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Mittelalter oder Fantasy?

Begonnen von Arielen, 15. Mai 2006, 09:59:29

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Arielen

Zitat von: Manja_Bindig am 22. Mai 2006, 21:50:07
Tja... und ideale Gesellschaften werden irgendwann hochmütig, weil es ihnen zu gut geht... und prompt wurden sie von "höheren Mächten" bestraft.
Siehe Vineta und Atlantis. (ich gehehier vom mythologischen aus, nciht von den Fakten.)

Das habe ich dann immer das Gefühl, daß das der diffamierende Neid der nicht ganz so idealen Gesellschaften ist.

Ich denke mal, in der Jungsteinzeit als sich die ersten Stadtkulturen entwickelten konnten diese auch länger in Frieden existieren, weil einfach noch nichzt so viele Menschen da waren, die sich um das Land stritten. Das sieht man ja auch an den späteren Hochkulturen. Je isolierter eine Zivilisation lebte, desto länger konnte sie existieren.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Aneirin

Hallo,

nach einiger Abwesenheit schaue ich mal wieder rein und sehe hier gleich so ein interessantes Thema  ;)

Für Fantasy recherchiere ich ausgibig die kleinen Dinge des Alltags in der Regel aus vormittelalterlichen Epochen. Gerade wie mit den Kleinigkeiten umgegangen wird, stört mich in vielen Texten. Da wird ein Lagerfeuer gemacht, als hätten die Leute ein Zippo in der Tasche, sie bentutzen Papier und Tinte, als wäre der Schreibwarenladen nebenan, zerreißen ihre Kleider und ziehen neue an, als hätten sie Kleiderschränke heutigen Ausmaßes. Der Umgang mit Pferden ist in der Regel so unrealistisch, da habe ich es schon aufgegeben, mich aufzuregen.

Für mich bringen gerade die kleinen Dinge eine liebevolle Komponente in den Text und schaffen eine stimmige Welt. Wenn Tinte und Pergement mühsam mit der Hand hergestellt werden müssen, dann gefällt es mir gut, wenn der Text das für den Umgang mit Tinte und Pergament auch deutlich macht.

Im Moment schreibe ich gerade History und nicht Fantasy und da habe ich noch viel mehr recherchiert. In der Bücherei werde ich schon komisch angeschaut, weil ich seit einem halben Jahr und länger die gleichen Bücher immer wieder ausleihe.

Grüße
Aneirin

Arielen

Ich habe auch gemerkt, daß es gerade das aus macht - die aus der Geschichte genommenen Details machen die Erzählung plastischer und lebendiger. Und der Vorteil ist, daß man das Recherchierte für sich hinbiegen kann.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Termoniaelfe

Ja und gerade weil eben fast überall aufeinander eingeprügelt wird, soll dass in Termonia nicht der Fall sein. Gekämpft wird zwar auch, aber nur gegen das Böse, den Eindringling, der alles verändern will. Termonia ist eine eigenständige Welt, die man mit keinem Zeitalter vergleichen kann. Vielleicht sollte ich einen neuen Begriff erfinden, für das, was Termonia ist.

LG
Termi

Manja_Bindig

Hm... termionisch.
Das ist deine Welt.
Termionisch.

Arielen

Zitat von: Termoniaelfe am 27. Mai 2006, 15:12:43
Ja und gerade weil eben fast überall aufeinander eingeprügelt wird, soll dass in Termonia nicht der Fall sein. Gekämpft wird zwar auch, aber nur gegen das Böse, den Eindringling, der alles verändern will. Termonia ist eine eigenständige Welt, die man mit keinem Zeitalter vergleichen kann. Vielleicht sollte ich einen neuen Begriff erfinden, für das, was Termonia ist.

Utopia? Die ideale Gesellschaft? Shangri-La, das verborgene Tal des Friedens?

Wie gesagt, daß ist es was Fantasy vom Mittelalter unterscheidet. Du kannst, darfst und sollst ideale Gesellschaften erschaffen!
Alles liegt im Auge des Betrachters

Termoniaelfe

Zitatdas verborgene Tal des Friedens?

Das gefällt mir richtig gut. Danke. :D

ZitatHm... termionisch.
Das ist deine Welt.
Termionisch.
Ja das find ich auch klasse.

Manja_Bindig

So... und den Begriff musst du dir jetzt patentieren lassen. :rofl:

Termoniaelfe


Astrid

Man muß sich auch nicht mit den Hygieneverhältnissen des irdischen Mittelalters abfinden. Die sind zum Großteil aus dem Abscheu der Kirche vor dem menschlichen Körper entstanden - nicht angucken, Bedürfnisse ignorieren, auf keinen Fall anfassen! Und Wasser war schon völlig des Teufels. Kein Wunder, daß alle zehn Minuten irgendwo Pest und Cholera ausbrachen.

Ich hab mir da die vernünftige Antike zum Vorbild genommen und habe Badehäuser eingeführt. Und die kranke, perverse Einstellung der Kirche zum Körper gibt es bei mir nicht.

Manja_Bindig

Was sehr klug ist - allerdings gab es im Mittelalter ebenfalls Badehäuser - und bessere Haushalte hatten ihre Bäder.
Bauern und Handwerker badeten einmal die Woche bei jedem Wetter...

dieses "Ich bade nciht!" kam erst im Barock, als man dachte, Wasser wäre ein Krankheitsüberträger(und damit des Teufels).Was dann diese wunderbaren Schminkerein zur Folge hatte... das Hochmittelalter an sich war, was Toiletten und dergleichen betrifft, zwar genauso ekelhaft(wie war das noch mit den Nachttöpfen, die man auf die Straße entleert hat?) aber immerhin haben sie gebadet.

Riesar

Ich mag es, wenn einige Fakten des Mittelalters mit der Fantasy gemixt werden ... ein schöner Cocktail also.  :D

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Film 'Dragonheart'.
Ein Drache schenkt einem niederträchtigen Prinzen die Hälfte seines Herzens, um ihm somit das Leben zu retten und seinen Charakter zu bessern. Die Grausamkeit des Prinzen zeigt sich später dennoch von ihrer 'schönsten' Seite...

Ein wirklich empfehlenswerter Film, der die damaligen Verhältnisse des Mittelalters, trotz Fantasy, würdig präsentiert.  :jau:

Manja_Bindig

Vor allem, da er in England angesiedelt ist... also zumindest die Lebensverhältnisse der Bauern waren sehr gut geschildert...
(und ich lache heute noch über diese Stelle: "Bruder Gilbert, ihr seid ein Naturtalent!")

Arielen

Zitat von: Manja_Bindig am 30. Mai 2006, 12:37:18
Was sehr klug ist - allerdings gab es im Mittelalter ebenfalls Badehäuser - und bessere Haushalte hatten ihre Bäder. Bauern und Handwerker badeten einmal die Woche bei jedem Wetter...
dieses "Ich bade nciht!" kam erst im Barock, als man dachte, Wasser wäre ein Krankheitsüberträger(und damit des Teufels).Was dann diese wunderbaren Schminkerein zur Folge hatte... das Hochmittelalter an sich war, was Toiletten und dergleichen betrifft, zwar genauso ekelhaft(wie war das noch mit den Nachttöpfen, die man auf die Straße entleert hat?) aber immerhin haben sie gebadet.

Genau - und das sind eigentlich auch die Sachen die immer unter den ganzen Klischees untergehen. Vieles was wir dem dunklen Mittelalter zurechnen sinbd eigentlich Gewohnheiten aus der Neuzeit. Auch die Hexenverbrennung.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

Stimmt - im Mittelalter wurden Hexen enthauptet. Oder gehenkt. Also nix besonderes.

Groß wurde das mit der Hexenjagd aber wirklich erst in der Neuzeit(ich sage nur "Hexenhammer"). Und auch da waren es nicht - wie man denkt - die Untere Scicht, die betroffen war. Die war zu arm, da war nix zu holen. Aber an den Adel durfte man ja auch nciht ran... blieb das höhere und eventuell das niedere Bürgertum. :)