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Marcel Reich-Ranicki ist tot

Begonnen von Ary, 18. September 2013, 19:27:41

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Ary

Vielleicht habt ihr es schon gehört:
Marcel Reich-Ranicki ist mit 93 Jahren verstorben. Man kann von ihm halten, was man will, er polarisierte, er provozierte, aber er war eine Persönlichkeit des literarischen Lebens, deren charakteristische Stimme nun schweigt.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/marcel-reich-ranicki-ist-tot-a-923068.html
Ich war selbst nie einer seiner Fans, er war mir immer zu sehr auf Krawall gebürstet und ein bisschen zu bissig, aber als er 2008 den Fernsehpreis ablehnte, habe ich gejubelt. *klick*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Alaun

#1
 :'( Ich mochte ihn. Hach, das Literarische Quartett, ich habe es geliebt, ehrlich. Und unvergessen ist die Szene, in der er den Fernsehpreis abgelehnt hat. Irgendwie war er für mich der Letzte, der die Fahne der Literatur hochgehalten hat.

Malinche

Er war einfach ein Original, ob man ihn jetzt mochte oder nicht. Aber er hinterlässt eine Lücke. Ich bin gerade bei meinen Eltern, mein Vater kam vorhin ganz betroffen in die Küche und sagte: "Wir müssen eine Minute schweigen - für die Literatur." Und dann haben wir einen Online-Nachruf mit vielen Zitaten von Reich-Ranicki gelesen und hatten auf der Stelle seine Stimme im Ohr.

Ich würde mich auch nicht als Fan bezeichnen. Aber ich habe ihn doch irgendwie geschätzt, und er hat immer irgendwie dazu gehört. Er wird fehlen.  :(
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Serafina

Mein Vater hat heute beim Abendessen auch ganz betroffen davon berichtet und uns danach seine halbe Lebensgeschichte erzählt. Ich muss ja zugeben, dass ich ihn erst seit dieser legendären Preisverleihung kenne (war davor vielleicht auch noch etwas zu jung), aber sein Tod lässt mich nun doch etwas betroffen zurück, weil er eben eine ziemliche Persönlichkeit war.

Moni

Ich habe früher immer mit Vergnügen das literarische Quartett angesehen und auch wenn ich Marcel RR nicht mochte (dafür wichen seine Meinungen und Ansichten zu Literatur zu stark von meinen ab), ich war dankbar für einen Querulanten im deutschen Literaturbetrieb, der es auch einfach mal wagte zu sagen "Dieses Buch ist schlecht!", auch wenn es von einem renommierten Autor stammte. (Ich meine, dass war damals seine Äußerung zu "Ein weites Feld" von Grass  8) ).
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Nycra

Ich mochte ihn auch nicht und war nur einmal seiner Meinung und zwar, als er "Feuchtgebiete" in der Luft zerrissen hat. Trotzdem ist mit ihm eine Ikone der Literatur gegangen und es wird schwerlich wieder jemanden geben, der so ernsthaft und offen seine Meinung vertritt, selbst wenn man dadurch selbst in die Kritik gerät.

Ich habe mal einen Bericht über sein Leben gesehen und hoffe, dass er jetzt seinen Frieden gefunden hat, nach allem, was er durchmachen musste.

Jarek

Ich kannte ihn lange Zeit hauptsächlich durch seine wöchentliche Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dort habe ich seine ehrliche Meinung immer geschätzt und allgemein die unprätentiöse Art, mit der er über Literatur geschrieben hat.
Ich werde seine Stimme vermissen.

Moni

Die Süddeutsche Zeitung hat ein sehr schönes Alphabet mit den besten Sprüchen von MRR zusammengestellt: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/40703/1/1

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Simara

Er war wirklich ein großer Mann der Literaturszene und auch wenn ich nicht oft mit ihm übereinstimme und ich als Autor ganz schön bammel bekommen hätte, wenn ich wüsste, dass er mein Buch liest, so hatte ich doch eine ganze Menge Respekt für ihn. Welcher Kritiker setzt sich sonst mit so viel Feuer für seine Arbeit ein?

Amber

Zitat von: Simara am 22. September 2013, 08:28:25
Er war wirklich ein großer Mann der Literaturszene und auch wenn ich nicht oft mit ihm übereinstimme und ich als Autor ganz schön bammel bekommen hätte, wenn ich wüsste, dass er mein Buch liest, so hatte ich doch eine ganze Menge Respekt für ihn. Welcher Kritiker setzt sich sonst mit so viel Feuer für seine Arbeit ein?

Das ist leider wahr ... ich könnte mir vorstellen, dass Literatur dadurch noch weit an Stellenwert in der öffentlichen Wahrnehmung verliert, wenn es nun einen prominenten Kritiker weniger gibt. Andererseits: Reich-Ranicki war, wenn ich mich recht erinnere, gerade Phantastik gegenüber immer eher negativ eingestellt. Zumindest hat er Michael Ende total abgelehnt bzw. ignoriert ... was diesen dann ja dazu brachte, ihn im Wunschpunsch als "Büchernörgele" zu verewigen. Ach ja ... /rant ende

Kamen

Ich durfte ihn im Rahmen einer Uni-Exkursion und durch den Kontakt meines Dozenten kennenlernen. Der kleine Mann von Wuchs war wirklich ein Großer. Als Mensch war er große klasse. Vor allem in der Förderung von Jugend und Bildung. Vieles wusste ich nicht, aber ich bin stolz darauf, ihn kennengelernt zu haben.

Manchmal habe ich nicht verstanden, warum er sagte, was und wie er es sagte, aber er hat immer hinter seiner Aussage gestanden. Selbst, als er seinem engen Freund G. Grass sagte, dass sein Buch schlecht sei.
Die Freundschaft haben sie zum Glück wieder erneuern können.

Ich besitze diesen Quietsche-Nörgele von MRR. Das ist von Loriot gezeichnet worden und sollte eigentlich eine Buchstütze werden. Aber als Quietsche-Ente-Ersatz wars dann doch lustiger.

Mit ihm ging wirklich ein Teil Literatur.
Das Eiserne Buch erinnert an damals, als die Welt brannte, selbst hier tief im Meer...

Maja

Kamen, ich unterschreib das alles. Aber das Gummi-Büchernörgli ist nicht von Loriot gezeichnet, sondern Gerd Bauer. Ich hab das nämlich jahrelang verkauft, und dann immer die Frage "Ach, ist das von Loriot?" - "Nein, trotz der Knollennase". ;D
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kamen

Aah! Wieder was gelernt!
Hab das Ding schon so lange, dass ich mir das scheinbar irgendwann eingebildet habe. Danke fürs Korrigieren!
Das Eiserne Buch erinnert an damals, als die Welt brannte, selbst hier tief im Meer...