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Amazons Kindle Unlimited

Begonnen von Kaeptn, 19. Juli 2014, 11:06:39

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Kaeptn

Hallo,

für alle, die es noch nicht gehört haben: Amazon weitet seine Leihbibliothek in den USA mit "Kindle Unlimited" aus. Es kostet 9,99 $ im Monat, man muss kein Prime-Kunde mehr sein, darf bis zu 10 eBooks gleichzeitig ausleihen und muss nicht mehr zwangsweise einen Kindle dafür nutzen. Bis auf die Big 5 sind die wesentliche Verlage wohl mit an Bord, 60.000 Titel sollen verfügbar sein, auch deutschsprachige. Wann das ganze nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt.

Siehe:
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2014/07/18/jetzt-steigt-amazon-gross-ins-abo-geschaeft-ein.htm

Im Grunde also eine Leihbücherei - eine recht teure, wenn man mich fragt. Aber das wird den Amazon-Jüngern herzlich egal sein, sie werden das Angebot jubelnd annehmen, auch wenn die Stadtbibliothek vor Ort ein günstigeres Angebot offeriert.

Ich frage mich allerdings, was das ganze für Self-Publisher bedeutet. Wie die Selfpublisherbibel ausführt (wann haben die eigentlich diese grauenhafte Kachel-Startseite eingefügt?) bekommt man wie bisher Geld aus einem Fonds für jeden Leihvorgang. Wieviel, wird maßgeblich vom Verhältnis Fondsgröße zu Leihvorgängen abhängen.
http://www.selfpublisherbibel.de/erster-test-was-bringt-amazonse-book-flatrate-kindle-unlimited-fuer-leser-und-autoren/

Darüber hinaus gibt es wohl erst Geld, wenn 10% gelesen wurden, wobei das System wohl nicht ganz fehlerfrei funktioniert
http://www.selfpublisherbibel.de/kindle-unlimited-wie-das-amazon-system-sich-bei-der-abrechnung-der-kaeufe-irrt/

Vor allem aber wird das System - vorausgesetzt es setzt sich durch - bisherige Marketing-Mechanismen außer Kraft setzen. Kostenlos- oder Preisaktionen helfen natürlich wenig, wenn der Kunde das Buch so oder so umsonst leihen kann. Wie macht man dann als SelfPublisher (oder auch Kleinverleger) noch auf sein Buch aufmerksam?

Wie seht ihr die Sache?

Christopher

Die erste Frage die sich mir gestellt hatte war:
Wie viel kriegt der Autor/Verlag denn pro Verleihung? Als da im ersten Artikel was von "Verkaufspreis abüzglich Händlerrabatt" stand war ich recht zufrieden. Bis ich auf die Stelle stieß: "In Deutschland 20% des Verkaufspreises" bitte? Das ist ja wohl ein schlechter Scherz! Der Kunde bekommt die volle Leistung, der Autor/Verlag aber nur 20%? Was soll denn das?
Be brave, dont tryhard.

FeeamPC

Das bedeutet im Klartext, dass Self-Publisher und Kleinverlage sowie Autoren allgemein noch mehr Markting über sozial websites und Rezensions-Blogs machen müssen, damit also noch mehr Zeit und Energie draufgeht, und dass wir noch weniger dafür bekommen.

Amazon nutzt seine marktbeherrschende Position, um es sich richtig gemütlich nach eigenen Vorstellungen einzurichten. Und solange der Leser das Gefühl hat, dass diese Einrichtung auch ihm nützt, ist ihm vermutlich vollkommen schnuppe, was das für den Rest der Welt bedeutet.

Also: Daumen hoch für Amazon als Firma, Daumen runter für Amazon als Geschäftspartner.
(Wobei ich zugebe, dass ich nicht nach belastbaren Zahlen, sondern nach Bauchgefühl urteile).

Aphelion

Allgemein habe ich keine feste Meinung zu diesem System. Ich sehe Vor- und Nachteile.

@Christopher:

Wie viel bekommt ein Autor für eine "normale" Bibliotheksausleihe? Ich weiß es nicht, aber ich würde schätzen, dass es deutlich weniger als 20% des Verkaufspreises ist.

Der Leser bekommt *nicht* die volle Leistung - wie bei anderen Ausleihen von Büchern auch. Auch ein physisches Buch kann man theoretisch kopieren... Aber wozu, wenn man es sich nochmal ausleihen kann und das weniger Aufwand ohne Zusatzkosten bedeutet?

FeeamPC

Bei normaler Ausleihe bekommt der Autor oft mehr als die 70%, die er mit KDP bekäme.

Kaeptn

Ich glaube Aphelion meinte die normale Stadtbibliothek - und da gibt es in der Tat nur die VGWort-Ausschüttung (und ok, 1x die Anschaffung der Bib), keine Ahnung wieviel das je Leihe dann wirklich ist.

@FeeamPC:
Rezensionen (sofern sie nicht von einem bekannten Magazin kommen, das man auch zitieren kann) und das ganze FB-Gedöhns bringen meiner Meinung nach so gut wie gar nichts - verglichen mit einer Preissenkung/Kostenlos-Aktion ist der Effekt nahe 0. Wichtig sind natürlich gute Rezensionen bei den Anbietern selbst.

Aphelion

Zitat von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 16:15:30
Ich glaube Aphelion meinte die normale Stadtbibliothek - und da gibt es in der Tat nur die VGWort-Ausschüttung (und ok, 1x die Anschaffung der Bib), keine Ahnung wieviel das je Leihe dann wirklich ist.
Ja.

Denn wenn man schon vergleicht, dann bitte mit der relevanten Bezugsgröße, nicht mit einer Wunschgröße.

FeeamPC

Okay, missverstanden, ich habe die Ausleihe auf Kindle und Amazon bezogen. Da passiert es tatsächlich, dass Autoren für eine Ausleihe mehr Geld bekommen, als wenn das Buch gekauft wird. Bislang jedenfalls. Wie das mit der neuen Flatrate aussieht, bleibt abzuwarten.

Judith

Zitat von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 11:06:39
Im Grunde also eine Leihbücherei - eine recht teure, wenn man mich fragt. Aber das wird den Amazon-Jüngern herzlich egal sein, sie werden das Angebot jubelnd annehmen, auch wenn die Stadtbibliothek vor Ort ein günstigeres Angebot offeriert.
Ich bin ja ein großer Fan der Bibliotheks-Onleihe, aber ich kenne viele, für die die Onleihe aufgrund der oft langen Wartezeiten nicht in Frage kommen. Manche Leser wollen einfach jetzt sofort ein bestimmtes Buch lesen und das geht mit der Onleihe nun mal nicht. Für diese ist wohl das Amazon-Angebot tatsächlich besser geeignet, auch wenn es teurer ist. Schließlich gibt es auch viele, die Skoobe nutzen (ähnliches Preis-Leistungs-Verhältnis).

Maja

Ich habe gerade festgestellt, dass mein Puppenzimmer auch über Kindle unlimited verfügbar ist und keine Ahnung, wie mir das vergütet werden soll - vor allem, was mit denjenigen ist, die das Angebot einen Probemonat lang kostenlos nutzen: Geht das auf Kosten von Amazon, oder auf die der Autoren/Verlage?

Ich bin ein Fan von Bibliotheken und habe kein Problem damit, dass Leser meine Bücher dort kostenlos bekommen (Probleme habe ich nur damit, dass die VG Wort mich als Ebook-Autorin nicht anerkennt und mir dementsprechend auch keine Vergütung zahlt). Aber bei Angeboten wie dem von Amazon, bei dem Leser monatlich Geld zahlen müssen, um leihen zu können, möchte ich mein Stück vom Kuchen abhaben.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Carolina

@Maja: Selfpublisher bekommen Geld aus einem monatlichen Topf, der schon für die Prime-Ausleihe angelegt wurde. Das ausgeschüttete Geld liegt meist bei 1,50 Euro, schwankt von 1,30 bis 1,80.
In meinem Fall ist die Ausleihe (KDP Select Programm) ein nicht unerheblicher Anteil der monatlichen Tantiemen, auch schon vor Kindle Unlimited. Die Ausleihe zählt ins Ranking dazu, aber nicht zur Popularität ("Kunden kauften auch").

Soweit ich gelesen habe, bekommen die Verlage ausgehandelte Beträge, sobald ein Kunde 10% oder mehr des Buches liest. Wie viel das genau ist, und wie hoch dein Anteil daran ist (vermutlich prozentual wie beim E-Book-Kauf), musst du bei deinem Verlag nachfragen. Die Antwort würde mich übrigens sehr interessieren!

Amazon will seine Position verbessern und Geld verdienen. Für mich als Selfpublisher ist das Programm von Vorteil, wobei es natürlich noch besser wäre, wenn KDP Select, das ich anwählen muss, um als Selfpublisher teilnehmen zu können, nicht an Exklusivität geknüpft wäre. Aber die anderen Shops sind eh uninteressant, da sie nichts für Selfpublisher machen, sie sogar gezielt im Shop verstecken und Distributoren einen Teil der Marge abzwacken.

chaosqueen

Ich stolpere mal verspätet hier herein.

Maja ist keine Selfpublisherin, insofern passt Deine Antwort hier nicht ganz, Carolina. Insgesamt ist sie aber schon informativ.
Die Frage, wie der Verleih über Kindle Unlimited vergütet wird, vor allem, wenn Bücher im kostenlosen Probemonat geliehen werden, finde ich sehr interessant, auch wenn es mich bisher (und sicher noch eine ganze Weile) nicht betrifft. Wie ich Amazon einschätze, geht es eher zu Lasten von Verlag / Autor, sofern der Verlag nicht groß genug ist, um dagegen anzugehen.

Maja, ich bin da ganz bei Dir! Wenn Amazon Kohle damit scheffelt, dass der Kunde eine Art "Buch-Abo" abschließt, dann sollten auch die Autoren am Gewinn beteiligt werden.

Maja

#12
Nein, ich bin sicher keine Selfpublisherin ... ;) Und 1,50 bekomme ich nicht mal für ein verkauftes Exemplar - oder ist das ein monatlicher Fixbetrag?

In der Zwischenzeit kam dazu eine Rundmail von meiner Verlegerin an Autoren und Agenten, warum sie das Flatrate-Prinzip ganz toll finden, dass sie Amazon nicht boykottieren wollen, sondern sich freuen, Teil dieser zukunftsweisenden Entwicklung zu sein, der man sich nicht verweigern darf - und leider nichts darüber, wie das vergütet werden soll. Möff. Dieser Absatz hier ist aber sehr interessant:
ZitatAmazon wird das Bestsellerranking zusammenlegen – was bedeutet, dass die Verleihzahlen genauso gewertet werden wie die Verkaufszahlen und unsere Bücher dadurch eine größere Chance bekommen, als Topseller sichtbar zu werden. In Amerika hat dieses Prozedere bereits zu einer deutlichen Veränderung der Amazon-Bestsellerliste geführt und größere Aufmerksamkeit auf reine eBook-Verlagsmodelle gelenkt. Im Moment sehen wir schon die Entwicklung, das unsere eBooks von Debütautoren bei Buchhandelsplattformen wie Thalia, Kobo, eBook.de und Google play ganz selbstverständlich neben Stephen King und Co. stehen. Dies wird sich nun auch bei Amazon fortsetzen.
Trotzdem, begeistert bin ich von dieser Entwicklung nicht. Wer eine Leseflatrate will, soll sich an eine Bibliothek wenden. Dafür sind die da. Und ich will nicht, dass Amazon nach Buchhandlungen und Verlagen jetzt auch das Bibliothekswesen kaputt macht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Janika

Ich habe eine Mail von meinem Verleger bekommen, dass sie total stolz verkünden können, in das Programm eingestiegen zu sein. Das war schon zu Eröffnung des Threads hier, ich hatte es aber irgendwie aus den Augen verloren.

Wie das genau abläuft, weiß ich aber so überhaupt nicht, und zur Vergütung habe ich noch nichts gelesen ...

Edit: Da kam mir Maja zuvor. Schön, dass ich nicht allein in die Röhre gucke. Und ich hoffe wirklich sehr, dass deine Befürchtung sich nicht bewahrheitet.
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

chaosqueen

Maja, Janika, habt ihr nachgefragt, wie es mit der Vergütung aussieht? Ist ja hübsch, dass das Ranking sich dadurch verbessern kann, aber Autoren sind nach wie vor kein Selbstbedienungsladen! Wenn unsere Texte allen gratis zur Verfügung stehen sollen (oder zumindest die Autoren nur einen Minimallohn bekommen), dann sollten Autoren einen "Autorenausweis" bekommen, mit dem sie überall gratis (oder zu einem Bruchteil des Originalpreises) einkaufen können.

Ich finde, das ist eine Marktlücke. ;D