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Landschaft und Klima eurer Welt

Begonnen von Luisa, 26. Oktober 2008, 14:22:57

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Luisa

Hallo!   :)

Viele von uns arbeiten ja mit ihrer eigenen Welt und oft reisen unsere Protas von einem Ende zum andern, über Gebirge und Flüsse entlang.

Ehrlich gesagt gefällt mir das Prinzip nicht, das ich in vielen Büchern sehe, nämlich einfach einen Umriss zu wählen und darauf alles zu platzieren, was sich auf unsere Erde so finden lässt: Einen Küstenstreifen, ein großes Gebirge, einen großen Wald, eine große Wüste, eine weite Ebene und ein paar Flüsse. Alles nebeneinander, nur immer ruff damit.
Bei Eragon lässt sich das, finde ich, ganz gut beobachten.
Die Grenze des Gebirges ist wie mit dem Lineal gezogen - eben noch riesige Berge und nun urplötzlich eine Landschaft wie eine Briefmarke und nirgendwo mehr ein einziger Hügel. So etwas wie "Mittelgebirge" gibt es nicht, nur die Extreme.

Ich frage mich dann immer, wie weit man gehen darf. Einerseits bei der Gestaltung der Landschaft, die mMn schnell plump wirkt, wenn einfach alles zusammengeschmissen wird, andererseits aber auch beim Klima.
Dass ein Autor ohne Vorkenntnisse die klimatischen Bedingungen an diesem und jenem Ort nur schwer vorhersagen kann, ist klar. Aber es deswegen ganz außer Acht lassen? Oder einfach drauf pfeifen, ist ja immer noch Fantasy, eigentlich ja egal, ob das Klima realistisch ist. Oder die Landschaft.

Was sagt ihr dazu? Wichtig oder nicht? Orientiert ihr euch an unseren irdischen Gegebenheiten und schafft Welten nach dem Vorbild dieses oder jenes Kontinents?
Oder lasst ihr eure Fantasie ungezügelt auf die Landkarte los?

Bin schon gespannt auf eure Antworten.  ;)
LG, Kiira

Tarah

Hallo Kiira!
Ich orientiere mich meist am Klima Europas, weil ich das eben kenne und mich so nicht erst ewig mit dem Thema "Klima" auseinandersetzen muss. Allerdings schiebe ich die verschiedenen Klima- und Vegetationszonen immer extrem zusammen, damit die erdachte Welt auch in einer bestimmten Zeit(die der Handlung angepasst ist) erlaufen werden kann. Auf gar keinen Fall will ich aber auf auf ein bestimmtes Wetter verzichten... Jedoch hoffe ich, wenn ich ein Buch lese, dass ich nachvollziehen kann, warum es jetzt ausgerechnet schneite oder so.
Bei der Landschaft bin ich geteilter Meinung:
Klar, es ist Fantasy, aber ein bisschen realistisch darf es in Büchern, die ich lese, auch schon gern mal sein. Das Beispiel mit Eragon passt übrigens wirklich wie die Faust aufs Auge.
Andererseits scheinen mir meine Welten auch oft sehr spontan vom Relief her. Wenn ich eben einen Berg brauche, dann muss der nun mal an dieser Stelle sein! Zwar grenze ich das Unrealistische so weit wie möglich ein, doch wird es sich nie wirklich vermeiden lassen, ein Tiefland direkt neben ein Gebirge zu platzieren.

Lg
Tarah ;D

Lila

Hallo Kiira!

Ein sehr gutes und vor allem wichtiges Thema: das Setting! Anders als Tarah bevorzuge ich eher "un-europäische" Klimata. Gerne auch oder sogar am liebsten entweder das eine, oder aber das andere Extrem. Also extreme Hitze, wie z.B in der Wüste, oder aber extreme Kälte, wie z.B. in der Arktis. Ich finde es persönlich spannender, wenn die Landschaft und die klimatischen Gegebenheiten mal nicht so sind, wie man es für gewöhnlich kennt. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden. ;)

Bei Landschaften kommt es meiner Meinung nach auch immer sehr auf die Geschichte und den Plot an. Braucht man nach diesen von allem etwas (ein bisschen Wald hier, ein bisschen Gebirge da, woanders ein wenig flache Ebene)? Ich finde danach sollte man sich schon richten. Ich fände es eher unnötig und überflüssig, ja, sogar langweilig, von jeder Art landschaftlicher Situation etwas in der Geschichte zu haben. Das macht mir dann so ein bisschen den Eindruck von 'nicht gewusst was und wie, also nehmen wir mal einfach alles, kann ja nicht schaden'.

Doch, das kann es! Die Landschaft sollte immer an die jeweilige Geschichte angepasst sein. Da macht es überhaupt nichts, wenn die eine ein wenig Wald-lastiger ist und die andere mehr im Gebirge spielt. Solange das zur Story passt ist doch alles in Ordnung!
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Tintenfalke

Ich orientiere mich auch gern am europäischen Klima, weil ich das täglich erlebe (und nicht mag, das nur nebenbei ;)). Extremere Klimata sind zwar interessant, dafür würde ich aber entsprechend in Texten zu den irdischen Pendants recherchieren wollen, um es authentischer zu machen.

Prinzipiell plane ich die Karten nach Gusto - schwer zu sagen, ob ich sie entlang von Plots plane oder den Plot entlang des Kartenmaterials, das ist eher so ein Zwischending. Wie Tarah sagt, wenn da ein Berg sein muss, ist dann eben einer dort, aber dann plane ich so, dass der nicht plötzlich mitten in der Tiefebene aus dem Boden ragt. Also es muss halbwegs stimmig sein, gemessen an meinem geografischen Halbwissen ;)

Hat jemand von euch schon mal mit einem Geografen über so etwas gesprochen oder gar eine Karte geplant?

Tarah

@falke: Ich wage zu bezweifeln, dass ein Geograf meine Karten gutheißen würde...

Lg
Tarah

Mrs.Finster

Ich finde man sollte das in seiner Geschichte verwenden, was einem gefällt. Ich mein dafür sind solche Welten doch da. Um seine ganz persönlichen Vorstellung auszuleben  ;) Wobei eine Wüste neben einer Antarktis natürlich schlecht wäre, da gebe ich Kiiara natürlich vollkommen recht  :rofl:  Ich hab es so gelöst, dass ich einfach einen ganzen Kontinent entworfen habe. In einem Land in der Größe von Deutschland wär es natürlich sehr unrealistisch   ::)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

gefion

Ich wähle Landschaft und Klima danach aus, was ich für meinen Roman brauche, sprich, das, was die Bilder in meinem Kopf fordern. Und das muss dann stimmig sein. Mittelgebirge weglassen käme mir nicht in den Sinn.
Aber da ich nur interessierte Laiin bin, kann ich nicht exakt vorhersagen, wie sich Landschaft und Klima aufeinander auswirken.
Wenn ich eine gebirgige Insel im gemäßigten Klimabereich der Westwindzone erfinde, dann kann ich mir noch ausmalen, dass deren Ostseite trockener sein dürfte als die Westküste. Aber die Details? da muss ich passen und kann nur hoffen, dass die Leser meine Unwissenheit tolerieren, weil sie es selbst nicht besser wissen. Schließlich schreibe ich nicht für Klimaexperten.
Und wenn ich es krass will, kann ich ja mal einen richtig schwankenden Planeten erfinden mit Wendekreisen, die sich auf der geografischen Breite befinden, wo bei uns die Polarkreise zuhause sind.

Ich finde also, diese Dinge sollten stimmig sein, jedoch nicht übertrieben genau zulasten des Plots.
Lg
Gefion

Vali

Ich habe schon bei der Erstellung meiner Karten drauf geachtet, dass die Landschaften und das Klima plausibel sind. So findet sich an den Polen Gletscher und Tundra, am Äquator Wüsten, Steppen und Tropen und dazwischen eben gemäßigte bis mediterrane Zonen. Gebirge kommen an die Grenzen der tektonischen Platten und nur da finden sich Vulkane. Flüsse müssen ihre Quelle in Bergen haben und ins Meer münden, Täler befinden sich meistens in Flussnähe. Bei Wäldern ist die Verteilung schon sehr variabel, passt aber immer zum entsprechendem Klima. Eigentlich gar nicht schwer, wenn man im Erdkundeunterricht aufgepasst hat ;)
Erst danach habe ich überlegt, wo der Roman spielen soll. Ich brauche eine Großstadt, einen Wald und einen Vulkan. Der Prota sollte nicht Jahre lang brauchen bis er am nördlichen Gebirge bzw. in der Wüste ankommt. Da habe ich mir meine Karte angeguckt, eine passende Stelle bei gemäßigten Klima gefunden (in gemäßigten Zonen bauen sich Großstädte nun mal besser) und batsch, einen Punkt in die Karte eingezeichnet.
Probleme habe ich nur mit dem Wetter, weil ich nicht so den Überblick habe in welcher Jahreszeit der Roman spielt und wie die zeitlichen Abstände zwischen den Ereignissen sind. So kann es passieren, dass meine Figuren eben in der brühenden Hitze stöhnen und einen Monat später kniehoch im Schnee stecken. Und regnen tuts auch nur, wenn ichs brauche ;D Aber meistens spar ichs mir das Wetter zu beschreiben.
Sonst habe ich nur einen "unlogischen" Ort, eine Insel auf der tropisches, sonniges Klima herrscht, die einige Kilometer entfernt von Nebel umringt ist. Da habe ich mich gerettet, indem ich sage, dass auf der Insel Wesen leben, die das Wetter beeinflussen können :hmhm?: Ist ja Fantasy ;D

Bei anderen Geschichten muss ich lächeln, wenn ich die Landschafts- und Klimazusammenstellung sehe. Eragon ist da wirklich ein schönes Beispiel, aber auch bei Herr der Ringe muss ich grinsen, wenn ich sehe wie Mordor von einer schnurgraden, dünnen, aber unglaublich hohen Gebirgskette umzäunt wird. Naja, ist ja Saurons Heim und Maiar dürfen fast alles :rofl: Aber ich rege mich über sowas nicht auf, solange die Geschichte stimmt.

Churke

Zitat von: Vali am 26. Oktober 2008, 17:43:28
So findet sich an den Polen Gletscher und Tundra, am Äquator Wüsten,

Ich hoffe, dass du das mit dem Äquator nicht so gemeint hast, wie es da steht.  :o

Ich hab mir mal auf dem Wühltisch ein Buch geholt über die Vegetationszonen Mitteleuropas. :jau: Da steht viel drin, was ich noch nicht weiß, und vor allem kann man bei Beschreibungen spicken.  ;D

Sookie

Ich mach mir über meine Landschaften eigentlich gar nicht so viele Gedanken muss ich gestehen. :psssst:
In meinem momentanen Projekt hab ich es ziemlich klassisch europäisch: Küste mit Flachland und kaum Bäume, dann immer mehr Wald, dann dicht bewaldetes Mittelgebirge und dann kommt das Hochgebirge.
Aber ich finde auch beim Lesen die Landschaft nicht so wichtig, es sei denn, es sind wirklich komische Sachen. Mir sind die Figuren und deren Beziehungen, Entwicklung, etc. wichtiger.  :)

Lila

Zitat von: gefion am 26. Oktober 2008, 16:40:45Ich wähle Landschaft und Klima danach aus, was ich für meinen Roman brauche, sprich, das, was die Bilder in meinem Kopf fordern. Und das muss dann stimmig sein. Mittelgebirge weglassen käme mir nicht in den Sinn.


Exakt so ist es, gefion! :jau: Sind die Bilder, die wir im Kopf haben, nicht ohnehin das Beste an der ganzen Sache? :hmhm?: Kann man ohne die überhaupt schreiben?
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Tenryu

Ich bin zufällig Geograph.  ;D

Und ich mache mir da natürlich schon ein paar Gedanken und versuche, die Landschaften halbwegs realistisch zu beschreiben. Es ist aber durchaus so, daß sehr unterschiedliche Landschaftsbilder durchaus auf kleinem Raum vorkommen können. In der Schweiz gibt es auf rund 250 Km Luftlinie vom Hochgebirge mit Gipfeln über 4500m bis hin zu Landschaften, die knapp 240 m.ü.M. liegen.
Wälder kann es in den feuchten und halbtrockenen Zonen praktisch flächendeckend geben - und hat es ursprünglich auch gegeben. Fast ganz Europa war nach der Eiszeit von Wald bedeckt. Erst durch die Kultivierung und Bautätigkeit des Menschen enstand die offene Landschaft, wie wir sie heute kennen.

Ansonsten kann ich jedem Autor nur empfehlen, sich seinen alten Schulatlas zur Hand zu nehmen und aufmersam zu studieren. Allein anhand der vielfältigen thematischen Karten kann man ungeheuer viel über die Gestaltung und Nutzung der Landschaften lernen, die Verteilung der Bodenschätze, das Relief usw. Man bekommt dadurch einen guten Blick dafür, was zusammegehört und was nicht.

Vali

Zitat von: Churke am 26. Oktober 2008, 18:46:23
Ich hoffe, dass du das mit dem Äquator nicht so gemeint hast, wie es da steht.  :o

Wieso? Ok, am Äquator oder besser um den Äquator sind eher feuchte Tropen zu finden und statt Wüste könnt ich auch "trockene Subtropen" schreiben ;) Im Grunde wollte ich auch nur schreiben, dass es Richtung Pol kalt wird und Richtung Äquator warm.
Für den Roman spielt das eh keine Rolle, der spielt zu 90% eh in einem "europäischen" Land.

Luisa

Ohne Bilder schreiben?
Im Grunde beschreiben wir doch nur, was wir in unserem Kopf sehen, oder?

Ich habe festgestellt, dass sich sehr viele sehr viel mehr Gedanken machen als ich und sehr viel mehr über Klima usw. wissen. Ich mit meinem Halbwissen gestalte meine Landschaften meist nach Vorbildern, sicherer geht es nicht mehr.   :hmhm?:

@Vali
Stimmt, HdR ist auch ziemlich krass. Aber immerhin wurde die Wüste weggelassen und es gibt nicht nur ein, riesiges, gefürchtetes Gebirge, sondern mehrere Gebirgsketten. Es gibt mehrere Wälder und nicht nur einen, riesigen, gefürchteten Wald.
Allgemein will ich ja nichts gegen riesige, gefürchtete Wälder sagen, aber wenn es dann nur noch einen Wald gibt und auf dem Rest der Landkarte nur vereinzelte Bäumchen... tja  ::)

@Tenryu
Mh, praktisch. ;) Wozu eigentlich ein Schulatlas, wenn wir dich haben?  ;D

Simone

Herr der Ringe brauchen wir hier wohl nicht anzusprechen, habt ihr eine Ahnung wieviele Karten es um Tolkiens Welt gibt? Da kann man ja bald jeden Trampelpfad gedanklich entlangwandern.

Ich habe mir bezüglich der Landschaften immer Bücher ausgeliehen, damit ich überhaupt mal weiß, was wo wie wann wächst..., an Pflanzen, Sträuchern etc. Ansonsten habe ich aber zur Abwechslung mal eine Stadt die mitten im "Eis" gebaut ist.

Grüße.