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Genrewechsel - Auszeit vom Phantastischen?

Begonnen von Arne, 06. November 2013, 22:03:04

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Cailyn

Hallo Fianna
Ja, jetzt wo du es erklärst kommt es mir auch wieder in den Sinn. Das hast du nämlich in einem anderen Thread auch mal beschrieben. Interessant, deine Vorgehensweise. Scheint mit äusserst effizient. Ich muss zugeben, davon könnte ich mir eine Scheibe abschneiden. Ich bin im ersten Schreibdurchlauf immer sehr ungenau - da entsteht also gar rein nix - und ich bediene mich nur von dem, was ich vor dem Beginn des Buches erdacht habe. Das hat dann zur Folge, dass ich im Nachhinein vieles noch einbauen muss und teilweise vor Rätsel gestellt werde, die mir Kopfzerbrechen bereiten.

Fianna

Ich hatte zudem wiederholt Probleme, dass die Welt - wie sie logisch sich ergeben würde - und die Andeutungen, die durch den Schreibprozess kamen, sich widersprachen.

Ich webe gerne Details der Kultur in den Plot oder die Biographie der Figuren, alle Figuren sind ja auch Produkte ihrer Welt und Gesellschaft - für mich funktioniert das also nur simultan.

HauntingWitch

Wow, der Thread ist schon drei Jahre alt... Ich grabe ihn jetzt aus, weil ich das Problem wieder habe. Hatte ich ja schon einmal, aber da hat es sich wieder gelegt. Dieses Mal beschleicht mich das Gefühl, dass ich vielleicht gar kein Fantasyautor bin. Ehrlich, jetzt. Es hängt mit der Überarbeitung von dem einen Projekt zusammen, das jetzt ungefähr zum dritten Mal auf Eis liegt, weil ich nicht mehr mag. Aber die zwei Protas lassen mich nicht in Ruhe. Und immer wieder habe ich solche Szenen im Kopf, die in der Realität spielen und in denen sie gewöhnliche Menschen sind. Das habe ich aber schon, seit ich angefangen habe.

Gleichzeitig arbeite ich ja nun an einem neuen realistischen Projekt und das geht mir so gut von der Hand, dass ich dafür das andere neue Fantasyprojekt links liegen lasse. Ich habe einfach mehr Lust auf das Realistische. Und immer, wenn ich am anderen Arbeiten möchte, habe ich das Gefühl, ich müsse mich zwingen. Vielleicht ist es so, vielleicht bin ich einfach kein Fantasyautor, sondern so einer, der nur Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen ohne Plot schreiben kann (was ich nie sein wollte). Ich weiss, dass das jetzt von mir total absurd klingt, weil ich ja gerade einen Fantasyroman beendet habe, aber das war auch so ein Krampf. Dabei liebe ich Fantasy, ich lese nach wie vor unheimlich gerne Fantasy, ja eigentlich fast nur. Aber ich glaube langsam, dass ich es überhaupt nicht schreiben kann.

*So, Jammermodus aus*

Fynja

Witch.  :knuddel: Der erste Gedanke, der mir gekommen ist beim Lesen deines Posts lautet: Verdammt, genau so geht es mir gerade auch. Mein bisher einziger realistischer Roman ist mir so viel leichter gefallen als alles andere und gefällt mir so viel besser, und gerade scheitere ich schon am Überarbeiten meiner Fantasy-Dystopie und am Plotten des zweiten Teils (obwohl die Lust darauf da ist), während mir der Plot eines weiteren realistischen Jugendbuchs hingegen leichter von Hand geht. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, der Fantasy so lange "fremdzugehen", aber vielleicht ist das die Erklärung für alles: Ich bin einfach kein Fantasy-Schreiber.

Wie gesagt, das war der erste Gedanke, aber mein zweiter Gedanke gibt dieser Schlussfolgerung und auch deinem Eindruck Unrecht. ;D Das klingt nämlich viel eher so, als sei Fantasy für uns (oder vielleicht generell?) vielleicht schwerer zu schreiben, aber das bedeutet noch längst nicht, dass man es nicht kann! Immerhin hast du es getan, du hast den Roman beendet, und er ist sicher mindestens so gut geworden wie das realistische, auch, wenn der Weg dorthin länger und holperiger war. Vielleicht ist Fantasy an sich einfach eine größere Herausforderung, vielleicht liegt es aber auch gar nicht an dem Unterschied zwischen Fantasy und Nicht-Fantasy, sondern an Eigenschaften des Projekts selbst. Vielleicht schreibst du zum Beispiel einfach lieber charakterfokussiert als plotfokussiert? Oder es fällt eineme erst mal allgemein leichter, etwas Neues auszuprobieren, manchmal will man vielleicht einfach Abwechslung, und wenn du jetzt nur noch Realistisches schreiben würdest, wäre irgendwann Fantasy diese willkommene Abwechslung.

So oder so - Ist es schlimm, dass dir gerade etwas anderes leichter fällt? Du schreibst, dass du "einfach mehr Lust" auf das Realistische hast, und das ist doch toll. Solange es Projekte gibt, auf die du Lust hast, solltest du sie ohne schlechtes Gewissen schreiben, das Genre ist letztendlich doch nur Nebensache.  :knuddel:

Waldhex

@Witch: Dass Du kein Fantasy-Autor bist würde ich nicht unterschreiben. Ich lese gerade Deine Fährmänner und das Buch ist wirklich spannend.
Wenn Du aber im Moment gerade mehr Lust auf etwas realistisches hast, dann schreib das doch. Wer sagt, dass sich ein Autor in eine bestimmte Schublade zwängen lassen muss? Vielleicht hast Du nach ein oder zwei realistischen Romanen dann auch wieder Lust auf Fantasy. Das würde ich einfach auf mich zukommen lassen und bis dahin das machen, was mir gerade Spaß macht.

Alana

#35
Ich glaube weder, dass du kein Fantasyautor bist, noch, dass du nicht schreiben kannst.  :knuddel: Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass ich im Gegensatz zu meinen anderen Büchern mit meinen Fantasybüchern immer schrecklich kämpfe? Die machen es mir nie leicht und ich komme bei jedem an den Punkt, wo ich verzweifle und alles am liebsten hinschmeißen würde. Ich glaube, dass es dir so geht, zeigt nur, wie viel dir das Projekt bedeutet.  :knuddel: Ich schreibe ja auch drei Genres und ich könnte es auch nicht anders. Könnte es sein, dass dir einfach die Abwechslung gut tut? Ich brauche das definitiv, um mich in einem Genre nicht auszubluten und kreativ zu bleiben. Ich nenne es schriftstellerische Dreifelderwirtschaft. ;D Ich würde an deiner Stelle jetzt einfach das realistische Projekt genießen, wenn es gerade gut läuft, und ich bin sicher, irgendwann überkommt dich die Lust, wieder an dem anderen zu arbeiten und irgendwann wirst du es fertig stellen. Vielleicht gibt die Abwechslung dir einfach die Kraft dafür.
Alhambrana

FeeamPC

Lol! Wer sagt, dass Fantasy-Autoren nur Fantasy schreiben dürfen? Ich habe auch schon mindestens drei andere Genres zwischendrin probiert. Das ist vollkommen normal. Und wenn dir derzeit etwas anderes mehr Spaß macht, schreib es!

HauntingWitch

Zitat von: Fynja am 17. September 2016, 12:23:39
Das klingt nämlich viel eher so, als sei Fantasy für uns (oder vielleicht generell?) vielleicht schwerer zu schreiben, aber das bedeutet noch längst nicht, dass man es nicht kann! Immerhin hast du es getan, du hast den Roman beendet, und er ist sicher mindestens so gut geworden wie das realistische, auch, wenn der Weg dorthin länger und holperiger war.

Ja, vielleicht. Naja, im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass er gleich gut ist wie das realistische, aber vielleicht hast du Recht und es ist wirklich nur die eigene Wahrnehmung. Was daran schlimm ist? Was heisst schlimm, es bedrückt mich einfach ein wenig. Ich liebe Fantasy, ich hätte dann quasi ein schlechtes Gewissen gegenüber der Fantasy, auch wenn sich das verrückt anhört. Ansonsten ist es nicht schlimm, es ist einfach nur, dass ich mich bisher immer als Fantasyautorin gesehen habe, aber mir wurde schon früher gesagt, dass ich mit realistischen Sachen besser wäre und nun habe ich das Gefühl halt auch selber.

@Waldhex: Oh, danke, das freut mich. :knuddel: Es geht nicht so sehr um Schublade, mehr um das Gefühl, das ich oben gerade beschrieben habe.

@Alana: Ich bezweifle eben langsam, dass es nur das Bedürfnis nach Abwechslung ist. Ich habe zurzeit auch mehr realistische Ideen.

@all: Also, es ist nicht so, dass ich mir den Spass am Realistischen verderbe. Ich mache das wirklich gerne und ich schreibe das auch fertig, keine Frage. Es scheint halt nur gerade das andere zu verdrängen und ich habe dann auch ein schlechtes Gewissen gegenüber diesen Projekten. Das neue Fantasyprojekt, von dem ich vorher sprach, ist jetzt seit etwa einem Jahr in meinem Kopf und seitdem auch immer nur "das neue Fantasyprojekt". Das wäre an sich kein Problem, ich sage ja selbst immer, was am längsten reift, kommt am besten. Aber gerade denke ich, dass ich es vielleicht lassen und nur noch realistische Sachen schreiben sollte.

Alana

#38
Als ich das realistische für mich entdeckt habe, ging es mir am Anfang genauso, dass ich nur noch das schreiben wollte. Mittlerweile hat es sich recht gut eingependelt und die Mischung liegt mir so, wie sie jetzt ist. Aber es macht doch auch gar nichts, wenn das bei dir nicht so ist. Ich freu mich einfach gerade für dich, dass du so viel Freude an dem Stoff hast und alles andere wird sich von selbst finden. :) Ein schlechtes Gewissen gegenüber anderen Romanen hat man immer irgendwie, finde ich, das hat bei mir gar nichts mit dem Genre zu tun. Man hat halt einfach nicht genug Zeit für alles.
Alhambrana

Slenderella

Ich hab gar keine Lust, mich festlegen zu lassen o.O Richtig klassisch Fantasy ist streng genommen nur eine Buchreihe von mir, das andere ist Science Fantasy, dann Dystopie ohne fantastische Elemente und dann gehts völlig daran vorbei mit Agententhrillern, Satiren usw.
Ich hab bisher durchbekommen, dass alle unter demselben Namen laufen und bisher klappt das. Manchmal ist mir einfach nicht nach Fantasy, es erscheinen aber demnächst wieder zwei Fantasybücher - nur eben nicht klassisch mit Elfen und Zwergen.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht nächste Woche Bock auf ein Buch habe, das total anders ist. Ich schreib ja schließlich auch über Nazizombies wenn mir danach ist  :rofl:
Warum müssen sich Autoren immer definieren, wenn es die ganze Welt nicht einmal bei ihrem eigenen Geschlecht muss?
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

DoroMara

@Witch: Für mich bist du eine wunderbare Fantasy-Autorin. Aber ich bin auch ganz gespannt auf deine realistischen Texte.

Im Herzen bin ich eine Fantasy-Autorin. Aber für realistische Texte bekomme ich mehr Aufträge und habe mehr Leser. Warum nicht beides schreiben? Meine realistischen Texte haben mir immer geholfen, tiefer ins Fantasy-Genre einzudringen und umgekehrt. Ich finde es eine sehr spannende Verbindung, die sich gar nicht gegenseitig ausschliesst.
Und wenn du gerade mehr Lust auf Realistisches hast: Wart's ab. Der Fantasy kommt von hinten angeschlichen, direkt durch das Herz!

HauntingWitch

Danke, DoroMara. :knuddel:

@Slenderella: Sehe ich auch so. Es geht auch weniger darum, mich festzulegen oder an eine Sache zu binden, sondern eher um das Gefühl, dass die eine Sache vielleicht doch nicht das Richtige für mich ist. Aber ich glaube, im Moment kann ich sowieso nur abwarten und das machen, was mir Spass macht. Kommt Zeit, kommt Rat.

Leon

Fantasie ist und bleibt meine Leidenschaft. Aber zwischendurch schreibe ich auch gerne mal eine kleine Horror-, Kinder- oder eine traurige Geschichte. Krimis hab ich auch schon versucht, aber da fehlt mir einfach die Geduld. Was bei mir gar nicht liegt, ist Lustiges. Das geht mit schöner Regelmäßigkeit in die Hose. Wie dem auch sei, all die kleinen Abstecher helfen mir nicht betriebsblind zu werden, und den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Grüßle
Leon