprünglich sehr gute Ideen hatte, dann aber extremistisch ein anarchistisches Reich unter den Menschen zu gründen versucht hat und letztlich zu einer Art Diktator gekippt ist...  :hmhm?:

Für das nächste große Projekt allerdings überlege ich noch wesentlich mehr am politischen System, weil es viel Intrigen und sowas damit geben soll - und ich es vor allem zum Zusammensturz bringen möchte. :D