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Kleidungsstile

Begonnen von Smaragd, 28. Januar 2010, 13:35:58

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Smaragd

Hallo allerseits!

Ich bin gerade am Überarbeiten, was für mich immer auch Weltenbasteln heißt. Dabei bin ich über eine Lücke gestolpert, was meine Charaktere überhaupt anhaben. Dummerweise habe ich Protagonisten aus drei Kulturen und für eine davon brauche ich Unterschiede zwischen Adel und einfacher Bevölkerung und dann sind da auch noch die Priester... und alle sollen vom Stil her etwas eigenes, erkennbares tragen, was zur Kultur und zum Klima passt.

Wie macht ihr das bei euren Geschichten? Lasst ihr einfach alle in praktischer Alltagskleidung herumlaufen oder entwickelt ihr eigene Kleidungsstile? Wovon lasst ihr euch dabei inspirieren?

Ich bin neugierig auf eure Antworten!
Liebe Grüße
Smaragd


PS – Ich hoffe sehr, dass es so einen thread noch nicht gibt, gefunden habe ich jedenfalls nichts.

Joscha

Um Kleider habe ich mir ehrlich gesagt bisher noch keine Gedanken gemacht. :-[ Jetzt, wo du es sagst, ist es ein offenkundiger Mangel.

Ich orientiere mich aber prinzipiell, so weit es möglich ist und nicht der Kultur meines Landes widerspricht, an den europäischen Kleidungsstilen des Mittelalters. Genauere Beachtung schenke ich dem aber nie.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, werde ich meinen Besatzern, die ursprünglich aus der Wüste kommen, eine beduinenähnliche weite Tuchkleidung spendieren. Die Besatzer inspirieren mit ihrem Kleidungsstil natürlich auch die besetzten Länder, die sich ebenfalls daran orientieren, soweit es das Klima zulässt. Im Norden allerdings, wo eher ein englisches Klima vorherrscht, werde ich mir etwas anderes überlegen müssen. Ich orientiere mich da einfach an der englischen Kleidung des Mittelalters.

Grüße
Joscha

Wollmütze

Hallo Smaragd,
:hmmm:

Kleidung...Die Bauern auf dem Land und die gewöhnlichen Bürger sind bei mir alle sehr nah am europäischen Mittelalter orientiert, und ziehen sich dementsprechend an. Ich habe bisher ein südländisches Volk, dessen Kleidungsstil mit dem des frühen Japans vergleichbar ist.
Ich weiß nicht, so konkret mach ich mir gar nicht wirklich Gedanken über die Kleidung. Wenn jetzt ein außergewöhnlich gekleideter Mensch daher kommt, und sich meinen Protas vorstellt, beschreibe ich natürlich in welchem krassen Gegensatz er zu der schlichten Kleidung meiner Hauptpersonen steht und auch deren Erstaunen. Aber die meisten Spezies laufen bei mir schlicht und normal herum, es sei denn sie sind Herrscher, Kaiser etc.
Ich finde, auf die Kleidung kommt es nun wirklich nicht an, es sei denn sie ist wichtig um die Person zu charakterisieren oder einer bestimmten Gruppe zuzuteilen. Wenn dem nicht der Fall ist, beschreibe ich nur sehr wenig bis gar keine Kleidung (aber schon genug, damit man weiß, dass die nicht alle nackelich sind  ;D )

LG,
Wolli



Churke

Kleidung ist etwas Visuelles. Sie blumig zu schildern in etwa so sinnvoll wie eine Beschreibung der Mona Lisa. Man bewegt sich also sinnvollerweise im Bereich der Abstraktion. Beispiel: marineblauer Zweiteiler, Seide, mit knallgelber Krawatte und rot gepunktetem Einstecktuch.
Erfolgreiche Inspiration sind nur Dingen, die der Leser bereits kennt. Ich würde mich hüten, die Schnittmuster eines Kimonos, eines Reitmantels oder eines Superheldenkostüms aus kevlarverstärktem Spandex auszubreiten. Wenn ich das erklären muss, dann funktioniert das Bild schon gar nicht.

Weiterhin sind die Figuren beim personalen Erzählen sowieso mit der Mode ihrer Zeitgenossen vertraut und haben wenig Anlass, näher darauf einzugehen.

Bei historischen Sachen gehe ich aus informatorischen Gründen manchmal etwas näher darauf ein.

Stjersang

Ich beschreibe Kleidung normalerweise so wenig wie möglich. Farbe oder Eigenschaften (warm, düster, edel) und Kleidungstyp (Hose, Gambeson, Mantel) reichen völlig aus, der Leser kann diese Informationen und den sozialen Status der betreffenden Person meist verknüpfen. Schon allein bei den Wörtern Priester oder Bettler hat man doch schon ein ungefähres Bild im Kopf.

Für die Inspiration empfehle ich: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kleidungsstücke

Natürlich muss auch auf die äußeren Umstände eingegangen werden. Ein mediterranes Klima erfordert erfahrungsgemäß weniger Kleidung, als ein nord- oder mitteleuropäischer Winter. Genauso wird die Mode in einer sehr zugeknöpften oder trockenen Gesellschaft dementsprechend ausfallen.

Anamalya

Kleidung kommt bei mir eher nur randweise vor. In der Regel beschreibe ich sie in einem Satz, außer sie ist wirklich außergewöhnlich.
In meiner Welt gibt es einige Länder, in denen es eine bestimmte Art von Kleidung gibt, die die meisten Leute tragen. Deshalb gehe ich bei einzelnen Personen nur selten darauf ein.
Wenn ich ein neues Volk einführe, versuche ich die Kleidung nebenher zu beschreiben. Ich habe schon ein festes Bild davon, wie sie aussieht, aber ich muss zugeben, dass es teilweise wirklich schwer ist, sie so zu beschreiben, dass der Leser sich darunter etwas vorstellen kann, und gleichzeitig darauf zu achten, dass die Beschreibung nicht allzu lang wird.
Ich orientiere mich beim "Stil" meiner Kleidung auch in Richtung europäisches Mittelalter bzw. Antike. Allerdings kann ich jetzt auch nicht von mir behaupten, ich würde mich damit sehr gut auskennen. Ich gehe da immer mehr danach, ob mir die Kleidung optisch gefällt und ob man sie auch mit den praktischen Aspekten vereinbaren kann.

Murphy

Uiii, Smaragd, das ist ein Thema das ich mal wirklich mag!
Tatsächlich mache ich mir Gedanken über Kleidung, zumindest den Stil den meine Hauptcharaktere tragen, denn irgendwie gibt es in jeder meiner Geschichten immer Momente in denen die Kleidung enorm wichtig ist. (Was aber auch daran liegen könnte, das ich viele Szenen wie eine Art Film im Kopf habe, wo sie sich abspielen und da tragen die Leute eben alle Klamotten die ich mir dann doch recht gut vorzustellen vermag).

Generell würde ich sagen, lande ich immer irgendwie auch bei der Überlegung, welche Kleidung in manchen Momenten getragen wird. Meist schon bei der Kreation meines Hauptcharakters und da dieser ja in einer Welt lebt, wird dann halt auch unweigerlich darüber nachgedacht, was andere Menschen tragen könnten. Natürlich wird das dann nicht immerin der geschichte groß erwähnt.

Allerdings erfinde ich nicht immer neue Kleidungsstile. Ich orienteire mich, ähnlich wie Wollmütze, an mir bekannten Stilepochen der Mode. An denen werkel ich dann nur noch ein bisschen rum. Eine komplette Neuerfindung finde ich nämlich durchaus auch schwer. Natürlich könnte man eine komplette 'Modelinie' entwerfen, die man dem LEser an einer Stelle lang befschreibt. Fraglich ist, ob das nicht
a) auf Dauer gesehen ermüdend ist
b) ob es nicht auch gleichzeitig unmöglich ist das eigene Bild perfekt auf den Leser zu übertragen.

Ich gebe mir immer Mühe, mich da klar auszudrücken und gleichzeitig nicht zu viel zu schreiben - allerdings hab ch auch oft dann Momente wo ich das einfach wegstreiche oder lösche weil es mich selbst dann beim Lesefluss stört.

Zusammengefasst kann ich also sagen - Ja, ich mache mir Gedanken über die Kleidung, in erster Linie für mich selbst um mir ein bestimmtes Bild besser vorstellen zu können.

Kuddel

Ich halte das wie Anamalya. Meine Protagonisten sind angezogen mit Kleid, Hemd und Hose. Manchmal auch Schuhe.  ;) Ansonsten beschreibe ich Kleidung nur näher, wenn sie bedeutend ist oder außergewöhnlich. Meistens aber sind meine Kleider so normal, dass sich ein erwähnen nicht lohnt. Wenn du natürlich aufgrund der Kleidung Erkennungsmerkmale gestalten möchtest, müsstest du sie genauer beschreiben. Solche Unterschiede, wie afrikanischer, asiatischer und nordischer Kleidungsstil es bieten wären dabei natürlich ideal.

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Sprotte

Ja, bitte! Finger weg von allzu detaillierter Kleidungsbeschreibung bei jeder auftauchenden Nebenfigur.
Bei Maynard habe ich es leicht. Ich schreibe Great Kilt und fertig.
Aber im Fantasybereich wird es schon schwerer, wenn man etwas Besonderes beschreiben möchte. Aber kurz und knackig sollte da wirklich die Devise sein. Ausufernde Kleidungsbeschreibungen überlese ich sehr gerne, weil sie mich nerven.

Smaragd

Murphy! Dich hab ich ja schon lang nicht mehr im Forum gesehen :knuddel:

Ausführliche Beschreibungen der Kleidung schreibe ich selbst auch gar nciht, auch wenn ich bei einigen Charakteren irgendwo in ihrer bio auch ihre typische Kleidung stehen habe, nur damit ich mir das selbst vorstellen kann. Aber wenn ich unterschiedliche Kulturen habe und dann auch noch wohlhabende Charaktere, dann finde ich es schon passend, ingesamt auch unterschiedliche Stile zu verwenden, auch wenn das nicht in aller Ausführlichkeit erläutert wird. Das gehört für mich zu den hübschen kleinen Details im Halbsatz (es sei denn, jemand zieht was Besonderes an, um andere zu beeindrucken, dann komme ich um eine kurze Beschreibung nicht herum).

Und für Inspiration bediene ich mich tatsächlich an der Kleidung irdischer Kulturen, die dann abgewandelt wird, Kuddel. Asiatische ist bereits vertreten ;) Dummerweise kenne ich mich damit nicht wirklich aus...

Lucien

Uh, die Kleidung! Ich habe ein Volk kreiert, dessen Kultur sich zu einem nicht unbedeutenden Anteil im unverwechselbaren Kleidungsstil niederschlägt.
Ich habe den großen Fehler gemacht, die entworfenen Kleidungsstücke ganz genau zu beschreiben. Ganz davon abgesehen, dass ich mich mit Modebegriffen kaum auskenne und mir so bald die Worte fehlten, war es einfach eine Katastrophe. Ich halte mich jetzt nur noch an großbe Beschreibungen, wenn die Kleidung überhaupt beschrieben wird.

Inspirieren lasse ich mich meist durch das mittelalterliche Europa, zurzeit aber auch durch diverse Wüstenvölker.

Yesai

Hm, ich beschreibe die Kleidung meiner Figuren eigentlich nur, wenn es sich gerade anbietet, wenn beispielsweise jemand stürzt und so ein Riss in der Hose entsteht o.ä.

Die letzte Rasse die ich erfunden habe kam völlig ohne Kleidung aus (wobei bei dieser Rasse die Fortpflanzung auch völlig anders funktioniert)  ;D

Ich glaube es kümmern sich viele Leute zu wenig um die Beschreibung der Kleidung, dass sollte sich eigentlich ändern, die Kleidung kann sehr viel über jemanden aussagen. Wenn ich mich ans Überarbeiten mache werde ich das auf jeden Fall berücksichtigen.

Menace

Also ich denke das ein bestimmter Kleidungsstil von vielerlei abhängig ist:

Wenn du zum Beispiel ein bestimmtes Licht auf ein Volk oder eine Person werfen willst, kann man das sehr gut mit der Kleidung beim Auftreten einer Person machen. Stell dir Visuell einen stinknormalen Ork vor. Seine Erscheinung ist brutal und bösartig geprägt. Wenn du dann anfängst seine Kleidung zu beschreiben, beispielsweise trägt er als Ohring einen großen Zahn, sein Umhang ist aus verfilztem und lausbehangenen Ziegenfell.... usw, zeigst du dem Leser über die Kleidung schon Signale, was diese Person ausdrückt.

Man kann aber nicht bloß eine Person über seine Kleidung einleiten, sondern auch seinen Stand bezeichnen. So trägt ein König einen pompösen azurblauen Mantel mit Glöckchen bestickt, der General einer Armee einen Brustpanzer mit Goldverziertem Wappen, ein Fischzüchter verfärbte Hosen und faltige, befleckte Hemden.

Ich finde Kleidung kann ein wichtiger Bestandteil sein, in meinem Roman wechselt zB unsere moderne Kleidung mit dem Eintritt in eine andere Welt synchron zu einem angepassten Kleidungsstil.

Moni

Kleidungsstile sind ungemein wichtig für mich, da sie auch immer kulturelle und/oder gesellschaftliche Zusammengehörigkeit transportieren.
Allerdings unterscheide ich zwischen dem, was ich persönlich über die Kleidung weiß (also alles) und dem, was der Leser serviert bekommt.
Ich vermeide haarkleine Beschreibungen, da erinnere ich mich an eher erheiternde Negativbeispiele in Büchern, und erwähne Kleidung nur, wenn sie von der Alltagsnorm abweicht.
Aber als Autor sollte man sich schon im Klaren über Kleidung und die diversen Stile sein.

Sobald ich den kuturellen Hintergrund kenne, suche ich mir einen existierenden Kleidungsstil, der in etwa dem entspricht, was ich mir in groben Zügen überlegt habe.

Z.b. habe ich in meiner eher klassischen Fantasy Flüsternde Steine ein Volk, dessen Kleidung an germanische Tracht des 1.Jhdts n.Chr. angelehnt ist, ein anderes, kulturell weiterentwickeltes in der gleichen Welt angesiedeltes Volk entspricht mehr dem italienischen Frühmittelalter (Schwerpunkt Norditalien).
Bei den Schattenhütern gibt es zahlreiche verschieden Völker und alle haben individuelle Kleidungsstile, angepasst vor allem an die klimatischen Besonderheiten.
Kleidung ist also mehreren Aspekten unterworfen:  Klima, Kultur und praktischer Gebrauch.

Wenn man sich über diese Dinge klar ist, kann man eigentlich relativ problemlos einen gut durchdachten Kleidungsstil entwerfen, der glaubwürdig ist und sich in die Welt einfügt.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lexa

Ich benutzte die verschiedenen Kleidungsstiele auch gerne, um Unterschiede zwischen den Figuren herauszustreichen.
Zum Beispiel trägt bei mir eine Frau, die fremd im Land ist, immer noch die Kleidung ihres Herkunftslandes, obwohl es dort viel kälter ist als im Aufenthaltsland. Mit der Zeit wird sie sich dann aber Kleidungstechnisch ihrer Umgebung anpassen ;)
Das erwähne ich dann wohl auch in ein paar Nebensätzen, aber sonst lasse ich genaue Kleidungsbeschreibungen außen vor.

Ein Positivbeispiel für eine ausufernde (ca. eine Seite) Kleidungsbeschreibung gibt es in "Quicksilver" von Neal Stephenson. (Ist zwar Historisch und nicht Fantasy).
Dadurch, dass die Kleidung die Figur charakterisiert und die Beschreibung auch durchaus witzig ist, kann man die Länge aber verschmerzen.